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Published by A C E print & packaging, 2022-05-04 10:22:20

Lehrunterlagen für Rettungsschwimmer

Lehrunterlagen für Rettungsschwimmer

RETTUNGSSCHWIMMEN

Rettungsschwimmsport

Die Entwicklung des Rettungsschwimmsports

Seit mehr als 50 Jahren werden in der ÖWR Meisterschaften im
Rettungsschwimmen (Bundesmeisterschaften der ÖWR)
durchgeführt, seit über 40 Jahren gibt es die Österreichischen
Meisterschaften im Rettungsschwimmen. Die ÖWR hat in den
vergangenen Jahrzehnten aber auch immer wieder
Mannschaften zu Welt- und Europameisterschaften entsandt.

Die Disziplinen im Rettungsschwimmsport entsprechen dabei
Fertigkeiten, die im Rettungsschwimmen zur Rettung
Ertrinkender erlernt werden, und bieten damit
Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmern die
Möglichkeit, ihr Training nicht nur auf den Einsatzfall zu
fokussieren sondern das Rettungsschwimmen auch als Sport
auszuüben.

Viele Jahre lang waren übliche Bewerbe:

 Rettungsballwerfen
 50m Retten mit der Luftmatratze
 50m Retten einer Tauchpuppe
 200m Hindernisschwimmen (100m für Jugendliche u.

Damen)
 4x50m gemischte Rettungsstaffel

Seit 2010 wurden die Wettkampfdisziplinen und Wettkampf-

bestimmungen stufenweise an jene der ILS - International Life

Saving Federation angepasst, die für Europa- und

Weltmeisterschaften gelten. Seit 2012 werden auch Open

Water Meisterschaften in Österreich ausgetragen. Die jeweils

aktuellen Wettkampfbestimmungen sind unter

Rettungsschwimmsport

Seite 2
http://bit.ly/Wettkampfbestimmungen-Rettungsschwimmen zu
finden. Unter anderem sind darin folgende Bewerbe definiert:
Pool-Bewerbe

 4x50m Hindernisstaffel (Obstacle Relay 4x50m)
 4x25m Puppenstaffel (Manikin Relay 4x25m)
 4x50m Gurtretterstaffel (Medley Relay 4x50m)
 Retten einer Puppe mit Flossen und Gurtretter (Manikin

Tow with Fins, 100m)
 Leinenwurf (Line Throw)
 Kombinierte Rettungsübung (Rescue Medley 100m)
Open-Water-Bewerbe

 Brandungsschwimmen (Surf Race)
 Rettungsbrettwettkampf (Board Race)
 Rettungsstaffelwettkampf (Rescue Tube Rescue)

Rettungsschwimmsport

Lehrunterlagen Rettungsschwimmen

6. RETTUNGSSCHWIMMEN

a. Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung
i. Gebote für den Rettungsschwimmer
ii. Transport- und Rettungsgriffe

iii. Bergemethoden
b. Eisunfälle, Eisrettung
c. Hintergrundwissen für Rettungsschwimmlehrer

i. Auszug aus dem allg.
Sozialversicherungsgesetz

ii. Ausfüllhilfe für Rettungsschwimmscheine



ÖSTERREICHISCHE WASSERRETTUNG

RETTUNGSSCHWIMMEN

Skriptum für die Ausbildung

Ausgabe 2011

Skriptum für die Ausbildung im Rettungsschwimmen in der ÖWR
© ÖWR Referat Schwimmen, Rettungsschwimmen und Sport, 2011

Dieses Skriptum ist ausschließlich zur Verwendung innerhalb der ÖWR
vorgesehen. Alle Rechte der Reproduktion und Verbreitung wie auch des
auszugsweisen Nachdrucks sind der ÖWR Bundesleitung vorbehalten.

Die ÖWR hat den Teil „Bergemethoden“, „Transport- und Rettungsgriffe“ sowie
„Rettungsgeräte“ im Lehrbuch „Retten, Schwimmen, Tauchen“ der
Arbeitsgemeinschaft für das Österr. Wasserrettungswesen (Ausgabe 2010/2011)
verfasst. Daher entsprechen Teile dieses Skriptums den Inhalten des Lehrbuchs,
das vorliegende Skriptum gibt über das Buch hinausgehende Hinweise, die speziell
im Rahmen der ÖWR berücksichtigt werden sollen.1

1 Um den Lesefluss nicht zu stören, wird in dem Skriptum, wenn kein geschlechtsneutraler Begriff verwendet wird, nur die männliche Form angegeben,
wobei selbstverständlich auch immer die weibliche Form gemeint ist.

RETTUNGSSCHWIMMEN

Gebote für den Rettungsschwimmer

Autoren: Klaus Längle, Gerald Innerwinkler

1 Einleitung

Ein Rettungsschwimmer sollte sich bereits bei Betreten der
Badestelle nach den nächstgelegenen Rettungsmitteln, Erste-
Hilfe-Einrichtungen sowie anderen Notfalleinrichtungen
umgesehen haben, um diese im Notfall schnell einsetzen zu
können.

Wie bei jeder Hilfeleistung ist auch hier die Rettungskette zu
beachten. Es ist die Reihenfolge Lebensrettende
Sofortmaßnahmen (unbedingt auch unter Beachtung des
SELBSTSCHUTZ und auch der Absicherung der Unglücksstelle),
Hilferuf, weitere Erste Hilfe, Übergabe an den Rettungsdienst
und ärztliche Versorgung einzuhalten.

Wird ein Rettungsschwimmer auf eine Notfallsituation
aufmerksam, muss er überlegt und schnell handeln.

1. Einschätzen der Situation: Auch hier gilt als allererstes die
Situation einzuschätzen und das eigene Handeln so abzuwägen,
dass der Rettungsschwimmer sich nicht selbst gefährdet. Es
sind Überlegungen anzustellen, ob es möglich ist, ev. auch nur
ein behelfsmäßiges Rettungsgerät zu verwenden. Es muss auch
darauf bedacht genommen werden, ob der Einstieg ins Wasser
auch wieder als Ausstieg verwendet werden kann (z.B.
Strömung, Kanal). Jedenfalls ist der SELBSTSCHUTZ in
sämtliche Überlegungen einzubeziehen.

2. Hilferuf: Andere Rettungsschwimmer oder Badegäste durch
gezielte Anweisungen zur Mithilfe auffordern.

3. Unglücksort: Um die Unglücksstelle auch später noch
wiederzufinden, führt der Retter eine schnelle Peilung durch. Mit
einem zweiten Rettungsschwimmer kann eine noch genauere
Kreuzpeilung durchgeführt werden.

4. Rettung vom Ufer aus: Wenn möglich, soll die Rettung vom Ufer
aus durchgeführt werden. Ist der Verunglückte nahe am Ufer,
macht der Retter durch Zurufe auf sich aufmerksam und
versucht ihn zur Selbsthilfe anzuleiten.
 Ist das nicht möglich, wird er Rettungsgeräte wie
Wurfsack, Rettungsleine usw. oder auch behelfsmäßige
Rettungsgeräte (Ruder, Äste, Schwimmbretter o.ä.) dem
Verunglückten zuwerfen. Vor dem Zuwerfen lenkt der
Retter durch Zuruf und Winken mit dem Rettungsgerät
die Aufmerksamkeit des Verunglückten auf sich und das
Rettungsgerät.

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5. Weg an Land zurücklegen: Um die Schwimmdistanz möglichst
gering zu halten, legt der Retter einen Teil des Weges am Ufer
zurück. Im Fließgewässer muss er auch die Strömung beachten.

6. Anschwimmen: Bevor der Retter ins Wasser geht, zieht er
hinderliche Kleidungsstücke (Schuhe, Jacke, allenfalls auch
Hose) aus. Wenn möglich, wird ein Retter beim Anschwimmen
immer ein Rettungsgerät mitnehmen. Während des
Anschwimmens hält er immer Blickkontakt zum Opfer –
Wasserballkraul oder Brustschwimmen mit hoher Kopfhaltung.
Sind genügend Rettungsschwimmer vor Ort, sollen gleich zwei
zur Unglücksstelle schwimmen.

7. Kontaktaufnahme: Der Retter nimmt unter Einhaltung eines
Sicherheitsabstandes von ca. 2 bis 3 m Kontakt mit dem
Verunglückten auf. Das Rettungsgerät hält der Retter dabei
immer zwischen sich und dem Verunglückten. Durch Zuruf
versucht er den Verunglückten zu beruhigen und durch
Anweisungen zur Selbsthilfe anzuleiten. Er wirft oder reicht ihm
das Rettungsgerät zu, an das sich der Verunglückte klammern
kann.
 Kann sich der Verunglückte am Rettungsgerät selbst
festhalten, bringt ihn der Retter so zum Ufer zurück. 
weiter mit Punkt 9
 Kann sich der Verunglückte nicht selbst am Rettungsgerät
festhalten, bleibt aber ruhig, kann der Rettungsschwimmer
den Verunglückten unterstützen (Aufdrehen auf eine
Luftmatratze, Hinaufziehen auf das oder Fixieren am
Rettungsbrett, Anlegen des Gurtretters usw.), bevor der
Retter den Verunglückten zum Ufer zurück bringt.  weiter
mit Punkt 9
 Schlägt der Verunglückte um sich, reagiert nicht auf
Ansprache und ergreift das Rettungsgerät nicht, wartet der
Retter ab, bis weitere Hilfe eintrifft oder die Aktivitäten des
Verunglückten nur mehr ganz schwach werden, um dann
rasch eingreifen zu können.
 Hat der Retter kein Rettungsgerät mit sich, darf er auch
einen sich ruhig verhaltenden Verunglückten nur von hinten
anschwimmen, um eine Umklammerung zu verhindern. Ist
das nicht möglich – der Verunglückte dreht sich mit – taucht
er ab, erfasst die Knie des Verunglückten und dreht ihn mit
dem Rücken zu sich, um beim Auftauchen ihn mittels Fessel-
oder Seemannsgriffs zu fixeren. Wird der Retter doch
umklammert, taucht er ab und führt ruhig aber bestimmt
einen Befreiungsgriff durch. Notfalls versucht er sich auch
nur aus der Umklammerung zu befreien, muss dann aber
den Verunglückten neu anschwimmen.  weiter mit Punkt
9

8. Verunglückter ohne Bewusstsein: Einen reglosen Verunglückten
wird der Retter sofort – möglichst unter Einsatz eines
Rettungsgerätes wie z.B. Gurtretter – an die Wasseroberfläche
bringen und mit dem Gesicht nach oben drehen. Allenfalls muss

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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er zuerst mit einer Suche an der vermuteten Unglücksstelle
beginnen.
9. Retten: Unter Einsatz des Rettungsgerätes oder allenfalls unter
Anwendung eines Rettungsgriffs bringt der Retter den
Verunglückten zum Ufer. Während des Rettens hält der Retter
laufend Blickkontakt zum Verunglückten (Seitenschwimmlage,
Rückenlage), orientiert sich aber auch immer wieder, um am
kürzest möglichen Rückweg zu bleiben.
10. Bergung: Die Bergung erfolgt je nach Ufergegebenheit, Zustand
des Verunglückten, Anzahl der Helfer sowie verfügbaren
Hilfsmitteln möglichst schnell und/oder möglichst schonend.
11. Weitere Versorgung: An Land wird der Verunglückte weiter
versorgt und anderen Hilfskräften (Rettung, Arzt) übergeben
(Hinweis: Beinahe-Ertrinken).
12. Protokoll: Jeder Rettungseinsatz wird vom Rettungsschwimmer
oder dem zuständigen Einsatzleiter protokolliert.

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

RETTUNGSSCHWIMMEN

Transport- und Rettungsgriffe

Autoren: Hermann Vögel, Gerald Innerwinkler

1 Einleitung

Um eine ermüdete oder in Ertrinkungsgefahr befindliche Person
zum Ufer zu retten, geht der Rettungsschwimmer gemäß den
„Geboten für den Rettungsschwimmer“ vor. Muss er selbst ins
Wasser und die Person zum Ufer bringen, stehen ihm
verschiedene Griffe zur Verfügung. In diesem Abschnitt werden
die Techniken – meist ohne Einsatz eines Rettungsgerätes -
detailliert beschrieben; jeder Griff ist aber wesentlich einfacher,
wenn der Retter z.B. Flossen trägt oder die Aktion durch Einsatz
eines Gurtretters unterstützt.

Zur Begrifflichkeit: Eine neue ÖNORM definiert die Verwendung
der Begriffe „Retten“ und „Bergen“. Im Rahmen des Rettungs-
schwimmens bleiben wir jedoch bei den Begrifflichkeiten:

Transportieren Hilfestellung für einen ermüdeten Schwimmer, der selbst
noch aktiv mithelfen (sich festhalten) kann, um zu einem
sicheren Platz (Ufer o.ä.) zu gelangen.

Retten Eine in Ertrinkungsgefahr befindliche Person, die selbst
nicht mehr aktiv mithilft, wird vom Retter zum Ufer oder
zu einem anderen sicheren Ort gebracht.

Bergen Eine im Wasser befindliche Person wird aus dem Wasser
gehoben/getragen.

2 Transportgriff

Ein Transportgriff wird als Hilfestellung für einen ermüdeten
Schwimmer angewandt, der noch ansprechbar ist und aktiv
mithelfen kann. Er kann so ohne große Anstrengung zum
nächsten sicheren Ort (Boot, Ufer) gebracht werden.

In der Praxis wird nur mehr das Ziehen angewandt!

Der Retter weist den ermüdeten Schwimmer an, sich mit
gestreckten Armen und zueinander nach innen zeigenden
Daumen an seinen Schultern festzuhalten. Er soll auch wenn
möglich diese Aktion durch Kraul-Beinbewegungen unterstützen.

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Abbildung 1 Ein Retter zieht den ermüdeten Schwimmer, der sich an seinen
Schultern festhält [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Das Transportieren ist für den Retter auch über größere
Distanzen möglich. Stehen mehrere Helfer zur Verfügung, sollen
sie sich abwechseln.
Im Unterricht ist darauf zu achten, dass der Retter den
„ermüdeten Schwimmer“ genau anweist, wie er sich zu
verhalten hat. Der Retter muss erkennen, dass er auch beim
Einsatz eines Transportgriffes die Aktion steuert.
Andere Transportgriffe – Schieben, Brücke, Fuhre und Floß –
sind in der Praxis nicht empfohlen, jedoch können sie als Spiel-
und Übungsformen eingesetzt werden.

3 Rettungsgriffe

Als Rettungsgriffe werden alle Griffe bezeichnet, die der
Rettungsschwimmer anwendet, um eine in Ertrinkungsgefahr
befindliche Person, von der keine aktive Unterstützung erfolgt,
zum nächsten sicheren Platz (Boot, Ufer etc.) zu bringen.

Bei allen Rettungsgriffen ist es notwendig, dass der Retter sie
mit genauer Technik und genügender Geschwindigkeit
durchführt. Bei geringem Tempo sinken die Beine des
Verunglückten ab und behindern die Rettungsaktion. Durch
einen leichten Druck mit dem Knie gegen das Gesäß des
Verunglückten kann wieder in die horizontale Schwimmlage
korrigiert werden.

Zwischen Retter und Verunglückten soll eine möglichst stabile
Verbindung hergestellt werden; d.h. die Armhaltung soll
während des Rettens möglichst konstant gehalten bleiben. Sonst
würde sich der Retter immer wieder etwas unter den
Verunglückten ziehen und damit einen viel längeren Weg
zurücklegen.

Beim Retten einer reglosen Person soll bevorzugt der Kopfgriff
angewandt werden, weil so der Kopf des Verunglückten am

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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besten über Wasser gehalten werden kann. Bei korrekter
Anwendung sind aber auch die anderen Rettungsgriffe – der
Seemannsgriff jedoch nur mit größter Vorsicht und unter
laufender Kontrolle – möglich.

Vor dem Üben von Rettungsgriffen muss der Teilnehmer das
Rückenschwimmen beherrschen und dabei mit dem Brust-
Beintempo einen ausreichenden Vortrieb erzeugen können.

Beim Vorzeigen von Rettungsgriffen an Land ist darauf zu
achten, dass die Positionen von „Opfer“ und Retter der im
Wasser entsprechen (meist: Opfer kniet, Retter steht)! Damit
wird automatisch die richtige Hand- und Armhaltung
eingenommen.

Schwimmlage beim Retten

Bevor der Retter selbst seine korrekte Schwimmlage einnimmt,
ist zuerst der Verunglückte in die richtige Schwimmposition –
d.h. in eine fast horizontale Lage – zu bringen. Versucht der
Retter bereits aus seiner Schwimmposition heraus unter
Anwendung des jeweiligen Rettungsgriffes einen Verunglückten
aus einer vertikalen Lage (z.B. nach dem Heraufholen vom
Beckenboden) in die horizontale Lage zu bringen, verbraucht er
unnötig viel Kraft und braucht länger.

Bei Kopf-, Achsel- und Fesselgriff schwimmt der Retter in
Rückenlage und versucht dabei selbst möglichst flach im Wasser
zu liegen und die Beine bei jedem Beinschlag ganz zu schließen.
Ein häufiger Fehler ist das Abknicken im Becken, womit der
Retter statt flach zu liegen fast im Wasser „sitzt“, viel
Widerstandsfläche bietet und das Beintempo nur sehr schlecht
für den Vortrieb einsetzen kann. Meist ist in dieser „Sitzposition“
auch das Kinn des Retters zur Brust gezogen. Diese
Schwimmlage ist unbedingt zu korrigieren (Kopf zurücknehmen,
Hohlkreuz machen)!

Die Schwimmlage des Retters beim Seemanns- und Cross-
Chest-Griff ist bei den Griffen selbst beschrieben!

3.1 Kopfgriff
Wir unterscheiden beim Kopfgriff zwei Varianten – eine „alte“
und eine „neue“.

Wir empfehlen die Schulung und Anwendung der neuen
Variante, da sie wesentlich einfacher durchgeführt werden kann
und auch weniger Fehlerquellen bietet.

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Kopfgriff in der neuen Variante
Eine Hand des Retters wird mit der Handfläche nach oben mit
abgespreiztem Daumen unter das Genick des Opfers gelegt. Die
andere Hand wird auf die Stirn des Opfers gelegt, womit der
Kopf locker fixiert wird. Beide Arme sind leicht abgewinkelt.
Vorteile dieser Variante:
Leichte Handhabung, kaum Fehlerquellen. Kein Druck auf
Gesicht, Hals und Ohren des Opfers.

Abbildung 2: Der Retter legt eine Hand unter das Genick des Opfers, Daumen
und Finger abgespreizt, die andere Hand liegt auf der Stirn.1
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Abbildung 3: Der untere Arm bleibt fast gestreckt, der andere Arm leicht
abgewinkelt. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

1 Beachte die Position von Retter und Opfer am Bild: Vorzeigen an
Land in gleicher relativer Position zwischen Opfer und Retter!

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Abbildung 4 - Die Handhaltung im Detail. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Kopfgriff in der alten Variante
Der Retter erfasst mit beiden Händen den Kopf des
Verunglückten, wobei die Daumen hinter den Ohren und die
kleinen Finger längs der Unterkante des Unterkiefers liegen. Der
Retter schwimmt dann in Rückenlage und zieht den
Verunglückten, den er ebenfalls behutsam in die Rückenlage
gebracht hat, mit ca. 90° abgewinkelten Armen.

Abbildung 5 - Die Ohren des Opfers sind frei, der kleine Finger liegt an der
Kinnkante. Die Arme sind 90° abgewinkelt. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Abbildung 6 - Der Retter hält die Arme konstant abgewinkelt.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Hinweis: Die ursprüngliche Lehrmeinung beim (alten) Kopfgriff
war, die Arme gestreckt zu halten. Berücksichtigt man dabei
auch die korrekte Handhaltung (kleiner Finger an der Kinnkante,
Daumen hinter dem Ohr), ist das nur möglich, wenn das „Opfer“
an Land vor dem Retter stehen würde. Geht das „Opfer“ an Land
in die Knie (und nimmt damit die gleiche relative Lage wie im
Wasser ein), erkennt man, dass dies unmöglich ist – die Arme
müssen stark abgewinkelt sein.
3.2 Der Achselgriff
Der Verunglückte wird vom Retter mit beiden Händen in der
Achselhöhle gefasst und in Rückenlage gerettet. Hierbei greifen
die vier Finger einer Hand mit den Fingerspitzen direkt in die
Achselhöhle, während der Daumen außerhalb am Oberarm liegt.
Dadurch ist es dem Retter möglich, mit gestreckten Armen die
Rettung durchzuführen.

Abbildung 7 - Der Retter greift mit den Fingern in die Achselhöhle des
Verunglückten, die Arme sind gestreckt. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Abbildung 8 - Der Daumen des Retters liegt außen auf dem Oberarm des
Verunglückten. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Abbildung 9 - Der Retter nimmt eine möglichst flache Schwimmlage ein.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Hinweis: Die ursprüngliche Lehrmeinung beim Achselgriff war,
die Daumen auf die Schulterblätter des Verunglückten zu legen.
Auch diese Handhaltung ist nur möglich, wenn sich das „Opfer“
„auf gleicher Höhe“ wie der Retter befindet – d.h. an Land, wenn
beide hintereinander stehen.
3.3 Der Fesselgriff
Der Fesselgriff wird angewandt, um einen unruhigen
Ertrinkenden mit möglichst wenig Kraft gut zu fixieren. Allenfalls
ergibt sich der Fesselgriff automatisch aus einem
vorangegangenen Befreiungsgriff.
Eine Hand des Retters erfasst ein Handgelenk des Ertrinkenden
und zieht den Unterarm auf den Rücken (Ober- und Unterarm
Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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bilden ungefähr einen rechten Winkel). Die andere Hand umfasst
das Kinn des Ertrinkenden.

Handhaltung am Handgelenk

Das Handgelenk des Verunglückten wird dabei unter dessen
Wirbelsäule fixiert. Wird das Handgelenk zu wenig weit zur
Wirbelsäule gezogen (Retter hält das Handgelenk seitlich), lässt
die Fixierung stark nach.

Es ist egal, ob der Retter das Handgelenk des Verunglückten mit
seiner Hand von hinten oder von vorne hält (d.h. ob der
Handrücken des Retters zum Verunglückten oder von ihm weg
schaut). Allenfalls ergibt sich die Handhaltung automatisch aus
dem Befreiungsgriff.

Ein häufiger Fehler ist, dass der Retter das Handgelenk nur
locker festhält und damit den Ertrinkenden nicht effektiv fixiert.

Handhaltung am Kinn

Die rechte Hand umfasst das Kinn des Ertrinkenden. Bei dieser
Handhaltung am Kinn muss vom Retter besonders darauf
geachtet werden, dass kein Druck auf den empfindlichen
Kehlkopf des Opfers ausgeübt wird. Das Kinn sollte nur mit dem
untersten Teil der Handfläche gehalten werden. Dies ist
besonders bei Rettern mit großen Händen zu berücksichtigen.

Der Retter hält dabei die Hand am Kinn auch parallel zur
Wasseroberfläche. Lässt er seinen Arm nach unten sinken,
drückt sonst die Handkante auf den Hals des Verunglückten.

Mit der linken Hand wird der Verunglückte vorsichtig in die
Rückenlage gebracht. Durch den Druck der linken Hand des
Retters nach oben gegen die Wirbelsäule des Ertrinkenden wird
dieses Bestreben unterstützt und die Schwimmlage wesentlich
verbessert.

Schwimmlage

Der Retter schwimmt in der Rückenlage und zieht den
Ertrinkenden – gleichzeitig und nicht ruckartig am Kinn und am
Arm ziehen – mit sich.

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Abbildung 10 - Der Retter fixiert das Handgelenk des Verunglückten und hält
mit der anderen Hand das Kinn des Opfers, ohne Druck auf Hals oder Mund

auszuüben. Die Finger umfassen das Handgelenk von unten.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Abbildung 11 - Der zum Kinn führende Arm des Retters ist leicht abgewinkelt.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Hinweis: Nach dem Befreiungsgriff muss der Retter bereits beim
Auftauchen nicht nur das Handgelenk des Verunglückten
fixieren, sondern sofort auch entweder gleich das Kinn (wie beim
Fesselgriff) oder vorerst allenfalls die Schulter des
Verunglückten. Versucht der Retter den Verunglückten nach
Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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dem Befreiungsgriff nur mit Griff am Handgelenk zur
Wasseroberfläche zu ziehen, kann sich der leicht „ausdrehen“
und damit aus der Fixierung lösen.
3.4 Der Seemannsgriff
Behindert der Verunglückte durch unkontrollierte
Armbewegungen die Rettungsaktion, so kann der Retter ihn mit
dem Seemannsgriff fixieren und retten.
Wie bei allen Rettungsgriffen, nähert sich der Retter hier auch
von hinten dem Ertrinkenden und zieht die herumschlagenden
Arme in der Höhe der Ellenbeuge nach hinten. Anschließend
schiebt der Retter einen Unterarm zwischen Oberarm und
Rücken des Ertrinkenden durch und erfasst den weiter
entfernten Oberarm. Dabei ergreift er den Oberarm mit dem
Kammgriff (Daumen und Finger außen). Wichtig dabei ist, dass
der Retter das Opfer wirklich fixiert. Das kann er in Seitenlage
(fast schon leicht in Rückenlage gedreht) oder in Rückenlage
schwimmend. Dabei muss jedes Mal der Verunglückte dicht
herangezogen werden.
Die Abbildung 12 zeigt die Fixierung der Arme durch
Zusammenziehen der Ellbogengelenke und rechtwinkligem
Beugen des Ellbogengelenks des Retters. Dies ist nur möglich,
wenn die Ellbogengelenke des Verunglückten weit genug
(Unterarmlänge des Retters) zusammengezogen werden
können.

Abbildung 12 - Der Retter fixiert die Arme Verunglückten auf Höhe der
Ellbogen; die Finger sind außen am Oberarm (Kammgriff).
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Können die Ellbogengelenke nicht weit genug zusammen-
gezogen werden, muss der Retter auch mit seinem Oberarm
unter den Oberarm des Verunglückten rutschen. Er fixiert damit

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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die Ellbogengelenke auf der einen Seite mit seiner Hand, auf der
anderen Seite mit seinem eigenen Körper – siehe Abbildung 13.

Abbildung 13 – Fixierung des Verunglückten, wenn die Ellbogengelenke nicht
eng genug zusammengezogen werden können. [Foto: ÖWR]

Die Fixierung muss der Retter durch entsprechende
Positionierung in der jeweiligen Schwimmlage (Seit- oder
Rückenschwimmlage) sicherstellen.
In Seitschwimmlage muss sich der Retter weit genug auf die
Seite drehen, damit sein Arm, der den Verunglückten fixiert, ca.
rechtwinklig gebeugt ist. Er darf keinesfalls in eine Brust-
schwimmlage wechseln, da er damit die Fixierung lösen würde.
In Seitschwimmlage muss der Retter durch drehen und anheben
seines Unterarms den Verunglückten parallel zur Wasser-
oberfläche halten; der Verunglückte soll nicht seitlich kippen
(schlechtere Wasserlage, Gesicht im Wasser).

Abbildung 14 - Der Retter schwimmt in Seitschwimmlage. Mit einem Arm
fixiert er den Verunglückten und stabilisiert seine Lage gegen seitliches Kippen.

[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Abbildung 15 -Den anderen Arm verwendet der Retter zum Vortrieb.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Der Retter kann den Verunglückten aber auch in Rücken-
schwimmlage retten. Dabei dreht sich der Retter unter den
Verunglückten. Der Kopf des Verunglückten liegt auf der linken
Schulter des Retters, wenn er ihn mit seinem rechten Arm fixiert
(und umgekehrt).

Abbildung 16 - Schwimmt der Retter in Rückenlage, liegt der Kopf des
Verunglückten auf der Schulter des Retters. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

In beiden Fällen ist die freie Hand des Retters sowohl zur Fort-
als auch zur Auftriebsbewegung einzusetzen.
Dieser Griff erfordert vom Retter besondere Übung und Kraft. In
Seitschwimmlage ist das Kippen des Verunglückten besonders
kritisch, wenn er nicht bei Bewusstsein ist (Gesicht im Wasser).
3.5 Brustgriff („Cross Chest Griff“)
Beim Brustgriff greift der Retter mit seinem Arm über die
Schulter des Opfers und fasst mit den Fingern in die

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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gegenüberliegende Achselhöhle des Ertrinkenden. Der Daumen
bleibt dabei außen.
Der Retter schwimmt in Seitenlage. Er zieht dabei den
Ertrinkenden mit seinem Arm eng an seine Seite (Brust und
Hüfte) und fixiert ihn durch Druck mit dem Arm. Der
Verunglückte muss dabei seitlich auf der Hüfte des Retters
aufliegen und in dieser Position gehalten werden.

Abbildung 17 - Der Retter zieht den Verunglückten auf seine Hüfte.
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Abbildung 18 - Der Retter schwimmt in Seitenlage und nutzt den freien Arm für
die Fortbewegung. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Abbildung 19 - Der Verunglückte wird eng zum Retter gezogen, die Finger des
Retters greifen in die Achselhöhle. Der Arm des Retters fixiert den
Verunglückten auf dessen Hüfte. [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Der Brustgriff ist für den Retter meist anstrengender als andere
Griffe, bietet jedoch z.B. bei Wellen den wesentlichen Vorteil,
dass das Gesicht des Verunglückten weiter über Wasser ist. In
Kombination mit Flossen oder aber auch auf kurze Strecken ist
der Griff jedenfalls leicht einsetzbar.

Im Rahmen der Ausbildung ist – sowohl beim Vorzeigen als auch
beim Üben – darauf zu achten, dass diesen Griff nur Damen an
weiblichen „Opfern“ anwenden!

3.6 Wahl des richtigen Rettungsgriffes
Welcher Rettungsgriff verwendet wird, hängt vom Zustand des
Verunglückten, vom Können des Retters, von der Verfügbarkeit
von Rettungsgeräten sowie vom Gewässer ab.

Bei Verunglückten, die „nervös“ sind, wird der Retter darauf
achten, dass er den Verunglückten möglichst gut fixiert. Damit
bieten sich hier Fesselgriff oder Seemannsgriff an.

Bei Verunglückten, die nicht bei Bewusstsein sind, hat der
Kopfgriff Vorteile und lediglich der Seemannsgriff einen
wesentlichen Nachteil.

In der Kombination mit Rettungsgeräten werden die Griffe dann
jeweils modifiziert (z.B. Gurtretter, Rettungsboje, Rettungsring).

Bei höheren Wellen bietet der Brustgriff den Vorteil, das Gesicht
des Verunglückten weiter aus dem Wasser heben zu können.

In jedem Fall muss der Retter den Griff sicher beherrschen, er
kann aber auch Griff abwechseln. Beim Übergang von einem
Griff zum nächsten darf der Verunglückte aber nie losgelassen
werden – d.h. der Retter greift zuerst mit einer Hand in den
neuen Griff um und wechselt erst dann den Griff der anderen
Hand.

3.7 Beatmung im Wasser
In manchen Ländern wird auch die Beatmung im Wasser
unterrichtet. Diese gelingt im tiefen Wasser nur dann, wenn
entsprechende Auftriebsmittel (Rettungsboje, Gurtretter,
Rettungsbrett, Luftmatratze o.ä.) zur Verfügung stehen.
Idealerweise verwendet der Retter dann noch eine
Beatmungsmaske. Die Beatmung im Wasser wird dort meist
deshalb gelehrt, weil der Retter den Verunglückten an der
vorgefundenen Position sichert und auf weitere Hilfskräfte (Boot,
Hubschrauber o.ä.) wartet oder die Distanz zum Ufer zu weit ist.

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Unter den Voraussetzungen, die wir in Österreich vorfinden,
empfehlen wir dies nicht. Der Versuch verzögert hier eher die
Rettungsaktion und verlängert die Zeit, bis entsprechende Erste-
Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden können.

4 Quellenverzeichnis

• Mag. Johann Resch, 2010: „Retten, Schwimmen, Tauchen“,
Lehrbuch der Arbeitsgemeinschaft für das Österr.
Wasserrettungswesen

• B. Chris Brewster, 2003, „Open Water Lifesaving: The United
States Lifesaving Association Manual, Second Edition“

• YMCA, 2001, „On the Guard II, The YMCA Lifeguard Manual“
• RLSS UK, 1995, „Aquatic Spinal Cord Injury Management“
• Ellis & Associates, 2007, „International Lifeguard Traming

Program“, Third Edition, Jones and Bartlett Publishers

4.1 Foto-Credit

Die Fotos von BMLVS/HBF – Minnich 2009 und Ludwig Schedl 2009
sind für das Lehrbuch der ARGE ÖWRW und organisationsinterne
Skripten erstellt worden. Die anderen Fotos wurden von den
Fotografen für die Verwendung in diesem Skriptum kostenfrei zur
Verfügung gestellt.

Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

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Skriptum für die Rettungsschwimmerausbildung in der ÖWR

RETTUNGSSCHWIMMEN

Bergen

Bergen mit und ohne Hilfsmittel

Autoren: Hermann Vögel, Gerald Innerwinkler

1 Einleitung

Um mit wirksamen Erste Hilfe-Maßnahmen beginnen bzw. diese
fortsetzen zu können, muss der Verunglückte aus dem Wasser
an einen geeigneten Ort (flacher, harter und trockener
Untergrund mit ausreichend Platz für die EH - Leistung) gebracht
werden. Die angewandte Bergetechnik durch einen geschulten
Retter hängt von verschiedenen Faktoren ab:

• Kenntnisstand des/der Retter
• Zustand des Verunglückten
• Örtlichkeit/Gelände
• Beschaffenheit des Zielortes (Ufer, Wasserfahrzeug)
• Anzahl der zur Verfügung stehenden Helfer
• verfügbare Hilfsmittel

2 Bergegriffe im Rahmen der Ausbildung und
Prüfung

Im Rahmen von Kursen soll die Technik vermittelt werden.
Daher sollen alle Übungen mit Opfern durchgeführt werden, die
zumindest etwas leichter sind als die jeweiligen Retter! Dies gilt
auch für den Lehrer beim Demonstrieren, da vor allem dabei die
Bewegungen langsam mit der korrekten Technik durchgeführt
werden sollen.

Bei allen Übungen ist auf eine entsprechende Sicherung zu
achten, die Sicherheitshinweise sind zu berücksichtigen.

Die „Opfer“ sind zu instruieren, sich möglichst reglos zu stellen,
die Gliedmaßen und den Kopf hängen zu lassen. Dadurch wird
die Übung realistischer, es werden aber auch manche
Gefahrenquellen beim Üben ausgeschaltet (z. B. durch
plötzliche, für den Retter unvorhergesehene Gewichts-
verlagerungen).

3 Hebegriffe

Hebegriffe werden bei niedrigen, geradlinig verlaufenden
Uferbefestigungen (Beckenrand, niedrige Kai- und Kanalmauern)

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und kleinen Wasserfahrzeugen (z. B. Ruder-, Segel- oder
Motorboot) eingesetzt.
3.1 Hebegriff mit zwei Personen
Der Verunglückte wird zum Beckenrand gerettet. Der Retter legt
eine Hand des Verunglückten auf den Beckenrand und hält diese
durch Auflegen der eigenen Hand fest. Die zweite Hand des
Retters wird daneben aufgestützt.

Abbildung 1 – Retten zum Beckenrand [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Abbildung 2 – Fixieren eines Handgelenks am Beckenrand
[Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Dann stemmt sich der Retter mit Schwung hoch und klettert
ohne den Verunglückten loszulassen aus dem Wasser. Ein

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vorsichtiges Ziehen am fixierten Arm bringt den Reglosen
rücklings zum Beckenrand. Der Retter kniet oder hockt sich mit
Blick gegen das Wasser nieder und holt die zweite Hand des
Verunglückten aus dem Wasser.

Abbildung 3 - Der Retter stemmt sich hoch und fixiert dabei das Handgelenk
des Verunglückten [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Es ist nicht zweckmäßig, wenn der Retter während des
Hinaussteigens versucht, das Gesicht des Opfers notdürftig über
Wasser zu halten. Dabei passiert es sehr häufig, dass der
Reglose mit dem Kopf gegen die Beckenkante gedrückt oder
gezogen wird (Verletzungsgefahr). Auch kostete diese Aktion
unnötig Zeit.
Ist bereits ein weiterer Helfer vor Ort, gibt der Retter dem
Helfer den Arm des Verunglückten zur Fixierung, während der
Retter aus dem Wasser steigt. Sonst soll spätestens zum
Herausheben ein Helfer (auch Laienhelfer) herbeigerufen
werden.

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Abbildung 4 - Schwungholen: Retter und Helfer halten die Unterarme bzw. die
Handgelenke – Daumen oben – und tauchen den Verunglückten kurz unter
Wasser [Foto BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Eine Hand des Verunglückten übernimmt der Helfer. Der Retter
fixiert ein Handgelenk des Verunglückten mit beiden Händen –
Daumen oben – und weist den Helfer an, das andere
Handgelenk in der gleichen Art zu halten. Beide hocken am
Beckenrand und lassen auf Kommando des Retters den
Verunglückten einmal1 kurz unter Wasser sinken, um ihn dann
mit Schwung aus dem Wasser zu ziehen. Aus der Hockstellung
soll das Heben aus den Beinen erfolgen.
Ein Heben aus den Beinen ist nur möglich, wenn die Daumen
nach oben zeigen!

1 (Ein mehrmaliges Untertauchen kostet nur Kraft und bringt keinen zusätzlichen Schwung.)

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Abbildung 5 - Herausheben des Verunglückten [Foto BMLVS/HBF – Minnich
2009]

Dieses Herausheben muss so hoch erfolgen, dass der
Verunglückte mit dem Gesäß zum Sitz auf dem Beckenrand
kommt. Beim Absetzen stellt der Retter ein Bein hinter den
Rücken des Verunglückten, um ihn gegen ein Zurückfallen zu
sichern. Dann wird er vom Beckenrand weggezogen (Rautekgriff
oder Wegziehen2) und in Rückenlage (Kopf festhalten!)
gebracht, um mit weiteren Erste Hilfe-Maßnahmen beginnen zu
können.

2 Siehe Erste Hilfe!

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Abbildung 6 - Abstützen des Verunglückten durch das Bein des Retters [Foto
BMLVS/HBF – Minnich 2009]

Sollte kein Helfer zur Verfügung stehen, kann der Retter im
Notfall eine Bergung auch allein versuchen. Wegen des erhöhten
Verletzungsrisikos für den Verletzten sollte dies nur im
Ausnahmefall erfolgen!
Im Rahmen der Ausbildung sollen Teilnehmer nur das Heben zu
zweit üben. Dabei ist darauf zu achten, dass der „Retter“ den
Helfer genau anweist und nach dem Absetzen selbst den
Verunfallten gegen das Zurückfallen mit einem oder beiden
Beinen sichert.
Das Heben durch einen Retter soll lediglich einmal vom Lehrer
vorgezeigt werden, damit die Teilnehmer sehen, dass die
Technik genau der Zweihelfermethode entspricht.

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Sicherheitshinweise für die Ausbildung

Ein Helfer sichert die Beckenkante, sodass das Opfer nicht mit
dem Kopf oder beim Hochheben mit dem Rücken auf die
Beckenkante stößt oder gegen diese gezogen wird.

Das Opfer wird angewiesen, die Arme möglichst locker zu halten
und sich nicht beim Herausziehen selbst hochzuziehen
(Gewichtsverlagerung, plötzliche Gewichtszunahme).

Gibt es am Beckenrand unter Wasser einen Vorsprung, ist das
Opfer anzuhalten, die Beine vom Beckenrand weg zu strecken,
damit es nicht beim Untertauchen mit dem Füßen auf die Kante
stößt.

Auch im Rahmen der kombinierten Rettungsübung soll ein
Herausheben zu zweit erfolgen - der Retter weist einen Helfer
dabei an, wie er ihm helfen soll!

Weitere Hinweise

Ein Abstützen nach dem Absetzen mit beiden Beinen durch den
Retter ist möglich, beim Heben zu zweit mit einem Laien aber
eher unpraktisch (Retter steht seitlich). Ein Abstützen mit einem
Bein genügt aber, wenn die Arme des Opfers weiterhin fixiert
werden.

Bei zwei Rettern (einem Retter und einem Helfer) ist beim
Bergen über den Beckenrand immer das Heben zu zweit
(Kraftvorteil) einem Heben alleine mit Rutsche (durch den
anderen Retter) vorzuziehen!

3.2 Heben über einen höheren Beckenrand (ins Boot) mit
drei Personen

Ist die Höhendifferenz zwischen Wasserlinie und Beckenrand
oder Bootskante größer als etwa 15 cm, sollte die Bergung
idealerweise zu dritt erfolgen – immer abhängig vom Kraft-
Gewichtsverhältnis zwischen Retter und Opfer.

Ein Retter bleibt nach dem Heranbringen des Verunglückten an
den Beckenrand (zum Boot) im Wasser. Der Retter reicht die
Arme des Verunglückten dem Retter an Land. Dieser
Rettungsschwimmer und ein Helfer übernehmen die Arme des
Verunglückten wie bei der Zweihelfer-Methode. Der Retter im
Wasser begibt sich dann zwischen Verunglückten und
Beckenrand bzw. Bootsrumpf (Gesicht zur Wand).

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Abbildung 7 - Der Retter übergibt einen Arm des Verunglückten dem Retter am
Ufer [Foto Ludwig Schedl]

Er legt seine Hände eng nebeneinander an die Becken- bzw.
Bootskante, stützt sich mit seinen Beinen am Grund oder am
Beckenrand bzw. Bootsrumpf ab, taucht mit dem Kopf unter
Wasser und drückt seine Stirn gegen seine Unterarme. So bildet
er mit seinem Rücken eine Rutsche für das Hochziehen des
Verunglückten (Rücken an Rücken). Sobald er unter Wasser
getaucht ist und die richtige Position eingenommen hat, gibt der
an Land befindliche Retter das Kommando, den Verunglückten
kurz unter Wasser sinken zu lassen, um ihn dann mit Schwung
aus dem Wasser zu ziehen. Bei größeren Höhen soll sich der im
Wasser befindliche Retter hochziehen und damit versuchen, das
Hochheben des Verunglückten zu unterstützen.

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Abbildung 8 - Ein Retter und ein Helfer sichern den Verunglückten, der Retter
im Wasser schiebt sich zwischen Beckenrand und Opfer [Foto Ludwig Schedl]

Abbildung 9 – Der Retter hält sich mit den Händen (eng beieinander) am
Beckenrand an, taucht ab und bildet damit eine „Rutsche“ [Foto Ludwig

Schedl]

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Abbildung 10 - Der Verunglückte gleitet mit seinem Rücken über den Rücken
des Retters im Wasser. Der Retter im Wasser hält seine Hände und Unterarme

möglichst eng beieinander, um sich selbst zu schützen [Foto Ludwig Schedl]

Die weitere Vorgehensweise ist analog zur Zweihelfer-Methode.
Hinweise zur Rutsche:
Der Retter soll die Kante „entschärfen“ und damit die
Verletzungsgefahr für den Verunglückten minimieren.
Idealerweise bildet er mit seinen Händen, Hinterkopf und
Rücken eine Schräge (ca. 45 Grad). Um seine eigene Stirn und
sein Gesicht zu schützen, werden die Unterarme möglichst eng
zusammengehalten.
Weitere Hinweise
Wenn möglich sollten auch bei dieser Hebetechnik die Retter die
Arme des Opfers so fixieren, dass ihre Daumen oben sind und
das Heben aus den Beinen erfolgen kann. Abhängig vom
Abstand zur Wasseroberfläche und des Standplatzes der Retter
(z.B. in einem Elektroboot) muss die Handhaltung aber
gegebenenfalls angepasst werden.
3.2.1 Bergung ins Boot
Eine Bergung ins Ruderboot oder ein kleineres Segelboot erfolgt
normalerweise über das Heck (Hinterseite des Bootes), weil dort

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ein etwas breiterer Raum zur Verfügung steht und das Boot
stabiler im Wasser liegt. Wegen der eingeschränkten
Platzverhältnisse kann hier jedoch meist nur ein Retter das
Opfer aus dem Wasser ziehen. Hat das Boot eine sehr große
Stabilität (Kippsicherheit), kann auch eine Bergung über die
Seite erfolgen. Ist am Heck eine Steuereinrichtung vorhanden
und die Bergung soll über das Heck erfolgen, dann muss diese
vorher entfernt werden.

Abbildung 11 - Bergung ins Ruderboot über das Heck [Foto ÖWR]

Bei Motorbooten ist auf den Antrieb zu achten. Bei vorhandener
Heckplattform soll eine Bergung darüber erfolgen; sonst muss
sie meist über eine Längsseite (Steuerbord oder Backbord)
durchgeführt werden.
Für alle Hebegriffe gilt, dass eine Bergung nur bei
entsprechenden Kräfteverhältnissen (kräftige und/oder mehrere
Retter, „leichte“ Opfer) durchgeführt werden kann.

4 Bergen über die Leiter

Bei steilwandigem, hohem Ufer mit Leiter trägt der Retter den
Verunglückten auf seiner Schulter die Leitersprossen hoch. Dazu
schwimmt der Retter mit dem Verunglückten zur Leiter
(Rettungsgriff).
Aufnehmen
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Er dreht den Verunglückten mit dem Rücken zur Leiter und
erfasst mit den Händen unter den Achseln des Verunglückten
hindurch beide Holme der Leiter. Dann schiebt er sein rechtes
Knie zwischen die Beine des Verunglückten und setzt den Fuß
auf eine Sprosse, um ein Absacken des Verunglückten zu
verhindern.

Abbildung 12 - Der Retter fixiert den Verunglückten und setzt ihn auf seinen
Oberschenkel [Foto Ludwig Schedl]

Abbildung 13 - Er setzt ihn auf seinen Oberschenkel und hebt ihn dabei weiter
aus dem Wasser [Foto Ludwig Schedl]

Der Retter rutscht mit den Händen an der Leiter etwas nach
unten, beugt sich mit dem Oberkörper nach vorne und taucht
dabei unter. Mit seiner linken Hand hält sich der Retter an der

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Leiter (oder am Beckenrand) fest. Mit seiner rechten Hand
unterstützt er das Zurückfallen des Verunglückten über seine
rechte Schulter. Sobald der Verunglückte mit seinem Bauch auf
der Schulter liegt, ergreift der Retter mit seiner rechten Hand
möglichst hoch den Holm der Leiter. Durch Hochhalten des
rechten Armes fixiert er das Opfer gegen ein seitliches
Abrutschen.

Abbildung 14 - Durch Abtauchen des Retters fällt der Verunglückte über
dessen Schulter [Foto Ludwig Schedl]

Abbildung 15 - Der hohe Arm des Retters fixiert den Verunglückten [Foto
Ludwig Schedl]

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Hochsteigen und Absetzen
Nun kann der Retter langsam die Leiter hochsteigen, bis das
Gesäß des Verunglückten am Beckenrand abgesetzt werden
kann. Wenn möglich soll ein weiterer Retter beim Absetzen,
Fixieren und anschließenden Wegziehen helfen.
Ist der Retter alleine, bleibt er möglichst dicht am
Verunglückten, fixiert diesen nach dem Absetzen gegen ein
Zurückfallen (Retter greift unter der Achsel des Opfers durch
und legt eine Hand in den Nacken). Er steigt dann ohne
Loszulassen unter Wechsel der Handhaltung um das Opfer
herum und zieht den Verunglückten mittels Rautekgriffs oder
Wegziehens von der Leiter weg.

Abbildung 16 - Der Retter setzt den Verunglückten auf die Beckenkante und
fixiert ihn gegen das Zurückfallen [Foto Ludwig Schedl]

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Abbildung 17 - Der Retter steigt um den Verunglückten herum und fixiert ihn
dabei laufend [Foto Ludwig Schedl]

Abbildung 18 - Nachdem der Retter hinter dem Verunglückten steht, greift er
um in den Rautekgriff oder zieht den Verunglückten vom Beckenrand weg
[Foto Ludwig Schedl]

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Abbildung 19 - Ist ein Helfer verfügbar, kann der den Verunglückten fixieren,
während der Retter aus dem Wasser steigt [Foto Ludwig Schedl]

Die Aktion kann ebenso gegengleich erfolgen.
Weitere Hinweise
Ein Ablegen des Opfers nach hinten, während der Retter noch
vor dem Opfer auf der Leiter steht, ist nicht sinnvoll! Zum einen
wird es für den Retter immer schwerer, den reglosen Körper
langsam und vorsichtig nach hinten abzulegen, je flacher der
Winkel zwischen Opfer und Boden wird (Hebelwirkung), was die
Gefahr birgt, dass das Opfer mit dem Kopf auf dem Boden
aufschlägt. Zum anderen muss der Retter das reglose Opfer
danach erst recht wieder zumindest ein Stück hochheben und
vom Beckenrand wegziehen, um weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen
einleiten zu können.

5 Tragegriffe

5.1 Bergung mit Rautekgriff
Dieser Griff kann sowohl bei flach auslaufendem Ufer als auch
über Stiegen (zweiter Helfer trägt Beine des Opfers) eingesetzt
werden.
Bei flach auslaufendem Ufer, z. B. sandigem See- oder
Flussufer, schleift der Retter den Verunglückten mit dem
Rautekgriff an Land:
Der Retter erfasst einen Unterarm des Verunglückten und legt
ihn im rechten Winkel zum Oberarm vor dessen Brust. Während
eine Hand den Unterarm zunächst festhält, führt der Retter

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nacheinander seine Arme unter den Achseln des Verunglückten
durch und greift mit beiden Händen dessen Unterarm im
Kammgriff (Daumen angelegt!).

Abbildung 20 – Rautekgriff [Foto Ludwig Schedl]

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Abbildung 21 – Kammgriff [Foto Ludwig Schedl]

Ein zweiter Helfer kann die Beine des Verunglückten
übereinanderlegen und das untere Bein erfassen, um so dem
anderen Retter beim Tragen zu helfen. Dazu stellt sich der
Helfer in Gehrichtung neben die Beine des Verunglückten und
hebt das von ihm entfernte Bein über das ihm näherliegende
Bein. Nun kann der Helfer das näherliegende Bein erfassen und
fixiert damit automatisch auch das andere.

Abbildung 22 - Ein zweiter Retter trägt die Beine des Verunglückten [Foto
Ludwig Schedl]

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Sicherheitshinweise für die Ausbildung
Beim Heraustragen über eine Stiege sichert ein Helfer den
Retter, der das Opfer trägt.
Weitere Hinweise
In der Ersten Hilfe wird der Rautekgriff nur mehr in
Ausnahmefällen (Bergung aus dem Auto) angewandt. Für eine
schnelle Bergung aus dem Wasser bei entsprechenden Ufer-
beschaffenheiten ist der Rautekgriff aber nach wie vor eine
empfohlene Technik.
5.2 Bergung mit Schultertragegriff
Ebenfalls bei flachem, aber unebenem Ufer, wie steinigem See-
oder Flussufer oder Treppenstufen eines Schwimmbeckens, trägt
der Retter den Verunglückten mit dem Schultertragegriff an
Land.
Die Anwendung dieses Bergegriffes erfordert besondere
Genauigkeit beim Aufnehmen und Absetzen des Verunglückten.
Bei Fehlern oder z. B. durch einfaches Ausrutschen besteht eine
hohe Verletzungsgefahr – sowohl für das Opfer als auch für den
Retter! Auch im Ernstfall soll der Griff nur von Rettern eingesetzt
werden, die den Griff intensiv geübt haben.
Aufnehmen des Verunglückten
Der Retter schwimmt mit dem Verunglückten, bis er etwas mehr
als hüfttiefes Wasser erreicht3. Er legt das Opfer vor sich
waagrecht mit dem Gesicht nach oben hin (Kopf links). Nun
fasst er mit seiner linken Hand den Nacken, greift mit der
rechten zwischen den Oberschenkeln hindurch, taucht unter und
rollt ihn auf die Schulter.

3 Ist das Wasser zu tief, wird das Gesicht des Opfers nach dem
Aufnehmen im Wasser zu liegen kommen, ist das Wasser zu seicht,
muss der Retter des Opfer höher heben als notwendig (Belastung des
Rückens).

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Abbildung 23 - Der Retter positioniert das Opfer im hüfttiefen Wasser [Foto
Gerald Innerwinkler]

Abbildung 24 - Der Retter taucht ab und dreht dabei das Opfer [Foto Gerald
Innerwinkler]

Dabei rutscht er mit seinem rechten Arm zwischen den
Oberschenkeln des Verunglückten durch und ergreift mit der
rechten Hand das linke Handgelenk des Verunglückten. Der
rechte Arm des Verunglückten wird dabei zwischen dessen
linken Arm und dem Körper des Retters fixiert.
Der Verunglückte muss möglichst weit zum Nacken des Retters
gezogen werden und auf den Schultern des Retters
„ausbalanciert“ liegen. Das korrekte Positionieren sollte noch

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erfolgen, bevor der Retter aufsteht und das Opfer hoch hebt
(Nutzung des Auftriebs).

Abbildung 25 - Noch bevor der Retter wieder aufsteht, wird das Opfer auf der
Schulter positioniert [Foto Gerald Innerwinkler]

Abbildung 26 - Das Opfer liegt auf den Schultern des Retters [Foto Gerald
Innerwinkler]

Ist ein Geländer vorhanden, hält sich der Retter beim
Heraustragen über Stufen mit seiner freien linken Hand laufend
fest (rutscht mit seiner Hand mit, idealerweise ohne
umzugreifen).
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Abbildung 27 - Der Retter hält sich beim Heraussteigen mit der freien Hand am
Geländer fest [Foto Gerald Innerwinkler]

Der Griff kann auch gegengleich durchgeführt werden.
Absetzen des Verunglückten
Auf festem Untergrund (Rasen, Sand, Steg) kniet der Retter auf
der dem Kopf des Verunglückten abgewandten Seite nieder.
Anschließend stützt er sich mit der freien linken Hand am Boden
hinter dem Körper ab und geht langsam in einen Grätschsitz
über.
Der Retter beugt sich dann etwas nach vorne, ergreift mit der
nunmehr frei gewordenen linken Hand den Nacken des
Verunglückten und zieht dessen Kopf nahe an sich heran.

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Abbildung 28 – Der Retter kniet nieder [Foto Gerald Innerwinkler]

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