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Mit dem Rennrad von der Nordspitze in den Süden.

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Published by otto.petrovic, 2019-09-10 05:38:55

Japan Nord-Süd erleben

Mit dem Rennrad von der Nordspitze in den Süden.

Keywords: Japan,Rennrad

Von Cape Soya über die Japanischen Alpen
nach Cape Sata



Dazwischen
liegen
ein
paar
Gedanken.




Und
wieder:
alles
ist
so
anders,
wenn
man
wirklich
dort
ist.




Das
Gesamtprojekt
bestmöglich
vorbereiten:
ja,
unbedingt.
Immer

an
alle
bevorstehenden
Aufgaben
und
Teilstrecken
denken:
nein,

dann
beginnt
man
erst
gar
nicht.
Was
man
gerade
macht
best-

möglich
machen
und
den
Weg
Schritt
für
Schritt
gehen.



Wirklich
gescheitert
wäre
ich
nur,
wenn
ich
Japan
nicht
versucht

hätte
-
und
genau
erklären
könnte,
warum
nicht.



Hätte
ich
mich
zu
Tode
gefürchtet,
ob
vor
der
Bärenattacke
in

Hokkaido
oder
dem
Raubüberfall
im
Kloster,
wäre
ich
auch
ge-

storben.
Oder
noch
schlimmer:
scheintot.



Letztlich
zählen
nicht
die
Anzahl
der
Atemzüge
im
Leben,
sondern

die
Tiefe
der
erlebten
Bilder.
Die
Japanbilder
prägen
für
immer

meine
zukünftig
wahrgenommenen
Gegenwarten.



Ja,
das
Stadt-Land-Gefälle
ist
groß.
Ob
zwischen
den
Japanischen

Alpen
und
Tokyo
oder
Puch
bei
Weiz
und
der
Sankt
Peter
Haupt-

straße.
Vor
allem
was
das
Glänzen
der
Augen
betrifft.




Wir
brauchen
so
vieles
so
gar
nicht.
Dann
wird
es
möglich:
essen,

wenn
man
hungrig
ist
und
schlafen,
wenn
man
müde
ist.



Es
sind
nicht
die
Kilometer
und
Höhenmeter
zwischen
Cape
Soya

und
Cape
Sata.
Es
ist:
dass
man
es
tatsächlich
macht.


















(notiert
auf
der
Strecke,
Juli-August
2018)

In Japan kann man gut ...




Nur
mehr
vierzig
Kilometer
von
Russland
entfernt
sein.

Mehr
am
Land
als
in
der
Stadt
sein
wollen.

Die
Schrift
nicht
lesen,
die
Sprache
nicht
verstehen
und
Englisch
nicht

sprechen
können.

Unglaublich
viele
freundliche
Menschen
treffen.

Großartig
Sushi,
Sashimi,
Ramen
und
Soba
essen.

Schreine
und
Tempel
erleben.

Zengärten
anlegen.

Zazen
sitzen.

Atombomben
abwerfen.


Tokkōtai
Flieger
starten.

Seven
Eleven,
Family
Market
und
Lawson
umarmen
wollen.

Am
glühenden
Asphalt
ihrer
Parkplätze
sitzen
und
zusehen
wie
der

Kaffee
nicht
kalt
wird.

Bei
acht
Grad,
strömendem
Regen,
Nebel
und
Taifun
den
höchsten

Pass
rauf-
und
runterfahren.

Viele
Tage
bei
mehr
als
vierzig
Grad
zehn
Stunden
im


Sattel
sitzen.

Sich
über
Dusche
und
WC
im
eigenen
Zimmer
freuen.

Wirklich
heiße
Nächte
haben.

Turrini
lesen
und
Messner
schauen.

Die
großen
und
die
kleinen
Sorgen
nicht
teilen
können.

Mit
vierzig
jugendlichen
Baseballspielern
am
Boden
schlafen.

Alle
Routen
anders
als
geplant
fahren
müssen.

Nicht
den
Bergen,
der
Hitze,
der
Kälte,
dem
Regen
und
dem
Taifun

ausweichen,
sondern
den
Touristenströmen.

Großartig
frühstücken.

Bahnhöfe
durchwandern
wegen
des
guten
Essens.

Spüren,
dass
es
von
Tag
zu
Tag
leichter
wird.

Aus
der
letzten
Etappe
zur
Südspitze
einen
250er
machen.

Sich
sehr
über
Nachrichten
von
zu
Hause
freuen.









Allein
das
Land
mit
dem
Rennrad
durchqueren.



Fahren



An
das
Ende
der
Welt
geworfen.
Nach
der
Landung
kein
Englisch,
kein
Versender
für
die
Radtasche,

keine
Pumpe
die
funktioniert.
Dafür
sind
alle
Trümmer
heil
angekommen.
Obwohl
auf
der
Höhe
von

Marseille
peitscht
der
Taifun.
Vielleicht
wird
es
dann
im
Süden,
am
Breitengrad
des
Sudans,
ein
wenig

freundlicher.
Das
wird
es
aber
schon
am
Abend.
Beim
großartigen
ersten
japanischen
Essen
in
einem

Container
am
Straßenrand.



Die
geplante
Strecke
verläuft
zunächst
auf
der
Insel
Hokkaido
von
Cape
Soya,
dem
nördlichsten
Punkt

Japans,
der
Küste
entlang
und
dann
durch
das
Landesinnere
bis
zur
Hafenstadt
Tomakomai
im
Süden

der
Insel.
Das
Finden
des
Fährenterminals,
der
Ticketkauf,
das
Abendessen
nach
zwölf
Fahrstunden
stets

mit
dem
Rad
in
Sichtweite
und
das
sichere
Verzurren
auf
der
Fähre
verlaufen
ein
wenig
nervös,
aber
gut.




Am
Morgen
folgt
die
regnerische
aber
erleichterte
Ankunft
auf
Japans
Hauptinsel
Honshū.
Bereits
in
der

ersten
Woche
sind
zwei
Tage
gegenüber
dem
Plan
aufgeholt.
Das
mildert
ein
wenig
den
Termindruck

der
Seminare,
Vorträge
und
der
Genehmigung
zum
Aufenthalt
im
Eihei-ji
Tempel.




Von
Nikkō
auf
der
Höhe
von
Tokio
geht
es
los
zur
Ost-West-Durchquerung
der
Japanischen
Alpen.

Rechtzeitig
kommt
der
Taifunregen
bei
acht
Grad.
Also
nicht
nur
am
nördlichsten
Punkt,
sondern
auch

am
höchsten
Pass.
Sonst
hat
es
meist
über
40
Grad,
auch
für
Japan
eine
Hitzeperiode.
Etwas
Abkühlung

bringen
die
Zugfahrten
in
die
Stadtkerne
von
Tokyo,
Kyoto
und
Hiroshima.



Die
Tage
im
Eihei-ji
Tempel,
einem
der
beiden
Haupttempel
des
Soto-Zen-Buddhismus,
bleiben

unvergesslich.



Weiter
geht
es
mit
dem
Ziel,
Japans
dritte
Hauptinsel
auf
dem
Landweg
zu
erreichen.
Die
zehn
Brücken

der
Shimanami-Kaido-Route
überspannen
eine
traumhafte
Inselwelt
und
bringen
mich
nach
Shikoku.

Eine
kurze
Fährenfahrt,
verbunden
mit
dem
Genießen
der
ersten
Äpfel
seit
zwei
Wochen,
führt
zur
süd-

lichsten
Hauptinsel,
Kyūshū.
Für
eine
ordentliche
Abschlussetappe
lege
ich
die
letzten
beiden
Tage
zu-

sammen.
Dann
werden
es
aber
250
Kilometer.
Der
nächtliche
Empfang
in
der
kleinen
Landwirtschaft

mit
schon
geschlossener
Küche
ist
fulminant,
herzlich
und
einfach
großartig.
Die
Chefin
macht
für
mich

doch
noch
Sashimi.



3.000
Kilometer
an
18
Fahrtagen,
gleich
viele
Kilometer
an
gleich
vielen
Tagen
wie
bei
der
Tour
de

France,
sind
nicht
leicht.
Unsupported
zu
fahren
bedeutet,
immer
das
gesamte
Gepäck
bei
sich
und
das

Rad
in
Sichtweite
zu
haben
-
und
die
verbrauchten
126.000
Kilokalorien
nur
durch
lokale
Verpflegung

aufnehmen
zu
können.
Mit
der
richtigen
Zusammensetzung
an
Kohlenhydraten,
Proteinen
und
Fetten.

Auch
das
Navigieren
muss
man
selbst
schaffen.



Die
Strecke
alleine
zu
fahren
aber
heißt:
keine
der
täglichen
Sorgen
teilen
zu
können.




Das
ist
das
Schwerste.

Alles heil angekommen - in Wakkanai, dem Ende der Welt. Sonst ist alles anders als gedacht.

Am Weg nach Cape Soya, dem nördlichsten Punkt Japans, wird der Taifunregen immer schlimmer.

200 Kilometer durch unbewohntes Gebiet. Auch die Bären zeigen sich nicht.

Gib dein Bestes. Hier und jetzt. Der zweite Tag ist der härteste.

Der Buchweizenbauer erklärt mir seine Arbeit genau. Ich verstehe vieles, auch ohne Japanisch zu können.

Perfektion. Auch bei den Hausschuhen.

Traditionell japanisches Quartier mit Gemeinschaftsbad. Auch in der Nacht über 35 Grad. Das Risiko der
Klimaanlage ist zu groß.

Am Mount Norikura, der höchsten Passstraße Japans. Die Entscheidung ihn heute zu fahren ist schwierig. Vier
Straßen und die Abfahrt gesperrt. Wegen des wütenden Taifuns. Die Polizisten für ihr ‘Go’ umarmen wollen.

Die Ruhe nach dem Sturm. Die japanischen Alpen Ost-West durchquert.

Beides ist wohl ein Wandern. Punarbhava.

Über zehn Brücken auf der Shimanami-Kaido-Route weiter in den Süden. Zum Startpunkt geleitet mich eine
Polizistin auf ihrem Roller.

Wer Brücken bauen kann, braucht Fische. Wer schwimmen kann, braucht keine Brücken.

Eigentlich ist Regen und Sonne dasselbe. Auch in Japan.

Menschen



In
Japan
leben
rund
128
Millionen
Menschen.
Mit
einem
Medianalter
von


46
Jahren
und
einer
Lebenserwartung
von
84
Jahren
hat
Japan
die
älteste

Bevölkerung
der
Erde.
Sie
ist
ethnisch
und
sprachlich
weitgehend
homogen,

nur
zwei
Prozent
der
Bevölkerung
stammen
aus
dem
Ausland.
Die
japanische

Sprache
verwendet
neben
den
chinesischen
Schriftzeichen
(Kanji)
zwei
eigene

Silbenschriften.
Durchzugsstraßen
und
große
Bahnhöfe
sind
oft
auch
in
latei-

nischer
Umschrift
beschildert.
Entlang
meiner
Radroute
sehe
ich
davon
aber

recht
wenige.
Gar
keine
vertrauten
Zeichen
sind
auf
lokalen
Straßenkarten
und

auf
zwei
meiner
drei
Routenplaner
zu
finden.
Und
Englisch
ist
den
Einheimi-

schen
so
geläufig
wie
mir
das
Japanisch,
besonders
im
Norden
und
in
den

Alpen.
Also
gar
nicht.



Entlang
meiner
Route
durch
ländliche
Gebiete,
und
manchmal
durch
Groß-

städte
die
aber
nach
wenigen
Stunden
durchfahren
sind,
treffe
ich
nur
außer-

gewöhnlich
freundliche
und
hilfsbereite
Menschen.
Wie
schon
vor
einem
Jahr

in
Seoul,
als
ich
täglich
mit
dem
Rennrad
durch
einen
Stadtbezirk
zur
Arbeit

fuhr,
der
mehr
Einwohner
als
Österreich
hat,
werde
ich
auf
all
den
3000
Kilo-

metern
kein
einziges
Mal
angehupt,
geschnitten
oder
an
den
Straßenrand

gedrängt.



Die
unglaubliche
Höflichkeit
der
Japanerinnen
und
Japaner
spiegelt
sich
in

allen
Details
des
Alltags
wieder.
Auch
ihr
großer
Stolz
auf
die
Besonderheiten

ihrer
Kultur.
Diesen
verbinden
sie
mit
der
herzlichen
Aufnahme
von
Gästen
in

ihrem
Land.
Sehr
ergreifen
mich
die
Dankesreden
einer
Festtagsgesellschaft
in

meinem
letzten
Quartier
nach
der
Ankunft
im
Süden.
Jeder
einzelne
dankt
mir,

dass
ich
sein
Land
so
wertschätze
und
all
die
Strapazen
auf
mich
nehme,
um
es

mit
dem
Fahrrad
zu
durchqueren.



Auch
wenn
die
japanische
Kultur
innerhalb
Asiens
viele
Besonderheiten
auf-

weist
und
sich
auch
stark
zwischen
ländlichen
und
urbanen
Teilen
des
Landes

unterscheidet,
ist
sie
mir
so
seltsam
vertraut.




Vielleicht,
weil
nicht
nur
Laotse,
Konfuzius
und
Siddhartha
Gautama
Buddha

Asiaten
waren,
sondern
auch
Abraham,
Jesus
und
Mohammed.

Die japanische Ästhetik, als Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung, ist geprägt von der buddhistischen Idee der
Vergänglichkeit aller Dinge und der konfuzianistischen Selbstkultivierung.

Der Buchweizenbauer ist sehr stolz auf sein Feld. Wir tauschen uns eine halbe Stunde aus.
In unserer gemeinsamen Sprache.

Ihr Leben ist hart aber erfüllt. Auch ohne Autobahn. Oder gerade deswegen.

Auch das Zivilgewand ist immer dabei. Der Sack ist von der Münzwäscherei geliehen.

Manga, die japanischen Comics, stellen einen bedeutenden Teil der Literatur und Medienlandschaft dar. Sie werden
als eigene Kunstform betrachtet. Ihre Wurzeln reichen bis in das Mittelalter zurück.

Sumōtori werden sehr verehrt. Sie verbinden sportliche Leistung im Wettkampf mit über tausend Jahre alter
Zeremonie. Wie das Werfen von Salz und das Spülen des Mundes, das dem Ritual vor dem Betreten eines
Shintō-Heiligtums gleicht.

Shintō, die indigene Religion Japans, verbindet sich mit dem Buddhismus und Elementen des Konfuzianismus. Sie
prägt Menschen und ihre Kultur auch heute stark. Wie das Christentum den Westen.

Menschen in Japan haben die höchste Lebenserwartung der Welt - auch aufgrund der Ernährung. Das
Pensionsantrittsalter liegt bei über 70 Jahren. Arbeit wird sozial hoch geschätzt.

Japan war immer ein Innovationsführer in der Telekommunikation. Doch die intrakulturelle Vielfalt ist groß. In
Hokkaido dominiert das Telefax. In den Alpen gibt es noch Telefonzellen. Und Gondeln.

Die vollendete Höflichkeit im Umgang mit anderen Menschen ist ein herausragendes Kennzeichen der japanischen
Kultur. Die Rolle der Frau ist dabei weit komplexer als die der Madame Butterfly.

Die Alleen aus Tausenden von scharlachroten Torii am Gelände des Fushimi Inari-Taisha Schreins in Kyoto führen
zum Allerheiligsten auf der Spitze des Hügels - einem Spiegel.

Essen



Kochen
gilt
in
Japan
als
Kunst.
Die
Ethik
der
Perfektion
schwingt
immer

mit,
ob
an
der
Straßenküche
oder
dem
Sushi-ya
Sushi,
dem
klassischen

Sushi-Restaurant.
Hier
lernt
der
angehende
Sushi-Koch
im
ersten
Jahr

den
Boden
zu
schruppen
und
den
Meister
zu
beobachten.
Nach
zehn

Jahren
hat
er
das
Können
zum
Sushiya
und
nach
fünfzehn
vielleicht

sogar
zum
Itamae.




Fisch,
Meeresfrüchte,
Reis,
ergänzt
durch
Nudeln.
Öl
und
Gewürze
wer-

den
sehr
sparsam
verwendet,
um
den
Eigengeschmack
der
frischen

Produkte
bestmöglich
zu
erhalten.



Ein
Rennradfahrer
benötigt
an
einem
Tourentag
so
viel
Energie
wie
ein

Büromensch
in
einer
Arbeitswoche.
Es
ist
nicht
Appetit,
Hunger
oder

Durst
was
er
verspürt.
Vielmehr
ist
es
tiefe
Freude
und
vor
allem
Dank-

barkeit.
In
Japan
finden
der
Sushiya
und
der
Fahrer
zusammen.
Aber

auch
der
Buchweizenbauer,
die
Angestellte
des
Family
Markets
oder
die

Vermieterin
des
Zimmers.




Die
regionale
Küche
ist
ein
zentraler
Teil
des
Erlebens
einer
Tour.
Die

Wahrnehmung
umfasst
nicht
nur
die
Natur,
die
Menschen,
die
Kulturen,

die
mentalen
und
körperlichen
Anstrengungen,
sondern
auch
das
Essen.

Nicht
als
Objekt,
das
gekostet
und
beurteilt
wird.
Vielmehr
als
Teil
des

gesamten
Erlebens.



Washoku,
die
japanische
Küche,
wurde
von
der
UNESCO
im
Jahr
2013

zum
Weltkulturerbe
erklärt.

Die russische Strafkolonie Sachalin ist näher als das nächste Hotel.

Stundenlang im Taifunregen dem Meer entlang durch das Ende der Welt. Tschechow: Um hier zu überleben muß
man entweder Alkoholiker oder geisteskrank sein. Oder Rennradfahrer.

Auch auf der Straße. Die Perfektion der japanischen Küche mit seltsamen Fischen. Nicht nur bei den Speisen,
sondern als Gesamtkunstwerk.

Kobe-Rindflleisch unterliegt so hohen Qualitätsanforderungen, dass ein Kilogramm 600 Euro kostet. Aber auch um
acht Euro kann man wunderbar und hochwertig essen.

Nach 220 Kilometern den gleichen Berg zwei Stunden immer wieder rauf und runter um Potatoe Inn zu finden. Eine
Jugendherberge. Das wusste ich aber erst, als ich dort war.

Sobanudeln sind aus Buchweizen, wie bei uns der Heidensterz. Der heißt so, weil er aus dem ungläubigen Osten
kam. Japan ist damit wohl nicht gemeint.

Der Itamae, die höchste Meisterschaft eines Sushi Kochs, arbeitet mit zehn unterschiedlichen Messern und berührt
mit den Fingern oft jahrelang keinen Fisch. Auch das Waschen, Garen und Würzen des Reises ist eine Kunst.

Durch die Hintertür in die Küche gegangen. Bei soviel Freude an der Arbeit müssen die Tempura gelingen - ob aus
Fisch, Pilzen, Gemüse oder Sprösslingen.

Die Dame verkauft Baumkuchen im Haus von Frau Kurosawa in der kleinen Stadt Furano auf Hokkaido. Ein
deutscher Konditormeister stellte ihn im Jahr 1919 bei einer Ausstellung in Hiroshima vor. In Österreich ist er als

Prügelkrapfen bekannt. Vor allem bei Hochzeiten.

Feinste Shushi aus edlem Fisch. Perfekt vor meinen Augen zubereitet. Im Supermarktregal, gleich neben der Dose
mit den alkoholfreien Bier. Japan passt in kein Kästchen.

Die einzige Bäckerei auf der 3.000 Kilometer langen Strecke. Die ist aber so großartig, dass man sie eher als Fata
Morgana wahrnimmt.

Die Bilder helfen sehr - bei Ramen, Udon und Soba.

Hinter der Kasse im Supermarkt gibt es einen Platz für großartige Sushi mit Bier. Das ist das Galadinner.

Das erste Essen nach der zwölfstündigen Überquerung von Japans höchster Passstraße bei Regen und Taifun.

... eine Stunde später und zwei Straßen weiter.

In jeder kleinen Stadt findet sich ein rettender Minimarket mit wunderbarem und hochwertigem Essen. Nach
einigen Tagen weiß man schon, wo das Wasser, der Apfelsaft, die Sojamilch, die Buchweizennudeln, das Brot und die

Bananen sind.

Es ist angerichtet.

Städte



Die
Millionenstädte
Tokyo,
Kyoto
und
Hiroshima
erreiche
ich
mit
Hilfe
des

wunderbaren
japanischen
Zugsystems
und
des
Hochgeschwindigkeitszuges

Shinkanzen.
Dieser
fährt
mittlerweile
über
500
km/h
schnell
und
so
ruhig
wie
ein

Flugzeug
bei
Windstille
fliegt.
Allerdings
dauern
Start
und
Landung
an
einem

Zwischenstopp
nur
wenige
Minuten.



Japans
Hauptstadt
Tokyo
ist
mit
seinen
10
Millionen
Einwohnern,
im
Großraum

sind
es
40
Millionen,
eine
der
größten
Städte
der
Welt.
Eine
pulsierende
Metro-

pole
mit
dem
weltgrößten
U-Bahn
System,
das
täglich
neun
Millionen
Mensch

transportiert.
Seit
rund
20
Jahren
bereise
ich
Tokyo
immer
wieder,
um
vor
allem

im
Stadtteil
Shibuya
wichtige
Erfahrungen
für
meine
Arbeit
in
der
Technologie-

folgenabschätzung
und
Trendforschung
zu
sammeln.
Ja,
das
was
ich
dort
erlebe

ist
nach
wie
vor
sehr
spannend.
Aber
völlig
konträr
zu
meinen
Eindrücken

entlang
der
Radroute.
In
Hokkaido
ist
E-Mail
weitgehend
unbekannt,
dafür
das

Telefax
verbreitet.
Von
Japan
spreche
ich
daher
nicht
mehr
so
gerne
-
welches

meine
ich
denn
damit?



Die
einstige
Hauptstadt
Kyōto
ist
bekannt
für
seine
Vielzahl
an
buddhistischen

Tempel,
Shintō-Schreinen,
Kaiserpalästen
und
Gärten.
Eine
wunderschöne
Stadt.

Und
doch
ist
auch
sie
so
sehr
gegensätzlich
zu
meinem
Erleben
des
Landes
ent-

lang
der
Radroute.
Vor
allem
unmittelbar
nach
der
Alpenüberquerung
und
mei-

nem
Aufenthalt
in
Eihei-ji.
Auch
in
Kyōto
bemühe
ich
mich,
nicht
die
Stadt
‘zu

besichtigen’,
sondern
meine
Perspektive
zu
wechseln
um
Teil
von
ihr
zu
werden

und
sie
zu
erleben.
Nur
fällt
es
mir
in
einer
Großstadt
schwerer.



Neben
den
Terminen
meiner
Vorträge
und
Seminare,
dem
zweistündigen
Zeit-

fenster
für
die
Ankunft
in
Eihei-ji
und
dem
Rückflug
setze
ich
mir
einen
vierten

festen
Termin
auf
den
3000
Kilometern:
am
6.
August
um
8:15
Uhr
in
Hiroshima

unter
dem
Hypozentrum
des
ersten
Atombombenabwurfs
der
Menschheitsge-

schichte
zu
stehen.


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