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Published by ce, 2018-06-05 09:58:26

KOMPLETT_3Ausgaben

KOMPLETT_3Ausgaben

Das Himmelreich
ist grün

Nennen Sie‘s Paradies, Schlaraffenland oder lichen nachhaltigen Urlaub während des
– wie die Steirer selbst – Himmelreich. Die ganzen Jahres: Der kann beginnen auf dem
Bewohner dieser Landschaft  zwischen Drei- Wanderweg „Wilde Wasser“ in Schladming
tausender-Gipfel im Nordwesten und Ther- und mit dem „Natürlichen Urlaub“ bei den
malquellen im Südosten glauben fest daran: „Ramsauer Bionieren“, führt auf Erlebnis-
Der Herrgott hatte das perfekt gelungene wegen durch die Nationalparks Gesäuse und
Land eigentlich für sich als Altersruhesitz Grebenzen oder beim Flusswandern mit Ka-
geschaffen, überließ es dann aber doch den nadiern durch den Naturpark Südsteirisches
fleißigen, bescheidenen Steirern. Wie klug Weinland. Nicht minder erlebnisreich ist ein
die Steirer mit ihren kostbaren Ressourcen Radel-Urlaub durch diese Wein- und Bio-
umgehen, zeigt diese Reise durch das Land.  region.
   
Ja, fleißig sind sie, die Steirer, die diesen So bunt wie das Genussland Steiermark
Landstrich, das „grüne Herz“ Österreichs, ist kaum eine andere Region. Die Liebe
so emsig bewirtschaften und beackern, als zum Gast geht hierzulande nicht nur durch
solle dessen Herzschlag in der ganzen Welt den Magen und durchs Herz, sondern auch
spürbar sein. Ist er auch: Für all diejenigen, durch die Haut: Pures Wohlbefinden lässt
die einen steirischen Wein genießen, die ihr sich schöpfen aus den Quellen, die in den
Brot in steirisches Kernöl tunken, die sich Wellness-Oasen sprudeln.
ein Stückerl vom Sulmtalhuhn auf der Zunge Kurz und gut: Das „grüne Herz Österreichs“
zergehen lassen oder einen Sterz gabeln und ist mit seiner ökologischen und kulturel-
in einen steirischen Apfel beißen. len Vielfalt ideal für nachhaltigen Touris-
  mus. Ich lade Sie ein, mit uns das grüne und
Die Angebote sind nicht nur kulinarisch so nachhaltige Herz Österreichs kennen zu ler-
vielfältig wie das Land selbst. Sie ermög- nen: Genießen Sie es! 

Herzlichst, Ihr Johann Lafer

Wenn sich ein Magazin den Themen „Wirt- eine beachtliche Performance in genau die-
schaft, Design und Nachhaltigkeit“ ver- sen Bereichen.
schreibt, dann darf man zu Recht hohe Nachhaltigkeit wird auch dann konkret,
Erwartungen in das Produkt setzen. Denn wenn – wie in diesem Magazin – der Be-
damit werden Themen angesprochen, die griff Design ins Spiel kommt. Denn wenn
ein konkreter Auftrag für die Wirtschaft wir Design als bewusste Gestaltung wahr-
sind. Was daran besonders interessant ist: nehmen und als Chance für Produkte und
Wir können dem Begriff Nachhaltigkeit wie- Leistungen der Zukunft begreifen, dann sind
der mehr Leben einhauchen, wenn wir ihn wir auf dem besten Weg, Nachhaltigkeit zu
mit konkreten Inhalten befüllen, die sich in erzeugen. Wer Dinge bewusst gestaltet, der
ebenso konkreten Produkten und Leistun- handelt automatisch nachhaltig – das gilt
gen niederschlagen. Die Wirtschaftsstra- im Handwerk genauso wie in der Hightech-
tegie der Steiermark macht diesen Auftrag Industrie. Diese Zusammenhänge hat man
sichtbar, indem sie sich auf drei Leitthemen am Standort Steiermark früh erkannt und
konzentriert: Mobility, ein Bereich, der vor daraus entsprechende Maßnahmen abgelei-
allem am Standort Graz große Tradition hat, tet. Übrigens: Die steirische Landeshaupt-
Eco-Tech und Health-Tech. Dank innovativer stadt ist seit 2011 UNESCO City of Design
und kluger Unternehmen und nicht zuletzt – ein Zeichen, dass Kreativwirtschaft in der
dank hervorragender Universitäten und For- Steiermark eine besondere Bedeutung hat.
schungszentren hat die Steiermark auf allen All das zusammen macht die Steiermark zu
drei Gebieten ein enormes Potenzial, und einer der interessantesten Wirtschaftsregi-
die aktuellen Entwicklungen verweisen auf onen Europas.

Ing. Josef Herk // Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark

INHALT // 04|11
102 103

Mit dem Zweirad – zumal Innen und außen: Raum zum Besessen von der Heiligkeit Spiegelsee und Dachstein:
dem E-Bike, das es im Öko- Stillwerden. Das wohltuende der Lebensmittel verführt uns Gleichsam Symbole für die
land vielerorts zu mieten gibt Gegenteil von „zu viel, zu der Schokoladenhandwerker Stille und die überwältigende
– ist das Wandern durch die laut, zu voll“ erlebt man als und Biobauer Josef Zotter Präsenz der Natur, die den
Steiermark doppelt schön. Feriengast in einem von Diet- mit seinen Köstlichkeiten zu Reisenden in der Steiermark
Die abwechslungsreichen, gut mar Sillys Weinberghäusern. bewussterem Kaufen umfangen – aber auch für
ausgeschilderten Routen bieten und Essen. die gesammelte Kraft, aus der
sportliche Herausforderung heraus der Menschenschlag
und entspanntes Genießen. dieser Gegend handelt.

42 RADWANDERN 32 PURES LEBEN 28 ZOTTER TITEL

ESSEN + TRINKEN 22 EIN KONZEPT ZAHLT SICH AUS: 42 RADELN MIT SCHUSS:

06 VON KÜRBISKERNEN, WEIN UND Fachhochschule Ioanneum Graz E-Bike-Vernügen
ANDEREN SPEZIALITÄTEN
23 INTERVIEW: PROF. GERHARD HEUFLER 03 Editorial: Johann Lafer
08 GRÜNES GOLD: Kürbiskernöl garantiert Editorial: Josef Herk
24 GUTMANNS CREDO: Manifest
für eine neue Wirtschaftsform IMPRESSUM

11 VOLLMONDBIER: Neue Trinkkultur 25 TANDEMFAHRT FÜR DIE UMWELT: Verlag: PremiumPark GmbH
Herzogparkstraße 1
12 FLEISCHESLUST: Vulcanoschwein- Elektromobil zum Supermarkt D-81679 München
Schinken und Almochsen-Steak Tel.: +49 (0)89 8003 20 - 70
26 WETTE GEWONNEN: info@premiumpark.de
13 DER GESCHMACK DES LEBENS:
Klimaneutrale Malermeisterkunst STEIERMARK NACHHALTIG ERFAHREN
Fruchtig-leichte Ferien im Weinberg ist ein Special von pure, dem Magazin für
28 DER STEIRISCHE SCHÖPFER: Zotter Wirtschaft, Design, Nachhaltigkeit. Das
MENSCHEN + UNTERNEHMEN Schokolade gegen Gedankenlosigkeit Special ist auch Bestandteil der Ausgabe
03/2012 von pure.
14 VON MANIFESTEN UND NACH- GENIESSEN + ERLEBEN
HALTIGEN IDEEN Redaktion: Peter Grett,
30 VON ERLEBNISTOUREN PER Werner Köstle, Dagmar Rümenapf,
16 EIN LAND SIEHT GRÜN: RAD UND ELEKTROAUTO Theo Gerstl, Egbert Schwartz

Steirische Initiativen für die Zukunft 32 PURES LEBEN: Abstand vom Alltag Anzeigenmarketing:
www.eco-traffic-media.de
20 MAGNA STEYR BAUT LEICHT: Geballte 36 KÜRBISKERN- UND SCHOKOSTROM: Telefon: +49 (0)89 22845 787
Kompetenz gegen Fahrzeug-Speck E-Mail: info@eco-traffic-media.de
Im Opel Ampera durchs Ökoland SUSTAINABLE MOBILITY EXPERTS

21 ADRIANO MUDRI: 40 DER GLÜCKSFUND:

Rasantes Autodesign für morgen Baden in Ur-Meer-Wasser

BILDNACHWEISE:

© Steiermark Tourismus: Titel (Popp-Hackner); S.3 oben; S.4 (oben: Wolf, unten: Harry Schiffer); S.5 B.1+4; S.6/7 B.3+4; S.8; S.10 großes Bild; S.17 (ikarus.
cc); S.30 Murinsel (Harry Schiffer); S.43 beide Bilder (unten: Lamm); S.45+46 // © LAVA Bräu: S.6 Woazky; S.11 // © ALMO-Sinkovits: S. 6 B2 // Fischer:
S. 3 unten // © Vulcano: S.12 // © MAGNA STEYR: S.20, 21 oben // © Adriano Mudri+Lorna Kijurko: S.15 rechts; S.21 // FH Joanneum: S.22 + 23 //
© SPAR: S.25 // © Zotter: S.5, S.15, S.28 // © PURESLeben: S.5; S.30 (2. Bild v.l.); S.32, 35 // © Herbsthofer/B. Bergmann: S. 14 links + S. 26 // © Ve-
loVital: S.44 oben // © Andy Kuechenmeister: S.44 Wasserfall // Rogner Bad Blumau: S.14 rechts, S.24; S.31; S.40 // © eco-traffic-media/darü: S.31,
S.37-39// Privat: S.10 Porträt-Foto; S.13; S.23 unten

ESSEN & TRINKEN

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Essen & Trinken

Von Kürbiskernen, Wein und anderen Spezialitäten

ALS „GRÜNES HERZ“ ÖSTERREICHS WIRD DIE STEIERMARK GERNE BEZEICHNET. Einerseits
kein Wunder, sind doch über sechzig Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt. Das zweit-
größte Bundesland bietet aber neben ausgedehnten Wäldern auch eine große Vielfalt an ganz
unterschiedlichen Landschaftsformen – VOM HOCHGEBIRGE BIS ZUM TOSKANISCH ANMU-
TENDEN HÜGELLAND

Wir haben auf unserer Tour durch die unterschiedlichen steirischen Klimaregionen biologisch
wirtschaftende Weinbauern besucht und rund um den Teichalmsee inmitten des Naturparks
Almenland „glückliche“ Almochsen grasen sehen, die für ihr feinfaseriges, zartes und aromati-
sches Fleisch berühmt sind und die österreichische Rindfleischküche weit über die Landesgren-
zen hinaus bekannt gemacht haben. Wir sind Bierbrauern begegnet, die einzigartigen Whisky
brauen, und wir haben mit Gernot Becwar gesprochen, dem „Ölbaron“, der alle Geheimnisse
rund um das Kürbiskernöl kennt – das „grüne Gold“ der Steiermark.

ESSEN & TRINKEN

106 107

Ein wichtiges Kriterium STEIRISCHES KÜRBISKERNÖL G.G.A. GARANTIERT
bei der Bewertung von
steirischem Kürbiskernöl ` heimische Herkunft der Kerne
ist auch dessen Farbe, die ` Pressung in heimischen Ölmühlen und
mit einer speziellen Lampe ` 100-prozentig reines Öl aus Erstpressung
geprüft wird. Nur das  
typische Grün hat eine Seit 2003 muss „Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ in einem Qualitätslabor
Chance auf Bestnoten nachweisbar auf Rückstände getestet werden. Die Kontrollen obliegen der
Lebensmittelbehörde des Landes. Seit 2006 darf die eingetragene Bezeich-
nung nur benutzt werden, wenn die zur Pressung verwendeten Kerne von
der Kürbisgattung Cucurbita pepo var. Styriaca stammen und das An-
baugebiet der Kürbisse in einem der folgenden politischen Bezirke liegt:
Steiermark mit den Bezirken Deutschlandsberg, Feldbach, Fürstenfeld,
Graz und Umgebung, Hartberg, Leibnitz, Radkersburg, Voitsberg und
Weiz; Burgenland mit den Bezirken Jennersdorf, Güssing, Oberwart sowie
Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Melk und Gänserndorf in Niederösterreich.
Weitere Infos: www.steirisches-kuerbiskernoel-gga.at

Grünes Gold

KÜRBISKERNÖL AUS DER STEIERMARK BOOMT – und kommt manchmal aus dem Burgenland.
Seine EU-geschützte Herkunft wird kontrolliert wie die des Champagners. UND SEINE HER-
STELLUNG ERFOLGT NACH JAHRHUNDERTEALTER TRADITION

von Dagmar Rümenapf

Kein anderes Lebensmittel ist so untrennbar mit der Steiermark rung der Verbraucher. Seitdem ist dieses Öl so teuer wie nie zu-
verbunden wie das dort gewonnene Kürbiskernöl. Das „grüne vor: Ein Liter kostet bis zu 23 Euro. Wer hingegen beim Discounter
Gold“ der Steiermark, seit 1996 mit dem EU-Gemeinschaftszeichen für angeblich „echtes Kernöl aus der Steiermark“ nur 16 Euro und
für Produkte mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) verse- weniger bezahlt, kann annehmen, dass dieses Produkt aus einer
hen, gehört wie etwa Champagner, Prosciutto di Parma, griechi- der großen Ölfabriken stammt, die „zu 80 Prozent nicht österreichi-
scher Feta-Käse und Nürnberger Lebkuchen zu den am besten sche Kürbiskerne verarbeiten“, wie Gernot Becwar, Ölmüller und
überwachten, exklusivsten Spezialitäten Europas. Obmann der „Ölspur“, sagt.
 
„Wir haben drei Angestellte, die die Anlagen und die Bauern kon- In diesem Jahr gab es einen Rekord: 14 Betriebe erhielten die Pre-
trollieren“, sagt Franz Labugger, Obmann der Gemeinschaft Stei- mium-Auszeichnung der „Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl
risches Kürbiskernöl g.g.A. „Ein sehr effizientes Kontrollsystem g.g.A.“ zum 13. Mal in Folge. Unter ihnen die Familie Becwar in
gewährleistet die lückenlose Nachvollziehbarkeit der heimischen Herbersdorf und der Ölmüller Guntram Hamlitsch, beide aus dem
Kürbiskerne vom Feld über die steirischen Ölmühlen in die Fla- Bezirk Deutschlandsberg. Sie betreiben die einzigen Ölmühlen
sche bis zum Ladentisch.“ So könne man sicherstellen „dass nur in diesem Bezirk, die seit dem Beginn des Wettbewerbs im Jahre
Kerne aus dem eingegrenzten Gebiet verwendet werden“. Und 2000 alljährlich mit Gold prämiert wurden. Beide Mühlen gehören
dazu gehören eben auch Kerne aus Ölmühlen im Burgenland. auch zum Verband der „Steirischen Ölspur“, die sich von Stainz bis
Über 2.000 Kürbiskernproduzenten und etwa 30 Ölmühlen schlos- Eibiswald durch das „Schilcherland“ in der Weststeiermark zieht.
sen sich 1998 in der „Gemeinschaft Steirisches Kürbiskernöl“ zu- Bestens aufgestellt ist diese Region durch das kulinarische Aus-
sammen. Jede Flasche aus ihrer Produktion trägt eine grün-weiße hängeschild „Schilcherland-Spezialitäten“ und eben die „Ölspur“,
Banderole sowie eine Prüfnummer und jeder einzelne Schritt bei der neun Gemeinden, 22 Wirte, fünf Ölmühlen, 14 Ölbauern und
der Herstellung des Öls ist dokumentiert. Alljährlich im März prä- weitere 30 Partnerbetriebe angehören. Die „Ölspur“ tritt nicht nur
miert die Öl-Gemeinschaft ihre Besten. In diesem Jahr stellten sich als Vermarkter der öligen Genusskultur auf, sondern will den Tou-
436 Produzenten (plus 14 Prozent), und damit so viele wie noch risten ein kulturelles Angebot und zusätzliche Freizeit- und Sport-
nie, dem strengen Qualitätswettbewerb. 372 Produzenten wurden möglichkeiten ans Herz legen.
ausgezeichnet. Dieser hohe Qualitätslevel zahlt sich aus: Der Ab-
satz des „Grünen Goldes“ boomt im In- und Ausland. 2011 wurden Eine der kleinsten und mit 200 Jahren ältesten Ölmühlen der Stei-
3,09 Millionen Flaschen mit der Qualitäts- und Herkunftsmarke
„Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ verkauft – 20 Prozent mehr als ermark ist Herbersdorf – zudem einer der wenigen noch vollständig
im Vorjahr.
Auf 1.3961 Hektar wurden im letzten Jahr Ölkürbisse angebaut. erhaltenen Betriebe, die steirisches Kürbiskernöl auf traditionelle
Laut Obmann Labugger wird 2012 die Anbaufläche in der Steier-
mark erneut erweitert, sodass bei der Bedarfsdeckung kein Eng- Weise herstellen: Trocknen, mahlen, kneten, rösten, ausschlagen –
pass entsteht.
Missernten, regelmäßig verbunden mit einem enormen Preis- als das läuft hier noch nach uralten Prozessen ab, geheizt wird der
anstieg, und parlamentarische Anträge der Grünen, die 2009 die
Herkunft „steirischer“ Kürbiskerne bezweifelten, führten damals zu Röst-Kessel mit Scheitholz.
einer medialen „Öl-Krise in der Steiermark!“ und zur Verunsiche-
Die Mühle gehört Ulrike und Gernot Becwar. Sie zeigen Besuchern

auch die hundert Jahre alte Ölkuh, hölzerner Zeitzeuge für die

Mühseligkeit des Ölmüller-Berufes, und führen ihre Gäste in den

600 Jahre alten Gewölbekeller, wo es die berühmte Kernöl-Eier-

speis‘ gibt sowie guten Weißwein und Knabberkerne zu Literatur-

lesungen oder Musikabenden. www.oelspur.net

ESSEN & TRINKEN

108 109 INTERVIEW | GERNOT BECWAR

„Achtet auf das Gütesiegel!“

GERNOT BECWAR, Ölmüller, Bürgermeister von Rassach und Obmann der „Ölspur“, ÜBER
QUALITÄTSKRITERIEN, DIE FEINHEITEN DER ÖLGEWINNUNG UND DAS RECHT DES VERBRAU-
CHERS AUF AUSKUNFT

pure: Was dürfen sich die Freunde des Kürbiskernöls von der „Ölspur“ pure: Welche Komponenten sind wichtig für gleichbleibende Qualität und
erwarten? Geschmack?
Becwar: Im Mittelpunkt unseres Wirkens steht das geschützte Becwar: Gut ausgereifte Kerne und eine schonende, gleichmäßige
steirische Kürbiskernöl. Die Ölspur ist zudem ein Aushängeschild, Trocknung. Kürbiskerne vertragen außerdem die Nachbarschaft zu
auf dem steht: Hier kannst du was erleben! Kunst, Kultur, Fremdgerüchen nicht. Schwierigkeiten kann auch der Röstvorgang
Kulinarik, Gesundheit und Sport. Wir informieren unsere Gäste bereiten. Das Fingerspitzengefühl des Ausschlägers ist dabei
außerdem über die Herkunft und Herstellung des Öls und über entscheidend. Immer wieder prüft er die Masse zwischen den
den Unterschied zum sogenannten „echten Kürbiskernöl“. In derart Fingern, bis die richtige Temperatur erreicht ist. Danach muss man
beschrifteten Flaschen kann drin sein, was will, aber es ist kein dem Öl, das ja nicht filtriert wird, noch einmal Zeit lassen, bis die
„Steirisches Kürbiskernöl g.g.A.“ Auch hierzulande gibt es große Schwebstoffe absinken. Und nach dem Abfüllen ist es wieder die
Mühlen, die zu 80 Prozent Kerne aus China verarbeiten und über Lagerung, die wichtig ist. Die Flaschen dürfen weder in der Sonne
Discounter vermarkten. Wir müssen den Gästen unermüdlich und noch im Scheinwerferlicht stehen.
deutlich sagen: „Achtet auf Qualität, achtet auf unser Gütesiegel,  
dann bekommt ihr, was ihr erwarten dürft.“ pure: Jedes Jahr gibt es einen Wettbewerb. Welche Kriterien werden dabei
als Maßstab angelegt?
pure: Steirisches Kürbiskernöl g.g.A. trägt eine grün-weiße Banderole, Becwar: Drei Komponenten sind ausschlaggebend: Die erste ist
jede Flasche ist mit einer eigenen Prüfnummer gekennzeichnet – aber wie die chemische Untersuchung des Öls auf kontaminierende Stoffe.
funktioniert das in der Gastronomie? Soll ich mir vom Kellner die Flasche Die zweite ist die Kontrolle der Farbe. Dazu verwendet man eine
zeigen lassen? spezielle Prüflampe. Nur wer das schöne, typische Grün nachweisen
Becwar: Natürlich können Sie den Wirt danach fragen! Die Ölspur- kann, hat eine Chance. Das dritte ist die komplexe Verkostung – ein
Wirte sind verpflichtet, in ihren Speisekarten die Herkunft des Öls sehr kompliziertes, der Hochwertigkeit unseres Öls angemessenes
anzugeben – so wie das beim Wein ebenfalls längst Usus ist. Verfahren.
 

In stylisch gestalteten
Flaschen präsentiert LAVA

Bräu acht extravagante
Biersorten – und weil die

Bierbraukunst der
Whiskyherstellung ver-
wandt ist, kreiert man auch

fruchtig-malzigen Brisky

Vollmondbier

und Feuerwasser

MYSTISCHES LUNA ODER VOLLMUNDIGES ROSSA? LAVA, die kleine, feine Brauwerkstatt im
steirischen Vulkanland, beglückt Freunde einer neuen Trinkkultur mit exquisiten Bier-Innova-
tionen – ABER DAMIT NICHT GENUG ...

von Peter Grett

Wer auf einer der idyllischen Wanderrouten in die Landschaft des zehn Jahren wohl kaum eine positive Bilanz ziehen können. Ist
steirischen Vulkanlandes eintaucht, dem begegnen entlang des doch ein Grundstein für den Erfolg von Produkten immer noch de-
Weges nicht allein die Schönheiten der Natur, sondern ebenso ren Qualität. Und die scheint bei LAVA Bräu zu stimmen. Auch was
traditionelle Handwerksbetriebe und kulinarische Manufakturen. die Vielfalt ihres Angebots betrifft, müssen sich die Auersbacher
Sogar ein „Atelier für Gebrautes“ lädt zur Besichtigung und Ver- nicht verstecken: Acht Sorten gibt es – vom dunklen Rossa aus
kostung ein. Biomalz bis zum Luna, das nur bei Vollmond gebraut wird. Dieses
breite Spektrum ist umso erstaunlicher, als die kleine Manufaktur
Die Handvoll Enthusiasten, die im Jahr 2002 zusammenkamen, ihr Gebräu, das weder filtriert noch sterilisiert wird, nur in beschei-
um im Innovationszentrum „Ländlicher Raum“ in Auersbach eine denen Mengen bereitet. Lediglich 500 Liter Würze werden in einem
kleine Brauwerkstatt einzurichten, verband eine gemeinsame Idee: Brauvorgang vergoren.
Sie wollten zunächst einfach nur gutes Bier brauen und möglichst
erfolgreich vermarkten. Angesichts des Sterbens kleiner Landbrau- Weil die Herstellung von Whisky der Bierbraukunst nicht unver-
ereien und der zunehmenden Marktmacht internationaler Brau-
konzerne wäre allein dieser Anspruch schon kühn genug gewesen, wandt ist, beschlossen die Innovatoren in der kleinen Manufak-
manche würden sagen naiv. Die Gründer aber hatten noch weit
mehr im Sinn, nämlich die Vision, mit ihrem LAVA Bräu einen Bei- tur, ihre Kreativität auch in jenem Bereich spielen zu lassen. Das
trag zu einer neuen Bier-Trinkkultur zu leisten. Dass dies auf ein-
gefahrenen Wegen mit herkömmlichen Produkten nicht zu machen Ergebnis nennt sich „Brisky“ – wie könnte ein Whisky aus einer
sein würde, lag auf der Hand. Folglich setzte man auf eine Strate-
gie, die sich an den Merkmalen regional, biologisch und innovativ Brauerei auch anders heißen? Der Single Malt wird nach einer spe-
ausrichtet.
Mögen die stylisch gestalteten Flaschen und die beinah poetisch ziellen Rezeptur im sogenannten Infusionsverfahren als Mischung
anmutenden Produktnamen wie Luna oder Purezza auch den Ver-
dacht nahelegen, LAVA sei nichts als eine pfiffige Marketingidee: geläuterter und trebervergorener Würzen sowohl untergärig als
Mit einem hohen Designanspruch allein hätten die Gründer nach
auch obergärig bereitet. Dieses einzigartige Verfahren sorgt für

eine besondere Milde (very smoothy) des international preisge-

krönten Brandes. Inzwischen hat sich zum Brisky noch der Woazky

gesellt – ein Whisky mit 65 Prozent Biomais-Anteil. 2008 ist der

erste Jahrgang dieser Novität, die 2011 aus der Taufe gehoben

wurde. Sicher nicht die letzte Brau-Innovation aus dem steirischen

Vulkanland. www.lavabraeu.at

ESSEN & TRINKEN

110 111

Vulcanoschwein-Schinken
und Almochsen-Steak

Im steirischen Auersbach können Gourmets ihrer Fleischeslust in einer Premiumsuite des
Schweinehotels frönen. UND IN KAINDORF MÜSSEN WEIDEOCHSEN ZUM MESSEN IHRES
CO²-HUFABDRUCKS ANTRETEN

von Peter Grett Wer Alice und Roland Tauss
auf ihrem biologisch-dyna-
Vulcanoschweine sind mitnichten eine zu eruptiven Tempera- mischen Weingut besucht,
mentsausbrüchen neigende Rasse, sondern eine Qualitätskreu- begreift, warum ökologisches
zung der Schinkenmanufaktur Vulcano aus Auersbach im steiri- und nachhaltiges Wirtschaf-
schen Vulkanland. Bevor sie zu diversen Köstlichkeiten verarbeitet ten so wichtig und wertvoll ist
werden, dürfen sie in geräumigen Ställen mit viel Auslauf art-
gerecht heranwachsen. Bei Vulcano ist man überzeugt, dass der Der Geschmack
„liebevolle“ Umgang mit den Tieren entscheidend zur Qualität der
Produkte beiträgt – zum Beispiel des Schinkens, der über einen des Lebens
Zeitraum von bis zu 36 Monaten in einem besonderen Verfahren
bei Temperaturen von 18 - 20 °C reift. Stolz ist man auch auf die AUF DEM BIOLOGISCH-DYNAMISCH BEWIRTSCHAF-
hauseigene Gewürzmischung, die sich unter anderem aus Rosma- TETEN WEINGUT VON ALICE UND ROLAND TAUSS
rin, Wacholder und Koriander zusammensetzt. IN SCHLOSSBERG BEI LEUTSCHACH LÄSST SICH‘S
Wer die Verarbeitungsschritte vom Schwein bis zum ausgereiften INMITTEN VON REBEN BEI EINEM FRUCHTIG-LEICH-
Endprodukt unmittelbar erleben möchte, dem eröffnet sich in der TEN TROPFEN GEMÄCHLICH IN DEN URLAUBSTAG
Auersbach’schen Manufaktur auf drei Etagen und über tausend HINEINLEBEN ...
Quadratmetern eine eigene „Schinkenwelt“. Für besondere Anläs-
se steht mit dem direkt im Stall gelegenen „Schweinehotel“ zudem ` Als „Grünes Herz“ Österreichs wird die Steiermark ger-
eine Premiumsuite zur Verfügung, in der die Produkte des Hauses ne bezeichnet – sind doch über sechzig Prozent der Lan-
verkostet werden können. Wem es dabei nicht den Appetit ver- desfläche mit Wald bedeckt. Neben ausgedehnten Wäl-
schlägt, der hat noch ein natürliches Verhältnis zum Ursprung von dern hat das zweitgrößte Bundesland der Alpenrepublik
Nahrungsmitteln … aber auch eine große Vielfalt anderer Landschaftsformen
zu bieten – vom Hochgebirge bis zum toskanisch anmu-
Falls es glückliche Ochsen gibt, dann gehören dazu jene, die rund tenden Hügelland. Wer auf einer Tour von Ramsau aus
um den Teichalmsee im Naturpark Almenland grasen. Die ALMO- einige der insgesamt neun steirischen Klimaregionen
Almochsen, so ihre Vermarktungsbezeichnung, ernähren sich vor durchreist, dem kann es passieren, dass er an einem Tag
allem von frischen Gräsern und Kräutern und entwickeln bis zum – gleichsam im Zeitraffer – vom tiefsten Winter in den
„reifen Alter“ von durchschnittlich 25 Monaten ihr zartes, aromati- Frühling gelangt; morgens noch erlebt, wie Menschen
sches Fleisch. Dann geht‘s zu Metzger Schirnhofer – dessen Quali- ihre Hausdächer von erdrückenden Schneelasten befrei-
tätsanspruch sich nicht auf die Herstellung hochklassiger Fleisch- en – und wenige Stunden später über Schlüsselblumen
und Wurstwaren beschränkt, sondern auch die Lebensqualität von auf den Wiesen an der Grenze zu Slowenien staunt.
Mensch, Tier und Umwelt mit einbezieht.
Die Richtlinien für die Bioschwein-Produktion wurden bei Schirn- Die Wiesen gehören zum Anwesen von Alice und Roland
hofer, wo 1.900 Mitarbeiter jährlich 34.000 Tonnen Fleisch- und Tauss, die in einem stillen Winkel der Gemeinde Schloß-
Wurstwaren produzieren, in Abstimmung mit Greenpeace und berg bei Leutschach ein biologisch-dynamisches Wein-
der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ entwickelt. Sie umfas- gut betreiben.
sen sämtliche Bereiche – von der Futtermittelerzeugung über die Steirische Weine finden über die Landesgrenzen hinaus
Zusammenarbeit mit Vertragsbauern und Tierärzten bis hin zur immer mehr Liebhaber, die vor allem ihre Fruchtigkeit
möglichst stressfreien Schlachtung der Tiere und zum Vertrieb. und Leichtheit schätzen. Charakteristische Sorten der
In der „Gläsernen Fabrik“ kann jedermann von der Zerlegung der relativ kleinen Weinbauregion sind insbesondere Char-
geschlachteten Tiere bis zur Auslieferung der Waren alles live donnay, Welschriesling und Sauvignon Blanc. Eine mi-
verfolgen und erfährt nebenbei Interessantes über Tieraufzucht nisteriell verordnete Mengenbegrenzung sorgt dafür,
und Wurstherstellung. „Ökologische und ethische Erzeugung von dass der Markt nicht mit Massenware überschwemmt
Lebensmitteln ist machbar – man muss es nur wollen“, meint wird und trägt vor allem zur Qualitätssicherung bei.
Geschäftsführer Christian Laschet.
Dass Schirnhofer es tatsächlich will, zeigt auch sein Energie- Sich zu begrenzen, zu bescheiden, der Natur nicht mit
konzept, bei dem nur Ökostrom aus Wasserkraft zum Einsatz allen erdenklichen Mitteln zu Leibe zu rücken, um maxi-
kommt. Zudem sponsert das vielfach ausgezeichnete Vorzeige- malen Ertrag zu erzielen, sondern rücksichtsvoll mit ihr
unternehmens die Ökoregion Kaindorf bei ihrem innovativen zu arbeiten: Das ist das Leitmotiv des Ehepaars Tauss.
Vorhaben zum Humusaufbau, startet zusammen mit Slow Food Folglich sind dessen Trauben klein und kompakt. Stark
ein Bio-Weidelamm-Projekt und nimmt bei den Almochsen eine geprägt vom Charakter des kalkhaltigen, lehmigen
CO2-Fußabtruckmessung vor. Nicht zuletzt ist auch das Motto Sandbodens, der sorgsam behütet, mit Gräsern, Blu-
„Der Mitarbeiter als Mensch“ bei Schirnhofer keine leere For- men und Wildkräutern bedeckt wird. Diese Methode
mel: Das Bewusstsein für soziale Verantwortung dokumentieren trägt nicht nur zur Stärkung der Reben bei, sondern sie
eine eigene Stabsstelle „Humanes & Soziales“, ein Gesundheits- schafft auch Lebensräume. „Arbeiten mit der Natur,
zentrum und ein Sozialfonds. Da verwundert es nicht, dass die nicht gegen sie“ lautet hier die Devise. Und das in allen
Mitarbeiter auch gratis verköstigt werden. www.schirnhofer-gmbh.at Bereichen des Wirtschaftens, nicht allein im Weinberg.
www.weingut-tauss.at

MENSCHEN & UNTERNEHMEN

112 113

Menschen
& Unternehmen

Von Manifesten und nachhaltigen Ideen

DIE STEIERMARK IST AUF DEM WEG, EINE NACHHALTIGE MUSTERREGION IN EUROPA ZU
WERDEN – und das längst nicht nur des Öko-Weines oder des sanften Tourismus wegen, son-
dern weil immer mehr Landwirte, Unternehmer, Ökonomen, Designer oder Forscher in der
Region umdenken und nachhaltige Ideen, Projekte und Produkte entwickeln.

So fordern drei steirische Unternehmer im „Blumauer Manifest“ eine Wirtschaftsform, die
das Gemeinwohl in den Mittelpunkt rückt. Und sie handeln auch danach – wie zum Bei-
spiel der Schokoladen-Produzent Josef Zotter, der ausschließlich bei kleinbäuerlichen Part-
nerbetrieben einkauft. Oder die jungen Ingenieure der Innovations- und Technologie-
schmiede MILA in Graz, die automobilen Leichtbau und ökologische Antriebe zu ihrem
Forschungsschwerpunkt gemacht haben. Oder Professor Gerhard Heufler, der am Grazer
Joanneum den Studiengang Industriedesign leitet. Oder Johannes Herbsthofer, der den ersten
klimaneutralen Malereibetrieb Österreichs erfand, oder, oder ...

MENSCHEN & UNTERNEHMEN

EIN LAND SIEHT

GRÜN

114 115

Rund 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeiten rings um Graz an ENERGIE-
UND UMWELTTECHNIK-LÖSUNGEN VON MORGEN. Und die Region Weiz-Gleisdorf ist auf
dem besten Weg, energieautark und elektromobil zu werden. Zwei Beispiele für die Entschlos-
senheit, mit der die Steirer ihre Visionen umsetzen

Die ECO WORLD STYRIA ist nicht irgendein Umwelt-Cluster, son- von Theo Gerstl
dern der weltweit beste – so sieht es zumindest die amerikanische
Cleantech-Gruppe, die das Umwelt-Netzwerk bereits im Jahr 2010 fruchtbarer zu sein als andernorts. Mit einem Umsatzwachstum bei
zum „Weltbesten Greentech-Cluster“ gewählt hat. Die in Atlanta den reinen Umwelttechnikprodukten von nominell 13,4 Prozent
ansässige Cleantech Group, ein globales Investment-Netzwerk gegenüber dem Jahr 2009 wuchsen die Greentech-Unternehmen
im Bereich „Saubere Technologien“, erstellt seit Jahren weltwei- 2010 kräftig. Nimmt man den Fünfjahres-Durchschnitt von 2006
te Rankings. Standen bisher Länder und Universitäten in ihrem bis 2010, konnten sie mit 19 Prozent – im Vergleich zum Weltmarkt
Fokus, wurden nun erstmals auch Umwelttechnologie-Cluster ins mit rund 10 Prozent – fast doppelt so stark zulegen. Mit mehr glo-
Visier genommen. balen Technologieführern im Umkreis einer Fahrstunde als anders-
Mitglied bei der ECO WORLD sind 170 Unternehmen. Deren Ge- wo wird auch für 2011 mit ähnlich hohem grünem Wachstum – vor
samtumsatz betrug 2010 rund 6,9 Milliarden Euro, wovon 3,1 Mil- allem im Export – gerechnet.
liarden durch reine Umwelttechnikprodukte erzielt wurden. Gleich Im Vordergrund der langjährigen, erfolgreichen Clusterarbeit steht
vierfach positioniert sich die Region als Pionier in den Bereichen nun seit einem Jahr die Vision des „Green Tech Valley“. Verstärkt
Biomasse, Solarenergie, Stoffstrom-Management und Wasserkraft. setzt man in der Steiermark auf innovative Services, gezielte Ko-
Als Bestätigung der Strategie der vergangenen Jahre sieht Bern- operation zwischen Wissenschaft und Unternehmen sowie weitere
hard Puttinger, der Geschäftsführer von ECO WORLD STYRIA, die strategische Beiträge zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der
Platzierung an der Spitze des weltweiten Rankings: „Damit haben Greentech-Unternehmen.
wir neben der Steigerung der Wettbewerbsposition der Unterneh-
men auch unsere Vision erreicht, den Cleantech-Standort ‚Num- Die Zukunftsperspektiven scheinen rosig: Bis 2015 soll die Zahl
mer eins‘ zu positionieren.“
der globalen Technologieführer am Standort Steiermark auf etwa
In der Tat hat die Steiermark in den letzten 20 Jahren den Wandel
von einer Industrieregion zu einem wissensbasierten Produktions- 20 wachsen, die Zahl der Greentech-Jobs von derzeit 15.000 auf
und Dienstleistungsstandort mit einem europaweiten Hot Spot für
Energie- und Umwelttechnologien vollzogen. Wie die jüngst von 20.000 gesteigert werden und das Projekt „ECO 20“ darüber hinaus
der ECO WORLD STYRIA erhobenen Konjunkturdaten belegen,
scheint der Boden für die Energie- und Umwelttechnikbranche dort internationale Präsenzen schaffen. Für Motivation dürfte ausrei-

chend gesorgt sein: Im Rennen um den prestigeträchtigen „Regio-

stars Award 2012“, mit dem die EU die innovativsten Entwick-

lungsprojekte Europas auszeichnet, platzierte sich der steirische

Umwelttechnik-Cluster ECO WORLD STYRIA als Finalist in der

Kategorie „Intelligentes Wachstum“. Die Siegerprojekte werden am

14. Juni in Brüssel präsentiert. www.eco.at



MENSCHEN & UNTERNEHMEN

116 117

Vernünftiges Umgehen mit dem Rohstoff Energie: Achtzehn Ge- von Theo Gerstl und Werner Köstle
meinden der Region Weiz-Gleisdorf haben sich in dieser Mission
zusammengetan, um ein gemeinsames Agieren in Richtung nach- Im Rahmen sogenannter „Roadshows“ können die Firmen und
haltige Zukunft auf den Weg zu bringen. Dazu gibt es sogar ein ihre Mitarbeiter die E-Fahrzeuge kennenlernen und erproben. „Wir
Manifest, die „Charta Energie-Region Weiz-Gleisdorf“, in der die wollen den Unternehmen und den Menschen in unserer Region
Initiative ihr Selbstverständnis und die daraus resultierende Auf- die Vorteile der Elektromobilität schmackhaft machen und näher-
gabenstellung verbindlich festgelegt hat. Danach versteht sie sich bringen. Nachhaltiges Handeln und unternehmerisch sinnvolles
als Protagonist, Vorbild und Mentor für eine konzertierte Haltung Agieren schließen sich nicht gegenseitig aus. Alternative Antriebs-
der Verantwortlichkeit. Und zwar vor allem im Bereich der Energie. formen stellen hierfür ein gutes Beispiel dar. Durch unser Projekt
Das heißt, durch gebündelte Maßnahmen soll zunächst die Region sollen elektrisch betriebene Fahrzeuge in der Region sichtbar und
selbst gestärkt werden im Umgang mit der Energie in allen ihren präsent werden“, sagt Iris Absenger, Geschäftsführerin der Ener-
Facetten. Letztlich will man die Region durch die Steigerung der gieregion Weiz-Gleisdorf.
energetischen Effizienz und die Förderung alternativer und lokal
basierter Energieerzeugung energieautark machen. Diese Autarkie Zum weiteren Ausbau des CO2-neutralen Nahverkehrs bietet die
bzw. die durchgeführten Maßnahmen zu ihrer Erreichung sollen Energieregion den dortigen Unternehmen auch die Möglichkeit,
anschaulich erfahrbar sein und so auch anderen Kommunen für Pedelecs für die gesamte Fahrradsaison 2012 zu mieten. In der
ihr eigenes Handeln als Matrize dienen können. monatlichen Pauschale sind Ersatz-Akkus ebenso enthalten wie
ein technischer Support. Aber nicht nur Firmen stehen im Fokus
Im Rahmen von sechs Projekten soll das „Energiewissen“ der Re- der Elektrifizierung des Nahverkehrs in der Region. So unterstüt-
gion nachhaltig gesichert werden und auch praktische Anwen- zen die Gemeinden der Energieregion Weiz-Gleisdorf gemeinsam
dung finden. Eines der Teilprojekte beschäftigt sich intensiv mit mit zwei lokalen Energieversorgern die Anschaffung von Elek-
dem Sujet der Elektromobilität. Unter dem Motto „Eine ganze trofahrrädern. Von der Kommune gibt es hundert Euro und wer
Region fährt ab“ will die „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ Elektro- seinen Strom von einem der Partnerunternehmen bezieht, erhält
mobilität erlebbar machen. Die Unternehmen in der steirischen zusätzlich noch eine Gutschrift auf der nächsten Stromrechnung.
Region nordöstlich von Graz sollen bei diesem Projekt dazu ver-
anlasst werden, Elektrofahrzeuge zu nutzen. Einerseits soll dies Weil solche Dinge noch mehr Spaß machen und eine besse-
für die eigenen Fuhrparks geschehen, auf der anderen Seite ist es
ein weiteres Ziel, auch die jeweiligen Mitarbeiter für die Idee der re Wirkung zeigen, wenn sie mit vereinten Kräften angegangen
Elektromobilität zu begeistern. Zu diesem Zweck sind Elektroau-
tos und Pedelecs angeschafft worden, um sie an Unternehmen aus werden, hat sich die Energieregion Weiz-Gleisdorf mit anderen
der Umgebung testweise zu verleihen. Die regionalen Leitbetriebe
Energie Steiermark, Feistritzwerke und Fernwärme Weiz waren die Partnern unter dem Namen „ElmoSt“ zu einer Projektgemein-
ersten „aktiven Nutzer“ dieser Fahrzeuge.
schaft zusammengeschlossen, die landesweit die Förderung der

Elektromobilität betreibt. Die prominenten Partner der Ener-

gieregion sind unter anderen die Stadt Graz, das Land Steier-

mark, Unternehmen wie Energie Steiermark AG, die Grazer Ver-

kehrsbetriebe Graz AG, Magna Marque Europe GmbH sowie die

Plattform Austrian Mobile Power. www.energieregion.at

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MENSCHEN & UNTERNEHMEN

Nachhaltige Mobilität

light

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In der MAGNA STEYR Innovations- und Technologieschmiede MILA in Graz ballt sich Entwick-
lungs-Kompetenz für automotiven Leichtbau und ökologische Antriebe. JUNGE INGENIEURE
UND DESIGNER HABEN DORT NUN DAS SECHSTE CONCEPT CAR AUF DIE RÄDER GESTELLT

Genf im Frühling. Am Lac Léman sprießen alljährlich Anfang März von Egbert Schwartz
traditionell nicht nur die ersten Knospen der natürlichen, sondern
auch der automobilen Flora. Die Hallen der Palexpo, des Genfer von MAGNA International, wird gehegt und gepflegt, gedeiht also
Messegeländes, öffnen sich für den ersten Internationalen Auto- prächtig – soll heißen: Bei Mila sprießen bunte Knospen techni-
mobilsalon des Jahres. Vorsommerhaft beschwingt schlendert man scher Diversivität aus dem soliden Grazer Boden – unter anderem
durch die Gänge, defiliert vorbei am schönen Schein des edlen in den Bereichen Fahrzeugentwicklung und Produktionsstrategie
Bleches, das in den letzten Jahrzehnten – der Ökonomie und Öko- für Kleinserien („Low Volume Competence“), Energieeffizienz („ba-
logie wegen – an Leichtigkeit gewonnen hat. lanceCODE Energy Management“), virtuelle Fahrzeugkonzeption
Spritkonsum und Schadstoffausstoß reduzieren sowie insgesamt („Virtual Development“), Verbindungstechnik von Leichtmetallka-
sparsamer mit kostbaren Ressourcen umgehen: Diese Vorgaben rosserien („Aluminium Competence“), Konstruktion und Produkti-
diktieren immer mehr Positionen in den Lastenheften der Auto- on von Fahrzeugdachsystemen („Roof Systems“) sowie Konzeption
mobilentwickler. von kompletten Erdgas-Systemen („CNG by MAGNA STEYR“) und
Leichtbau-Fahrzeugarchitekturen („Lightweight“).
Mindestens eine dieser Forderungen vermag das steirisch-kanadi-
sche Unternehmen MAGNA STEYR, traditionell innovationsfreu- Vor allem die effiziente Kombination von alternativen Antrieben
dig, mit Leichtigkeit zu realisieren: Die Entwicklungsarbeit zur kon- und Leichtbau-Karosserien hat MAGNA STEYR unter dem Tech-
sequenten Gewichtsreduzierung beim Chassis- und Karosseriebau nologie-Label Mila immer wieder gerne und äußerst konstruktiv
hat man in Graz zum Kompetenzzentrum Mila (MAGNA Innovative ins Genfer Rampenlicht gestellt. 2009 war es eine in diesem Sin-
Lightweight Auto) ausgelagert. Es firmiert offiziell als „Innova- ne ökologische Mobilitäts-Studie namens „Alpin“, die da auf dem
tions- und Technologiemarke“ des internationalen Konzerns, der, MAGNA-Salon-Stand parkte: Ein knackig-kompakter Offroader mit
nebenbei bemerkt, in 26 Ländern der Welt insgesamt 88 Enginee- natürlichen Styling-Attributen – nach eigener Diktion „klar wie
ring- und F&E-Zentren betreibt. Doch in der Grazer Erde steckt Fels und Eis“– sowie ökonomischen Technik-Features. Leichtfüßig
nun mal mit STEYR die über 100 Jahre alte automobile Wurzel aufgrund einer Mischrahmen-Konstruktion: Die Komposition aus
Kunststoff-, Aluminium- und Stahl-Elementen summierte sich auf
lediglich 900 Kilogramm – ein konventionelles SUV dieser Größen-

Zukünftige Automobile
müssen vor allem eines sein:

Leicht und zweckorientiert

ordnung trägt doppelt so viel Speck um die Stahlhüften. Alpiner ADRIANO MUDRI:
Kletterer sollte die nur 3,54 Meter kurze und 1,70 m breite Vierrad- Design für die Mobilität von morgen
Gemse dank eines effizienten Allrad-Antriebs – ohnehin eine der
traditionellen Kernkompetenzen der steirischen MAGNA-Wurzel Mit der Maus spielt er erst in zweiter Instanz: Adriano Mudri,
– sein. Ökologisch mit Verbrennungsmotor? Der pure 0,9-Liter- Absolvent des Joanneum in Graz im Studiengang Industriedesign,
Dreizylinder-Benziner war nur als motorische Basisausstattung ist ein junger Designer, der seine Ideen erst einmal mit klassischen
gedacht. MAGNA STEYR propagierte eher dessen mit Erdgas ge- Werkzeugen skizziert. „Die Urformen meiner Kreationen zeichne ich
fütterte Variante als Parallelhybrid mit Elektromotor für das Stre- mit dem Bleistift auf Papier“, bekennt er. So entstanden Karosseri-
ben nach einer geringstmöglichen CO2-Emission: Die vierhufigen en, über deren Flächen der Fahrtwind mit aerodynamischer Effizi-
Gemsen im Umfeld des Alpin sollten kräftig durchatmen können. enz streicht und in deren Sicken sich das Licht der Abendsonne mit
ästhetischem Wohlgefallen bricht. Sie kleiden auch Concept-Cars
Leichter, effizienter, CO2-ärmer und emotionaler: 2011 hat MAGNA mit elektrischen Antrieben: einen Audi Q2 beispielsweise oder ei-
STEYR den Mila „Aerolight“ aufs Podest gerollt, einen sportlichen nen Lamborghini electric-concept. Und den spektakulären Sport-
wagen RIMAC CONCEPT_ONE, der 2011 auf der IAA präsentiert
kleinen Viersitzer mit Karosserie-Verbundwerkstoffen aus der Luft- wurde und weltweit, bis in die New York Times hinein, für Furore
sorgte. Angetrieben von vier wassergekühlten Elektromotoren mit
fahrt und einem Zweizylinder-Erdgas-Motor unter der Fronthaube. zusammen 1.088 PS und 3.800 Newtonmeter an Drehmoment soll
der extravagante Kroate als schnellstes Elektroauto der Welt (die
In diesem Jahr präsentierten die Mila-Ideenschmieder mit dem reine Carbonversion erreicht in 2,8 Sekunden Tempo 100) mögli-
cherweise 2013 zu Bugatti-Veyron-Preisen auf den Markt schnur-
SUV-Pick-up-Cabrio-Coupé „Coupic“ ein multivariables Konzept- ren. Dazu muss das Projekt aber erst einmal „seriös werden“: Der
Designer muss also nun seine Kreation loslassen und die weitere
fahrzeug: Stilistisch ein Sportschuh auf vier Rädern, mit einem Entwicklung in die Hände von Juristen und Ingenieuren geben.

Textil-Faltdachsystem und versenkbarer Rückbank sowie einem

Vielstoff-Mix-Body als Essenz aus den diversen Mila-Kompetenz-

abteilungen. In denen schon jetzt wieder mit konzentrierter Leich-

tigkeit auf den nächstjährigen Genfer Frühlingsauftritt hinentwi-

ckelt wird. www.mila-family.com

MENSCHEN & UNTERNEHMEN

120 121

Ein Konzept zahlt sich aus

GRAZ IST HAUPTSTADT DES DESIGNS, PRÄGT MIT STEIRISCHER SENSIBILITÄT, INTELLIGENZ
UND PHANTASIE WELTMARKEN – und bietet mit „Industrial Design“ an seiner Fachhochschule
Joanneum einen der weltweit besten fachbezogenen Studiengänge

Das Design-Zentrum Österreichs ist Graz. Seit März 2011 trägt die von Werner Köstle
Stadt den Titel „UNESCO City of Design“, neben Berlin ist die stei-
rische Hauptstadt damit die einzige Design-Stadt in Europa und tären Kaderschmiede zu geraten: Ihr Konzept zahlt sich aus. Die
eine von nur zehn solcher Metropolen weltweit. Im Besonderen der Absolventen können sicher sein, einen ihren Fähigkeiten ange-
Studiengang „Industrial Design“ an der Fachhochschule Joanneum messenen Arbeitsplatz bei international bedeutenden, namhaften
hat einen stolzen Ruf. Die FH bietet einen der besten fachbezo- Unternehmen zu erhalten, eben diesen Unternehmen wächst ein
genen Studiengänge der Welt – laut einer Umfrage der „Business hervorragend geeigneter Nachwuchs zu und die Fachhochschule
Week“. genießt höchstes Ansehen – wovon wiederum die Region bzw. das
Land Steiermark als Standort insgesamt profitiert. Viele Absol-
Dieses Urteil kommt nicht von ungefähr, denn die Qualität der venten wechseln von der Hochschule direkt in einen modernen,
Ausbildung ist an der FH Joanneum überaus hoch. Erreicht wird gutem Design ebenso wie dem Nachhaltigkeitsgedanken eng ver-
dieser Standard vor allem über die Beschränkung der Anzahl der bundenen steirischen Vorzeigebetrieb wie etwa MAGNA STEYR,
Studierenden: Nur jeweils ein bis zwei Dutzend Bewerber pro Jahr AVL List oder Secar Technologie. Auf diese Weise schließt sich hier
finden Aufnahme in den Studiengang und haben damit die denk- sozusagen ein nachhaltiger Kreis, und das ist nicht untypisch für
bar besten Voraussetzungen. Vom dem zahlenmäßigen Verhältnis die Steiermark, für den „Steirer way“. Nachhaltigkeit und Design
von Lehrenden und Studenten können andere Lehreinrichtungen spielen dort zusammen: ein untergründiger, häufig querdenkender
nur träumen. So gestaltet sich insgesamt ein Umfeld, in dem die Genius trifft auf bodenständige und selbstbewusste Gelassenheit
Studenten in kollegialem Miteinander, nicht in Konkurrenz, unter und qualitativ ausgerichteten Modernismus.
bestens qualifizierter Anleitung ihrer Phantasie Raum geben und
Design als Sinnkategorie verstehen lernen können. Ein Vertreter dieses Genius ist Professor Gerhard Heufler, Leiter
des weltweit renommierten Studiengangs „Industrial Design“. Er
Mag die FH Joanneum aus der Sicht mancher auch in Gefahr sei, ist ein vielfach ausgezeichneter Industriedesigner und Buchautor,
aufgrund der starken Zulassungsbeschränkung in den Ruf einer eli- aber vor allem ein Pädagoge, der seinen Studenten den tieferen
Sinn dessen, was sie tun und zukünftig tun werden, zu vermitteln
versteht (siehe folgendes Interview).

Links: AUDI Campus, eine Projektarbeit
von Julius Sartor von 2009.
Die Akkus des Leichtvehikels für Stu-
denten befinden sich im Rucksack-Modul
und können unabhängig vom Fahrzeug
geladen werden

Rechts: „Swing“, eine Projektarbeit von
vier Studenten des Studiengangs
„Industrial Design“. Das Fahrzeug kann
seine Länge von 2,75 Metern auf 1,95
Meter reduzieren und so den immer
knapper werdenden Parkraum hocheffi-
zient nutzen. Das Konzept gewann den
„MAGNA Moving Emotion Award“ 2011

„Design als Lebensart sehen“

PROFESSOR GERHARD HEUFLER, Leiter des Studiengangs „Industrial Design“ an der Grazer
FH Joanneum, über die Aufgabe von Gestaltung, visuelle Knallfrösche und steirisches Design

pure: Produkte gestalten unser Leben, wir gestalten unser Leben über Profis“. Enge Kooperationen mit Unternehmen aus den Bereichen
Produkte. Was ist der tiefere Sinn von Design? Produktdesign und Transportation Design bilden das Rückgrat
Heufler: Design als künstlerischer Egotrip und Design als reine der Ausbildung. Dass jährlich aus bis zu 140 Bewerbungen nur
Verkaufshilfe sind zu wenig. Entscheidend ist, mit viel Sensibilität, 16 bis 18 Studierende aufgenommen werden, ermöglicht eine
Intelligenz und Phantasie auf die sich verändernden Bedürfnisse intensive Betreuung. Die Ausstattung ist auf modernstem Niveau:
der Menschen zu reagieren, um sie sinnvoll ins kulturelle, Interaktive Grafiktabletts, 3-D-Laserscanner, 3-D-Plotter und
wirtschaftliche und ökologische Umfeld einzubinden. Design kann fünfachsige CNC-Fräsen stehen den Studierenden zur Verfügung.
damit zu einer höheren Lebensqualität beitragen. Absolventinnen und Absolventen arbeiten erfolgreich bei Adidas,
Apple, Audi, Bang & Olufsen, BMW, Nokia, Philips, Deutsche
pure: Design und Nachhaltigkeit, zwei Begriffe, die mit ihrem inflationären Telekom und Volkswagen – um nur einige zu nennen.
Gebrauch zu kämpfen haben. Was verbindet sie?
Heufler: Ich möchte diese Frage mit einem Zitat des renommierten pure: Der Charakter „Ihres“ Studiengangs, Grazer savoir vivre, „Green
Designers Richard Sapper beantworten, er sagt: „Wir sollten
nicht noch mehr Gegenstände erfinden, die es schon gibt und Tech-Valley-Land“ Steiermark – ist das alles am Ende eigentlich Eines?
die niemand braucht, sondern solche, die man braucht, die es
aber gar nicht gibt.“ So verstandenes Design ist nachhaltig und Heufler: Die FH Joanneum ist einer von mehreren Gründen dafür,
unterscheidet sich grundlegend von den visuellen Knallfröschen
unserer Wegwerf-Gesellschaft. dass sich Graz mit dem UNESCO-Titel schmücken darf, aber beileibe

pure: Gibt es ein typisch steirisches Design? Was macht es aus? nicht der einzige. Design nicht in Form eines bloßen Lehrinhaltes,
Heufler: Typisch steirisches Design ist vor allem noch in alten
handwerklichen Traditionen zu finden: Im Kernöl, im Lodenjanker sondern als kultureller Aspekt, als Lebensart: Diese Sichtweise
oder im Klapotetz (Windrad, um Vögel aus Weingärten zu
vertreiben, Anm. d. Red.). Im heutigen industriell geprägten beschreibt zwar einen zentralen Charakter der Hochschule,
Zeitalter arbeiten steirische Designer erfolgreich für internationale
Märkte. Entsprechend der geografischen Lage am Südrand der kennzeichnet aber genauso die Stadt und das Land insgesamt. Das
Alpen verbinden sie das rationale Denken des Nordens mit der
Improvisationskunst und der Emotionalität des Südens. drückt sich in der Grazer Architektur, den vielen designorientierten

pure: Die Steiermark ist das grüne Herz Österreichs, sein Zentrum Graz Geschäften und der Stadtgestaltung ebenso aus wie in der hohen
war Kulturhauptstadt Europas und „Eco World Styria“ ist schon fast so
etwas wie eine Marke. Wie greift da ein Rad ins andere? Recyclingquote oder der intensiven Nutzung von Wasserkraft und
Heufler: Graz ist inzwischen auch zur „UNESCO City of Design“
gekürt worden! Wenn man unter Kultur all das versteht, was der Solarenergie als erneuerbare Energiequellen landesweit. Design
Mensch gestaltend hervorbringt, dann nimmt Design, im Sinne
von Produktgestaltung, immer mehr eine zentrale Rolle in unserer ist hier Haltung und Verantwortung zugleich; gerade in der innigen
Gesellschaft ein. Eine Gesellschaft wiederum, die eine Zukunft
haben möchte, muss sich ökologisch ausrichten – das hat man in Verzahnung mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit bzw. der Frage
der Steiermark begriffen.
nach der Sinnhaftigkeit und der Ablehnung von einseitigem
pure: Was zeichnet den FH-Studiengang „Industrial Design“ in Graz für
die Studierenden aus? Kommerzdenken wird Design zur gelebten Kultur und die FH
Heufler: Das Studium ist anwendungsnah und praxisorientiert
nach dem Motto „Keine professionellen Lehrer, sondern lehrende Joanneum zu einem organischen Bestandteil von Graz und der

Steiermark insgesamt. www.fh-joanneum.at

INTERVIEW | GERHARD HEUFLER

` FH-Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Heufler ist Industriedesigner und
seit 1995 Professor am Studiengang „Industrial Design“ der
FH Joanneum in Graz, zu deren Gründern er auch gehört. Er
bekam bereits zahlreiche Design-Auszeichnungen und hat
mehrere Bücher zum Thema Produkt-Design verfasst. Zwei
von ihm gestaltete Produkte wurden in die Sammlungen des
Museum of Modern Art in New York aufgenommen.

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NAVCOHRHBAILLDTEIGRE

Gutmanns Credo

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In ihrem „Manifest zur Sanierung der Wirtschaft“, verfasst in Bad Blumau, fordern drei weit über
die Landesgrenzen hinaus erfolgreiche Unternehmensgründer, DAS GEMEINWOHL IN DEN
MITTELPUNKT ALLEN UNTERNEHMERISCHEN DENKENS ZU STELLEN

„Dienen geht vor Verdienen“ lautet das Credo von Johannes Gut- von Theo Gerstl
mann, Gründer und Geschäftsführer des Kräuterhandels Sonnen-
tor. Weil Robert Rogner jun. (Rogner Tourismusbetriebe) und Josef den Schaden ja nicht aus bösem Willen verursacht, sondern weil
Zotter (Zotter Schokoladen Manufaktur) seine Sichtweise teilen, sie an den Managementschulen den Shareholder Value „als einzige
verfassten sie vor drei Jahren gemeinsam mit ihm das „Bad Blu- Religion erfahren haben“. Es geht also auch darum, ein neues Be-
mauer Manifest zur Sanierung der Wirtschaft“. Darin fordern die wusstsein in der bestehenden Management-Elite zu schaffen.
drei Vordenker eine Wirtschaftsform, die statt Gewinnmaximie- Da die Wirtschaft der Industriestaaten zum Teil auf Kosten der Schwel-
rung stets das Gemeinwohl in den Mittelpunkt unternehmerischen len- und Entwicklungsländer „in den Himmel gewachsen“ ist, zie-
Handelns stellt. len die Forderungen im „Blumauer Manifest“ letztlich aber auch auf
Drei Paradigmen sollen den Weg zum Ziel des „Blumauer Manifes- den globalen Ausgleich. „Jedes Unternehmen kann dazu einen Bei-
tes“ ebnen: So werden neue Bilanzierungsregeln gefordert, da die trag leisten“, sagt Josef Zotter, der den Kakao für seine Schokoladen
bisherigen jenen Unternehmen die beste Bonität sichern, die in Manufaktur unter anderem von kleinbäuerlichen Partnerbetrieben
möglichst kurzer Zeit mit möglichst geringem Risiko möglichst viel in Süd- und Mittelamerika bezieht.
Gewinn erzielen. Wohin das führt, haben nach Ansicht der steiri-
schen Querdenker zum Beispiel die „Heuschrecken“ bewiesen. Sie Immer mehr Unternehmer finden sich inzwischen in den Werten
fordern deshalb eine Reform, die die Bonität von Unternehmen an des „Blumauer Manifests“ wieder. Zum Beispiel auch Ernst Gugler,
Faktoren wie Zufriedenheit von Mitarbeitern und Geschäftspart- dessen Melker Kommunikationshaus schon mehrfach als Vorzeige-
nern sowie an ökologische Aspekte knüpft. betrieb in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz ausgezeichnet
wurde: „Die Politik hat Unsummen von Geld ins alte System ge-
Von den derzeit agierenden Wirtschaftskapitänen könne, so das pumpt. Mit dem Ergebnis, dass die Staaten noch höher als vorher
„Blumauer Manifest“, kaum verlangt werden, dass sie die Krise, die verschuldet sind. Wie es scheint, hat die Politik versagt. Deshalb
sie selbst mit herbeigeführt haben, meistern. Schließlich hätten sie sind wieder mehr die Bürger und ihre Unternehmen gefragt – also
jene, die ohnehin das Rückgrat der Wirtschaft darstellen und um
jeden Arbeitsplatz kämpfen.“

Tandemfahrt
für die Umwelt

Gemeinsam treten der Handelskonzern SPAR und die Energie Steiermark AG kräftig in die
Pedale, um die breite Akzeptanz der Elektromobilität voranzutreiben. WAS SIE BISHER ER-
REICHT HABEN, KANN SICH SEHEN LASSEN

Der Handelskonzern SPAR – der nebenbei gesagt an seinen regi- von Werner Köstle
onalen Zentralen eine kleine Flotte elektrisch betriebener Dienst-
wagen einsetzt und kürzlich in Graz den ersten Vollhybrid-Lkw Im Bereich Elektromobiliät ist ein Schwerpunkt der Allianz zwi-
(12 t) für die Belieferung seiner Wiener Märkte vorstellte – verfügt schen SPAR und der Energie Steiermark AG die Schaffung einer
mit rund 1.500 Filialen in Österreich über ein gut ausgebautes Infrastruktur, sprich von Ladestellen direkt an den Supermärk-
Netz. Auf diesem Vertriebsweg werden bereits seit 2009 in größe- ten, wo die Kunden – nicht nur während des Einkaufs – kostenlos
rem Umfang E-Bikes zu attraktiven Einstiegspreisen an die Kund- Fahrstrom „tanken“ können. Obendrein unterstützen der Energie-
schaft gebracht. händler mit einem Stromguthaben und manche Kommunen über
Die Idee: Die SPAR-Kunden sollen dazu bewegt werden, so oft wie Zuschüsse den Kauf eines SPAR-E-Bikes.
möglich mit dem elektrischen Zweirad zum Einkaufen zu kommen.
Denn gerade die täglichen kurzen, stark umweltbelastenden Auto- Auch die Angestellten in den SPAR-Märkten werden in das Kon-
fahrten wie etwa die zum nächsten Supermarkt gilt es allgemein zept eingebunden: Mit zusätzlichen Sonderkonditionen will man
zu reduzieren. sie als „elektromobile Vorreiter“ für eine breite Akzeptanz der neu-
en Mobilitätsform gewinnen. Als flankierende Maßnahmen dienen
Bei dieser seinerzeit in der Steiermark gestarteten, mittlerweile ös- informative Beiträge zum Thema Elektromobiliät in Kundenmaga-
terreichweit laufenden Initiative hat sich SPAR den jeweiligen regio- zinen und in der hauseigenen Mitarbeiterzeitung.
nalen Energieversorger als Kooperationspartner ins Boot bzw. aufs Die Palette der angebotenen Fahrzeuge wird sukzessive erweitert.
E-Bike geholt. In der Steiermark ist das die Energie Steiermark AG, So gibt es seit Kurzem auch Elektro-Roller und spezielle Anhän-
mit der der Vollsortimenter auch bei anderen Projekten erfolgreich ger für die Kunden-E-Bikes. Elektroautos sollen in naher Zukunft
zusammenwirkt – nämlich bei den Klimaschutz-SPAR-Märkten in ebenfalls dazukommen.
Murau (58 Prozent weniger Energiebedarf) und in Graz (dort ma- Die regionale Ausrichtung der Initiative wird durch die Einbezie-
chen Photovoltaik sowie die im angrenzenden Bach geplante Was- hung heimischer Partner, also steirischer beziehungsweise öster-
serkraftturbine den Supermarkt energieautark und CO2-neutral). reichischer Elektrofahrrad-Hersteller (oder Importeure) betont.
Auf diese Weise will man erreichen, dass ein nicht unerheblicher
Der steirische Energieversorger, rührig beispielsweise auch in Teil der Wertschöpfung im Land bleibt.
Sachen Wasserkraft und smart metering, ist seit Kurzem Mit-
eigentümer der VeloVital GmbH. Letztere – nach eigener Aussage Mit bislang weit über eintausend verkauften elektrischen Leicht-
größter E-Bike-Verleih Österreichs – vermietet auch an mehreren fahrzeugen und der Einrichtung von Ladesäulen an 50 SPAR-
steirischen Standorten Elektro-Fahrräder. Standorten kann dieser gemeinsame Ansatz durchaus als eine
Erfolgsstory auf dem Weg in eine elektromobile Zukunft gelten.
www.spar.at // www.e-steiermark.com

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Wette gewonnen

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TROTZ MANCHER UNKENRUFE gelang es Johannes Herbsthofer, sein Unternehmen INNER-
HALB VON NUR VIER JAHREN ZUM ERSTEN KLIMANEUTRALEN MALERBETRIEB ÖSTERREICHS
ZU MACHEN

von Dagmar Rümenapf

Am Anfang war es wie eine launige Wette: Als der Malermeister mitarbeiter und Baustellenbetreuer weiter reduzieren.“ Neue Fahr-
Johannes Herbsthofer 2006 mit seinem Freund Rainer Dunst eine
Energiesparmesse besuchte, unterbreitete ihm dieser ein ambitio- zeuge und bewusstes Fahren senkten zudem den Flottenverbrauch
niertes Vorhaben – die Gründung der „Ökoregion Kaindorf“. Sechs
Gemeinden sollten gemeinsam innerhalb von fünf Jahren ihren ge- von 10,87 auf 6,94 l/100 km.
samten CO2-Ausstoß um 50 Prozent reduzieren.
Herbsthofer schlug ein – und setzte sich ein noch ehrgeizigeres 2008 hatte er die klimarelevanten Emissionen seines Unterneh-
Ziel: Er wollte die CO2-Emissionen seines Betriebs schon binnen
zwei Jahren halbieren. „Alle haben damals gesagt, 50 Prozent – das mens halbiert – und formulierte das neue Ziel: „Wir wollten mög-
geht nie. Dabei ist die erste Reduzierung um die Hälfte überhaupt
kein Problem“, sagt der Unternehmer heute. lichst rasch ein klimaneutraler Malerbetrieb werden.“ 2010 war

Herbsthofer errichtete eine Photovoltaikanlage auf dem Werkstatt- auch das geschafft. (Den Weg dorthin ging der Betrieb übrigens
dach, wechselte von Ölheizung zu Biomasse-Nahwärme, rüstete
fünf Firmenfahrzeuge auf Pflanzenölbetrieb um (und zahlte Lehr- gemeinsam mit dem Institut für Energieforschung am Joanneum-
geld für drei kaputte Motoren). Er schaffte Elektro-Roller an und
alle Mitarbeiter nutzten für Kurzstrecken Fahrräder. Damit senkte Research in Graz.) Durch die Umstellung auf innovative Produk-
der Betrieb seinen CO2-Ausstoß allein im Energiebereich von 106
auf 49 Tonnen pro Jahr. „Insbesondere die Umstellung auf erneu- te konnte das steirische Unternehmen die Lösemittel-Emission
erbare Energieträger war wichtig“, erklärt Herbsthofer, „aber die
erfolgreichste Maßnahme war, dass wir unser betriebliches Ein- um 80 Prozent reduzieren. Und die Nachhaltigkeitsstrategie wird
satzgebiet auf einen Umkreis von 50 Kilometern beschränkt
haben. Dadurch konnten wir die Logistik und die Betreuung der weiterhin verfolgt: Jährlich erfasst der Betrieb seinen gesamten
Baustellen optimieren und die Fahrtstrecken der Außendienst-
Energieaufwand einschließlich Transport und Wareneinsatz. Fos-

sile Energieträger werden so weit wie möglich durch erneuerbare

ersetzt. Ein elektrisch betriebener Eco-Carrier wurde angeschafft,

weitere Elektroautos sollen folgen.

Wo er CO2-Emissionen noch nicht vermeiden kann, greift Herbst-
hofer zu Kompensations-Zertifikaten aus der Region Kaindorf: Er

kaufte von drei Landwirten die CO2-Bindung von drei Hektar Acker-
fläche, die nachweislich 281 Tonnen CO2 gebunden hatten. Das
Modell „CO2-Kompensation durch Humusbildung“ der Ökoregion
Kaindorf ist ebenso einzigartig wie einfach: Durch eine Humusan-

reicherung von vier Prozent auf 30 cm Bodentiefe lassen sich pro

Hektar 400 Tonnen CO2 binden. www.herbsthofer.com

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Schokoladen- und haselnussbraun sind sie, pfefferschwarz, vanil-
le- und zuckerweiß oder himbeerrotgefleckt: Zottelrinder, Schwei-
ne, Federvieh, Schafe, Ziegen, Damwild, Hasen und Esel – was hei-
misch ist in der Steiermark, gar vom Aussterben bedroht, tummelt
sich auf diesem ursteirischen Bio-Bauernhof, lebt hier auf Weiden,
in Teichen oder in Erdställen, energieautark durch Fotovoltaikanla-
ge und Erdwärme, artgerecht auf 27 Hektar. Sepp Zotter, Bio-Bauer
und Schöpfer steirischer Schokoladenkunst, hegt seinen kleinen
Zoo und auch eine klammheimliche Freude darüber, dass ihm der-
zeit alles so gelingt, wie er es haben will, und dass er inzwischen
selbst mehr Strom und Wärme erzeugt, als er braucht.

Gleich hinter der Schokoladenmanufaktur, am Bergl, südlich von
Riegersburg, findet es statt, das Zottersche Tierleben: Hier wird auf
der Weide geboren, gelebt und geschlachtet; die Besucher sollen
beim Biss in die Bratwürstl dem artgerecht gehaltenen Schlacht-
vieh in die Augen geschaut haben. Zumindest seinen noch leben-
digen Stallgenossen. „Was ich nicht kenn‘, ess‘ ich nicht. Und wo-
von ich den Kopf nicht gesehen habe, das ess‘ ich auch nicht. Das
ist meine Entscheidung“, sagt Zotter, und schüttelt den Kopf dar-
über, dass „die meisten Menschen heut‘ nur mehr kopflos essen!“
Am liebsten auch knochenlos: anonyme Eiweiße und Proteine. Wo
„es“ herkommt, wie „es“ gelebt hat – das wollen die Konsumenten
lieber nicht wissen. Emotionslose, billige Fleischmassen werden
verlangt. Gegen diese Kopflosigkeit handelt Josef Zotter, besessen
von der Heiligkeit der Lebensmittel.

Er steht in seiner blütenweißen Zuckerbäckerjacke da. Hinter ihm
reihen sich die bunten Schokoladen-Schachteln im Regal. Zotters
Schokoladen sind kunstvolle Geschöpfe: mit Grafiken in umwelt-

Jede der kunstvollen Zotter-
Schokoladenkreationen ist

ein bittersüßer Beweis dafür,
dass man ein modernes

Unternehmen wirtschaftlich
erfolgreich, sinnvoll und

nachhaltig zugleich führen
kann. Drumherum und

innendrin nur nachhaltig
gewachsene Rohstoffe

Der Steirische

Schöpfer

JOSEF ZOTTER, BIOLANDWIRT UND GLOBALER FAIRTRADER, HANDELT MIT ARTGERECHT
GEHALTENEM VIEH, SCHOKOLADENKUNST UND SCHIER UNERSCHÖPFLICHER KREATIVITÄT
gegen die Produktion kopf- und fantasieloser Lebensmittel

von Dagmar Rümenapf

freundlichen Farben bedruckt, verpackt in Recycling-Papier ohne der Genussmensch Zotter, der beweisen will, „dass nachhaltiges,
Glanzbeschichtung und in Folien aus nachwachsenden Rohstoffen. naturnahes und menschenfreundliches Handeln auch ökonomisch
Andreas h. Gratze, Grazer Bühnenbildner und bildender Künstler funktioniert“.
mit Adresse in Berlin, zeichnet für dieses Drumherum verantwort- Europaweit ist er der einzige Hersteller, der von der Bohne weg
lich. Design und Nachhaltigkeit passen für Zotter zusammen. hundertprozentig in Bio- und Fairtrade-Qualität produziert. Seit
Seine Schokolade gibt es in 12 Formaten und über 300 Sorten. Für 2004 ist der steirische Chocolatier Fairtrade-Vertragspartner. Seit
den, der‘s mag, auch mit ausgefallenen Zutaten wie Weihrauch, 2006 bezieht er alle Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau.
Rotwein, Tierblut, Hanf, Kartoffelschnaps, Kürbiskernen oder Bean-to-Bar zu produzieren bedeutet für Zotter, dass er höchstper-
Kornblumen. Ess-, lutsch- und trinkbar, milch- und glutenfrei und sönlich Verantwortung übernimmt für den gesamten Produktions-
auch für Veganer. ablauf. Dazu gehört, dass er „seine“ Kakaobauern kennenlernt und
auf der Plantage besucht – wie kürzlich in Indien. Im Februar fand
2010 nahm die US-Universität Harvard Zotter in ihren Lehrplan der obligatorische Gegenbesuch statt: Sepp Zotter zeigte all sei-
auf. Die „Case Study zotter“ ist durchaus strittig im wertekonser- nen Lieferanten, was er aus den Kakaobohnen schöpft und warum
vativen Denken, Zotter ist ein über steirische und österreichische er dazu hochprozentige Qualität braucht.
Landesgrenzen hinaus bekannter Querdenker.
Zotter Schokolade wird handgeschöpft. Hier verzichtet man auf
Eigentlich hat der Schoko-Schöpfer gerade nicht so viel Zeit. In Massenproduktion, verweigert sich der Kindersklavenarbeit auf
Graz warten Studenten auf ihn, die über sein Werk eine Studienar- Kakaobohnen-Plantagen. Die Greenpeace-Konsumentenplattform
beit verfasst haben. Denen, wie auch den Wirtschaftstudenten in Marktcheck, die ökologische, tierschützerische und soziale Aspek-
Harvard, dozierte er, warum er nichts von Wachstum nur um des te untersucht, bewertet 21 Zotter-Produkte mit „gut“ bis „hervorra-
Profits willen hält. Von natürlichem Wachsen dagegen viel. gend“. Auch Öko-Test vergab ein „sehr gut“.

5.200 Quadratmeter groß ist sein „Kreativzentrum für Schokolade“. Das alles hat seinen Wert: Der Eintritt ins Schokotheater kostet
200.000 Besucher streifen pro Jahr durch sein „Schoko-Laden- zwischen 5,90 und 11,80 Euro pro Person; eine 70-Gramm-Schoko-
Theater“, blicken hinter die Kulissen der Produktion, schöpfen mit ladentafel 3,25 Euro. Zotter will, dass die Menschen bei all der sü-
kleinen Porzellanlöffeln aus Schokoladenbrunnen. Begreifen, wo ßen Leichtigkeit des Genusses darüber nachdenken, „wer den Preis
die Kakaobohnen gewachsen sind und wer sie kultivierte, auf wel- für billige Lebens- und Genussmittel zahlt“. Das gilt für Schnitzel.
chen Weiden in Tirol die Bio-Milchkühe grasen und welchen Sinn ebenso wie für Schokolade. „Es hat lange gedauert“, sagt der
das alles hat. „Wenn man weiß, wie es gemacht wird, steigert das 51-jährige Mittelständler, „bis es mir gelungen ist, meine Ideologie in
die Wertschätzung des Lebensmittels und auch den Genuss“, sagt den Boden zu bringen, ihr Hand und Fuß zu geben.“ Und Kopf.

GENIESSEN & ERLEBEN

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Genießen
& Erleben

Von Erlebnistouren per Rad und Elektroauto

Schroffe Kalkgebirge, schneebedeckte Tauerngipfel, finstere Klammen, grüne Flusstäler, medi-
terrane Hügellandschaften, fruchtbare Auen, Thermalquellen, sonnige Weinlagen, historische
Städte … KAUM EINE ANDERE REGION EIGNET SICH MEHR ZUM RADFAHREN ALS DIE STEI-
ERMARK – AUCH UND BESONDERS FÜR DAS ELEKTRISCH UNTERSTÜTZTE RADWANDERN.

Wir haben die faszinierenden steirischen Landschaften aber nicht nur per Rad erkundet,
sondern auch mit einem elektrisch angetriebenen Opel Ampera. Und sind dabei zu unserer
Freude und Überraschung auf ein innovatives, ausreichend engmaschiges Netz an Elektro-
Tankstellen gestoßen.

GENIESSEN & ERLEBEN

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Unter Dietmar Sillys
Gästehäusern, deren Gesamtheit
er „PURESLeben“ genannt hat,
ist das Kitzecker Lagenhaus der
Hit bei den Urlaubern: Mit gro-
ßen Glasfronten auf allen Seiten
und einem um 30 Grad geneigten
Dach macht es sich tagsüber im
Weinberg unsichtbar. Nachts
strahlt es vor Schönheit

„ACH GOETHE, KÖNNTEST DU DAS HIER ERLEBEN,
DU WÜSSTEST, WAS DIE WELT IM INNERSTEN
ZUSAMMENHÄLT: ES IST DAS PURE LEBEN!“

PURES Leben

EINFACH SCHÖN: Dietmar Silly beherbergt seine Gäste in sorgsam gebauten Ferienhäusern.
Versorgt sie still mit allem Nötigen. Gibt ihnen Raum zum Innehalten und Atemschöpfen. DAS
WOHLTUENDE GEGENTEIL VON „ZU LAUT, ZU VOLL, ZU VIEL“

von Dagmar Rümenapf

Barfuß möchte man gehen. Und man tut es – mit einer Mischung Es gibt dieses Ferienhausleben achtfach in der Steiermark: eine
aus Ehrfurcht und Lust. Der Holzboden strahlt Wärme aus, ohne halbe Stunde Autofahrt von Graz entfernt, sind die Haus-Unikate
dass der Ofen im Wohnzimmer beheizt wäre. Was hat dieses Haus, im Weinland nahe der slowenischen Grenze verstreut. Dietmar
das andere nicht haben? Einfach, klar und rein ist es. Goethe Silly hat sie eigenhändig geschaffen, zusammen mit seiner Familie
kommt in den Sinn. Drei Dinge, ließ er uns wissen, seien bei einem hält er sie lebendig. Ferienhäuser zum Besinnen, Atemschöpfen
Gebäude zu beachten: „daß es am rechten Fleck stehe, daß es wohl und Nie-wieder-weg-Wollen. Es sind göttliche oder – für Agnosti-
gegründet, daß es vollkommen ausgeführt sei“. Ach Goethe, könn- ker – magische und fabelhafte Plätze, auf denen diese Häuser ste-
test du das hier erleben, du wüsstest, was die Welt im Innersten hen. Mitten im Weinberg oder thronend auf ihm. Eine göttliche
zusammenhält: Es ist das pure Leben! Eingebung hatte, wer die Harmonie dieser beiden Wörter erkannte
Auf dem groben Holzklotz möchte man sitzen, dem Horizont beim und im Verbund zur Silly’schen Marke machte: „PURESLeben“.
Aufwachen zusehen, dem Morgennebel zuhören, weil es sonst Die Harmonie von Stein, Glas und Holz inspiriert vielleicht dazu,
nichts zu hören gibt, außer vielleicht dem Käuzchen – es ist doch über das fragile Ökosystem nachzudenken, das uns umgibt, und
eines? Urlauben inmitten der steiermärkischen Natur, wahrhaftig wie empfindlich es auf unsere Fußabdrücke reagiert. Vielleicht lie-
am rechten Fleck; in einem mit Holz, Stein und Glas vollkommen gen wir aber auch völlig gedankenfrei im handgeschreinerten Bett
ausgeführten Haus. Wohl gegründet sind sie, die Ferienhäuser von aus Eichenholz oder im Himmelbett auf der Streuobstwiese oder
Dietmar Silly. Alle auf einer Idee, die im steirischen Herz entstand, in Schaffelle eingewickelt auf dem bereits platzierten Liegestuhl
manche auf alten Fundamenten und unter Nutzung alter Materia- irgendwo in der Landschaft. Doch Vorsicht, die Natur umfängt je-
lien. Dazu gibt es Frieden, Stille, Abgeschiedenheit. Und was Leib den Gast ungebeten und ohne Warnung! Wer angekommen ist,
und Seele zusammenbringt und -hält: Essen und Trinken, pur und den nimmt sie sofort an die Hände und wirbelt ihn herum: Osten,
authentisch, vom Bauernhof und Weingut der Familie Silly. Das Süden, Westen, Norden. Sonnenaufgang, Vögel, Weinberge, Son-
also sind die Ingredienzien für echten Urlaub. Echt im Sinne von nenuntergang, Myriaden von Sternen.
atmen und da sein. Nur riechen, fühlen, schmecken, sehen, hören,
was ohne fremden Zusatz ist. „Ach, das wäre Luxus!“, rufen Sie? Reisen und Rock’n’Roll-Tanzen mit der Natur macht hungrig. Im
Stimmt: Weil wir all das nicht haben, in unserer Jetzt-Welt, die so Kühlschrank findet man Speck, Käse, Paprika, Eier, Milch und But-
oft zu laut, zu voll, zu viel ist. Und weil es auch ein bisserl luxuriös ter. Auf dem Regal steht Marmelade und im Korb duftet Brot. Alle
zugeht im puren Leben: Gekrönt wird es von feiner, individueller Lebensmittel hat Familie Silly mit eigenen Händen hergestellt, auf
und rücksichtsvoller Extravaganz, die auf samtenen Pfoten vorbei- dem eigenen Hof. Schwäbisch-Hällische Schweine wühlen sich
schaut – wenn Sie es wünschen. dort durchs vollkommene Schweineleben, immer draußen im Frei-

GENIESSEN & ERLEBEN

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Der Stadl auf dem Tunauberg
repräsentiert die vollständig

gelungene, natürliche Symbiose
der Grundmaterialien Holz,

Glas und Stein mit Beton und
moderner Technik. Ein neues

Objekt wird Stahl und Glas mit
alten Mauern verbinden, ein
weiteres soll komplett energie-
autark funktionieren

en, wo sie auch sterben. Sulmtaler Hühner scharren, legen Eier, stempel, ohne Zertifikat. Warum? „Bio – das Leben, das ist doch
werden zur „Auf’gsetzten Henn“, wenn die g’standne Steirerin zum das Normale“, sagt Silly, „da braucht’s keinen Stempel dafür.“ Weil
Kochen ins Ferienhaus kommt – sofern der Gast das will und be- er seine Produkte nicht verkauft, sondern selbst isst oder seinen
stellt. Die Köchin kocht freilich auch anderes, zaubert ein „Sterne“- Gästen anbietet, kann er auch zu Hause schlachten und verwerten.
Menü und serviert auf der Terrasse unter dem Himmel – oder Die Familie füttert Getreide aus der eigenen Landwirtschaft und
begrüßt den Gast zünftig im Steinhaus oberhalb der Silly‘schen benutzt nur natürliche Zutaten und Gewürze aus dem eigenen Gar-
Weinberge. Der Weingarten, in dem Gerald Silly Welschriesling, ten. Um allen Flaschen und Gläsern das Bio-Zertifikat aufdrucken
Weißburgunder, Morillon oder Zweigelt hegt und pflegt, liegt im zu können, müsste man „endlos viele Auflagen“ erfüllen. Damit
slowenischen Plac (früher Zieregg), genau an der Grenze zur Stei- sich das lohnen würde, müsste man mit Marketingkonzepten laut
ermark, nahe Berghausen. Eine optimale Lage für die feinen, reifen werden, das selbst Aufgezogene, Geschlachtete, G’selchte, Ge-
Weine des jungen Winzers. Wie die Ferienhäuser des älteren Bru- kochte und Gepresste in großen Mengen vermarkten, damit sich’s
ders atmen sie eine besondere Qualität, die nach Erde schmeckt rentiert – vorbei wär’s mit dem Einfachen, Stillen, Puren.
und nach Himmel und nach purem Leben.
Der Gast kann Einsiedelei betreiben oder sich in der Familie Silly
Gerald Silly besorgt das Weingut. Der Vater liefert den Wein an die aufgenommen fühlen. Und wenn doch etwas fehlt? „Sie haben hier
Kunden und ist der „Schweinehirt“. Die Mutter und die Großmütter alles, was Sie brauchen“, sagt Dietmar Silly, „und was Sie nicht
sind für Hühner, Gemüse und Garten verantwortlich, die Schwester haben, brauchen Sie auch nicht.“ Das ist einfach so. Der Schlüssel
ist für die „Wellness“ zuständig, organisiert für Gäste Freiluftmas- liegt, wenn der Gast ankommt, im Kasten. Auch das unterscheidet
sagen auf der Terrasse und andere Tut-gut-Erlebnisse. Der Cousin von anderen Vermietern: „Unsere Aufgabe ist, dass der Gast sich
ist Schäfer und stellt Schafkäse her. Alle Sillys handeln, weil sie jede Minute daheim- und wohlfühlt. Dazu gehört, dass er von An-
es nicht anders können, vorbildlich nachhaltig; aber ohne Bio- fang an seine Ruhe haben will und bekommt“, sagt Dietmar Silly.

Irgendwann kommt jemand vorbei und fragt: Ist alles in Ordnung? Schritt für Schritt wächst das Gebilde „PURESLeben“. Noch ist
Was braucht ihr? Wollt ihr wissen, wo ihr laufen oder Fahrrad fah- Silly nicht am Ziel. 15 Häuser sollen es werden, die nächsten sind
ren, ein Picknick machen oder Essen gehen könnt? Das Gleiche bei geplant und im Entstehen. „Das ist mein Geschmack und vielleicht
der Abreise: Es ist niemand da, der den Scheidenden verabschie- treffe ich damit nicht den Geschmack von jedem, aber ich spüre:
det, außer den Vögeln. Der Schlüssel wird wieder in den Kasten Wenn ich dafür lebe, wenn es brennt in mir drinnen, dann geht
gelegt. Vertrauen ist ein Teil des Konzepts. Aber: Das Team Silly ist nicht viel daneben!“
„im Grunde rund um die Uhr erreichbar, ansprechbar für den Gast“.
Er verwendet große Sorgfalt auf jedes Detail. Böden, Fensterrah-
Dieses Konzept ist nicht von der Stange und es ist noch nicht fer-
tig. Seit sechs Jahren lebt es und wird stärker. Wie vieles Liebens- men, Türen, Treppenstufen und Terrassen aus Lärchen- und Ei-
werte ist es „aus der Emotion heraus entstanden“, sagt Silly, der
gelernte Kellermeister und Winzer, der 12 Jahre auf dem bischöfli- chenholz, Kellertreppen und Fußböden aus Porphyr, Leinenstoffe
chen Weingut in Schloss Seggau diente.
Eines Tages hörte er auf, Winzer zu sein. Silly baute ein und Baumwolle, in den Wiener Werkstätten verarbeitet und maß-
Haus für die Familie und dann noch eines. Beseelt von dem
Gedanken: „Hier bin ich daheim und hier will ich bleiben!“ Dabei geschneidert, Mobiliar und Küchenschränke aus Vollholz, sorgsam
wuchs die erste Idee: Feriengästen die Art von Wohnen zu ermögli-
chen, die er selbst so schätzt: „Nicht in einem zu’gschachtelten Ge- geschreinert, Fenster, die den Blick auf einen Landschaftsaus-
bäude mit komplett dichtem Vollwärmeschutz und Plastikfenstern,
sondern in einem Haus, das atmet.“ Und: Er will seinen Gästen schnitt freigeben wie prachtvolle Bilderrahmen. Alte Holzbalken,
nicht zumuten „irgendetwas essen zu müssen“.
die immerwährend neues Leben bedachen. Wie im Stadl auf dem

Tunauberg: „Zum ersten Mal habe ich hier ganz bewusst Altes mit

Neuem verbunden“, sagt Silly. „Was alt ist, wie das Holz und die ar-

chitektonische Struktur, ist bewusst geblieben. Und was neu ist, ist

bewusst dazugekommen.“ Vorhandenes bewahren und ergänzen,

Neues darauf aufbauen – so soll es bleiben und zugleich weiter-

gehen am Rückzugsort „PURESLeben“. www.puresleben.at

GENIESSEN & ERLEBEN

Mit Kürbiskern-

und Schoko-

Strom

ALS „VOLL ALLTAGSTAUGLICH“ RÜHMT OPEL SEINEN ELEKTRISCH GETRIEBENEN AMPERA.
Diese Behauptung hat pure auf einer Reise durch die Steiermark überprüft – UND DABEI AUCH
GLEICH GETESTET, INWIEWEIT MAN IM ÖKOLAND PROBLEMLOS STROM TANKEN KANN

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Die neue Mobilität ist leise. Und dieser Vertreter futuristischen von Dagmar Rümenapf
Hightech-Designs, der mit schwarz glänzender Haube aussieht
wie Darth Vader, funktioniert rein elektrisch. Er macht Schluss mit fährt hoch, begleitet von sphärischem Klang. Dann funktioniert al-
fossiler Schnauferei. Der Opel Ampera bezieht sein innovatives les wie bei jeder handelsüblichen Automatik: Drive rein und wir
Selbstverständnis aus der Tatsache, dass er „das erste permanent schweben ab. Wer noch nie elektrisch gefahren ist, ist ahnungslos.
elektrisch angetriebene Fahrzeug in Europa und voll alltagstaug- Deshalb erklären wir: Fliegen ist nicht schöner! Denn elektrisch Fah-
lich ist“, wie Opel behauptet. Das wollen wir prüfen – und stel- ren ist leiser und komfortabler als Fliegen. Das Drehmoment liefert
len fest: Der Ampera ist ein „richtiges“ Auto. Mit „elektrisch und aus dem Stand, was es liefern kann, und der E-Motor powert ohne
richtig“ meinen wir nicht die Kolosse, die dank Elektro-Hybridisie- Schaltpausen. Das kennen und das lieben wir. Eher überraschen-
rung „nur“ noch zehn statt sechzehn Liter auf hundert Kilometer der zweiter Pluspunkt am frostigsten aller möglichen Abreisetage
verbrennen; und auch nicht die „Fahrzeugle“, in die man sich hi- im nasskalten Münchner Januar: beheizbare Ledersitze. Ach, tut
neinzwängt und drinnen auf Heizung, Gebläse, Radio und sons- das gut! Und im Ampera müssen wir ja mal NICHT Energie sparen!
tige Energiezehrer verzichten muss, um zähneklappernd vor Kälte Auf der A8, kurz hinter dem Brunnthal-Dreieck, der erste Zwist in
und Sorgen die nächste Steckdose zu erreichen. Was leidgeprüfte Sachen Klimaregelung: Der Fahrer neigt zum Frieren, der Beifahre-
Elektroauto-Pioniere in der Winterzeit in Kauf nehmen. Aber es IST rin tränen die Augen von der warmen Luft, die ihr ins Gesicht bläst.
Winter und wir fahren mit einem vollgepackten Elektroauto durch Also ran ans Display – bis jetzt haben wir die punktuell blassbläu-
die meterhoch verschneiten Alpen ins steirische Weinland bis hin- lich scheinende Kommandozentrale zwischen uns geflissentlich
ab in die südösterreichische Puszta. 2.000 Kilometer kreuz und ignoriert. Das sensorische Tastenfeld in der Mitte bietet uns rund
quer durch vermeintlich elektromobiles Niemandsland! Inwiefern 30 Bedienungselemente, die bei streichelnder Berührung wirken
das mit einem Elektroauto wohl gut gehen kann? sollen. Allerdings weiß man nicht so recht, ob und wann und wie
das Streicheln wirkt, manch eine Wirkung entsteht auch ungewollt
Noch ist dieses Fahrzeug – rein äußerlich – für mich nicht mehr durch den Handballen oder breite Fingerkuppen. Außerdem im
als ein leicht arrogant wirkender Vertreter der Golfklasse, der seine Blickfeld: Zwei Displays – eines hinter dem Lenkrad anstelle der
superschräge Heckklappe ziemlich weit aufreißt, um unser Gepäck gewohnten Tacho-Drehzahlmesser-Tradition, ein zweites als Bord-
aufzunehmen. Drei Koffer, zwei Taschen, Laptop und zwei Daunen- computermonitor. Für den Anfang überfordert uns dieser Informa-
jacken. Passt alles ohne Sitzumklappen rein – okay, das verdient tions-Tsunami – was will ich alles wissen beim Fahren? Das ist was
einen Sympathie-Pluspunkt. Obendrüber flugs ein putziges Tüch- für Fummler und Gebrauchsanweisungsleser.
lein mit Gummiösen an den vier Ecken gespannt, ist zwar seltsam,
aber irgendwie auch praktisch. Weil wir intensiv mit Touchen beschäftigt sind, verpassen wir einen
entscheidenden Moment: Nach knapp 40 Kilometern Vollrohrfah-
Auch innen: Jede Menge Futur. Los geht‘s mit dem Fuß auf der ren, Heizen und Musikhören ist die Batterie leer. Wir haben den
Bremse und dem Drücken eines lichtblauen Knopfs: Das System Magic Moment, den Einsatz des Range-Extenders, nicht bemerkt.
Längst begleitet uns also der Verbrennungsmotor wie ein kleines
Kraftwerk und erzeugt mittels Generator völlig unbeachtet weiter

An der B54, einen
Kilometer südwestlich
von Kaindorf, macht die
STEWEAG GmbH mit
einer Solartankstelle und

neun Steckdosen
ihr Manko von Deutsch-

landsberg wieder wett

Strom für den antreibenden Elektromotor. Das nächste Mal pas- Fahrtstrecke verbraucht haben und wie hoch der Verbrauch von
sen wir auf, beschließen wir; aber das nächste Mal Stromtanken, Benzin im Mixbetrieb und gemessen an der Gesamtfahrtstrecke
drunten in der Steiermark, dauert länger, als wir geplant hatten … ist. Unseren Gesamtverbrauch stellen wir jedoch am Ende der ers-
ten, 490 Kilometer langen Tagesetappe nicht fest: Wir landen mit
Beim Berganstieg nach Ramsau am Dachstein haben wir verstan- unserem vierrädrigen Schwebemobil auf dem Rücken eines Wein-
den, dass die Displays uns viele wichtige Informationen zeigen. berges, es ist stockfinster und die Daten können wir ja auch noch
Wir erfahren alles über Geschwindigkeit, Batterieladung (in Grün) anderntags abrufen. So viel ist klar: Morgen müssen wir tanken:
und Tankfüllstand (in Blau), verbleibende Reichweite, Schaltstufe Strom und Benzin.
oder Betriebsmodus. In diesem Falle wählen wir sinnvollerweise
den Bergmodus. Die Fahrbahn ist glitschig, der Schnee matschig Das unterscheidet den Ampera-Antrieb von herkömmlichen Hy-
bis fest. Kein Problem für den Ampera. Hier oben gibt es zwei zuge- brid-Antrieben: Hybride fahren mit Verbrennungs- und Elektro-
schneite Stromtankstellen auf Bio-Bauernhöfen, die bislang aus- motor. Der Verbrennungsmotor übernimmt dabei den meisten
schließlich und zunehmend von Pedelec-Fahrern genutzt wurden. Vortrieb. Der Elektroantrieb ist weniger leistungsfähig und hilft im
Ein Blick aufs Display zeigt uns: Bis ins weitere 230 Kilometer ent- Stadtverkehr oder beim Beschleunigen.
fernte Tunauberg, südlich von Graz, kommen wir ohne Tank- und
Ladestopp lässig. Denn der 35 Liter fassende Benzintank ist noch Das unterscheidet den Ampera-Antrieb von herkömmlichen Elek-
halb voll. trofahrzeugen: Elektrofahrzeuge haben einen  Elektromotor und
Das Display zeigt außerdem eine lustig auf und ab tanzende grüne eine Batterie. Je nach Gewicht, Batterietechnik, Fahrweise und
Kugel, um die sich dunkelgrün drei Blätter schmiegen, wie Konti- äußeren Bedingungen sind sie begrenzt, was die Reichweite an-
nente an den Globus. Das ist der Effizienzball, der mit uns spielt belangt. Das Antriebssystem des Ampera besteht aus zwei zusam-
und ernst macht: Solange er grün und ruhig in der Mitte liegt, läuft men 115 PS /111 kW starken Elektromotoren und einem 1,4-Liter-
der Energieverbrauch optimal. Wenn wir jedoch garstig beschleu- 4-Zylinder-Verbrennungsmotor mit 86 PS Leistung. Neigt sich die
nigen, verschwinden im Umdrehen die Blätter, die Kugel steigt Batteriekapazität dem Ende zu (das System erkennt bereits nied-
nach oben und wird gelb vor Energieverschwendung. Dass solche rigen Ladestand), springt der Verbrennungsmotor an und erzeugt
Effizienzanzeigen mindestens noch eine Autofahrergeneration wie ein Kraftwerk mittels Generator Strom für den Elektromotor.
lang wichtig sind, davon sind wir überzeugt – diese hier ist erfreu- Der Generator sorgt außerdem für einen Mindest-Ladezustand der
lich eindeutig, verglichen mit den überbordenden Bäumchen-Ta- Batterie. Der Ampera fährt also permanent elektrisch, bezieht sei-
magotchis asiatischer Displaytechnik. Das persönliche Fahrverhal- nen Strom mal aus der Batterie, mal über den „Umweg“ aus dem
ten beeinflusst auch im Ampera entscheidend, wie viel Energie das Verbrenner. Strecken zwischen 40 und 80 km legt der Opel elek-
Auto benötigt. Das sagt uns auf Wunsch auch der sieben Zoll gro- trisch mit der Energie zurück, die in der 16 kWh fassenden, 200
ße Farb-Touchscreen auf dem Armaturenbrett: Wohin der Strom Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie (280 einzelne Zellen)
gerade fließt, wie viel Kilowattstunden wir auf unserer letzten gespeichert ist. Der Ampera kann außerdem über sein Bremssys-

GENIESSEN & ERLEBEN

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tem zusätzlich Strom generieren und in die Batterie speisen. Opel europaweiten Liste LEMnet.org stehen. Aber was dort im elektro-
sagt: 1,2 Liter Kraftstoffverbrauch im Mix auf 100 km, das würde mobilen Pionierzeitalter vor über zehn Jahren von der STEWEAG
einer CO2-Emission von 27g/km entsprechen. installiert wurde, funktioniert nur mit einer Wertkarte, die wir zuvor
  mit 1000 Schilling „an der Kassa“ aufladen sollen. Da müssen wir
Eigentlich wollten wir unseren Ampera über Nacht wieder aufla- passen. 116 Lademöglichkeiten zeigt uns der e-tankstellen-finder.
den, an jeder mit sechs Ampere abgesicherten 230-Volt-Steckdose com in der Steiermark, 379 weist das Verzeichnis elektrotankstel-
funktioniert das in ca. elf Stunden, bei abgesicherten zehn Ampere len.net aus, rund 40 davon in Graz.
in der halben Zeit. Auf dem Tunauberg, südlich von Oberhaag, ei-
nen Steinwurf von Slowenien, konnten wir eine Außensteckdose, Auf dem Weg dorthin besuchen wir die 200 Jahre alte Ölmühle
die ohne Verlängerung zum Anschluss über dem linken Vorderrad Herbersdorf bei Rassach, die Bürgermeister Gernot Becwar gehört.
erreichbar wäre, partout nicht finden. Wir hatten unseren Vermie- Dass er uns an seine Schuko-Steckdose mit 16 A zum Stromtanken
ter ja auch nicht danach gefragt. Gewiss hätte er uns – wie alle stei- einlädt, konnten wir nicht ahnen, und der Bürgermeister, erklärter
rischen Gastgeber und Gesprächspartner – an eine seiner Steckdo- E-Mobil-Fan, ist ebenfalls entzückt: Wir sind die Ersten, die neben
sen gelassen. Auch das passende Ladekabel mit wahlweise 6- oder der Kürbiskernpresse Strom tanken. Die richtige Ladestufenein-
10-Ampere-Anschlussmöglichkeit finden wir in einem Fach unter stellung haben wir am Display überprüft, ein kurzes Hupen und
dem Boden des Kofferraums erst, nachdem wir selbigen komplett die durchgehend grüne Lampe in der Mitte hinter der Windschutz-
ausräumen. Schade, denn ohne Anschluss ans Stromnetz können scheibe signalisieren uns: „Batterie wird geladen“. Allerdings dau-
wir nicht ausprobieren, was der Ampera an Komfort zusätzlich bie- ern Mühlenführung und Gespräch nicht lange: Nach einer drei-
tet: Heizung und Sitzheizung ließen sich per Fernbedienung vom viertel Stunde trägt uns der 1,7 Tonnen schwere Ampera, dessen
Frühstückstisch aus aktivieren. Karosserie zu 80 Prozent aus Stahl besteht, elf Kilometer weit rein
elektrisch an winterlichen Kürbisfeldern vorbei. Vielleicht sollten
Trotz Sonnenschein sinken die Außentemperaturen auch am Tag Autobauer auch in Rüsselsheim oder Detroit mal über Leichtbau-
unter -4 °C und bei diesen Bedingungen nutzen wir nicht nur man- weise nachdenken. Aber das denkt sich so einfach …
gels Strom, sondern auch ohne schlechtes Gewissen den Range-
Extender. Unser schwarz lackiertes, rollendes Blockheizkraftwerk Mehr Strom bekommen wir in der Ökoregion Kaindorf: Malermeis-
unterstützt sowohl den Fahr- als auch den Heizbetrieb. Schade, ter Johannes Herbsthofer lässt uns an seine kostenlose fünfpolige
dass sich die Klimabedürfnisse nicht sitzplatzgeteilt regeln lassen. 400-Volt-16-A-Steckdose. Ein Blick auf die Ladezeitanzeige hinter
Ich sitze deshalb auch gerne hinten. Da ist es behaglich trotz eige- dem Lenkrad bestätigt unsere Vermutung: Vier Stunden müssten
ner langbeiniger 1,81 Meter Körpergröße und breitschultriger Kol- wir hier hängenbleiben, um vollzuladen. Wir bleiben zwei Stunden
legen vorne. „Mein Fahrer“ nutzt fleißig Rückfahrkamera, Parkpilot und das Display meldet uns kurz nach dem Start, dass wir unter
und piepsende Einparkhilfe, denn ich sitze im Blickfeld. Ohnehin diesen Bedingungen rund 35 Kilometer weit rein elektrisch kämen.
ist die Karosserie des Ampera wegen der ausgefeilten cw-Opti- Wir wollen rund 40 Kilometer nach Südosten auf der L 401 nach
mierung nach hinten recht unübersichtlich. Man kann eben nicht Loipersdorf, wo das Thermalbad gemeinsam mit der Energie Stei-
alles haben. – Man kann beispielsweise auch in Deutschlandsberg ermark 2010 direkt vor der Tür eine Elektro-Tankstelle in Betrieb ge-
am Bahnhof nicht Strom tanken, obwohl die Ladesäulen auf der nommen hat. Auf der Landstraße und durch viele kleine Ortschaf-

ten schweben wir unter stahlblauem Vorfrühlingshimmel Richtung sonst bekümmern, macht das Ampera’sche Reichweiten-Verlänge-
Ungarn. Jetzt ist der Ampera in seinem Element: Bei Ampelstarts rungssystem ein für alle Mal Schluss. Wir düsen mit Schokostrom
zeigt er eine Leistung, die wir von Sechszylinder-Motoren kennen, Richtung Bad Blumau. In der Hundertwasser-Therme können wir
in Kurven und beim Überholen stellt er eine äußerst vergnügliche zwar auch nicht voll laden, weil es in der Tiefgarage nur eine Steck-
Fahrdynamik und lustvolles Handling bereit. Weil wir überdies dose gibt, die nachts zum Aufladen der hoteleigenen Elektrokarren
schlauerweise den Ganghebel auf „L“ positionieren, verzögert das benötigt wird. Aber alle existenziellen Fragen lösen sich hier ohne-
Fahrzeug, wenn wir innerorts den Fuß vom „Strompedal“ nehmen, hin im Dunst der heißen Thermalquellen auf: Es geht einfach nur
was zudem eine Rekuperation auslöst. Das L-Fahren erweist sich noch ums Entspannen. Obwohl: Entspannt gereist und angekom-
ergo als effizienter und komfortabler. men sind wir ja bereits.

Trotzdem reicht der Kaindorf’sche Strom nicht bis Loipersdorf. WAS AMPERA-FAHRER INTERESSIEREN DÜRFTE
Weil wir dort mangels passender Bankkarte nicht laden können,
„erfahren“ wir erneut, was Opel mit „uneingeschränkter Alltags- ` Der Ampera ist mit einem elektro-hdyraulischen Bremssystem
tauglichkeit“ meint: Wir können spontan die Route ändern! Statt ausgestattet: Es gewinnt aus regenerativem Bremsen zusätzliche
well-„nassen“ in Loipersdorf wollen wir Schokolade essen bei Energie. Diese wird in Elektrizität umgewandelt, der Lithium-
Zotter: Also schnurstracks weiter dank Range-Extender Richtung Ionen-Batterie zugeführt und dort gespeichert.
Riegersburg, den Opel-Ideenschmieden sei Dank. Dass Josef
Zotter in seiner Schokoladen-Manufaktur nicht nur süße Delikates- Wer Ampera fährt, sollte den Tempomat nutzen, den Effizienz-
sen bietet, sondern auch vier Steckdosen (eine davon 400 V/16 A), ball im Auge behalten und wo immer möglich den L-Modus
liegt daran, dass er selbst einen elektrisch getriebenen, 18 Jahre wählen. So fährt sich‘s entspannter und der Generator kann
alten, himmelblauen Citroen Saxo fährt. Gegen dieses zwar effizi- mehr Energie in die Batterie einspeisen.
ente, aber schmalbrüstige Fahrzeug wirkt der Ampera freilich wie
ein Phallussymbol. Wir haben in Graz beispielsweise auf 25 Kilometer Strecke etwa
5 Kilowattstunden verbraucht. Bei der Rückkehr in München
Der nächste Morgen beschert uns eine zentimeterdicke Eisschicht rechnete uns der Bordcomputer einen Lebensdauer-Benzin-
auf der Windschutzscheibe, die Klimaautomatik bläst aus allen verbrauch von 3,6 Liter/100 Kilometer bei insgesamt knapp
Düsen, die Heckscheibe brutzelt aus Leibeskräften. Kaum einen 2.000 Kilometern Fahrtstrecke vor. Das ist vergleichsweise
Kilometer weiter ist die Sicht aus allen Fenstern hundertprozentig hoch und liegt daran, dass wir über lange Strecken den Ver-
frei, das ist gut so: Wir fahren gen aufgehende Sonne. Weder Wet- brennungsmotor nutzen mussten. Dass wir Effizienz-Profis sind,
tereinflüsse noch Fußmuskulatur oder ungezügelte Fahr-Lust brin- durften wir erst beweisen, als wir bei Plusgraden in Bayern tat-
gen uns an die Grenzen der Spontanität. Bleibt genug Strom zum sächlich 80 Kilometer elektrisch fahren und den Verbrauchsmix
Fahren, wenn wir derart heizen? Wo ist die nächste Steckdose? Wie dadurch insgesamt auf 1,8 Liter trimmen konnten. Im Nur-
kann ich sie nutzen? Wie lange muss ich dranbleiben? Wer braucht Verbrennungsmotor-Modus verbrauchten wir im winterlichen
das Auto morgen und für welche Strecken? Mit derart existenziel- Stadt-Land-Berg-Autobahn-Mix zu zweit und voll beladen un-
len Fragen, die den Elektroautofahrer, der häufig unterwegs ist, gefähr 7 Liter auf 100 Kilometer.

www.opel.de/ampera

GENIESSEN & ERLEBEN

138 139

Der Glücksfund

HEISSES VULKANISCHES WASSER AUS EINEM MIT VIEL GLÜCK ENTDECKTEN UR-MEER entfal-
tet im Rogner Bad Blumau seine heilende Wirkung, dient der Stromerzeugung und liefert Heiz-
wärme. Das farbenfrohe Hundertwasser-Ambiente der Thermenlandschaft trägt ein Übriges zur
Gesundung der Gäste bei

Einzigartig unter Österreichs
Thermen: Zwei hauseigene,
heilende Quellen versorgen
das Rogner Bad Blumau in
der Steiermark mit Kraft,
Wärme und Energie: Die
Melchior Heilquelle und die
Vulkania Heilquelle

Eigentlich ist der Blick darauf nicht verstellt. Und doch muss der von Peter Grett
Besucher genau hinsehen, um am Rogner Bad Blumau nicht vor-
beizufahren. So harmonisch schmiegen sich Bad und Hotel mit Anders als diese technische Lösung verlangten andere Maßnah-
ihren von Bäumen und Sträuchern bedeckten Dächern in die Wie- men die Einbeziehung der Gäste und die Abkehr von betrieblichen
senhügellandschaft der südöstlichen Steiermark. Die Gebäude Gewohnheiten. So wurde beispielsweise in Kooperation mit dem
ohne Ecken, Kanten und gerade Linien fügen sich ästhetisch in WWF die Initiative „Reinigungsverzicht“ ins Leben gerufen. Nicht
ihre natürliche Umgebung – trotz der bunten Fassaden. Ganz so, dass die Gäste etwa aufgefordert würden, sich nicht mehr zu wa-
wie es sich der österreichische Künstler Friedensreich Hundert- schen, aber sie werden ermutigt, Handtücher ein zweites Mal zu
wasser seinerzeit vorgestellt hat. Zusammen mit dem Baumeister verwenden. Der Ertrag der Waschersparnis – in einem großen Haus
und Visionär Robert Rogner schuf er 1997 ein Refugium, in dem eine nicht unerhebliche Summe – wird an ein Regenwaldprojekt
sich Natur und Architektur symbiotisch verbinden sollen. geleitet.
Im Mittelpunkt der insgesamt vierzig Hektar großen Anlage: na-
türlich Wasser. Es gelangt aus einer Tiefe von fast 3.000 Me- „Genießen und bewahren“ könnte das Motto der Thermen-Restau-
tern mit 110 Grad an die Oberfläche. Hochmineralisiert mit ho- rants lauten. Johann Schuster, der mit einer Gault-Millau-Haube
hem Solegehalt. Die Gäste können sich in elf unterschiedlichen dekorierte Chef der hoteleigenen Küche, bringt das Konzept des
Wasserbecken, die aus zwei Heilquellen gespeist werden, dem Hauses auf den Punkt: Schnickschnack erübrigt sich, weil Quali-
seidig-weichen Nass hingeben. Daneben stehen ihnen noch di- tät für sich selbst spricht. Ananas, Papayas und andere exotische
verse Saunen und SPA-Einrichtungen zur Verfügung. Ebenso Früchte kommen ihm nicht auf den Tisch – lautet doch die Devise
unterschiedlichste Zimmer, Appartements, Restaurants und Ta- „100 Prozent Region“. Die Lieferanten, meist Bio-Betriebe aus der
gungsräume. Abgesehen von dem speziellen Hundertwasser- Umgebung, erzeugen alles, was Schuster und seine Kollegen be-
Ambiente bietet das Rogner Bad Blumau auf den ersten Blick nötigen, um den Gästen kulinarische Köstlichkeiten zu kredenzen.
jedoch vor allem das, was der anspruchsvolle Gast von einem Und was nicht von dort stammt, kommt zum Teil aus der eigenen,
Haus dieser Güte erwartet – die ausnehmende Freundlichkeit des ökologischen Landwirtschaft. Lange wurden die Rognerschen Fel-
gesamten Personals inklusive. Der zweite Blick hinter die bun- der, die das Anwesen umgeben, nicht für die Eigenversorgung ge-
ten Fassaden lohnt sich gerade für den kritischen, an Nachhal- nutzt, doch nun kümmert sich ein Bio-Landwirt, nach dem man
tigkeit orientierten Besucher. Ihm offenbart sich dann, dass die eigens per Inserat gefahndet hatte, um die Versorgung des Hauses
farbenfrohe Erholungslandschaft weit mehr ist als lediglich ein mit selbst erzeugten frischen Nahrungsmitteln. Auf den Feldern
Bad mit grünem Anstrich. herrscht oft buntes Treiben, kann man doch Köche, Mitarbeiter
und begeisterte Gäste dabei beobachten, wie sie Gemüse ernten
Mit einem „neuen Humanismus“ zu werben, sich die Harmonie oder Blüten für die Herstellung von Massageölen zupfen. Und weil
von Mensch, Natur und Architektur auf die Fahnen schreiben ist die Küche nur auf Wunsch eine vegetarische ist, wird auch eine alte
das eine. Ein an Nachhaltigkeits- und Sozialkriterien orientiertes Landschweinerasse gehalten, deren Produkte – Wurst, Aufstriche,
Leben und Wirtschaften tatsächlich umsetzen das andere. Die Ver- Schinken und Speck – sich am Buffet wiederfinden.
antwortlichen im Rogner arbeiten daran, die wenigen noch beste- Der Nachhaltigkeitsgedanke endet indessen nicht in der Küche.
henden Glaubwürdigkeitslücken zu schließen. „Wir gehen täglich Mitarbeiter werden mit ökologisch und sozialverträglich produ-
einen Schritt weiter voran auf dem Weg zu hundert Prozent“, sagt zierter Dienstkleidung ausgestattet, im Spa-Bereich kommen nur
Melanie Franke, die Direktorin des Hauses. Sie und ihre Mitarbei- biologische Produkte und Naturkosmetik zum Einsatz und Wer-
tern haben schon viel erreicht in den letzten 15 Jahren. Manches bematerialien werden klimaneutral gedruckt. Da versteht es sich
ist den Betreibern aber auch direkt in den Schoß gefallen. Wo an- beinahe von selbst, dass die Matratzen in den Zimmern einen La-
dere Häuser aufwendige Solaranlagen oder Blockheizkraftwerke texkern aus hundert Prozent Naturkautschuk haben, dass das Holz
zur Energiegewinnung betreiben müssen, können die Blumauer der Möbel aus nachhaltiger, europäischer Forstwirtschaft stammt
einfach nutzen, was ihnen die Erde im Übermaß schenkt: heißes und dass die „gesunden“ Wandfarben vom klimaneutralen Maler-
Vulkania-Wasser. Aus ihm wird Dampf erzeugt, der eine Turbine betrieb Herbsthofer aufgetragen werden.
antreibt, mit der wiederum ein Generator betrieben wird. Auf diese
Weise werden in der Stunde durchschnittlich 190 Kilowatt Strom Bleibt da überhaupt noch etwas zu tun, auf dem Weg zu hundert
erzeugt. Nach der Stromerzeugung hat das Wasser noch immer 85 Prozent? Sicher, haben wir doch bei unserem Besuch keine Lade-
Grad. Ausreichend, um sogar bei einer Außentemperatur von 20 möglichkeit für unser Elektroauto vorgefunden. Und den Gästen
Grad minus die gesamte Anlage zu beheizen. Damit lassen sich im steht auch noch kein richtiges Eco-Auto für die Ausflüge in die
Winter täglich rund 6.800 Liter Heizöl ersetzen. Und der Umwelt Umgebung zur Verfügung. Es wäre jedoch nicht verwunderlich,
bleiben jährlich 4.500 Tonnen CO2 erspart. wenn sich Melanie Franke und ihr Team demnächst auch dem
Thema nachhaltige Mobilität zuwenden würden. Mit hundert-
prozentigem Engagement auf ihrem Weg zu hundert Prozent.

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Radeln

„mit Schuss“

140 141

Schroffe Kalkgebirge, finstere Klammen, grüne Flusstäler, mediterrane Hügellandschaften,
fruchtbare Auen, Thermalquellen, sonnige Weinlagen, historische Städte … WO LIESSE SICH
MIT DEM E-BIKE VERGNÜGLICHER RADWANDERN ALS IN DER STEIERMARK?

Die Steiermark ist ein Radlland par excellence: „erfahrbar“ in sei- von Werner Köstle
nen Dimensionen und dabei abwechslungsreich und vielgestaltig
wie kaum ein anderes. Bei all den Genüssen, die es Auge und Gau- nau, sucht. Im ersten Stock gibt es eine wunderbare „Aussichtster-
men bietet, mag es nicht schaden, den Genuss zu erweitern und rasse“: das Hochplateau, auf dem die Gemeinde Ramsau thront.
all die anderen Sinne, über die wir ja auch noch verfügen, einzu- Südlich wie nördlich schließen sich hochalpine Gebiete an. Hier
beziehen – wie auch unsere Muskeln. Immer ist dieser Landstrich die schroffen Kalkmassive von Dachstein, Grimming und Ennstaler
dem Radler freundlich gesinnt, selbst im Angesicht der rauen Alpen, dort der Alpenhauptkamm, vertreten durch die hohen, aber
Dachstein-Südwände oder des urweltlich düsteren Gesäuses. Stets nicht so steilen und geologisch ganz andersartigen Tauern. Und
ist die Leichtigkeit des Südens zu spüren – in der Luft, in der Natur, das bedeutet: Bike-Terrain von 600 Meter Seehöhe bis hinauf weit
bei den Menschen, auf den Radwegen. über 2.000 Meter.
Klar, dass man das von jeher zu nutzen wusste – und erst recht
Natürlich kann man in diesem gottgesegneten Land überall und seit die neuen, aufgerüsteten Fahrräder ihre Kinderstube verlas-
auf eigene Faust Fahrradtouren unternehmen und wird dabei sen und sich zu zuverlässigen Reisebegleitern gemausert haben.
sein Vergnügen haben. Aber es gibt doch gewisse Spezialitäten, Entstanden ist hier die Movelo Urlaubsregion Schladming-Dach-
Schmankerl sozusagen, die kurz vorzustellen sich besonders lohnt. stein mit über 200 Kilometern ausgewiesenen E-Bike-Routen. Der
Wir haben uns für drei ganz besondere Tipps entschieden, un- E-Bike-Verleih bietet mit acht Verleih- und 22 Akkuwechsel-Stati-
terwegs sind wir mit dem Pedelec. Diese Art des Elektrofahrrads onen sowie zahlreichen bikegerechten Rast- und Jausenstationen
unterstützt das Treten nur, nimmt es uns nicht ab, und verstärkt eine allen Ansprüchen mehr als genügende Infrastruktur, und das
die eigene Kraft, wodurch auch steilere Anstiege noch stressfrei bei noch moderaten Preisen: Für ein E-Bike samt Rundum-Service
bewältigt werden können. Ganz im Sinne von pure: genussvoll und zahlt man pro Tag 25 Euro (mit Tourismuskarte). Immer und über-
dabei nachhaltig. all stellen fachkundige Werkstätten und Betreuer sicher, dass das
Vergnügen auch bezüglich der Fahrradtechnik ungetrübt bleibt.
Die Region südlich des Dachsteins, ganz im Westen der Steier-
mark, ist deshalb in einem bestimmten Sinn einzigartig, weil sie Wenn man der Planai ihren verdienten Sommerurlaub gönnen will
eine etagenähnliche Struktur aufweist: Im Erdgeschoss fließt die und sich selbst die verdiente Verschnaufpause, kehrt man dem
Enns, eher gemütlich als reißend, von den Radstädter Tauern her- Schladminger Bikepark den Rücken und rauscht, sozusagen dem
kommend nach Osten bis fast nach Eisenerz, wo sie sich nordwärts Wildbach gleich, talwärts. Dann vielleicht entlang der Enns, sie
wendet und schließlich unweit von Linz das Weite, sprich die Do- begleitend bis zur Donau und weiter auf dem altbekannten Donau-
radweg. Vielleicht aber auch an der Seite der Mürz oder der Mur bis
Graz und weiter gen Süden. Entlang der drei Schlagadern der Stei-



GENIESSEN & ERLEBEN

Mit dem E-Bike durch
Stadt und Land? VeloVital

bietet die Möglichkeit,
elektrisch unterstützte
Fahrräder zu mieten, nicht
nur in Graz, sondern auch
in Weiz, Gleisdorf, Stainz,
Leutschach und bald auch

anderswo.
Seit die Energie Steiermark
AG als starker Partner ins

Unternehmen eingestiegen
ist, wachsen die Fahrzeug-
flotte (aktuell 1.700 Bikes)
und die Zahl der Einsatz-
gebiete (aktuell 80 Verleih-
Stationen) kontinuierlich
142 143

Die Ausschilderung ist bei
allen großen Radwander-
wegen in der Steiermark
von sehr guter Qualität,
und zwar durchgängig,
man kann kaum fehlgehen.
Die Untergründe sind gut
befahrbar und die Stre-
ckenführungen insgesamt
mit Sachverstand und
Feingefühl ausgewählt

ermark finden sich allenthalben wunderschöne Radweitwanderwe- die Gegenanstiege sind hier, dem Charakter des Gebirges entspre-
ge, gesäumt nicht nur von reichlich Natur und kulturellen Sehens- chend, etwas weniger ausgeprägt als beim nördlichen Bruder. Das
würdigkeiten, sondern auch von der notwendigen Infrastruktur, Wesen der Umgebung ändert sich ständig, vom wald- und felsrei-
sprich von Gaststätten, Batterielademöglichkeiten und sonstigen chen, aber nicht schroffen Gebirge talwärts ins weite Steirer Obst-,
Serviceeinrichtungen. Es hört einfach nicht auf, schön zu sein. Wein- und Thermenland bis schließlich über die Grenze nach Slo-
wenien und Kroatien, wo sich die Wasser von Enns und Mur in
Der Ennsradweg (R 7) stellt für den elektrisch unterstützten Radler der Donau treffen. Streckenführung und Beschilderung stehen auf
keine allzu große Herausforderung dar. Schließlich geht es ja im- dem gleichen hohen Niveau wie bei den anderen Radwanderwegen
mer bergab – möchte man meinen. Das ist auch so, im Allgemei- auch. Es besteht die Möglichkeit, E-Bikes zu mieten oder gleich an
nen. Aber hier und da gilt es dann doch, manch eine Steigung zu dem Massenspektakel „Tour de Mur“ im Juni teilzunehmen.
bezwingen. Es bleibt allerdings immer im Rahmen des Machbaren.
Und wenn dem Radler dank der Unterstützung zu wohl wird – es Alle hier nur kurz beschriebenen Wege lassen sich natürlich kom-
gibt genügend Seitentäler und alternative Routen mit Pfiff. binieren, umdrehen oder in individuellen Teiletappen befahren.
Insgesamt ist der Ennsradweg über 250 Kilometer lang, beginnend Außerdem gibt es Anschlussmöglichkeiten an viele weitere Rad-
bei Flachau im Pongau bis zur Ennsmündung in die Donau. Auf wanderwege; die Steiermark hat noch eine Menge anderer gut
seiner Strecke überwindet der jüngste und, wie oft behauptet wird, ausgebauter Strecken zu bieten. Die Infrastruktur erlaubt es, sie
landschaftlich schönste Radweg Österreichs mehr als 900 Höhen- alle mit elektrischen Leihrädern unter die Reifen zu nehmen und
meter. Die Beschilderung ist einwandfrei und die Streckenführung es gibt zum Teil auch speziell angebotene Gruppenreisen per
verläuft meist auf stillen Wegen. Ein absoluter Höhepunkt ist die E-Rad, Radreiseprofis wie Movelo, Kaloveo, Rotalis oder VeloVital
Durchfahrung des Gesäuses, freilich hier auf einer Autoverkehrs- machen es möglich. Jeder Radweg ist überdies mit einem spezi-
straße, die allerdings nicht sehr frequentiert ist. Zwei Tunnels ellen Motto verbunden, der Ennsradweg ist beispielsweise auch
werden umfahren, bevor man die immer mehr abflachende Berg- bekannt als „Weg durch das Tal der Hämmer“. Wie der Erzbergbau
kulisse endgültig verlässt. Lademöglichkeiten bieten sich genug die Steiermark als Ganzes charakterisiert, so auch der Wald- und
an Campingplätzen, bei Hotels, Gaststätten und bei kommuna- Wasserreichtum, so auch Sagen und Märchen, so auch Burgen und
len Einrichtungen. Über die Steiermark Touristik lassen sich auch Schlösser, mittelalterliche Stadtkerne usw. und alles kehrt wieder
All-inclusive-E-Bike-Reisen buchen. in den Charakteristiken der Bike-Routen.

Verabschiedet der Ennsradweg die Berge im Norden, so macht das Hat man aber endlich genug von Bergen und Flüssen, so bietet
der Murradweg (R 2) im Süden. Die Mur stammt wie auch die Enns sich die Stadt an als Revier, das elektrisch erkundet werden will,
aus dem Salzburger Land und wie die Enns im Norden, so ent- und hier zumal natürlich Graz, die Schöne. Die gilt nämlich nicht
wässert sie die Tauern, aber eben nach Süden. Die Gesamtlänge nur als Design-Zentrum und Kulturhochburg, sondern ebenso
des Radwegs beträgt über 400 Kilometer, der Höhenunterschied als Rad-Mekka mit einem Radfahranteil von 16 Prozent und ei-
insgesamt über 1.600 Meter. Der Murradweg ist ein Genussweg, nem Radwegenetz von 120 Kilometern Länge. In der steirischen

GENIESSEN & ERLEBEN

144

Hauptstadt gibt es übrigens neuerdings auch die Möglichkeit, an Der Murradweg, hier schon in
einer E-Bike- Stadtführung teilzunehmen. Veranstalter dieser Füh- einem weiter südlich gelegenen Ab-
rungen auf zwei Rädern ist VeloVital, Österreichs größter E-Bike-
Verleihbetrieb. Sechsmal im Jahr, jeweils am letzten Sonntag des schnitt mit entsprechendem Flair,
Monats, schwärmen sie dann aus, die elektromobilen Sightseeing- läuft immer in unmittelbarer
Geschwader. Drei Stunden lang und ganz gemütlich bringen die
GrazGuides die mehr oder weniger kulturaffinen Schaulustigen Nähe zum Fluss und in mittel-
unter wechselnden Themenschwerpunkten zu den schönsten und barer Nähe zur Bahnlinie, sodass
herausragenden Orten der Stadt, für knapp dreißig Euro – ein
Gutschein über fünf Euro (einlösbar in vielen Gastbetrieben und auch Zwischenetappen mit dem
Geschäften) inklusive. Zug oder der Rücktransport kein

logistisches Problem darstellen.
Auch das ist allen großen Steirer

Radwanderwegen gemein

Wer Graz ohne Führung mit einem E-Bike von VeloVital er-fahren
will, zahlt zehn Euro weniger. Die Elektrofahrräder dieses Anbie-
ters sind dabei hochwertige und verlässliche Begleiter, die auch
nach der Tour noch zur Verfügung stehen – vielleicht für einen ge-
mächlichen kleinen Trip an einen Badesee zum Tagesausklang ...

TIPPS

` Detailliertere Infos zu den einzelnen Zielen erhalten Sie u. a. in den Tourismus-
büros Ramsau (www.ramsau.com), Admont (www.admont.at), Judenburg
(www.Judenburg.com), Graz (www.graztourismus.at, www.GrazGuides.com,
www.Kaloveo.com, www.Movelo.com, www.VeloVital.com)

` Radreiseführer in Buchform: Bikeline-Führer (Ennsradweg, Murradweg, Rad-
FernWege Österreich) im Verlag Esterbauer (www.esterbauer.com)

` Karten bei: freytag & berndt, Ennsradweg RK 7, Murradweg RK 8
(www.freytagberndt.at)



Der neue OPEL AMPERA

AUTO DES JAHRES 2012.

Zukunft heute fahren.

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Kraftstoffverbrauch (gewichtet, kombiniert) 1,2 l/100 km; CO2-Emission (gewichtet, kombiniert) 27 g/km
(gemäß VO (EG) Nr. 715/2007). Effizienzklasse A+

VORSCHAU September bis Dezember

04 DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT/DESIGN/NACHHALTIGKEIT

2012

VORSCHAU Fotos: KSP Jürgen Engel (Air China Headquarter in Chengdu), Henning Bornemann (Brot), soweit nicht anders erwähnt: Hersteller

DESIGN PRÄGT UNSER LEBEN MEHR ALS UNS OFTMALS BEWUSST IST – wo und wohin wir auch immer unter-
wegs sind. Wir stellen Ihnen Designer vor, die Fortbewegungsmittel gestalten – vom Boot bis zum Flugzeug. Je
früher die Sinne für Design und Qualität geschärft werden, desto besser: Immer mehr hochwertige Möbel gibt
es auch speziell für Kinder. Wir zeigen Ihnen die schönsten DESIGNER-MÖBEL FÜR KIDS. Was sind eigentlich
„INTELLIGENTE“ WOHNUNGEN ODER HÄUSER? Wer heute Wohnung oder Haus renoviert bzw. neu baut,
kann Licht, Sicherheit, Home Entertainment und Hausgeräte komplett vernetzen und komfortabel steuern – und
dabei jede Menge Energie sparen. Technik steht auch mit den kommenden Leitmessen IFA (Unterhaltungselek-
tronik) und PHOTOKINA (Fotografie) IM BLICKPUNKT: Welche Geräte versprechen langfristigen Nutzen? ALTE
AUTOS gehören zwar wortwörtlich zum alten Eisen, landen aber immer seltener auf dem Schrottplatz, sondern
als Wertanlage bei Liebhabern und Sammlern. In unserem FOOD-SPECIAL dreht sich alles um unser „tägliches“
Brot. Als Materialthema folgt mit BAMBUS ein Stoff, der rasant nachwächst und ebenso rasant an Bedeutung
gewinnt – gerade im hochwertigen Design. In unserer Folge der wichtigsten Designer ist endlich KONSTANTIN
GRCIC an der Reihe: Der Münchner formt unnachahmliche Stühle – und wurde so zu dem wohl wichtigsten
Gestalter in Deutschland. Das nächste Themen-Special von pure: SÜDTIROL. Reisen mit Genuss, Design und
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mit Rendite und gutem Gewissen. WAHRE SÜNDE: Die peinlichsten Konsumsünden. WAHRE WERTE KAUFEN:
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