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Published by A C E print & packaging, 2022-05-04 10:22:20

Lehrunterlagen für Rettungsschwimmer

Lehrunterlagen für Rettungsschwimmer

2.1.3 Schnorchelarten

+ Gut Sichtbares Ende

+ Ausblasventil, ermöglicht leichteres ausblasen des
Schnorchels

+ Halterung zur Befestigung am Maskenband

+ Mundstück auswechselbar

- Abschluss des Rohr-Ende sorgt für eine zusätzliche
Verwirbelung der Luft

- Fixe Biegung im Mundstückbereich reduziert den
Tragekomfort

- Ausblasventil ist schwer zu reinigen, bzw. kann
Abbildung 3: Schnorchel mit Aus- undicht werden

blasventil3

+ stabiles Rohr bis zum Mundstück
+ offenes Rohr-Ende
+ transparentes Mundstück – bessere Hygiene
+ Halterung zur Befestigung am Maskenband
- Fixe Biegung im Mundstückbereich reduziert den
Tragekomfort

Abbildung 4: Schnorchel einfache
Ausführung4

Abbildung 5: Schnorchel mit + Gut sichtbares Ende
Trockenventil5
+ Ausblasventil, ermöglicht leichteres ausblasen des
Schnorchels

+ Halterung zur Befestigung am Maskenband

+ Mundstück auswechselbar

+ Faltenschlauch zwischen Mundstück und Rohr er-
höht den Tragekomfort

- Abschluss des Rohr-Endes sorgt für eine zusätzli-
che Verwirbelung, dieser spezielle Mechanismus
kann einen Schnorcheltaucher gefährden

3 Eigene Darstellung.
4 Eigene Darstellung.
5 Eigene Darstellung.

11

2.1.4 Pflege
Der Schnorchel sollte nach Gebrauch mit frischem Süßwasser ausgespült werden, um
einer Keimbildung vorzubeugen.

2.2 Tauchermaske

Die menschlichen Augen sind für das Sehen im Medium Luft ausgelegt. Ohne Maske
können wir unter Wasser nur sehr unscharf sehen weil Wasser das Auge direkt be-
rührt. Dieser Nachteil wird durch die Verwendung einer Tauchermaske aufgehoben
(Luftpolster).

2.2.1 Merkmale einer Maske für Schnorchler
Es werden sogenannte Halbmasken verwendet. Diese umschließen Augen und Nase,
der Mund bleibt frei. Um einen Druckausgleich zu ermöglichen, muss ein Nasenerker
vorhanden sein.

Weitere Punkte sind zu beachten:

1) Tadelloser Sitz
Die Maske muss absolut dicht sein. Dies kann sehr einfach geprüft werden, in-
dem man die Maske ohne Nackenband aufsetzt und anschließend leicht durch
die Nase einatmet. Dadurch wird im Maskeninnenraum ein leichter Unterdruck
erzeugt. Passt die Maske, dann kann keine Luft einströmen und die Maske wird
nicht vom Gesicht abfallen.

2) Sichtscheibe aus splitterfreiem Glas
Plastikscheiben sind weicher als üblich verwendetes Glas und zerkratzen sehr
bald. Es sollte darauf geachtet werden, dass nur vergütetes Glas eingebaut ist.
Derartiges Glas ist gekennzeichnet durch den eingeätzten oder aufgedruckten
Buchstaben „T" oder das Wort „TEMPERED" – siehe Abbildung 6: Sicherheits-
glas

Abbildung 6: Sicherheitsglas6

3) Doppelter Dichtrand
Dieser sorgt erstens für verbesserte Dichtheit und zweitens für ein angenehme-
res Tragen. Je breiter der Dichtrand, desto geringere Druckspuren hinterlässt
die Maske beim Abnehmen. Es gibt spezielle Masken (z.B.: Bartträger) mit einer

6 Eigene Darstellung.

12

schmalen Dichtlippe die einen optimalen Sitz gewährleiste – siehe Abbildung 7:
Doppelter Dichtrand.

Abbildung 7: Doppelter Dichtrand7

4) Verstellbares Maskenband
Das Maskenband kann aus Silikon, Gummi oder Neopren gefertigt sein. Ein be-
quemer Sitz der Tauchermaske wird dadurch gewährleistet.

5) Neoprenhüllen für das Maskenband können besonders bei langen Haaren den
Tragekomfort erhöhen.

6) Große Sichtfläche

7) Möglichst kleines Maskenvolumen
Erleichtert das Ausblasen von eingedrungenem Wasser. Der Druckausgleich in
der Maske kann rascher hergestellt werden.

2.2.2 Tauchermasken für Brillenträger
Brillenträger haben die Möglichkeit eine Maske mit optischer Korrektur zu verwenden.
Dazu eignen sich am besten Masken mit getrennten Gläsern. Je nach Sehfehler wer-
den die entsprechenden Linsen eingesetzt.

2.2.3 Ungeeignete Tauchermasken
Schwimmbrillen sind ungeeignet da kein Druckausgleich im Bereich der Augen möglich
ist.

Abbildung 8: Schwimmbrille8

Tauchermasken mit integriertem Schnorchel zählen zum gefährlichen Spielzeug und
sind für jeden ernstzunehmenden Schnorchler abzulehnen.

Manche Firmen bieten Masken mit zusätzlich eingearbeiteten Ventilen an, die das
Ausblasen von Wasser erleichtern sollen. Derartige Ventile sind ein möglicher
Schwachpunkt.

7 Eigene Darstellung.
8 Eigene Darstellung.

13

2.2.4 Maskenarten

+ einfach verstellbares Maskenband
+ getrennte Gläser
+ gut zu erreichender Nasenerker
+ kleines Maskenvolumen
- kleines Sichtfeld

Abbildung 9: Maske mit geteil-

ten Sichtgläsern und kleinem
Maskenvolumen9

+ einfach verstellbares Maskenband
+ Ungeteiltes Sichtfeld
+ gut zu erreichender Nasenerker
- keine optischen Gläser möglich

Abbildung 10: Maske ungeteil-
tem Sichtglas10

+ großes Sichtfeld
+ einfach verstellbares Maskenband
+ getrennte Gläser
+ gut zu erreichender Nasenerker
- großes Maskenvolumen

Abbildung 11: Maske mit geteil-
ten Sichtgläsern und großem
Maskenvolumen11

9 Eigene Darstellung.
10 Eigene Darstellung.
11 Eigene Darstellung.

14

2.2.5 Handhabung und Pflege
Um das Beschlagen der Maskengläser zu verhindern, werden die trockenen Masken-
gläser innen mit Speichel oder speziellen Sprays benetzt (anschließend mit Wasser
spülen).
Um eine Keimbildung zu vermeiden sollte die Maske nach Gebrauch mit frischem
Süßwasser ausgespült werden. Von Zeit zu Zeit ist auch eine Reinigung mit lauwar-
mem Seifenwasser von Vorteil.
2.3 Schwimmflossen
Flossen erleichtern uns die Fortbewegungs- und Manövrierfähigkeit im Wasser.
Gleichzeitig sind Arme und Hände freigestellt. Flossen verlängern den Fuß in der Achse
des Beines, vergrößern die wirksame Druckfläche und erhöhen damit erheblich den
Wirkungsgrad des Beinschlages.
2.3.1 Auswahl einer geeigneten Schwimmflosse
Die Flossen sollten eine angenehm zu tragende Passform haben. Auch nach längerem
Flossenschwimmen darf es keine Druck- und Scheuerstellen geben.

Je nach Verwendungszweck und körperlicher Eignung können wir zwischen folgenden
Ausführungen wählen:

 kurze und lange Flossen
 offener oder geschlossener Fußteil
 hartes oder weiches Flossenblatt
 gerades oder abgewinkeltes Flossenblatt
 mit und ohne Strömungskanäle
 schwimmendes oder nicht schwimmendes Material
 schwarze (rußhaltige) oder farbige Flossen

Ein großes, hartes Flossenblatt bietet schnellen Vortrieb bei geringer Frequenz, kann
aber zu rascher Ermüdung bzw. Muskelkrampf führen (guter Trainingszustand erfor-
derlich).
Kleine, weiche Flossen erfordern eine höhere Frequenz für raschen Vortrieb, dies führt
weniger schnell zu Ermüdung oder Muskelkrampf.

15

2.3.2 Flossenarten

+ durch den offenen Fußteil kann die Flos-
se für das Gerätetauchen wie auch das
Schnorcheltauchen verwendet werden

+ durch das Tragen von Füßlinge ist man
bereits am Weg zum Wasser geschützt.

- offener Fußteil – Füßlinge sind notwendig

Abbildung 12: Flossen mit offenem Fußteil12

+ geschlossener Fußteil

+ bessere Kraftübertragung

+ bessere Wasserlage

- es werden keine Füßlinge getragen –
eventuell zusätzlicher Schutz am Weg ins
Wasser notwendig

Abbildung 13: Flossen mit geschlossenem
Fußteil13

2.3.3 Handhabung und Pflege
 Die Flossen sollen vor Hitze und Sonneinstrahlung geschützt werden.
 Nach dem Gebrauch mit frischem Süßwasser abspülen.

2.4 Erweiterte ABC-Ausrüstung

Längeres Schnorcheln in heimischen Gewässern erfordert, aufgrund der doch relativ

kühlen Wassertemperaturen, einen Kälteschutzanzug. Dadurch wird die Mitnahme ei-
nes Blei- oder Gewichtsgürtels erforderlich.

Sehr sinnvoll ist die Mitnahme eines Schneidewerkzeugs.

2.4.1 Kälteschutzanzüge:
Der Schnorcheltaucher verwendet meist Kälteschutzanzüge aus Neopren, Lycra, oder
Gummi. Sie schließen nicht dicht ab. Das Wasser zwischen Anzug und Haut bildet eine
dünne Schicht die sich relativ rasch auf Körpertemperatur erwärmt und bei gutem An-
zugsitz kaum zirkuliert. Weiters schützen Kälteschutzanzüge auch vor Sonnenbrand
und Verletzungen der Haut.

Es ist darauf zu achten, dass ein der Wassertemperatur angepasster Anzug verwendet
wird.

12 Eigene Darstellung.
13 Eigene Darstellung.

16

Je nach Wassertemperatur können wir zwischen folgenden Ausführungen wählen:
 verschiedene Stärke des Neoprenmaterials (1mm - 7mm)
 verschiede Modelle, Shorty, Nass- und Halbtrockentauchanzüge
 Ein- bzw. Zweiteiler

Jeder Kälteschutzanzug beeinträchtigt die Bewegungsfreiheit. Auf eine gute Passform
ist zu achten.

2.4.2 Blei- oder Gewichtsgürtel
Der Blei- oder Gewichtsgürtel dient zur Kompensation des Auftriebes im Wasser auf-
grund des Kälteschutzanzuges. Er muss im Notfall leicht abwerfbar sein und darf da-
her nicht mit Ausrüstungsgegenständen fix verbunden sein.

Die Bleimenge muss so gewählt werden, dass man im eingeatmeten Zustand
ohne Schwimmbewegung über Wasser bleibt!

2.4.3 Schneidewerkzeug:
Ein Schneidewerkzeug kann ein Tauchermesser, ein Line-Cutter bzw. eine Taucher-
schere sein. Diese Werkzeuge dienen als Rettungsgerät in kritischen Situationen, wie
beim Verfangen in Leinen oder Netzen.

+ die Messerscheide ist mit Bändern versehen, so
kann das Messer optimal am Bein fixiert werden

+ Messer ist aus rostfreien Stahl bzw. Titan
+ deutliche Abrutschsicherung zwischen Griff und

Klinge
+ keine Spitze – daher geringes Verletzungsrisiko

Abbildung 14: kleines Taucher-
messer14

14 Eigene Darstellung.

17

+ optimal zum Durchtrennen von Leinen und Netzen
+ kleine Bauweise, dadurch am Handgelenk tragbar
+ geringes Verletzungsrisiko
- keine Hebelwirkung

Abbildung 15: Line Cutter15

+ Kombination Messer - Schere
+ optimal zum Durchtrennen von Leinen und Netzen
bzw. Drähten
- große Bauweise

Abbildung 16: Schere16

Pflege
Bei der Klinge ist darauf zu achten, dass ansetzender Rost entfernt und die Klinge ge-
fettet wird. Die Klinge muss geschärft sein.

15 Eigene Darstellung.
16 Eigene Darstellung.

18

2.5 Tauchplatzabsicherung

Besondere Gefahr geht vom Schiffsverkehr an Gewässern aus. Als Schnorcheltaucher
muss man daher immer gut sichtbar sein.

Es wird empfohlen, zur eigenen Sicherheit eine Taucherboje mitzuführen.
In manchen Ländern ist dies sogar verpflichtend (im Vorfeld abklären).

Bedeutet: „Taucher unter Wasser, langsam fahren, Abstand halten !“

Abbildung 17: Doppelstander „A“ (ALPHA) 17 Abbildung 18: Taucherwarnflagge18
Internationale nautische Signalflagge
„alte“ Version der Taucherflagge – ist aber
durchaus noch gebräuchlich

Abbildung 20: große Signalboje20

Abbildung 19: kleine Sig- Abbildung 21: kleine Boje
nalboje19 mit Alpha-Flagge21

Abbildung 19: kleine Signalboje, Abbildung 20: große Signalboje und Abbildung 21:
kleine Boje mit Alpha-Flagge zeigen die derzeit im Handel üblichen Taucherbojen, die-
se kann man am Tauchplatz im Wasser positionieren um die Schifffahrt darauf auf-
merksam zu machen, dass hier Personen im Wasser bzw. unter Wasser befinden.

Es gibt eine Vielzahl von im Handel erhältlichen Bojen.

17 Eigene Darstellung.
18 Eigene Darstellung.
19 Eigene Darstellung.
20 Eigene Darstellung.
21 Eigene Darstellung.

19

3 PHYSIK

Wir schenken den Naturgesetzen normalerweise kaum Beachtung, da unser Körper
sich den umweltbedingten Gegebenheiten vollkommen angepasst hat. Wenn wir aber
den gewohnten Lebensraum verlassen, so erlangen die naturgegebenen Gesetzmäßig-
keiten große Bedeutung. Die Nichtkenntnis der für das Tauchen wichtigsten physikali-
schen Gesetze kann für uns lebensbedrohende Folgen haben.

3.1 Zusammensetzung der Luft

Die Zusammensetzung der Luft ist auf der Erde überall, bis in große Höhen, praktisch
konstant. Die atmosphärische Luft besteht aus:

Abbildung 22: Bestandteile Ein- und Ausatemluft22

Sauerstoff ist das für die Energiegewinnung des Körpers notwendige Gas. Er geht im
Körper chemische Verbindungen ein (Stoffwechsel). Bei normaler Atmung werden von
den angebotenen 21 % Sauerstoff nur ca. 4 % im Körper verbraucht, die restlichen 17
% werden bei der Ausatmung unverbraucht wieder abgegeben (Grundbedingung für
die Atemspende).

22 Eigene Darstellung.

20

3.2 Sehen unter Wasser

Die Sichtverhältnisse unter Wasser werden von folgenden Gegebenheiten bestimmt:
a) Intensität des Oberflächenlichtes (Wetter, Einfallwinkel der Sonnenstrahlen).
b) Tauchtiefe
c) Durchsichtigkeit des Wassers (Grad der Verschmutzung, Plankton).
d) Beschaffenheit des Grundes (heller Sand, dunkler Fels).

Farbsehen
In folgenden Tiefen werden die Spektralfarbanteile des Sonnenlichtes um die Hälfte
abgeschwächt (bei sehr klarem Wasser).

Je größer die Wellenlänge des Lichtes
ist, desto stärker wird es vom Wasser
absorbiert.
Mit zunehmender Tiefe ist daher immer
weniger langwelliger Anteil des Lichtes
(rot, orange, gelb) vorhanden, daher
erscheinen Farben zunehmend blauer.

Abbildung 23: Farbsehen23

Größen und Entfernungen
Blicken wir unter Wasser durch die Taucherbrille, so entsteht aufgrund der hier herr-
schenden optischen Verhältnisse auf unserer Netzhaut ein Bild, welches uns alle Ge-
genstände 1/3 größer (höher und breiter) erscheinen lässt. Gleichzeitig erkennen wir
unter Wasser sämtliches um 1/4 der tatsächlichen Entfernung näher.

23 Eigene Darstellung. Abbildung 24: Größe und Ent-
24 Eigene Darstellung. fernung24

21

3.3 Archimedisches Prinzip

(Archimedes, Grieche, 287 - 212 v. Chr.)

Das archimedische Prinzip kann vereinfacht wie folgt verstanden werden:

Ein Körper verliert in einer Flüssigkeit scheinbar so viel an Gewicht, wie die von ihm
verdrängte Flüssigkeitsmenge wiegt.

Beispiel:
Eine Person wiegt 80 kg, ihr Körpervolumen entspricht 75 dm3. Taucht diese Person
im Süßwasser (Dichte 1 kg/dm³), dann wiegt die von ihr verdrängte Wassermenge
75 kg. Unter Wasser würde diese Person laut archimedischem Prinzip ein Gewicht von
5 kg haben.

Abbildung 25: Archimedisches Prinzip25

Taucht diese Person im Salzwasser (spezifisches Gewicht 1,03 kg/dm³), dann wiegt
die von ihr verdrängte Wassermenge 77 kg. Unter Wasser würde diese Person laut
archimedischem Prinzip ein Gewicht von 3 kg haben.

Allgemein gilt unter Wasser:
 Ist ein Gegenstand leichter als die verdrängte Flüssigkeit, so steigt er auf.
 Ist ein Gegenstand schwerer als die verdrängte Flüssigkeit, so sinkt er.
 Ist ein Gegenstand gleich schwer wie die verdrängte Flüssigkeit, so schwebt er.

Beim Tragen eines Neoprenanzuges wird diese Tatsache für jeden Schnorchler spür-
bar. Da geschäumtes Neopren ein geringeres spezifisches Gewicht als Wasser hat,
erhöht sich der Auftrieb wesentlich. Durch die entsprechende Mitnahme von Blei wird
der Auftrieb ausgeglichen und der Zustand des Schwebens erreicht.

Der Auftrieb ist im Salzwasser größer als im Süßwasser (siehe Beispiel oben).
Bei Verwendung eines Neoprenanzugs muss daher im Salzwasser mehr Blei
mitgeführt werden.

25 Eigene Darstellung.

22

3.4 Druckverhältnisse unter Wasser

Der Umgebungsdruck unter Wasser setzt sich aus dem Luftdruck an der Wasserober-
fläche und dem Wasserdruck zusammen.
Der Luftdruck entsteht durch das Gewicht des atmosphärischen Gürtels, der die Erde
umgibt und sinkt mit zunehmender Höhe. Er beträgt auf Meeresniveau ca. 1 bar und
sinkt pro 1000m Höhe um ca. 0,1 bar.
Der Wasserdruck entsteht durch das Gewicht der wirkenden Wassersäule und steigt
daher mit zunehmender Tiefe (pro 10 Meter Wassersäule um ca. 1 bar).
Auf Meereshöhe herrscht in 10 Meter Wassertiefe ein Umgebungsdruck von 2 bar.
Dieser Druck ergibt sich aus 1 bar Luftdruck und 1 bar Wasserdruck.

Abbildung 26: Druckverhältnisse26

26 Eigene Darstellung.

23

4 MEDIZIN

Solange wir an der Wasseroberfläche schnorcheln, ergeben sich für den Körper keine
nennenswerten Zustandsänderungen. Tauchen wir aber unter, so kommt es zu einer
sofortigen Wirkung auf Körperteile und Organe, die mit unserem Atmungssystem in
Verbindung stehen.

4.1 Atmung und Gasaustausch

Durch dauerhaftes, abwechselndes Ein- bzw. Ausatmen, wird die Luft in unserer Lunge
ständig ausgetauscht. Dabei strömt die Luft über die Luftröhre in die Bronchien der
beiden Lungenflügel und weiter in die Lungenbläschen.

Ein erwachsener Mensch atmet in Ruhe ca. 0,5l Luft ein und wieder aus und macht
dies ca. 15-mal in der Minute. Dabei wird lebenswichtiger Sauerstoff für die körperei-
gene Energiegewinnung (Verbrennung) aufgenommen und Kohlendioxid, ein Abfall-
produkt aus dieser Energiegewinnung, abgegeben. Dieser Vorgang wird auch als
Gasaustausch bezeichnet.

Der Gasaustausch findet in den Lungenbläschen, auch Alveolen genannt, statt. Das
sind traubenartig angeordnete, winzig kleine Bläschen, die nur durch eine dünne, gas-
durchlässige Haut, von den sie umgebenden Blutgefäßen getrennt sind.

Gesteuert wird die Atmung vorwiegend durch das Kohlendioxid im Blut. Bei körperli-
cher Anstrengung wird der Atemreiz verstärkt, weil der Kohlendioxidspiegel im Blut
ansteigt.

Abbildung 27: Die menschliche Lunge27
27 Rittmeister, J. (2007): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thorax.jpg [25.04.2015]

24

4.2 Blutkreislauf

Der Blutkreislauf ist das Transportsystem für Sauerstoff, Nährstoffe, Abfallprodukte
und vieles mehr. Eine weitere Aufgabe ist die Verteilung der Wärme im Körper. Das
Transportmedium ist Blut.

Das Herz ist der Motor des Blutkreislaufs. Es pumpt Blut in einem in sich geschlosse-
nen Gefäßsystem. Man unterscheidet zwischen dem Lungenkreislauf und dem Körper-
kreislauf.

Im Körperkreislauf verzweigen sich die Arterien, die das sauerstoffreiche Blut führen,
immer weiter bis zu winzigen Blutgefäßen, den Kapillaren. Diese feinen Blutbahnen
geben nun den Sauerstoff an die Körperzellen ab und nehmen dafür Kohlendioxid auf.
Die Kapillaren sammeln sich zu den Venen, die das sauerstoffarme Blut zurück zum
Herzen führen. Von dort wird es durch den Lungenkreislauf zur Lunge gepumpt, wo es
das Kohlendioxid abgibt und erneut Sauerstoff aufnimmt.

Die Blutgefäße lassen sich einteilen in solche, die das Blut vom Herz wegführen
(=Arterien) und solche, die es zum Herz zurückleiten. (=Venen).

Abbildung 28: Herz-Kreislauf-System28
28 Rittmeister, J. (2010) http://commons.wikimedia.org/wiki/File:A-kreislauf01.svg?uselang=de#file [25.04.2015]

25

4.3 Ohr

Man unterteilt das Ohr in drei Abschnitte:
 Außenohr
 Mittelohr
 Innenohr

Das Außenohr besteht aus der Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, fängt
Schallwellen auf und leitet sie zum Trommelfell.
Das luftgefüllte Mittelohr besteht aus der Paukenhöhle, die gegen außen durch das
Trommelfell luft- und wasserdicht abgeschlossen wird und mit dem Nasen – Rachen-
raum durch die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) verbunden ist.
Im Mittelohr befinden sich die drei Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbü-
gel). Diese übertragen die Bewegungen des Trommelfelles über das Ovale Fenster an
das flüssigkeitsgefüllte Innenohr.
Im Innenohr befinden sich die Schnecke, die für das Hören zuständig ist und die Bo-
gengänge als Gleichgewichtsorgan.

Abbildung 29: Anatomie des menschlichen Ohres29
29 Brockmann, Chittka L. (2009), http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anatomy_of_the_Human_Ear.svg [25.08.2013]

26

4.4 Nasennebenhöhlen

Im menschlichen Schädel befinden sich neben dem Mittelohr, noch weitere luftgefüllte
Hohlräume, die Nasennebenhöhlen:

Abbildung 30: Barotrauma - Nasennebenhöhlen30

Bei zunehmender Wassertiefe entsteht ein Druckunterschied zwischen den luftgefüll-
ten Hohlräumen im und am Körper gegenüber der Umgebung. Dieser Druckunter-
schied muss ausgeglichen werden. Geschieht das nicht, kann es zu einer Verletzung
(Barotrauma) kommen.
4.4.1 Druckausgleich im Mittelohr
Das Trommelfell befindet sich unter normalen Druckverhältnissen in entspannter
Gleichgewichtslage. Es herrscht auf beiden Seiten des Trommelfelles gleicher Druck.
Beim Tiefertauchen wölbt sich das elastische Trommelfell nach innen, es entsteht ein
immer stärker werdendes Druckgefühl. Der im Mittelohr befindliche Druck muss daher
stetig dem zunehmenden Wasserdruck angepasst werden.
Wie wird der Druckausgleich gemacht?
Der Druckausgleich erfolgt dann, wenn mit Daumen und Zeigefinger die beiden Na-
senflügel durch die Nasenerker hindurch ergriffen und zusammengedrückt werden.
Gleichzeitig wird Luft mit Lungenkraft in den Nasenrachenraum gepresst (ähnlich wie
beim Schnäuzen). Der von innen erzeugte Überdruck strömt durch die Eustachische
Röhre (Tube) in die Mittelohrhöhle ab und kann das durch den Außendruck nach innen
gewölbte Trommelfell wieder in seine normale Lage zurückbringen. Es ist auch mög-
lich, den Druckausgleich durch Gähnen oder Schlucken zu erreichen.
Prinzipiell soll kurz vor dem Abtauchen der Druckausgleich ausprobiert werden. Dabei
kann das ordentliche Funktionieren überprüft werden. In der Folge soll der Druckaus-
gleich beim Tiefertauchen wiederholt werden (spätestens aber dann, wenn ein Druck-
gefühl in den Ohren verspürt wird).

30 Fuchs, M. (2014),
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ortenau_Klinikum_Nasennebenh%C3%B6hlen11.jpg#mediaviewer/Datei:Ortenau_Klinikum_Nasenneben
h%C3%B6hlen11.jpg [25.04.2015]

27

Abbildung 31: Trommelfell beim Ab- und Auftauchen31

4.4.2 Druckausgleich in anderen luftgefüllten Hohlräumen
Nasennebenhöhlen
Die Nasennebenhöhlen sind mit dem Nasen-Rachen-Raum verbunden, der Druckaus-
gleich findet hier, bei einem gesunden Menschen, automatisch statt.
Maskeninnenraum
Der Druckausgleich im Maskeninnenraum wird durch das Ausatmen über die Nase
hergestellt.

31 Eigene Darstellung.

28

5 Gesundheitliche Störungen

5.1 Barotraumen

Als „Barotrauma" bezeichnen wir alle Schädigungen durch Druckunterschiede. Beim
Schnorcheltauchen interessieren uns in erster Linie die sogenannten Unterdruck-
Barotraumen.
Zu einem Unterdruck-Barotrauma kommt es, wenn der Druck in einem luftgefüllten
Hohlraum niedriger ist als der Umgebungsdruck (relativer Unterdruck) und dieser
nicht ausgeglichen wird.

Betroffene luftgefüllte Hohlräume im und am Körper sind u. a.:
 Mittelohr
 Nasennebenhöhlen
 Lunge
 schlecht gefüllte Zähne
 Innenraum der Tauchermaske

5.1.1 Barotrauma im Mittelohr
Wird der Außendruck auf das Trommelfell nicht von innen (Mittelohr) ausgeglichen,
kommt es zu einem stechenden Schmerz im Ohr. Tauchen wir trotzdem noch tiefer,
ohne einen Druckausgleich im Mittelohr herzustellen (der Druckunterschied steigt wei-
ter), so wird die Elastizitätsgrenze des Trommelfells überschritten und es reißt (Perfo-
ration).

Abbildung 32: Trommelfellriss32

32 Eigene Darstellung.

29

Der Schmerz lässt dann schlagartig nach. Durch das verletzte Trommelfell kann Was-
ser in das Mittelohr eindringen und das Gleichgewichtsorgan im Innenohr empfindlich
stören.
Mögliche Folgen sind:

 Orientierungslosigkeit und Schwindelgefühl
 Infektion im Mittelohr

Bei jedem Verdacht einer Schädigung des Trommelfells ist umgehend ein Fach-
arzt aufzusuchen.

Verwendung von Ohrenstöpsel
Ohrenstöpsel können beim Schwimmen gegen Eindringen von Wasser schützen. Beim
Tauchen wird ihre Verwendung jedoch Schädigungen nach sich ziehen.
Bei Benützung von Ohrenstöpseln entsteht ein hermetischer Verschluss des äußeren
Gehörganges. Ein Druckausgleich kann daher nicht mehr hergestellt werden, ein Ba-
rotrauma ist die Folge.

Die Verwendung von Ohrenstöpseln beim Tauchen führt zur Schädigung des
Trommelfells

5.1.2 Barotrauma im Maskenraum
Wie in der Gerätekunde erwähnt sind nur solche Tauchermasken zu verwenden, wo
eine Belüftung des Innenraums möglich ist.
Verwendung von Schwimmbrillen
Durch die fehlende Verbindung Nase- Augenraum kann der steigende Umgebungs-
druck im Brillenraum nicht ausgeglichen werden. Die Folge sind Einblutungen im Be-
reich der Augen.

Die Verwendung von Schwimmbrillen beim Tauchen führt zur Schädigung der
Augen.

Verwendung von Nasenklemmen
Nasenklemmen behindern die Durchführung des Druckausgleiches im Maskeninnen-
raum.

Die Verwendung von Nasenklemmen beim Tauchen führt zur Schädigung der
Augen.

5.1.3 Barotrauma der Lunge

Ein Barotrauma der Lunge ist beim Schnorcheltauchen aufgrund ihrer Elastizität sel-
ten.

Unter folgenden Voraussetzungen kann es dennoch zu einer Schädigung der Lunge
kommen:

 Überlanger Schnorchel

30

 Atmen aus Presslufttauchgerät in der Tiefe

Überlanger Schnorchel
Bei der Verwendung eines Schnorchels wird Luft unter normalen atmosphärischen
Druck eingeatmet. Es herrscht somit in der Lunge immer ein Innendruck, der dem
Oberflächendruck entspricht. Verwenden wir einen verlängerten Schnorchel und at-
men somit in einer größeren Tiefe, entsteht eine gefährliche Druckdifferenz zwischen
Wasserdruck und Lungeninnendruck. Es kommt in diesem Fall zu einem Unterdruck-
Barotrauma der Lunge.

Abbildung 33: Zu langer Schnorchel33

Atmen aus Presslufttauchgerät in der Tiefe
Nimmt ein Schnorcheltaucher einen Atemzug aus einer am Schwimmbeckenboden lie-
genden Tauchflasche und taucht anschließend auf, ohne auszuatmen, kann es durch
die sich ausdehnende Luft in der Lunge zu einem Überdruck-Barotrauma kommen
(Lungenüberdehnung/Lungenriss).

5.2 Schwimmbad-Blackout

Beim Schwimmbad-Blackout handelt es sich um eine Bewusstlosigkeit unter Wasser,
die nach starker Hyperventilation ohne Vorwarnung auftreten kann.
Unter Hyperventilation verstehen wir ein oftmaliges, schnelles, kurz aufeinanderfol-
gendes tiefes Ein- und Ausatmen.
Der primäre Atemreiz wird durch den Anstieg des CO2-Spiegels in unserem Blut aus-

33 Eigene Darstellung.

31

gelöst. Durch die Hyperventilation wird der CO2-Spiegel stark herabgesetzt, ohne dass
eine Steigerung des Sauerstoffanteils erzielt wird. Der verminderte CO2-Spiegel er-
möglicht ein längeres Luftanhalten ohne Atemreiz. Bis der für den Reiz des Atemzent-
rums erforderliche CO2-Spiegel wieder aufgebaut ist, kommt es zu einem akuten Sau-
erstoffmangel, ohne dass der Taucher das Gefühl der Luftnot empfindet. Eine plötzli-
che Bewusstlosigkeit ist die Folge.

Abbildung 34: Schwimmbad Blackout34

Tauchversuche zur eigenen Sicherheit nur unter Aufsicht.

34 Rittmeister, J. (2007), http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Blackout.jpg [25.04.2015]

32

6 Handzeichen für Schnorcheltaucher

Abbildung 35: OK Oberfläche35 Abbildung 36: OK36

Abbildung 37: Notsignal/ Abbildung 38: Etwas stimmt
Hilfe Oberfläche37 nicht/Problem 38

Abbildung 39: Abtauchen39 Abbildung 40: Auftauchen40

Die angegebenen Zeichen gelten für Schnorchler wie für Gerätetaucher (daher die
Darstellung des Tauchers mit Gerät).

35 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_OK_surface_2.png
36 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_OK_1.png
37 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_Not_Right.png
38 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_Help_surface_1.png
39 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_Descend.png
40 Southwood, P. (2011): http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dive_hand_signal_Ascend.png

33

Lehrunterlagen Rettungsschwimmen

7. ABC-SCHWIMMEN

Ausbildungsunterlage für SS1 und SS2



Lehrunterlagen Rettungsschwimmen

8. ERSTE HILFE

Skriptum "Erste Hilfe für Wasserretter"

a. Anatomische und physiologische Grundlagen
b. Pathologische Grundlage
c. Hygienemaßnahmen
d. Basismaßnahmen der Ersten Hilfe
e. Rettungskette
f. Medizinische Geräte
g. Quellen



Lehrunterlagen Rettungsschwimmen

8. Skriptum – Erste Hilfe

Zusammengestellt: Michael Siter M.A.

Autoren: Dr. Harald Rinösl, Dr. Roman Mühl, Dr. Günther Zenner, Dr. Gerald Berger

1 Einleitung

Alle hier beschriebenen Techniken und noch viel mehr
Hintergrundwissen wird in den Erste-Hilfe-Kursen, sowohl von der
Wasser-Rettung als auch den Rettungsorganisationen vermittelt.
Dieser Lernbehelf kann das praktische Training keinesfalls
ersetzen und dient lediglich als Nachschlagwerk. Für Fragen
stehen Dir der Landessanitätsbeauftragte oder dein
Landesverbandsarzt gerne zur Verfügung.

Erste Hilfe ist, ebenso wie schwimmtechnisches Wissen, im
Ernstfall unabdingbar. Wenn Minuten zählen und man kann nichts
mehr lernen oder üben. Mit dieser Ausbildung hast du den ersten
Schritt getan – halte Dein Wissen und Deine Fertigkeiten immer
frisch. Deine Patienten verlassen sich auf Dich.

Parallel zu entsprechendem Wissen ist auch gutes Material für
eine adäquate Patientenversorgung

notwendig. Deswegen sollte bei jedem Dienstantritt das
vorhandene Material gewissenhaft kontrolliert werden.

2 Anatomische und physiologische Grundlagen

Die Anatomie ist die Lehre vom Aufbau des gesunden
menschlichen Körpers, während die Physiologie die Arbeitsweise
des Organismus beschreibt. Einige grundlegende Kenntnisse
dieser Strukturen und Vorgänge sind notwendig, um bei Ausfall
einer oder mehrere Funktionen gezielte und sinnvolle Hilfe leisten
zu können.

2.1 Bewegungsapparat
Der Bewegungsapparat setzt sich aus Knochen, Muskeln,
Gelenken, Sehnen und Bändern zusammen.

Knochen

Die Aufgabe der Knochen und Gelenke beinhalten die
Stützfunktion und Formgebung des Körpers, die Schutzfunktion
mancher Organe (z.B. Herz und Lunge durch das Thorax Skelett),
Fortbewegung, Mineralspeicher und Produktionsstätte des Blutes.

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Muskulatur:

Ein Skelettmuskel verbindet in der Regel zwei Knochen. Eine
Bewegung der Knochen ist erst durch die Muskulatur möglich.
Man unterscheidet beim Muskel unter ANSATZ und URSPRUNG.
Der Ursprung ist am unbewegten Knochen befestigt, der Ansatz
am bewegten (z. B. Befindet sich der Ursprung eines
Fingermuskels am Unterarm, der Ansatz an den Fingern. Der
Muskel bewegt die Finger zum Unterarm – der Unterarm ist der
unbewegte Teil dieser Bewegung).

Gelenke:

Die verschiedenen Bewegungen des Körpers werden durch
Gelenke ermöglicht. Nach ihrer Beweglichkeit werde sie in echte
und unechte Gelenke unterteilt. Beispiele für echte Gelenke sind
Schulter- oder Kniegelenk und Beispiele für unechte Gelenke sind
Rippen- Brustbein

Sehnen:

Über die Sehnen sind die Muskel mit den Knochen verbunden.

Bänder:

Bänder tragen neben der Muskulatur den größten Teil zur
Stabilisierung der Gelenke bei.

2.2 Atmung

Um Energie zu produzieren werden die mit der Nahrung
aufgenommenen Stoffe im Körper biologisch in den Zellen
verbrannt. Für diese Verbrennung ist Sauerstoff (chemisches
Zeichen: O2) notwendig. Alle Zellen nehmen Sauerstoff auf und
geben Kohlendioxid (CO2) als Abbauprodukt ab. Die Atmung hat
die Aufgabe, O2 den Zellen über das Blut zuzuführen und CO2 zu
entfernen. Die Umgebungsluft ist wie folgt zusammengesetzt:

Einatmungsluft Ausatemluft

21% Sauerstoff 17% Sauerstoff

78% Stickstoff 78% Stickstoff

1 Restgase (Edelgase,...) 4% Kohlendioxid

1% Restgase

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Atmungsorgane:

Die Luft gelangt über den
Mund und/oder die Nase in
den Rachenraum, dann
passiert sie den Kehlkopf, um
in die Luftröhre zu strömen.
Diese teilt sich in zwei Äste für
die beiden Lungenflügel. Dort
angelangt, erreicht sie über
die Bronchien die feinsten
Verästelungen, die in die
Lungenbläschen münden. Die
Lungenbläschen werden von
feinsten Blutgefäßen umspült,
welche den frischen Sauerstoff
mittels des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin) binden und somit
in den Blutkreislauf einbringen. Unter äußerer Atmung versteht
man das mechanische Verschieben des Luftstromes, unter der
inneren Atmung die Aufnahme des Sauerstoffes und den
Transport in der Blutbahn sowie die Weiterverarbeitung in den
Zellen.

Atmung und Kreislauf sind eng miteinander verbunden. Das mit
O2 angereicherte Blut wird vom Herz durch den Körper gepumpt
und gelangt zu den Zellen, an denen sich die innere Atmung
vollzieht. Sauerstoff wird von den roten Blutkörperchen an die
Zellen abgegeben, CO2 von diesen aufgenommen und zur Lunge
transportiert.

Die Lungenflügel selbst liegen als schwammartige Strukturen in
der Brusthöhle, die vom Brustkorb gebildet und nach unten durch
eine Muskelplatte, das Zwerchfell, begrenzt wird. Die rechte
Lunge hat drei, die linke Lunge zwei Lappen.

Eine bewusste Erhöhung der Muskelaktivität kann die Atmung um
mehr als das Zehnfache steigern, die Atmung unterliegt deshalb
auch (zum Teil) dem Willen und kann durch diesen beeinflusst
werden. Ein gesunder Erwachsener bewegt pro Atemzug etwa das
zehnfache seines Körpergewichtes in Milliliter (Atemzugvolumen
[ml] = Körpergewicht [kg] x 10).

Atemfrequenzen (Richtwerte)

Erwachsener: ca. 12-15 /min

Kind: ca. 20 /min

Säugling: ca. 30 /min

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2.3 Herz, Blut und Kreislauf

Im Kreislauf eines Erwachsenen befinden sich fünf bis sieben Liter
Blut. Ab 30% Blutverlust besteht akute Lebensgefahr, fällt die
Blutmenge unter 50% der ursprünglichen endet die Verletzung
meist tödlich. Das Blut setzt sich aus Plasma und Blutzellen
zusammen und transportiert Nährstoffe, Sauerstoff, Abfallstoffe
und sorgt für den Wärmeaustausch innerhalb des Organismus.
Darüber hinaus ist es als chemischer Puffer für etwaige
Entgleisungen des pH-Wertes gedacht. Etwa 56% sind Blutplasma
(90% Wasser, 7-8% Eiweiße und anderes), der Rest sind Zellen
[weiße Blutkörperchen (Krankheitsabwehr), rote Blutkörperchen
(Sauerstofftransport), Blutplättchen (Gerinnung)].

Das Herz betreibt den
Blutkreislauf als zentraler
Motor. Es liegt als etwa
faustgroßer Hohlmuskel, vom
Herzbeutelumgeben, auf dem
Zwerchfell, zwischen den
beiden Lungenflügeln in der
einen, zwischen Brustbein
und Wirbelsäule in der
anderen Richtung. Durch eine
Scheidewand wird es in eine
linke und eine rechte Hälfte unterteilt, jede Hälfte wiederum in
einen Vorhof und eine Kammer.

Alle Gefäße, die zum Herzen führen werden Venen, alle vom
Herzen wegführenden Arterien genannt. So münden in den
rechten Vorhof die obere und untere Hohlvene, in den linken die
Lungenvenen. Aus den Kammern führen rechts die
Lungenarterien, links die große Körperschlagader (Aorta). Jeweils
zwischen Vorhof und Kammer sowie an den Austrittsöffnungen
aus den Herzkammern befinden sich ventilartig Klappen, die ein
zurückfließen des Blutes in die falsche Richtung verhindern.

Das Herz ist aufgrund einer Auskleidung des Innenraumes mit
einer undurchlässigen Schicht nicht in der Lage, aus dem
gepumpten Blut seine Nährstoffe zu beziehen. Daher zweigt von
der Aorta ein Nebengefäß ab, welches sich spinnennetzartig über
den Herzmuskel zieht und als Herzkranzgefäße bezeichnet wird.
Kommt es zu einer Verengung derselben, so spricht man von
einer Herzenge (Angina Pectoris), bei einer kompletten

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Verstopfung von einem Herzinfarkt, da das nachgeschaltete
Muskelgewebe nicht mehr versorgt wird und deshalb abstirbt.

Das Blut gelangt, in der Lunge mit

Sauerstoff angereichert, vom linken Lungenkreislauf
Vorhof in die linke Kammer und wird von

dort über die Aorta in den großen

(Körper-)Kreislauf gepumpt. Nachdem es

über die großen und kleinen Arterien die

Haargefäße (Kapillaren) im Gewebe

erreicht hat, gibt es dort Sauerstoff und

Nährstoffe ab und nimmt Kohlendioxid

und andere Abfallprodukte auf. Der Körperkreislauf

wässrige Anteil des Blutes (Plasma) geht

dabei zum Teil in den Zellzwischenraum

über und wird als Zwischenzellflüssigkeit

bezeichnet. Dieses Plasma gelangt über

das Lymphsystem wieder in den venösen Teil des Blutes zurück.

Der Großteil des Blutes aber verfolgt den Weg im venösen Anteil

des Kreislaufes als sauerstoffarmes, bläuliches Blut über die

Venen zurück zum Herzen. Es erreicht über die beiden Hohlvenen

den rechten Vorhof, die rechte Kammer, und wird über die

Lungenarterie in Richtung Lunge ausgeworfen (kleiner oder auch

Lungenkreislauf). Hier vollzieht sich der eigentliche

Gasaustausch: CO2 wird vom Blut in die Lungenbläschen

abgegeben, O2 ins Blut aufgenommen. Nun nimmt das

sauerstoffreiche Blut den Weg über die Lungenvenen zum linken

Vorhof, wo sich der Kreislauf schließt.

Ein gesunder Erwachsener hat ein Schlagvolum von etwa 100 cm³
pro Herzschlag bei einer Frequenz von 80 +/-20 Schlägen pro
Minute (Kind 120 +/-20 /min), jeweils in Ruhe.

3 Pathologische Grundlagen

3.1 Ertrinken
Laut WHO sterben jede Stunde jeden Tages 40 Menschen durch
Ertrinken, die meisten davon in Entwicklungsländern. Die
Dunkelziffer wird aber weitaus höher geschätzt. Bei Kindern
zwischen dem fünften und 14 Lebensjahr ist Ertrinken eine der
führenden Todesursachen, zwischen dem ersten und vierten
Lebensjahr die zweit häufigste Todesursache.

Ertrinken wird nach dem International Liaison Committee on
Resuscitation (ILCOR) als ein Vorgang der Funktionsstörung der
Atmung durch Immersion oder Submersion in einer Flüssigkeit
definiert. Das bedeutet, dass es durch Eintauchen oder

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Untertauchen in einer Flüssigkeit zu einer zumindest teilweisen
Verlegung oder Reizung der Atemwege und zu einer Behinderung
der Atmung kommt. Ist die Atmung ausreichend stark
eingeschränkt kann dies in weiterer Folge zu einem
Sauerstoffmangel (Hypoxie) und zum Tod führen.

• Submersion: Der Atemweg oder Kopf befinden sich unter
Wasser, es wird Wasser eingeatmet (Aspiration).

• Immersion: Der Kopf befindet sich über der
Wasseroberfläche. Es kann auch hier durch Spritzwasser oder
Überspülen zur Aspiration kommen.

• Aspiration: Eindringen von Material (Erbrochenes, Wasser,
Kleinteile...) in die Atemwege unter die Ebene der Stimmbänder

Es soll nur noch der Begriff Ertrinken bzw. Ertrinkungsunfall
verwendet werden, dieser kann weiter in tödliches Ertrinken und
nicht tödliches Ertrinken unterteilt werden. Begriffe wie
trockenes-, nasses-, aktives-, passives-, leises-, sekundäres-
oder beinahe- Ertrinken sollten nicht mehr verwendet werden.

Ursache:

Beginnt der Ertrinkungsvorgang bei vollem Bewusstsein kann es
eingangs zu einer Panikreaktion kommen. Diese kann von außen
unbemerkt ablaufen. Es kommt nur selten zu lauten Hilferufen.
Häufig wird Wasser verschluckt, welches wieder erbrochen
werden kann. Schafft es das Ertrinkungsopfer nicht mehr seinen
Kopf über der Wasseroberfläche zu halten, kommt es zur
Submersion. Hier versucht das Ertrinkungsopfer den Atem
anzuhalten. Ist ihm dies nicht mehr möglich, gelangen zunächst
kleinere Mengen Wasser oder Erbrochenes in die Atemwege, das
Opfer muss Husten und es tritt erneut Wasser in die Atemwege
ein. Dies kann zu einem Stimmritzenkrampf (Laryngospasmus)
führen. Der durch die Behinderung der Atmung eingetretene
Sauerstoffmangel führt in weiterer Folge zur Bewusstlosigkeit.
Der Stimmritzenkrampf löst sich nach einiger Zeit, es kann erneut
Wasser in die Lungen eintreten. Die Menge aspirierten Wassers
beläuft sich meist auf weniger als 1,5 l. Erfolgt keine Rettung
verstirbt der Ertrunkene aufgrund eines Sauerstoffmangels.

Es kann bereits durch sehr geringe Mengen von Wasser
(Tröpfchen) oder Erbrochenem, das mit den Stimmbändern in
Kontakt kommt und diese somit reizt, zu einem
Stimmritzenkrampf kommen. Der Stimmritzenkrampf kann
schwer überwindbar sein, wodurch es zu einem Sauerstoffmangel
und Bewusstlosigkeit kommen kann (Vorsicht vor allem bei
kleinen Kindern)!

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Seite 7

Ist die eigentliche Ursache für den Ertrinkungsvorgang nicht
Erschöpfung, sondern zum Beispiel ein Herzinfarkt (Akutes
Koronarsyndrom) kann das Eintreten von Wasser in die Lunge
(Aspiration) auch ausbleiben. In solchen Fällen von Ertrinken
ohne Aspiration lässt sich im Rahmen der lebensrettenden
Sofortmaßnahmen die Hypoxie leichter und schneller beseitigen
als nach Aspiration bereits kleiner Mengen von Flüssigkeit (1-2,2
ml/kg Körpergewicht).

Der Unterscheidung des Ertrinkens in Süß- oder Salzwasser wurde
früher Bedeutung beigemessen. Tatsächlich ist diese aber nach
heutigem Wissensstand gering und hat keine Auswirkung auf die
Therapie.

Therapie:

• Hilferuf

• Rasche Bergung des Patienten aus dem Wasser

o Es ist außer beifolgenden Szenarien grundsätzlich nicht
von einer Wirbelsäulenverletzung auszugehen (nur
0,5% aller Ertrinkungsopfer), (hier dennoch möglichst
schnelle Bergung und Versuch einer möglichst
geringen Beugung oder Streckung der
Halswirbelsäule):
▪ Sprung in seichtes Wasser
▪ Kitesurfen
▪ Sichtbare Verletzungszeichen, besonders nach
Nutzung einer Wasserrutsche
▪ Wasserskifahren
▪ Bootsrennen

• Ist der Patient bei Bewusstsein

o Notruf
o Sauerstoff 15 l/min
o Vor weiterem Auskühlen schützen
o Ständig überwachen
o Dokumentation

• Ist der Patient ohne Bewusstsein

o Lebensrettende Sofortmaßnahmen nach aktuellen ERC
Guidelines

o Mit 5 Initialbeatmungen
o Beatmung, wenn möglich unter der Verwendung von

Sauerstoff

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Beatmung eines Ertrinkungsopfers:

Die Beatmung von Ertrinkungsopfern kann sich unter Umständen
schwieriger gestalten als im Rahmen einer
Herzlungenwiederbelebung unter normalen Umständen. Die
Beatmung kann höhere Drücke erfordern, was die
Wahrscheinlichkeit der Beatmung des Magens und
darauffolgendem Erbrechen erhöht.

Kam es bei dem Ertrinkungsopfer zur Aspiration, können sich im
Rahmen der lebensrettenden Sofortmaßnahmen größere Mengen
Schaum in den Atemwegen bilden, die während der
Herzdruckmassage und Beatmung aus dem Mund austreten. Es
soll nicht versucht werden den Schaum zu entfernen, sondern
entsprechend des BLS Algorithmus fortgefahren werden! Das
Erbrechen von Mageninhalt kann während der lebensrettenden
Sofortmaßnahmen vorkommen. Nur wenn Beatmungen dadurch
unmöglich geworden sind soll durch auf die Seite drehen versucht
werden diese Fremdkörper zu entfernen.

Prognose:

Es konnte gezeigt werden, dass Submersionszeiten von weniger
als zehn Minuten, sowie Submersion in sehr kaltem Wasser mit
einer hohen Wahrscheinlichkeit von gutem Überleben
einhergehen. Submersionszeiten von mehr als 25 Minuten führen
mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tod, ausgenommen sind hier
Ertrinkungsunfälle in sehr kalten Gewässern und bei Kindern.

3.2 Immersionslungenödem
Das Immersionslungenödem (ILE) ist eine akut einsetzende,
schwere und potentiell lebensbedrohliche Form eines
Lungenödems, das sowohl bei Schwimmern, Schnorchlern und
Tauchern auftreten kann.

• Lungenödem: ist eine Flüssigkeitsansammlung außerhalb
der Blutgefäße, meist in den Alveolen

Die genaue Rate des Auftretens ist nicht bekannt, da es als
Todesursache nur schwer von Ertrinken abgegrenzt werden kann.
Sie wird bei Triathleten auf 1,4% geschätzt. DAN beschreibt das
ILE mit 5% als eine der häufigsten Ursachen nicht tödlicher
Zwischenfälle beim Gerätetauchen. 1% aller tödlichen
Tauchunfälle (1992-2015, n=1549) werden auf ein ILE
zurückgeführt.

Ursache und Symptome:

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Taucht man in Wasser ein, sei es als Schwimmer oder Taucher
kommt es zu einer Umverteilung des Blutvolumens aus
Blutgefäßen der Arme und Beine (Peripherie) hin zu den
Blutgefäßen der Lungen und des Herzens. Durch das vermehrte
Blutangebot im Brustkorb kommt es zu einer Erhöhung des
Blutdrucks in den Kapillaren der Alveolen, wodurch vermehrt
Flüssigkeit in die Alveolen austreten kann. Dieser Vorgang tritt bei
jeder Person auf, wenn auch in einem geringen Ausmaß und
verstärkt sich, je länger man sich im Wasser befindet.

Bei manchen Personen ist dieser Vorgang jedoch so stark
ausgeprägt, dass sich Symptome eines Immersionslungenödems
entwickeln. Diese wären:

• Atembeschwerden

• Husten, evtl. mit schaumigem, leicht blutigem Auswurf

• Sauerstoffmangel bis Bewusstlosigkeit und Tod

Die exakte Ursache des ILE ist noch nicht bekannt. Risikofaktoren
sind

• Eintauchen in kaltes Wasser

Beim Eintauchen in kaltes Wasser ist die Gefäßverengung der
Peripherie besonders stark ausgeprägt und führt zu einer
vermehrten Verschiebung des Blutvolumens in den Brustkorb.

• Starke Anstrengung

Beschrieben wurde das ILE erstmals bei Tauchern der
amerikanischen und israelischen Marine, sowie bei Triathleten

• Hyperhydradation (Überwässerung)

• Einatmung gegen einen erhöhten Widerstand. (Schnorchel
und Atemregler)

Ein Hinweis auf ein aufgetretenes ILE während eines Tauchganges
wäre eine vermutete Fehlfunktion des Atemreglers, die bei
späterer Überprüfung nicht nachvollziehbar wäre.

• Bluthochdruck

• Vorbestehende Herzerkrankung

Therapie:

Zeigen sich bei einem Schwimmer, Schnorchler oder Taucher
Symptome eines ILE soll dieser sofort das Wasser verlassen. Bei
nur geringgradigen Symptome soll der Patient sitzend vor

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weiterem Auskühlen geschützt und überwacht werden. Zeigen
sich beim Patienten Atembeschwerden soll er Sauerstoff erhalten
und mit der Rettung in ein Krankenhaus transportiert werden.

Prognose:

Hat man eine Episode eines ILE erlitten besteht eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens. Nach einem ILE sollte
man sich von einem Facharzt für Innere Medizin untersuchen
lassen.

3.3 Schock

Ein Schock ist eine lebensbedrohliche Kreislaufstörung auf Grund
einer Minderversorgung der Organe mit Blut, die zu einem
Sauerstoffmangel führt. (kein „Schrecken“!)
Ursachen:

• Flüssigkeitsmangel: Volumenmangel-Schock (starke
Blutung, starker Durchfall, Verbrennung etc.)

• Weitstellung der Gefäße: Anaphylaktischer / allergischer
Schock, toxischer Schock, septischer Schock, spezielle
Vergiftungen (Medikamente),

• neurogener Schock (bei Rückenmarksverletzungen)
• Kardiogener Schock: (Rechtsherzversagen, Herzinfarkt,

Rhythmusstörungen, Bluthochdruck, spezielle
Vergiftungen, Medikamente)
Symptome:
• Blasse Haut
• Kalter Schweiß
• Zittern, Kältegefühl
• Ängstlich, unruhig
• Blaue Lippen und Fingernägeln (Zyanose)
• Bewusstseinseintrübung

Erste Hilfe:
• Atemwege freimachen und freihalten
• Blutstillung exakt durchführen
• Zirkulation verbessern durch fachgerechte Lagerung
(schmerzfrei)
• Drohenden Sauerstoffmangel beheben (öffnen
beengender Kleidung, Fenster aufmachen, zu
• langsamer, tiefer Atmung anhalten)
• Eigenwärme erhalten
• Guten Zuspruch
• Information bei Übergabe an Rettungsdienst
• [Hilfestellung bei sanitätsdienstlichen/ärztlichen
Maßnahmen]

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3.4 Fremdkörperaspiration

Rückenschläge:
Kurze kräftige einzelne Schläge. Nach jedem Schlag Kontrolle, ob
das Manöver erfolgreich war. Beachte: Handhaltung bei
Säuglingen

Heimlichhandgriff:
Stand hinter dem Patienten. Eine Faust liegt zwischen
Brustbeinende und Nabel
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Andere Hand umfasst Faust und drückt stoßartig und kräftig
Richtung Zwerchfell

Patient muss auf jeden Fall ins Krankenhaus gebracht werden, um
innere Verletzungen ausschließen zu können! Vorsicht: Keine
Anwendungt bei Säuglingen

3.5 Unterkühlung

Wasser ist ein 25mal besserer Wärmeleiter als Luft und führt

daher schneller zu Unterkühlung. Schwimmen bei

Temperaturen unter 18° Grad birgt daher die Gefahr

der Unterkühlung (z.B. Schwimmen im fließenden Gewässer).

Ein Patient im kalten Wasser hat einen reduzierten Stoffwechsel,

weswegen hier jedoch die Überlebenschance beim Herzstillstand

günstiger sind. (Es gibt dokumentierte Fälle von sehr jungen

Patienten, die auch nach 30-45 min. unter Wasser erfolgreich

wiederbelebt worden sind.)

Durch Temperatur-Absenkung kommt es zur sogenannten
Zentralisation = Konzentration der Durchblutung auf die
lebenswichtigen Organe im Bauch, Brustkorb und Kopf. Sinkt
auch diese Kerntemperatur unter 36 Grad, spricht man von einer
Unterkühlung. Man unterscheidet zwischen vier verschiedenen
Stadien:

36°C – 34°C: Zittern, Kälte, Schmerzen, Puls und Blutdruck
steigen an, tiefe Atmung

34°C – 30°C: Muskelstarre, Pulsfrequenz sinkt, erschwerte und
unregelmäßige Atmung, Müdigkeit, Nachlassen der
Schmerzempfindung

30°C – 27°C: zunehmende Bewusstseinseintrübung, Weitung der
Pupillen, Puls kaum tastbar, Atemstörungen

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27°C – 24°C: tiefe Bewusstlosigkeit, anschließend Atem- und
Kreislaufstillstand

Abwehr Erschöpfung Lähmung Endstadium

Muskelzittern

Teilnahmslosigkeit

Bewusstseinseintrübung
Bewusstlosigkeit
Atem-

Kreislaufstillstand

Atmung tief und schnell Langsam
Atemstillstand Extrem vermindert bis zum

Schmerzen in Armen und Beinen Nachlassen der
Blau-blässliche Hautverfärbung
Muskelstarre,

Schmerzempfindung

Erste Hilfe:

Leichte Unterkühlung:

Patient ansprechbar

• nasse Kleidung durch trockene Decken ersetzen
• Patienten wachhalten
• ev. warme Getränke (kein Alkohol!)

Schwere Unterkühlung:

• Patient nicht ansprechbar, Bewusstsein getrübt
• Bewegungsverbot (Gefahr: „Bergetod“)
• Schonende, möglichst horizontale Bergung (Bergung aus

dem Wasser mit Hilfsmittel)
• Schutz vor weiterer Auskühlung zudecken, aber keine

aktive Erwärmung – Flachlagerung
• Bei Bewusstlosigkeit: Stabile Seitenlage

Gefahr besteht durch Bewegung des Patienten: Beim
unterkühlten Patient ist der Kreislauf zentralisiert. Erfolgt nun
eine zu rasche Bewegung, gelangt kaltes Körper-Schalenblut in
den Kern. Das Herz reagiert mit extremer Frequenzsenkung bis
hin zum Stillstand (=Bergungstod oder „Afterdrop“).

Merke: „No one is dead, until he is warm and dead!

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3.6 Sonnenstich / Hitzschlag

Sonnenstich Hitzschlag

Ursachen

Starke Sonnenbestrahlung des Erhöhung der Körpertemperatur durch

unbedeckten Kopfes führt zur Wärmestau (z.B. körperliche

Reizung der Hirnhäute Anstrengung in

feuchtwarmer Umgebung und

verminderte

Abkühlungsmöglichkeit - Beispiel:

Neoprenanzug)

Symptome

Kopf hochrot, heiß Kein Schwitzen

Körper kühl, kaltschweißig Trockene, heiße, rote Haut am ganzen

Nackensteifigkeit, Krämpfe bis zur Körper

Bewusstlosigkeit Durstgefühl, Übelkeit, Erbrechen

Erste Hilfe Maßnahmen

in den Schatten bringen in den Schatten bringen

feuchte Umschläge feuchte Umschläge

Lagerung mit leicht erhöhtem Flachlagerung

Oberkörper, Ursachen beseitigen Ursachen beseitigen

3.7 Verbrennungen

Erste Hilfe:

• Kleiderbrände löschen
• Kleidung vorsichtig entfernen
• Verbrennung kühlen, bis der Schmerz nachlässt
• Notruf
• Wunde keimfrei verbinden
• Schockbekämpfung

Eine sofortige Kühlung mit Flüssigkeit verbessert die Prognose.
Sterile Bedingungen sind im Notfall nicht erforderlich. Bei
Verbrennung herrscht eine große Schockgefahr!

3.8 Verletzungen
Knochen- und Gelenksverletzungen

Erste Hilfe:

• Beengende Kleidung öffnen
• Schmuck entfernen
• Wunden versorgen
• Ruhigstellen
• Schwellung kühlen
• Notruf
• Schockbekämpfung

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Wirbelsäulenverletzungen

Ursachen:

Gewalteinwirkung auf die Wirbelsäule, die zur Verschiebung oder
Bruch von Wirbeln mit oder ohne Rückenmarkschädigung führt
(z.B. Kopfsprung, Wildwasser-, Canyoningunfall).

Symptome:

• Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule
• Eingeschränkte Bewegungsfähigkeit
• Gefühlsstörungen in Armen und/oder Beinen
• Lähmungserscheinungen

Die Ersten Hilfe Maßnahmen sollten bereits bei Verdachtsfällen
angewandt werden.

• Kein unnötiger Lagerungswechsel
• Schonende Bergung (HWS-Schienung, Schaufeltrage,

Spineboard)
• Patient OHNE Bewusstsein -> Notfallcheck

Schädel- Hirnverletzungen

Ursachen:

Gewalteinwirkung auf den Kopf kann zu knöchernen
Schädelverletzungen sowie zu Schädigungen des Gehirns führen.

Symptome:

• Pupillendifferenz
• Kopfschmerzen
• Erbrechen
• Erinnerungslücken
• Bewusstseinsverlust
• Krämpfe

Erste Hilfe:

• Oberkörper leicht erhöht
• Wunden steril abdecken
• Patient OHNE Bewusstsein -> Notfallcheck

-> Lebensrettende Sofortmaßnahmen

3.9 Interne Notfälle
Synkope (Kreislaufkollaps)

Die Synkope (Kreislaufkollaps) ist ein Beispiel für eine bedrohlich
aussehende, in der Regel aber harmlose, kurzfristige Störung des
Herz-Kreislaufsystems. Durch Stimulation des Vagus-Nerves

Lehrunterlagen Rettungsschwimmen: Erste Hilfe

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(=Parasympathikus des vegetativen Nervensystems) kommt es
zu einer Weitstellung der Gefäße und Abnahme der Herzfrequenz.
Aufgrund der daraus resultierenden Minderdurchblutung des
Gehirns kommt es zu einem kurzfristigen Bewusstseinsverlust.
Ursachen:

z.B. langes Stehen, Aufenthalt in Hitze und Schwüle, Schrecken,
plötzliche, geringfügige Schmerzen, Kreislaufschwäche nach
längerer Erkrankung.
Symptome:

• Blässe, Übelkeit, Schweißausbruch

• Schwarzwerden vor den Augen, Schwindel, Ohnmacht
• Kaltschweißige Haut, langsamer Puls (z.T. 40-60/Minute)

• Niedriger Blutdruck (meist erholt sich der Patient innerhalb
weniger Minuten)
Erste Hilfe:
• auf Sekundärverletzungen v.a. im Kopfbereich untersuchen und
gegebenenfalls verbinden

• flache Lagerung, Beine erhöht

• beengende Kleidung öffnen, vor Unterkühlung schützen
• Ruhe (etwa 10 min. liegend)
Schlaganfall und TIA
(TIA = transiente ischämische Attacke, vorübergehende
Sauerstoff-Mangelerscheinung des Gehirns)
Ein Schlaganfall entsteht durch eine Mangeldurchblutung (durch
Einengung oder Verschluss von Gefäßen) oder durch Blutungen
im Gehirn.
Symptome:
• Lähmungserscheinungen (ev. Halbseitensymptomatik)
• Sprachstörungen

• Sensibilitätsstörungen
• Bewusstseinseintrübung bis Bewusstlosigkeit
Erste Hilfe:

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• Notfallcheck
• Patienten beruhigen
• Lagerung mit erhöhtem Oberkörper
• Sauerstoffgabe (8-10 l/min)
• Notruf
Epilepsie
Eine krankhafte Übererregbarkeit der Gehirnzellen führt zu einer
überschießenden Stimulation der gesamten Muskulatur (Beuge-
und Streckmuskulatur).

Symptome:
• Plötzlicher Bewusstseinsverlust
• Krämpfe am ganzen Körper, Muskelzucken, ev. Zungenbiss
(blutiger Schaum), ev. Einnässen, ev. Initialschrei
• Nachschlafphase (anfangs Bewusstseinstrübung, Patient klart
zunehmend auf)
• Manchmal länger dauernde Bewusstlosigkeit
Erste Hilfe:
• Vor Folgeverletzungen schützen, in der Krampfphase aber nicht
festhalten (Gefahr von Sehnenrissen!)
• In der Nachschlafphase: stabile Seitenlage
• Patient ohne Bewusstsein: Notfallcheck
• Notruf
Herzinfarkt - Angina Pectoris
Akute Mangeldurchblutung des Herzmuskels durch Einengung
oder Verschluss von Herzkranzgefäßen.

Symptome:
• Massiver einengender Schmerz im Brustkorb
• Angst, „Vernichtungsgefühl“, Unruhe
• Kalter Schweiß
• Schmerzausstrahlung (Arm, Bauch, Hals)

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Erste Hilfe:

• Patient beruhigen

• Schockbekämpfung

• Patient mit erhöhtem Oberkörper lagern

• Notruf

• Sauerstoffgabe (8-10 l/min)

Asthma

Bronchialasthma ist bedingt durch einen

Krampf der kleinen Bronchien (Bronchioli) mit

Schwellung der Bronchialschleimhaut und

Bildung zähen Schleims. Es kann zwar Luft

eingeatmet, aber nicht mehr abgeatmet

werden. Verursacht werden diese

Atemnotanfälle oftmals durch allergische Reaktionen, seelische

Konflikte und Infektionen. Lang andauernde Asthmaanfälle mit

Erstickungsgefahr sind internistische Notfälle und werden als

Status asthmaticus bezeichnet.

Symptome:

• Plötzlich auftretender heftiger Anfall von hochgradiger Atemnot

• Besonders die Ausatmung ist verlängert und erschwert

• Pat. meist in aufrechter Position unter Verwendung der
Atemhilfsmuskulatur

• Ängstliche Stimmungslage

Erste Hilfe:

• erhöhter Oberkörper, Gelegenheit zum Abstützen der Arme
bieten

• Patient beruhigen

• Notruf

• Hilfestellung bei der Verabreichung von verordneten
Medikamenten (Asthmaspray)

• Patient anhalten, während der Ausatemphase mit gespitzten
Lippen die Luft auszupressen

(„Lippenbremse“) oder gegen einen Widerstand atmen lassen
(Stofftaschentuch, Tupfer)

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Insektenstich, allergische Reaktion

Eine krankhafte übermäßige Abwehrreaktion des Körpers auf
bestimmte Stoffe (Insektenstich, Pflanzen, Nahrungsmittel, ...)
nennt man Allergie. Die Symptome zeigen sich am ganzen Körper
(unabhängig von der Stichstelle), also auch im Rachenraum! Um
ein „Zuschwellen“ zu verzögern sollte der Patient am Hals kühle
Umschläge bekommen und Eiswürfel lutschen. Beim
Nichtallergiker ist ein Stich im Bereich des Körpers normalerweise
nicht gefährlich, es reichen kühle Umschläge. Stiche im Bereich
der Lippen, Zunge, Gaumen, Rachen sind äußerst gefährlich und
wie eine allergische Reaktion zu behandeln (Achtung beim Trinken
aus Dosen!)
Symptome:

• Juckreiz und Ausschlag am ganzen Körper (Quaddeln)
• lokale bis generalisierte Schwellung,
• Schleimhautschwellung! (Mund-Rachenraum)
• Kaltschweißigkeit
• Atemnot, Angst – Unruhe
Erste Hilfe:

• Patient beruhigen
• Kühlung am Hals, unabhängig von Stichstelle
• Eiswürfel lutschen (evtl. eisgekühlte Getränke)

• Schockbekämpfung

Hyperventilation
Durch übermäßig rasches Atmen (ungewollter psychischer
Ausnahmezustand) wird CO2 abgeatmet. Dadurch ändert sich der
pH des Blutes, was zu Störungen des Elektrolythaushaltes führt.

Symptome:

• Atemnot
• Angst, Unruhe

• Kribbeln in den Fingern
• Muskelkrämpfe („Pfötchenstellung“)

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Erste Hilfe:

• Patienten beruhigen

• dem Patienten ruhig und langsam „voratmen“

3.10 Schwimmbad-Blackout
Ein Schwimmbadblackout tritt meist bei Tauchversuchen
(Streckentauchen, Rekordversuche) nach intensiver Voratmung
auf. Um beim Streckentauchen die Luft länger anhalten zu
können, wird immer wieder bewusst Hyperventiliert. Der
Sauerstoffgehalt im Blut kann aber nur unwesentlich gesteigert
werden, der CO2- Gehalt im Blut wird jedoch abgesenkt. Der
Sauerstoffmangel liefert einen viel kleineren Atemreiz als ein
Überschuss als Kohlendioxid. Daher kommt es zu einer
verminderten Stimulation des Atemzentrums, gleichzeitig aber zu
einem Sauerstoffdefizit im Gehirn und damit zu einer
schlagartigen Bewusstlosigkeit („Blackout“).

Erste Hilfe:

• Rettung aus dem Wasser

• Notfallcheck

3.11 Tauchnotfälle
Dieses Skriptum beschränkt sich auf zwei wichtige und sehr
gefährliche Tauchnotfälle, mit denen jeder Rettungsschwimmer in
Berührung kommen kann. Die richtige Erste Hilfe ist unbedingt
erforderlich, um den Kollegen/Sportler vor weiteren schlimmen
Folgen zu schützen. Eine detaillierte Aufzählung der wichtigsten
Tauchnotfälle sind dem Tauchmedizinskriptum zu entnehme.

Lungenüberdehnung

Ursache: Auftauchen mit Tauchgerät, ohne Auszuatmen
(Überdruck in der Lunge). Folge: Lungenverletzung, Eindringen
von Luft in die Blutgefäße und ins Körpergewebe.

Symptome:

• Herzinfarkt/Schlaganfall-ähnliche Symptome

• Hautknistern

• Atemnot/Brustschmerzen

Erste Hilfe:

• Notfallcheck

• Notruf

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• Sauerstoffgabe

Dekompressionskrankheit:

Ursache: „Ausperlen“ von gelösten Gasen bei zu schnellem
Auftauchen. Folge: Gasembolie

Symptome:

• Hautjucken („Taucherflöhe“)

• Hautrötung, marmorierte Haut

• Muskel/Gelenksschmerzen („Bends“)

• Brustschmerzen („Chokes“)

• Schlaganfall/Herzinfarkt-ähnliche Symptome

• Bewusstseinsverlust/Kreislaufstillstand

Erste Hilfe:

• Schockbekämpfung (insbes. zu langsamer, tiefer Atmung
anhalten, Wärme erhalten flache Lagerung)

• Notfallcheck

• Sauerstoffgabe

• Notruf

• Tauchcomputer bleibt beim Patienten

4 Hygienemaßnahmen

Hygiene bei der Patientenversorgung

Grundsätzlich sind alle Körperflüssigkeiten und –sekrete als
potentiell infektiös anzusehen. Daher sollte bei Patientenkontakt
auf das Tragen von Einmalhandschuhen (bzw. Beatmungstuch bei
der Wiederbelebung) geachtet werden, um eine Keimübertragung
zwischen Helfer und Patienten zu vermeiden.

Nach Kontakt mit Patienten soll eine gründliche
Händedesinfektion durchgeführt werden (insbesondere auf
Fingerkuppen, Nagelfalz und Fingerzwischenräume, sowie die
Einwirkzeit des Hautdesinfektionsmittels –etwa eine Minute-
achten!). Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem
Kontakt mit Sekret (Bsp. Spritzende Blutung, Erbrechen, Stuhl)
oder groben Verunreinigungen kommen muss vor der
Hautdesinfektion eine gründliche Reinigung z.B. mit Seife

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erfolgen. Bei mehreren Patienten sind die Handschuhe vor jedem
neuen Patientenkontakt wechseln.

Hygiene beim Schwimmen:

In Schwimmbädern halten sich Menschen mehr oder weniger
dicht gedrängt in einer warmen und feuchten Umgebung auf, wo
sich Keime, die von Haut und Schleimhaut abgewaschen werden,
weiterverbreiten können. Grundsätzlich kann die Übertragung von
Krankheitserregern über das Wasser selbst, über den nassen
Boden, über Sitzgelegenheiten oder gemeinsam benutzte
Handtücher erfolgen.

Einfache Hygieneregeln: (auch für Kinder geeignet!)

• Vor dem Baden gut abduschen – so wird die Verunreinigung
des Beckenwassers und der Beckenumgebung durch Keime,
Schweiß, Hautpartikel und Haare erheblich vermindert.

• Sitzgelegenheiten (z.B. Plastikstühle, Wärmebänke) nur mit
(eigenem!) untergelegtem Handtuch benutzen.

• Sofern praktikabel im Barfußbereich Badeschuhe tragen
• Nach dem Baden

o gründlich duschen
o die Füße gut abtrocknen, besonders die

Zehenzwischenräume
• Handtücher nicht gemeinsam benutzen

Fußsprühanlagen in Bädern dienen nur zur Vorbeugung und sind
wegen oft falscher Anwendung umstritten, sie enthalten
antiseptische, pilzabtötende Wirkstoffe. Die richtige Anwendung
erfolgt NACH dem Baden und bei gut abgetrockneten Füßen und
Zehenzwischenräumen. Das Desinfektionsmittel sollte
mindestens 30 Sekunden einwirken. Grundsätzlich empfiehlt sich
die Anwendung nur bei Beendigung des Badbesuches.
(Vorbildwirkung des Trainers!!)

5 Basismaßnahmen der Ersten Hilfe

Sie können bei jedem Patienten ungeachtet des
Notfallgeschehens angewendet werden.

• Zufuhr von Frischluft (z.B. Öffnen eines Fensters)
• Psychische Betreuung des Patienten
• Erhalten der Eigenwärme (z.B. durch eine Decke)
• Versorgen von Wunden
• Richtige Lagerung des Patienten:

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• Grundsätzlich ist der Patient so zu lagern, wie es
ihm am angenehmsten erscheint!
• - Mit erhöhtem Oberkörper bei Atemnot,
Herzinfarkt und Kopfverletzungen
• - Mit erhöhten Beinen bei Kreislaufschwäche und
nach einem Kollaps
• - Mit angezogenen Beinen bei Bauchschmerzen und
-verletzungen
• - In Seitenlage bei Bewusstseinsstörungen und der
Gefahr des Erbrechens

5.1 Die Rettungskette
Die Rettungskette ist ein vereinfachtes Schema, das die
Bewältigung eines Einsatzes vom Beginn bis zur endgültigen
Versorgung des Patienten beschreibt. An erster Stelle steht in
jedem Fall der Eigenschutz des Helfers, da ein Retter, der sich
selbst in Gefahr begibt niemandem mehr helfen kann.
Gefahrenstellen müssen beseitigt oder abgesichert werden, z.B.
durch platzieren eines Pannendreiecks bei Verkehrsunfällen.
Unabhängig von der Absicherung ist ein Patient so schnell als
möglich aus einer potenziell gefährlichen Umgebung,
beispielsweise einer Straße, zu retten.

5.2 Absichern und Eigenschutz
Im Rahmen der Tätigkeit eines Rettungsschwimmers ist die
Gefahrenzone oft das Wasser. Da hier eine Sicherung nahezu
unmöglich ist, ist der Verunfallte vor der Durchführung weiterer

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