16.1 · Hygiene und Desinfektion 439 16
Bei Notfallpatienten ist stets von einer Beteiligung des Immunsystems auszu-
gehen (jede Erkrankung schwächt das Immunsystem). Erreger, die sich ohne
Krankheitswirkung beim Personal angesiedelt haben, können für den Notfall-
patienten eine Lebensbedrohung darstellen! Untersuchungen zeigen, dass gera-
de die Hände des Personals ein wesentlicher Übertragungsweg sind.
Hygienische Händedesinfektion (Personal)
Vor und nach jedem Kontakt mit Patienten, ihren Ausscheidungen oder
kontaminiertem Material (z. B. Verbände). Außerdem vor invasiven Maß-
nahmen, Tätigkeiten mit Kontaminationsgefahr (z.B. Medikamente aufzie-
hen, Manipulation an Venenverweilkanülen) sowie bei erhöhter Infektions-
gefahr. Mittel mit §36-AMG-Zulassung und DGHM-Listung verwenden.
• Hände überall (beachte bes. Nagelfalz, Fingerzwischenräume, Daumen) gut
mit Desinfektionsmittel befeuchten und einreiben.
• Einwirkzeit 30 Sekunden. (Andere Zeiten sind je nach Mittel möglich.)
Für die Dauer der Einwirkzeit ist die gesamte Fläche feucht zu halten.
Bei spürbarer Kontamination / Tuberkulose-Kontamination 2 x anwenden.
• Schließt sich an die Desinfektion eine Reinigung (Händewaschung) an, so
erfolgt das Abtrocknen mit Einmalhandtüchern (keine Gemeinschafts-
handtücher!). Grundsatz: ERST DESINFEKTION, DANN REINIGUNG (sonst
Verteilung kontaminierter Partikel; Ausnahme: große Mengen von
Ausscheidungen zunächst möglichst gezielt aufnehmen/entsorgen).
• Hautpflege nach Schichtende oder in Pausen ist Pflicht, um Austrock-
nung, Mikrotraumen, Risse und Hautkrankheiten zu verhüten und eine
effektive hygienische Händedesinfektion zu gewährleisten.
Cave: Wasserstellen in Rettungsmitteln sind nicht zur Reinigung von
Händen und Gerätschaften geeignet. In Untersuchungen wurde festge-
stellt, dass sie ein Reservoir für verschiedene - teilweise gefährliche -
Erreger bilden. Es sollte überlegt werden, diese Wasserbehälter gar nicht
erst zu füllen. Ggf. alternativ Bevorratung von kohlensäurefreiem Mineral-
wasser in Originalverpackung (z.B. TetraPak®, Kanister) - Verfall beachten.
Hautdesinfektion (Patient)
Die auf der Haut befindlichen Erreger können bei Eindringen in die Blutbahn
des Patienten (besonders in Anbetracht des angegriffenen Immunsystems)
zu schweren Infektionen führen. Daher ist eine ordentliche Hautdesinfektion
z. B. vor Punktionen und Inzisionen obligat:
• Sattes Aufsprühen von Hautdesinfektionsmittel.
• Mind. 30 Sekunden Einwirkzeit (ggf. Abwischen mit sterilem Tupfer).
• Punktion/Inzision ohne erneute Kontamination (z. B. durch Tasten).
Hinweis: Auch bei anderen Maßnahmen (z.B. endotracheale Intubation,
endotracheales Absaugen) ist steril bzw. keimarm zu arbeiten.
Hygiene / Infektionsschutz 440 Kapitel 16 · Hygiene/Infektionsschutz
Ablauf eines Infektionstransportes
Definition: Transport eines Infektionskranken oder eines Patienten mit Verdacht
auf eine Infektionserkrankung (meist Ankündigung).
1. Vorbereitung
• Informationen sammeln (Krankheit, Übertragungsweg, Gefahren usw.);
Hygieneplan beachten; ggf. Rücksprache mit dem zuständigen
Desinfektor.
• Sofern vorhanden - Infektionsfahrzeug einsatzklar machen.
• Entfernen überflüssiger Gegenstände (z. B. Ersatzwäsche). Beachte: Die
Ausstattung nach DIN darf nicht entfernt werden!
• Hinweis: Abkleben (z. B. Schubladenritzen mit Leukosilk®) ist kein Schutz
vor Keimen! Trotzdem Desinfektion notwendig!
• Sicherstellen, dass alle benötigten Hygieneartikel (Schutzbekleidung,
Desinfektionsmittel usw.) zur Hand sind.
• Angemessene Schutzkleidung anlegen.
2. Transport
• Bei der Patientenübergabe aktuellen Zustand des Patienten erfragen und
Schutzmaßnahmen absprechen.
• Den Patienten über die Schutzmaßnahmen aufklären.
• Kontakt mit Dritten vermeiden.
• Hinweis: Fahrerraum und Fahrer sind immer als kontaminiert anzusehen,
sofern eine Verbindung zwischen Fahrerraum und Patientenraum besteht
(Schiebfenster) oder der Fahrer Patientenkontakt hatte!
• Transportzwischenfälle:
- Nachforderung von Einsatzkräften: diese über Infektiosität informieren!
- Beteiligung oder Hinzukommen bei einem Unfall: Abwägung:
Unterlassene Hilfeleistung gegenüber Ansteckungsgefahr; dabei muss
die Art der Erkrankung und ihr Übertragungsweg berücksichtigt
werden. Verwendung von kontaminiertem Material nur unter obigem
Vorbehalt. Aufklärung potenziell kontaminierter Personen.
• Patientenübergabe: Aufnehmendes Personal informieren!
3. Wiederherstellen der Einsatzbereitschaft
• Kontaminiertes Einwegmaterial und Körperausscheidungen möglichst
schon im Krankenhaus desinfizieren bzw. entsorgen.
• „Nicht einsatzbereit“ melden. Kontakt zu Dritten meiden.
• Geeignete Wache (Desinfektionshalle) anfahren: dort Desinfektion und
Reinigung (s. folgende S.); Desinfektionsnachweis führen und „einsatz-
bereit“ melden.
16.2 · Infektionstransport 1 64 4 1
4. Besonderheit - der nicht angekündigte Infektionstransport
• Sollte bei einem Einsatz der Verdacht bestehen, dass der Patient an einer
meldepflichtigen Infektionserkrankung leidet, so ist eine ärztliche
Abklärung notwendig. Dabei ist an die Meldepflicht nach den §§ 6 und 7
des Infektionsschutzgesetzes zu denken (s. S. 443 ff.).
• Feststellung einer (meldepflichtigen) Infektionserkrankung bei / nach Trans-
port ➯ mit der zuständigen Stelle des Gesundheitsamtes (wo auch die
Meldung erfolgte) weiteres Vorgehen absprechen (Desinfektion der
Rettungswache, Untersuchung weiterer Patienten oder des Personals).
Den Weisungen des Gesundheitsamtes ist Folge zu leisten.
5. Fahrzeugdesinfektion
Die Desinfektionsmaßnahmen richten sich u. a. nach
• der Art der Erkrankung,
• der Empfindlichkeit des Erregers,
• dem erregerhaltigen Material, das wesentlich den Übertragungsweg
bestimmt,
• den potenziell kontaminierten Flächen.
- Wenn ein Desinfektor in Rufbereitschaft ist, diesen alarmieren. Weiteres
Vorgehen nach Absprache; ansonsten Vorgehen nach Hygieneplan (muss
auf jeder Rettungswache vorgehalten werden; sollte alle möglichen
Fälle mit den entsprechenden Maßnahmen enthalten)
- Bei Desinfektionsarbeiten Handschuhe und ggf. Schutzkleidung
und Schutzbrille tragen.
- (Kontaminierte) Einmalartikel und Abfälle desinfizieren und sachgerecht
entsorgen (Hygieneplan / Desinfektor)
- Ausscheidungen des Patienten (z. B. Urin) mit Desinfektionsmittel
versetzen und nach der Einwirkzeit entsorgen (Hygieneplan / Desinfektor)
- Wiederverwendbare Artikel vor Reinigung desinfizieren
- Kontaminierte Wäsche / Kleidung in einem gekennzeichneten und
verschlossenem Plastiksack einer adäquaten Desinfektion zuführen
- Verunreinigungen erst desinfizieren, dann entfernen (sehr große Mengen
ohne Verteilung entsorgen)
- Gegenstände so anordnen, dass sie vollständig mit Desinfektions-
mittel benetzt werden (cave Lumina, Luft in Hohlräumen)
- Desinfektionsmaßnahmen (gemäß Hygieneplan / Desinfektor)
- Die Besatzung duscht und wechselt die Kleidung.
- Reinigung von Fahrzeug und Gerät; Klarspülen; Trocknen; Belüften
- Fahrzeug neu bestücken; Einsatzbereitschaft herstellen
- Dokumentation der Desinfektion (Nachweis)
Hygiene / Infektionsschutz 442 Kapitel 16 · Hygiene/Infektionsschutz
Infektionsschutzgesetz (IfSG)
Mit dem „Gesetz zur Neuordnung seuchenrechtlicher Vorschriften“ (SeuchRNeuG) vom
20.07.2000 wurden in Art. 5 u.a. das „Bundesseuchengesetz“ (BSeuchenG) und das „Gesetz
zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten“ (GeschlKG) außer Kraft gesetzt. Gleichzeitig
wurde in Art. 1 das „Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim
Menschen“ (kurz: Infektionsschutzgesetz - IfSG) eingeführt (in Kraft seit 01.01.2001).
§ 4 IfSG: Aufgaben des Robert-Koch-Institutes, z.B.:
• Konzeptentwicklung zur Früherkennung und Verbreitungshemmung von
Infektionskrankheiten, Auswertung der im IfSG vorgeschriebenen Meldungen
• Erstellung von verbindlichen Richtlinien, Empfehlungen und Merkblättern
• Veröffentlichungen im Bundesgesundheitsblatt (z.B. Liste resistenter Keime)
§ 6 IfSG: Meldepflichtige Krankheiten (außer § 6 III innerhalb 24 Stunden)
§ 6 I 1. Namentliche Meldung bei Verdacht, Erkrankung und Tod bei konkreten
Krankheiten - s. Kennzeichnung in der Tabelle auf den folgenden Seiten.
Ferner Erkrankung und Tod an behandlungsbedürftiger Tuberkulose.
§ 6 I 2. Namentliche Meldung bei Verdacht und Erkrankung an einer mikrobiell
bedingten Lebensmittelvergiftung oder infektiösen Gastroenteritis, wenn der
Erkrankte im Lebensmittel-/Gaststättengewerbe tätig ist oder zusammen-
hängend zwei oder mehr Fälle auftreten.
§ 6 I 3. Namentliche Meldung bei gesundheitlicher Schädigung als Impffolge.
§ 6 I 4. Namentliche Meldung bei Verletzung / Berührung eines Menschen mit
tollwutkranken / -verdächtigem oder ansteckungsverächtigem Tier(körper).
§ 6 I 5. Namentliche Meldung bei infektiös bedingten, bedrohlichen oder
mindestens zwei zusammenhängenden Erkrankungen mit schwer-
wiegender Gefahr für die Allgemeinheit, ausgenommen Erreger nach § 7.
§ 6 II Namentliche Meldung bei Therapieverweigerung oder -abbruch bei behand-
lungsbedürftiger Lungentuberkulose.
§ 6 III Nichtnamentliche Meldung bei gehäuften, vermutlich zusammenhängenden
nosokomialen Infektionen.
§ 7 IfSG: Meldepflichtige Erregernachweise (s. Tabelle auf den folgenden S.)
§ 8 IfSG: Zur Meldung an das Gesundheitsamt verpflichtete Personen:
• Bei § 6: Der feststellende Arzt, zusätzlich ggf. der leitende (Abteilungs-) Arzt
• Bei § 6 I 4.: Auch der Tierarzt.
• Bei § 6 I 1, 2 und 5 sowie III: Wenn kein Arzt hinzugezogen wurde: Auch
Angehörige anderer Heil-/Pflegeberufe mit staatlich geregelter Ausbildung
oder Anerkennung, z. B. Rettungsassistent gemäß RettAssG (i.V.m. § 8 II).
• Bei § 6 I 1, 2 und 5: Wenn kein Arzt hinzugezogen wurde: Auch der verant-
wortliche Luftfahrzeugführer, Kapitän eines Seeschiffes, Leiter von Pflege-
einrichtungen, Heimen, Justizvollzugsanstalten, Lagern usw. (i.V.m. § 8 II).
• Bei § 6 I: Auch Heilpraktiker.
Wer seiner Meldepflicht bei Erkrankungen aus § 6 I, II nicht nachkommt, muss
mit Bußgeld von bis zu 25.000 Euro rechnen (§ 73 I). Keine Meldepflicht...
1. für Personen des Rettungsdienstes, wenn der Patient unverzüglich in eine
ärztlich geleitete Einrichtung gebracht wurde (§ 8 II IfSG), oder
2. wenn dem Meldepflichtigen ein Nachweis vorliegt, dass eine Meldung bereits
vollständig erfolgt ist (§ 8 III IfSG). Im Zweifel doppelt melden!
1 616.3 · Infektionsschutzgesetz
443
Meldepflichtige Erkrankungen nach IfSG
Gebrauch der Tabelle auf den folgenden Seiten
Hochgestellte Zahlen weisen auf einen spezifischen Hinweis zu der jeweiligen
Erkrankung hin; diese Fußnoten finden sich hinter der Tabelle (S. 450).
Wichtig: Diese Ergänzungen der Tabelle dienen einer schnellen Orientierung in der Praxis,
können aber selbstverständlich nicht die Konsultation des behandelnden Arztes, des
Desinfektors, bestehende Verfahrens- und Dienstanweisungen etc. ersetzen und jeden Einzel-
fall erfassen (z. B. weniger infektiöse Verläufe). Die allgemeinen Hinweise zur Hygiene und
Desinfektion auf den vorhergehenden Seiten sind entsprechend einzubeziehen!
Die in der Tabelle verwendeten Kürzel bedeuten:
S = Schutzmaßnahmen für die Dauer der Ansteckungsfähigkeit
Hinzugefügt wird eine Ziffer mit folgenden Bedeutungen:
0 = Allgemeine Hygiene ausreichend (s. S. 438 f.).
1 = Bei möglichem Kontakt mit kontaminierten Objekten (Erreger an Haut und
Gegenständen): Wie 0, aber grundsätzlich Handschuhe und Schutzkittel;
Kleidungswechsel nach jedem Patient.
2 = Bei aerogener Übertragung / Tröpfcheninfektion: Wie 1, aber grundsätzlich
Mundschutz für Personal und Patient. Bei Kennzeichnung mit * auch
Augenschutz (Schutzbrille - zumindest bei Verspritzungsgefahr).
3 = Bei besonderer Gefährlichkeit der Erkrankung: Wie 2, aber grundsätzlich
Ganzkörperinfektionsschutzanzug inkl. Schuhe. Besonderes Schleusen.
E =Erregerhaltiges Material
Hinzugefügt wird jeweils der fett und unterstrichen markierte Buchstabe für ...
Blut, Erbrochenes / Galle, Fäkalien (Urin / Stuhl), Geschlechtssekret, Liquor,
MeKonium, Muttermilch, Placenta, Sputum / respiratorisches Sekret,
Tränenflüssigkeit / Augensekret, StaUb / Erde, Wundsekret / Eiter.
D = Flächendesinfektionsverfahren (zum Umgang mit Wäsche, Instrumenten
etc. sind gesonderte Richtlinien bei Entsorgung / Desinfektion zu beachten):
Hinzugefügt wird eine Ziffer mit folgenden Bedeutungen:
0 = Routinemaßnahmen (s. S. 438 ff.) ausreichend.
1 = Patientennahe Flächen sind einer Desinfektion zu unterziehen; bei Bedarf
ist die Desinfektion auf weitere Flächen auszudehnen. Es sind Mittel der
DGHM-Liste (Verfahren mit 1 h Einwirkzeit), die auch in der RKI-Liste
verzeichnet sind, einzusetzen. Bei sichtbarer Kontamination sind die
Mittel in Konzentration und Einwirkzeit gemäß RKI-Liste anzuwenden.
2 = Grundsätzlich Desinfektion des gesamten Patientenraumes
Ein weiterer Buchstabe gibt die Gruppe des Desinfektionsmittels bzw.
-verfahrens (Wirkungsspektrum) gemäß RKI (ehem. BGA) an:
A= Geeignet zur Abtötung von vegetativen bakteriellen Keimen einschließlich
Mykobakterien, sowie von Pilzen einschließlich pilzlicher Sporen.
B= Geeignet zur Inaktivierung von Viren.
C= Geeignet zur Abtötung von Sporen des Milzbranderregers.
D= Geeignet zur Abtötung von Sporen der Erreger von Gasödem und Tetanus.
Hygiene / Infektionsschutz
444 Kapitel 16 · Hygiene/InfektionsschutzKrankheitMeldung bei Inkubations- Erreger (häufigste)ÜbertragungswegHauptsymptomePraxis
Fußnoten siehe Seite 450! zeit (vgl. S. 443)
AIDS Erregernach- 2-6 Wochen HIV 1 und 2 Blut, Grippe, generalis. Lymph- S: 0 / 2* 21
weis (§ 7)19 (Infektion) Geschlechtsverkehr knotenschwellung, s. S. 432 f. E: B,G,M,L
0,5-10 Jahre D: 0 1 B)
(Immundefekt)
Botulismus Verdacht Stunden Clostridium unsachgemäß kon- Lähmungserscheinungen, S: 0
Erkrankung bis Tage botulinum servierte Lebensmittel, Doppelsehen, Sprach- und E: - (F, W)
Tod (§ 6 I 1.)19 (bildet Botulinus-Toxin) Konservendosen Schluckbeschwerden D: 0
Brucellose Erreger- 1-3 Wochen Brucella melitensis direkter Kontakt mit rezidivierende Fieberanfälle, S: 0
nachweis (§ 7) Brucella abortus infizierten Tieren (Rind, Schwellung von Lymph- E: B, (F),
u. a. Schaf, Ziege) oder knoten, Leber, Milz M, W
deren Milchprodukten D: 1 A
Cholera Verdacht 1-5 Tage Vibrio cholerae (O1, O139) fäkal-oral, starkes Erbrechen, S: 1
(Vibrio El Tor - nicht § 7) Abwasser schwerste Durchfälle E: E, F
Erkrankung Reiswasserstühle, Koliken) D: 2 A
Tod (§ 6 I 1.)19 Embryo- bzw. Fethopathie S1: 0
mit schweren zerebralen E: - (S, F)
Cytomegalie keine - Cytomegalievirus intrauterin Schäden, Abort D: 0
(Mutter auf Kind)
(nur angeborene Form) Krupp-ähnlich, vergrößerte S2: 2
Halslymphknoten, grau- E: S, W
Diphterie Verdacht 2-7 Tage Corynebacterium Tröpfchen weiße Pseudomembran im D: 2 A
diphteriae Rachen
Erkrankung
Tod (§ 6 I 1.)19
Enzephalopathie, Verdacht 0,5-20 Jahre Prionen unterschiedl. Wirte, z.B. v.a. zentralnervöse bei Desin-
fektor infor-
humane spongiforme Erkrankung Schaf, Ziege, Nerz, Symptome mieren
(außer fam.-hereditär) Tod (§ 6 I 1.) Mensch
Epiglottitis Erreger- Haemophilus influenzae Tröpfchen Kinder < 6 J., inspir. Stridor, S: 2 / E: S
Fleckfieber nachweis (§ 7) Schluckschmerz, vgl. Kap. 11 D: 0
Rickettsia prowazekii Läuse, Zecken,
Erreger- 10-14 Tage [Rickettsia typhi- nicht §7 Flöhe, Milben hohes Fieber (> 10 Tage) S: 0
Schüttelfrost, fleckiges E: -
nachweis (§ 7) Exanthem (Ausschlag) D: 03
Krankheit Meldung bei Inkubations- Erreger (häufigste) Übertragungsweg Hauptsymptome Praxis 16.3 · Infektionsschutzgesetz
zeit (vgl. S. 443)
Gasbrand keine Stunden Clostridium perfringens Wundkontamination Ödem, Schwellung, S: 1
Gelbfieber bis Tage und andere Clostridien (Erreger ist Schmerzen, Fieber, E: F, U, W
allgegenwärtig) Gasbildung im Gewebe D: A, D
Erreger- 3-6 Tage Gelbfiebervirus
(Flaviviren) Moskito hämorrhagisches Fieber S: 0
(Blutungen) E: - (B) / D: 0
nachweis (§ 7)
hämolytisch-uräm. Verdacht Primärinfekt EHEC (enterohämorrhag. (fäkal) kontamin. Le- mehrere Tage Durchfälle, S: 1
Syndrom (HUS), Erkrankung 1-5 d; HUS E. coli), bensmittel (Rohmilch, Darmkolik, Erbrechen; dann E: F / D: 1 A
enteropathisch Tod (§ 6 I 1.) weitere 7d manche Shigellen rohes Fleisch); direkt hämolyt. Anämie, Nierenversagen
hämorrhagisches Verdacht abhängig v. Ebola-, Lassa-, Marburg- Moskito, über Körper- hämorrhagisches Fieber S: 3
(Blutungen)
Fieber Erkrankung Erreger: Virus; in § 7 nur indirekt: sekrete, zum Teil E: B, F, S
D: 2 B 4
(nur virusbedingt, z. B. Tod (§ 6 I 1.)19 Dengue 5-8d Alpha-, Bunya- und Flavi- fragliche Tröpfchen-
Dengue-, Lassa- und Pappa- viren (z. B. Dengue- infektion
Pappataci-Fieber) taci 7-10 d virus)
Fußnoten siehe Seite 450! Influenza Erregernach- 1-3 Tage Influenzavirus A, B Tröpfchen Grippe, Bronchitis, Pneumo- S: 2 5
(Virusgrippe) weis (§ 7)7 (Orthomyxoviren) nie (bakt. Superinfektion) E: S 6 / D: 1 B
Keuchhusten keine 10-14 Tage Bordetella pertussis Tröpfchen krampfartige Hustenanfälle S: 2 4 1645
mit typischem inspiratori- E: S
schem Ziehen D: 1 A
Lebensmittel- Verdacht Stunden Bakterien, Viren, Genuss verdorbener Übelkeit, Erbrechen, Magen- S: 1
vergiftung- bis mehrere Toxine Lebensmittel
mikrobiell Erkrankung Tage krämpfe, Durchfälle usw. E: B, F, E
(§ 6 II)20 D: 1 A + B 8
Meldepflichtig, wenn Pat. im Lebensmittel-/Gaststättengewerbe tätig ist oder wenn bei mehreren Pat. epidemischer Zusammenhang zu vermuten ist.
Legionellose Erreger- 2-10 Tage Legionella sp. Oberflächenwasser, Fieber, Husten, Diarrhö,
feuchter Boden (aerogen) Thoraxschmerz, Verwirrtheit
nachweis (§ 7)
Hygiene / Infektionsschutz
446 Kapitel 16 · Hygiene/InfektionsschutzKrankheitMeldung bei Inkubations- Erreger (häufigste)ÜbertragungswegHauptsymptomePraxis
Fußnoten siehe Seite 450! zeit (vgl. S. 443)
Lepra Erreger- 9 Monate Mycobacterium direkter Kontakt Anästhesie, Neuritis, S: 1
(Verletzungen von trophische Geschwüre E: B, (S), W
Leptospirose (z. B. nachweis (§ 7) bis mehrere leprae
Weil-Erkrankung)
Jahre Schleimhaut o. Haut) D: 1 A
Listeriose
(nur angeborene Erreger- 7-12 Tage Leptospira interrogans Urin von Ratten, hohes Fieber, Meningitis S: 0
Form) (Weil: Hepatitis, Blutungen) E: B, E, F, L
Lues (Syphillis) Nachweis (§ 7) Hunden usw.
Malaria ⇒ Wasser ⇒ Haut D: 0 A
Masern Direkter - Listeria intrauterin Abort, Frühgeburt, Pneu- S: 0
Erreger- monocytogenes (Mutter auf Kind) monie, Meningitis, Krämpfe E:B,F,(G),K,
Meningokokken-
Meningitis / -Sepsis nachweis (§ 7) L,S / D: 1 A
Meningoenze- Erregernach- - Treponema intrauterin Schwerhörigkeit, Tonnen- S: 1
phalitis, übrige weis (§ 7)19 pallidum (Mutter auf Kind) zähne, Säbelscheidentibia E: B, G, W
Formen
D: 1 A
Erregernach- je nach Plasmodium Anopheles-Mücke, rezidivierende Fieberanfälle, S: 0
weis (§ 7)19 Erreger falciparum,
P. vivax, intrauterin, parenteral Pneumonie, Enzephalitis, E: - (B)
7-40 Tage
(über Blut) evtl. schwarzbrauner Urin D: 0
P. malariae
Verdacht 9-14 Tage Masernvirus Tröpfchen Fieber, fleckig-knotiger S: 2 9
Erkrankung (Paramyxoviren) Ausschlag, Koplik-Flecken E: S / D: 1 B
Tod (§ 6 I 1.)19
Verdacht 2-5 Tage, Meningokokken Tröpfchen und Fieber, Kopfschmerz, S: 2 10
Nackensteifigkeit E: B, F, L, S
Erkrankung selten bis (Neisseria meningitidis) sonstige
Tod (§ 6 I 1.)19 10 Tage D: 2 A + B
Erreger- meist FSME-Virus, Haemophilus influenzae (nicht § 7: Herpesvirus, TBC u.a.)
nachweis (§ 7) 1-10 Tage
(je nach Erreger)
Krankheit Meldung bei Inkubations- Erreger (häufigste) Übertragungsweg Hauptsymptome Praxis 16.3 · Infektionsschutzgesetz
zeit (vgl. S. 443)
Milzbrand Verdacht 2-4 Tage Bacillus anthracis von infizierten Haut (Karbunkel), S: 3
Tieren auf Mensch Lunge (Pneumonie), E: F, S, W
Ornithose Erkrankung D: 11
(Psittakose) Darm (blutige Durchfälle)
Paratyphus A, B, C Tod (§ 6 I 1.)19
Pest Erreger- 14-21 Tage Chlamydia psittaci Inhalation keimhaltigen Fieber, Kopfschmerzen, S: 2
E: S
Pocken (Variola) nachweis (§ 7) Staubes (Vogelkot) Pneumonie
(ausgerottet)
D: 1 A
Poliomyelitis
(Kinderlähmung) Verdacht 7-21 Tage Salmonella fäkal-oral hohes Fieber, Durchfälle S: 1
Puerperalsepsis (evtl. blutig) E: B,E,F,W
(z. B. Kindbettfieber) Erkrankung paratyphi A, B, C
Q-Fieber
Tod (§ 6 I 1.)19 D: 1 A
Verdacht 2-7 Tage Yersinia pestis Flöhe oder direkter bläuliche geschwollene S: 3
Kontakt mit infizierten
Erkrankung Tieren Lymphknoten, hohes Fieber, E: S, W
Tod (§ 6 I 1.)19 evtl. Pneumonie mit D: A12
blutigem Auswurf
Fußnoten siehe Seite 450! keine 5-15 Tage Pockenviren aerogen Pusteln an Haut und S: 3
(Poxviren) Schleimhaut (alle im
gleichen Stadium), E: F, S,W 4 1647
D: D13
Pneumonie
Verdacht 7-14 Tage Polioviren fäkal-oral Grippe, Meningitis, S: 22 + 14
Lähmungen E: F, S
Erkrankung
Tod (§ 6 I 1.)19 Als Verdacht gilt jede akute schlaffe Lähmung, außer wenn traumatisch bedingt (§ 6 I 1. k IfSG). D: 2 B
keine 1-3 Tage z. B. Streptokokken verschiedene Sepsis S: 115 / E: G,
(ggf. Labor) (S),W / D: 1A
Erreger- ca. 20 Tage Coxiella burnetti Inhalation erregerhaltigen Staubes Pneumonie, S: 2 / E:B,S,U
(Ausscheidungen infizierter Tiere) Endokarditis D: 2 A
nachweis (§ 7)
Hygiene / Infektionsschutz
448 Kapitel 16 · Hygiene/InfektionsschutzKrankheitMeldung bei Inkubations- Erreger (häufigste)ÜbertragungswegHauptsymptomePraxis
Fußnoten siehe Seite 450! zeit (vgl. S. 443)
Rötelnembryopathie Erregernach- - Rubellavirus (Togaviren) intrauterin Taubheit, Mikrozephalie, S: 0 bzw. 216
(Mutter auf Kind)
(angeboren) weis (§ 7)19 Katarakt, Herzmissbildung E: B,F,S /D:1B
Rotz (Malleus) Keine 2-7 Tage Pseudomonas Kontakt mit infizierten Schleimhautgeschwüre, S: 2
mallei Tieren oder deren Gelenkschmerzen, E: S, W
Produkten Weichteilabszesse D: 1 A
Rückfallfieber Erreger- 5-8 Tage Borrelia recurrentis, Kleiderläuse periodisch wiederkehrende S: 0
[B. duttoni - nicht § 7] Zecken
Nachweis (§ 7) [B. hermsii - nicht § 7] Fieberschübe E: -
D: 0 / ggf. 3
Salmonellose Erreger- 1-2 Tage Salmonella enterica fäkal-oral akuter Brechdurchfall S: 1
E: B, E, F, W
Nachweis (§ 7) und alle nichttyphoiden D: 1 A(/B)
Salmonellen
Scharlach Tod 1-5 Tage Stretokokkus pyogenes Tröpfchen Scharlachausschlag, S: 2
Mandelentzündung E: S,W / D: 1A
Shigellenruhr Erreger- 2 - 7 Tage Shigella sonnei, fäkal-oral Übelkeit, wässrige Diarrhö, S: 1
S. dysenteriae,
Syphilis nachweis (§ 7) S. flexneri und S. boydii Verletzung schmerzhafter Stuhlgang E: F
Tetanus (Erreger überall)
(Wundstarrkrampf) Clostridium tetani mit Schleim / Eiter / Blut D: 1 A
s. Lues 4-14 Tage erhöhter Muskeltonus, S: 0
Keine und länger
Krämpfe, Risus sardonicus, E: (U), W
Opisthotonus D: 1 A+D
Tollwut (Rabies, Verdacht 3 Wochen Tollwutvirus Biss eines infizierten Kribbeln an Wunde, Krämpfe S: 3*2
Lyssa) Tieres (oder Speichel des Rachens beim Schlu- E: S, T
Erkrankung bis 3 Monate auf offene Wunde) cken (Hydrophobie), inad- D: 2 B
äquate Reaktion auf Reize
Tod (§ 6 I 1.)19 (im Schnitt
vgl. a. S. 422 ! 6 Wochen)
Krankheit Meldung bei Inkubations- Erreger (häufigste) Übertragungsweg Hauptsymptome Praxis
zeit (vgl. S. 443)
16.3 · Infektionsschutzgesetz
Toxoplasmose Erregernach- - Toxoplasma gondii intrauterin Abort, Pneumonie, Hydro- S: 0 / E: B, L,
(Mutter auf Kind)
(angeborene Form) weis (§ 7)19 zephalus, Myokarditis P / D: 0
Trachom Keine Tage bis Chlamydia trachomatis direkter und Tränenfluss, eitrig-schlei- S: 1
Wochen indirekter Kontakt mige Sekretion / Entzündung E: T, W
(Auge), Hornhautnarben D: 1 A
Trichinose Erregernach- Tage bis Trichinella spiralis rohes, larvenhaltiges Muskelschmerzen, S: 0
weis (§ 7) Wochen E: - / D: 0
Fleisch (Schwein) Herzschmerzen
Tuberkulose Erkrankung 4-12 Wochen Mykobakterium Tröpfchen Husten, evtl. Auswurf, Fieber S: 2*17
(aktive Form) Tod (§ 6 I 1.)19 tuberculosis, M. bovis Meningitis, Nachtschweiß E: B, F, G, L,
Meldung auch, wenn bakteriologischer Nachweis nicht vorliegt. Meldung auch bei Behandlungsverweigerung / -abbruch gem. § 6 II ! S, W / D: 18
Tularämie Erregernach- 3-4 Tage Francisella tularensis Kontakt mit infizierten Geschwüre an der Eintritts- S: 2
weis (§ 7) Tieren
pforte, Pneumonie, typhus- E: B, W
ähnliche Symptome D: 1 A
Fußnoten siehe Seite 450! Typhus abdominalis Verdacht 7-21 Tage Salmonella typhi fäkal-oral hohes Fieber, S: 0
Durchfälle (evtl. blutig) E: B,E,F,W
Erkrankung D: 1 A
Tod (§ 6 I 1.)19 4 1649
Virusgrippe s. Influenza
Virushepatitis, akut Verdacht 20-45 Tage Hepatitis-A-Virus fäkal-oral Magen-Darm-Symptome, S: 22 / E: (B),
Hepatitis A Erkrankung (Picornaviren) Ikterus,
Tod (§ 6 I 1.) 1-6 Monate Hepatitis-B-Virus parenteral und Leber druckschmerzhaft F / D: B1
Hepatitis B Erregernach- und länger (Hepadnaviren) Körperflüssigkeiten S: 2*2/ E:B,
weis (§ 7) 2-12 Hepatitis C-, D- C, D: wie B G,(S)/D:B1
übrige Formen Wochen und E-Viren E: wie A
im Zweifel:
S: 2*
Hygiene / Infektionsschutz 450 Kapitel 16 · Hygiene/Infektionsschutz
Infektionskrankheiten nach §§ 6, 7 IfSG
Fußnoten zur Tabelle von S. 444 - 449
1 Ein Gesundheitsrisiko besteht für Schwangere, Neugeborene und Patienten
ohne Immunschutz; diese sind von Erkrankten fernzuhalten.
2 Der Patient sollte nur von Personen betreut werden, die einen ausreichenden
Impfschutz aufweisen.
3 Der Patient, seine Wäsche und Textilien sind einer Entlausung zu unterziehen.
4 Nach Entscheidung des verantwortlichen Desinfektors ist ggf. eine
Desinfektion durch Verdampfen / Vernebeln von Formaldehyd erforderlich.
5 Patienten von abwehrgeschwächten Personen (z.B. Säuglinge) ferngehalten.
6 Übertragung auch über mit frischem respiratorischem Sekret kontaminierte
Flächen.
7 Auch Meldepflicht bei gehäuftem Auftreten (im Krankenhaus).
8 Angaben für unbekannte Erreger; bei bestimmten Erregern reichen ggf.
geringere Maßnahmen aus (z. B. bei Bacillus cereus, Staphylokokkus aureus).
9 Personen, die keine Antikörper gegen das Masernvirus besitzen, sollten fern-
gehalten werden; sonst aber Mundschutz dringend empfohlen!
10 Diese Angaben gelten für ungeklärte Ätiologie der Erkrankung; ggf. sind die
Maßnahmen an die entsprechende Erkrankung anzupassen.
11 Nach Entscheidung des verantwortlichen Desinfektors ist ggf. eine
Desinfektion durch Verdampfen / Vernebeln von Formaldehyd erforderlich,
bevor Verfahren / Mittel der Gruppe A bzw. C zur Anwendung kommen.
12 Nach Entscheidung des verantwortlichen Desinfektors ist ggf. eine
Desinfektion durch Verdampfen / Vernebeln von Formaldehyd erforderlich,
bevor Verfahren / Mittel der Gruppe A zur Anwendung kommen.
13 Nach Rücksprache mit dem zuständigen Desinfektor. Bei Tierpocken /
Molluscum contagiosum wird mindestens D: B1 vorgeschlagen.
14 Hinweis: Der Pat. kann noch über 6 Monate über die Fäzes Ausscheider sein!
15 Bei großflächigen Wunden und Besiedelung durch multiresistente oder hoch-
virulente Staphylokokken-Stämme: ggf. Anlegen eines Mundschutzes!
16 Von Personen ohne Impschutz müssen Schutzmaßnahmen gemäß S: 2
ergriffen werden! Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht über Antikörper
gegen das Rötelnvirus verfügen, müssen ferngehalten werden; ihnen wird eine
Impfung angeraten, sofern nicht schwanger.
17 Der Patient sollte von Tuberkulin-positiven Personen betreut werden.
18 Nach Entscheidung des verantwortlichen Desinfektors ist ggf. eine
Desinfektion durch Verdampfen / Vernebeln von Formaldehyd erforderlich,
bevor Verfahren / Mittel der Gruppe A (bevorzugt mit Phenolderivaten /
Perverbindungen) zur Anwendung kommen.
19 Zusätzlich Meldepflicht bei Erregernachweis (bei Botulismus auch Toxinnach-
weis) gemäß § 7 IfSG! Nichtnamentliche Meldung bei HIV, Treponema pallidum,
Echinococcus sp., Plasmodium sp., Rubellavirus, Toxoplasma gondii.
20 Gemäß § 7 IfSG sind meist im Zusammenhang mit enteritischen Erkrankungen
folgende Erregernachweise explizit meldepflichtig: EHEC (entero-
hämorrhagische E. coli), EPEC (enteropathogene E. coli), Giardia lamblia,
Rotavirus, Salmonellen jeder Art, darmpathogene Yersinia enterocolitica.
16.4 · Nadelstichverletzung 1 64 5 1
Vorgehen nach potenziellem Kontakt mit HIV
Nadelstichverletzung/Schnittverletzung
mit kontaminierten Instrumenten (Blut, Liquor, Punktat, Organmaterial)
1. Blutfluss fördern (venöse Stauung proximal der Verletzung; Druck auf umlie-
gendes Gewebe > 1 min – keine Quetschung im Einstichbereich)
2. Evtl. chirurgische Intervention, wenn zeitgleich fachärztlich möglich
3. Intensive antiseptische Spülung/antisept. Wirkstoffdepot > 10 min (Ethanol-
gehalt > 80 Vol%, z. B. Frekaderm® oder Amphisept®; evtl. auch PVP-Jod)
Hautkontakt (geschädigte oder entzündlich veränderte Haut)
1. Potenziell infektiöses Material mit alkoholgetränktem Tupfer entfernen (z. B.
Sterilium®)
2. Intensive antiseptische Spülung (Antiseptika mit Ethanolgehalt > 80 %)
Augenkontakt
1. Anwendung steriler, 5%iger PVP-Jod-Lösung (z. B. Braunol®/Aqua 1:1)
2. Wenn 1. nicht verfügbar, zunächst reichliches Ausspülen mit Wasser oder
physiologischer NaCl-Lösung
Mundschleimhautkontakt
Infektiöses Material sofort ausspeien; Mundhöhle mehrfach kurz spülen
(4–5 mal, jeweils ca. 15 s mit 20 ml 80 Vol.% Ethanol)
• Immer Dokumentation beim D-Arzt (Meldung an die Berufsgenossenschaft)
Nur so können im Infektionsfall Ansprüche (z. B. Rente) geltend gemacht
werden. Gilt für jede Nadelstichverletzung!
• Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe (PEP) zur Senkung des Erkran-
kungsrisikos: - empfohlen für a)
- möglich bei b), c) und d) bei hoher Viruskonzentration
- nicht unbedingt notwendig bei Hautkontakt mit Urin
oder Speichel sowie Kontakt intakter Haut mit Blut
Nach Abwägung des Infektionsrisikos und der Medikamentennebenwirkungen
sowie -kontraindikationen, Gabe von verschiedenen antiviralen Medikamenten-
kombinationen (z. B. Dreierkombination von Zidovudin [Retrovir®, 2x250mg]
+ Lamivudin [Epivir®, 2x150 mg] + Nelfinavir [Viracept®, 2x1250mg] – beson-
dere Abwägung bei Schwangeren . evtl. kein Nelfinavir). Fortführung für 4
Wochen. Bei gegebener Indikation so schnell wie möglich beginnen (< 60 min!);
120 min möglichst nicht überschreiten. Im Zweifelsfall erste Dosis vor dem Test-
ergebnis verabreichen. Beachte aber: Intensive Aufklärung und ausdrückl. Ein
willigung wegen fehlender Zulassung der Präparate für diese Indikation!
• HIV-Testung (Anti-HIV + HIV-RNA-quantitativ) sofort (Dauer: je nach Verfahren
15–120 min) und an den Tagen 45, 90, 180, evtl. 365. Wenn möglich, HIV-
Testung des Patienten (nur mit dessen Einverständnis!). Entscheidung über
Fortführung der Prophylaxe nach Testergebnis.
• Auch an Hepatitis-Immunisierung denken!
• Medikamentöse PEP ggf. auch bei anderen Erregern (z.B. Meningokokken).
Hygiene / Infektionsschutz 452 Kapitel 16 · Hygiene/Infektionsschutz
MRSA
Methicillin-/Oxacillin-resistenter Staphylococcus aureus
Das grampositive Bakterium Staphylococcus aureus besiedelt häufig unbemerkt
Haut / Schleimhäute gesunder Menschen (v.a. vorderer Nasenabschnitt, sehr häu-
fig bei medizinischem Personal). Es kann z.B. lokale eitrige Infektionen (z.B. Fu-
runkel, Wundinfektionen, Otitis media) und insbes. bei abwehrgeschwächten
Patienten lebensbedrohliche Sepsis verursachen. Normalerweise lässt sich S.
aureus gut mit penicillinasefesten Penicillinen behandeln.
Einige Stämme haben jedoch eine hohe Resistenz gegen alle Betalaktam-
antibiotika entwickelt, ein Vertreter dieser Gruppe ist das namensgebende
Methicillin (histor.). Da diese Resistenz auch andere Antibiotika (Cephalosporine,
Carbapeneme) beinhaltet, spricht man auch von multi-resistentem S. aureus, der
v.a. in der Klinik vorkommt und bei Risikopatienten schwere und schwer
therapierbare Infektionen versursacht. Das Risiko besteht weniger in einer Erkran-
kung der Helfer, sondern in der Übertragung auf Patienten und darin - sofern noch
nicht geschehen - selbst Überträger zu werden.
Übertragung
Schmier- und Tröpfcheninfektion, aerogen über Staub
Allgemeine Schutzmaßnahmen
Isolierung, ggf. Therapie des Pat. mit Reserveantibiotika, Desinfektions-
maßnnahmen (z.B. als Waschungen) nach festgelegtem Schema;
• Patient: Mundschutz.
• Personal: Haube, Mundschutz und Schutzkittel. Gründliche hygienische
Händedesinfektion (auch wenn Handschuhe getragen wurden!). Der Patient gilt
erst nach 3 negativen Abstrichuntersuchungen (2-Tagesabstand) als MRSA-
frei!
• Transporte: strenge Indikationsstellung; Vorabinformation an Besatzung und
Zieleinrichtung; wenn mgl. vorher antiseptische Körperwäsche; Wundin-
fektionen dicht abdecken; Mundschutz für Patient (sofern MRSA in Mund/Nase);
Kontakt zu anderen Patienten vermeiden; nach Transport: Desinfektion aller
Patienten-Kontaktflächen!
Möglichkeiten zur Prophylaxe
Allgemeine Händehygiene, Trägerstatus bei med. Personal in Risikobereichen (z.B.
Intensivstationen) ermitteln und zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen anhalten;
Sanierungsversuch z.B. mit antibiotischer Nasensalbe (Mupirocin).
Kapitelübersicht 1 74 5 3
Notfallmedikamente
17.1 Übersicht nach Wirkstoffgruppen ............................... 454
17.2 Sympathikus / Parasympathikus ................................. 459
17.3 Index der Notfallmedikamente ..................................... 460
In diesem Verzeichnis ist jedes Notfallmedikament über seinen Wirkstoff,
verschiedene Handelsnamen (auch ältere) sowie Synonyme und
Abkürzungen auffindbar! Alle relevanten Namen sind alphabetisch ge-
ordnet; es erfolgt jeweils ein Verweis auf die entsprechende Wirkstoff-
beschreibung.
17.4 Notfallmedikamente -
alphabetisch nach Wirkstoffen .................................... 479
Bei jedem Wirkstoff sind die auf dem Markt befindlichen Handelspräparate
mit Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen,
Dosierung und Wirkungsweise dargestellt.
Verweise
• Antidota (tabellarische Übersicht) ........................... 352
•Übersicht Notfalldosierungen
- Kinder ............................................................... 575
- Erwachsene ................................. im hinteren Einband
454 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Übersicht nach Wirkstoffgruppen
Die Wirkstoffe in dieser Übersicht wurden großzügig ausgewählt und sind
keineswegs alle für die präklinische Notfallmedizin unverzichtbar. Als Minimum
sollten jedoch auf notarztbesetzten Rettungsmitteln die meisten Wirkstoffgruppen
mit repräsentativen Präparaten vertreten sein. Die angegebenen Seitenzahlen
verweisen auf die ausführlicheren Wirkstoffsteckbriefe oder die Kurzbeschrei-
bungen im Index der Notfallmedikamente.
Analgetika
Zentral wirksame Analgetika
Notfallmedikamente >> Generelle Ausschaltung des Schmerzerlebens.
>> Wirkung über spezifische Rezeptoren v. a. im ZNS, z.B.:
• -Rezeptor: Opioid-Analgesie, Euphorie, Atemdepression, Sucht,
Verstopfung, Bradykardie
• κ-Rezeptor: Opioid-Analgesie, Sedierung, Atemdepression, Sucht
• δ-Rezeptor: Beeinflusst regulatorisch das Verhalten, die
Analgesie und den Hormonhaushalt
• σ-Rezeptor: Dysphorie, RR ≠, Tachykardie, Halluzinationen
• NMDA-Rezeptor: Glutamatrezeptorsubtyp; Angriffsort für Ketamin
a) Opiatagonisten
(RW = Relative analgetische Wirkung bezogen auf Morphin)
• Alfentanil (BtM) [s. Bemerkung im Index: S. 460] RW 30
RW 100
• Fentanyl (BtM) [512] RW 1
RW 0,1
• Morphin (BtM) [537] RW 0,7
RW 800
• Pethidin (BtM) [544] RW 0,1
• Piritramid (BtM) [547]
• Sufentanil (BtM) [s. Bemerkung im Index: S. 475]
• Tramadol (kein BtM !) [s. Bemerkung im Index: S. 476]
b) Partielle Opiatagonisten
• Buprenorphin (BtM) [s. Bemerkung im Index: S. 462] RW 25-50
• Pentazocin (BtM) [s. Bemerkung im Index: S. 473] RW 0,3
c) Sonstige
• Ketamin, niedrig dosiert
(kein BtM!) [ 523]
Lokalanästhetika
>> Blockade der peripheren (u. a. sensiblen) Nervenleitung.
>> Der Schmerzreiz dringt nicht zum Zentralnervensystem vor.
>> Wirkung: Herabsetzung der Membranpermeabilität für Kationen (Na+).
Wenn auch selten, kommt in der Notfallmedizin letztlich nur die Infiltrations-
bzw. Oberflächenanästhesie in Betracht, da die übrigen Verfahren trotz
17.1 · Wirkstoffgruppen 1 74 5 5
ihrer Vorteile in der Regel zu zeitaufwendig sind, zusätzliche Risiken aufwer-
fen und klinische Bedingungen (Asepsis, Lagerung) voraussetzen.
• Mepivacain ................................... [s. Bemerkung im Index: S. 469]
• Oxybuprocain (lokal: Auge) ......... [s. Bemerkung im Index: S. 472]
Peripher wirksame Analgetika
>> Der Begriff “peripher wirksam” darf nicht mit “weniger wirksam” gleich
gesetzt werden! Die Wirksamkeit hängt von der Schmerzursache ab.
Außerdem ist nachgewiesen, dass periphere Analgetika auch im ZNS
und zentrale auch in der Peripherie wirken. Im weiteren Sinne be-
einflussen auch Glukokortikoide die Schmerzentstehung (Hemmung
der Freisetzung von Membranlipiden = Substrate der Schmerz-
mediatorensynthese).
>> Verminderung der Prostaglandinsynthese durch Zyklooxygenase-
hemmung: Analgetische, unterschiedlich starke antiphlogistische und
antipyretische Wirkung, z.T. Thrombozytenaggregationshemmung.
a) eher antipyretisch b) eher antiphlogistisch (NSAID)
• Acetylsalicylsäure (ASS) ... [481] • Diclofenac • Celecoxib
• Metamizol ........................ [533] • Ibuprofen • Etoricoxib
• Paracetamol (PCM) .......... [543] • Indometacin • Parecoxib
Spasmolytika
>> (Kompetitiver) Antagonismus zum Acetylcholin am Muscarinrezeptor.
>> Verminderung kolikinduzierender Muskelaktivität.
• Butylscopolaminiumbromid ......... [492]
Bestimmte Glyceroltrinitratpräparate können bei Koliken eingesetzt werden.
Narkotika und Hypnotika Sonstige
• Etomidat .............. [509]
Barbiturate • Ketamin ................ [523]
• Thiopental ........... [564] • Propofol .............. [550]
Sedativa, Antikonvulsiva und Tranquilizer
Benzodiazepine • Diazepam ............. [497 f.]
• Clonazepam ......... [495] • Midazolam .............. [536]
• Lorazepam ........... [530]
Sonstige • Phenytoin .............. [545]
• Chloralhydrat ....... [463]
456 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Neuroleptika
• Haloperidol ............... [519] • Promethazin ..................... [548]
• Metoclopramid (MCP) - Verwendung als Antiemetikum ................ [534]
Muskelrelaxanzien • Suxamethoniumchlorid ... [558]
depolarisierend • Vecuroniumbromid .......... [566]
nicht depolarisierend
Antihistaminika
Notfallmedikamente H1-Blocker • Dimetinden ....................... [502]
• Clemastin .................. [494]
• Dimenhydrinat - Verwendung als Antiemetikum ........................... [501]
H2-Blocker • Ranitidin ........................... [552]
• Cimetidin .................. [493]
(Gluko-) Kortikoide • Dexamethason ............... [525 f.]
• Methylprednisolon ....... [525 f.]
• Beclomethason ...... [525 f.] • Prednison ...................... [525 f.]
• Kortisol .................. [525 f.]
• Prednisolon ........... [525 f.]
• Triamcinolon .......... [525 f.]
Sympathomimetika • Dobutamin ....................... [503]
• Noradrenalin ..................... [541]
Katecholamine
• Adrenalin ............... [483 f.] • Xylo-/Oxymetazolin, lokal . [472]
• Dopamin ................... [504]
• Reproterol ........................ [553]
α-Mimetika • Terbutalin ......................... [560]
• Etilefrin ..................... [508]
-Mimetika
• Fenoterol ............... [510 f.]
• Salbutamol ............... [555]
Sonstige
• Theodrenalin/Cafedrin [562]
-Sympatholytika ( -Blocker)
• Esmolol ..................... [506] • Metoprolol ....................... [535]
Parasympathomimetika (Cholinergika)
• Physostigmin ........... [546] • Pyridostigmin .................. [551]
• Pilocarpin, lokal ........ [473]
17.1 · Wirkstoffgruppen 1 74 5 7
Parasympatholytika
• Atropin ...................... [490]
Gefäßerweiternde Substanzen / Antihypertonika
• Clonidin .................... [463] • Dihydralazin ...................... [500]
• Enalaprilat ................. [505] • Glyceroltrinitrat ............. [517 f.]
• Isosorbiddinitrat ...... [467] • Nitrendipin ....................... [540]
• Urapidil ...................... [565]
Antiarrhythmika
Klasse I
Abnahme der max. Anstiegsgeschwindigkeit und der diastolischen
Depolarisationsgeschwindigkeit
I.A Aktionspotential verlängert • Ajmalin ............................. [485]
I.B Aktionspotential verkürzt • Lidocain ........................... [529]
• Phenytoin ......................... [545]
I.C Keine signifikante Wirkung
auf die Aktionspotentialdauer • Propafenon ...................... [549]
Klasse II
-Rezeptorenblocker s. S. 456 (Sympatholytika)
Klasse III • Amiodaron ..................... [487]
Repolarisation verlängert
Klasse IV • Verapamil ....................... [567]
Kalziumantagonismus
Sonstige
• Adenosin ....................... [482]
Antikoagulanzien
Thrombozytenaggregationshemmer
• Acetylsalicylsäure ...... [481]
• Clopidogrel ............... [496]
Thrombinhemmer
• Heparin ...................... [520]
Thrombolytika/Fibrinolytika • Anistreplase ...................... [488]
• Tenecteplase ..................... [559]
• Alteplas(e) ................. [486]
• Reteplase .................. [554]
458 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Infusionen / Volumenersatzmittel
• Vollelektrolytlösung, kristalloid (VEL) ........................................... [570]
• Volumenersatz, kolloidal[569] • Volumenersatz, hyperton [568]
Antidota
Unspezifische Wirkung - Brechmittel
• Ipecacuanha-Sirup ... [522]
Unspezifische Wirkung - Giftbindung/Resorptionshemmung
• Kohle, medizinische .. [524] • Paraffinöl ......................... [472]
Notfallmedikamente • Polyethylenglykol ..... [473]
Spezifische Wirkung/Spezielle Indikation (Auswahl)
• Acetylcystein ............. [480] • Hydroxocobalamin ........... [521]
• Atropin ...................... [490] • Naloxon ............................ [538]
• Beclomethason ......... [525] • Natriumhydrogencarbonat[539]
• Biperiden .................. [491] • Natriumhydrogenphosphat[470]
• Calciumgluconat ....... [468] • Natriumthiosulfat ............. [470]
• Diazepam ............... [497 f.] • Obidoximchlorid .............. [471]
• 4-DMAP ..................... [464] • Physostigmin ................... [546]
• DMPS ........................ [464] • Pyridostigminbromid ....... [551]
• Ethanol ..................... [507] • Simethicon ....................... [557]
• Flumazenil ................. [513] • Toloniumchlorid .............. [476]
Weitere Notfallmedikamente
Karboanhydrasehemmer • Acetazolamid .................... [479]
Digitalis • Digoxin / Metildigoxin ..... [499]
Diuretika • Furosemid ........................ [514]
Hormone • Glukagon .......................... [515]
• Argipressin (Vasopressin)[489] • Terlipressin ....................... [561]
• Oxytocin ................. [542]
Gase • Sauerstoff, medizinischer [556]
Methylxanthine • Theophyllin ...................... [563]
Osmotherapeutika • Mannitol ........................... [532]
• Volumenersatz, hyperton [568]
Sonstige • Glukose 40% .................... [516]
• Chlorethyl ............... [462] • Natriumhydrogencarbonat[539]
• Magnesiumsulfat ... [531]
17.2 · Vegetatives Nervensystem 459 17
Vegetatives Nervensystem - Rezeptoren, Wirkungen
Sympathikus Parasympathikus
(im Allgemeinen adrenerg) (cholinerg)
[nikotinische / muskarinische
[v.a. α1-, α2-, 1- und 2-Rezeptoren; Rezeptoren; prä- und post-
Überträgerstoffe: präganglionär Acetylcholin, ganglionärer Überträgerstoff:
postganglionär Noradrenalin (außer Schweiß- Acetylcholin]
drüsen, einige Muskelgefäße)]
• Pupillenverengung (Miosis)
• Pupillenerweiterung [α1] Auge • Tränendrüsensekretion ≠
(Mydriasis)
• Speicheldrüsensekretion ≠
• - Drüsen
•-
• Schweißdrüsensekretion ≠
• Herzfrequenz ≠ [ 1] Herz • Herzfrequenz (Sinusknoten) Ø
(positiv chronotrop) (negativ chronotrop)
• Herzkraft ≠ [ 1] •-
(positiv inotrop)
• AV-Überleitungsgeschw. Ø
• AV-Überleitungsgeschwindigkeit ≠ [ 1] (negativ dromotrop)
(positiv dromotrop)
•-
• Erregbarkeit des Herzmuskels ≠ [ 1]
(positiv bathmotrop) •-
• Arterien und Venen (gesamt): Gefäße •-
Gefäßverengung [α1]
(Vasokonstriktion) • Verengung der Bronchien
(Bronchokonstriktion)
• Arterien (Skelettmuskulatur / Haut):
Gefäßerweiterung [ 2] • Schleimsekretion (Bronchien)≠
(Vasodilatation)
• Muskulatur:
• Erweiterung der Bronchien Bronchien Aktivierung
(Bronchodilatation) [ 2]
• Schließmuskel (Anus):
•- Erschlaffung
Magen-Darm • Sekretion ≠
•-
• Muskulatur: •-
Erschlaffung [α2, 2] Anticholinergika (z.B. Atropin)
• Schließmuskel (Anus):
Kontraktion [α1]
• - Uterus
• Uteruskontraktion [α1] Antagonisierung
• Uteruserschlaffung [ 2]
α/ -Blocker (z.B. Esmolol)
α/ -Mimetika (z.B. Adrenalin) Stimulation Cholinergika (z.B. Physostigmin)
Notfallmedikamente460 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Index der Notfallmedikamente
Dieses Verzeichnis enthält alle Notfallmedikamente im Taschenatlas Notfall &
Rettungsmedizin mit einem eigenen Medikamentensteckbrief, auffindbar nach
Wirkstoffen, früheren und aktuellen Handelsnamen sowie Synonymen.
Der Verweis erfolgt jeweils auf den Wirkstoff mit Nennung der Seitenzahl der
Medikamentenbeschreibung.
Bestimmte Medikamente, die wegen einfacher Handhabung, wenig wichtigen
Informationen oder aus anderen Gründen keinen ganzseitigen Medikamenten-
steckbrief rechtfertigen, werden nur in diesem Index kurz beschrieben.
Einige früher im Rettungsdienst gebräuchliche und immer noch erhältliche
Medikamente, deren Einsatz in der Notfallmedizin heute als nicht mehr
indiziert, zweifelhaft oder gar obsolet gilt (z.B. bessere Alternativen), sind mit
einer entsprechenden Bemerkung in diesem Index genannt. Ein Verweis oder
eine Ausführung unter den Wirkstoffen findet nicht statt.
A
AB-Fentanyl ............................................................................................... Fentanyl (512)
AB-Pethidin ................................................................................................. Pethidin (544)
ACC ..................................................................................................... Acetylcystein (480)
Acetazolamid ...................................................................................... Acetazolamid (479)
Acetylcystein ..................................................................................... Acetylcystein (480)
Acetylsalicylsäure .................................................................... Acetylsalicylsäure (481)
Actilyse® ............................................................................................... Alteplas(e) (486)
Actosolv® ............................................................................ s. Bemerkung bei Urokinase
Adalat® .................................................................................. s. Bemerkung bei Nifedipin
Adenosin ................................................................................................... Adenosin (482)
Adrekar® .................................................................................................. Adenosin (482)
Adrenalin .................................................................................................. Adrenalin (483)
Adrenalin Medihaler®: nicht mehr auf dem Markt .................................. Adrenalin (483)
Aerobin® .............................................................................................. Theophyllin (563)
Aerodur® ................................................................................................. Terbutalin (560)
Afonilum®novo ..................................................................................... Theophyllin (563)
afpred® forte-THEO ............................................................................. Theophyllin (563)
Ajmalin ......................................................................................................... Ajmalin (485)
Akineton® ................................................................................................. Biperiden (491)
Akrinor® ....................................................................... Theodrenalin und Cafedrin (562)
Aktivkohle ................................................................................ Kohle, medizinische (524)
Alfentanil (unterliegt BtMG/BtMVV)
BtM Stark wirksames Opioidanalgetikum mit narkotischer Komponente zur Anästhesie
unter endotrachealer Intubation und Beatmung. Präparat: Rapifen® (Amp. mit
1 mg/2 ml und 5 mg/10 ml). Dosierung (Erwachsene/Kinder - nicht bei Säuglingen):
initial 0,01 mg/kgKG i. v.; zur Aufrechterhaltung 0,05 mg/kgKG/h (entspr. 7 ml
Rapifen®/70 kgKG/h) oder fraktionierte Bolusinjektion 0,01 mg/kgKG alle 15 min
(entspr. 1,5 ml Rapifen®/70 kgKG alle 15 min). Bei älteren Patienten Dosisreduktion
um 30–40%! Der Anwender muss Erfahrung mit dieser Substanz besitzen.
WE: 1–2 min. WD (Initialdosis): 11–15 min. HWZ 1,1 h.
17.3 · Index Notfallmedikamente 461 17
Alkohol-Konzentrat 95 % ............................................................................. Ethanol (507) A
Alphakinase ......................................................................... s. Bemerkung bei Urokinase
Alteplas(e) ............................................................................................. Alteplas(e) (486)
Altramet® ................................................................................................. Cimetidin (493)
Alupent® .......................................................................... s. Bemerkung bei Orciprenalin
Amiodaron .............................................................................................. Amiodaron (487)
Amiohexal® ............................................................................................ Amiodaron (487)
Analgin (injekt BC) ................................................................................... Metamizol (533)
Anexate® ................................................................................................ Flumazenil (513)
Anisoylierter Streptokinase-Lys-Plasminogen-Aktivatorkomplex .... Anistreplase (488)
Anistreplase ........................................................................................ Anistreplase (488)
Anticholium® ..................................................................................... Physostigmin (546)
Apomorphin (Apomorphinum hydrochloricum)
„Waffenscheinpflichtiges“ Emetikum: wurde zum Auslösen von Erbrechen bei Ver-
giftungen eingesetzt, wobei z.T. schwere Nebenwirkungen in Kauf genommen wurden
(z.B. Blutdruckabfall, Atemdepression, Krämpfe, unstillbares Erbrechen bis zur Naloxon-
gabe). Das Erbrechen nach Apomorphin ist unkontrolliert bezüglich Zeitpunkt und
Menge. Zur Begrenzung der Kreislaufreaktion musste es in einer Mischspritze mit
Norfenefrin verabreicht werden. Mittlerweile gibt es zahlreiche Gründe, Apomorphin zu
meiden:
•Bei vielen Vergiftungen hat heute Kohlegabe Priorität vor Provokation von Erbrechen.
• Als nebenwirkungsärmeres Verfahren steht Ipecacuanha-Sirup zur Verfügung (auch
für Erwachsene, mittlerweile auch als länger haltbare Zubereitungen), alternativ auch
die mechanische Methode („Patient steckt sich selbst den Finger in den Hals“).
Aprical® ................................................................................ s. Bemerkung bei Nifedipin
APSAC ........................................................................................................................ (488)
Aqua ad injectabilia (Wasser für Injektionszwecke)
Zum Auflösen von bestimmten Medikamenten, die als Trockensubstanz vorliegen.
Nicht als Infusionslösung zu verwenden.
Aquo-Trinitrosan® ......................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Arginin-Vasopressin ............................................................................ Argipressin (489)
Argipressin ........................................................................................... Argipressin (489)
Arterenol® .......................................................................................... Noradrenalin (541)
Aruterol® .................................................................................................. Fenoterol (511)
Aspisol® .................................................................................... Acetylsalicylsäure (481)
Aspirin® i.v. .............................................................................. Acetylsalicylsäure (481)
ASS ............................................................................................. Acetylsalicylsäure (481)
AsthmaHaler®Mist ................................................................................... Adrenalin (483)
Atosil® ................................................................................................. Promethazin (548)
Atropin(sulfat) .............................................................................................. Atropin (490)
Atropinum sulfuricum ................................................................................... Atropin (490)
Auxiloson® (Nicht mehr auf dem Markt!) .............................................. Kortikoide (525)
Azetyl-... ..................................................................................................... siehe Acetyl-...
B
Baralgin® M ............................................................................................ Metamizol (533)
Bayotensin® .......................................................................................... Nitrendipin (540)
Beloc® .................................................................................................... Metoprolol (535)
Benoxinat ....................................................................... s. Bemerkung bei Oxybuprocain
Notfallmedikamente462 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
ben-u-ron® ......................................................................................... Paracetamol (543)
Berlosin® ................................................................................................ Metamizol (533)
Berotec® ....................................................................................... Fenoterol Spray (511)
Biperiden .................................................................................................. Biperiden (491)
Borocarpin® ........................................................................ s. Bemerkung bei Pilocarpin
Brevibloc® ................................................................................................. Esmolol (506)
Brevimytal® .................................................................... s. Bemerkung bei Methohexital
Bricanyl® ................................................................................................ Terbutalin (560)
Bronchoparat® ..................................................................................... Theophyllin (563)
Bronchospasmin® ................................................................................. Reproterol (553)
Bronkaid®Mist Aerosol ............................................................................ Adrenalin (483)
BS Inj. Carino ........................................................ (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
BS-ratiopharm® ................................................... (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
Buprenorphin (unterliegt BtMG/BtMVV)
Analgetische und sedierende Wirkung durch Bindung an Opiatrezeptoren. Präparat:
Temgesic® (Amp. mit 0,3 mg/1 ml). Dosierung: 0,002–0,004 mg/kgKG langsam i.v.
Notfallmedizinisch problematisch ist die partiell agonistische Eigenschaft; Buprenorphin
besitzt die höchste Rezeptoraffinität und daher die längste Wirkdauer aller Opioid-
analgetika; es ist weder durch Opioid-Agonisten noch durch Antagonisten (Naloxon)
vom Rezeptor zu verdrängen. Da die maximal erreichbare Wirkungsstärke aber unter-
halb anderer Opioide liegt (Ceiling-Effekt), kann die Gabe von Buprenorphin zur Wirkungs-
abschwächung anderer vorher oder nachher applizierter Opioide führen (fehlende
Therapiemöglichkeit Buprenorphin-resistenter Schmerzen mit Opioiden). Buprenorphin
hat gewisse Vorteile für bestimmte Einsatzindikationen außerhalb der Notfallmedizin und
ist als Basismedikation bei vielen chronischen Schmerzpatienten anzutreffen (bei der
BtM Notfalltherapie ggf. zu berücksichtigen). WE: 15 min (Atemdepression häufig verzögert
nach 45 min - Cave: zu frühe Nachinjektion!). WM: 45 min. WD: 6–8 h. HWZ: 2–3 h.
Buscopan® ........................................................... (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
Butylscopolamin(iumbromid) .............................. (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
C
Cafedrin ........................................................................ Theodrenalin und Cafedrin (562)
Calcedon® ......................................................................... siehe Bemerkung bei Kalzium
Calcitrans® ....................................................................... siehe Bemerkung bei Kalzium
Calcium .............................................................................. siehe Bemerkung bei Kalzium
Captin® ................................................................................................ Paracetamol (543)
Carbo medicinalis ................................................................... Kohle, medizinische (524)
Cardiosteril® ............................................................................................. Dopamin (504)
Catapresan® ........................................................................... s. Bemerkung bei Clonidin
Cerucal® ......................................................................................... Metoclopramid (534)
Chloraethyl/Chlorethan zur äußerlichen, lokalen Anwendung
Unter geringem Druck verflüssigtes Gas, das auf die Haut gesprüht sofort starke
Verdunstungskälte erzeugt, die z.B. bei diversen Verletzungen (z. B. Prellungen,
Luxationen) und entzündlichen lokalen Schwellungen (z.B. Insektenstich) ausgenutzt
wird (antiinflammatorisch, analgetisch). Wegen einfacher Anwendung wurde kein
eigener Medikamentensteckbrief erstellt. Beachte: Gewebe nicht vereisen (bei Reif-
bildung mit dem Sprühen aufhören, ggf. später wiederholen). Nicht auf offene Wunden
sprühen.
17.3 · Index Notfallmedikamente 463 17
Chloralhydrat
Sedierendes und krampflösendes Medikament, das vor allem bei Kindern zur
Akutbehandlung von Krampfanfällen und Narkoseeinleitung benutzt wird. Präparat:
Chloralhydrat-Rectiole® (1 Miniklistier à 3 g enth. 0,6 g). Dosierung: Säuglinge ab
6 kg 1/2 Rectiole; Kleinkinder ab 12 kg 1 Rectiole®; Schulkinder ab 24 kg max.
2 Rectiolen®. HWZ: 4 min (a.M.: 6–10 h).
Cimehexal® .............................................................................................. Cimetidin (493)
Cimet® ...................................................................................................... Cimetidin (493)
Cimetidin ................................................................................................... Cimetidin (493)
Clemastin ................................................................................................. Clemastin (493)
Clonazepam .......................................................................................... Clonazepam (495)
Clonidin
Zentraler alpha2-Agonist (Blutdrucksenkung und sedierende Wirkung). Notfall- und
intensivmedizinische Verwendung nur noch bei akutem Entzugsdelir! WE: mehrere min.
HWZ: 9–15 h. Präparat: z.B. Catapresan®, Paracefan® (Amp. mit 0,15 mg/1 ml und
0,75 mg/5 ml); Dosierung (Erwachsene, initial): 0,075–0,15 mg langsam i.v. (1 Amp. mit
NaCl 0,9 % auf 10 ml verdünnen und titrieren! Monitoring!). Bei Entzugssymptomen ggf.
höhere Dosierung nötig (nach Bedarf vorsichtig steigern). Kontraindikationen: Sinus-
knotensyndrom, bradykarde Herzrhythmusstörungen. Initial kann es – besonders bei
schneller Injektion - zu einem kurzfristigen alpha1-vermittelten Blutdruckanstieg
kommen, bevor die zentral vermittelte blutdrucksenkende Wirkung einsetzt.
Clopidrogrel ......................................................................................... Clopidrogrel (496)
Closin ................................................................................................... Promethazin (548)
Conjucain ....................................................................... s. Bemerkung bei Oxybuprocain
Corangin® ..................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Corase® ........................................................................ siehe Bemerkung bei Urokinase
Cordarex ................................................................................................. Amiodaron (487)
Cordicant® ...................................................................... siehe Bemerkung bei Nifedipin
Corinfar® ......................................................................... siehe Bemerkung bei Nifedipin
Cormagnesin® ............................................................................ Magnesiumsulfat (531)
Coro-Nitro® ................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Corotrend® ...................................................................... siehe Bemerkung bei Nifedipin
Corticoide ................................................................................................ Kortikoide (525)
Cyanokit® ................................................................................. Hydroxocobalamin (521)
D
Dehydrobenzperidol® .................................................. siehe Bemerkung bei Droperidol
Delphicort® ............................................................................................. Kortikoide (525)
Delphimix® ............................................................................................. Kortikoide (525)
Desiperiden® ........................................................................................... Biperiden (491)
Desitic® ............................................................................... s. Bemerkung bei Ticlopidin
Dexa Jenapharm®/-ratiopharm® .......................................................... Kortikoide (525)
Dexamethason ........................................................................................ Kortikoide (525)
Dextran
Als kolloidale Komponente in Volumenersatzmitteln kommen auch Dextrane in Betracht.
Aufgrund einer relativ höheren Gefahr allergischer Reaktion müsste vor jeder Volumen-
gabe die Vorgabe von monovalentem Dextran (Promit®) durchgeführt werden, was das
Notfallmanagement – wenn auch nur geringfügig – kompliziert. In Anbetracht der Alter-
nativen (z.B. HES) erscheint die Verwendung von Dextranen im RD nicht mehr zeitgemäß.
Im Rahmen der Small-Volume-Resuscitation mit Einschränkung verwendbar (s.S. 568)
464 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
DHB ..................................................................................... s. Bemerkung bei Droperidol
Diamox® ............................................................................................ Acetazolamid (479)
Diazep ...................................................................................................... Diazepam (497)
Diazepam ................................................................................................. Diazepam (497)
Digoxin ........................................................................................................ Digoxin (499)
Dihydralazin ........................................................................................ Dihydralazin (500)
Dilanacin® .................................................................................................. Digoxin (499)
A Dimenhydrinat ................................................................................. Dimenhydrinat (501)
Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS)
Dimercaptopropansulfonsäure wird bei Schwermetallvergiftungen eingesetzt
(Eliminationsbeschleunigung), z.B. Vergiftung mit Quecksilber, chronische Vergiftung
Notfallmedikamente mit Blei, mögliche Steigerung der Elimination von Arsen, Kupfer, Antimon, Chrom, Kobalt.
Als Präparat steht DMPS-Heyl® zur Verfügung (1 Amp. à 5 ml enth. 250 mg). Neben-
wirkungen: kardiovaskuläre Reaktionen, Blutdruckabfall bei zu schneller Injektion,
Schüttelfrost, Fieber, Hautreaktionen. Dosierung (Erwachsene): 250 mg i.v. als Kurz-
infusion (Wiederholung alle 3–4 h).
4-Dimethylaminophenol-HCl ................................................... s. Bemerkung bei 4-DMAP
Dimethylpolysiloxan ............................................................................. Simethicon (557)
Dimethicon ............................................................................................ Simethicon (557)
Dimetinden ............................................................................................ Dimetinden (502)
Dipidolor® ............................................................................................... Piritramid (547)
Disoprivan® ............................................................................................... Propofol (550)
4-DMAP (4-Dimethylaminophenol-HCl)
Antidot bei Vergiftungen mit Zyaniden (s. S. 378 f.). DMAP bildet aus Hämoglobin
Methämoglobin, welches Zyanidionen bindet, die durch die anschließende Gabe von
A Natriumthiosulfat (s.S. 470) entgiftet werden. Dosierung: einmalig 3–4 mg/kgKG i.v.,
direkt im Anschluss 50–100 mg Natriumthiosulfat/kgKG i.v.
4-DMAP kann auch bei Nitril- und Schwefelwasserstoffvergiftung eingesetzt werden
(kein anschließendes Natriumthiosulfat bei Vergiftung mit Schwefelwasserstoff). Die
Regeldosierung von 4-DMAP führt zur Verminderung der Sauerstofftransportkapazität
(Hämoglobin) um ca. 30%! Überdosierung (sauerstoffresistente Zyanose!) und/oder
begleitende Kohlenmonoxidvergiftung (i.d.R. keine Zyanose!) können die Sauerstoff-
transportkapazität bedrohlich herabsetzen (Therapie der 4-DMAP-Überdosierung:
2–4 mg Toloniumchlorid je kg KG i.v., Bluttransfusion). Risikoärmere, allerdings
erheblich teurere Alternative zu 4-DMAP bei Zyanidvergiftung ist hochdosiertes Hydroxo-
cobalamin (Vitamin B12a), s.S. 521
DMPS .................................................. s. Bemerkung bei Dimercaptopropansulfonsäure
Dobutamin .............................................................................................. Dobutamin (503)
Dobutrex® .............................................................................................. Dobutamin (503)
Dociton® ........................................................................... s. Bemerkung bei Propranolol
Dolantin® ................................................................................................... Pethidin (544)
Doloreduct® ........................................................................................ Paracetamol (543)
Dolorfug® ............................................................................................ Paracetamol (543)
Dopamin .................................................................................................... Dopamin (504)
Dormicum ............................................................................................... Midazolam (536)
dremisan® ............................................................................................ Simethicon (557)
17.3 · Index Notfallmedikamente 465 17
Droperidol
Antipsychotikum und Antiemetikum durch Blockade zentraler Dopamin-Rezeptoren,
außerdem alpha1-Sympatholyse. WE: 5–7 min. WD: 2–24 h. HWZ: 2 h. Präparat:
Dehydrobenzperidol® [DHB] (1 Amp. à 2 ml enth. 5 mg).
Dosierung: 0,1-0,15 mg/kgKG i.v.
Droperidol hat seine Bedeutung bei akuten Erregungszuständen, schwerem Erbrechen
und zur Neuroleptanalgesie (in Kombination mit Opiaten) verloren. Beispielsweise ist
Haloperidol hinsichtlich der antipsychotischen Wirkung deutlich überlegen. Außerdem
verursacht Droperidol eine starke, meist unerwünschte Sedierung. Droperidol kann
Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfälle, Krampfanfälle und Dyskinesien auslösen und
bewirkt eine sog. Adrenalinumkehr (Blutdruckabfall bei Adrenalingabe).
duracetamol® ..................................................................................... Paracetamol (543)
duradiazepam .......................................................................................... Diazepam (497)
durafurid® .............................................................................................. Furosemid (514)
duraMCP® ....................................................................................... Metoclopramid (534)
duranifin® ............................................................................. s. Bemerkung bei Nifedipin
durasoptin® ............................................................................................ Verapamil (567)
E
Ebrantil® .................................................................................................... Urapidil (565)
Effortil® ....................................................................................................... Etilefrin (508)
Elektrolyt-Infusionslösung 153 ............................................... Vollelektrolytlösung (570)
elomel® salvia ........................................................................ Vollelektrolytlösung (570)
Eminase® ............................................................................................ Anistreplase (488)
Enalaprilat .............................................................................................. Enalaprilat (505)
Enelfa® ................................................................................................ Paracetamol (543)
Epanutin® ................................................................................................ Phenytoin (545)
Epinephrin ................................................................................................ Adrenalin (483)
Esmolol ....................................................................................................... Esmolol (506)
espa-butyl inj. ...................................................... (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
Espumisan® .......................................................................................... Simethicon (557)
Ethanol ......................................................................................................... Ethanol (507)
Etilefrin ........................................................................................................ Etilefrin (508)
Etomidat ..................................................................................................... Etomidat (509)
Euphyllin® ............................................................................................ Theophyllin (563)
Euphylong® .......................................................................................... Theophyllin (563)
Expafusin® ............................................................................. Volumenersatzmittel (569)
F
Falicard® ................................................................................................ Verapamil (567)
Faustan® ................................................................................................. Diazepam (497)
Fenistil® ................................................................................................ Dimetinden (502)
Fenoterol ..................................................... Fenoterol i.v. (510) / Fenoterol Spray (511)
Fensum® ............................................................................................. Paracetamol (543)
Notfallmedikamente 466 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Fentanyl ..................................................................................................... Fentanyl (512)
Flecainid
Antiarrhythmikum der Klasse IC (direkter Membraneffekt), das bei tachykarden
supraventrikulären und ventrikulären Rhythmusstörungen eingesetzt wurde. Flecainid
hat mittlerweile keinen speziellen Einsatzbereich mehr.
Die lange Halbwertzeit (20 h), das Potenzial zur QT-Zeitverlängerung und Reiz-
schwellenerhöhung (SM!) sowie der Ausschluss vieler alltäglicher Kontraindikationen
im Rettungsdienst (Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, kardiogener Schock, Torsade de
pointes, Elektrolytstörungen) erlauben keinen routinemäßigen Notfalleinsatz. In
Anbetracht sichererer Alternativen sollte es keine Verwendung mehr im Rettungsdienst
finden. Präparat: Tambocor® (1 Amp. à 5 ml enth. 50 mg Flecainidacetat).
Fluimucil® ......................................................................................... Acetylcystein (480)
Flumazenil .............................................................................................. Flumazenil (513)
Fortecortin® ............................................................................................ Kortikoide (525)
Fortral® .............................................................................. s. Bemerkung bei Pentazocin
Furanthril® ............................................................................................. Furosemid (514)
furo ......................................................................................................... Furosemid (514)
Furorese® .............................................................................................. Furosemid (514)
Furosemid .............................................................................................. Furosemid (514)
Fusid® .................................................................................................... Furosemid (514)
G
Gastronerton® ................................................................................ Metoclopramid (534)
Gastrosil® ....................................................................................... Metoclopramid (534)
Gelafundin® ............................................................. s. Bemerkung bei Gelatine-Infusion
Gelafusal® ............................................................... s. Bemerkung bei Gelatine-Infusion
Gelatine-Infusion
Kolloidales Volumenersatzmittel auf Gelatinebasis zur Prophylaxe und Therapie von
Volumenmangel und Schock; kann selten zu anaphylaktischen Reaktionen führen
(daher die ersten 20–30 ml langsam und unter sorgfältiger Beobachtung infundieren).
Die Volumenwirksamkeit liegt bei 3–4 Stunden. Nicht so gebräuchlich wie
Hydroxyethylstärke (HES, s.S. 569).
Gepan® ......................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Gilurytmal® ................................................................................................. Ajmalin (485)
Gilustenon ..................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Glukagon .................................................................................................. Glukagon (515)
Glukokortikoide ....................................................................................... Kortikoide (525)
Glukose 5%
Wird zur Verdünnung bestimmter Medikamente eingesetzt (z.B. Amiodaron). Als Infusion
obsolet im Rettungsdienst, da zu viel freies Wasser (Cave: Hirnödem).
Glukose 40 % ................................................................................... Glukose 40 % (516)
Glucosteril® ..................................................................................... Glukose 40 % (516)
Glukagon .................................................................................................. Glukagon (515)
Glyceroltrinitrat ............................................................................. Glyceroltrinitrat (517)
Glycylpressin® .................................................................................... Terlipressin (561)
GTN ................................................................................................ Glyceroltrinitrat (517)
17.3 · Index Notfallmedikamente 467 17
H
H2 Blocker-ratiopharm® ......................................................................... Cimetidin (493)
Haemiton® .............................................................................. s. Bemerkung bei Clonidin
Haemofusin ............................................................................ Volumenersatzmittel (569)
Haemopressin® ................................................................................... Terlipressin (561)
HAES – steril® ........................................................................ Volumenersatzmittel (569)
Haldol® ................................................................................................ Haloperidol (519)
Haloperidol ........................................................................................... Haloperidol (519)
Hemohes ................................................................................ Volumenersatzmittel (569)
Heparin ....................................................................................................... Heparin (520)
Herwicard® ................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
HES ......................................................................................... Volumenersatzmittel (569)
Hydrocortison ......................................................................................... Kortikoide (525)
Hydroxyethylstärke ............................................................... Volumenersatzmittel (569)
Hydroxocobalamin ................................................................... Hydroxocobalamin (521)
HyperHAES® .......................................................... Volumenersatz, hyperosmolar (568)
Hypnomidate® .......................................................................................... Etomidat (509)
I
InfectoKrupp® inhal ................................................................................. Adrenalin (483)
Infukoll® HES ......................................................................... Volumenersatzmittel (569)
Infusionslösungen, kolloidale ................................................ Volumenersatzmittel (569)
Infusionslösungen, kristalloide .............................................. Vollelektrolytlösung (570)
Insulin
Insulin kommt im Rettungsdienst i.d.R. nicht zum Einsatz (u.a. Gefahr unkontrollierter
Elektrolytstörungen; Problematik kühler Lagerung; meist ausreichend kurze Transport-
wege. vgl. a. S. 194 f.).
Ipecacuanha-Sirup ..................................................................... Ipecacuana-Sirup (522)
Ipratropiumbromid
Im Rettungsdienst kaum gebräuchliches Parasympatholytikum mit ähnlichem Wirkungs-
profil wie Atropin. HWZ: 1,6 h. Die Wirkung von 0,5 mg Ipratropiumbromid entspricht
etwa derjenigen von 1 mg Atropin (s.S. 490).
Iscover® ............................................................................................. Clopidrogrel (496)
ISDN ........................................................................... s. Bemerkung bei Isosorbiddinitrat
Iso Mack® ................................................................. s. Bemerkung bei Isosorbiddinitrat
Isogutt® .................................................... s. Bemerkung bei Natriumhydrogenphosphat
isoket® ...................................................................... s. Bemerkung bei Isosorbiddinitrat
Isoprenalin ...................................................................... s. Bemerkung bei Orciprenalin
Isoproterenol ................................................................... s. Bemerkung bei Orciprenalin
Isoptin® ................................................................................................... Verapamil (567)
Isosorbiddinitrat
Sublingual anwendbares Nitrat mit Wirkungsprofil und Indikationen sehr ähnlich dem
Glyceroltrinitrat. HWZ: 0,5–0,7 h; a.M.: 2–5 h.
Dosierung: initial 1–2 Hübe zu je 1,25 mg, ggf. 1 x wdh.
Isotonische Kochsalzlösung ................................ s. Bemerkung bei NaCl-Lösung 0,9 %
Itrop® .................................................................... s. Bemerkung bei Ipratropiumbromid
Notfallmedikamente 468 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
J
Jedipin ................................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Jonosteril® ............................................................................. Vollelektrolytlösung (570)
K
Kabikinase® .................................................................. s. Bemerkung bei Streptokinase
Kalium(chlorid), KCl
Wird im Rettungsdienst nicht angewendet und nicht bevorratet, da i.d.R. keine Möglich-
keit zur vorherigen Elektrolytbestimmung besteht (diese ist unbedingt notwendig, da
sonst gefährliche kardiale Nebenwirkungen möglich). Bei entsprechenden Notfällen in
bestimmten Arztpraxen, Dialyseeinrichtungen usw. ist ggf. sowohl die Möglichkeit der
Elektrolytbestimmung als auch Kalium vorhanden.
Kalymin® ............................................................................... Pyridostigminbromid (551)
Kalzium (Calciumgluconat / zur Kardioprotektion auch Calciumchlorid)
In Form einer 10- oder 20%igen Lösung als Antidot bei Vergiftung mit Kalziumantagonisten
(z.B. Magnesium), Flusssäureverätzung (ggf. auch lokal) sowie flankierend bei
schwerer Hyperkaliämie zur Kardioprotektion (kein präklinischer Nachweis möglich).
I.v.-Gabe immer langsam und unter EKG-Kontrolle (RR-Abfall, Herzrhythmus-
störungen)! Vorsicht bei schwerer Niereninsuffizienz, Immobilisationsosteoporose
(akuter Schub) und digitalisierten Patienten (Wirkungsverstärkung).
KCl .............................................................................................. s. Bemerkung bei Kalium
Ketamin ....................................................................................................... Ketamin (523)
Ketanest® (/ S) ........................................................................................... Ketamin (523)
Klimofol® .................................................................................................... Propofol (550)
Kochsalzlösung, isotonische ............................... s. Bemerkung bei NaCl-Lösung 0,9 %
Kohle ........................................................................................ Kohle, medizinische (524)
Kolloidale Infusionslösungen ................................................. Volumenersatzmittel (569)
Kortikoide ................................................................................................ Kortikoide (525)
Kortisol .................................................................................................... Kortikoide (525)
Kristalloide Infusionslösungen ............................................... Vollelektrolytlösung (570)
L
Lanicor® ..................................................................................................... Digoxin (499)
Lanitop® ......................................................................................... (Metil-)Digoxin (499)
Lasix® .................................................................................................... Furosemid (514)
Lefax® liquid ......................................................................................... Simethicon (557)
Levomepromazin
Stark sedierendes, schwach antipsychotisches Neuroleptikum, das selten im Rettungs
dienst eingesetzt wird. Handelsname z.B. Neurocil®.
Lidocain ........................................................................... Lidocain (529)
Beachte: Bestimmte Lidocain-Präparate (z. B. Xylocain® Gel 2 %/Pumpspray finden
Verwendung zur Oberflächenanästhesie (Schleimhäute); z.B. Eingriffe in Urologie
(Harnblasenkatheter) und Anästhesiologie (endotracheale Intubation; Verminderung
des Schleimhautreizes, Gleitfähigkeit). Diese Präparate werden aufgrund ihrer
einfachen Anwendung nicht gesondert beschrieben.
Liquemin® .................................................................................................. Heparin (520)
Logomed® Schmerz-/Fieber-Zäpfchen Säuglinge/Kinder .................. Paracetamol (543)
Lopresor® .............................................................................................. Metoprolol (535)
Lorazepam ............................................................................................. Lorazepam (530)
17.3 · Index Notfallmedikamente 469 17
Lutrol® .................................................................... s. Bemerkung bei Polyethylenglykol
Luminal® ....................................................................... s. Bemerkung bei Phenobarbital
Lysinmonoacetylsalicylat ......................................................... Acetylsalicylsäure (481)
Lysthenon® ........................................................................ Suxamethoniumchlorid (558)
M
M-dolor® .................................................................................................... Morphin (537)
M-Stada® ................................................................................................... Morphin (537)
Macrodex® ........................................................................... s. Bemerkung bei Dextrane
Magnesium Diasporal®/Verla® ................................................. Magnesiumsulfat (531)
Magnesiumsulfat ......................................................................... Magnesiumsulfat (531)
Makrogol® .............................................................. s. Bemerkung bei Polyethylenglykol
Mannit/Mannitol ......................................................................................... Mannitol (532)
Maycor® ....................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
MCP .................................................................................................. Metoclopramid (534)
Meaverin® ........................................................................ s. Bemerkung bei Mepivacain
Mecain ............................................................................... s. Bemerkung bei Mepivacain
Medizinalkohle ........................................................................ Kohle, medizinische (524)
Medizinische Kohle ................................................................. Kohle, medizinische (524)
Medrate® ................................................................................................ Kortikoide (525)
Mepihexal® ....................................................................... s. Bemerkung bei Mepivacain
Mepivacain
Lokalanästhetikum zur intradermalen/subkutanen Infiltrationsanästhesie mit max.
4 mg/kgKG (z.B. örtliche Betäubung beim Legen einer Thoraxdrainage); keine intra-
venöse Gabe (sonst Herzrhythmusstörungen, Schock). Präparate z.B. Meaverin®,
Scandicain® (jeweil 1%ige Lösung in Amp. zu 5 ml, entspr. 50 mg/Amp.). HWZ: 3 h.
Mestinon® ............................................................................. Pyridostigminbromid (551)
Metalyse® .......................................................................................... Tenecteplase (559)
Metamizol ................................................................................................ Metamizol (533)
Methohexital
Im Rettungsdienst kaum gebräuchliches Kurzhypnotikum zur Narkoseeinleitung in einer
Dosierung von 1–1,5 mg/kg KG i.v. – WE: 10 s. WD: 3–7 min. HWZ: 1,5 h. Ein dem
Thiopental ähnliches Barbiturat (s.S. 564).
Methylprednisolon .................................................................................. Kortikoide (525)
Metildigoxin ................................................................................................. Digoxin (499)
Metoclamid® ................................................................................... Metoclopramid (534)
Metoclopramid ................................................................................ Metoclopramid (534)
Metoprolol .............................................................................................. Metoprolol (535)
Metypred® .............................................................................................. Kortikoide (525)
Mg5-Sulfat ................................................................................... Magnesiumsulfat (531)
Midazolam .............................................................................................. Midazolam (536)
Mono Praecimed® .............................................................................. Paracetamol (543)
Morphin ...................................................................................................... Morphin (537)
MSI Mundipharma® ................................................................................... Morphin (537)
N
N-Butylscopolaminiumbromid ............................. (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
NaCl-Lösung 0,9%ig (isotonische Kochsalzlösung)
Als Trägerlösung für Medikamente und Lösung für Augenspülung (500-ml-Flasche) zu
Notfallmedikamente 470 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
verwenden; im Rettungsdienst i.d.R. nicht zur Infusion größerer Mengen (außer bei
Dialysepatienten!).
NaCl, hyperosmolar (7,2–7,5%) ............................ Volumenersatzmittel, hyperton (568)
Naloselect .................................................................................................. Naloxon (538)
Naloxon ...................................................................................................... Naloxon (538)
Narcanti® ................................................................................................... Naloxon (538)
Natriumbicarbonat ............................................. Natriumhydrogencarbonat 8,4 % (539)
Natriumchlorid-Lösung, isotonisch ..................... s. Bemerkung bei NaCl-Lösung 0,9 %
Natriumdihydrogenphosphat ................... s. Bemerkung bei Natriumhydrogenphosphat
Natriumhydrogencarbonat 8,4 % ...................... Natriumhydrogencarbonat 8,4 % (539)
A Natriumhydrogenphosphat
Präparat: Isogutt® (1 Spülbeutel enth. 250 ml Augen-Tropflösung zum Einsatz bei
Verätzungen des Auges (Pufferung, Ausspülung und Verdünnung ätzender Stoffe). Nicht
bei Verätzungen durch Erdalkalien (Beryllium (Be), Magnesium (Mg), Calcium (Ca),
Strontium (Sr), Barium (Ba)), da sonst Ausfällung. Wenn eine Erdalkaliverätzung nicht
sicher ausgeschlossen werden kann, ist der Einsatz von NaCl 0,9% oder Leitungs-
wasser als Spüllösung sinnvoll.
Natriummonohydrogenphosphat ............. s. Bemerkung bei Natriumhydrogenphosphat
Natriumthiosulfat
Antidot, vor allem bei Zyanidvergiftung (s. S. 378 f.), aber auch Alkylanzien (S-Lost,
N-Lost, Zytostatika), Chlor, Brom, Iod, Stickoxiden, Nitrilen, aromatischen Aminen
(Anilin, Toluidin). Umwandlung von Zyanid in Rhodanid. Viele andere Gifte werden in
weniger schädliche Substanzen umgewandelt. Nebenwirkung: Allergische Reaktion.
Dosierung:
• Vergiftungen mit Zyaniden, Nitrilen und Blausäure: Sofort 3–4 mg 4-DMAP/kgKG i.v.,
anschließend durch die gleiche Kanüle 50–100 mg Natriumthiosulfat/kgKG i.v.
A • Vergiftungen mit Bromat oder Iod: Bereitung einer 1 %igen Lösung von Natriumthiosulfat
zur Magenspülung, falls erforderlich: 100 mg/kgKG i.v.
• Vergiftungen mit alkylierenden Substanzen (S-Lost, N-Lost, Zytostatika): sofort
100–500 mg/kgKG i.v.
Nepresol® ........................................................................................... Dihydralazin (500)
Neuro-Brachont® .................................................................................... Metamizol (533)
Neurocil® ................................................................. s. Bemerkung bei Levomepromazin
nife ......................................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifeclair® .............................................................................. s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifecor® ................................................................................ s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifedipat® ............................................................................. s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifedipin
Kalziumantagonist. Dilatation der arteriellen Gefäße des kleinen und des großen Kreis-
laufes. Außerdem geringe dilatierende Wirkung auf die Koronararterien.
WE (oral): 2–20 min. WM: 60 min. HWZ: 2,5–5 h.
Präparate (Bsp.): Adalat® 10, Aprical® 10, Cordicant®, duranifin® 10, Jedipin® 10,
Nifehexal® 10, Pidilat (jeweils 1 Kapsel enth. 10 mg).
Nifedipin wurde gerne und großzügig bei hypertensiver Entgleisung eingesetzt,
möglicherweise bevorzugt wegen einfacher oraler Anwendung. Vermehrte Todesfälle
bei Vorerkrankungen des Herzkreislauf-Systems (KHK) führten zu größerer Zurückhal-
tung und Erweiterung der Kontraindikationen: (instabile) Angina pectoris, akuter Herz-
steuerbar ist (man gibt eine Kapsel und schaut, was passiert: ein radikaler Blutdruck-
abfall nach wenigen Minuten ist ebenso möglich wie eine ausbleibende Wirkung).
Hingegen kann z.B. Urapidil (s. S. 565) in kleinen Schritten nach Wirkung verabreicht
werden (Titration). Wer auf einen oralen, schnellwirksamen Kalziumantagonisten zur
17.3 · Index Notfallmedikamente 471 17
akuten Blutdrucksenkung nicht verzichten will (Kontraindikationen beachten!), sollte
notfallmedizinisch auf Nitrendipin (Bayotensin akut) ausweichen, s.S. 540 – Nitrendipin
scheint manche der schädlichen Eigenschaften von Nifedipin nicht zu haben (durch
etwas langsamere Anflutung evtl. geringere Gegenregulation und Myokardbelastung).
Nifehexal® ............................................................................ s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifelat .................................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Nife-Puren® .......................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Nife-Wolff® ........................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Nifical-10-Tablinen® ............................................................. s. Bemerkung bei Nifedipin
nilnOcen® ........................................................................................... Paracetamol (543)
Nitrangin (Isis®) ........................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Nitrendipin ............................................................................................. Nitrendipin (540)
Nitroglycerin ................................................................................. Glyceroltrinitrat (517)
Nitro (Mack®/Pohl®/Solvay®) ..................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Nitrokapseln-ratiopharm® ........................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Nitrokor® ...................................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Nitrolingual® ................................................................................. Glyceroltrinitrat (517)
Noradrenalin ...................................................................................... Noradrenalin (541)
Norcuron® ............................................................................... Vecuroniumbromid (566)
Norepinephrin .................................................................................... Noradrenalin (541)
Normorytmin ......................................................................................... Propafenon (549)
Novalgin® ............................................................................................... Metamizol (533)
Novaminsulfon ........................................................................................ Metamizol (533)
Novodigal® ................................................................................................. Digoxin (499)
O A
O Sauerstoff (556)2 .................................................................................................................................................................................................
Obidoximchlorid
Antidot bei Vergiftungen mit Alkylphosphaten, Alkylthiophosphaten, Phosphorsäureestern,
Thiophosphorsäureestern (Insektizide und ähnliche). Nicht bei Carbamat-Vergiftung.
Präparat: Toxogonin® (Amp. mit 250 mg/1 ml). Dosierung Erwachsene (nach (!) der
initial obligaten Atropingabe): 250 mg langsam i.v.; Kinder (nach (!) der initial obligaten
Atropingabe): 4–8 mg/kgKG i.v. Wiederholungsgabe jeweils nach zwei Stunden möglich.
Die Gabe sollte möglichst innerhalb der ersten 6 h nach der Vergiftung erfolgen. Neben-
wirkungen: Hitze- und Spannungsgefühl im Kopf, allergische Reaktionen.
Wirkungsweise: Reaktivierung der Cholinesterase. HWZ: 1,5–2,5 h. Obidoxim ersetzt
keinesfalls die Atropingabe; es wirkt unterstützend. Bei Überdosierung wirkt
Obidoximchlorid selbst als Cholinesterasehemmer.
Obsidan® .......................................................................... s. Bemerkung bei Propranolol
Orasthin® .................................................................................................. Oxytocin (542)
Orciprenalin
Unspezifisches Betasympathomimetikum. Präparat: Alupent® (1 Amp. mit 0,5 mg/1 ml).
Orciprenalin wurde bei bradykarden Erregungsbildungs- und -leitungsstörungen
eingesetzt, inkl. AV-Block; ferner auch bei Asthmaanfall und Vergiftungen mit Betablockern.
Gemäß aktuellen Leitlinien keine Verwendung mehr in der Notfallmedizin (ersetzt durch
Atropin, Adrenalin und ggf. Schrittmachertherapie); in den ERC-Leitlinien und in den
CoSTR des ILCOR (2005) wird lediglich die etwas kürzer wirksame Schwestersubstanz
Isoprenalin (Isoproterenol) erwähnt, die aber in Deutschland nicht mehr im Handel ist.
Orciprenalin als unspezifisches Betamimetikum erhöht die Herzfrequenz, dilatiert
Bronchien und Blutgefäße. Während bei Asthmaanfall die starke Chronotropie uner
Notfallmedikamente 472 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
wünscht ist (heute kurzwirksame, beta2-spezifischere Mittel), ist bei einer therapie-
resistenten Bradykardie bzw. im Falle einer erforderlichen Reanimation die gefäß-
erweiternde Wirkung potenziell nachteilig (schlechtere Versorgung von Herz und
Gehirn; bei Herz-Kreislaufstillstand wird eine periphere Gefäßverengung angestrebt!).
Die lange Halbwertzeit (6 h) macht es schlecht steuerbar.
Bei Betablockervergiftung mag Orciprenalin neben Glukagon noch einen Stellenwert
haben; da in Rettungsmitteln aber reichlich andere Betamimetika bevorratet werden,
erscheint die präklinische Vorhaltung nicht gerechtfertigt.
Orpec® ....................................................................................... Ipecacuana-Sirup (522)
Osmofundin 15 % N .................................................................................. Mannitol (532)
Osmosteril 20 % ....................................................................................... Mannitol (532)
Oxybuprocain
Lokalanästhesthetische Augentropfen in Ophtiolen (2 mg in 0,5 ml) zur Untertützung
einer Fremdkörperentfernung aus dem Bindehautsack oder einer Augenspülung bei
Verätzung (ohne Analgesie manchmal keine effektive Spülung möglich; ggf. systemische
Analgesie!). Präparat: z.B. Conjuncain®-EDO. Dosierung (pro Auge): 1 Tropfen alle
30–60 s, max. 5-mal wiederholen. Nach Einträufeln bis zum Eingriff sollte das Auge
geschlossen werden (mit Spülung bei Verätzung nicht warten!); nach Einträufeln kurz-
zeitig brennendes Gefühl möglich. Kontaktlinsen vor Anwendung entfernen! Während
der Dauer der Anästhesie ist das Auge vor Staub und Fremdkörpern zu schützen (kein
Schutzreflex). Eine notfallmäßige Augenspülung kann die Wirkung durch Auswaschen
und zu geringe Einwirkzeit des Wirkstoffes herabsetzen (ggf. wdh.).
WE: 1 min. WM: 1–2 min. WD: 10–20 min.
Oxymetazolin (z.B. Nasivin®)
Alphasympathomimetikum zur lokalen Anwendung: Abschwellung der Nasenschleim-
haut durch Vasokonstriktion. Die Bevorratung auf Rettungsmitteln erfolgt vor dem
Hintergrund, dass bei Säuglingen – als zunächst obligate Nasenatmer – durch rhinitische
und allergische Schwellungen der Nasenschleimhaut bedrohliche Zustände von
Atemnot entstehen können, die durch „Nasentropfen“ relativ einfach und kostengünstig
behoben werden können. Wegen einfacher Anwendung wurde kein eigener
Medikamentensteckbrief erstellt. Beachte jedoch die Gefahr systemischer Wirkung bei
zu hoher Dosis oder Konzentration (0,01 % für Säuglinge; 0,025 % für Kleinkinder).
Oxytocin .................................................................................................... Oxytocin (542)
P
Paedialgon® ........................................................................................ Paracetamol (543)
Pantolax® ........................................................................... Suxamethoniumchlorid (558)
Paracefan ................................................................................ s. Bemerkung bei Clonidin
Paracetamol ........................................................................................ Paracetamol (543)
Paraffinöl (Paraffinum perliquidum/-subliquidum)
A Paraffinöl kann nach Rücksprache mit der Vergiftungszentrale bei oralen Vergiftungen
mit bestimmten fettlöslichen und hochtoxischen Substanzen in einer Dosierung von
3–5 ml/kg KG p.o. als Antidot zur Resorptionshemmung eingesetzt werden. Z.T. wird
empfohlen, diese Menge über Magensonde zu instillieren und gleich wieder abzusaugen
(ggf. wdh.). Der Anwender muss sich über die erhebliche Öl-Aspirationsgefahr (Provo-
kation von Erbrechen und hohe Fluidität) mit einem hohen Risiko eines fulminanten
Lungenversagens im Klaren sein!! Die Anwendung gilt z.B. bei Substanzen wie Lampenöl
als obsolet, da sie in keinem Verhältnis zum Nutzen steht (geringe Toxizität, praktisch
keine Resorption des Lampenöls), hier ist das Abwarten der Ausscheidung
ausreichend! Nebenwirkungen: Diarrhö, bei Kindern auch Exsikkose.
17.3 · Index Notfallmedikamente 473 17
Paraffinum perliquidum/-subliquidum ................................. s. Bemerkung bei Paraffinöl BtM
Parenteral ................................................................................ Vollelektrolytlösung (570) A
Partusisten® ...................................................................................... Fenoterol i.v. (510)
Paspertin® ...................................................................................... Metoclopramid (534)
PCM ...................................................................................................... Paracetamol (543)
Pentazocin (unterliegt BtMG/BtMVV)
Opioid-Analgetikum für starke Schmerzen (WE: 2–6 min. WD: 3–4 h. HWZ: 2 h)
Präparat: Fortral® (1 Amp. à 1 ml Inj.-Lsg. enth. 30 mg Pentazocin).
Dosierung: 0,25–0,5 mg/kg KG i.v. über mind. 2 Minuten
Pentazocin ist ein Opiat mit agonistischer und antagonistischer Wirkung, außerdem
müssen bei der Verabreichung einige Einschränkungen (KHK, Höchstdosis wegen
Gefahr pulmonaler Hypertonie) beachtet werden. Angesichts besserer Alternativen
(s.S. 454) sollte Pentazocin nicht im Rettungsdienst eingesetzt werden.
perlinganit® .................................................................................. Glyceroltrinitrat (517)
Pethidin ....................................................................................................... Pethidin (544)
Phenhydan® ............................................................................................ Phenytoin (545)
Phenobarbital
Präparat: Luminal®
Phenobarbital ist noch auf manchem Rettungsmittel vorhanden und findet daher auch
hier Erwähnung. Sein Einsatz im Rettungsdienst ist heutzutage nicht mehr indiziert, da es
durch seine extrem lange Halbwertzeit (48–144 Stunden) nicht steuerbar ist und einen
verzögerten Wirkungseintritt (auch bei akuten Krampfanfällen) von ungefähr 15 Minuten
hat. Außerdem Gefahr eines Herz-Kreislaufstillstandes. Bei akuten Krampfanfällen sollte
auf Benzodiazepine, ggf. auf kurz wirksame Barbiturate (z.B. Thiopental; Narkoseein-
leitung) zurückgegriffen werden (vgl. S. 564)
Phenytoin ................................................................................................. Phenytoin (545)
Physostigmin ..................................................................................... Physostigmin (546)
Pidilat ..................................................................................... s. Bemerkung bei Nifedipin
Pilocarpin
Cholinerge, pupillenverengende Augentropfen zur Behandlung des akuten Glaukom-
anfalles. Dosierung: 1–2 Tropfen in das betroffene Auge geben, ggf. Wiederholung nach
30 min. Max. 8 Tropfen pro Tag. Daran denken, Kontaktlinsen ggf. vorher zu entfernen
(bis zur definitiven Behandlung durch den Augenarzt nicht wieder einsetzen).
Präparate: Borocarpin®-S, Pilocarpol®, Pilomann®, Pilopos®
Pindolol
Betablocker mit geringer Relevanz für die Notfallmedizin; derzeit gebräuchliche
Alternativen: s. Esmolol und Metoprolol
Piritramid ................................................................................................. Piritramid (547)
Pitressin ............................................................................................... Argipressin (489)
Plasmaexpander .................................................................... Volumenersatzmittel (569)
Plasmafusin® HES 450 .......................................................... Volumenersatzmittel (569)
Plasmasteril® ........................................................................ Volumenersatzmittel (569)
Plasminogen human-Aktivator ................................... Alteplas(e) (486)/Reteplase (554)
Plavix® ................................................................................................ Clopidrogrel (496)
Polyethylenglykol (PEG 400 = hochmolekular)
Kein Arzneimittel. Hygroskopisches Lösungsmittel mit hydro- und lipophilen Eigen-
schaften. Kann nach Rücksprache mit einer Vergiftungszentrale verwendet werden, um
die Haut durch Abreiben mit getränkter Gaze von bestimmten Giftstoffen zu reinigen.
Dabei Entzug von Wasser und Gift aus den oberen Hautschichten und Anlösung der
Hornschicht. Eigenschutz beachten (doppelte Handschuhe). Wird in manchen Chemie-
unternehmen und Rettungsmitteln in Gefahrenbereichen vorgehalten. Achtung: PEG löst
Notfallmedikamente 474 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
auch manche Kunststoffe auf! Handelsnamen: z.B. Roticlean® E, Lutrol®, Makrogol®
Prectal® .................................................................................................. Kortikoide (525)
Prednisolon ............................................................................................. Kortikoide (525)
Prednison ................................................................................................ Kortikoide (525)
Pres® ..................................................................................................... Enalaprilat (505)
Primatene®Mist ....................................................................................... Adrenalin (483)
Promethazin ......................................................................................... Promethazin (548)
Propafenon ............................................................................................ Propafenon (549)
(1,2,3-)Propantriolnitrat ................................................................ Glyceroltrinitrat (517)
Propantriolsalpetersäureester ..................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Propofol ...................................................................................................... Propofol (550)
Propranolol
Betablocker mit geringer Relevanz für die Notfallmedizin; derzeit gebräuchliche
Alternativen: s. Esmolol und Metoprolol
Prothazin® ........................................................................................... Promethazin (548)
Psyquil® (Nicht mehr im Handel!) ............................... s. Bemerkung bei Triflupromazin
Pyridostigminbromid ............................................................. Pyridostigminbromid (551)
Pyromed® ........................................................................................... Paracetamol (543)
R
R Ringer-Lösung ..................................................................... Vollelektrolytlösung (570)
Radenarcon® ............................................................................................ Etomidat (509)
Ranitic® .................................................................................................... Ranitidin (552)
Ranitidin .................................................................................................... Ranitidin (552)
Rapifen .................................................................................. s. Bemerkung bei Alfentanil
Rapilysin ................................................................................................. Reteplase (554)
Recofol ....................................................................................................... Propofol (550)
Rectodelt® .............................................................................................. Kortikoide (525)
Reproterol .............................................................................................. Reproterol (553)
RescueFlow® .......................................................... Volumenersatz hyperosmolar (568)
Reteplase ................................................................................................ Reteplase (554)
Rheohes 40 ............................................................................ Volumenersatzmittel (569)
rheotromb® ......................................................................... s. Bemerkung bei Urokinase
Ringer Lactat/Laktat .................................. s. Bemerkung bei Vollelektrolytlösung (570)
Ringer-Lösung ......................................................................... Vollelektrolylösung (570)
Rivotril® ............................................................................................... Clonazepam (495)
RL Ringer-Lactat-Lösung ....................................................... Vollelektrolytlösung (570)
Roticlean® E ........................................................... s. Bemerkung bei Polyethylenglykol
rt-PA ............................................................................ Alteplas(e) (486)/Reteplase (554)
RubieMol ............................................................................................. Paracetamol (543)
Rytmonorm® ......................................................................................... Propafenon (549)
S
S-hydril® .................................................................. s. Bemerkung bei Natriumthiosulfat
sab simplex® ........................................................................................ Simethicon (557)
Salbutamol ............................................................................................. Salbutamol (555)
Sandoz-Heparin .......................................................................................... Heparin (520)
Sauerstoff ................................................................................................ Sauerstoff (556)
Scandicain® ...................................................................... s. Bemerkung bei Mepivacain
17.3 · Index Notfallmedikamente 475 17
Serag-HAES ............................................................................ Volumenersatzmittel (569) BtM
Sigaperidol® ........................................................................................ Haloperidol (519)
Simethicon ............................................................................................. Simethicon (557)
Sirup. ipecacuanhae DAB 8/SR 90 ........................................... Ipecacuanha-Sirup (522)
Solosin .................................................................................................. Theophyllin (563)
Solu-Decortin® ....................................................................................... Kortikoide (525)
Sostril® ..................................................................................................... Ranitidin (552)
Sotalex®/Sotalol
Betablocker mit antiarrhythmischen Eigenschaften der Klasse III. Geringe Relevanz für
die Notfallmedizin; derzeit gebräuchliche Alternativen: s. Esmolol, Metoprolol, Amiodaron.
Antiarrhythmika-Übersicht s.S. 457
Spasman® scop ................................................... (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
Spasmowern® ...................................................... (N-)Butylscopolaminiumbromid (492)
Spersacarpin® .................................................................... s. Bemerkung bei Pilocarpin
Stärke ..................................................................................... Volumenersatzmittel (569)
Sterofundin® ........................................................................... Vollelektrolytlösung (570)
Stesolid® ................................................................................................. Diazepam (497)
Streptase® .................................................................... s. Bemerkung bei Streptokinase
Streptokinase
Thrombolytikum/Fibrinolytikum, zur Lyse bei Lungenembolie und Herzinfarkt).
Wirkungsweise Plasminogenaktivierung, dadurch Freisetzung von fibrinolytischem
Plasmin. HWZ: –30 min. Präparat: Streptase® (Inj.-Fl. à 100000/250000/750000/I. E.
Streptokinase als Trockensubstanz).
Streptokinase ist unbestreitbar preisgünstig. Angesichts besserer Alternativen sollte es
trotzdem nicht mehr in der präklinischen Notfallmedizin eingesetzt werden. Bei
Streptokinase ist eine besondere Sensibilisierungsproblematik zu beachten (Kontra-
indikation: (Streptokokkeninfektion oder Streptokinasetherapie in den letzten
12 Monaten; eine Streptokokkeninfektion ist zwar akut oft leicht zu diagnostizieren, aber
in der Vergangenheit dem Patient manchmal nicht mehr bekannt). Streptokinase soll
nicht nach Heparingabe eingesetzt werden (erhöhte Blutungsrate). Außerdem sollte eine
Prednisolonvorgabe erfolgen. Alternativen-Übersicht s.S. 457
Succicuran® ...................................................................... Suxamethoniumchlorid (558)
Succinylcholin .................................................................... Suxamethoniumchlorid (558)
Sufentanil/Sufenta (unterliegt BtMG/BtMVV)
Hochpotenter Opiatagonist zur analgetischen Komponente bei Kombinationsnarkosen.
Präparat z.B. Sufenta (Amp. mit 0,25 mg/5 ml).
Dosierung (Einleitung): 0,0005–0,002 mg/kgKG langsam i.v. (über 2–10 min!). Aufrecht-
erhaltung: bei Zeichen nachlassender Analgesie: 0,01–0,05 mg i.v. Der Anwender muss
Erfahrung mit dieser Substanz besitzen. WM: wenige min. WD: dosisabhängig (ca.
50 min bei 0,0005 mg/kgKG). HWZ: dosisabhängig (4–16 h).
Sultanol® ............................................................................................... Salbutamol (555)
Suprarenin® ............................................................................................. Adrenalin (483)
Suxamethoniumchlorid ...................................................... Suxamethoniumchlorid (558)
Syntocinon® .............................................................................................. Oxytocin (542)
T
Tachmalin® ................................................................................................. Ajmalin (485)
Tagamet® ................................................................................................. Cimetidin (493)
Tambocor ............................................................................... s. Bemerkung bei Flecainid
Tavegil® .................................................................................................. Clemastin (494)
Notfallmedikamente 476 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Tavor® pro injectione ........................................................................... Lorazepam (530)
Temgesic® ..................................................................... s. Bemerkung bei Buprenorphin
Tenecteplase ...................................................................................... Tenecteplase (559)
Terbutalin ................................................................................................. Terbutalin (560)
Terlipressin .......................................................................................... Terlipressin (561)
theo ....................................................................................................... Theophyllin (563)
Theodrenalin ................................................................ Theodrenalin und Cafedrin (562)
Theophyllin ........................................................................................... Theophyllin (563)
Thiopental ............................................................................................... Thiopental (564)
Thomaegelin® .......................................................... s. Bemerkung bei Gelatine-Infusion
Thomaejonin® ........................................................................ Volumenersatzmittel (569)
Thomaemannit® ........................................................................................ Mannitol (532)
Thrombophob® .......................................................................................... Heparin (520)
Ticlopidin
Thrombozytenaggregationshemmer aus der Gruppe der ADP-Hemmstoffe; wird im
Rettungsdienst i.d.R. nicht eingesetzt; ggf. als Alternative bei ASS-Unverträglichkeit. Zur
selben Wirkstoffklasse gehört Clopidogrel (s.S. 496)
Tiklyd® ................................................................................. s. Bemerkung bei Ticlopidin
Tiromne® ................................................................................................ Diazepam (497)
tissue Plasminogen Activator .................................... Alteplas(e) (486)/Reteplase (554)
Toloniumchlorid
Antidot zur Behandlung der Methämoglobinämie bei Vergiftungen (z.B. mit Nitraten,
Nitriten, organischen Aminen, nach Überdosierung von 4-DMAP im Verlauf von Zyanid-
vergiftungen). Präparat: Toluidinblau (1 Amp. à 10 ml enth. 300 mg). Nebenwirkung:
Blaufärbung der Haut (keine Zyanose!). Dosierung: 2–4 mg/kg KG i.v., bei Bedarf
Wiederholung nach 30 min. Wirkungsweise: Reduktion des Fe(III)-Hämoglobins (Met
A hämoglobin) zu Fe(II)-Hämoglobin.
Toluidinblau ................................................................ s. Bemerkung bei Toloniumchlorid
Toxogonin® ............................................................... s. Bemerkung bei Obidoximchlorid
t-PA ............................................................................. Alteplas(e) (486)/Reteplase (554)
Trama- (ABZ, Dorsch, Paranoia®, u.a.m.)® ......................... s. Bemerkung bei Tramadol
Tramadol
Opioid-Analgetikum. WE: 5 min. WM: 15–30 min. WD: 4–8 h. HWZ: 6 h (a.M. 6–9 h).
Präparate (Bsp.): Tramadolor® 100 Inj., Tramadol von ct, Tramadura® Injekt, Tramagit®
Amp., Tramal® 100 Inj., Tramundin® 100 (jeweils 1 Amp. à 2 ml enth. 100 mg).
Tramadol ist für die effektive Behandlung von Notfälle mit akuten Schmerzzuständen im
Rettungsdienst nicht geeignet (niedrige analgetische Potenz, hohe emetische Potenz,
z.T. trotz Vorspritzen von MCP: „Brechmittel mit analgetischer Nebenwirkung“). Da es
nicht dem Betäubungsmittelgesetz unterliegt und bzgl. ernster Nebenwirkungen
(Atmung, Kreislauf) eine große therapeutische Breite aufweist, wurde es sehr häufig
eingesetzt (initiale Dosierung: 1 mg/kg KG langsam i.v. nach Gabe von MCP).
Schwere Schmerzzustände erfordern jedoch eine wirksame Analgesie, die mit Tramadol
häufig nicht erzielt werden kann. Übersicht von Alternativen s.S. 454.
Tramadolor® ......................................................................... s. Bemerkung bei Tramadol
Tramadura® .......................................................................... s. Bemerkung bei Tramadol
Tramagit® .............................................................................. s. Bemerkung bei Tramadol
Tramal® ................................................................................. s. Bemerkung bei Tramadol
Tramawieb® .......................................................................... s. Bemerkung bei Tramadol
Tramedphano® ...................................................................... s. Bemerkung bei Tramadol
Tramundin® ........................................................................... s. Bemerkung bei Tramadol
Trapanal® ............................................................................................... Thiopental (564)
17.3 · Index Notfallmedikamente 477 17
Treupel® mono .................................................................................... Paracetamol (543)
Triamcinolon ............................................................................................ Kortikoide (525)
Triflupromazin
Antiemetikum, Sedativum, Antipsychotikum. Nicht mehr im Handel (alle Darreichungs-
formen) - früheres Notfallpräparat: Psyquil® (1 Amp. à 1 ml enth. 10 mg).
Anticholinerge, antihistaminerge und extrapyramidale Nebenwirkungen. HWZ: 6 h.
Toxizität: Arrhythmien, hyperkinetisch-dystones Syndrom.
Als Alternative zur sedierenden/antihistaminergen Komponente kann z.B. Promethazin
(Atosil®) verwendet werden, zur Bekämpfung von Übelkeit/Erbrechen z.B. MCP
(Paspertin®) oder Dimenhydrinat (Vomex A®).
Trinitrosan® .................................................................................. Glyceroltrinitrat (517)
Turicard-Pumpspray ..................................................................... Glyceroltrinitrat (517)
Tutofusin® ............................................................................... Vollelektrolytlösung (570)
U
Ukidan® .............................................................................. s. Bemerkung bei Urokinase
Unilair® ................................................................................................ Theophyllin (563)
Uniphyllin® .......................................................................................... Theophyllin (563)
Urapidil ....................................................................................................... Urapidil (565)
Urbason® ................................................................................................ Kortikoide (525)
Urokinase
Thrombolytikum/Fibrinolytikum, zugelassen zur Lyse bei Lungenembolie (nicht aus-
drücklich Herzinfarkt!). Wirkungsweise Plasminogenaktivierung, dadurch Freisetzung
von fibrinolytischem Plasmin. HWZ: 9–20 min.
Präparate: Corase® (Durchstech-Fl. à 500.000 I.E.), rheotromb® (Durchstech-Fl.
à 500.000 I.E.)
Urokinase wird nicht mehr in der präklinischen Notfallmedizin eingesetzt, da mittler-
weile einfacher applizierbare Alternativen (reine Bolusgabe) zu vergleichbaren Preisen
auf dem Markt sind. Da Urokinase nicht ohne weiteres auch für den akuten Herzinfarkt
(Hauptgrund für die Lyse im RD) verwendet werden kann, müsste man theoretisch ein
zweites Lysemedikament bevorraten (nicht sinnvoll). Außerdem ist bei Urokinase wie
bei Streptokinase eine besondere Sensibilisierungsproblematik zu beachten.
Alternativen-Übersicht s.S. 457
V
V Infusionslösung 296 mval Elektrolyte ................................. Vollelektrolytlösung (570)
Valium® ................................................................................................... Diazepam (497)
Vasopressin ......................................................................................... Argipressin (489)
Vecuroniumbromid ................................................................... Vecuroniumbromid (566)
VEL ........................................................................................... Vollelektrolytlösung (570)
Velonarcon® .............................................................................................. Ketamin (523)
vera ......................................................................................................... Verapamil (567)
Verahexal® ............................................................................................. Verapamil (567)
Veramex® ............................................................................................... Verapamil (567)
Verapamil ................................................................................................ Verapamil (567)
Veroptinstada® ....................................................................................... Verapamil (567)
Visken® ................................................................................... s. Bemerkung bei Pindolol
Vitamin B12a ............................................................................. Hydroxocobalamin (521)
Volon® A solubile .................................................................................... Kortikoide (525)
Vollelektrolytlösung, kristalloid .............................................. Vollelektrolytlösung (570)
Notfallmedikamente 478 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Volumenersatzmittel, kolloidal ........................................ Volumenersatz, kolloidal (569)
Volumenersatzmittel, hyperosmolar ...................... Volumenersatz, hyperosmolar (568)
Volumenersatzmittel, hyperton .............................. Volumenersatz, hyperosmolar (568)
Voluven® ......................................................................... Volumenersatz, kolloidal (569)
Vomex A® ........................................................................................ Dimenhydrinat (501)
W
Wasser für Injektionszwecke .............................. s. Bemerkung bei Aqua ad injectabilia
X
Xanef® .................................................................................................... Enalaprilat (505)
Xylocain® 2 % .......................................................................................... Lidocain (529)
Xylocain®Gel 2 %/Pumpspray .............................................. s. Bemerkung bei Lidocain
Xylocitin® .................................................................................................. Lidocain (529)
Xylometazolin
Bsp.: Nasan®, Otriven®
Geeignete Konzentrationen: 0,025% für Säuglinge, 0,05% für Kleinkinder)
..................................................................................... s. Bemerkung bei Oxymetazolin
Z
Zantic® ...................................................................................................... Ranitidin (552)
Zentropil® ............................................................................................... Phenytoin (545)
17.4 · Wirkstoffe alphabetisch 479 17
Acetazolamid
Präparat
Diamox® parenteral (1 Inj.-Fl. enth. ca. 550 mg Acetazolamid-Na entspr.
500 mg Acetazolamid in Trockensubst. zur Lsg. mit 5 ml Aqua).
Indikation
Akuter Glaukomanfall.
Kontraindikationen
Niereninsuffizienz, schwere Leberfunktionsstörungen, Hypokaliämie,
Hyponatriämie, Hypovolämie, Hyperkalzämie, Allergie gegen Sulfonamide,
Nebenniereninsuffizienz, Schwangerschaft, [Stillzeit].
Nebenwirkungen
Hypotonie, orthostatische Kreislaufregulationsstörungen, Herzrhythmusstö-
rungen, Tachykardie, gesteigerte Glykosidüberempfindlichkeit, Müdigkeit,
Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung,
Verwirrtheitszustände, Teilnahmslosigkeit, Krämpfe, verminderter Tränenfluss,
Gelbsucht, Hypokaliämie, Hypochlorämie, Hyperkalzämie, Hyperglykämie,
Hypomagnesiämie.
Wechselwirkungen
•Blutdrucksenkende Pharmaka: blutdrucksenkende Wirkung verstärkt.
• ACE-Hemmer: überschießender Blutdruckabfall, Verschlechterung der
Nierenfunktion möglich.
• Salicylate (hochdosiert): toxische Wirkung auf das ZNS verstärkt.
• Herzglykoside: Wirkungen und Nebenwirkungen durch Kaliummangel verstärkt.
• Lithium: kardio- und neurotoxische Wirkung von Lithium verstärkt.
• Curareartige Muskelrelaxanzien: Wirkung der Muskelrelaxanzien verstärkt
und verlängert.
Toxizität
O. g. Nebenwirkungen; in Kombination mit blutdrucksenkenden Pharmaka
tachykarde und bradykarde Herzrhythmusstörungen. Therapie: Basismaßnahmen,
symptomatische Therapie.
Dosierung
Erwachsene: 500 mg Acetazolamid langsam i.v.
Wirkungsweise
Carboanhydrasehemmer; reduziert die Produktion von Kammerwasser im Auge;
dadurch Senkung des intraokulären Druckes. HWZ: 2-6 h.
Notfallmedikamente 480 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
A Acetylcystein (ACC)
Präparat
Fluimucil® Antidot (1 Inj.-Fl. à 25 ml enth. 5 g N-Acetylcystein).
Indikation
Vergiftungen mit Paracetamol, Methylbromid, Acrylnitril (auch dermal oder
inhalativ), Methacrylnitril.
Kontraindikation
Bei o. g. Indikationen keine.
Nebenwirkungen
Allergische Reaktionen, Bronchospasmus, Tachykardie, Hypotonie.
Wechselwirkungen
Glyceroltrinitrat: vasodilatatorischer Effekt von Nitro verstärkt; thrombozyten-
aggregationshemmender Effekt von Nitro verstärkt Antitussiva: Sekretstau mög-
lich (eingeschränkter Hustenreflex). Nicht mit anderen Medikamenten mischen.
Dosierung
150 mg/kg KG in 3 ml/kg KG Glucose 5% mit
Elektrolytzusatz über 15 min als Kurzinfusion i.v.
dann: 50 mg / kg KG in 7 ml / kg KG Glucose 5 % mit
Elektrolytzusatz über 4 h i.v. ,
dann: 100 mg / kg KG in 15 ml / kg KG Glucose 5 % mit
Elektrolytzusatz über 16 h i.v. (Klinik).
Die ACC-Therapie bei Paracetamolvergiftung sollte innerhalb der ersten 10 h
nach Giftaufnahme beginnen; u.U. sind erfolgreiche Behandlungen noch bis 24
h möglich. Bei Vergiftungen mit Methacrylnitril und bei oralen Vergiftungen mit
Acrylnitril sollte die Gabe von 4-DMAP (3 – 4 mg / kg KG i.v.), gefolgt von
Natriumthiosulfat (50 - 100 mg / kg KG langsam i.v.), der ACC-Gabe vorangehen.
Ein bei Luftzutritt auftretender leichter Geruch nach Schwefelwasserstoff ver-
flüchtigt sich schnell und stellt keine Qualitätsminderung dar.
Wirkungsweise
Die toxische Wirkung des Paracetamols (ab 100 - 140 mg / kg KG) beruht v. a.
auf der Bildung des leberzelltoxischen Metaboliten NABQUI bei gleichzeitiger
Überlastung körpereigener Entgiftungsmechanismen (z. B. Erschöpfung des
Glutathionvorrates). ACC ist ein Substrat zur Neusynthese von Glutathion. Da-
durch können die PCM-Metaboliten entgiftet werden. Ferner: Förderung der
Sulfat-Konjugation und Inhibitierung von Cytochrom p-450 (benötigt zur Bil-
dung toxischer Metabolite). Die Antidotwirkung bei (Meth-) Acrylnitril und
Methylbromid beruht auf einer Bindung an die SH-Gruppe des Acetylcysteins.
HWZ (i.v.): 30 - 40 min.
17.4 · Wirkstoffe alphabetisch 481 17
Acetylsalicylsäure (ASS) [Lysinsalz]
Präparat
Aspirin i.v. (bisher: Aspisol®) (1 Fl. enth. 1 g D,L-Lysinmonoacetylsalicylat-Glycin;
entspr. 0,5 g ASS; in Trockensubst. zur Lsg. mit 5 ml Aqua; die gebrauchsfertige
Lösung darf nur frisch zubereitet verwendet werden).
Indikationen
Akutes Koronarsyndrom (vgl. S. 214 ff.), Schmerzzustände (insbes. akute Migräne-
anfälle), Fieber (jeweils, wenn orale Gabe nicht angezeigt/unzureichend wirksam.
Kontraindikationen
Magen-Darm-Ulzera, Überempfindlichkeit gegen ASS, hämorrhagische Dia-
these, letztes Schwangerschaftsdrittel (SSD), [1. und 2. SSD], [Cumarin-
medikation, z.B. mit Marcumar®], [Stillzeit], [Asthma bronchiale], [Kinder < 12 J.].
Nebenwirkungen
Bronchospasmus („Analgetikaasthma”), Ohrensausen, Blutungen, Magenschmer-
zen, Kopfschmerzen, Schwindel, Überempfindlichkeitsreaktionen, Leber- und
Nierenfunktionsstörungen, Hypoglykämie.
Wechselwirkungen
• Antikoagulanzien, Valproinsäure: erhöhte (gastrointestinale) Blutungsgefahr.
• Antidiabetika: Wirkungsverstärkung der Antidiabetika.
• Schleifendiuretika: Wirkungsverminderung der Schleifendiuretika.
Toxizität
O. g. Nebenwirkungen, Somnolenz, Kollaps, Verwirrtheit, zentrale Hyperventilation.
Therapie: Basismaßnahmen, symptomatische Therapie (ggf. Pufferung).
Dosierung (Erwachsene)
Zur Thrombozytenaggregationshemmung bei Akutem Koronarsysndrom:
250 mg ASS = 1/2 Amp. i.v. - Die Fachgesellschaften empfehlen eine wirksame
Dosis von 160 - 325 mg sowie alternativ auch die orale Gabe als Kautablette:
kostengünstig u. effektiv. Die i.v.-Gabe ist zu bevorzugen bei Übelkeit/Erbrechen.
Zur Schmerztherapie: 500 mg ASS i.v., je nach Wirkung Wiederholung möglich.
Akuter Migräneanfall (mit oder ohne Aura): 1000 mg ASS i.v. (= 2 Amp.)
Wirkungsweise
Irreversible Inaktivierung der Cyclooxygenase, dadurch Hemmung der Biosynthese
von Prostaglandinen (➯ Fiebersenkung, Schmerzlinderung, Entzündungs-
hemmung) und Thromboxanen (➯ Thrombozytenaggregationshemmung,
Vasokonstriktionshemmung) aus Arachidonsäure. WE (Schmerzlinderung): 4 -
10 min. WM: 20 min, WD: 3 - 4 h. Beginn der Thrombozytenaggregationshemmung
nach 2 min. HWZ: dosisabhängig (0,25 g: 2,5 h; 1 g: 5 h; intoxikation: > 30 h).
Regionalanästhesieverfahren sind nach ASS-Gabe für mehrere Tage nicht
möglich (Dauer der Thrombozytenaggregationshemmung).
Notfallmedikamente 482 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Adenosin
Präparat
Adrekar® (1 Inj.-Fl. à 2 ml enth. 6 mg Adenosin).
Indikationen
Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien, atrioventrikuläre Reentry-Tachykar-
dien und AV-Knotentachykardien bei fehlender Reaktion auf vagale Manöver.
Kontraindikationen
AV-Block II° / III°, Sick-Sinus-Syndrom, Vorhofflimmern oder -flattern, ob-
struktive Lungenerkrankungen (z. B. Asthma bronch.), denerviertes Herz, Ein-
nahme von Carbamazepin oder Dipyridamol, WPW-Syndrom, verlängertes QT-
Intervall, akuter Herzinfarkt o. instabile Angina pectoris, [schwere Hypotonie],
[dekomp. Herzinsuffizienz], [Links-Rechts-Shunt], [Schwangerschaft], [Stillzeit].
Nebenwirkungen
Flush, Atemnot, Bronchospasmus, Bradykardie bis Asystolie (in Einzelfällen
Schrittmacher erforderlich), Hyperventilation, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerz,
Benommenheit, Sehstörungen, Thoraxschmerz. Erhöhte kardiale Empfindlich-
keit, wenn innerhalb des letzten Jahres eine Herztransplantation erfolgte.
Wechselwirkungen
• Theophyllin u. a. Xanthinderivate: Wirkungsverminderung von Adenosin.
Dosierung
• Erwachsene (nach ERC):
Initial 6 mg Adenosin als schnelle Bolusinjektion (< 2 s!) i.v.
Wenn erfolglos: bis zu drei weitere Gaben zu je 12 mg möglich
jeweils als schneller Bolus zu verabreichen (Injektion in großlumige
periphere Vene und Nachspülen mit NaCl 0,9% empfohlen), wenn die Tachy-
kardie nicht innerhalb von 1-2 min durch die vorausgegangene niedrigere
Dosis beendet wurde.
• Kinder: 0,05 mg / kg KG; ggf. alle 2 min wiederholen bis zu einer maximalen
Gesamtdosis von 0,25 mg / kg KG.
Wirkungsweise
Senkung der Herzfrequenz, der Herzkraft und Verzögerung der AV-Überleitung
(AV-Blockierung für wenige Sekunden), Koronararteriendilatation. HWZ < 10 s.
Warnhinweise
• Injektion unter Monitoring und Reanimationsbereitschaft! Kurz nach
Injektion tritt eine ventrikuläre Asystolie für ca. 5 s auf.
• Den Patienten vorwarnen! („Das Herz kann kurz stolpern; es kann Ihnen warm
und flau werden.“)
• Konstant bei Raumtemperatur lagern (Ausfällung bei Kühlung).
17.4 · Wirkstoffe alphabetisch 483 17
Adrenalin I
Synonym: Epinephrin
Präparate
Adrenalin 1:1000 Jenapharm (1 Amp. à 1 ml Inj.-Lsg. enth. 1,8 mg
Epinephrinhydrogentartrat; entspr. 1 mg Epinephrin), Suprarenin® (Amp. à
1 ml u. Inj.-Fl. à 25 ml; 1 ml Inj.-Lsg. enth. 1,2 mg Epinephrin-HCl; entspr. 1 mg
Base). Fertigspritzen und Präparate zur inhalativen Anwendung s. nächste Seite.
Indikationen
• Herz-Kreislaufstillstand jeder Genese (Details s. auch Kapitel 5)
• Anaphylaktischer Schock
Kontraindikationen: Bei den oben genannten Indikationen keine.
Nebenwirkungen
Tachykardie, Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen bis zum
Kammerflimmern), pektanginöse Beschwerden, Hyperglykämie, Hypokaliämie,
Tremor, Krampfanfälle, Lungenödem, Mydriasis. Bei Pat. mit Sulfitüber-
empfindlichkeit anaphylaktoide Reaktionen möglich.
Wechselwirkung
• Alkalische Substanzen: Ausfällung und Inaktivierung.
Toxizität
O. g. Nebenwirkungen, Blutdruckanstieg, blasse bis blassgraue, kalte und schlecht
durchblutete Haut, Bradykardie durch parasympathische Gegenregulation,
Kreislaufzentralisation, Atemnot, Schwindel, Ohnmacht, Kammerflimmern, Atem-
lähmung, Lungenödem.
Therapie: Basismaßnahmen, symptomatische Therapie, Intensivüberwachung.
Dosierung
• Herz-Kreislaufstillstand (s. a. Kapitel 5 und 11 sowie S. 575)
Erwachsene: 1 mg Adrenalin i.v./i.o. (unverdünnt, mit 20 ml Infusion nach-
spülen), zur Not 3 mg Adrenalin mit NaCl 0,9%/Aqua auf 10 ml verdünnt tief
endobronchial, jeweils als Einzeldosis. Wiederholung alle 3(-5) Minuten.
- Bei VF/pulsloser VT: 1. Gabe erst direkt nach der 3. Rhythmusanalyse
- Bei Asystolie/PEA: 1. Gabe, sobald verfügbar
Kinder: 0,01 mg Adrenalin / kg KG i.v. oder intraossär, zur Not 0,1 mg/kg KG
mit 3-5 ml NaCl 0,9%/Aqua endobronchial. Zeitpunkte wie bei Erwachsenen.
• Anaphylaktischer Schock:
Erwachsene: 1 mg Adrenalin mit NaCl 0,9 % auf 10 ml verdünnen und
1 ml dieser Lösung als Einzeldosis langsam i.v. (0,1 mg), ggf. Wiederholung.
Kinder: 0,005 - 0,01 mg Adrenalin / kg KG langsam (1-2 min) i.v.
(maximale Einzeldosis 0,1 mg i.v.), ggf. Wiederholung.
Notfallmedikamente 484 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Adrenalin II
Wirkungsweise
α- (periphere Vasokonstriktion) und -sympathomimetisch ( 1: Steigerung der
Herzfrequenz/-kraft; 2: Erweiterung der Bronchien). Entscheidend im Einsatz bei
Herz-Kreislaufstillstand und Anaphylaxie ist nicht die direkte 1-Wirkung am Her-
zen, sondern die periphere Vasokonstriktion mit Druckerhöhung in der Aorta
(unter Thoraxkompressionen); daraus resultiert eine Verbesserung der Koronar-
und Gehirndurchblutung. WE: nach Sekunden. WD: mehrere min. HWZ: 1 - 3 min.
Praxistipps, weitere Anwendungsgebiete
• Bei versehentlicher arterieller Injektion Nekrosebildung peripher der
Punktionsstelle (z. B. Nekrose der Hand bei Injektion in A. radialis). Vgl. S. 40.
• Die Firma International Medication Systems (UK) Ltd (Bedfordshire, England)
bietet unter dem Namen MIN-I-JETTM Reanimationsmedikamente
als Fertigspritzensystem an (z. B. Adrenalin 1:1000 / 1:10000). Vertrieb über
Braun Melsungen. Aber: Dosierung beachten! Weitere Fertigpräparate
(zur Selbstmedikation des Pat.): Fastjekt®-Autoinjektor zur i.m.-Injektion
(Allergopharma - 2,05 ml enth. 2,46 mg Epinephrin HCl entspr. 2,05 mg
Epinephrin), Anaphylaxie-Besteck zur s.c.-Injektion (Bencard - 1 ml enth.
1,2 mg Epinephrin-HCl entspr. 1 mg Adrenalin).
• Es besteht die Möglichkeit, bei anders nicht kontrollierbaren Blutungen im
Bereich der Nasenhöhle eine lokale Blutstillung durch Aufbringen einer
Adrenalinlösung durchzuführen (Gaze, getränkt mit max 0,5 ml (10 Tropfen)
einer Epinephrin-Lsg. 1:10.000; danach ggf. weitere Tamponade)
• Inhalative Anwendung von Adrenalin:
Inhalative Adrenalinpräparate können bei allergischen Reaktionen, Broncho-
spasmen und Pseudokrupp eingesetzt werden. Geeignete Dosieraerosole
können aufgrund der sog. Halonverordnung derzeit nur über die Auslands
apotheke beschafft werden. Alternativ besteht die Möglichkeit der Vernebelung
oder Anwendung von Sprühflaschen: InfectoKrupp®Inhal (Fa. InfectoPharm
Arzneimittel, Heppenheim, eine Flasche enth. mit 48 mg Epinephrin-HCl (entspr.
40 mg Epinephrin) in 1 ml Lsg. Diese wird mit beiliegenden 9 ml Lsg. verdünnt.
Mit aufgeschraubtem Sprühkopf wird die Lösung als Pumpspray appliziert. Ein
Sprühstoß à 0,05 ml enth. 0,24 mg Epinephrin-HCl (entspr. 0,2 mg Adrenalin).
Dosierung: 2 Sprühstöße beim Einatmen; bei fehlendem Erfolg Wdh. nach 5
min mgl. Nächste Anwendung frühestens nach 30 - 60 min. Die Lösung enth.
Sulfit (Cave: Überempfindlichkeit)! Nach Zubereitung 4 Wochen haltbar.
Präparat kühlpflichtig. Kontraindikationen beachten (z. B. Hypertonie, Engwinkel-
glaukom, Tachykardie, kardiale Risiken)!
• Mittlerweile sind alle neu ausgelieferten Chargen von 25-ml-Stech-
ampullen und 1-ml-Glasampullen kühlpflichtig bei +2 bis +8°C. Bei
Raumtemperatur, z.B. Lagerung im Notfallkoffer, verkürzt sich die Laufzeit auf
maximal 6 Monate! (Dokumentation auf der Packung notwendig. Stand: 6/05)
17.4 · Wirkstoffe alphabetisch 485 17
Ajmalin
Präparate
Gilurytmal® (1 Amp. à 10 ml enth. 50 mg)., Tachmalin® (1 Amp. à 2 ml enth. 50 mg).
Indikationen
WPW-Syndrom, tachykarde Arrhythmien.
Kontraindikationen
Bradykardie (s. Kapitel 4), partieller und totaler AV-Block (Adams-Stokes-
Anfälle), Herzinsuffizienz (NYHA III und IV), hypertrophe Kardiomyopathie,
Verapamil-Therapie (Gefahr der AV-Blockierung), [Zustand innerhalb dreier Mo-
nate nach Herzinfarkt], [Schwangerschaft].
Nebenwirkungen
Kammerflimmern, Asystolie, AV-Block, Hypotonie, Wärmegefühl, Flush,
Parästhesien, Übelkeit, Erbrechen.
Wechselwirkungen
• Antiarrhythmika, -Rezeptorenblocker: verstärkte Hemmung der AV-Überlei-
tung und Senkung der Herzkraft.
• Furosemid: Ausfällung.
Toxizität
Bradyarrhythmie mit Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, weite Pupillen, Zyanose,
Atemlähmung, Kammerflimmern. Beachte: lange symptomfreie Latenzzeit
(50 - 60 Minuten).
Therapie: Basismaßnahmen, symptomatische Therapie, Intensivüberwachung.
Dosierung
• Erwachsene: 25 - 50 mg Ajmalin langsam (10 mg Ajmalin pro Minute) i.v.
unter EKG-Kontrolle. Intravenöse Infusion: 0,5 - 1 mg Ajmalin / kg KG / h, bis
zu einer Maximaldosis von 2000 mg Ajmalin über 24 h unter EKG-Kontrolle.
• Kinder: Maximaldosis 1 mg Ajmalin / kg KG langsam i.v.
Wirkungsweise
Antiarrhythmische Wirkung durch Hemmung des Natrium-Einstroms, der Er-
regungsbildung und -ausbreitung; die Membran wird stabilisiert.
WE: ca. 1 min. WD: ca. 12 - 15 min. HWZ 0,2 - 0,4 h.
Notfallmedikamente 486 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Alteplas(e)
Synonyme
Plasminogen Human-Aktivator, rekombiniert;
recombinant tissue(-type) Plasminogen Activator = rt-PA.
Präparat
Actilyse® (1 Durchstech-Fl. enth. 10 mg / 20 mg / 50 mg Alteplase in 467 mg /
933 mg / 2333 mg Trockensubst. zur Lsg. mit 10 ml / 20 ml / 50 ml Aqua).
Indikation
Fibrinolyse bei akutem Herzinfarkt (innerhalb von 6 h), (akute Lungenembolie).
Kontraindikationen
Bestehende oder kurz zurückliegende Blutung, Blutungsneigung, Hypertonie,
Endocarditis lenta, frische chirurgische Operation / Punktion größerer Gefäße,
i.m.-Injektion, hohes Alter (> 70 Jahre), Antikoagulanzien-Behandlung, Magen- /
Darmgeschwür in den vergangenen 3 Monaten, Colitis, Ösophagusvarizen,
Aortenaneurysma, Zustand nach Herzdruckmassage, arteriovenöse Miss-
bildungen, Schlaganfall innerhalb der letzten 6 Monate, unklarer Kopfschmerz
oder Sehstörungen, metastasierende bösartige Erkrankungen, Schwangerschaft
und bis 14 Tage nach der Geburt, Lebererkrankungen.
Nebenwirkungen
Blutungen, passagere Temperaturerhöhung, Hypotonie, Tachykardie, Erbrechen.
Wechselwirkungen
• Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer, nichtsteroidale
Antiphlogistika: erhöhte Blutungsgefahr.
Dosierung
70 - 100 mg über 60 - 180 min i.v.; davon 15 mg als Bolus, 50 mg als Infusion
innerhalb der ersten 30 min i.v., die restliche Menge innerhalb einer weiteren
Stunde als Infusion i.v. Begleitende Heparintherapie (5000 I. E. als Bolus i.v.;
dann 7,5 - 24 I. E. / kg KG / h über exaktes Dosiersystem, z. B. Spritzenpumpe -
in der Klinik Einstellung entsprechend der PTT). Dosisreduktion bei Patienten
unter 65 kg (maximale Gesamtdosis 1,5 mg / kg KG) - Verdünnung der Injektions-
lösung für Infusionszwecke nur mit NaCl 0,9%.
Wirkungsweise
t-PA ist ein körpereigener Fibrinolysefaktor. Als Medikament (rt-PA) - gegenüber
dem physiologischen Wert etwa 1000fach höher dosiert - bewirkt es eine Um-
wandlung des Proenzyms Plasminogen in aktives Plasmin. Es findet eine auf den
Ort der Thrombusbildung begrenzte Fibrinolyse statt. Zusätzlich werden durch
Plasmin Fibrinogen, Prothrombin und Gerinnungsfaktoren (V, VIII, IX, XI, XII)
gehemmt, sodass es zu einer verminderten Gerinnungsfähigkeit des Blutes kommt.
17.4 · Wirkstoffe alphabetisch 487 17
Amiodaron
Präparat
Cordarex (1 Amp. à 3 ml enth. 150 mg Amiodaron-HCl).
Indikationen
Falls der Einsatz anderer Antiarrhythmika erfolglos geblieben oder nach ärztli-
chem Ermessen nicht vertretbar ist: symptomatische und behandlungsbedürfti-
ge tachykarde supraventrikuläre und ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, Vor-
hofflimmern und -flattern, AV-Knoten-Reentry-Tachykardien, Tachykardien bei
WPW-Syndrom. Therapierefraktäres Kammerflimmern. Vgl. a. Kapitel 4 (Notfall-
algorithmen Tachykardie - inkl. spezielle Dosisangaben).
Kontraindikationen
Hypotonie, schwere Ateminsuffizienz, Herzinsuffizienz, Neugeborene,
Sinusbradykardie, alle Formen einer Leitungsverzögerung (einschl. Syndrom
des kranken Sinusknotens, AV-Block II° / III°, sofern kein Herzschrittmacher ein-
gesetzt ist), Torsade de pointes, Schilddrüsenerkrankungen, Frauen im
gebärfähigen Alter ohne sicheren Konzeptionsschutz, Schwangerschaft,
Jodallergie, Behandlung mit MAO-Hemmern, [pulmonale Erkrankungen],[Stillzeit],
[Hypotonie], [Kardiomyopathien].
Nebenwirkungen
Sehstörungen, Optikusneuritis, Überempfindlichkeitsreaktionen (Haut), Übel-
keit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelzittern, Bronchospasmus,
Flush, Verlängerung der AV- und QT-Zeit, Deformierung der T-Welle, Herzrhyth-
musstörungen, Bradykardie, Kollaps.
Wechselwirkungen
• Ca-Antagonisten, andere Antiarrhythmika, -Blocker: Verstärkung der
kardiodepressiven und negativ-chronotropen Wirkung dieser Substanzen.
• QT-Zeit-verlängernde Medikamente (Diuretika, Laxanzien, Chinidin,
Erythromyzin u. a. m.): erhöhte Gefahr von Torsade de pointes.
• Diuretika, systemische Kortikosteroide: Hypokaliämie.
Dosierung
4 - 5 mg / kg KG über 15 min (!) gleichmäßig i.v. Danach ggf. kontinuierliche
Gabe (Spritzenpumpe !) von 8 - 10 mg / kg KG / h für 1 Stunde. Gabe nur unter
intensivmedizinischen Bedingungen (EKG- und RR-Monitoring).
Therapierefraktäre VF: 300 mg i.v. unmittelbar nach der 4. Rhythmusanalyse
Hinweis: Nur mit Glucose 5% verdünnen (Initialdosis für Erwachsene ad 20 ml)!
Wirkungsweise
Antiarrhythmikum der Klasse III (Zunahme der Repolarisationsphase und Refraktär-
periode durch Hemmung des K+-Ausstroms): Unterdrückung von Ektopien und
Reentry-Mechanismen; kein Einfluss auf die Kontraktionskraft. HWZ: 2-4 Wochen.
Notfallmedikamente 488 Kapitel 17 · Notfallmedikamente
Anistreplase
Synonym
Anisoylierter Streptokinase-Lys-Plasminogen-Aktivatorkomplex (APSAC).
Präparat
Eminase® (1 Inj.-Fl. enth. 209 - 230 mg Trockensubst. mit 29,55 - 30,03 mg
Anistreplase; entspr. 30 E. zur Lsg. mit 5 ml).
Indikation
Fibrinolyse bei akutem Herzinfarkt (innerhalb von 6 Stunden)
Kontraindikationen
Bestehende oder kurz zurückliegende Blutung, Blutungsneigung, Hypertonie,
Zerebralsklerose, Endocarditis lenta, akute Pankreatitis, frische chirurgische Ope-
ration, schwerer Diabetes mellitus, Leberzirrhose, aktive Lungentuberkulose,
Bronchiektasen mit Neigung zu Bluthusten, hohes Alter (> 75 Jahre), hoher
Antistreptokinasespiegel, verminderte Blutgerinnungsfähigkeit, vorausgegange-
ne translumbale Aortographie (in den letzten 8 Tagen), Punktion großer Arterien,
Biopsie, Thoraxkompressionen, zurückliegende Hirnblutung, Hirnverletzung, neu-
rochirurgischer Eingriff (mindestens 3 Monate), intrakranieller Tumor oder Aneu-
rysma, Streptokinase-Behandlung oder Wiederholung der Therapie mit Ani-
streplase innerhalb der letzten 5-12 Monate, i.m.-Injektion, endotracheale Intu-
bation, bis zur 14. Schwangerschaftswoche (leichte Ablösbarkeit der Plazenta).
Nebenwirkungen
Blutungen, allergische Reaktionen, vorübergehende Temperaturerhöhung,
Flush, Blutdruckabfall, Bradykardie, Arrhythmien, Übelkeit, Erbrechen.
Wechselwirkungen
Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmer, Dextrane: erhöhte
Blutungsgefahr.
Dosierung
30 E. Anistreplase über 5 min i.v. Vorher 40 mg Dexamethason i.v.
Wirkungsweise
Enzymatische Auflösung von Thromben.
Verweis
Zur Lysetherapie bei Myokardinfarkt s. a. Kapitel 8.