TAPOPA
GEISTIGE ENTWICKLUNG
IM
BUDDHISMUS UND YOGA
GRUNDLAGEN UND PRAXIS
WEGWEISER ZUR ERLEUCHTUNG
Tapopa > 1 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Angaben zum Buch
Autor: Tapopa
Titel: Geistige Entwicklung im Buddhismus und Yoga
Untertitel: Grundlagen und Praxis
1 Auflage 2020, überarbeitet 2021
Eigenverlag München, Format A5
Email: [email protected]
Webseite http://iyobu.net
Das Werk, einschließlich aller seiner Texte ist urheberrechtlich
geschützt, ausgenommen davon sind eingefügte Texte Dritter. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes
ist ohne Zustimmung des Verlages bzw. des Autors unzulässig und
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Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in elektronische Systeme.
Abbildungen:
Titelseite „Buddha-Shiva“ und Seite 128: Quelle Internet, Rechte
unbekannt - freundliche Genehmigung vorausgesetzt
Sprachen: verfügbar in deutsch, englisch und spanisch
© Tapopa 2020
ISBN auf der Umschlag-Rückseite
Tapopa > 2 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ALLE MENSCHEN
HABEN DAS GLEICHE GEISTIGE POTENTIAL
Tapopa > 3 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
PRÄAMBEL
Dank all denen, die den Weg zur Seligkeit, zum höchsten
Intellekt, zur Geistesklarheit weg von Kummer und Leid entdeckt
haben.
Dank all denen, die diesen Ausweg verkünden und lehren.
Dank all denen, die die Macht der Einweihung haben
und so die Himmelsleiter lebendig erhalten.
Dank all denen, die die Systematik und Methodik der
befreienden Lehren auf geistigem Wege nach Europa und in
eine zeitgemäße Sprache übertragen haben.
Möge dieses Werk allen Lebewesen von Nutzen sein.
Mögen die Hüter des Dharma dieses Werk beschützen.
Tapopa > 4 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
DAMIT DU WEISST,
WORUM ES ÜBERHAUPT GEHT
WAS BUDDHISMUS UND YOGA GEMEIN HABEN
WAS GEISTIGE ENTWICKLUNG IST
WELCHE WEGE ES GIBT
WAS DU WIRKLICH BIST
WIE DU FUNKTIONIERST
WIESO DU KEIN BUDDHA BIST
WIE MAN DIE BUDDHA-NATUR ENTWICKELT
WIE DEIN UNTERBEWUSSTSEIN ARBEITET
WAS DIE GEFÜHLE BEDEUTEN
WIE MAN BEGINNEN KANN
WIE DIE PRAXIS IST
WIE MAN MEDITIERT
WIE MAN SICH KONZENTRIERT
WIE MAN SICH BEOBACHTET
WARUM DU WAS TUST
WARUM DIE MORAL WICHTIG IST
WAS DICH ERWARTET
WOVOR DU GEWARNT WIRST
WAS RICHTIG ODER FALSCH IST
WAS DAS SAMSARO UND BARDO IST
WAS EXOTERIK NICHT KANN
WAS ECHTER UND FALSCHER YOGA IST
WAS DU MIT DEM KOSMOS GEMEIN HAST
WAS MAHAYANA UND HINAYANA IST
WAS NICHT MÖGLICH IST
WIE DEIN FORTSCHRITT PRÜFBAR IST
UND DU NICHTS GLAUBEN MUSST
Tapopa > 5 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tapopa > 6 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ZUM INHALT
Der Leser wird hier ein Standardwerk vorfinden, welches ihm sein
eigenes komplexes Wesen und seine innere Mechanik erklärt. Es ist
nicht nur für Einsteiger und Anfänger sondern auch für Fortgeschrittene
gleichermaßen wertvoll. Es ist also ein Wissenschatz und
unentbehrlich für das Verstehen einer geistigen Entwicklung
und gibt Antworten auf viele Fragen. Dem Leser werden die nötigen
Wissensgrundlagen geboten, welche das Beschreiten eines geistigen
Entwicklungsweges verständlich machen. Der Mensch im Westen will
verstehen und dann machen. Das Kernstück des Standardwerkes ist
das Wissen über Struktur und Bauart des Wesens „Mensch“ und seiner
inneren Mechanik. Beides ist essentiell zum Verständnis jeglicher
geistigen Entwicklung und verfügbarer Lehrsysteme. Vertieft werden
Aufbau und Funktion des Unterbewußtseins, der Atavismen, des
Tastsinns und der Gefühle und deren Einfluß auf den Lebenslauf. Das
Buch definiert Meditation und Konzentration sowie deren
Wirkungsweise. An zahlreichen Stellen sind nützliche Hinweise und
Warnungen eingebaut.
Weitere Kapitel widmen sich: der Frage, ob es Gott gibt, dem Gesetz
der Energieerhaltung und der Wiedergeburt, der Unterscheidungs- und
Beobachtungskraft als Schlüssel jedweder Entwicklung und dem
Unterschied zwischen echtem und falschem Yoga. Durch Erläuterung
des Schöpfungsprozesses wird die Affinität zum Kosmos verständlich.
Der Leser bekommt einen Überblick über die allgemein verfügbaren
Entwicklungswege und -phasen. Zwei sichere Entwicklungswege
werden näher beschrieben. Die Kernlehre Buddhas: die Achtsamkeit
(Maha-Satipatthana) und der „Yoga für den Menschen von heute“.
Eine Checkliste zur Kontrolle des eigenen geistigen Fortschritts für den
Praktizierenden wurde beigefügt. Aufgrund der weltweiten Corona-
Virus-Pandemie 2020/2021 wurde ein Extra-Kapitel angehängt.
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Tapopa > 8 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
INHALTSVERZEICHNIS
PRÄAMBEL............................................................................................................ 4
ZUM INHALT...........................................................................................................7
INHALTSVERZEICHNIS......................................................................................... 9
MOTIVATOR......................................................................................................... 11
EINLEITUNG........................................................................................................ 13
ERSTER ÜBERBLICK.........................................................................................27
DEFINITION GEISTIGE ENTWICKLUNG............................................................31
INDOKTRINATION UND MATERIALISMUS........................................................39
BEOBACHTUNG UND UNTERSCHEIDUNG......................................................45
PSYCHOLOGIE WEST UND OST.......................................................................49
WIR UND DER KOSMOS.....................................................................................53
DIE YUGAS..........................................................................................................59
STRUKTUR UND KOMPONENTEN DES MENSCHEN......................................63
INNERE MECHANIK DES MENSCHEN..............................................................69
UNTERBEWUSSTSEIN....................................................................................... 77
TASTSINN UND GEFÜHLE.................................................................................87
BEDEUTUNG DER MORAL................................................................................93
MEDITATION UND KONZENTRATION.............................................................101
GESETZ DER ENERGIEERHALTUNG UND KARMA.......................................111
DAS SAMSARO UND DAS BARDO..................................................................115
ZU LÖSENDEN PROBLEME ............................................................................123
Abbildung ENTWICKLUNGSWEG.....................................................................128
ENTWICKLUNGSWEGE ...................................................................................129
ECHTER YOGA versus FAKE-YOGA.................................................................137
ALLEINE ODER GEMEINSAM...........................................................................143
BUDDHA: DIE ACHTSAMKEIT..........................................................................147
YOGA: EIN WEG FÜR ALLE..............................................................................159
GIBT ES GOTT?.................................................................................................167
GLAUBE UND WISSEN.....................................................................................175
MAHAYANA UND HINAYANA.............................................................................179
VAJRAYANA....................................................................................................... 183
DAS MÄRCHEN VON DER FREIHEIT...............................................................187
GEGENSÄTZLICHKEITEN ................................................................................193
CHECKLISTE GEISTIGER FORTSCHRITT......................................................197
MERKMALE UND FRAGEN...............................................................................201
PANDEMIE UND DER CORONA-VIRUS...........................................................203
STICHWORTVERZEICHNIS..............................................................................209
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Tapopa > 10 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
MOTIVATOR
Hier die analytische Einsicht und Erkenntnis eines spirituellen
Meisters der Gegenwart bei der Betrachtung der ganzen Menschheit.
Sie sollte eine Anregung sein.
Der Durchschnittsmensch lebt innerhalb einer unsichtbaren
Umgrenzung, wie zwischen zwar nicht greifbaren, aber dennoch
realen Mauern. Das äußert sich in seiner Unfähigkeit, etwas in sein
Denkprinzip und Bewußtsein zu integrieren, das ihm nicht schon bei
seiner Geburt gegeben wurde. Das gilt selbst dann noch, wenn wir
die Vermehrung seiner Kenntnisse durch Bildung oder durch das
Leben berücksichtigen. Denn auch diese Kenntnisse stammen nur
aus jenem Umkreis, der mit menschlichem Denken und der
Sinneswahrnehmungen von Phänomena im sicht- und tastbaren
Bereich erreichbar ist; deshalb fühlen die Menschen auch ihre
Begrenztheit, ihre Unwissenheit, die sie gerne überwinden würden.
Sie besitzen kein antizipatives Erkenntnisvermögen und müssen die
heranrollenden Veränderungsprozesse hinnehmen.
Diese Begrenztheit oder Unwissenheit kann nur dadurch überwunden
werden, indem die Mauern jenes Bereiches, der dem Denkprinzip
gegeben wurde, niedergerissen werden. Und das ist gerade die
grundlegende Aufgabe von wahren geistigen Lehren wie Yoga und
die des Buddha! Von beiden wird erwartet, daß diese dem Menschen
helfen, diese unsichtbare Mauern, die das Bewußtsein begrenzen, zu
überwinden; deshalb sind die Lehren zur geistigen Eintwicklung
unüblich, weil sie sie eine ungewohnten Ausrichtung haben.
Solange also der Mensch noch das Bedürfnis empfindet, sich ständig
von der Welt mit etwas trösten lassen zu müssen, ist er ihr
unglücklicher (und geistig unwissender) Sklave.
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Tapopa > 12 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
EINLEITUNG
Dieses Buch bietet ein Wissensfundament für die geistige Entwicklung
als Voraussetzung zum Verstehen der Anforderungen. Die
Erkenntnisse tibetischer Mystik, des Buddhismus und des indischen
Yoga wurden hier kombiniert. Somit ist dieses Kompendium ein
Wissensschatz und unentbehrlich für das Gesamtverständnis. Das
günstige Karma der Menschen in gewissen Weltgegenden ermöglicht
diese Veröffentlichung.
Es ist ein Buch für Einsteiger oder Anfänger, damit sie sich in den
vielfältigen Angeboten und Begriffen orientieren und eine „Heimat“
finden können.
Es ist ein Buch für Fortgeschrittene, die hier nützliche Hinweise,
Warnungen und Bestätigungen für ihren Weiterweg finden und ihre
Ergebnisse überprüfen können.
Es ist ein Buch zum Finden von Antworten auf viele Fragen über
sich selbst und eigene Probleme, über das Umfeld und über die eigene
Bestimmung. Wir leben in einer Zeit, wo die Moral des Profitmachens
auf Kosten anderer von keinem mehr als negativ gesehen wird. Vom
Strudel des Materialismus mitgerissen, das sein Denken völlig
ausfühllt, kann der Mensch schwer begreifen, welche Vorteile eine
geistige Entwicklung für ihn bringen soll, er sieht darin eher eine Quelle
zu mehr Lebensenergie - für was auch immer.
Es ist ein Buch für die Praxis, es werden Wege zum Umsetzen und
Mitmachen aufgezeigt.
Es ist ein Buch für die Anfangs- und Vorbereitungsphase, denn erst
ihr erfolgreicher Abschluß garantiert den Eintritt in die Phase der
Vollendung. Siehe dazu Kapitel „Definition geistige Entwicklung“
Tapopa > 13 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ALLGEMEINES
Wie schon im Vorwort erwähnt, sollen die hier vermittelten Grundlagen
zu verstehen helfen, auf was die gelehrten Methoden und Übungen der
geistigen Lehren wirken. Diese sollen zum Verständnis über sich selbst
beitragen und den Interessierten in die Lage versetzen, die Qualität
einer Lehre, Tradition oder Schule sowie die eines Lehrers (Guru,
Lama) oder Redners erkennen zu können und ob er sich in der
praktizierenden Gemeinde (Sangha) wohlfühlt. Damit dieses Buch nicht
nur trockenes, abstraktes Wissen enthält, sondern auch etwas für die
Praxis bietet, wurden 2 Kapitel eingefügt. Im Kapitel „Ein Weg für alle“
unterbreitet ein spiritueller Meister des Mahayana die Möglichkeit der
besten geistigen Entwicklung für uns in der Jetzt-Zeit und bietet ein
völlig neuen Ansatz. Das andere beschäftigt sich mit der Praxis der
zentralen Lehre Buddhas, mit der Achtsamkeit und Wissensklarheit und
mit Metta, dem Mitgefühl. Es wurden so wenig wie möglich
Fachbegriffe verwendet. Die Themen in den Kapiteln sollten zur
weiterführenden Vertiefung in Praxis und Theorie durch andere Quellen
inspirieren. Empfohlen wird originale englische Literatur, weil meist erst
von dort aus ins Deutsche übersetzt wurde.
SITUATION IM DIGITALEN ZEITATLTER
Aufgrund der Möglichkeiten des Internets und des damit verbundenen
Zugangs zu verschiedensten Quellen weltweit, wird eine an Yoga oder
dem Buddhismus interessierte Person unzählige Quellen oder
Angebote in Schriftform oder im Videoformat vorfinden. Der
Jahresumsatz für Kurse, Vorträge, Retreats etc. beträgt 2021 ca. 100
Milliarden US-Dollar. Also sind reine, unverfälschte Quellen mit denen
vermischt, die mit den „spirituellen Produkten“ Geschäft machen. Dies
alles trägt zur Verwirrung in der Zielsetzung und Ausführung bei. Alleine
schon wenn man auf diversen Webseiten den Newsletter abonniert,
wird man mit der Zeit feststellen, wohin das alles tendiert. Viele der
Anfänger bleiben im Schnitt maximal 4 Jahre bei einer „Sache“ und
kehren in die bunte Problemvielfalt der Maya zurück. Bei der Sache
bleiben meistens jene, die sich Bestätigungen erarbeitet haben, welche
ihnen psychische Widerstandsfähigkeit gegen den Materialismus und
den Willen anderer ermöglicht. Die Ziele diese Buches sind:
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ERKENNEN DER VORTEILE EINER GEISTIGEN ENTWICKLUNG
Es wurde viel über die Ziele der spirituellen Entwicklung im Yoga und
Buddhismus geschrieben, viel über Techniken (vor allem Asanas und
Atemübungen) und geistigen Fähigkeiten. Wir listen einfach einige
Vorteile, erreichbare Ergebnisse oder real fühlbare Verbesserungen
auf. Dies kann sein:
die Herstellung von Gesundheit und psychischer Stabilität, das
Verschwinden der Existenzängste, neue Freunde, konfliktloses Leben
ohne zerstörerischer Emotionen und Harmonisierung desselben,
Erwerb einer anhaltenden inneren Freude, weniger Abhängigkeit von
externem Einfluß, Kontrolle über die inneren Impulse und der Sinne,
Verhinderung von dummen Handlungen mit Folgen, Meditation bzw.
Konzentration wird ein tägliches Bedürfnis, geistige Ideale werden
konkreter, Steigerung der Wachheit und des Intellekts, Steigerung der
psychischen Spannung und der Lebhaftigkeit, charakterliche
Verbesserung, das Verstehen des eigenen Schicksals, das Erlangen
psychischer Unverletzlichkeit, Entfaltung von mehr Empathie zu
Lebewesen, erfolgreiche Verhinderung der Demenz usw.
ERKENNEN, WIE MAN PRAKTISCH ANFANGEN SOLL
Hat man keinen Anfangspunkt gefunden durch ein Buch, Video, Vortrag
oder durch einen Bekannten, so studiert man zuerst die zentralen
Kapitel (Fettdruck im Inhaltsverzeichnis), um sich über die Komplexität
des eigenen Wesens zu informieren. Dann beginnt man mit der Praxis
bei sich selbst. Alternativ oder ergänzend besucht man Kurse oder
Informationsveranstaltungen bei buddhistische Zentren oder seriösen
Yoga-Schulen. Wo hinreisen oder gar Kontinente wechseln ist
überflüssig, Auch wenn man verreist, man bleibt derselbe. Wie mit der
Praxis anfangen? Siehe dazu die Kapitel „Yoga: Ein Weg für alle“ oder
„Buddha und die Achtsamkeit“ – je nachdem, was einem mehr
anspricht.
ANEIGNEN VON GRUNDLAGENWISSEN
Es wird bei einem Handwerk: zuerst informiert man sich, so auch hier.
Aber auch bei Praktizierenden kann es immer noch Lücken geben,
daher soll der bisherige Wissensstand überprüft und gegebenenfallls
Tapopa > 15 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ergänzt werden in bezug auf Wissen über sich selbst, seiner eigenen
Bauart, seiner Verhaltensmuster, seiner eigenen inneren Mechanik,
seinem Denken, seiner Gefühle, seiner Vorurteile, seiner Zu- und
Abneigungen, sowie über die Macht des Unterbewußtseins und
letztendlich über die Affinität zum Kosmos als elementarer Grundstein
zum Erfolg in der eigenen Bemühung. Kurzum er soll wissen, warum er
so ist, wie er ist und warum er kein lebender Buddha ist und sein
Bewußtsein sich derzeit auf die Belange seines Körpers und seinen
Besitz konzentrieren. Sollte das hier präsentierte Wissen bei Anfängern
oder Praktizierenden Widerwillen oder Abneigung hervorrufen, so liegt
das nicht an den präsentierten Inhalten, sondern an den steuernden
Kräften seines Unterbewußtseins, die das Licht scheuen.
ERKENNEN DER EIGENEN ERNSTHAFTIGKEIT
Der Anfänger sollte die Motivationen und Ernsthaftigkeit zur eigenen
Bemühung erkennen. Er sollte erkennen, ob er mehr will, als nur die
Behebung der gegenwärtigen Problemsituation, welche sich meistens
ergibt aus Finanznot, schlechter Gesundheit, Einsamkeit, innerer
Leere, mangelndes Lebensgefühl, Partnerverlust oder -mangel,
heranschleichendes Alter, körperlicher Verfall oder sozialer Exklusion.
Frage Dich: will ich mehr als das und ein edles Wesen werden
ausgestattet mit Güte, überweltlichem Intellekt und Weitblick?
ERKENNEN DER PROBLEMFELDER
Neben dem Grundlagenwissen über den eigenen Wesenaufbau und
über die innere Mechanik ist es nicht nur von Vorteil sondern auch ein
Muß, über die Probleme Bescheid zu wissen, mit denen man gleich
oder später konfrontiert wird. Die Lösung dieser Probleme ist der
zentrale Teil allen geistigen Bemühens, unabhängig vom gewählten
Entwicklungsweg. Diese sind: die Reflexivität, das Denken, die Macht
der Gefühle und Emotionen, Sinneswahrnehmungen, Triebe,
Atavismen, Bewußtseinsfunktionen usw. Sie alle müssen gelöst
werden, denn sie sind der Grund, warum du kein Buddha bist. Die
Beschreibungen im dazugehörigen Kapitel sind eine Essenz aus dem
Yoga und der Lehre Buddhas. Falls es zu diesen Themen in deiner
Gemeinde keine Vorträge, Erklärungen oder Aufklärungen gibt, so wird
dieses Buch dir helfen. Wie sonst soll man erkennen, was man warum
tut und warum man von der Erleuchtung Lichtjahre entfernt ist.
Tapopa > 16 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ERKENNEN DES EIGENEN GEISTIGEN FORTSCHRITTS
Er oder sie sollte erkennen können, ob sich seine Situation durch die
Praxis in der geistigen Bemühung real und fühlbar verbessert hat.
Dazu wurde eine Checkliste am Ende beigefügt.
ERKENNEN DER VORTEILE DES SINGLE-DASEINS
Die beste Lebensform für eine geistige Entwicklung ist die eines
Alleinstehenden. Wie sich das mit Gefühlsbindungen in einer
Partnerschaft, in Familie und enger Verwandschaft oder mit Haustieren
verhält und was dabei zu beachten ist, ist im Kapitel „Alleine oder
Gemeinsam“ beschrieben.
ERKENNEN DER KOSTBARKEIT DER MENSCHLICHEN EXISTENZ
Anfänglich wird jeder meinen, das Mensch-Sein sei etwas Normales
und nichts Besonderes. Diese Meinung sollte sich beim Erkennen der
Realitäten im Zug einer geistigen Entwicklung ändern, insbesondere
dann, wenn er mithilfe geistiger Fähigkeiten sein Wesen bis in die
Zellen und Nadis hinein erforschen kann. Die Kostbarkeit dieser
Existenzform ergibt sich auch daraus, daß es nur dem Menschen
möglich ist, aus dem weiträumigen und vielfältigen Gefängnis Weltall zu
entkommen. Sogar die Götter müssen absteigen, um dies zu
verwirklichen.
ERKENNEN DER QUALITÄT EINES REDNERS ODER GURUS
Für den unvorbereiteten Anfänger schwer möglich. Für einen Neuling
oder Anfänger ist ein guter Schulgelehrter ausreichend, da dieser Sinn,
Zweck und Werdegang seiner geistigen Lehre sicher richtig vermitteln
wird. Es passiert öfters, daß eine an einer geistigen Entwicklung
interessierte Person das „Fach“ wechselt, also von einer Schule
(Tradition) oder Lehre zur einer anderen. Ein Fortgeschrittener hat
(oder sollte) bereits über genügend Wissen über den Yoga oder den
Buddhismus haben oder sich angelesen und dies durch eigene Praxis
bestätigt haben. Sollten sich in deiner Bemühung keine Ergebnisse
einstellen, dann liegt es entweder am Mangel eigener Aufrichtigkeit
oder am Lehrer, der Übungen vermittelt, deren Wirkungen nicht
Tapopa > 17 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
nachhaltig sind. So zum Beispiel kann man hundert Jahre meditieren
ohne Fortschritt. Warum? Weil bestimmte Bedingungen nicht gelehrt
und daher auch nicht beachtet wurden. Ein guter Lehrer, der aus dem
Fundus eigener Erfahrungen und Einsichten schöpfen und lebendig
erklären kann, wirkt glaubwürdig und nachhaltig. Ein wahrer Meister
wird die Inhalte seiner Vorträge immer mit praktischen Tips oder
Anektoden anreichern, sodaß Zuhörer im augenblicklichen
Entwicklungsstadium davon profitieren. Was sind die Merkmale eines
Schulgelehrte und welche die eines Gurus und welche Fragen darf man
oder soll man stellen? Siehe dazu Kapital weit hinten „Merkmale und
Fragen“.
ERKENNEN DER EFFIZIENZ DER SCHULE ODER TRADITION
Der Anfänger sollte erkennen können, daß jede Institution gewissen
Zwängen (spiritueller Egoismus) unterliegt und ob deren eigene
moralische Prinzipien durch die Repräsentanten derselben Institution
korrumpiert werden, wie es bei den Hierarchen der katholischen oder
orthodoxen Kirche offensichtlich ist. Man sollte überprüfen können, ob
man hier in dieser Gemeinde (noch) richtig ist. Man sollte erkennen, ob
die Darbietung und Auslegung der Lehre primär exoterisch oder
esoterisch ausgerichtet ist und damit die eigene Erwartungshaltung
erfüllt wird oder ob dahinter ein „gutes Marketing“ steckt. Es ist nicht
falsch, sich umzusehen. Man muß nicht das Erstbeste nehmen. Nur die
Hervorhebung und Glorifizierung der Endphase (Mahayana, Weg des
Bodhisattva) reicht nicht. Besonders die kleinen Schritte und Erfolge in
der Vorbereitungsphase sind wichtig. Es ist wie Hausbau, wo man nicht
mit dem Dach anfängt. Akademische Analysen der unterschiedlichen
Lehren oder Inhalte von Vorträgen, mit denen man im Alltag, im Tod
oder im Umgang mit anderen in der Praxis nichts anfangen kann,
sollten gemieden werden. Wer Anfängern bereits die Prajnaparamita
lehrt, ist kein guter Lehrer. Dies hat erst Sinn, wenn die innere Seligkeit
alle Verlockungen des Materialismus unschädlich macht. Zur
Überraschung des Autors war die Kernlehre Buddhas zur methodischen
Erlangung der Befreiung mehreren Repräsentanten des Buddhismus –
und damit auch den Zuhörern - unbekannt, obwohl sie sich auf Buddha
berufen. Der Autor hat sich daher mit dieser Thematik im Kapitel
„Achtsamkeit“ näher beschäftigt.
Tapopa > 18 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ERKENNEN DER GELDMASCHINE YOGA
Heuzutage wird unter Yoga alles angeboten und verkauft, was mit einer
Asana in Verbindung gebracht werden kann. Der Leser sollte daher
wissen, was dieser schöne moderne Yoga nicht bietet. Dazu gibt es ein
eigenes Kapitel.
ERKENNEN, OB MAN RICHTIG MEDITIERT
Das Wort „meditieren“ hat für den Anfänger einen magischen Reiz. Man
soll daher wissen, welchen Zweck Meditation und Konzentration
erfüllen und wie man es anstellt, aus dieser Aktivität einen Nutzen zu
erzielen. Da jeder Mensch, egal ob dumm, stumpf oder intelligent,
meditieren kann, ist es vorteilhaft zu wissen, was man da tut und
welche Gefahren lauern können.
ERKENNEN DES UNTERSCHIEDS: EXOTERISCH ZU ESOTERISCH
Die Exoterik richtet die Aufmerksamkeit auf das Sicht- und Tastbare. In
den Religionen ist es das Studium und Auslegung der Schriften und das
Durchführen von Präsentationen unterschiedlicher Art wie
Prozessionen, Messen, Pujas, Tsoks, Ermächtigungen, Anrufungen,
Tempeltänzen und -musik etc. im Freien oder in Räumen. Damit soll die
Aufmerksamkeit vieler Menschen auf höhere Werte und tugendhaftem
Leben gerichtet werden bei gleichzeitiger Sicherstellung von
Interessenten zur Existenzgrundlage des „Vereins“. Heutzutage würde
man sagen: ein gutes Marketing. Dagegen ist die Esoterik nach innen
gerichtet, beschäftigt sich also mit den psychischen Komponenten und
ihren Methoden zur Umwandlung und Entdeckung der wahren inneren
Natur. Der Esoteriker ist äußerlich nicht erkennbar. Eine geistige
Entwicklung ist immer esoterisch. Es gibt aber auch Mischformen,
wo Exoterisches mit Esoterischem verknüpft wird und eine aktive
Teilnahme das Gefühl temporär erhebt. Die Exoterik alleine bewirkt so
gut wie gar nichts. Und noch weniger entsteht daraus die Fähigkeit zur
„tiefen Einsicht“. Das ist erkennbar, wenn man das Kapitel „zu lösende
Probleme“ genauer unter die Lupe nimmt. Der Leser soll zwischen
Verpackung und Inhalt unterscheiden können. Der Leser soll wissen,
Buddha selbst hat niemals Zeremonien gelehrt, angeordnet oder
durchgeführt.
Tapopa > 19 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
FÜR DEN ANFÄNGER
Für diesen ist es schwierig, die passende Schule (Lehre) zu seinen
Erwartungen zu finden, denn diese sind noch nicht gereift. Aber sein
Karma wird letztendlich entscheiden, was er findet und mit was er
zufrieden ist. Er soll wissen, daß die geistige Entwicklung eine Arbeit an
sich selbst und nicht an anderen ist. Man muß selbst machen, der Guru
(spiritueller Führer) weist nur den Weg. Veränderungen zum Besseren
als Abkürzung der eigenen individuellen Evolutionsstrecke sind das
Ziel. Dies wird nur durch Transformation der psychischen Komponenten
erreicht. Mithilfe themenbezogenem Lesen oder Studieren alleine
kommt es zu keiner solchen Entwicklung, außer man will Schulgelehrter
werden. Denn dieser weiß nicht, daß dieses Wissen im Tod verdampft,
also ist es im Evolutionsprozeß nutzlos – übrig bleibt nur die Fähigkeit
zu lernen. Deswegen muß er nach der Reinkarnation wieder von vorne
anfangen. Nihil scire - omnia posse, also viel können und nichts
wissen ist das Ziel der Praxis. Wer alles kann, kann alles erklären. Zur
Findung einer spirituellen Heimat helfen Kapitel „Entwicklungswege“
und „Alleine oder Gemeinsam“.
Es soll deutlich hier gesagt werden, wer sich in seiner Gemeinde
(Schule, Tradition) wohlfühlt und mit dem „Kursangebot“ zufrieden ist,
sollte die nun folgenden Ausführungen der nächsten Seiten übergehen.
Denn nachfolgend werden aus einer analytischen Sicht die Yoga-
Schulen und fernöstlichen Repräsentanzen des Buddhismus im
Westen, bezogen auf ihre Wirksamkeit bzw. Unwirksamkeit, beleuchtet.
AUSLÖSER FÜR DAS STANDARDWERK
Was hat den Autor dazu veranlasst, solch ein Buch oder solch eine
kompakte Fachliteratur zu veröffentlichen? Gibt es nicht schon genug
Literatur dazu? Nein, es gibt keine (deutsche) Fachliteratur, welche dir
die ganzen Prozesse der psychischen und transzendenten Mechanik
sowie den strukturellen und mystischen Aufbau deines Wesens erklärt.
Der Autor hat beim Besuchen diverser Schulen und Traditionen
feststellen müssen, daß es bei dedizierten Fragen Wissenslücken gibt
oder unbefriedigende Erklärungen abgegeben wurden. Welche Fragen?
Siehe Kapitel „Merkmale und Fragen“ und „Gegensätzlichkeiten.
Tapopa > 20 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ANALYSE DER WELTWEITEN ANGEBOTE
Zwischenzeitlich haben sich in der westlichen Hemisphäre eine Vielzahl
an Yoga-Schulen, Ableger oder Zweigstellen von buddhistischen oder
hinduistischen (indischen) Systemen oder Spin-offs etabliert. Neben
den traditionellen Ablegern, sind viele Gymnastik- oder Wellness-
Schulen mit dem Label „Yoga“ entstanden, die ein Geschäftsmodell
darstellen mit konkreter Ausrichtung auf das Geldverdienen ist. Meist
sind sie mit dem trendigen Begriff „Yoga“ verbunden, womit sie etwas
Wertvolles und Sinnvolles implizieren. Sie locken mit Herstellen von
körperlicher und seelischer Gesundheit und dem Ausgleich von
Defekten, welche vom Leben im Materialismus und in der technischen
Zivilisation verursacht wurden. Man kann diese Schulen, die irgendwo
irgendeinen „Meisterbrief“ erworben haben, als „Fake-Yoga“
bezeichnen. Warum? Weil die vermittelten Methoden und Lehren so
lange angepaßt wurden, bis man damit Geld verdienen und seine
Existenz absichern kann. Die Angebote für Fake-Yoga und dem Neo-
Buddhismus werden immer mehr, auch weil die Baukastensysteme im
Internet das Marketing erleichtern. Es ist ein risikoloses Geschäft, denn
Versprechungen können nicht eingeklagt werden. Fake-Yoga wird
mundgerecht gemacht durch Weglassen oder Neu-Interpretation
(Zensur) von Methoden und Philosophien des wahren Yoga. Um die
Unterschiede erkennen zu können, wurde dafür ein eigenes Kapitel
eingefügt.
Anders verhält es sich bei den Ablegern bzw. Zweigstellen von
tibetischen, indischen oder japanischen Schulen des Buddhismus.
Meist haben Begeisterte oder Praktizierende einen lokalen Verein (e.V.)
gegründet, der die Tradition und die Lehren dieser Sekte pflegt. Das
Problem dabei ist, daß es keinen Wissenden oder echten Guru (Lama
etc.) vor Ort gibt und mangels dessen man sich eisern an Traditionen,
Riten, Zeremonien, Tsoks, Pujas etc. ausrichtet und nur Schriften dieser
spezifischen Schule benutzt oder zuläßt (spiritueller Egoismus).
Aufgrund der Möglichkeiten im Internet werden mit Shop-Software
Webseiten geschaffen, wo man sofort gegen Bezahlung Leistungen
wie Zeremonien, Anrufungen, Retreats, „Ermächtigungen“ buchen bzw.
kaufen kann. Doch wann verwandelt sich das Verkünden des Dharma
zum profitablen Produkt, was dann die geistige Wirksamkeit behindert?
Im Materialismus verkauft der Mensch alles ohne Hemmungen was
irgendwie möglich ist.
Tapopa > 21 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Der Autor wohnte öfters Tsoks oder Pujas bei, dabei wurden ihm
tibetische Texte in die Hand gedrückt. Manche hatten englische oder
deutsche Untertitel, die das schnell Gesprochene und halb Gesungene
als Worte verständlich machten, jedoch nicht den inneren Sinn.
Gebetsmühlenartig werden Anrufungen und Bitten an tantrische Figuren
wiederholt, deren Existenz den Anwesenden nicht erkennbar waren.
Die Teilnehmer waren vertieft im süßen Gesang der Worte und
Mantras, denen eine gewisse Anziehungskraft innewohnt. Daß es sich
bei den trantischen Figuren um eigene energetische Zustände in den
Nadis handelt, die personifiziert dargestellt sind, war ihnen unbekannt
(siehe dazu Tantra- und Kundalini-Yoga). Sie werden als extern
aufgefaßt, was falsch ist. Das Herstellen (Evokation, Imagination) und
Benutzen solcher innerer energetischer Zustände gehört zu den
höheren Yogas, bedarf einer Einweihung und ist für einen Anfänger
völlig ungeeignet.
Es ist eine Rarität, wenn ein Eingeweihter, falls überhaupt vorhanden,
dort in den „Filialen“ auftaucht. Aber braucht es ihn auch? Sind
geeignete Schüler anwesend? Meistens sind Standardvorträge oder
Standardzeremonien zu tantrischen Aspekten das Programm. Dies
geschieht vermutlich aus Sicherheitsgründen. Andere Sekten (Schulen)
mit scheinbar anderen Lehrinhalten, aber gleichen Zielen, stellen für sie
eine Konkurrenz dar, obwohl überall auf der Erde die Menschen gleich
strukturiert sind, gleichen Wesensaufbau und gleiche Voraussetzungen
haben. Aber es gibt trotzdem einen positiven Effekt, denn wenn die
Gemeinschaft der Versammelten ihren Sinn auf höhere Zustände
ausrichtet, entsteht temporär eine adäquate Schwingung im Raum, die
der Materialismus nie bietet und die bei aufrichtiger geistiger
Einstellung die transzendente Essenz der Buddhas und Bodhisattvas
anzieht. Heißt es nicht sogar in der Bibel: „Trefft ihr euch in meinem
Geiste, so bin ich unter euch“. Wichtig dabei ist das Erkennen und
Assimilieren dieser Qualitäten und nicht das anschließende Aufsuchen
des Gasthauses.
Leider kursiert eine Menge an Begriffen in unterschiedlicher Bedeutung
oder Auslegung, was zu einer Verwirrung führt. Ein echter Guru,
Meister, Lama oder Rinpoche sollte die Sprache des Landes, wo er
auftritt oder lebt, beherrschen. Nur in tibetischer oder indischer Sprache
vortragen oder Zeremonien durchführen, entspricht nicht der
Tapopa > 22 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
bodhisattvischen Empathie (siehe Latein in der Kirche). Es kann doch
nicht wahr sein, daß Texte nur dann wirken, wenn sie tibetisch sind.
Übrigens kann man alle Fachbegriffe auch in deutscher Sprache
formulieren, wobei eine Referenz zum Ursprung (Sanskrit oder Pail) für
Nachforschungen hilfreich ist. Der naturwissenschaftlich orientierte
Mensch im Westen bevorzugt Erklärungen oder Ausführungen, die
seinem Entwicklungsstand Rechnung tragen. Er will begreifen und dann
machen.
Eigentlich müßte es man gar nicht erwähnen, aber eine seriöse und
aufrichtig gemeinte Entwicklungsarbeit setzt voraus, daß man frei ist
von Abhängigkeiten wie Alkohol, Drogen aller Art und Nikotin, denn
diese haben sich als Negativa tief in die Psyche eingegraben und
werden ihre Übermacht bei jedem kleinsten Fortschritt behaupten.
Anders ausgedrückt, sie werden alles in den Schmutz treten. Das gilt
auch für narkotische Medikamente gleicher Wirkungen. Der Autor geht
davon aus, daß solchen Personen dieses Werk soundso nicht in die
Hände fallen wird. Allgemeine Gesundheit ist Voraussetzung, denn wer
krank ist (Fieber, Schmerzen) kann schlecht gut meditieren.
Wenn der Leser sich entschließt, die in diesem Buch erwähnten
Übungen (Meditation, Konzentration) zu praktizieren, so unterliegt dies
seiner eigenen Verantwortung. Der Autor hat deswegen die sich-immer-
bewährende Methodik der Achtsamkeit mit Kurzanleitung sowie den
neuen Ansatz von Yoga als einen „Weg für alle“ in der Gegenwart
vorgestellt. Es ist besser keinen Guru oder spirituellen Meister zu
haben, als sich einem Schriftgelehrten anzuvertrauen, denn dieser kann
nicht in dich „hineinsehen“. Gerade bei Anfängern kann die neue
Begeisterung zu Fehleinschätzungen führen. Ein Kriterium ist, daß die
Belehrungen oder Anweisungen sich im Alltag bewähren müssen. Und
ein echter Meister hält jede Frage aus und beantwortet sie auch
adäquat. Falls kein Meister präsent ist, so vertraue auf deinen
Hausverstand und auf die eigene Ehrlichkeit. Laß dich nicht von
Äußerlichkeiten blenden, prüfe und beobachte. Von Massen-
veranstaltungen ist abzuraten, eine dabei erteilte Segnung ist Hokus-
Pokus. Sollte ein spiritueller Meister den Schüler/-in akzeptiert haben
und weit weg wohnen, wird er diesen zu sich holen. Vom Selbst-
Hinreisen und vom Erwarten, daß man geistig angenommen und dann
erfolgreich sein wird, ist abzuraten.
Tapopa > 23 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Das hier präsentierte Wissen ist belegt durch die Erfahrungen und
schriftlichen Hinterlassenschaften vieler Buddhas, Mystiker und
spirituellen Meister seit Urgedenken und der Jetzt-Zeit. Weiters ist alles
belegbar durch eigene Bemühung.
Tapopa > 24 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tapopa > 25 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tapopa > 26 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
ERSTER ÜBERBLICK
Wir geben hier eine kurze und komprimierte Übersicht, woher der
Buddhismus und der Yoga als grundlegenden Formen der geistigen
Entwicklung stammen, welche Wege sie verfolgen und welche
Gemeinsamkeiten sie aufweisen.
Der Buddhismus und Yoga sind als methodische Systeme zur geistigen
Entwicklung zu verstehen, deren philosophische Grundlage auf direkt
erworbenen Erkenntnisse (Einsicht) basiert und diese auch von ihren
Schülern einfordert. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden
Methoden-Baukästen entwickelt, auch bekannt als “Lehre”. Beide sind
keine Religion, die Glauben an Unerklärliches verlangt, sondern
analytische Konzepte zum Eindringen und Erkennen aller physisch-
psychischen Prozesse und deren Potentiale im komplexen Wesen des
Menschen und folglich auch des Kosmos. Beide Systeme könnte man
im heutigen Sprachgebrauch als praktizierbare Tiefenpsychologie par
excellance verstehen. Wichtig für den Leser ist die Akzeptanz dieser
zwei Wahrheiten:
a) die Gesetze der geistigen Entwicklung sind überall gleich und
b) ebenso gleich sind alle Menschen in ihrer Bauart.
DER BUDDHISMUS
basiert auf der Lehre des historischen Buddha Gautamo (Shakyamuni,
der um +- 500 BC lebte, und hat sich im Lauf der Zeit gewandelt und
formierte sich in südliche, nördliche und japanische Traditionen. Die
Schlüssel-Instruktionen seiner Lehre sind im Metta-Sutra und Maha-
Satipatthana-Sutra dargelegt, d.h. in der abstrahierenden Selbst-
Beobachtung (Achtsamkeit) aller Prozesse in allen Komponenten im
eigenen Wesen. Diese Achtsamkeit führt nicht nur zu innerer Seligkeit
sondern auch irgendwann zur analytischen Konzentration, womit
letztendlich der Buddha-Zustand erreicht werden kann.
DER YOGA
ist ein uraltes System (+- 5.000 BC) und ist philosophisch in den
Veden, Upanishaden und anderen Schriften festgehalten. Das Wort
Tapopa > 27 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
selbst bedeutet Verbindung, Vereinigung. Dem Hinduismus zugeordnet
zielt er wie der Buddhismus auf das Erreichen der geistigen
Vollkommenheit. Shiva als personifizierter Aspekt des Absoluten gilt als
Gott der Asketen und Zerstörer des Materialismus und Überbringer des
Yoga. Yoga hat viele einzelne, dedizierte Entwicklungssysteme
hervorgebracht, die sich jeweils auf bestimmte Potentiale im Menschen
ausrichten. Das wohl bekannteste System ist Hatha-Yoga, wobei auch
Hatha-Yoga in den höheren Stufen die Konzentration als zentrales
Mittel zum Erreichen der Verbindung mit dem Absoluten (Turiya-
Zustand) anwendet. Allgemein wird die Konzentration in Yoga auf
unterschiedlichen Wegen herbeigeführt.
GEMEINSAMKEITEN
Beide Systeme wurden im heutigen Indien entdeckt, realisiert,
entwickelt, gelebt, beschrieben und irgendwann später in angrenzende
Länder exportiert.
Beide weisen wichtige Gemeinsamkeiten auf, denn der Mensch ist in
seiner Bauart überall gleich.
Beide Systeme berücksichtigen die subtilen, subliminalen,
psychologischen und transzendenten Komponenten und Prozesse und
wenden unterschiedliche Methoden an.
Beide Systeme sind als strukturiert-methodische Systeme zu
verstehen, welche letztendlich zur Vollkommenheit führen.
Beide Systeme haben als unterstützende und transformierende
Methodik die Meditation und Konzentration in ihrem Werkzeugkasten.
Beide Systeme erreichen den absoluten Endpunkt aller
Wissenschaften, was bei den gelehrten und praktizierten Naturwissen-
schaften nicht gegeben ist.
Beide Systeme ermöglichen vollkommenes Wissen über sich selbst,
über alle Anderen und über das Weltall. Es gibt kein Geheimnis mehr,
alles ist erfahrbar.
Beide Systeme folgen in unterschiedliche Art den geistigen Gesetzen,
welche immer gleich sind und sich nie ändern.
Beide Systeme haben, und bringen immer noch, Bodhisattvas oder
Avatare (Rückkehrer) zum Wohle der Menschen hervor.
Beide Systeme haben keine dominierende zentrale Organisation wie
im Christentum.
Beide Systeme sind jedoch aufgesplittet in viele Schulen oder
Traditionen und diese wiederum haben ihren eigenen "Chef" oder
Tapopa > 28 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tulku mit Hierarchie, ihre eigene Auslegung zur Praxis und verfügen
über zahlreiche "Filialen".
Beide Systeme verlangen zum tieferen Verständnis eine praktische
Schulung.
Beide Systeme werden in ihrem tieferen Sinn und Bedeutung immer
weniger begriffen.
Beide Systeme stehen der Menschheit kostenlos zur Verfügung.
Beide Systeme werden (leider) als Geschäftsmodell benutzt und dazu
passend gemacht.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Ansätze zur geistigen Entwicklung für die Menschheit ändern sich
in größeren Zeitabständen, bedingt durch die Entwicklung der
charakterlichen Struktur, der vorherrschenden Lebensbedindungen
und des gerade heranrollenden Karmas einer ganze Epoche (Yugas).
a) In Zeiten sehr geringer Bevölkerungsdichte war Abgeschiedenheit
und direkte Naturverbundenheit ein effektiver Förderer bei der
Entwicklung, beginnend beim Körper, dann mit Komponenten im
pranischen Körper (Nadis, Chakras) und weiter zur Ausweitung der
Konzentration: bekannt als der Yoga. Durch die Abgeschiedenheit war
die Einhaltung von Yama und Niyama problemlos. Das gesamte
geistige Wissen wurde in den Veden festgehalten.
b) Der Mensch wandelte sich in seinem Handeln, Denken und Fühlen
und organisierte sich in sozialen Ballungen. Und ein neuer Weg bzw.
neuer Ansatz wurde dann als besser geeignet gefunden: der
konsequente und körperlose Weg der Achtsamkeit und der
Selbstbeobachtung und des Mitgefühls (Maha-Satipatthana kombiniert
mit Metta) des Buddha Gautamo, dessen Verlauf in den
buddhistischen Jhanas beschrieben ist.
c) In der jetzigen Gegenwart, geprägt duch materielle Vielfalt und
Konsum, den velen technischen Möglichkeiten und der Ballung vieler
Menschen in großen Städten brachte einen neuen, dazu geeigneten
Ansatz hervor: den der ursachlosen Freude und des mystischen
Pfades. Um diese Ansätze zu erkennen, selbst zu erproben und
daraufhin zu lehren, bedarf es immer der spirituellen Meisterschaft und
Vollkommenheit eines Mystikers (Buddhas) und der Bereitschaft
Tapopa > 29 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Einzelner, dies instinktiv zu begreifen und dann zu realisieren.
Die Ansätze a) und b) haben auch heute keineswegs ihre
Bedeutung, Gültigkeit und Wirksamkeit verloren, wenn man nur
die geforderten Bedingungen erfüllt.
Tapopa > 30 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
DEFINITION GEISTIGE ENTWICKLUNG
Es gibt zahlreiche Definitionen, die sich aufgrund der Zielsetzung
unterscheiden. Sucht man im Internet danach, so erhält man zahlreiche
Ausführungen/Anleitungen zur Steigerung des Verstandes, der
Auffassungsgabe und des Gedächtnisses - meistens für Schule und
Erziehung. Die Psychologie begreift eine geistige Entwicklung eher als
eine pädagogische Verbesserung der mentalen Fähigkeiten und nicht
als eine Umformung des gesamten Wesens. Eine geistige Entwicklung
in unserem Sinne zielt gerade darauf ab und setzt mentale Gesundheit
voraus. Unter „geistiger Entwicklung“ wird hier weitaus mehr als die
mentale Verbesserung verstanden. Das Wort Geist wird für alles
mögliche benutzt, deshalb redet der Autor lieber vom Bewußtsein, denn
es geht um ein Sich-Bewußt-Werden und um Transformation. In
unserem Sinne ist es die Erforschung von sich selbst, also das
Gegenteil der Erforschung der Außenwelt und vergleichbar mit
Tiefenpsychologie.
Die östlichen Lehren (Yoga und Buddhismus) verstehen geistige
Entwicklung als einen Prozess, der den natürlichen Entwicklungs- und
Erfahrungsweg eines Menschen bis hin zur geistigen Vollkommenheit
gewährleistet und abkürzt. Die geistige Vollkommenheit wird hier
definiert als vollkommenes Wissen über sich selbst, über alle
anderen und über das ganze Weltall. Damit verbunden ist die
psychische Unantastbarkeit sowie andere mystischen Fähigkeiten. Der
Zustand der geistigen Vollkommenheit kann verstanden werden, als ein
höchst waches Bewußtsein ohne jeglicher Inhalte. Die Tibeter haben
eine griffige Definition: „Bewußtsein in seiner Nackheit“. Andere sagen
dazu: diamantener Zustand. Das Bewußtsein ist in seiner wahren Natur
klares Licht und es ist unbegrenzt, unantastbar und unzerstörbar.
Dieser Zustand ist auch bekannt als Buddha-Zustand, Dharmakaya
oder Turiya. Der Osten impliziert unter geistiger Entwicklung die
Erreichung einer Evolutionsstufe, die über die bisherige des
Individuums weit hinausgeht und stabil bleibt. Sollte der Mensch mit
einem erreichten stabilen Zustand auf halbem Wege zufrieden sein, so
ist das ein Erfolg. Er kann später damit fortsetzen, fällt er aber aus
erreichter Stufe mangels Disziplin wieder zurück in alte Zustände oder
tiefer, so hat keine geistige Entwicklung stattgefunden.
Tapopa > 31 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Da jeder Mensch ein Bewußtsein hat, ist er potentiell ein Buddha. Doch
das Bewußtsein ist eingehüllt in eine Vielzahl von Schichten
unterschiedlicher Qualitäten. Das beginnt mit der Einbettung in den
Körper, mit der Umrahmung und Herrschaft des Unterbewußt- und
Tagesbewußtseins, dem Spiel der Emotionen und der Gedanken usw.
Und alle diese „Hüllen“ und Beeinflussungen (kurz „die Persönlichkeit“)
müssen entfernt werden bzw. müssen umgewandelt werden, damit das
reine, klare Bewußtsein ausgepackt und in seiner wahren Natur
erscheinen kann. Eine erfolgreiche geistige Entwicklung bewirkt die
Auflösung des Unterbewußtseins und die Überführung in den
überweltlichen Intellekt. Die geistige Entwicklung ist also auch ein
Transformationsprozess. Bildlich gesprochen: der Tropfen Wasser
findet in den Ozean zurück. Die Wissenschaftler werden als
„Abwärtsstarrer“ betrachtet, weil sie sich in Details ihres Fachgebietes
wie ein Maulwurf hineingraben, damit geht der große Panoramablick
verloren, weil ihr Wissen eine unsichtbare Barriere bildet. Und so folgen
sie einer Wissenschaft, die nie einen Endpunkt hat. Sie füllen ihr
Bewußtsein und Denken mit diesen Inhalten und klammern sich daran.
Naturgemäß verhindern diese Inhalte den Blick darüber hinaus, auch
wenn sie Theorien und Abstrakta bilden können. Das ultimative Endziel
einer jeden geistigen Entwicklung ist die Erlösung bzw. der Ausstieg
aus dem Kosmos.
WAS VERSTEHT MAN UNTER ERLÖSUNG ?
Der Durchschnittsmensch sehnt sich nicht nach der Erlösung. Er weiß
nämlich nicht, warum es hier geht. Deshalb will er nur in der Welt leben,
die sich ihm gegenüber jedoch nicht anders als stiefmütterlich verhält,
denn sie bereitet ihm immer nur Enttäuschungen. Wenn er aber die
Probleme des Lebens besser verstehen gelernt hat, dann begreift er
die Idee der Erlösung als eine erfolgreiche Flucht aus dem Leid. Diese
Flucht ist aber kein Ausdruck der Schwäche! Es handelt sich dabei nur
um eine Umorientierung des Bewußtseins, um ein Ausschließen von
Begierden, um eine Vermeidung vorgefaßter Meinungen, die aus der
Welt nur ein Labyrinth machen, aus dem man nicht entkommen kann.
So wird das Problem der Erlösung schon damit gelöst, daß der Mensch
bewußt keine Sinnessensationen und Erlebnisse mehr fordert. Dies ist
nämlich die Voraussetzung für eine seelische Loslösung von der Welt,
was ein Zustand ist, der, wenn er herangereift ist, als eine vollständige
Tapopa > 32 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
innere Loslösung und Befreiung von bedrückenden und versklavenden
Lebensmomenten empfunden wird. Deshalb ist die Erlösung keine
Abstraktion der Seele von der Welt, sondern eine Unangreifbarkeit der
Seele durch die Welt. Die Erlösung hat aber transzendente
Reichweiten. Mit dem sich vervollkommenden Abstand des Gefühls von
der Welt gehen auch die potentiellen Beziehungen zur Welt unter, und
eine Weiterentwicklung in diesem Simme führt schließlich zur
Aufhebung auch der letzten Spur von Verwandtschaft des Adepten mit
der Welt der Geschöpfe. Dann nimmt das Bewußtsein den Charakter
einer überweltlichen Qualität an, aus der dann das Bewußtsein den
Zustand des Absoluten, des Uferlosen, was gleichzeitig auch die
Befreiung von jeglicher Eigenschaft bedeutet, realisiert. Wenn selbst
die geringste Spur einer Bewegung des seelischen Seins ausgemerzt
wurde, dann sind Bewußtsein und Ewigkeit völlig identisch. Dieser
Zustand des Bewußtseins ist die wahre Erlösung.
So weiß jemand zu berichten, der diesen Zustand kennt. Für diesen
Zustand des Bewußtseins, das auch den Körper in diese Qualität
mitreißen kann, gibt es in den Schriften zahlreiche Begrifflichkeiten.
Eines ist jedoch sicher, das ganze Gold dieser Welt ist nichts im
Vergleich zu diesem Ergebnis.
Doch warum ist eine geistige Entwicklung so schwer? Antwort: weil das
gesamte Wesen mit allen physischen und psychischen Komponenten
erheblichen Widerstand leistet. Denn diese wurden vom Menschen im
Zuge der Evolution selbst geschaffen und werden ständig genährt
durch das eigene Interesse an der Welt und dem Verlangen nach
Besitz, Genuss und Einfluß. Dadurch entstanden Probleme, die den
Menschen im Materialismus festhalten (mehr dazu im Kapitel „zu
lösende Probleme“). Dieses ständige Bestreben nach Verjüngung
(Erneuerung, Konservierung) verdeckt die Wahrheit der
Vergänglichkeit. Solange das währt, ist eine beschleunigte geistige
Entwicklung unmöglich. Neue Dinge bzw. neue Zustände können nur
erreicht (erobert) werden, wenn eingefleischte Gewohnheiten und
Anhaftungen aufgegeben werden. Erwähnenswert ist, daß vom
Einzeller bis zum biologischen und geistigen Zustand des heutigen
Menschen gemäß den Veden viele Millionen Verkörperungen
erforderlich waren, deshalb sind festgefahrene Gewohnheiten und
Ansichten schwer aufzulösen und umzuformen. Will man, daß ein
Regenwurm gerade aus geht, so braucht es ca. 100 Stromschläge bis
Tapopa > 33 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
er das so macht. Ein Mensch braucht für eine Verhaltensänderung
ungefähr 200 Korrektive und manchmal mit viel Leid verbunden, wenn
die Natur die Erziehung übernomment hat.
Der Prozess der Entwicklung kann erfolgen als natürliche Entwicklung,
als stufenweise oder schnelle, direkte Entwicklung (direkter Pfad).
Die natürliche Entwicklung führt den Mensch von Existenz zu
Existenz, wobei neue Erfahrungen gewonnen werden und vielleicht
auch einige Charakterumformungen stattfinden – solange bis ihm
dämmert, daß es etwas anderes geben muss als den Materialismus,
der den Menschen am Ende immer in Stich läßt und er einen anderen
Ausweg sucht. Das kann sich über viele, viele Existenzen
hinwegziehen. So wird ein Mensch mit stumpfen, widerspenstigem
Geist durch Leid zu Veränderungen in Ansichten und im Verhalten
gezwungen, während beim Reichen durch Abstieg in ärmere
Existenzbedingungen die Mühle der Gegensätze zur Umformung führt.
Jede Existenzfolge im Wohlstand wird einmal enden.
Die stufenweise Entwicklung ist dann gegeben, wenn ein Mensch
bereits ein yogisches Training bewußt absolviert, dieses stabilisiert ist
und er in der betreffenden Existenz damit aufhört, weil zufriedengestellt.
Dabei erworbene gewisse Fähigkeiten gehen im Tod nicht verloren und
werden in die neue Existenz mitgenommen. Diese stufenweise
Entwicklung ist auf jeden Fall schneller als die natürliche Entwicklung
und mit wenig oder gar keinem Leid verbunden.
Die direkte Entwicklung zeichnet sich dadurch aus, dass der Neophyt
karmisch reif und gesättigt ist und er damit unter Anleitung eines
spirituellen Meisters die geistige Vollkommenheit in dieser einen
Existenz erreichen kann.
Die Gesetze zur geistigen Entwicklung ändern sich nie und die
Anforderungen sind immer gleich - egal welchen Weg man wie geht. Es
gibt vier grundlegende Anforderungen. Welche? Du wirst es beim Lesen
dieses Buches selber herausfinden, ansonsten frage deinen Guru oder
Vortragenden.
Generell verläuft die Entwicklung in 2 Phasen, die Vorbereitungs- und
die Vollendungsphase. Die Vorbereitungsphase kann unter
Tapopa > 34 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Umständen sich über mehrere Existenzen hinziehen und findet ihren
Abschluß im mystischen Tod. Dabei stirbt der leidverursachende
Astralkörper ab oder wurde in Licht umgeformt. Die Phase der
Vollendung ist abhängig von der Ernsthaftigkeit der Bemühung und dem
karmischen Guthaben. Der Weg in der Vollendungsphase ist steil und
für den normalen Menschen unbegreiflich. Aber eines ist sicher, jeder
Mensch wird einmal den Gipfel, den Zustand der Vollkommenheit
erreichen. Das ist alleine schon gegeben durch sein Potential und durch
den inneren Sinn der Schöpfung, die man als Spiel des Absoluten mit
sich selbst sehen kann. Denn das gesamte Universum unterliegt
Veränderungsprozessen und es endet nicht im großen Stillstand,
sondern trägt in sich das Gesetz zur Rückkehr zum Ursprung.
Die Bedingungen der Menschheit (kurz die Welt) in seiner Gesamtheit
oder in Teilmengen ist durch eine geistig mächtige Einzelperson (z.B.
Buddha, Jesus) kaum veränderbar. Jeder muß sich selbst zum Guten
ändern, erst in der Summe bewirken diese Änderungen ein besseres
Schicksal für ein Volk. Jeder Einzelne kann oder soll seinen Beitrag
dazu leisten.
DAS DESINTERESSE DER MENSCHEN
Ja, warum ist eine geistige Entwicklung für die große Mehrheit der
Menschen nicht interessant oder wird sogar hart abgelehnt? Wohl hat
Buddha die vier Ursachen den Leids klar definiert, doch sie finden
keine Beachtung, weil die Menschen das Leid erst dann spüren, wenn
es um die eigene körperliche Existenz geht oder um den Verlust der
Stellung unter der Gesellschaft. Die naheliegendste Antwort ist: man
wird damit weder reich noch erzielt man mehr Sinnesgenuß.
Das allgegenwärtige Leid der Menschheit empfindet eine einzelne
Person niemals wie eigenes Leid, auch wenn er Verständnis oder
Mitgefühl heuchelt. Das Leid der Menschheit spüren nur die
Bodhisattvas aufgrund ihrer Anbindung an die Menschheit im
Zusammenhang ihres Wirkens. Die inneren Zustände der Menschheit
entsprechen der Finsternis und nicht dem Licht (s.a. Kapitel „Die
Yugas“). Der Mensch selbst empfindet die Vergänglichkeit von
positiven Erlebnissen als eine Sensation, ein Vergnügen oder Genuß.
Das alles ist bedingt durch die Überzeugungskraft der Sinne. Er ist
verliebt in die unuzähligen Illusionen der Maya. Solange der Mensch
Tapopa > 35 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
nicht gesättigt ist mit angenehmen wie unangenehmen Erfahrungen
und Erlebnissen, wird er immer nach Wiederholung, Erneuerung und
Verbesserung der äußeren Umstände streben wie ein Hamster im Rad.
Das entspricht dem natürlichen Entwicklungsweg. Das seelische Leid
wird als reparabel angesehen, weil man irrigerweise überzeugt ist, es
sei durch äußere Faktoren bedingt und es genüge, diese zu ändern.
Aus diesen Gründen sucht der Mensch nicht nach einem geistigen
Ausweg, weil er diese Gefangenschaft in seinem eigenen Körper und
Denken nicht merkt. Ist der Mensch mit seinem Leben zufrieden, so
wird er den immer wieder zutage tretenden Mangel an Intelligenz,
Wachheit und Achtsamkeit kaum wahrnehmen und schon gar nicht als
Leid. Je besser es ihm materiell geht, desto weniger sieht er einen
Grund, seinen Lebensstil und seine Ansichten zu ändern. Erst im
eigenen Tod fühlt er das Leid der Vergänglichkeit und seine
Hilflosigkeit, aber da ist es zu spät.
Insoferne soll man die Menschen, die nicht nach geistigen Zielen
streben und im Materialismus oder in Barbarei versunken sind, weder
kritisieren noch als bedauernswert ansehen, sondern einfach
verstehen, daß sie auf einer noch lange dauernden Reise (Samsaro)
sind und erst noch entscheidende Schicksalserfahrungen machen
müssen. Damit wird auch verständlich, warum eigene Erfahrungen
basierend im richtigen sittlichen Verhalten an andere kaum oder
überhaupt nicht übertragbar sind. Es reicht, diese Personen zu meiden
und die “Wolke der Tugend” um sich zu errichten.
Wer schon mal darüber sinniert hat, wieso Menschen auf diesem
Planeten so unterschiedliche Lebensbedingungen, vor allem schlechte
und sklavische, haben, dem möchte ich diese Botschaft eines Buddhas
der Gegenwart zum Verständnis und zur Beachtung vorlegen:
Es wäre von großen Nutzen, wenn die Menschen ihr Augenmerk auf
die scheinbar so unwichtige Qualität ihrer Gedanken und Gefühle
richten, denn aus diesen entwickeln sich später die schicksalshaften
Riesen ...
Tapopa > 36 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tapopa > 37 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Tapopa > 38 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
INDOKTRINATION UND MATERIALISMUS
INDOKTRINATION
Indoktrination ist eine besonders vehemente, keinen Widerspruch und
keine Diskussion zulassende Belehrung. Dies geschieht durch gezielte
Manipulation von Menschen durch gesteuerte Auswahl von
Informationen, um ideologische Absichten durchzusetzen, Kritik
auszuschalten oder alternatives Wissen zu verhindern. So die gängige
Definition. In unserem Falle bedeutet dies, der Materialismus als
scheinbar absolut herrschende Ideologie verhindert vehement alles
Geistige.
Und der Materialismus kann als eine Indoktrination der Sinne und ihrer
Wahrnehmungen begriffen werden. Diese sind so überzeugend, daß sie
als alleinige Realität begriffen werden, obwohl die Physik es bereits
anders weiß. Schon als Embryo begreift der Mensch die Welt als eine
Realität, die vor allem ertastbar ist. Und diese Wahrnehmung der
Solidität formt der Mensch seinen Lebensstil und -ansichten bis zum Tod
(s.a.Yugas). Ausschlaggebend ist dabei die Tatsache, daß der Mensch
von Geburt an nur das in seinem Bewußtsein aufnehmen und begreifen
kann was sichtbar und tastbar ist bzw. das Wissen, das daraus
abgeleitet werden kann. Andere Wirklichkeiten aus der feinstofflichen
oder transzendenten Welt bleiben ihm verschlossen, außer er trainiert
seine Sinne mit yogischen Methoden.
Alles Wissen, alle Ansichten und Verhaltensweisen werden aus dieser
reduzierten Fähigkeit abgeleitet und finden ihren Niederschlag in den
Wissenschaften, in der Wirtschaft, in den politischen und religiösen
Ideologien usw. Milliarden von Erkenntnissen, Sachverhalten, Fakten,
abgeleitete Abstrakta und Theorien aus der "tastbaren" Welt sind bislang
durch die Wissenschaften erforscht, definiert und publiziert worden und
werden je nach Interessenlage oder Bedürfnis genutzt. Dieses Wissen
der materiellen Welt umhüllt unseren Geist wie einen Panzer und läßt
nichts anderes gelten, bietet es doch einen sicheren Halt im und durch
das Leben. Diese Umhüllung oder besser Füllung unseres Begreifens
und unserer Wahrnehmungen findet ununterbrochen statt und wird
daher aus geistiger Sicht als Indoktrination begriffen. Primär ist es eine
Tapopa > 39 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Überflutung unseres Denkorgans mit Wellen aus unseren
Sinneswahrnehmungen. Diese Indoktrination ist ein unaufhörlich aktiver
Prozeß, der sowohl freiwillig angenommen wie auch aufgezwungen
stattfindet – auch im Schlaf.
Der Erwerb objektiver Erkenntnisse kann allerdings nicht als
Indoktrination verstanden werden, denn sie sind jene Realität, neben
der es keine andere gibt. Jedoch fragen wir uns, sind die materiellen
Erkenntnisse und deren kompromißlose Anwendung die ganze Realität
unserer Erfahrungswelt? Jeder Mensch hält sich im gegenwärtigen
Zustand für vollkommen, obwohl er im Laufe seines Lebens Ansichten,
Erkenntnisse und Einstellungen ändert und immer wieder erfahren muß,
daß er sich irrt oder "etwas übersehen hat" und dasselbe bei anderen
passiert. Das Resultat dieser Indoktrination (als gelebter und erlebter
Materialismus) ist für jedermann einfach erkenn- und fühlbar.
Erstens durch die überall vorherrschenden Ungerechtigkeiten,
Privilegien und brutalen Auseinandersetzungen auf unserem Planeten,
die nie enden wollen.
Zweitens durch das in uns unstrittige und laufend sich erneuernde
Verlangen nach Dingen, Erlebnissen, Sinnesgenuß und aufwertenden
Anerkennungen.
Drittens durch die Raffgierigen, die erfolgreich immer mehr an sich
reißen. Und wir? Haben wir etwas konsumiert oder erreicht, dann dauert
es nicht lange bis das nächste Verlangen oder Begierde unser Handeln
bestimmt. Denn kaum haben wir das Ersehnte bekommen und
kennengelernt, erzeugt die niedere Natur (s.a. Stuktur und Aufbau und
innere Mechanik) in Form einer einprägsamen Projektion im Denkorgan
das Bild eines nächsten Verlangens. Das nennt man Leben in der
Gefangenschaft der Materie und Sinne, denn das eigene Wohlbefinden
oder Glück ist immer abhängig von irgendwas oder irgendwen.
Viertens die permanente Überfütterung mit Bildern der Brutalität und
Grausamkeit (Games, Filme/Serien, Video etc), den raffinierten
Sinnesreizen und der rund um die Uhr eingeschleusten Werbung. Von
der Vermüllung des Tagesbewußtseins durch die kurzfristigen, laufend
wiederholten und vorher selektierten Nachrichten in den sozialen
Medien ganz zu schweigen. Diese Vermüllung führt zum Verlust des
Tapopa > 40 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
Erkennens, was die wahren Absichten des Informationserzeugers sind
und was die Folgen sein werden. Das Hinterfragen „Cui bono?“ wird so
deaktiviert.
Man kann aber sagen, es gehören immer zwei dazu: einer der verführt
und ein anderer der darauf reinfällt. Und der Materialismus in Erziehung,
Familie, Schule etc. lehrt leider nicht genug oder überhaupt nicht die
Kontrolle und Abwehr dieser Beinflußungen. Warum auch? Ist doch
alles darauf aufgebaut und funktioniert so wunderschön, besonders für
die Eliten. Doch wenn dem Materialisten der Spiegel seiner wahren
Natur vorgehalten wird, ist er bereit zu töten.
MATERIALISMUS
Der Materialismus ist eine erkenntnistheoretische und ontologische
Position, die alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf die Materie
und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückführt. In der
Philosophie grenzt sich der Materialismus von allen anderen
Philosophien ab. Die idealistische Lösung der Grundfrage der
Philosophie geht in allen Varianten vom Primat des Bewusstseins
gegenüber der Materie aus. Der Materialismus geht davon aus, dass
selbst Gedanken, Gefühle oder das Bewußtsein auf Materie
zurückgeführt werden können. Er erklärt die den Menschen umgebende
Welt und die in ihr ablaufenden Prozesse ohne Gott oder höherer
Macht. In der Philosophie der Gegenwart wird der Begriff Physikalismus
gleichbedeutend mit „Materialismus“ verwendet. Gegenbegriffe sind der
Idealismus, für den nur Bewusstseinsinhalte eigentlich wirklich sind, und
der Dualismus, für den das Physische und das Psychische zwei strikt
voneinander getrennte, eigenständig existierende Seinsbereiche
darstellen. Die Psychologie des Ostens sieht das etwas anders. Andere
wieder verstehen unter Materialismus die kompromißlose Ausrichtung
des Denkens und Handelns auf einen materiellen Nutzwert oder den
eigenen Vorteil.
Der Materialismus ist ein scheinbar harmloser Begriff, der nett zu
gebrauchen ist und in jedem von uns harmlos durch das Bewußtsein
marschiert. Falsch! Der Materialismus ist eine spürbare Ausgeburt des
menschlichen Handelns in der Jetzt-Zeit und versteht sich als einer
konstanter, teilweise misanthropischer Prozeß. Der Materialismus ist
keineswegs harmlos. Es gibt genügend Güter auf dieser Welt, damit alle
Tapopa > 41 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
gut leben könnten. Menschen müssen den Materialismus als
dominanten Faktor in ihren Wertvorstellungen haben, ansonsten gäbe
es ihn nicht.
Bleibt es dabei und der Mensch fragt nicht weiter nach anderen Werten,
dann ist das Agnostizismus (der Agnostizismus ist eine
Weltanschauung, die insbesondere die prinzipielle Begrenztheit
menschlichen Wissens, Verstehens und Begreifens betont). Und so wirft
der Mensch alle seine psychischen Kräfte hinaus in die materiellen
Erscheinungen für Haben, Sein und Erleben. Die Rückwirkungen sind in
der Zerstörung der Natur, Versklavung und gegenseitiger Ausbeutung
erkennbar. Das Absinken und Verformen der inneren Qualität wird
vielleicht von Einigen als Tendenz erkannt, jedoch nicht beim Einzelnen.
Man kann behaupten, daß ein Materialist automatisch auch ein Egoist
ist. Und ehrlich, sind wir das nicht alle?
FAZIT
a) Psychologisch gesehen ist der Materialismus ein Gefängnis des
Bewußtseins, weil dessen Inhalte den Menschen zwingen, sich eben
ausschließlich mit materiellen Phänomenen zu beschäftigen. Ist diese
Füllung 100%, so geht nichts Anderes hinein, deswegen die harte
Ablehnung vom Geistigen. Die Materie stellt eine permanente
Möglichkeit der Sinnesreizungen dar, worauf reflexiv reagiert wird. Der
Mensch wird als Materialist geboren und stirbt als ein Materialist. Eine
Änderung innerhalb dieser Zeitspanne in ein altruistisches Wesen
gelingt so gut wie keinem. Der Materialismus wird aus höherer Sicht als
geistige Krankheit, geistige Korruption oder geistige Deformation
bezeichnet. Einen Materialisten könnte man als „Ungläubiger“
bezeichnen, wobei ironischerweise die Mulime Materialisten sind, wenn
sie ihre Schuhe wieder anhaben. Das schlimme dabei ist, daß sogar die
Psychologen den Materialismus als "normal oder selbstverständlich"
sehen und dabei vielleicht unwissentlich ignorieren, daß der
Materialismus mit seiner Barbarei die Menscheit seit Jahrtausenden
geißelt. Wahrscheinlich sind sie davon überzeugt, daß dies normal sei
und andere Bewußtseinszustände nicht existieren, weil sie ihnen
unbekannt sind. Daß der Materialismus nicht das Optimale sein kann,
ergibt sich aus der Erfahrungstatsache, daß jeder, der den
Materialismus kritisiert, automatisch als widerlich und sogar als
gefährlich eingestuft wird.
Tapopa > 42 / 212 < Geistige Entwicklung Grundlagen
b) Der Materialismus ist (so wie sich die Welt derzeit verhält) nicht
besiegbar. Weder Politiker, religiöse Führer, Wirtschafts- und
Naturwissenschaftler und schon gar nicht Psychologen wissen, wann
mit dem (unheilvollem) Wachstum Schluß sein soll und wann bzw. wie
mit der Umkehr zu beginnen ist. Sie denken vielleicht „ja irgendwann“,
aber nur jetzt nicht und nur nicht in meiner Zeit. Sie wissen auch nicht,
wie das teilweise hemmungslose Konsumverhalten eingedämmt werden
kann, ist es jedoch zum Profitstreben kontraproduktiv. Dafür muß wohl
erst eine Naturkatastrophe z.B. in Form einer Pandemie, globaler
Wasserknappheit oder Anhebung der Meere kommen. Irgendwann wird
sich der Materialismus selbst auffressen und das wird nicht angenehm
sein. Leider ist es so, je mehr Menschen gezeugt und geboren werden,
desto mehr werden in ungünstigen Verhältnissen leben. Das Verhältnis
der Eliten (Wohlhabenden) zu den Armen ist global ungefähr eins zu
sechs. Ein weiterer Aspekt öffnet uns die Augen für die Einstellung der
Materialisten zueinander: nämlich die Tatsache der Kriege, Raumfahrt,
Waffenherstellung und -verbreitung und des Aufrechterhaltens eines
bestimmten Herrschaftsbereiches für wenige. In den letzten 20 Jahren
(1998 - 2019) haben die NATO-Staaten soviel Geld dafür ausgegeben,
daß man ca. 90 Millionen Eigenheime oder Eigentumswohnungen
kostenlos den Menschen übergeben könnte. Damit hätten ca. 270
Millionen Menschen in Europa ein zeitgemäßes Zuhause. All die
Kriegsgeräte sind für jeden einzelnen von uns nutzlos! Den Einwänden
entgegnend bezweifelt der Autor nicht die Notwendigkeit der inneren
Sicherheit.
c) Die im Materialismus versunkenen Menschen können ihr eigenes
Schicksal weder lesen noch erkennen. Zur Steuerung ihres Schicksal
setzen ihre psychischen Kräfte ein, welche vom karmischen Gesetz als
egoistisch klassifiziert werden. Treten negative Ereignisse oder
Katastropen ein, so können oder müssen sie den Schaden nur
hinnehmen und darauf reagieren. Sie können nicht voraus sehen,
zumindest nicht mal voraus ahnen, was auf sie zukommt. Hätten sie
diese Fähigkeit, welche durch ein Leben in der "Wolke der Tugend"
möglich ist, würde erstens vieles nicht passieren und zweitens könnten
sie ausweichen. Diese mystische Fähigkeit wird "antizipative Weisheit"
genannt – etwas höchst praktisches.
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BEOBACHTUNG UND UNTERSCHEIDUNG
Wie in den Wissenschaft ist Beobachtung das Allerwichtigste. Nur durch
Beobachten kann man Zustände und Abläufe an Phänomenen
erkennen, analysieren und Wissen gewinnen. Und nur durch
Unterscheidung des Beobachteten im Verhältnis zu Anderem kann man
Schlußfolgerungen ziehen und nützliche Erkenntnisse gewinnen.
Wer kennt dieses Symbol nicht?
Es ist das Symbol der
Unterscheidung und steht für
Trennen, Abschneiden oder
Durchschneiden bzw. für die geistige
Fähigkeit des Trennens von
Gegensätzen wie Vergänglichem
von Unvergänglichem, Wahrheit von
Täuschung, zwischem Grobem und
Subtilem und der Leerheit oder
zwischen Wirkung von Ursache.
Genauso ist es mit der Wissenschaft des Geistes bzw. in der geistigen
Entwicklung. Dort sind Beobachtungskraft und Unterscheidungskraft
der Schlüssel zu allem. Der Unterschied zur klassischen Wissenschaft
besteht darin, daß man das eigene Wesen und seine ganze Mechanik
beobachtet. Dabei ist zum Eindringen in die Vielschichtigkeit des
eigenen Wesens die Unterscheidungskraft essentiell. Die
Unterscheidungskraft ist vergleichbar mit einem Mikroskop, das man
auf immer größere Auflösung einstellen kann.
Die Begriffe in Yoga und Buddhismus dazu sind: Viveka und
Satipatthana. So wie der Mensch in der jetzigen Epoche ausgestattet
ist, kann er mit trainiertem Verstand und entsprechendem
gespeichertem Wissen im Gedächtnis die äußere Welt der
grobstofflichen Phänomene und Objekte beobachten und analysieren.
Die daraus gewonnen Erkenntnisse sind bestens bekannt als Gesetze
in der Naturwissenschaft und als Verhaltensmuster in der Psychologie.
So hat der Mensch die Fähigkeiten entwickelt, die materiellen Objekte
zu zerlegen und/oder neu zusammenzusetzen und gemäß seinen
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Wünschen zu verwenden – zum Guten wie zum Schlechten. Dazu hat
er die 4 Basiskräfte der Materie (Gravitation, Elektromagnetismus,
schwache und starke Wechselwirkung) entdeckt und weiß sie zu
nutzen. Daß die Gesetze der Physik auch im feinstofflichen Bereich
Gültigkeit haben – nur eine Oktave höher - weiß die Physik nicht bzw.
hat das noch nicht entdeckt. Ein Grund liegt darin, daß der
Naturwissenschaftler gewisse Phänomene nicht als Bestandteil der
Natur sieht wie z.B. seine Gedanken. Er meint sein ununterbrochener
Gedankenfluß - sein eigens mobile perpetuum - ist ein unerklärlicher,
selbstverständlicher Prozeß einer metaphysischen Welt und damit kein
Bestandteil „seiner“ Natur und „seines“ Universums, obwohl seine
Gedanken und er zweifelsfrei darin existieren.
Dieses ununterbrochene Denken bildet das Ich des Menschen,
deswegen der Spruch: „ich denke, also bin ich“. Aber dieses
ununterbrochene Denken suggieriert ihm ein Selbst, ein Ich, das ist
aber nur das Ego, welches sich aus unzähligen Sinneseindrücken
gebildet hat, während das große ICH das Unvergängliche und der
innerste Wesenskern ist. Auf dieses ICH ist immer Verlaß, während das
kleine Ich ständig seine Orientierung ändert. Das falsche Ich verdeckt
und verhüllt den inherenten Beobachter, welcher es dem Menschen
ermöglicht, alle Phänomene des Universums zu durchdringen, ja sogar
die Leere. Mehr dazu im Kapitel „Wir und der Kosmos“ und im Kapitel
„Struktur und Komponenten“.
DIE STUFENWEISE FREILEGUNG DES BEOBACHTERS IST DAS
PRIMÄRZIEL DER GEISTIGEN ENTWICKLUNG
Die Annahme, daß die materielle Welt, d.h. sichtbar und tastbar, die
einzigen Bestandteile des Universums sind, ist allerdings ein fataler
Fehler und symptomatisch für die eigene innere Natur, die sich nicht
entdecken lassen will. Denn entdeckt man sie, kommt es kurz oder lang
zum Wunsch, diese zu erforschen und zu beherrschen. Dazu kommt,
daß es keine Laborgeräte gibt, mit denen man psychologische
Phänomene wie z.B. den Verstand oder einzelne Gedanken
beobachten oder auslesen kann. Man kann nur feststellen, daß die
Gedankenprozesse ein Energieprozess im Gehirn mit unterschiedlicher
Intensität sind. Inhalte, Dauer und Stärke eines einzelnen Gedankens
sind nicht feststellbar – nur ganze Ströme als energetische Aufleuchten
in bestimmten zerebralen Partien. Ebenso kann man den Verstand
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weder sehen noch energetisch messen – nur seinen Output. Ebenso
ist den Naturforschern ein Rätsel, woher die „Einfälle“ kommen.
Eigentlich ist das Wort schon Hinweis genug. So hat z.b. Albert Einstein
die berühmte Formel E = mc² vorher im Traum gesehen. Ein Zufall?
Und woher? Wie auch immer, es fehlen Instrumente zum Feststellen
der feinstofflichen Welt, sowie man ein Rundfunkempfänger braucht,
um die Signale eines Radiosenders hörbar zu machen. Und Nicola
Tesla hat seine Erfindungen „gesehen“ und nicht mathematisch
hergeleitet, weshalb zahlreiche seiner Aufzeichnungen unverständlich
sind.
Doch welche Instrumente haben die Yogis und Mystiker zur Verfügung,
um die feinstoffliche und transzendente Welt beobachten und
analysieren zu können? Mit den eigenen, scheinbar wundersamen und
ungenutzten Fähigkeiten der Sinne und des Bewußtseins, die man
durch geeignetes Training entwickeln kann. Man kann auch die Sinne
durch Trainieren der Achtsamkeit oder Selbstbeobachtung weiter
entwickeln. Dabei werden nicht nur unbewußte Prozesse und Inhalte
erkennbar, sondern sie werden auch unterscheidbar. Die Sinne des
Menschen werden schrittweise verfeinert und können sich dadurch neu
justieren. Wie beim Frequenzsucher am Radiogerät.
OHNE SELBSTBEOBACHTUNG IST EINE GEISTIGE ENTWICKL-
UNG UNMÖGLICH.
Wie sonst sollte ein Schüler bei sich feststellen, ob er Fortschritte
gemacht oder Selbstverdummung geübt hat? Wie sollte er feststellen,
daß seine Moral bzw. Charakter noch lange nicht vollkommen ist? Wie
soll er feststellen, was für ihn richtig oder falsch ist?
Die Selbstbeobachtung führt automatisch zu einer
Unterscheidungskraft. Je besser man sich selbst und seine eigenen
Prozesse beobachten kann, desto schärfer wird die
Unterscheidungskraft. Verbessert sich die Beobachtung und die
Unterscheidung steigt parallel der Intellekt und die Intelligenz.
Die Selbstbeobachtung (Achtsamkeit) wird in den Schulen unterschätzt
oder vernachlässigt, obwohl sie und diese Konzentrationskraft der
einzige Garant für den Weg „nach oben“ sind. Daher wird in seriösen
Schulen besonderer Wert auf die Selbstbeobachtung gelegt. Alles, was
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der Schüler oder Neophyt tut, denkt, fühlt und wahrnimmt, muß mit
dieser Selbstbeobachtung begleitet sein. Mehr dazu im Kapitel
„Achtsamkeit“. Alle anderen Aktivitäten wie Durchführen oder
Mitmachen bei Zeremonien oder Ritualen führen nicht zur Steigerung
der Unterscheidung oder Abschaffung von Atavismen. Ohne dieser
Fähigkeit erinnert sich vielleicht der Verstorbene im Bardo an die
Symbole und Geräusche, weiß aber nicht wie er darauf reagieren soll,
weil er zwischen Erscheinung und Bedeutung nicht unterscheiden kann
- die Waffe der Unterscheidung fehlt.
Nur mit der Unterscheidungskraft, die sich aus der permanenten
Selbstbeobachtung entwickelt, ist es möglich, in die unzähligen Impulse
und Reflexionen des eigenen Wesens einzugreifen, welche einem so
effektiv vom höchsten Zustand fernhalten.
MIT DER ARBEIT ZUR FREILEGUNG DES BEOBACHTERS
BEGINNT DIE LANGE REISE ZUR ENTWICKLUNG DER BUDDHA-
NATUR, DES ÜBERWELTLICHEN INTELLEKTS UND DES KLAREN
LICHTS DES GEISTES
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PSYCHOLOGIE WEST UND OST
Viele unsinnige Handlungen und aberwitzige Realitäten in der Welt der
Menschen sind nicht rational sondern nur psychologisch erklärbar.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie der Mensch tickt, was ihn antreibt
und wieso all dies möglich ist. Die Erkenntnisse der psychologischen
Wissenschaft spielen dabei eine elementare Rolle. Was vielleicht einige
nicht wissen, es gibt eine Psychologie des Westens und eine des
Ostens. Was sind die Unterschiede?
DEFINITION WESTLICHE PSYCHOLOGIE
Diese beschreibt und erklärt menschliches Erleben und Verhalten,
deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen
inneren und äußeren Ursachen oder Bedingungen. Entgegen ihrem
Bild und dem Verständnis in der Öffentlichkeit ist die in den
akademischen Institutionen betriebene und gelehrte Psychologie eine
streng empirische Wissenschaft und ihr obliegt es, Theorien und daraus
abgeleitete Modelle, Hypothesen, Annahmen für die Beantwortung
einer konkreten Fragestellung usw. mit geeigneten wissenschaftlichen
Methoden empirisch zu prüfen.
Die Methodik ist überwiegend naturwissenschaftlich, mithin quantitativ,
in Verbindung mit experimentellen oder quasi-experimentellen
Vorgehen. Daher stellen die Mathematik, insbesondere die deskriptive
Statistik, die Stochastik (besonders die induktive Statistik und die
statistischen Testverfahren) sowie zunehmend Ansätze der
Systemtheorie (insbesondere die mathematische Systemanalyse) die
wichtigsten Werkzeuge der Psychologen dar. Hinweis: die Psychiatrie
oder Nervenheilkunde gehört zur medizinischen Wissenschaft und heilt
hauptsächlich durch Unterdrückung.
Die westliche Psychologie erlangt Erkenntnisse durch Beobachtung
von Phänomenen an externen lebendigen Objekten (Mensch und Tier)
und ihrem Verhalten in der Welt, einzeln oder in Gemeinschaften. Die
Beobachtungen der Psychologie sind zeitaufwendig und erfahren
zahlreiche Korrekturen. Der Begriff "psychisch" ist altgriechisch. Die
Psychologen können nicht in die Psyche schauen oder Vorgänge darin
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messen wie Physiker ihre materiellen Phänomene im Labor. Daher ihre
komplizierten Methoden und Beschreibungen, die eine Abstrakta der
inneren Prozesse und oft interpretationsbedürftig (Expertenstreit) sind.
Sie tut sich schwer, psychologische Gesetzmäßigkeiten zu definieren
(Beispiel "die Gier steigt proportional mit den Möglichkeiten"). Es ist
eine junge Wissenschaft, gegründet im 19. Jahrhundert. Ein
Psychoanalytiker kann so gut wie bei jedem eine Anomalie feststellen,
nur bei sich selbst nicht. Bei der Analyse ganzer Mengen (Eliten,
Reiche, Arme, Extremisten, Politiker, Volksgruppe, Nation etc.) versagt
die Psychologie als Korrektiv und unterwirft sich der politischen Macht.
In Verbindung mit anderen Wissenschaftszweigen wie Neurologie wird
sie kompletter, doch eine evolutionäre Verbesserung des Menschen ist
nicht ihr primäres Ziel. Die praktischen Ergebnisse der westlichen
Psychologie münden oft in neue Methoden zur Ausbeutung oder
Manipulation von Vielen und zur punktuellen Behebung von
psychischen Mängeln bei Einzelnen bei gleichzeitiger Exklusion einer
höheren Moral oder Ethik.
DEFINITION PSYCHOLOGIE DES OSTENS
Diese Psychologie ist ebenfalls eine empirische Wissenschaft. Sie
erlangt Erkenntnisse über das komplexe Wesen Mensch mithilfe der
Konzentration auf sich selbst, also Beobachtung eigener interner
Phänomene. Nicht durch langwieriges und vorher ausgeklügeltem
Beobachten externer Aktionen und Reaktionen des lebendigen
Objektes, sondern durch direkte Beobachtung (tiefe Einsicht) der
inneren Phänomene bei sich selbst und bei anderen mithilfe yogischer
Methoden (Ruhigstellung des Denkprinzips usw.).
Die östliche Psychologie ist uralt (Veden, Yoga) und geht viel tiefer.
Was bei der Definition der westlichen Psychologie fehlt, ist das
Erkennen und Beschreiben der psychischen Komponenten, deren
Zusammenwirken im "Bautyp Mensch" und ihrer Wechselwirkungen mit
dem Weltall. Die östliche Psychologie hat komplette Kenntnis darüber,
d.h. vom übernatürlichen Intellekt bis in die letzten Schichten des
dunklen Unterbewußtseins. Das so erlangte Wissen über sich selbst
befähigt automatisch zum Erlangen von Wissen über andere
(Durchschauen), was durch die Wechselseitigkeit erklärbar ist. Mithilfe
yogischer Methoden werden beim erfolgreichen Praktizieren geistige
Fähigkeiten entwickelt (ausgegraben), welche die Möglichkeiten eines
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