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Verfassen und Vortragen. Wissenschaftl. Arbeiten und Vorträge leicht gemacht [Springer-Lehrbuch, 2010]

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Published by NoSpam, 2018-01-11 09:30:01

Verfassen und Vortragen. Wissenschaftl. Arbeiten und Vorträge leicht gemacht [Springer-Lehrbuch, 2010]

Verfassen und Vortragen. Wissenschaftl. Arbeiten und Vorträge leicht gemacht [Springer-Lehrbuch, 2010]

3.1 Methodologische Grundlagen 41

beispielsweise aus der Biologie das Thema Infektionskrankheiten: Als Medi-
ziner in der angewandten Forschung damit begannen, Krankheiten wie Pest,
Typhus, Cholera, Kinderla¨hmung oder Influenza zu beka¨mpfen, waren be-
reits wichtige Ergebnisse aus der biologischen Grundlagenforschung vor-
handen. Die Grundlagenforscher hatten entdeckt, dass Viren und Bakterien
die Auslo¨ser fu¨r Infektionskrankheiten darstellen. Auf Grund der Tatsache,
dass man die Lebensgewohnheiten dieser Mikro-Organismen erforscht hatte,
war nun der Start frei fu¨r die Beka¨mpfung dieser Krankheiten. Und mit je-
dem Wissenszuwachs am Gebiet der Grundlagenforschung wa¨chst auch die
Chance fu¨r wirkungsvolle, effiziente Ergebnisse im Kampf gegen Krankhei-
ten. Das Prinzip des Zusammenwirkens von Grundlagenforschung und ange-
wandter Forschung entspricht der Balance zwischen Theorie und Praxis. Sie
sollten einen guten Teil Ihrer Zeit u¨ber die diesbezu¨gliche Ausgewogenheit
Ihrer Arbeit nachdenken. Wenn Sie sich Gedanken u¨ber Ihr Thema machen,
sollten Sie sich ins Klare kommen, dass eine Fragestellung, die sowohl Sie
als auch Ihren Betreuer interessiert, besonders gut geeignet ist.

In Anlehnung an Umberto Eco sei hier hervorgehoben, dass man in keinem
Fall von einem schlechten Thema sprechen sollte. Wenn man gut arbeitet,
zieht man auch aus zeitlich oder ra¨umlich scheinbar abseits liegenden The-
men großen Nutzen. (U. Eco, 2010). In diesem Zusammenhang hebt er her-
vor, dass Karl Marx seine Dissertation nicht u¨ber politische O¨ konomie, son-
dern u¨ber Epikur und Demokrit verfasst hat. Griechische Philosophie dient
demnach als Grundlage und Denkmethode fu¨r die Analyse historischer und
o¨konomischer Probleme!

Weiters wird fu¨r Ihre Arbeit von grundlegendem Interesse sein, ob Sie ver-
suchen, einen U¨ berblick zu geben, oder ob Sie eher an einem oder wenigen
Details vertiefend vorgehen. Falls Sie sich fu¨r einen U¨ berblick entschieden
haben, kann man von einer review-Studie oder einem survey-Artikel spre-
chen. Damit ist eine Sichtung und kritische Wu¨rdigung bereits bestehender
Arbeiten zu einer speziellen Forschungsfrage gemeint. Sie pra¨sentieren in
Ihrer Arbeit den Stand der aktuellen Forschung samt Ma¨ngeln und Lu¨cken
und konzentrieren sich dabei auf eine konkrete Fragestellung oder zumindest
auf nur wenige gemeinsame oder unterschiedliche Aspekte. Dabei wird es
nahe liegend sein, die Unterschiedlichkeit der Zuga¨nge bzw. Methoden her-
auszuarbeiten. Beachten Sie, dass Sie sich nicht einen allzu großen Umfang
an Themen bzw. Problemen vornehmen und versuchen Sie, eine sinnvolle
Einschra¨nkung Ihrer Thematik zu erreichen.

Falls Sie vorhaben, u¨ber eine Einzeluntersuchung zu berichten, mu¨ssen Sie
in Ruhe entscheiden, ob Sie allgemeine Grundlagen eher vorweg kurz dar-

42 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

stellen, um eine allgemeine Basis zu erarbeiten und dann auf Ihren Fall zu
sprechen zu kommen (deduktives Vorgehen), oder ob Sie nach der Vorstel-
lung Ihres konkreten Falles Schritt fu¨r Schritt in die Generalisierung gehen
werden (induktives Vorgehen). Fu¨r alle, die an dieser Thematik interessiert
sind, sei auf das Buch Induction von John Holland, Keith Holyoak, Richard
Nisbett und Paul Thagard (1987) verwiesen.

3.2 Einleitung und Abstecken des Themas

• Haben Sie einen Entwurf fu¨r eine Fragestellung fixiert und einen Titel -
zumindest vorla¨ufigen Arbeitstitel - entworfen?

• Haben Sie Grenzen gezogen?

• Haben Sie einen groben Zeitplan erstellt?

In diesem Abschnitt sollten Sie in einer klaren Darlegung zu Ihrem Unter-
suchungsgegenstand Stellung beziehen und zugleich versuchen, diesen von
anderen, manchmal Nachbargebieten, abzutrennen. In der Einleitung sollte
das Untersuchungsziel klar umrissen werden und auf die Problemstellungen
Ihrer Arbeit, sowie auf die Lo¨sungsmethoden eingegangen werden. Auch
hier schon ko¨nnen die wesentlichen Ergebnisse Ihrer Arbeit angesprochen
werden. Offensichtlich ist die Tiefe, mit der Sie Ihr Thema behandeln, da-
von abha¨ngig, ob Sie ein Thesenpapier, ein Referat oder eine U¨ bungsarbeit
von kleinem Umfang ins Auge gefasst haben oder an einer Bakkalaureatsar-
beit oder bereits an einer Masterarbeit oder Dissertation arbeiten, fu¨r die Sie
Monate bzw. Jahre investieren mu¨ssen. Eine klare Abgrenzung Ihres Themas
werden Sie aller Voraussicht nach in pra¨ziser Form erst gegen Ende Ihrer Ar-
beit zusammenschreiben oder zumindest dann, wenn Sie sich einen entspre-
chenden U¨ berblick geschaffen haben. Natu¨rlich kann eine fru¨hzeitige Skiz-
ze u¨ber Ihre Pla¨ne und Ideen, die Sie verfolgen wollen, eine hilfreiche Un-
terstu¨tzung des Vorhabens sein. Sie sollten diese aufbewahren und gegebe-
nenfalls in Ihre Resultate mit einbeziehen. Manchmal ist es auch spannend,
Ihrem Publikum zu erkla¨ren, wie Ihre urspru¨nglichen Gedanken verlaufen
sind und wann bzw. an welchen Weggabelungen Sie sich selbst u¨berrascht
gefu¨hlt haben. Halten Sie sich die wichtigsten Einschra¨nkungen fu¨r den For-
schungsgegenstand Ihrer wissenschaftlichen Arbeit vor Augen.

Hier einige Beispiele, die zur Einschra¨nkung Ihres Themas fu¨hren ko¨nnten:

3.2 Einleitung und Abstecken des Themas 43

• ein bestimmter Zeitabschnitt,
• ein konkreter Ortsbezug,
• eine Abgrenzung auf einen bestimmten Personenkreis,
• eine bestimmte Forschungsrichtung,
• eine besondere Eigenschaft,
• ein gesetzlicher Rahmen,
• eine spezielle Forschungsmethode.

Listen Sie die Einschra¨nkungen auf, die ihr Thema betreffen, wie etwa:
Seit dem EU-Beitritt O¨ sterreichs, Erdbebenzonen betreffend, Arbeiten der

Mitglieder des Wiener Kreises, der Beginn der Experimentellen Wirtschafts-

forschung, Fahrzeugbau mit Mindestnutzlast u¨ber 1 Tonne, EU-Normen fu¨r

Feuerfestigkeit von Baustoffen, spezielle Interviewmethoden.

Manchmal werden Sie mit dem Aufzeigen von Zusammenha¨ngen und von
Analogien gewissen Erfolg erzielen, manchmal fu¨hren Analogien zu Schub-
ladendenken und bringen Sie nicht weiter. Manchmal sollten Sie versuchen,
ein Gegenbeispiel zu bringen, falls das mo¨glich ist. Auf alle Fa¨lle werden
Sie sich beim Nachdenken u¨ber ihre Thematik und bei dem Abstecken der
Grenzen einen inhaltlichen und zeitlichen Fahrplan machen ko¨nnen.
In diesem Abschnitt versuchen wir, Ihnen Ideen und Anregungen zum inhalt-
lichen Teil Ihrer Arbeit zu geben. Der organisatorische Part Ihrer Arbeit steht
ha¨ufig im Zusammenhang mit dem Organisieren einer Pra¨sentation. Darauf
wird im Kapitel 5 eingegangen werden. Kurz wird hier die geeignete Wahl
des Titels Ihrer Arbeit angesprochen. Der Titel Ihrer Arbeit soll den Hauptin-
halt oder die Hauptidee wiedergeben. Dabei sollen aber folgende Aspekte
beachtet werden:

• Die wichtigsten Wo¨rter Ihres Titels und Ihre Schlu¨sselwo¨rter werden die
Grundlage fu¨r die Katalogisierung in Bibliotheken bzw. fu¨r die Literatur-
datenbanken sein.

• U¨ berlegen Sie, ob der Titel Ihrer Arbeit im betreffenden Berufsumfeld In-
teresse auszulo¨sen vermag.

• In jedem Fall ist zu beachten, dass mehrdeutige oder nichtssagende Aus-
dru¨cke vermieden und Abku¨rzungen nicht verwendet werden.

Natu¨rlich verdra¨ngen Sie bei diesen U¨ berlegungen keineswegs die Notwen-
digkeit der U¨ bereinstimmung zwischen Titel und Inhalt Ihrer Arbeit! Des-

44 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

halb macht es Sinn, den Titel Ihrer Arbeit nach getaner Arbeit nochmals zu
pru¨fen und gegebenenfalls zu adaptieren. Ha¨ufig entwickelt sich eine Arbeit
in eine andere Richtung, als urspru¨nglich angenommen bzw. im Arbeitstitel
festgehalten worden war. Am Beginn einer Arbeit erwartet man eine Vor-
schau, ohne dass jedoch alle Ergebnisse vorweggenommen werden. Versu-
chen Sie, die Themenstellung gegebenenfalls als offene Frage an den Leser
zu richten, um die Spannung etwas aufzubauen. Stellen Sie in der Einleitung
alles Interessante dar, das Sie spa¨ter behandeln bzw. teilweise lo¨sen werden.
Zusa¨tzlich zur Einleitung kann es sein, dass man eine Kurzfassung der Arbeit
als sogenanntes abstract ganz an den Anfang einer Arbeit stellt. Dazu lesen
Sie ein paar Gedanken im Kapitel Zusammenfassung. Dabei soll natu¨rlich
nicht alles vorweggenommen werden, sondern die interessierenden Fragen
aufgeworfen werden und in Aussicht gestellt werden, mit welchen Metho-
den sie gelo¨st werden. Abstract und Einleitung werden eher am Ende der
Arbeit verfasst werden, wenn die Ergebnisse vorliegen.

• Sind Sie sich u¨ber die Breite und u¨ber die Grenzen Ihrer Thematik be-
wusst?

• Haben Sie Hilfsmittel organisiert?

Auch dieser Schritt des Absteckens des Rahmens gegenu¨ber Nachbardiszi-
plinen fu¨gt sich in vielen Arbeiten a¨ußerst natu¨rlich an die vorhergehenden
an. Hat man einmal eine gewisse Bandbreite des Themas aufgezeigt und di-
verse Meinungen einander gegenu¨bergestellt, wird es sehr ha¨ufig der Fall
sein, dass man sich in der zu verfassenden Arbeit gegenu¨ber bestimmten
Untersuchungen abgrenzen will. Mit dem Aufzeigen bestehender Beziehun-
gen zwischen Ihren Ansa¨tzen werden Sie automatisch auf Inkonsistenzen,
Spru¨nge oder gar Widerspru¨che in der Literatur stoßen. Das wiederum fu¨hrt
dann in naheliegender Weise zu unserem na¨chsten Abschnitt.

Das Abstecken eines gewissen Rahmens fu¨hrt dazu,

Kra¨fte zu konzentrieren und vernu¨ nftige Grenzen zu ziehen.

Wollte man alles sagen, was es zu einer gewissen Thematik zu sagen gibt,
wa¨re man nie zufrieden und man ka¨me mit seiner Arbeit nie zu Rande. Im-
mer wieder werden Personen von der Schreibneurose befallen: Man arbeitet
ohne klares Konzept, unterbricht ha¨ufig, und verwendet die Arbeit als Aus-
rede fu¨r anderes Versagen und dieses wiederum als Ausrede fu¨r das Nicht-
Weiterkommen mit der Arbeit.

3.3 Definitionen und Erla¨uterungen suchen 45

Man kann bei der eigenen Arbeit durchaus mitten in der Thematik beginnen
und beispielsweise folgendermaßen beginnen:

• Im Unterschied zu der ju¨ngst von N.N. in der Zeitschrift fu¨r ... gea¨ußerten
Meinung gehen wir hier davon aus, dass ....

Mit dem Abstecken des Rahmens ist sowohl die Fixierung des inhaltlichen
Rahmens als auch des zeitlichen Rahmens gemeint. Wa¨hrend wir auf den
inhaltlichen Rahmen nur beispielhaft - unterstu¨tzt durch gewisse Tricks und
Tipps - eingehen ko¨nnen, sollte Ihnen das zeitliche Schema von Anfang an
klar sein. An dieser Stelle ko¨nnten Sie sich an die 3-Z-Regel zu Beginn dieses
Buches als sinnvolles Hilfsmittel erinnern.

3.3 Definitionen und Erla¨uterungen suchen

• Ist es gelungen, durch Definitionen, Theorie und Beispiele das Thema
grundlegend zu behandeln?

• Bleiben Sie keinesfalls an A¨hnlichkeiten und Analogien zu eng ha¨ngen -
das hemmt neue Gedanken!

• U¨ berlegen Sie, von welch unterschiedlichen Zuga¨ngen Sie an die Thema-
tik herangehen ko¨nnten.

Um eine Thematik zu ero¨rtern, ist es oft von großem Nutzen, Definitionen
zu dem von Ihnen gewa¨hlten Thema zusammenzutragen. Das ist ein guter
Einstieg in das Gebiet, das Sie erarbeiten wollen und schafft gleich ein erstes
Fundament Ihrer Arbeit.

Dabei ist es Ihnen u¨berlassen, ob Sie sich eher knapp fassen und eine einzige
ga¨ngige Definition wa¨hlen, oder eher eine Vielzahl von Definitionsversuchen
aus diversen Lexika, Lehrbu¨chern, Handwo¨rterbu¨chern oder Enzyklopa¨dien
zusammentragen.

In einer naturwissenschaftlichen Arbeit, der Physik etwa, wird es kaum
sinnvoll sein, mehr als eine (u¨bliche) Definition jedes Begriffs wiederzu-
geben. Allerdings kann es sein, dass Sie von einer allgemeinen Definition
ausgehen, und dann weitere spezielle Gesichtspunkte behandeln. In man-
chen Fa¨llen kann auch das umgekehrte Vorgehen sinnvoll sein; man steigt
mit einer spezifischen Fragestellung in die Thematik ein und geht auf die

46 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

generelle Grundlage erst in weiteren Schritten ein. So ko¨nnen Sie beispiels-
weise u¨ber die neue Methode, Insulin zu inhalieren, einen guten Start hin-
legen und danach in weiteren Schritten auf die Zuckerkrankheit zu spre-
chen kommen. Sollten Sie in der Diabetes-Forschung aktiv sein, wa¨re ein
dauerndes Analogie-Verhalten in Ihrer Forschung keineswegs von Vorteil
- die Insulin-Spritze hat eine signifikant unterschiedliche Alternative durch
das erste inhalierbare Insulin Exubera erhalten. Neue, ga¨nzlich abweichende
Wege zu beschreiten, lohnt sich! Die Idee inhalierbares Insulin statt Sprit-
ze, oder etwa CT statt Darmspiegelung, kommt natu¨rlich aus einer Kombi-
nation von Grundlagenforschung und empirischen Studien. Derartige, eher
u¨berraschende Forschungsergebnisse sind keineswegs von jemandem zu er-
warten, der erst damit begonnen hat, sich mit der Materie auseinander zu
setzen. Allerdings ist bekannt, dass ein Großteil u¨berraschender Forschungs-
ergebnisse eher von jungen Wissenschaftlern erbracht wird, die quasi ohne
Scheuklappen an die Sache herangehen.
In den Geistes- und Sozialwissenschaften, a¨hnlich wie in den Wirtschafts-
wissenschaften und in der Psychologie, werden Sie manchmal sehr hart dar-
an arbeiten mu¨ssen, um die Vielfalt mo¨glicher Interpretationen Ihrer Grund-
lage aufzufinden und diese unterschiedlichen Beschreibungen aufzulisten.
Das gilt vor allem, wenn Sie vorhaben, Definitionen wiederzugeben, die
zuna¨chst auf den ersten Blick als gleichwertig gegenu¨ber gestellt werden
ko¨nnen. Das fu¨hrt manchmal ganz automatisch zum na¨chsten Schritt, der
die Unterschiedlichkeit der Begriffe bzw. Auffassungen abwa¨gen soll.

Suchen wir uns also die grundlegenden Termini aus verschiedenen Unterla-
gen zusammen. Das sind:

• Wo¨rterbu¨cher, Handbu¨cher (Duden, Palgrave etc.),

• Nachschlagewerke, Lexika, Enzyklopa¨dien,

• Kataloge, insbesondere Schlagwort- und Stichwortkataloge,

• Lehrbu¨cher,

• Gesetzestexte,

• Originalurkunden, Handschriften,

• Originalpartituren,

• Bibliographien,

• Zeitschriften,

• Dokumentationsdienste.

3.3 Definitionen und Erla¨uterungen suchen 47

Weitere Hinweise erhalten Sie im Kapitel IT: Nutzung moderner Techno-
logien, wenn wir auf die Nutzung des Internet gezielt eingehen. Greifen
wir als Beispiel das Thema Konflikte auf. Dabei fallen uns nach einigen
U¨ berlegungen die unterschiedlichsten Auslegungen zur Thematik Konflikte
ein: Falls Sie als JuristIn an die Sache herangehen, werden Sie Definitionen
und Formulierungen aus Gesetzbu¨chern herbeiholen. Dabei werden Ihnen
Gesetze mit entsprechenden Kommentaren zu Hilfe kommen.

Falls Sie sich mit Religionswissenschaften oder Sozialwissenschaften be-
scha¨ftigen, werden Sie auf aktuelle und historische Beschreibungen von
Konflikten zuru¨ckgreifen, die Sie u¨ber soziale und auch klerikale Zusam-
menha¨nge finden. Als ForscherIn der Psychologie oder Medizin werden Sie
sich mit dem einzelnen Individuum genauso auseinandersetzen, wie mit dem
Konflikt als interpersonelle Beziehungsproblematik. Als O¨ konomIn wollen
Sie sicherlich auf Wirtschaftsfragen zu sprechen kommen, was offensicht-
lich auch ein umfassendes Arbeitsgebiet ero¨ffnet. Natu¨rlich kann die The-
matik u¨ber den Balkankonflikt Ihr Ausgangspunkt sein und Sie nach einigen
U¨ berlegungen zur historischen Entwicklung am Balkan fu¨hren. Ihr Thema
ko¨nnte sich mit der Konstellation des ost-slawonischen Dreiecks Vukovar,
Vinkovci, Osijek bescha¨ftigen und politologische Aspekte behandeln. Sie
werden sprachliche, religio¨se, ethnische und geographische Aspekte zu be-
achten haben und durch Vergleiche und Gegenu¨berstellungen rasch zu inter-
essanten Schlussfolgerungen kommen.

Mit derartigen Beispielen soll die Tatsache deutlich gemacht werden, dass
Sie es in der Hand haben, wie allgemein Sie Ihr Thema zu behandeln be-
ginnen, wie umfassend Sie die Grundlagen wiedergeben und wie schnell Sie
in eine Detailfragestellung gehen. Eine wichtige, grundlegende Empfehlung
ist die Folgende:

Gehen Sie in Bibliotheken und machen Sie einige herko¨mmliche Recher-
chen in den ga¨ngigen Lexika, Handwo¨rterbu¨chern und Enzyklopa¨dien. Su-
chen Sie nach ga¨ngigen Lehrbu¨chern und aktuellen Ausgaben von wissen-
schaftlichen Zeitschriften. Die Zeitschriftenhefte des laufenden Jahrganges
sind meist in Freihandaufstellungen zuga¨nglich gemacht. Lesen Sie in Ru-
he die U¨ berschriften und Zusammenfassungen bzw. abstracts der Beitra¨ge
durch und suchen Sie die aufgelisteten Schlu¨sselwo¨rter bzw. keywords.

Diese Schlu¨ sselbegriffe sind die Grundlagen fu¨r ein Schlagwortregister.
Falls Sie in diesem Zusammenhang Hilfe brauchen, sollten Sie sich nach
entsprechenden Fachkra¨ften umsehen. Oft werden auch Fu¨hrungen durch
Bibliotheken angeboten, sowie Vortra¨ge und Einfu¨hrungen in die Benu¨tzung

48 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

von Bibliotheken, Stichwortregistern, Benutzung von Indizes und das Ver-
werten von Informationen aus dem Internet (vgl. Kapitel 4: Moderne Tech-
nologien).

Das vorliegende Kapitel ist durchaus dazu pra¨destiniert, den Start Ihrer Ar-
beit anzugehen. Versuchen Sie mo¨glichst viele Unterlagen zusammenzutra-
gen und diese zu erfassen. Vielleicht verwerfen Sie spa¨ter die eine oder an-
dere Auffassung oder Sie benu¨tzen sie als Gegenbeispiel.

Vergessen Sie nicht, sorgfa¨ltige Angaben zu machen, woher Sie die
Definitionen und grundlegenden U¨ berlegungen u¨ bernommen haben!

Schreiben Sie:

• AutorIn,

• Quelle,

• Seitenangabe,

• u¨bernommene Zitate

sorgfa¨ltig in Ihren Unterlagen auf!
Meist wird es keine einheitliche Meinung u¨ber Ihr Untersuchungsobjekt
geben. Unterschiedliche Standpunkte zu dem von Ihnen gewa¨hlten The-
ma ko¨nnen aus verschiedensten Gru¨nden entstanden sein. Manchmal erge-
ben sich neue Ansichten auf Grund von Diskussionen mit Ihren Betreuern
und Kollegen, manchmal findet man in der aktuellen Literatur interessante
Ansa¨tze, die eine Gegenposition zur ga¨ngigen Lehrmeinung darstellen und
neue Ideen verfolgen. Sie sollten auf alle Fa¨lle versuchen, Ihre Gedanken
konsequent zusammenzutragen und festzuhalten und danach mit Fachleuten
zu besprechen. Zu kla¨rende Fragen:

• Fachbegriffe und deren U¨ bersetzung auf Englisch/Deutsch. Geeignete
Synonyme.

• Anlehnung an bestehende Literatur.

• Abgrenzung zu bestehenden Arbeiten.

3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren 49

3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren

• Haben Sie Unterlagen zur ga¨ngigen Lehrmeinung gesammelt?

• Haben Sie genu¨gend Materialien u¨ber das ganze Gebiet zusammengetra-
gen?

• Sind Ihnen auch abweichende Ideen in ausreichendem Maße bekannt?

Dieser Schritt ist die natu¨rliche Fortsetzung des Vorhergegangenen und hilft,
nicht bloß Definitionen wiederzugeben, sondern diese mit Ihrer Meinung
und Ihrer perso¨nlichen Interpretation zu versehen. Diesem Teil sollten Sie
entsprechend viel Zeit widmen und gleichzeitig sollten Sie mit Fachkolle-
gen und gegebenenfalls auch mit Freunden daru¨ber diskutieren. Dabei muss
Ihnen bewusst sein, dass Sie jede Definition mit der zugeho¨rigen Interpre-
tation zitieren und dann eine selbsta¨ndige Stellungnahme dazu abgeben sol-
len. Wa¨hrend Zitate der Originalliteratur meist zu empfehlen sind, kann es
besser sein, die Original- und Sekunda¨rliteratur zusammen zu zitieren, falls
die Originale beispielsweise aus einem ungewo¨hnlichen Sprachschatz stam-
men. Unter Originalliteratur versteht man die Ausgabe eines Werkes, einen
Beitrag in einer Zeitschrift, in einem Handwo¨rterbuch oder dergleichen und
dessen Autor man zitieren oder sinngema¨ß wiedergeben will.

Verwendet man die Meinung eines Autors und dessen Ideen zur Originallite-
ratur und greift man auf derartige Zitate zuru¨ck, nutzt man Sekunda¨rliteratur,
deren Gebrauch natu¨rlich keineswegs zweifelsfrei ist. Oft handelt es sich um
Interpretationen oder geku¨rzte Stellen, und es kann der Fall sein, dass nicht
alles originalgetreu wiedergegeben ist. Haben Sie sich einen U¨ berblick u¨ber
den aktuellen Stand der Literatur gemacht, also die Arbeiten in irgend ei-
ner Form als Ausdruck oder Datei zusammengetragen, sollten Sie nach dem
Durchlesen sofort und ohne Zo¨gern wichtige Notizen machen!

Derartige Recherchen werden wahrscheinlich noch nicht die Grundlage der
Endfassung Ihrer Arbeit sein, aber sind durchaus eine gute erste Diskussi-
onsgrundlage. Man verwendet als Literaturangabe eine u¨bliche Zitierweise,
indem man beispielsweise schreibt:

• Bereits bei N.N. findet man im Jahre . . . die folgenden Interpretationen
des Terminus xxx .

• Wir konzentrieren uns in der vorliegenden Arbeit prima¨r auf den Aspekt
der . . ., der bereits von N.N. behandelt worden ist.

50 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Das wesentliche Neue in der vorliegenden Studie besteht in der Betonung
von . .. , im Unterschied zum ga¨ngigen Vorgehen bei N.N.

• Die im Zeitraum von . . . bis . . . durchgefu¨hrten Erhebungen von N.N.
haben ergeben . . .

• Wa¨hrend bisherige Arbeiten vor allem den Aspekt der xxx hervorgehoben
haben, konzentrieren wir uns in der vorliegenden Studie vor allem auf das
Pha¨nomen des yyy. . .

• Zuna¨chst hat man sich prima¨r in diesem Wissenschaftszweig auf xxx kon-
zentriert; die vorliegende Untersuchung bedient sich in erster Linie der
aktuellen Methode der yyy . . .

Ihre Formulierung wird natu¨rlich stark davon abha¨ngen, ob Sie sich inner-
halb Ihrer Arbeit der ga¨ngigen Meinung anschließen werden oder ob Sie
sich mit Ihrer Darstellung vom Bisherigen abzugrenzen versuchen. In jedem
Falle sollten Sie versuchen, mit Ihren Betreuern zu kla¨ren, ob die von Ih-
nen gewa¨hlte Literatur aktuell und repra¨sentativ ist. Insbesondere mu¨ssen
Sie sich daru¨ber klar sein, ob bzw. wie detailliert Sie auf den generellen
Stand der Forschung in Ihrem Fach einzugehen haben. Fu¨r Zitierregeln ver-
weisen wir auch auf das Journal of Economic Literature. Weiters sollten
Sie in diesem Zusammenhang unsere Hinweise u¨ber Fußnoten und u¨ber das
Literaturverzeichnis beachten.

Grobe zeitliche Richtgro¨ßen: Nach einer Einarbeitungsphase, die prima¨r
zur allgemeinen Interessensbildung dient, sollten folgende Richtgro¨ßen fu¨r
einen zeitlichen Rahmen eingehalten werden:

• ein Referat oder Thesenpapier wird etwa 1 bis 2 Wochen in Anspruch
nehmen,

• eine U¨ bungsarbeit oder ein Proseminar sollte innerhalb von 2 bis 3 Wo-
chen erstellt sein,

• fu¨ r das konkrete Ausarbeiten einer Fachbereichsarbeit, eines Seminars
oder eines Privatissimums sollten Sie mindestens 4 bis 6 Wochen veran-
schlagen,

• eine Bakkalaureatsarbeit wird etwa 1 bis 2 Monate in Anspruch neh-
men, je nachdem wieviele Bakkalaureatsarbeiten von Ihnen abverlangt
werden,

• eine Masterarbeit wird etwa 4 bis 6 Monate in Anspruch nehmen,

3.4 Grundlegende Arbeiten sammeln, recherchieren und zitieren 51

• eine Dissertation variiert bezu¨ glich der Dauer. Viele internationale Dok-
toratsprogramme sind auf eine Laufzeit von 3 bis 4 Jahren eingestellt.

Das sind grobe Richtgro¨ßen, die in Abha¨ngigkeit von der bereits investier-
ten Vorarbeit, von Ihren Vorkenntnissen und von der ta¨glichen Arbeitszeit
variieren.

Im Allgemeinen gehen wir von mindestens der Ha¨lfte einer u¨blichen Ar-
beitswoche aus, also von etwa 20 - 30 Wochenstunden, die wir als untere
Schranke sehen. Sollten Sie klinische Forschung betreiben und Patienten un-
tersuchen, die erst u¨ber einen la¨ngeren Zeitraum Reaktionen zeigen oder zur
Untersuchung kommen, dann mu¨ssen offensichtlich die zeitlichen Vorstel-
lungen entsprechend modifiziert werden.

Fu¨hren Sie eine empirische Untersuchung oder Befragung durch, so wird
sich Ihre Arbeitsintensita¨t gewissermaßen wellenfo¨rmig entwickeln. Der Ab-
lauf Ihrer Arbeit muss geplant und strukturiert werden, gegebenenfalls muss
ein Fragebogen entworfen werden und ein Probelauf, also eine sogenann-
te Pilotstudie durchgefu¨hrt werden. Gegebenenfalls ko¨nnen Sie auch eine
entsprechende Korrektur ihres Untersuchungsdesigns durchfu¨hren, was oft
einen enorm großen und ha¨ufig unterscha¨tzten Aufwand bedeutet.

Hat man die Studien, die Untersuchungen oder die Experimente beendet, al-
le Daten erfasst und das Modell zusammengestellt, wird die Auswertung der
Daten (gegebenenfalls mit anderen Leuten gemeinsam) durchgefu¨hrt. Damit
ist gemeint, dass Sie davon Gebrauch machen, Ihre Ergebnisse am besten
mit Hilfe eines Statistikers und/oder mit einem Computerspezialisten auszu-
werten. An dieser Stelle sei ein Querverweis auf die Nutzung des Internet
und insbesondere auf die Verwendung kommerzieller Statistiksoftware ge-
macht, beispielsweise: R, SPSS, SAS, PMDP und auch EXCEL. Natu¨rlich
gibt es fu¨r entsprechend spezialisierte Fragestellungen weitere Software, die
aus dem Internet gro¨ßtenteils kostenlos heruntergeladen werden kann (vgl.
Ausfu¨hrungen dazu im na¨chsten Kapitel u¨ber Moderne Technologien) bzw.
an der Universita¨t kostenlos zur Verfu¨gung gestellt werden.

Alle Hilfsmittel wie Graphiken und Skizzen, Bilder und Fotografien - gege-
benenfalls eingescannt - sollten zur Dokumentation herangezogen werden.
Sprechen Sie diese Ideen mit Ihrem Betreuer bzw. Ihrer Betreuerin ab,
wenn Sie sich an die endgu¨ltige Fassung Ihrer Arbeit heranmachen. Ver-
gleichen Sie beim U¨ bernehmen von Internetquellen unsere Vorschla¨ge von
Kapitel 4.

Die Umsetzung der Ergebnisse in die Sprache Ihrer Disziplin ist ein nicht
zu unterscha¨tzender Teil Ihres Vorhabens, der Ihnen aber wahrscheinlich die

52 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

gro¨ßte Freude bereiten wird. Dabei sollten Sie immer daran denken, her-
auszustreichen, welcher neue Schritt Ihnen durch Ihre Arbeit gelungen ist,
welche Innovation damit verbunden ist und worin die Abgrenzung zum Bis-
herigen besteht.

Vergessen Sie nicht, auf Ihre urspru¨ ngliche Vision zuru¨ ckzugreifen oder
zumindest einen Bezug herzustellen!

3.5 Dispositionen und Gliederungen erstellen

Ha¨ufig werden Sie am eigentlichen Beginn Ihrer Dissertation, manchmal
auch vor dem Zusammenschreiben Ihrer Masterarbeit aufgefordert, eine Dis-
position abzugeben. Hier geben wir Ihnen ein allgemeines Beispiel dafu¨r:
Mo¨gliche Gliederung:

1. Aufriss der Problemstellung und Begru¨ndung der Themenwahl,
2. Kritischer U¨ berblick u¨ber die Forschungslage und analytischer Rahmen,
3. Wissenschaftliche Relevanz,
4. Eigene Vorarbeiten,
5. Gewa¨hlte Methodik,
6. Noch zu leistende Arbeiten,
7. Bibliographie.

• Arbeiten Sie konkrete Details aus und lassen Sie perso¨nliche Interpreta-
tionen einfließen!

• Haben Sie die vorgenommene Thematik erfasst und sie verstehen gelernt?
• Listen Sie Problemkreise - ohne dabei eine Vision zu unterdru¨cken!

Dieser Abschnitt wird an manchen Stellen A¨ hnlichkeiten mit dem Vorheri-
gen aufweisen. Hierbei werden aber nicht nur die einzelnen Zuga¨nge zu einer
Thematik aufgelistet, sondern daru¨ber hinaus in Form von Gliederungen und
Zusammenstellungen gegeneinander abgewogen und mit perso¨nlichen Stel-
lungnahmen versehen. Wir versuchen eine gewisse Ordnung aufzubauen.

3.5 Dispositionen und Gliederungen erstellen 53

Umberto Eco (2010) listet in diesem Zusammenhang folgende vier Punkte
auf:

• Eine wissenschaftliche Untersuchung behandle einen erkennbaren Ge-
genstand, der so genau umrissen ist, dass er auch fu¨r Dritte erkennbar
wird.

• Eine wissenschaftliche Untersuchung muss u¨ber diesen Gegenstand Din-
ge sagen, die noch nicht gesagt worden sind, oder sie muss Dinge, die
schon gesagt worden sind, aus einem neuen Blickwinkel sehen.

• Eine wissenschaftliche Untersuchung muss fu¨r andere von Nutzen sein.

• Die wissenschaftliche Untersuchung muss jene Angaben enthalten, die es
ermo¨glichen nachzupru¨fen, ob ihre Hypothesen falsch oder richtig sind,
sie muss also die Angaben enthalten, die es ermo¨glichen, die Auseinan-
dersetzung in der wissenschaftlichen O¨ ffentlichkeit fortzusetzen.

Mit dieser zuletzt angefu¨hrten Bedingung ist offensichtlich die Nachvoll-
ziehbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse angesprochen, auf die wir be-
reits an verschiedenen Stellen zu sprechen gekommen sind.

Kla¨ren Sie Ihre Leser auf, welche Gesichtspunkte fu¨r Sie von Relevanz
sind und nach welchen Kriterien Sie vorgehen und weshalb Sie diesen Weg
wa¨hlen. Mit der Idee, manches einander gegenu¨ber zu stellen, machen Sie
die Sache spannend. Ihre Ziele ko¨nnen durchaus darin bestehen, Gleich-
wertiges gegeneinander abzuwa¨gen, oder wie bereits mehrfach angedeutet,
vom allgemeinen Standpunkt zum Speziellen u¨berzugehen und auch umge-
kehrt vom Speziellen zum Allgemeinen zu gehen. An dieser Stelle sollten
Sie versuchen, manche spa¨tere Schlussfolgerung vorzubereiten oder gar eine
spa¨tere Vision mit einzubeziehen. Das wird in den quantitativen Bereichen
eine Hypothese im Sinne der Statistik sein, die Sie aufstellen; das kann aber
auch durchaus eine sehr allgemeine Vermutung mit hypothetischem Charak-
ter sein, die Sie an das Ende des Abschnitts stellen.
Im Allgemeinen wird man versuchen zu vermeiden, bereits beim ersten
Zusammenschreiben, genauso wie in der endgu¨ltigen Fassung der Arbeit,
Wo¨rter wie ich oder Mein Beitrag besteht darin zu verwenden. Daru¨ber hin-
aus sollten Sie die Ergebnisse Ihrer eigenen Arbeit von bereits Bekanntem
abgrenzen und beispielsweise folgendermaßen hervorheben:

• In der vorliegenden Arbeit kann gezeigt werden, dass ...
• Dem Autor/der Autorin der Arbeit ist es geglu¨ckt, zu zeigen, ...
• Wir kommen im Folgenden nun zu den u¨berraschenden Ergebnissen, ...

54 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Wa¨hrend in der bisherigen Literatur auf diese Thematik kaum eingegan-
gen wurde, steht das Thema xxx nun im Mittelpunkt unseres Interesses.

• Wir versuchen in diesem Teil wiederzugeben: Zusammenfassungen beste-
hender Untersuchungen, die zu folgender Schlussfolgerung Anlass geben
...

• Einzelne aus der Literatur bekannte Erkla¨rungsansa¨tze lassen folgende
Vermutung zu: ...

Spa¨testens beim Zusammenstellen Ihrer Aspekte sollten Sie in der Lage sein,
einige allgemeine U¨ berlegungen zu Ihrer Thematik aufzuschreiben und ge-
wisse Hypothesen dazu zu formulieren. Die Richtigkeit dieser Hypothesen
mu¨ssen Sie im Laufe Ihres Vorhabens u¨berpru¨fen und ggf. dabei auch eine
Auseinandersetzung in der wissenschaftlichen O¨ ffentlichkeit nicht scheuen.
Diesen, Ihren neuen Ergebnissen ko¨nnen Sie durchaus einen neuen Namen
geben, der etwa die Anfangsbuchstaben Ihres Forschungsgebiets mit den
Anfangsbuchstaben ihres Namens kombiniert und Lesern aus dem Gebiet
vertraut sein ko¨nnten und Hinweise auf das Thema geben ko¨nnten: z.B Ex-
Lab (fu¨r Experimentelles Labor), B-L-Heuristik als Abku¨rzung fu¨r Bounds-
Likelihood-Heuristik (fu¨r Becker-Leopold) etc.

Sie haben etwa als Arbeitshypothese folgendes Thema gewa¨hlt: Die Verbes-
serung der Stellung der Frauen in der iranischen Gesellschaft wa¨hrend des
20. Jahrhunderts. Nun sollte Ihre Analyse zumindest die vier folgenden An-
forderungen erfu¨llen:

1. Sie sollten konkrete Details einfließen lassen und sich auch auf Indizi-
en berufen ko¨nnen; beispielsweise auf eine Erweiterung der iranischen
Staatsverfassung bezu¨glich der Kandidatur von Frauen in ho¨chste Staats-
a¨ mter.

2. Sie sollten erkla¨ren, wie Sie in Ihrer Arbeit vorgehen und was Ihre An-
liegen sind. Dieses Ziel kann manchmal auch durch eine perso¨nliche In-
terpretation erreicht werden. Dazu ko¨nnten Sie in unserem Beispiel u¨ber
die Grundkonzepte des islamischen Rechts informieren und Details des
Reformprozesses auflisten.

3. Ihre Interpretation und Erkla¨rung der Ursachen und Hintergru¨nde der
Vera¨nderung zeugen von der Auseinandersetzung und vom Versta¨ndnis
der Materie und bilden eine Basis fu¨r Ihre Hypothese(n) u¨ber eine ku¨nftige
Entwicklung. Sie skizzieren beispielsweise die Vera¨nderungen im Bil-
dungssystem und die damit ausgelo¨sten Vera¨nderungen im Sozialsystem.

3.6 Ordnen und Ausarbeiten 55

4. Schließlich sollten Sie in der Lage sein, Ihren wissenschaftlichen Bei-
trag mit bereits bestehendem Wissen zu verknu¨ pfen oder von diesem
abzuheben. Wir versuchen, einen allgemeinen Rahmen zu finden, in
den Sie Ihre Aussagen stellen und hoffen, eine Vision als Abschluss-
gedanken zu kreieren. In unserem Beispiel der iranischen Frauen liegt
die Fragestellung auf der Hand, La¨nder mit a¨hnlichen Konstellationen
zum Vergleich heranzuziehen.

Aufbereiten, an Beispielen veranschaulichen, Arbeitsziel klarlegen, interpre-
tieren und analysieren, sowie Aufstellen von Hypothesen oder gar Theorien
als Basis fu¨r zuku¨nftige Entwicklungen sind ein Kreislauf , der fu¨r vielerlei
Wissensgebiete und unterschiedlichste Bereiche gu¨ltig ist. Damit haben wir
ein wenig auf die na¨chsten Abschnitte vorgegriffen.

3.6 Ordnen und Ausarbeiten

• Haben Sie einen sinnvollen Entwurf verfertigt und mit Ihrem Betreuer be-
sprochen?

• Sind Sie sich u¨ber den Zweck der Arbeit im Klaren, dann bereitet die Ar-
beit Spaß.

Das Hauptziel Ihrer Arbeit sollte in ihrer Verwendbarkeit gesehen werden.
Vielleicht ist Ihnen die genaue Bedeutung und der Zweck Ihrer Arbeit be-
reits am Beginn der Recherchen in irgendeiner Form bewusst, meist wird er
sich erst im Laufe der Arbeit herauskristallisieren. Keineswegs du¨rfen Sie
bloß an eine praktische Anwendung alleine denken, wie wir bereits in den
Ausfu¨hrungen u¨ber Grundlagenwissenschaften ausgefu¨hrt haben. Dennoch
sollen Ihnen mo¨gliche praktische Beispiele, die Sie fu¨r den Leser aufberei-
ten sollten, immer wieder einen Anreiz zur Umsetzung Ihrer Ideen liefern.

Sie haben auf der Basis verschiedener Grundlagen, insbesondere der Defi-
nitionen und Darstellungen zu Ihrem Thema eine gewisse Abwa¨gung getrof-
fen und sollen nun mo¨glichst interessante Schlussfolgerungen ziehen. Dieser
Teil der Arbeit wird natu¨rlich sehr stark variieren, je nachdem, ob es sich
um eine kleine U¨ bungsarbeit, ein Seminar, eine Masterarbeit oder gar eine
Dissertation handelt. Das Grundlegende besteht darin, dass Sie sich wirk-
lich etwas aufschreiben - ganz egal, ob auf Papier oder am Computer. Man-
che nutzen digitale Aufzeichnungstechniken, andere ihre Computerausdru-
cke und fu¨gen diese zusammen. Sie entscheiden den Stil, den Sie wa¨hlen und

56 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

es wa¨re unzweckma¨ßig und einengend, eine rigorose Empfehlung durchset-
zen zu wollen!

Sie versuchen in diesem wichtigsten Teil natu¨rlich Ihr erarbeitetes Wissen
sorgfa¨ltigen Analysen zu unterziehen. Dabei werden Sie qualitativ vorgehen
und die Fragestellung verbal beschreiben und analysieren. Sie ko¨nnen aber,
wenn mo¨glich, auch mit quantitativen Methoden an die Sache herangehen.
Ha¨ufig finden dabei mathematisch-statistische Methoden ihre Anwendung.

Graphische Darstellungen rufen natu¨rlich die große Aufmerksamkeit her-
vor und gewa¨hren dem Leser schnell einen U¨ berblick. Es sollte Ihnen auch
bewußt sein, dass Sie mit der graphischen Darstellung auf das Wesentliche
aufmerksam machen ko¨nnen, natu¨rlich ko¨nnen Sie auch von Nebenerschei-
nungen ablenken! In der Humanmedizin beispielsweise findet man ha¨ufig
ohne Bilder kaum das Auslangen.

Im Allgemeinen sind verschiedene Unterlagen zusa¨tzlich zu einer Langfas-
sung zusammenzutragen:
Eine Zusammenfassung Ihrer Arbeit wird sowohl fu¨r die Abgabe an der
zusta¨ndigen Stelle von Vorteil bzw. gefordert sein; sie wird aber auch al-
len Interessenten Ihrer Thematik als eine willkommene Unterlage dienen.
Fu¨r eine Pra¨sentation ist neben der Langfassung des Manuskripts auch eine
Kurzfassung zu empfehlen. Dieses kann interessierten Zuho¨rern u¨bergeben
werden.

Vergessen Sie dabei nicht, Ihren Namen und Ihre E-Mail Adresse anzuge-
ben!

Fu¨r einen Vortrag (siehe Kapitel 5) werden Sie ha¨ufig die Arbeit mit Hilfe
von Unterlagen pra¨sentieren und einen Power Point Vortrag gestalten. Dabei
sollte am Beginn des Vortrags unbedingt ein sogenanntes abstract die Idee
Ihrer Arbeit wiedergeben. Es bietet sich auch an, ein handout zu verteilen,
falls Sie einige wichtige Passagen, Tabellen oder Grafiken jedem perso¨nlich
in die Hand geben wollen.

Der Umfang von Zusammenfassung bzw. Kurzfassung bzw. abstract sollte
mit den vorgegebenen Vorschriften konform gehen. Eine Zusammenfassung
kann bis zu 8 Seiten ausmachen, wa¨hrend eine Kurzfassung sich auf 1-2
Seiten erstreckt und ein abstract unbedingt auf einer halben Seite das Aus-
kommen finden muss. U¨ ber all diese Darstellungsmo¨glichkeiten machen wir
uns spa¨ter im Kapitel u¨ber die Kommunikation nach Außen (Kapitel 5), al-
so beim Vortragen Ihrer Arbeit, ausfu¨hrlich Gedanken. Eine Kombination

3.7 Folgerungen ziehen 57

sa¨mtlicher Methoden liefert natu¨rlich die besten Ergebnisse, wenngleich sie
den gro¨ßten Aufwand bedeutet.

Offensichtlich sollten Sie an dieser Stelle den Zweck Ihrer Arbeit deutlich vor
Augen haben: Eine kurze Zusammenstellung einer Fragestellung hat zum
Ziel, Ihre Fa¨higkeiten des Zusammentragens von Materialien zu u¨berpru¨fen.
Eine Seminararbeit genauso wie eine Bakkalaureatsarbeit sollte sich an zu-
mindest einer Stelle vertiefend mit Ihrer Thematik auseinandersetzen. Ei-
ne Masterarbeit muss mit Ihrem Betreuer abgesprochen sein und sollte das
Ziel verfolgen, bei einer Sache ins Detail zu gehen oder/und einen guten
U¨ berblick u¨ber eine Thematik zu verschaffen.

Daru¨ber hinaus verfolgt eine Dissertation auf alle Fa¨lle das Ziel,

• eigensta¨ndige Gedanken darzustellen,

• neue Ideen und Zusammenha¨nge zu kreieren,

• Prognosen bestimmter Sachverhalte oder zuku¨nftiger Ereignisse zu erstel-
len.

Eine Dissertation sollte eine wissenschaftliche Arbeit sein und zum Ziel ha-
ben, dass Teile daraus in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert wer-
den ko¨nnen. Wir haben bereits u¨ber die durch das Gesetz vorgegebenen Be-
dingungen in Kapitel 1.8 gesprochen.

Hier erinnern wir an die Idee des kybernetischen Prozesses:

• An Hand der Forschungsfrage einen U¨ berblick verschaffen!
• Hauptschwerpunkte fixieren!
• Eigene Meinungen gegenu¨ berstellen!
• Folgerungen und Visionen formulieren!

3.7 Folgerungen ziehen

• Ihre Schlussfolgerungen und Ergebnisse stellen einen interessanten U¨ ber-
blick oder eine Besta¨tigung und gegebenenfalls eine Erweiterung beste-
hender Lehrmeinungen dar oder sie bringen kontra¨re Ergebnisse.

58 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Ihre Schritte der Ausarbeitungsphase zeigen sowohl die Ada¨quatheit Ihrer
Methoden als auch die Reliabilita¨t und Validita¨t Ihrer Ergebnisse!

• Verwenden Sie logisch korrekte Methoden des Folgerns: qualitativ oder
quantitativ!

• Versuchen Sie von modernen elektronischen Hilfsmitteln Gebrauch zu ma-
chen!

Nachdem Sie sich zu einem oder gar mehreren Entwu¨rfen durchgerungen
haben, sollten Sie sich mit der Thematik kritisch auseinandersetzen. Die-
se Auseinandersetzung erfolgt sicherlich durch selbsta¨ndige U¨ berlegungen
und auch auf Grund verschiedener Diskussionen. Suchen Sie Ansprechpart-
ner und halten Sie deren Gedanken fest. Natu¨rlich werden Sie in dieser Phase
Ihren Betreuer bzw. Ihre Betreuerin intensiv einbeziehen. Das Allerwichtigs-
te besteht darin, dass Sie nicht all zu lange in diversen Vorbereitungsphasen
verharren.

Ihre Folgerungen und U¨ berlegungen ko¨nnen im Trend liegen, also eine be-
stehende Meinung unterstreichen oder um einen Aspekt erweitern. Ihre Ar-
beit kann aber durchaus dazu dienen, ein Gegenbeispiel zu einer vorherr-
schenden oder zumindest vorhandenen These darzustellen. Manchmal ist es
durchaus auch interessant, festzuhalten, dass gewisse Studien zu keinerlei er-
wartetem Ergebnis gefu¨hrt haben. Das ist zwar fu¨r den Kandidaten oder die
Kandidatin meist nicht zufriedenstellend, zieht allerdings ha¨ufig interessante
Pha¨nomene nach sich. Sprechen Sie sich in diesem Fall mit allen zusta¨ndigen
Personen ab, die in die Forschungsarbeit involviert sind! Schon bei Epikur
findet man: In einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung hat der Un-
terlegene den gro¨ßeren Gewinn, und zwar in dem Maße, in dem er etwas
hinzulernt.

In der bereits fortgeschrittenen Phase Ihrer Ausarbeitung sollten Sie natu¨r-
lich die Leser und Leserinnen davon u¨berzeugen, dass die von Ihnen verwen-
deten Methoden ada¨quat sind, Ihre Ergebnisse zuverla¨ssig, also reliabel, und
mo¨glichst gu¨ltig, also valide sind.

Die Empfehlung 7 der Deutschen Forschungsgemeinschaft lautet:

Prima¨rdaten als Grundlagen fu¨r Vero¨ffentlichungen sollen auf haltbaren und
gesicherten Tra¨gern in der Institution, wo sie entstanden sind, fu¨r zehn Jahre
aufbewahrt werden (DFG, S.12).

Erla¨uterungen: Ein wissenschaftliches Ergebnis ist in aller Regel ein kom-
plexes Produkt vieler einzelner Arbeitsschritte. In allen experimentellen Wis-
senschaften entstehen die Ergebnisse, u¨ber die in Vero¨ffentlichungen berich-

3.7 Folgerungen ziehen 59

tet wird, aus Einzelbeobachtungen, die sich zu Teilergebnissen summieren.
Beobachtung und Experiment, auch numerische Rechnungen, sei es als ei-
gensta¨ndige Arbeitsmethode, sei es zur Unterstu¨tzung der Auswertung und
Analyse, produzieren zuna¨chst Daten. Vergleichbares gilt in den empirisch
arbeitenden Sozialwissenschaften.

Experimente und numerische Rechnungen ko¨nnen nur reproduziert werden,
wenn alle wichtigen Schritte nachvollziehbar sind. Dafu¨r mu¨ssen sie auf-
gezeichnet werden. Jede Vero¨ffentlichung, die auf Experimenten oder nu-
merischen Simulationen beruht, entha¨lt obligatorisch einen Abschnitt Ma-
terialien und Methoden, der diese Aufzeichnungen so zusammenfasst, dass
die Arbeiten an anderem Ort nachvollzogen werden ko¨nnen. Wiederum gilt
A¨hnliches in der Sozialforschung mit der Maßgabe, dass immer mehr u¨blich
wird, die Prima¨rdaten nach Abschluss ihrer Auswertung durch die Gruppe,
welche die Erhebung verantwortet, bei einer unabha¨ngigen Stelle zu hinter-
legen.

Auf die Aufzeichnungen spa¨ter zuru¨ckgreifen zu ko¨nnen, ist schon aus
Gru¨nden der Arbeitso¨konomie in einer Gruppe ein zwingendes Gebot. Noch
wichtiger wird dies, wenn vero¨ffentlichte Resultate von anderen auf Grund
kontroverser Forschungsergebnisse angezweifelt werden.

Daher hat jedes Forschungsinstitut, in dem lege artis gearbeitet wird, klare
Regeln u¨ber die Aufzeichnungen, die zu fu¨hren sind, und u¨ber die Aufbe-
wahrung der Originaldaten und Datentra¨ger, auch wenn dies nicht ohnehin
vorgeschrieben ist, z. B. durch Rechtsnormen wie das Arzneimittelgesetz,
das Gentechnikgesetz, das Tierschutzgesetz und die dazu erlassenen Ver-
ordnungen oder durch Regelwerke vom Typ Good Clinical Practice. In den
USA ist es u¨blich, dass derartige Regeln eine Aufbewahrung der Originalda-
ten (mit Zugangsmo¨glichkeit auch fu¨r berechtigte Dritte)

• in dem Labor, wo die Daten entstanden sind,
• fu¨r acht bis zehn Jahre nach der Entstehung

fordern, wobei regelma¨ßig auch das Verfahren bei Ortswechsel des fu¨r die
Entstehung der Daten verantwortlichen Arbeitsgruppenmitglieds festgelegt
wird. In der Regel bleiben die Originalunterlagen am Entstehungsort; es
ko¨nnen aber Duplikate angefertigt oder Zugangsrechte bestimmt werden.

In renommierten Labors hat sich die Regel bewa¨hrt, dass der komplette Da-
tensatz, der einer aus dem Labor hervorgegangenen Publikation zugrunde
liegt, als Doppel zusammen mit dem Publikationsmanuskript und der dazu

60 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

gefu¨hrten Korrespondenz archiviert wird. Bei Verwendung platzsparender
Techniken (z.B. DVD, Webspace oder weitere Medien) ist dies ohne großen
Aufwand mo¨glich.

Die Berichte u¨ber wissenschaftliches Fehlverhalten sind voll von Beschrei-
bungen verschwundener Originaldaten und der Umsta¨nde, unter denen sie
angeblich abhanden gekommen waren. Schon deshalb ist die Feststellung
wichtig, dass das Abhandenkommen von Originaldaten aus einem Labor ge-
gen Grundregeln wissenschaftlicher Sorgfalt versto¨ßt und prima facie einen
Verdacht unredlichen oder grob fahrla¨ssigen Verhaltens rechtfertigt.

Sie sollten bei allen Auflagen und Restriktionen die Forderung nach der Ver-
folgung eines bestimmten Ziels oder gar nach einer Vision in Ihrer Arbeit
keinesfalls außer Acht lassen.

Im Rahmen der Musikwissenschaften ko¨nnen Sie etwa Ihre Kompositi-
on in moderner elektronischer Form Ihrer Arbeit beilegen oder andere un-
gewo¨hnliche Schritte mit Hilfe von Videotechniken versuchen. Machen Sie
von modernen Darstellungsmo¨glichkeiten wie Graphiken, Tabellen, Bildern,
insbesondere von Fotografien und eventuell sogar von Videos Gebrauch!

3.8 Bewertung und Interpretation samt Ausblick

• Sind wir in der Lage, unser Ziel der Arbeit deutlich zu machen, anderen
na¨her zu bringen und die Neuerungen hervorzuheben?

• Vermo¨gen wir etwas u¨ber zuku¨nftige Entwicklungen auszusagen?

Hat sich Ihre Arbeit mit einer Soll-Ist-Analyse auseinander gesetzt, werden
Sie mit Ihrer perso¨nlichen Bewertung eine klare Stellung beziehen ko¨nnen.
Hat sich Ihre Arbeit auf eine Erweiterung Ihrer Thematik bezogen, sollen
Sie (selbstbewusst) versuchen, den Wert dieser Erga¨nzung zu beurteilen.

Stehen Ihre Ergebnisse eher im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung, so
sollten Sie versuchen, dafu¨r plausible Erkla¨rungen zu finden, die Ihre Ergeb-
nisse evident machen? Auch eine Situation, die zu keiner klaren endgu¨ltigen
Aussage fu¨hrt, kann durchaus als sinnvolles Ergebnis angesehen werden -
prima¨r schon deshalb, um andere Forscher davon abzuhalten.

Geben Sie all Ihren Vermutungen Ausdruck und interpretieren Sie Ihre Er-
gebnisse, indem Sie auf mo¨gliche Zusammenha¨nge mit benachbarten Frage-
stellungen hinweisen.

3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis 61

U¨ berlegungen dieser vergleichenden Art sollten einen Ausblick gewa¨hren
und andere oder auch Sie selbst animieren, auf diesem Gebiet weiter zu ar-
beiten.

3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und
Inhaltsverzeichnis

Obwohl Sie sich u¨ber beide Aspekte bereits seit Beginn der Arbeit Gedanken
gemacht haben, werden Sie eine detaillierte Zusammenfassung sicher erst
am Ende Ihrer Arbeit schreiben.

Auch Ihr abstract wird erst am Ende der Arbeit von Ihnen zusammenge-
stellt werden. Dabei sollten Sie auf alle Fa¨lle versuchen, Ihr abstract so zu
schreiben, wie es ein Leser am Beginn einer Arbeit erwartet, na¨mlich (ge-
gebenenfalls mit offenen Fragen und Problemen) die Leserschaft u¨ber Ihr
Vorhaben zu informieren und neugierig zu machen. Ihre Zusammenfassung
wird (eher) eine Lo¨sung dieser Fragen und Probleme darstellen. Fu¨r beides
wird empfohlen, es in mindestens einer Fremdsprache zu verfassen. Wenn
Ihre Arbeit einen bestimmten Bezug zu einem anderen Kulturkreis hat, soll-
ten Sie eine Zusammenfassung in einer der betreffenden Sprachen verfassen;
allgemein u¨blich ist eine Kurzfassung in Englisch. Dazu werden Sie Beispie-
le in Kapitel 3.14 vorfinden.

Das endgu¨ltige Aufschreiben am Ende Ihrer Arbeit gilt auch fu¨r Ihr Inhalts-
verzeichnis. Dieses entha¨lt sa¨mtliche im Text vorkommenden U¨ berschriften
mit den entsprechenden Seitenzahlen. Wie detailliert Sie Ihre Untergliede-
rung durchfu¨hren, bleibt Ihnen u¨berlassen.

Eine allzu feine Untergliederung sollte vermieden werden, um den U¨ berblick
zu bewahren. Kapitel umfassen mindestens eine Seite. Welches Schema und
welche Zahlen Sie verwenden, ist Geschmackssache.

Zu beachten ist aber eine strikte Konsequenz Ihres Vorgehens. Wir geben Ih-
nen im Folgenden einige Beispiele sowohl fu¨r Zusammenfassungen als auch
fu¨r Inhaltsverzeichnisse.

Beachten Sie, dass es meist bei jener Institution, bei der Sie ihre Arbeit ein-
reichen, Hinweise auf Webseiten gibt, die klare Vorlagen fu¨r den Aufbau
einer Arbeit und deren Kurzfassung liefern!

62 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Allgemeines Beispiel eines typischen Aufbaus:

1. Untersuchungsgegenstand (Definition des Forschungsobjektes, Fokus)
2. Theorie (Nennung des theoretischen Zugriffs)
3. Ziel/Fragestellung/Hypothese (Deklaration des Untersuchungszieles)
4. Forschungsdesign (Darstellung der Methode und des Untersuchungsab-

laufes)
5. Ergebnisse (Darstellung des Ertrags)
6. Literatur (Ausgewa¨hlte Literaturhinweise)
7. Schlagwo¨rter

Beispiel fu¨ r ein Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung 1
2 Allgemeines zum Thema 12
3 Spezielle Fragestellung aus heutiger Sicht 18
3.1 Theoretische U¨ berlegungen 28
3.2 Empirische Erhebungen 44
4 Ergebnisse 60
...
5 Zusammenfassung und Ausblick 99
6 Literaturverzeichnis 133

Beispiel 2:

I Unterteilung des Textes

I.1 Kapitel
I.1.1 Zwischenra¨ume
I.1.2 Beginn eines neuen Absatzes

I.2 Paragraphen
I.2.1 Verschiedene Arten von U¨ berschriften
I.2.2 Untergliederung in Unterparagraphen

3.9 Abstract, Kurzfassung, Zusammenfassung und Inhaltsverzeichnis 63
II Endgu¨ltige Fassung

II.1 Schreibbu¨ro versus eigene Reinschrift
II.2 Preis des PC

III Das Binden

Beispiel 3:
Beispiel fu¨r den Einsatz von Peer Review fu¨r wissenschaftliche Probe-Publi-
kationen, erstellt anhand von Schu¨tze, J; Pickl, S; Riesslegger H. (2006):
Keyuserqualita¨t mittels ePeerReview, in: Mandl, Schu¨tze, Riesslegger, Rumpf
(Hrs.): Multigap-Accounting mit der Oracle E-Business Suite, Addison-
Wesley, S. 291 f.:

1. Allgemeine formale Kriterien

• Ehrenwo¨rtliche Erkla¨rung,
• Abku¨rzungsverzeichnis bei Verwendung von Abku¨rzungen,
• Englischer Abstract,
• Deutscher Abstract,
• Geeignete Schlu¨sselwo¨rter Deutsch/key words Englisch,
• Inhaltsverzeichnis,
• Abbildungsverzeichnis / Formelverzeichnis,
• Literaturverzeichnis.

2. Gliederung

• Gliederungsumfang / Gesamteindruck / Satzformkonstanz,
• Formulierungskonstanz (mit / ohne Artikel),
• Ausgewogenheit der Kapitel,
• Ausgewogenheit der Unterpunkte pro Oberpunkt.

3. Allgemeine sprachliche Kompetenz

• Ausdruck, klarer und flu¨ssiger Stil,
• Lesbarkeit,

64 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Vermeidung von zu ha¨ufigen Wort- oder Idiomwiederholungen,
• Satzbau, Orthographie und Zeichensetzung,
• Geschlechterneutrale Formulierungen.

4. Optik

• Gesamteindruck,
• Grafische Darstellungen (Abbildungen, Tabellen etc., samt einheitlicher

Beschriftung unterhalb der Darstellung),
• Gestaltung und Layout (Text, U¨ berschriften, Absa¨tze, Seiteneinrichtung).

5. Zitierung

• Trennung wo¨rtliches und inhaltliches Zitat,
• Verwendung der Fußnoten fu¨r Querverweise / Hinweise auf weiterfu¨hrende

Literatur,
• ausreichende Literaturangaben,
• geeignete Ku¨rze der Form der Fußnoten.

6. Inhaltliche Bewertungspunkte als Beispiel

• Thematische Eingrenzung, Schwerpunktbildung und Abgrenzung,
• Begriffsdefinitionen, genaue Aufarbeitung,
• Abholen der Leserschaft am Stand der Wissenschaft,
• Anzahl Beispiele / Veranschaulichungen / grafischen Darstellungen,
• Kritischer Literaturumgang / Eigene Position.

Einige Hinweise allgemeiner Natur:
In Bezug auf die Kapitel: Vom Inhalt und Umfang her ist darauf zu achten,
dass die einzelnen Kapitel einigermaßen ausgewogen sind und nicht ohne
U¨ berleitung aneinander gereiht werden.
Achten Sie unbedingt darauf, dass die Nummerierung und der Inhalt Ih-
rer Kapitelu¨berschriften mit den im Inhaltsverzeichnis angefu¨hrten Angaben
u¨bereinstimmen. Bei der Verwendung von Formatvorlagen in Word kann das
Inhaltsverzeichnis automatisch erstellt werden.

3.10 Fußnoten 65

In Bezug auf die Nummerierung: Bei der Nummerierung der Seiten wer-
den Deckblatt, Vorwort und Inhaltsverzeichnis meist nicht mitgeza¨hlt. Sie
erhalten u¨blicherweise ro¨mische Zahlen. Erst dann folgt die Seite 1.

Alle Tabellen, Graphiken und sonstigen Abbildungen, wie z. B. Fotos,
mu¨ssen konsequent durchnummeriert sein. Am besten wa¨hlt man einen Un-
tertitel, der die Nummer der Abbildung angibt und eine kurze, markante In-
terpretation darstellt.
Quellenangaben sind unbedingt no¨tig. Wenn man selbst die Quelle ist, dann
soll man das nicht verschweigen.

3.10 Fußnoten

Hier einige wichtige Hinweise und Bemerkungen zu Ihren Fußnoten:

• Die Fußnoten sind am besten innerhalb jedes Kapitels durchgehend zu
nummerieren.

• Die Fußnoten werden in kleinerer, schma¨lerer Schrift geschrieben (meist
einzeilig). Sie sind vom Text durch eine kurze Linie abgesetzt, am unte-
ren Rand der zutreffenden Seite angefu¨gt. Wenn Sie eine Textverarbei-
tung verwenden, wird der PC das automatisch u¨bernehmen. Auf alle Fa¨lle
sollten Sie vermeiden, dass eine Fußnote mehr Platz braucht, als auf der
betreffenden Seite fu¨r Fußnoten vorgesehen ist.

• Fußnoten dienen ha¨ufig dazu, die Herkunft wo¨rtlicher Zitate anzugeben.
Solche Zitate sind in Anfu¨hrungszeichen zu setzen. Auf die Fußnote wird
am Ende des Zitates durch eine Ziffer hingewiesen. Beispiel: Eine wich-
tige Station beim Problemlo¨sen und beim Planen des Handelns ist der
Umgang mit Zielen.

• Fußnoten ko¨nnen ferner die Aufgabe u¨bernehmen, einer im Text behan-
delten Auffassung weitere bibliographische unterstu¨tzende Angaben hin-
zuzufu¨gen; mit Hilfe von Fußnoten kann man auch Querverweise in der
Arbeit selbst herstellen.

• Fußnoten ko¨nnen dazu dienen, Feststellungen des Textes zu erweitern,
gegebenenfalls richtig zu stellen, manchmal auch um eigene Meinungen
anzubringen oder um ein unterstu¨tzendes Zitat einzufu¨gen, das im Text
gesto¨rt ha¨tte.

66 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Fußnoten ko¨nnen die U¨ bersetzung einer Textstelle oder zu Kontrollzwe-
cken das Originalzitat angeben.

• Natu¨rlich ko¨nnen Sie Ihre Arbeit auch in TeX schreiben, welches umfang-
reiche Mo¨glichkeiten rund um die Literaturverwaltung bietet. Vergleiche
Hinweise im Kapitel 4.

3.11 Literaturverzeichnis und Anha¨nge

Bei den Quellenangaben unterscheidet man klar zwischen Prima¨rliteratur
und Sekunda¨rliteratur.

Wie bereits erwa¨hnt, wird Prima¨rliteratur oft auch Quelle aus erster Hand
genannt und damit ist deutlich gemacht, dass Originalausgaben gemeint sind.
Die Empfehlung lautet, sich mo¨glichst oft an der Originalliteratur zu orien-
tieren. Historiker werden kaum zu Originalurkunden gelangen; deshalb ist
etwa in einem solchen Fall eine Fotokopie durchaus als Dokument aus ers-
ter Hand anzusehen. A¨ hnlich geht es LiteraturwissenschaftlerInnen, die sich
ha¨ufig mit einer im Augenblick vorhandenen Ausgabe Ihres Textes begnu¨gen
mu¨ ssen.

Manchmal kann es der Fall sein, dass die Originalliteratur vergriffen ist und
o¨fter mo¨chte man sich nur rasch etwas u¨ber eine Arbeit informieren, dann
bedient man sich der Sekunda¨rliteratur. Diese ist jedoch nur mit Vorsicht zu
verwenden. Niemand garantiert, dass in diesen Quellen zweiter Hand nicht
Vera¨nderungen vorgenommen worden sind. Insbesondere bei Zusammenfas-
sungen oder Kurzfassungen durch andere Autoren, mo¨gen Sie auch noch so
viele Originalzitate enthalten, sind Zitate aus der Sekunda¨rliteratur keines-
falls als wahr zu betrachten.

Auf keinen Fall darf die Originalliteratur angegeben werden, falls aus zwei-
ter Hand zitiert wird. Haben Sie in Ihrer Bibliothek beispielsweise den
Simplex-Algorithmus von Georg Dantzig nicht in seiner Originalfassung
ausfindig machen ko¨nnen, so ist es angebracht, ein aktuelles Lehrbuch zu
zitieren, das dieses Thema entha¨lt. Sie sollten sich in Ihrer Arbeit etwa wie
folgt ausdru¨cken:

Zur Beschreibung des Simplex-Algorithmus von Dantzig lehnen wir uns im
Folgenden an das Lehrbuch von Jochen Hu¨lsmann u. a., Einfu¨hrung in die
Wirtschaftsmathematik, Springer, Berlin, Heidelberg, N.Y., 4.Auflage, 2005

3.11 Literaturverzeichnis und Anha¨nge 67

Die u¨bliche Vorgangsweise bei Quellenangaben besteht aus folgenden Kom-
ponenten:
AutorIn, Vorname, Titel, Edition, Ort der Vero¨ffentlichung, Herausgeber,
Jahr.

Fu¨r Zeitschriftenbeitra¨ge muss das Journal mit den Seitenangaben entspre-
chend angefu¨hrt sein.

Die Unterschiede bei Literaturangaben bestehen manchmal bezu¨glich der
Nennung des Untertitels, der Position der Jahreszahl und der Abku¨rzung
von Vornamen. Gegebenenfalls werden die Quellen im Text durch Zahlen
abgeku¨rzt, die man den Angaben im Literaturverzeichnis voranstellt.

Fu¨r das Erstellen Ihrer Literaturliste geben wir Ihnen einige Beispiele.

Monographien bzw. Bu¨ cher:

• Martens, Jul, Statistische Datenanalyse mit SPSS fu¨r Windows; (2. Aufla-
ge), Oldenbourg Verlag, Mu¨nchen, 2003.

• Dixit A. K., Nalebuff B. J.(1995): Spieltheorie fu¨r Einsteiger. Scha¨ffer-
Poeschel, Stuttgart.

Sammelwerke bzw. Sammelba¨nde:

• Eichhorn W., Leopold-Wildburger U.: Models and Reality - The Principle
of Simplicity within the Empirical Sciences. In: Dockner E.J. , Hartl R. (et
al.): Optimization, Dynamics, and Economic Analysis - Essays in Honor
of G. Feichtinger, Springer, Heidelberg, 2000, 375-388.

• Burkard Rainer E.: Transportation Problems. In: Kischka Peter, Leopold-
Wildburger Ulrike, Mo¨hring Rolf, Radermacher Franz-Josef (eds): Mo-
dels, Methods, and Decision Support for Management: Contributions to
Intelligent Decision Making - Essays in Honor of Paul Staehly, Physica-
Springer, Heidelberg, New York, 2001, 249-262.

Lexika und Wo¨rterbu¨ cher:

• Encyclopedia of Optimization, 6 vols., Floudas Ch. A., Pardalos P. M.
(Eds.), Dordrecht, Kluwer, 2001.

• Wirtschaftswo¨rterbuch; 2 Ba¨nde, Band 2, Deutsch-Englisch, Wilhelm
Scha¨fer (Hrsg.), 6. u¨berarb. und erw. Aufl., Vahlen, Mu¨nchen, 2000.

68 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise
Zeitschriftenbeitra¨ ge:

• Selten Reinhard, Leopold-Wildburger Ulrike: Equilibrium Point Selection
in a Bargaining Situation with Opportunity Costs, Economie Applique´e,
Archives de l‘I.S.M.E.A. 36/4, Genf 1983, 611-648.

Jahrbu¨ cher:

• Irlenbusch, B., Leopold-Wildburger, U. et al. (2003): The effects of com-

munication in the voting procedure of the Stability and Growth Pact
in EMU in: Jahrbuch fu¨r Neue Politische O¨ konomie, Band 21, Mohr,

Tu¨bingen, S. 38-62.

Arbeitspapiere oder(unvero¨ffentlichte) Manuskripte:

• O. Becker, R. Selten, S. Lind-Braucher, U. Leopold-Wildburger: The Ma-
nagement Game SINTO Market Working Paper, Institute of Social Science
and Management, University of Kalmar, Sweden, 7/2001.

3.12 Formale Kriterien und Merkblatt

Am Ende Ihrer Arbeit u¨berpru¨fen Sie die formalen Kriterien an Hand der
folgenden Checkliste: Generelle Beurteilungskriterien

• Erfu¨llung der Themenstellung,
• Aufbau der Arbeit (u¨bersichtlich, sachlogisch),
• Erfassen von Sachverhalten,
• sinnvolle Fragestellungen,
• methodischer Ansatz,
• Fa¨higkeit, eigene Positionen zu beziehen,
• sprachlicher Ausdruck,
• Anwendung der Fachterminologie,
• Liste von Abku¨rzungen,
• Layout,

3.12 Formale Kriterien und Merkblatt 69

• Abbildungen und Grafiken (eigene Darstellung),

• konsequente Durchnummerierung
• - der Kapitel,
• - der Abbildungen,
• - der Graphiken,
• - der Tabellen,
• ordnungsgema¨ßes Zitieren,
• Wahl und Umfang der Quellen,
• Literaturverzeichnis, Vergleich zwischen im Text verwendeter Literatur

und im Verzeichnis angegebener Literatur, (was bei der Verwendung von
Tex automatisch passiert).

• Transfer- und Vergleichsfa¨higkeit. Offensichtlich sollten Sie auch Ihre
Terminvereinbarungen fu¨r die Besprechungen einhalten und gegebenen-
falls an ein ordnungsgema¨ßes Fu¨hren des Arbeitsprotokolls denken.

Bezu¨glich der inhaltlichen und formalen Bestimmungen zum Abfassen eines
Manuskripts sind Verlage erfahrungsgema¨ß sehr restriktiv.
L 9: www.springer.com

An jeder Universita¨t gibt es Merkbla¨tter, die Aufschluß geben u¨ber Details
zum Verfassen von Bakkalaureatsarbeiten, Masterarbeiten und im Doktorats-
studium fu¨r das Erstellen der Dissertation. Erkundigen Sie sich bei Ihrem
Betreuer und sehen Sie auf die Webseiten des jeweiligen Dekanates.

Merkbla¨tter bzw. den Verweis auf Standards in Ihrem Fachbereich gibt
es mittlerweile an allen Institutionen, an denen Sie Ihre Arbeit einreichen.

Bei der Erstellung des Konzeptes sollten u. a. folgende Fragen beru¨cksichtigt
werden :

Der Erkenntnisgegenstand:

• Was soll u¨berhaupt erkannt/erforscht werden und worin besteht der ange-
strebte Erkenntnisfortschritt?

• Bezeichnung des Erkenntnisobjektes.

70 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

• Erste begriffliche Eingrenzung des Untersuchungsfeldes (verallgemei-
nernd bzw. theorieorientiert) und Reflexion des erkenntnisleitenden In-
teresses.

• Begru¨ndung der Erkenntnissuche: Wozu ko¨nnen die Ergebnisse verwertet
werden? Welche praktischen und/oder theoretischen Konsequenzen sind
zu erwarten?

• Problemstellung: Warum soll ein Forschungsprozess u¨berhaupt in Gang
kommen? Was wird als problematisch begriffen bzw. welche (vermuteten)
Fakten und/oder welche Zusammenha¨nge zwischen welchen Pha¨nomenen
gilt es zu kritisieren?

• Darstellung des Problems inklusive Erla¨uterung/argumentative Begru¨ndung
eines kritikwu¨rdigen Missstandes bzw. des zu beseitigenden Wissensdefi-
zits.

• Theoretische und/oder ideologische (z. B. demokratiepolitische) Positio-
nierung der Problemperspektive. Erla¨uterung des Forschungskontextes:
Wie fu¨gt sich das Vorhaben in bereits bestehende Erkenntnisse ein?

• Forschungsleitende Fragestellungen!

• Was soll nun ganz konkret untersucht werden?

• Konkretisierung des Zieles der Arbeit.

• Formulierung erster konkreter Forschungsfragen (soweit mo¨glich).

Bei empirischen Arbeiten:

• Vorschau auf die zu operationalisierenden Variablen,

• Geplante Forschungsstrategie,

• Wie soll das Vorhaben realisiert werden?

• Darstellung des geplanten Arbeitsablaufes.

• Erste inhaltliche Strukturierung des Aufbaus der Arbeit, erste Hinweise
auf die zu konsultierenden Quellen bzw. auf die relevante Literatur.

• Vorschau auf die anzuwendende Methode (Art der Datenerfassung) sowie
die Untersuchungsobjekte/Untersuchungspopulation.

Merkblatt fu¨ r das Masterstudium technischer Universita¨ten

3.13 Beispiele 71

Fu¨r Architekturstudenten der Technischen Universita¨t Graz gibt es folgende
Auflistung von Hinweisen:
Fu¨r das Verfassen von Masterarbeiten:

• Zu einem selbst gewa¨hlten oder gestellten Projektthema sind Analysen
(schriftliche Erarbeitung der Grundlagen zur Planungsaufgabe) sowie
Entwu¨rfe (kreative Phase) unter Zugrundelegung von funktionellen (ver-
fahrenstechnischen) und gestalterischen Randbedingungen zu erarbeiten.

• Es sind graphische Ausarbeitungen von Pla¨nen im Bereich der Entwurfs-
und Detailplanung nach Schwerpunkten der diversen Fachbereiche zu er-
stellen; weiters sind ha¨ufig Modelle und/oder computergestu¨tzte grafische
Simulationen anzufertigen. Dabei gibt es u. a. folgende Vorgehensweisen:
konstruktiv, urbanistisch, bauku¨nstlerisch, funktionell (Geba¨udelehre) und
raumku¨ nstlerisch.

3.13 Beispiele

3.13.1 Beispiel fu¨ r den Aufbau einer Arbeit aus dem Gebiet der
experimentellen O¨ konomie

Otwin BECKER,
Alfred Weber Institut, Ruprecht Karls-Universita¨t Heidelberg
Ulrike LEOPOLD-WILDBURGER,
Institut fu¨r Statistik und OR, Karl Franzens-Universita¨t Graz

Das Auge war von jeher weitsichtiger als alle anderen Sinne Loblied und
andere Olivenkerne; (Rafik SCHAMI, 1997)
Zusammenfassung:
Die visuell gestu¨tzte Extrapolation ist ein besonders ha¨ufig angewendetes
Verfahren, das praktisch fu¨r jede graphisch dargestellte Zeitreihe Verwen-
dung finden kann. Folgt die Zeitreihe keinem leicht erkennbaren, strengen
Bildungsgesetz, weichen die individuellen Gestaltsausdeutungen in der Re-
gel sehr voneinander ab, jedoch im Durchschnitt mitteln sich viele singula¨re
Ausdeutungen heraus. Demgegenu¨ber lassen sich einige wenige wesentli-
che Merkmale ausfindig machen, die im vorliegenden Beitrag die Grund-
lage eines a priori Erkla¨rungsmodells fu¨r Kollektivprognosen bilden. Die
U¨ berpru¨fung dieses Modells im Rahmen einer Reihe von Experimenten lie-
fert bemerkenswerte Ergebnisse.

72 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

Abstract:
Among qualitative forecasting techniques, graphic extrapolation of a time
series is a particularly simple and by far the most popular forecasting tech-
nique. Recognising regularities of a given curve by visual inference enables
the filtering out of outliers and often also helps to identify clearly the pat-
terns of the stochastically superimposed formation rules according to which
a certain series of numbers is formed. This survey presents an a priori model
for explaining average forecasts which have already furnished remarkable
results in a number of experimental verification runs.

Schlu¨ sselwo¨rter: Vorhersagen, Extrapolationen, Prognosen, Erwartungsbil-
dung, Visuelle Inferenz, Graphische Zeitreihenanalyse, Experimente.

1. Einfu¨ hrung
Die in diesem Aufsatz vorgegebene Problemstellung zur Erwartungsbildung
behandelt eine Thematik u¨ber Prognosen, die in der wirtschaftswissenschaft-
lichen Forschung weit zuru¨ckreicht. Die Erwartungen von Entscheidungs-
tra¨gern haben in der o¨konomischen Verhaltensforschung von jeher als antizi-
pierte Gro¨ßen, mit denen man rechnen muss, eine wesentliche Rolle gespielt.
Die Beru¨cksichtigung solcher Einzelfaktoren zur Erkla¨rung wirtschaftlicher
Entscheidungen la¨sst sich bis in die Anfangsjahre des vergangenen Jahr-
hunderts zuru¨ckverfolgen. So behandelt etwa der als Vertreter der Banking-
Schule bekannte Henry Thorton (1802) den Einfluss der Preiserwartungen
auf Zinssa¨tze. Von den Vertretern der Stockholmer Schule wurde in den drei-
ßiger Jahren des 20. Jahrhunderts systematisch untersucht, wie Abweichun-
gen zwischen geplanter (bzw. erwarteter) und tatsa¨chlicher Entwicklung den
Wirtschaftsverlauf beeinflussen. Richtungsweisend hierzu waren vor allem
die Arbeiten von Erik Lindahl. Aus dem Kreis der a¨lteren Nationalo¨konomen
ist vor allem J.M.Keynes zu nennen, der ...

6.Ergebnisse
Das Experiment wurde bisher an den Universita¨ten in Heidelberg und Graz
genau 333mal durchgefu¨hrt. In der Abbildung 5 sind die Kollektiv-Vorher-
sagewerte den Vorhersagewerten der b-l-Prozedur gegenu¨bergestellt. Die
Differenz zwischen den Kollektivprognosen und der b-l-Prozedur ist durch
den untersten Linienzug wiedergegeben und man kann die geringen Abwei-
chungen voneinander ersehen. Aus den derzeit laufenden Experimentserien
mit Zusatzinformation fu¨r die Vpn in Form von Leitindikatoren zeigt sich
bei erster Auswertung, dass eine verallgemeinerte b-l-Prozedur ebenfalls ei-
ne nennenswerte Effizienz aufweist (Becker/Leopold-Wildburger 1999). Mit
solchen Informationen sollen komplexere, aber realistische Problemsituatio-
nen analysiert werden.

3.13 Beispiele 73

3.13.2 Beispiel einer Kurzfassung einer
wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation

Christian Grabner, August 2006,

Zusammenfassung: Die eingereichte Arbeit bedient sich der Experimen-
tellen Wirtschaftsforschung, um einen Erkenntnisgewinn u¨ber das Verhal-
ten von Personen bei der Steuerung komplexer Systeme, beispielsweise
der Fu¨hrung von Unternehmen, der Steuerung von Ma¨rkten oder der Be-
wirtschaftung von O¨ kosystemen, zu ermo¨glichen. Die Experimentelle Wirt-
schaftsforschung, die unterstrichen durch die Wirtschaftsnobelpreise 1994
(Nash, Selten, Harsanyi), 2002 (Kahneman, Smith) und 2005 (Aumann,
Schelling) zu einer der zukunftstra¨chtigsten Forschungsrichtungen geza¨hlt
werden kann, bedient sich kontrollierter Laborexperimente, in denen Ver-
suchspersonen Entscheidungssituationen ausgesetzt werden, die durch den
Versuchsleiter dokumentiert und spa¨ter statistisch analysiert werden. Lang-
fristiges Ziel stellt eine mo¨gliche Prognose des Entscheidungsverhaltens von
Personen dar.

Viele Situationen insbesondere in Wirtschaft oder Umwelt sind durch kom-
plexe Zusammenha¨nge gepra¨gt. So ist es beispielsweise fu¨r eine gewisse
Region als Wirtschaftsstandort wichtig, ausreichend Infrastruktur zur wirt-
schaftlichen Entwicklung bereitzustellen, andererseits mo¨chte dieselbe Re-
gion aber auch eine unberu¨hrte Natur fu¨r Tourismus bzw. als Lebensraum
bieten. Solche und a¨hnliche Interdepenzen ziehen sich durch viele Berei-
che des Lebens, weshalb es fu¨r beteiligte Individuen oft sehr schwierig ist,
gezielt beabsichtigte Entwicklungen herbeizufu¨hren. Fu¨r Außenstehende ist
wiederum schwierig abzuscha¨tzen, wie Individuen entscheiden und mit wel-
chen Entwicklungen in weiterer Folge auf der Makroebene gerechnet werden
muss.

Eine empirische Untersuchung ist zwar grundsa¨tzlich denkbar, kann aber
nur in einem sehr geringen Stichprobenumfang erfolgen. Auch innerhalb der
Stichprobe ko¨nnte bei solch umfangreichen Untersuchungen keine Gleich-
artigkeit gewa¨hrleistet werden. Eine theoretische Abhandlung wiederum
ermo¨glicht keine U¨ berpru¨fung der Interdepenzen. Als Konsequenz daraus
ist die Methode der Experimentellen Wirtschaftsforschung mit den dabei
eingesetzten Laborexperimenten zweckma¨ßig, in denen die komplexe Situa-
tion durch Modelle nachgebildet werden kann. Somit kann eine Situation
mit ausreichendem Stichprobenumfang und kontrollierbaren externen Ein-
flu¨ssen simuliert werden. Die Grundlage der hier verwendeten Simulations-
und Optimierungsmodelle stellt das Differentialgleichungssystem von Lotka

74 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

und Volterra dar, das eine Beschreibung der so genannten Ra¨uber-Beute-
Populationen ermo¨glicht.

Die Untersuchung kann hinsichtlich folgender Schwerpunkte strukturiert
werden:

• Charakterisierung der Versuchspersonen durch Erfassung der Eigenschaf-
ten mittels Perso¨nlichkeitstest (Situationsunabha¨ngig).

• Versetzung der Versuchspersonen in realita¨tsnahe Entscheidungssituatio-
nen, dargestellt durch computerunterstu¨tzte Simulationsmodelle.

• Erfassung der Entscheidungsmotive, der Strategieu¨berlegungen und sons-
tiger Einstellungen und U¨ berlegungen wa¨hrend der Steuerungsaufgabe
durch eine Befragung (Situationsabha¨ngig).

• Analyse des Entscheidungsverhaltens durch multivariate statistische Me-
thoden sowie Individualanalysen.

Die vorliegende Arbeit konnte in mehreren Bereichen neuartige Untersu-
chungsgebiete erschließen und entsprechende Erkenntnisse liefern. Erstmals
angewandt wurde die Gruppierung der Versuchspersonen anhand von hand-
lungsbeschreibenden, ergebnisunabha¨ngigen Klassifizierungskriterien, die
es ermo¨glichen erfolgversprechende Handlungsweisen durch die Verbindung
mit dem direkt messbaren Punkteergebnis aufzuzeigen. Ebenso konnte nach-
gewiesen werden, dass der Bewirtschaftung eines Lotka-Volterra Systems
eine langfristige Investitionsstrategie zugrunde liegen muss, keine zufa¨lligen
Bestleistungen mo¨glich sind und gewisse Preiskonstellationen Risikobereit-
schaft sta¨rker belohnen als andere. Daneben zeigte sich unter anderem sehr
deutlich, dass Spaß und Motivation einen positiven Erfolgsbeitrag aufwei-
sen.

3.13.3 Beispiel einer englischen Kurzfassung eines Beitrags u¨ ber
Rationalita¨ t

SELTEN Reinhard schreibt in dem Buch: Bounded Rationality - The Adap-
tive Toolbox, edited by Gigerenzer G. and Selten R., The MIT Press, Cam-
bridge, Massachusetts, 2001, 26f. :
Expectation Formation

3.13 Beispiele 75

O. Becker and U. Leopold (1996) have developed an interesting experimen-
tally based theory of expectation formation in an environment in which a
subject predicts the next value of a univariate time series on the basis of past
observations. In the experiments, the time series was generated by a stocha-
stic second-order difference equation.
The average forecasts of the subjects are well described by a surprisingly
simple rule, which they call the ”bounds and likelihood procedure”. To ex-
plain this rule, we need some definitions and notations....

The more previous local maxima are surpassed by an value x, the less like-
ly is a continuation of an increase. An analogous statement applies to the
continuation of a decrease. This is the rationale of the procedure. It is very
interesting to note that the variance of the best production based on an exact
knowledge of the stochastic difference equation is 87 percent of the varian-
ce of the bounds and likelihood procedure. This shows that this procedure
is surprisingly efficient, in spite of the fact that it is very different from, and
much simpler than, the usual forecasting techniques. However, one must bear
in mind that it describes average forecasts rather than individual behavior.
Nevertheless, it suggests that the spontaneous response of individuals is also
guided by the recent direction of the time series, by past average variation,
and by comparisons of the present value with past local extrema.

3.13.4 Beispiel aus der Bevo¨lkerungs- und Wirtschaftsstatistik

Dissertation
Vertrauen in Daten - Vertrauen zum Termin
Umfragen - Gewichtungen - Manipulationen
Bankzufriedenheitsumfrage Graz 1998
Dkfm. Mag. Jo¨rg Schu¨tze
Fakulta¨t fu¨r Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Institut fu¨r Statistik und Operations Research
Karl-Franzens Universita¨t Graz
zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Sozial- und Wirtschafts-
wissenschaften
Erstgutachter: Univ.-Prof. Dr. Ulrike Leopold-Wildburger Zweitgutachter:
Univ.-Prof. Dr. Peter Steiner

Graz, Juni 2000
Zusammenfassung:
In den Monaten April bis Juli 1998 wurde in Graz eine telefonische Bankzu-

76 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

friedenheitsumfrage mit Beratungsoption durchgefu¨hrt, aus der knapp 2500
Datensa¨tze zur Analyse u¨ber Mo¨glichkeiten und Grenzen der Kundenak-
quisition zur Verfu¨gung stehen. Fu¨r statistische Datenauswertungen werden
in der vorliegenden Arbeit rigorose Anforderungen an die Art und Wei-
se des Zustandekommens der Daten gestellt und daru¨ber hinaus die Re-
pra¨sentativita¨t der Daten genau untersucht. Eine grundlegende Vorausset-
zung beim statistischen Inferenzschluss ist Repra¨sentativita¨t im Sinne einer
unverzerrten Zufallsauswahl einer Stichprobe, jedoch ist eine solche Ideal-
situation selten vorzufinden. In unserem Rahmen stellen Vergleiche mit be-
triebsinternen und extern vorgegebenen, demographischen Daten sowie Ge-
wichtungen Instrumente dar, welche zur Absicherung von Aussagen oft nur
unzureichend bei Befragungen angewandt bzw. methodisch ha¨ufig nicht hin-
reichend hinterfragt wurden. Solche Ansa¨tze zur Entzerrung ero¨ffnen na-
turgema¨ß Manipulationsmo¨glichkeiten, die viel zu selten offengelegt wer-
den. Das Vorgehen hier konzentriert sich auf die Aufdeckung Interviewer-
spezifischer Verzerrungen. Durch die Gro¨ße der Stichprobe sind wir in der
Lage ein allgemeines Vorgehen fu¨r Umfragen zu demonstrieren. Dabei steht
die Analyse der Stabilita¨t der Gro¨ße bestimmter Kennzahlen im Mittelpunkt
und es wird aufgezeigt, wie sensitiv die einzelnen Gro¨ßen bzgl. Verzerrun-
gen reagieren.

Es werden Vergleiche der Umfragedaten pro Interviewer mit externen Daten
bei Anwendung verschiedener Gewichtungsverfahren vorgestellt. Dadurch
ist es mo¨glich, ein gewisses Vertrauen zu den Daten zu gewinnen, die eine
weitere, folgerichtige Auswertung ermo¨glichen. Es gelingt hier, die Konsis-
tenz der Arbeit zu zeigen: Manipulationen bzw. die Verzerrungen auf In-
terviewerebene ko¨nnen durch verschiedenste Vergleiche aufgezeigt werden,
wa¨hrend sich bei Betrachtung, die alle Interviewer gleichzeitig einbezieht,
diese aufgezeigten Verzerrungen weitgehend auflo¨sen.
Insgesamt liefert die Arbeit fundierte Hinweise fu¨r die Auswertung von Da-
ten aus kleinen Stichproben. Hier ergibt sich eine besondere Relevanz fu¨r
internetbasierte und telefonische Befragungen. Die Variablen Anlegertyp,
Berufsgruppe, Alter und Geschlecht waren die wesentlichen Bestimmungs-
gro¨ßen fu¨r ausreichendes Vertrauen zum Interview und zum Termin. Die Be-
deutung des Telefons als Kontaktmittler, gerade fu¨r die ju¨ngeren, vielleicht
weniger risikoaversen Personen kommt bei dem Vergleich der tatsa¨chlich
zustande gekommenen Vertra¨ge zum Tragen.

TEesilstheha¨uensli2c4h7e8GFersapgrea¨bco¨hgeentezrmurinVieerrft.u¨gFuenrnge. rBleiieg1e8n20n(o”cMh i6x“5)8 wurden zum
Fragebo¨ gen

s(”pTra¨ecrmheinhea“n)dveoltr., wobei es sich ausschließlich um vereinbarte ha¨usliche Ge-

3.13 Beispiele 77

Erhebungsform: Telefonische Einthemenbefragung als Stichprobe.
Ziel: Marktforschungskenntnisse. Gescha¨ftsbeziehungsintensivierung (cross-
selling) und Kundenakquisition.
Grundgesamtheit: Personen zwischen 17 und 65 Jahren, erreichbar in Graz-
Stadt am Privat-Festnetzanschluss.
Zielgruppe: Gescha¨ftsfa¨hige Privatpersonen mit Bedarf an Finanzdienstleis-
tungen entsprechend der Grundgesamtheit.
Auswahlmodus: Zufallsauswahl von Telefon-CD-ROM HH-Auswahl. Erste
erreichte Person aus der GG (first-answer) Anzahl auswertbarer Fragebo¨gen
2478 Datensa¨tze, verteilt auf Umfrageaktionen: Anzahl der Datensa¨tze: 750,
353, 225, 492, 246, 120 und 292. Erhebungsinstrument: Standardisierte Fra-
gebo¨gen Zeitraum der Befragung: April 1998 - Juli 1998, jeweils Montags
bis Freitags von 10:00 Uhr bis 20:00 Uhr Interviewerzahl: 15.
EDV-Auswertung: SPSS 9.0 fu¨r Windows.
Tabelle: Technische Daten der Untersuchung.

3.13.5 Beispiel aus der Politikwissenschaft

Reiter Erich (Hrsg.): Krisengebiete in Europa, Mittler, Hamburg, 2001.
Vorwort
Am Beginn des neuen Jahrtausends za¨hlen fu¨r die sich weiterentwickeln-
de gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) der Europa¨ischen
Union die Stabilisierung des westlichen Balkans sowie der o¨sterreichischen
Instabilita¨tszone Russland-Ukraine-Baltikum zu den zentralen sicherheits-
politischen Herausforderungen. Obwohl die Probleme in diesen Regionen
sehr unterschiedlicher Natur sind, ko¨nnen doch auch Parallelen konstatiert
werden: So spielen in beiden Regionen Nationsbildungsprozesse nach dem
Zerfall von Vielvo¨lkerstaaten (Sozialistische Fo¨derative Republik Jugosla-
wien, Sowjetunion) sowie daraus resultierende interethnische Spannungen
und Konflikte eine wichtige Rolle.
Die Beitra¨ge im ersten Teil dieses Sammelbandes behandeln die noch offe-
nen Konflikte im su¨dslawisch-albanischen Raum. Einige Autoren sprechen
die bisherigen Stabilisierungsmaßnahmen der internationalen Gemeinschaft
in der Konfliktregion an. Auch fast sechs Jahre nach der Unterzeichnung des
Dayton-Abkommens durch die bosnischen Konfliktparteien und zwei Jah-
re nach der Einsetzung der UNO-U¨ bergangsverwaltung im Kosovo zeichnet
sich noch kein Ende der ethnischen, ordnungspolitischen und territorialen
Konflikte im westlichen Balkan ab.

78 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

...

Anton Vushkarnik (Zweite Europa-Abteilung des russischen Außenministe-
riums) schließt den Sammelband mit einem Beitrag u¨ber die russische Bal-
tikumpolitik. Nach dem Abzug der russischen Truppen aus den baltischen
Staaten bestimmen der Status der russischsprachigen Bevo¨lkerungsteile, die
wirtschaftliche Zusammenarbeit und die sicherheitspolitische Orientierung
der baltischen Staaten die russisch-baltischen Beziehungen. A¨ hnlich wie
Moshes stellt auch Vushkarnik bei der Beurteilung der Außenpolitik Mos-
kaus den Aspekt der Wahrung russischer nationaler Interessen in den Vor-
dergrund. Eine Entspannung in den Beziehungen zwischen Russland und
den baltischen Staaten wird vor allem von einer Verbesserung der aus Mos-
kauer Sicht schlechten Lage der russischen Minderheiten abha¨ngig gemacht.
Die Bemu¨hungen der baltischen Staaten um einen NATO-Beitritt werden als
Bedrohung fu¨r die nationalen Interessen Russlands wahrgenommen.

3.13.6 Beispiel aus den vergleichenden Geschichtswissenschaften

Ian R. Clark University of Hull Auszug aus der Examensarbeit zur Frage:
COMPARE AND COMMENT ON THE TREATMENT OF HISTORICAL
THEMES THE FOLLOWING PLAYS :

EGMONT,WILHELM TELL,DANTONS TOD.

”GEibstgeisbtdeaisnu¨Dberrahmaaupmt?i“t historischen Stoffen. Aber ein historisches Drama?

This is the question posed by Sengle(1) in the introduction to his study of

the historical drama. In an attempt to answer the question he considers two

points of view. Firstly, as a dramatic form the historical drama needs an idea

but it is arguable that the idea belongs to the Author rather than the historical

subject. Secondly, is it possible to conceive a drama in which the historical

subject corresponds to some idea of the Author and the two merge to b”eeia-
ner unlo¨slichen Einheit“. For this to happen Sengle agrees there must

real relationship between the historical subject and the Author’s idea. The

main historical characters (Lamoral, Count of Egmont and Prince of Gavre,

Wilhelm Tell and Georges Danton) and their respective settings (the Net-

herlands struggle for independence, the struggle of the Swiss Confederacy

3.13 Beispiele 79

and the Terror of the French Revolution) provide the Authors of the dramas
which are the subject of this essay with the historical material, but it is the
Author’s use of such material which can determine whether the drama is a
historical drama or just a drama with historical material.

In a comparison or comment on the treatment of historical themes in the
three dramas it is perhaps useful to use the question posed by Sengle as a
suitable measure. Any investigation on these lines would include questions
which could be asked in any comment on historical themes. Questions such
as, is the drama a reproduction of historical events, or has the Author a par-
ticular idea or particular purpose that he wishes to convey through the use
of historical themes? If the latter, what are the ideas or purposes? How do
the historical figures represent theses ideas? It is proposed to consider these
questions in relation to the three dramas and from the findings compare and
comment on the treatment of historical themes in them. By no means is Goe-
the’s Egmont a mere reproduction of historical events. The theatrical climate
at the time Goethe started the composition of the drama was opposed to such
a use of history. In the context of the eighteenth century German literature, as
Waidson(2) points out, ”Go¨tz von Berlichingen”was the first genuinely his-
torical drama in Germany and earlier dramatists had been under no constraint
to take the facts of history and their social background seriously. The Auf-
kla¨rung writers had been at pains to draw a distinction between Dichtung
and Geschichtsschreibung. Gottsched saw History as a source of names of
important people which might give the play’s moral purpose and plot added
dignity. Der Poet hat nicht die historische, sondern die moralische Wahrheit
zum Zwecke
...
Egmont, Wilhelm Tell and Dantons Tod are all dramas mit historischen Stof-
fen but other ideas and purposes underly the treatment of historical themes.
Goethe is concerned with the Sturm and Drang concept of freedom, the dae-
monic forces that control our existence and certain psychological conside-
rations. Indeed as the writing of the drama drags out the fact that it was a
historical drama became more of a burden. Schiller is concerned with the
dramatization of a legend and an attempt to unify the poetical and the histo-
rical. He pays closer attention to historical detail than Goethe and because of
their Mainland warns against confusing the message of the myth of Wilhelm
Tell and that of Schiller’s drama. Bu¨chner in contrast to Goethe and Schiller
attempts to produce history as it really happened but beneath a drama that
contains much historical accuracy there too lies the Author’s ideas of help-
lessness of man against the process of history.

80 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

References:
Sengle, Friedrich: Das Deutsche Geschichtsdrama, Stuttgart, 1952.
Goethe, Johann Wolfgang von, Egmont, 1788, Edited by H.M. Waidson,
Blackwell’s German Texts.
Gottsched, Johann Christoph: Beytra¨ge zur Critischen Historie der Deut-
schen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, 1740, Stuck 24, quoted by Sengle
p.12.

3.13.7 Beispiel einer Simulationsstudie: Thema Konfliktforschung

Markus Glawischnig (2001):
Evolutionstheoretische Analyse von Strategien in wiederholten Spielen

Abstract: In der Literatur findet man Strategien, die es geschafft haben, im
Rahmen von simulierten Turnieren erfolgreich abzuschneiden. Dabei wird
prima¨r das Ziel verfolgt, eine Strategie zu finden, die besser abschneidet
als TIT-FOR-TAT. Als gute Kandidaten hierfu¨r gelten die Strategien WIN
STAY-LOSE CHANGE, GRIM TRIGGER sowie bestimmte Maximierungs-
strategien etwa wie MAC. Es gibt auch Strategien mit leichten Modifikatio-
nen.
Wir analysieren die Umsta¨nde, unter denen diese Strategien Turniere gewin-
nen. Der Erfolg einer bestimmten Strategie variiert teilweise erheblich unter
kaum vera¨nderten Rahmenbedingungen und ist stark davon abha¨ngig, wel-
che weiteren Strategien vorhanden sind. So kann man leicht seine perso¨nliche
Lieblingsstrategie an den ersten Platz bringen, indem man die Gegner hin-
reichend geschickt auswa¨hlt.
...
Ergebnisse: Die Maximierungsstrategie MAC ist anfa¨llig fu¨r Zufallsein-
flu¨sse. Wir stellen fest, dass eine nicht zu vernachla¨ssigende Wahrscheinlich-
keit dafu¨r spricht, dass MAC seine im Allgemeinen guten Ergebnisse gegen
die Strategien GRIM TRIGGER und gegen TIT-FOR-TAT nicht einhalten
kann. Dies fu¨hrt zu signifikant schwa¨cheren Erwartungswerten, als bisher in
der Literatur angenommen wurde.

References

Axelrod, Robert. The Evolution of Cooperation, Oldenburg, Mu¨nchen, 1987.
Harsanyi, John C., Reinhard Selten. A General Theory of Equilibrium Selec-
tion in Games, MIT Press, Cambridge M.A., 1988.

3.13 Beispiele 81

Watzlawick, Paul, Wie wirklich ist die Wirklichkeit, Piper, 1976.
Wittgenstein, Ludwig. 1921: Tractatus logico-philosophicus, 9. Auflage,
Suhrkamp, Frankfurt/Main, 1973.

3.13.8 Beispiel fu¨ r Einsatzmo¨glichkeiten von Kreativita¨tstechniken
im Betriebswirtschaftslehreunterricht

Filippina Risopoulos, Graz, 2001.

Kurzzusammenfassung:

Die Arbeit gibt einen U¨ berblick u¨ber das allgemeine Bildungsziel ho¨herer
wirtschaftlicher Schulen, den Begriff der Kreativita¨t und erla¨utert ferner
den Begriff der Kreativita¨tstechniken im Allgemeinen sowie auch im Spe-
ziellen. Durch den integrativen Einsatz ausgewa¨hlter Kreativita¨tstechniken
in einem Unterrichtsprojekt an einer ho¨heren wirtschaftlichen Schule wird
im Rahmen des Betriebswirtschaftslehreunterrichts gezeigt, dass Kreati-
vita¨tstechniken als alternative Methoden eine positive Unterrichtserga¨nzung
darstellen ko¨nnen.

Ausgewa¨hlte Kreativita¨tstechniken wie zum Beispiel die Methode 6 3 5
oder der Morphologische Kasten wurden zum Thema Produktionsbetrie-
be mit dem Schwerpunkt Produktentwicklung eingesetzt. Es sollte bei den
Schu¨lerInnen das Bewusstsein entstehen, fu¨r zuku¨nftige Aufgaben vielfa¨ltige
Wahlmo¨glichkeiten zu haben und diese auch positiv nutzen zu ko¨nnen.

Im Unterrichtsprojekt galt es allgemein angenommene Zusammenha¨ngen zu
u¨berpru¨fen. Es sollten Vergleiche gezogen werden zwischen denjenigen, die
den Kreativita¨tstechniken eher offen gegenu¨ber stehen und denjenigen, die
sich den alternativen Lernformen gegenu¨ber eher verschlossen zeigen.

Gema¨ß der Zielsetzung dieser Arbeit hat sich ergeben, dass der Einsatz
kreativer Methoden (Kreativita¨tstechniken) den Lernprozess positiv zu un-
terstu¨tzten scheint. Insgesamt konnte gezeigt werden, dass ein bestimmter
Schu¨lerInnentyp durchaus in der Lage und Willens war, unter den gegebe-
nen Umsta¨nden mit neuen, unbekannten Mitteln zu arbeiten. Der Einsatz
von Kreativita¨tstechniken im Betriebswirtschaftslehreunterricht konnte er-
folgreich unter Beweis gestellt werden.

Diese Arbeit kann als Vorstudie fu¨r weitere Forschungen gesehen werden.

82 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

Die Darstellung von mo¨glichen interessanten und ungewo¨hnlichen Zusam-
menha¨ngen mu¨sste durch weitere Experimente und Forschungen erweitert
werden.

1 Einleitung

1.1 Motivation:
Das o¨sterreichische Schulsystem bietet eine Vielfalt von Wahlmo¨glichkeiten
zur perso¨nlichen sowie auch zur beruflichen Bildung. Diese Bildungsmo¨glich-
keiten werden in Bezug auf unterschiedliche Interessen, Begabungen und
Motivationen in verschiedenen Schultypen angeboten. Durch die Vielfalt
entsteht eine gewisse Wahlfreiheit. Gesetze und Regeln der Lehrplanbestim-
mungen mu¨ssen eingehalten werden, um dem System Schule gerecht zu wer-
den. Schu¨lerInnen wie auch LehrerInnen werden innerhalb dieses Regelsys-
tems gleichermaßen gefordert.
...

5 Evaluierung des Unterrichtsprojektes

5.1 Aufbau der empirischen Arbeit:
Kreativita¨t ist Ausdruck einer wahrnehmungsspezifischen Erfassung und
Wiedergabe der Prozesse, die inner- und außerhalb unseres Ichs passieren.
Am Beispiel des durchgefu¨hrten Unterrichtsprojektes soll gemessen werden,
wie sich der Einsatz von bisher im Unterrichtsfach Betriebswirtschaftslehre
noch nicht angewendeten Kreativita¨tstechniken zur Erarbeitung und Erfas-
sung eines bestimmten Themengebietes dargestellt hat.

3.13.9 Beispiel aus der Mathematik

Leopold-Wildburger U., Gamerith W., Steindl W., Einfu¨hrung in die Wirt-
schaftsmathematik, 5.Auflage, Springer, Heidelberg, 2011.

Auszug aus Kapitel 2 Lineare Algebra:

3.13 Beispiele 83
1. Grundlagen

1. 1 Mengen und Elemente

Wie in der Mathematik u¨blich, wird im Weiteren die Sprechweise der Men-

genlehre verwendet. Am Beginn steht daher der BdeergrMiffendgeern”lMeheren,gein“ , den
Georg CANTOR (1845 - 1918), der Begru¨nder dem

gAeunfdseartzm”aBßeenitrda¨egfienzieurrt Begru¨ ndung der transfiniten Mengenlehre“ 1895 fol-
hat.

Definition 1.2.1 Unter einer Menge versteht man eine Zusammenfassung
bestimmter, wohlunterschiedener Objekte unserer Anschauung oder unseres
Denkens zu einem Ganzen. Diese Objekte werden Elemente der Menge ge-
nannt.

Fu¨r jedes Element muß entscheidbar sein, ob es zur Menge geho¨rt oder nicht.

Die Elemente mu¨ssen klar voneinander trennbar sein; ”eine Menge Arbeit“
ist im Sinne obiger Definition keine Menge.

U¨ blicherweise werden Mengen mit Großbuchstaben z.B. A, M,Ω , ... und
ihre Elemente mit Kleinbuchstaben, z.B. a, m,ω, ... bezeichnet. Geho¨rt ein
Element a einer Menge A an, so schreibt man a∈ A, andernfalls schreibt man
a∈/ A.

Beispiel 1:
Bezeichnet A die Menge der o¨sterreichischen Bundesla¨nder und a das Bur-
genland, b die Steiermark, sowie c den Freistaat Bayern, so gilt: a ∈ A, b ∈
A, aber offensichtlich c ∈/ A.

Im folgenden werden zwei Arten zur Festlegung von Mengen angegeben:

(a) Durch Aufza¨hlen: Man gibt sa¨mtliche Elemente der Menge an und
setzt diese in eine geschlungene Klammer. Dabei ist die Reihenfolge
der Elemente unwesentlich.

Beispiel 2:
M1 = {2, 3, 5, 7} = {5, 2, 7, 3}
M2 = {Diesel, Super, Eurosuper, Normalbenzin, Heizo¨l}

(b) Durch Beschreiben: Man gibt eine Eigenschaft der Menge an, die
ausschließlich die Elemente der Menge, aber keine anderen Elemen-

84 3 Sammeln von Grundlagen in traditioneller Weise

te besitzen. Dies ist vor allem bei Mengen mit sehr vielen Elementen
sinnvoll.

Beispiel 3:
P = {x | x ist eine Primzahl}
Z7 = {x | x ist eine durch 7 teilbare ganze Zahl}
X = {x | x ist eine reelle Zahl und x ist kleiner als 5 }
Ω = {ω | ω ist Augenzahl eines Wu¨rfels }.

Bezeichnung: Ha¨ufig auftretende Zahlenmengen werden mit eigenen Sym-
bolen bezeichnet:

N = {1, 2, 3, . . .} Menge der natu¨rlichen Zahlen

Z = {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} Menge der ganzen Zahlen

Q = {x|x = m , mit m ∈ Z und n ∈ N} Menge der rationalen Zahlen
n
R = {x|x reell } Menge der reellen Zahlen

R+ = {x|x ∈ R und x ≥ 0} Menge der nichtneg., reellen Z.

R++ = {x|x ∈ R und x > 0} Menge der pos., reellen Zahlen

Die Menge der ganzen Zahlen ist die Erweiterung der Menge der natu¨rlichen
Zahlen genau um die Menge der negativen Zahlen und um die Null. Erwei-
tert man diese Menge um die (nicht ganzzahligen) Bru¨che, so erha¨lt man
die Menge der rationalen Zahlen. Die Menge der reellen Zahlen entha¨lt
daru¨ber hinaus noch zusa¨tzlich die irrationalen Zahlen, das sind die unend-
lichen, nicht periodischen Dezimalzahlen, wie z.B. Wurzeln usw. Beispiele
fu¨r irrationale Zahlen: Eulersche Zahl e = 2.71828... und die Kreiszahl π =
3.14159... .

3.14 Checkliste 85

3.14 Checkliste

A Inhalt:

1. Wie kann ich den Stand der Forschung zu meinem Fachgebiet gegebe-
nenfalls auch fu¨ r Fachfremde kompakt darstellen?

2. Welche sind die relevanten Nachbar-Disziplinen, wie kann der Bezug,
aber auch die Abgrenzung dorthin erfolgen?

3. Welches sind die relevanten Fachbuch- und Fachzeitschriftenbeitra¨ge
fu¨ r mein Thema?

4. Zugriff und Aktualita¨t der Literatur gekla¨rt?
5. Wie kann das Thema fu¨ r die Leser und auch fu¨ r mich selbst interessant

aufbereitet werden?
6. Welches sind die grundlegenden Begriffe und Haupthypothesen meiner

Arbeit?
7. Ist die Verwendung der (angegebenen) Forschungsmethoden klar?
8. Ist das gesetzte Ziel der Arbeit erreichbar/erreicht?

B Organisation:

1. Sind die formalen Vorgaben erfu¨ llt?
2. Sind die Absprachen mit dem Betreuer/der Betreuerin gekla¨rt und

ko¨nnen sie eingehalten werden?

Kapitel 4

Moderne Technologien

4.1 Grundlagen

4.1.1 Vorgangsweise

In diesem Kapitel werden wir Ideen aus den vorhergehenden Kapiteln auf-
greifen und die technische Ausstattung in den Mittelpunkt stellen, welche
die meisten Studierenden heutzutage verwenden.
Bachelor- und Masterarbeiten, sowie Dissertationen unterscheiden sich in
Bezug auf die notwendigen Ta¨tigkeiten, um den steigenden wissenschaftli-
chen Anspru¨chen Genu¨ge zu leisten. Sowohl der Umfang an notwendigen
Ta¨tigkeiten als auch der Seitenumfang sollten beim ada¨quaten Technikein-
satz bedacht werden.
Das Management des Projektes wissenschaftliche Arbeit kann sich einer
Vielzahl von computerbezogenen Hilfsmitteln bedienen, von denen nach-
folgend ein kurzer U¨ berblick gegeben wird.
Betrachten wir die Erstellung und Verwendung einer wissenschaftlichen Ar-
beit vom Anfang bis zum Ende, so kann dieser Prozess nach den Vorschla¨gen
von Kapitel 2 und 3 gegliedert werden.
Anhand der Herausforderungen, die bei der Erstellung einer wissenschaftli-
chen Arbeit vorhanden sind, entsteht ein erster Bezugsrahmen fu¨ r den Ein-
satz von Programmen und Diensten. Der fu¨r Studierende offene Entschei-
dungsraum wird im nachfolgenden Kapitel anhand gegebener Vorgaben und
technischer Mo¨glichkeiten umrissen. Darauf folgend wird anhand des typi-
schen Ablaufes der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit der Einsatz

87

88 4 Moderne Technologien

von Programmen und Diensten an Beispielen aufgezeigt. Abschließend er-
folgt als U¨ berblick die Vorstellung weiterer Mo¨glichkeiten moderner Tech-
nologien zur Abrundung.

4.1.2 Arbeitsplatz

Nachfolgend geben wir einige Grundsa¨tze zum Aufstellen Ihres Compu-
ters: Bei der Verwendung von (Sub-)Notebooks ist, gerade bei spiegelndem
Notebookdisplay, die Anschaffung eines externen Bildschirmes, sowie einer
externen Tastatur und Maus zu erwa¨gen, um einem vollwertigen und damit
individuell anpassbaren Computerarbeitsplatz mo¨glichst nahe zu kommen.
Der Sitzhaltung und Ergonomie sollten Sie Aufmerksamkeit zollen. Es
muss nicht gerade ein teurer Drehstuhl mit Nackenstu¨tze sein, doch lei-
der verwenden viele von uns gesundheitlich ungu¨nstige Sitzmo¨bel. Auf al-
le Fa¨lle sollten Sie sich wohlfu¨hlen und regelma¨ßig Ausgleichbewegungen
durchfu¨hren. Bei ha¨ufigen Schreibtischarbeiten sollten Sie fu¨r Alternativen
sorgen: Neben dem Wechsel zwischen Drehstuhl, Sessel und beispielswei-
se einem Kniehocker, dem Wechsel der Mausfu¨hrungshand empfehlen wir
auch die Einrichtung eines Steharbeitsplatzes beispielsweise mithilfe eines
verstellbaren Schreibtisches.
Der Lichteinfall auf Ihren Computerbildschirm sollte ins Kalku¨l gezogen
werden: Weder Lampen noch Tageslicht du¨rfen auf dem Bildschirm reflek-
tiert werden und Sie so blenden. Weitere Informationen zum Thema Arbeits-
platz finden Sie auf
L l0: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/
verfassen-und-vortragen.html#arbeitsplatz.

4.1.3 Teamarbeit

Neben der klassischen Einzelarbeit werden wissenschaftliche Arbeiten ver-
mehrt unter Beteiligung mehrerer Personen erstellt.
Im Rahmen heutiger Studien erfolgen auch Lernen und Arbeiten zuneh-
mend kooperativ. Verwendung finden dabei die umfangreichen technischen

4.1 Grundlagen 89

Mo¨glichkeiten wie E-Mail, Diskussionsforen, soziale Netzwerke und Online-

Kollaboration-Werkzeuge beispielsweise Googlemail Text & Tabellen. Schon

seit Jahren etabliert ist der Einbezug anderer Personen, welche Arbeiten

auf formale und/oder inhaltliche Fehler hin durchsehen. Abseits von der
U¨ bergabe einer Version der Arbeit als Ausdruck stehen fu¨r die digitale
U¨ berarbeitung in Textverarbeitungsprogrammen umfangreiche U¨ berarbeit-

ungs- und Kommentierungsfunktionen zur Verfu¨gung.

In Anbetracht des Umfanges beispielhaft aufgezeigter beno¨tigter Ressour-
cen fu¨r eine wissenschaftliche Arbeit werden auf Bildungsinstitutionen erste
Arbeiten vermehrt in Kooperation mit weiteren Studierenden vergeben.

Eine erweiterte Zusammenarbeit zwischen Studierenden ergibt sich oft bei
Seminararbeiten mit identischem thematischem Rahmen und individuell
festgelegten Schwerpunktthemen. Das Ergebnis sind einerseits Einzelarbei-
ten mit differierenden Schwerpunkten einer Themengruppe, andererseits Ge-
meinschaftsarbeiten. Bei solcher Teamarbeit ist infolge der eingeschra¨nkten
U¨ berpru¨fbarkeit der Beitra¨ge anderer dafu¨r Sorge zu leisten, eigene Beitra¨ge
genau zu dokumentieren und zu kennzeichnen bzw. abzugrenzen.

Gruppen- bzw. Teamarbeit ergibt sich normalerweise bei wissenschaftlichen
Projekten bereits beim Forschungsantrag bzw. bei Arbeitspapieren, welche
das Forschungsprojekt beschreiben. Ergebnispublikationen der Gruppenar-
beiten, oft als Arbeitspapiere eines Institutes, erfolgen regelma¨ßig beispiels-
weise mit Erreichen eines wesentlichen Zwischenergebnisses (Milestone),
bei Abschluss der Arbeiten (Abschlussbericht) bzw. auch bei Abbruch. Be-
sondere Ergebnisse gelungener Forschung inklusive Dokumentation gelan-
gen als meist (kurze) Ergebnisartikel in wissenschaftliche Journale.

Hierbei ist das spa¨ter folgende Kapitel zur Dokumentation zu beachten, da
die Feststellung des Wertes der geleisteten Beitra¨ge wichtig sein kann fu¨r
eine mo¨gliche Koautorenschaft. Weitere Informationen zum Thema Team-
arbeit finden Sie auf

L 11: www.ims.uni-stuttgart.de/˜schuetze/
verfassen-und-vortragen.html#teamarbeit.

4.1.4 Campusnetzwerk

Die Campusservices lassen es u¨blicherweise zu, von außen Ihre Dienste zu
nutzen, wenn man sich fu¨r diese einloggt. Eine weitere Art des Zugriffes

90 4 Moderne Technologien

besteht darin, sich in das Campusnetz u¨ber ein virtuelles privates Netzwerk
(VPN - Virtual Private Network) einzuwa¨hlen. Damit erha¨lt man den Sta-
tus intern am Campus und kann auch bestimmte nachfolgend beispielhaft
aufgezeigte lizenzabha¨ngige Dienste nutzen.

• Zugriff auf und Gestaltung einer eigenen Webseite,

• Online-Speicherplatz,

• Lehrveranstaltungsanmeldung,

• Pru¨fungsanmeldung,

• Leistungsverwaltung wie Zeugnisausdruck,

• Lehrveranstaltungsevaluation,

• Befragungen,

• Diskussionsforen,

• E-Learning Anwendungen,

• Zugriff auf Abonnements fu¨r elektronische Fachzeitschriften,

• Zugriff auf weitere Recherche- und Bibliotheksdienste, wie Fachlexika
und Datenbanken,

• Softwarelizenzen fu¨r Privat-PCs,

• Zugriff auf Software, welche auf Servern des Campus la¨uft (gehostete
Anwendungen),

• campusinterne Informationen (Personal-, Telefon- und Zusta¨ndigkeits-
verzeichnisse),

• Webmail (E-Mailservice des Campus) sowie

• Accountstatus (beispielsweise verbrauchte Guthaben, Lizenzen, Rechte).

Pru¨fen Sie, wie viel Speicherplatz Ihnen zur Verfu¨gung gestellt wird. Gege-
benenfalls mu¨ssen Sie sonst regelma¨ßig Zeit fu¨r eine Auswahl zu lo¨schender
Mails treffen, um Platz fu¨r neue E-Mails zu schaffen, weil die kostenlosen
Services u¨blicherweise nach einer gewissen Zeit a¨ltere Mails lo¨schen.

Ihr Campus bietet Ihnen in der Regel kostenlos ein E-Mailkonto an, welches
viele Vorteile hat. Es lohnt sich, das Angebot zu erkunden, weil relativ siche-
rer Speicherplatz geboten und oft gro¨ßere Anha¨nge zugelassen werden als
bei Gratis-E-Mailanbietern. Vergleichen Sie auch die Geschwindigkeit des

4.1 Grundlagen 91

Zugangs (Herunterladegeschwindigkeit wie auch Hochladegeschwindigkeit)
sowie eventuelle Kosten im Vergleich zu privaten Anbietern. Des Weiteren
ko¨nnen Sie E-Mails meistens zeitlich unbegrenzt speichern, solange Sie Ihr
Speicherlimit nicht u¨berschreiten.

Manchmal besteht Bedarf nach einer zweiten E-Mail-Adresse. Diese kann
fu¨r Anmeldungen kostenloser Dienste und auf Reisen verwendet werden.
Ihre neue Adresse ko¨nnen Sie immer dann verwenden, wenn die Gefahr un-
erwu¨nschter E-Mail-Nachrichten besteht. Gerade bei kostenlosen Diensten
ist es u¨blich, bei der Anmeldung eine E-Mail-Adresse angeben zu mu¨ssen.
Fu¨r den kostenlosen Service werden Sie bei bestimmten Anbietern im Ge-
genzug mit einer Vielzahl von elektronischen Nachrichten bzw. Werbebot-
schaften eingedeckt. E-Mail-Dienste Ihres Campus wie auch Googlemail

L 12: www.googlemail.com

bieten normalerweise einen ausgezeichneten Schutz gegen nicht erwu¨nschte
Nachrichten (spam) bzw. Reklamemassenmails.

Gehen Sie auf Reisen, stellen Sie beim Campus-E-Mailanbieter eine auto-
matische Weiterleitung ein bzw. stellen bei Ihrem Internetkonto die automa-
tische Abfrage Ihres Campus-E-Mailkontos ein. Sie ko¨nnen dabei einstellen,
dass abgerufene bzw. weitergeleitete E-Mails nicht gelo¨scht werden, womit
Sie die Mails spa¨ter nochmals abrufen ko¨nnen. Dieses stellt einen großen
Vorteil dar, falls E-Mails nur eine gewisse Zeit bei Ihrem Internetmailkonto
gespeichert bleiben.

Bedenken Sie, dass der Zugriff auf die Campusdienste von unbekannten
Rechnern aus große Gefahren birgt: Wenn jemand die Tastatureingaben auf-
zeichnet, wa¨hrend Sie sich beispielsweise fu¨r Campusservices einloggen,
kann er Ihre Zugangsdaten verwenden. Daher ist es sinnvoll, auf Reisen oder
bei unsicheren Arbeitspla¨tzen die Verwendung von Campusdiensten zu ver-
meiden. Fazit: Lassen Sie sich Ihre E-Mails auf ein privates E-Mail Konto
weiterleiten, dessen Passwort Sie regelma¨ßig a¨ndern ko¨nnen.

4.1.5 Dokumentation und Intersubjektivita¨t

Eine weitreichende Dokumentation der eigenen Arbeitsweise und geleiste-
ter Arbeitsschritte vereinigt viele Vorteile: Zuna¨chst erho¨ht diese die Sicher-
heit, bei aufgedeckten Fehlentwicklungen, beispielsweise durch Hinweise
einer Betreuungsperson, mit geringem Aufwand gegensteuern zu ko¨nnen,


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