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Mit dem Rennrad nach Kirgistan zu den Nomaden im Hochland

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Published by otto.petrovic, 2022-05-19 04:02:18

Zu den Nomaden

Mit dem Rennrad nach Kirgistan zu den Nomaden im Hochland

WEIRD

Non: Western, Educated, Industrialized, Rich, Democratic

Zu den NomadenIn das Hochland von Kirgistan



Erfahren

Die Hauptstadt Verlassen
Statt Nomaden auf ihren Pferden prägen riesige SUVs das In Engilchek lebten einmal 9.000 Bergarbeiter mit ihren
Straßenbild. Wohl so etwas wie ein Ersatz für das Pferd. Familien. Sie hatten ein Krankenhaus, eine Schule und
Auch die Plätze sind gigantisch und von der Architektur der Geschäfte. Heute sind es nur mehr wenige Familien. Und
Sowjetzeit geprägt. Zaire. Er ist vor zwei Jahren von der Hauptstadt hier her
gezogen.
Zu den Bergnomaden
Die Menschen in Kirgistan waren 3.000 Jahre Nomaden. Wunderbare Gastfreundschaft
Auch heute leben manche noch mit ihren Tieren im Tian- Wollte man Kirgistan in einem Wort zusammenfassen,
Shan-Gebirge, umgeben von Siebentausendern. Ich be- wäre es wohl ‚wunderbare Gastfreundschaft‘. Ob in den
suche sie in ihren Jurten und Einsiedeleien im Hochgebirge einfachsten Zelten der Nomaden im Hochgebirge, dem
und an der Grenze zu China und Kasachstan. Finden kann Luxushaus des Direktors der Börse oder bei der Familie am
sie nur, wer sich mit Pferd, Geländewagen oder Rennrad Land ohne Fließwasser. Stets ist das Esszimmer der Mittel-
fortbewegt. punkt des Hauses, der Tisch reichlich gedeckt und der Gast
herzlich willkommen.
Die Tiere
Für kirgisische Nomaden sind Tiere das Ein und Alles. Sie
dienen als Nahrung auf einer Höhe, wo nichts mehr für
den Menschen genießbares wächst, für den Transport, si-
gnalisieren Reichtum und sind Tauschmittel. Hauptsächlich
werden Pferde, Schafe und Ziegen gehandelt, vereinzelt
auch Rinder und Kamele. Das Feilschen ist eine alte kirgisi-
sche Tradition, die heftigen Debatten am Viehmarkt zeigen
seine hohe soziale und gesellschaftliche Funktion.



Statt Nomaden auf ihren Pfer-
den prägen riesige SUVs das
Straßenbild. Wohl so etwas wie
ein Ersatz für das Pferd. Auch die
Plätze sind gigantisch und von
der Architektur der Sowj­et­zeit
geprägt.

Die
Hauptstadt

Ala-Too-Platz, Bischkek.



„Aber war es ein Problem nicht wählen zu können?
Nein, überhaupt nicht.“

Erleichtert. Der Flixbus nimmt nicht nur mich, sondern Kultur und das Leben im heutigen Kirgistan. Und all die
auch meine Radtasche mit. Über Wien und Istanbul Möglichkeiten unterschiedlichste Menschen in diesem
geht’s nach Zentralasien in die ehemalige Sowjetrepu- so beeindruckenden Land kennen zu lernen.
blik Kirgistan. Zu Besuch bei den letzten Hochlandno-
maden. Aber auch, um das Leben der Menschen, ihre Die Hauptstadt Bischkek erinnert an europäische
Sicht auf die ehemalige Sowjetunion und auf ihren bei- Großstädte. Es herrscht buntes Treiben mit einer Viel-
nahe Nachbarn Afghanistan kennen zu lernen. zahl an Restaurants und Bars. Statt Nomaden auf ihren
Pferden prägen riesige SUVs das Straßenbild. Wohl
Kirgisistan liegt mit seinen 6,5 Millionen Einwohnern so etwas wie ein Ersatz für das Pferd. Auch die Plätze
an der Seidenstraße, der alten Handelsroute zwischen sind gigantisch und von der Architektur der Sowjetzeit
China und der Mittelmeerregion. Im Tian-Shan-Ge- geprägt. Im Winter während der Heizperiode ist Bisch-
birge mit seinen Siebentausendern leben nicht nur kek eine der schmutzigsten Städte der Welt. Seit der
Schneeleoparden, Luchse und Marco-Polo-Schafe, Umstellung von der russischen, auf die minderwertige
sondern auch die letzten Hochlandnomaden mit ihren eigene Steinkohle ist die Rußentwicklung durch Haus-
Tieren. Im Norden grenzt es an Kasachstan, einem Land brand und Industrie sehr stark. Steinkohle ist noch der
mit der achtfachen Größe Deutschlands. Im Osten liegt übliche Heizstoff. Nur in Einsiedeleien und einigen No-
die lange gemeinsame Grenze mit China, im Süden maden-Camps werde ich später auf Solar- und Photo-
trennt es nur Tadschikistan von Afghanistan. Kirgistan voltaikanlagen treffen.
gilt als das liberalste und aufgeschlossenste Land der
zentralasiatischen Region. Ich reise mit Timur, er wurde Gleich zu Beginn nehme ich Termine bei den Leitern
in Kasachstan geboren und übersiedelte als Kind mit der staatlichen Rechts- und Sozialabteilung war. Wir
seiner Mutter nach Kirgistan. Ich danke ihm nicht nur sprechen insbesondere über die notwendigen Anpas-
für sein Dolmetschen in Russisch und Kirgisisch, sondern sungsmaßnahmen durch die jüngsten Verfassungsän-
auch für seine tiefen Einblicke in die Geschichte, die derungen – in Räumlichkeiten, die noch stark von der
Aura der Sowjetzeit geprägt sind. Bis hin zu den Be-

Bekleidungsvorschriften im Ministerium.

kleidungsvorschriften für Besucher, die ich durch das ker, der einigen wenigen alles gab, während die große
knappe Reisegepäck zwar nicht erfülle, aber trotzdem Masse immer mehr verarmte und im Chaos versank. Bill
herzlich willkommen bin. Clinton habe über ihn gelacht, weil er immer betrunken
gewesen ist.
Spätestens die Einladung zum Mittagessen erfor-
dert den ersten Perspektivenwechsel. Die pensionierte Der heute amtierende Präsident hat während des
Schuldirektorin und Frau des kirgisischen COVID-Koor- Wahlkampfs auf eigene Kosten eine Plakatkampagne
dinators, Universitätsprofessor für Immunologie, berei- gestartet. Sie zeigt verschleierte Frauen und stellt sie
tet ein großzügiges Essen und erzählt, warum zu Sow- anderen in kirgisischer Tracht gegenüber. Der Schleier
jetzeiten vieles besser gewesen sei. Jeder konnte seinen sei nicht Teil der kirgisischen Kultur, daher muss die ara-
Talenten entsprechend studieren und danach eine Stel- bische Unterwanderung bekämpft werden.
le bekommen, die seiner Ausbildung entspricht. Auch
ohne reiche Eltern und ohne Korruption. Sie konnte „Wer freiwillig einen Schleier trägt, wurde in seiner
als Studentin vom Baltikum bis Wladiwostok, von den Kindheit indoktriniert und muss aufgeklärt werden.“
Neusibirischen Inseln bis zur Krim reisen. Heute könnte
sie auch die restliche Welt sehen, aber nur theoretisch. Klingt in westlichen Ohren grundvernünftig. Analog
Sie kann sich reisen kaum mehr leisten. Aber war es argumentieren Han-Chinesen hinsichtlich der an der
ein Problem nicht wählen zu können? Nein, überhaupt Grenze zu Kirgistan lebenden muslimischen Uiguren
nicht. Gorbatschow und Jelzin seien im Land sehr un- und sprechen von einem Resozialisierungsprogramm.
beliebt. Der Erste ist schuld am Zerfall der Sowjetunion Im Westen wird das Vorgehen als Unterdrückung einer
und lebt heute in Deutschland. Der Zweite war ein Trin- Minderheit in Umerziehungslagern gesehen.

Videokonferenzen zur Vorbereitung,
Timur und der Chef des Tour Operator.

Rad gut in Zentralasien angekommen.



Die Menschen in Kirgistan wa-
ren 3.000 Jahre Nomaden. Auch
heute leben manche noch mit ih-
ren Tieren umgeben von Sieben-
tausendern im Tian-Shan. Ich
besuche sie in ihren Jurten und
Einsiedeleien im zentralasiati-
schen Hochgebirge an der Gren-
ze zu China und Kasachs­tan.
Finden kann sie nur, wer sich
mit Pferd, Geländewagen oder
Rennrad fortbewegt.

Zu den
Bergnomaden



„Stalin hat die Nomaden außerhalb der Sommerzeit sesshaft gemacht.
Hierdurch können ihre Kinder Schulen besuchen, um Lesen und Schreiben

zu lernen. Zuvor konnten es nur fünf Prozent.“

Die Menschen in Kirgistan waren fast 3.000 Jahre Stalin hat die Nomaden außerhalb der Sommerzeit
lang Nomaden. Vermutlich stammen sie aus dem mon- sesshaft gemacht. Hierdurch können ihre Kinder Schu-
golischen Altaigebirge und vermischten sich auf ihren len besuchen, um Lesen und Schreiben zu Lernen. Zuvor
Wanderungen mit turksprachigen Völkern. Das Über- konnten es nur fünf Prozent. Auch wurden Krankenhäu-
leben zwischen Steppe, Halbwüste und Hochgebirge ser gebaut, um sie zu versorgen. Von Massenzwängen
erforderte Viehzucht. Ihre Pferde und Schafe können zur Verbesserung ihrer Kontrolle durch die Partei, die
sich noch von den kargen Gräsern im Hochland er- in unseren Geschichtsbüchern im Mittelpunkt stehen,
nähren, Menschen nicht. Ganz anders im benachbar- sei nichts bekannt. Heute dominiert hingegen allerorts
ten Usbekistan, wo seit jeher der Ackerbau dominierte. die Korruption, hierdurch ist auch der Zugang zum Bil-
Sie leben in Jurten, riesigen Zelten, die in kurzer Zeit dungssystem sehr ungleich verteilt. Die Gespräche mit
abgebaut und am neuen Lagerplatz wieder aufgebaut den Einheimischen zeigen wieder einmal, wie anders
werden können. Heute sind sie meist Halbnomaden. alles ist, wenn man wirklich dort ist. Ich bewerte nicht,
Sie treiben in den Sommermonaten ihre Tiere auf die ob es sich um verklärte Romantik, Geschichtsverges-
Weide im Hochland, oftmals gemeinsam mit ihren Fa- senheit oder einen notwendigen Wechsel meiner Pers-
milien während der Schulferien. Den Winter verbringen pektive handelt. Oder ob es von jedem etwas ist.
sie in festen Wohnungen in tiefer gelegenen Dörfern.



Sonntag. Es wird dunkel und eiskalt. Nur die Jurten- Auch vorher war schon länger keine mehr. Also fahre
siedlung finde ich nicht. ich weiter, bis ich den Treffpunkt zur Übernachtung er-
reiche. Auch wenn es großartig ist, entlang des Sees zu
Es ist Sonntag, also fährt mich der Chef persönlich mit fahren, erscheint es mir mittlerweile etwas seltsam. Bei
dem Jeep zum Startpunkt der Tour. Vor wenigen Mona- aller Großzügigkeit von Askars Entfernungsangaben
ten war Askar noch öfters in Afghanistan. Jetzt sei aber wird es jetzt bereits dunkel und sehr kalt. Also kehre
die Grenze zu Tadschikistan geschlossen. Ist schon un- ich um, durchfahre eine Nomadensiedlung, deren Be-
gewohnt, mit dem Rennrad durch tiefen Schotter und wohner mir auf Kirgisisch etwa zurufen. Ich antworte
über Felsen den ersten Pass zu fahren. Bald bin ich über mit freundlichem Winken und fahre weiter. Den Jeep
3.000 m Seehöhe, um dann auf 3.460 m den Kalmak von Askar sehe ich nirgendwo. Handyempfang gibt es
Ashu zu überqueren. 700 Meter über dem höchsten hier oben keinen mehr. Irgendwann erreiche ich in der
Pass Europas. Wir vereinbaren uns in 60 Kilometern bei Dämmerung jene Jurtensiedlung, an der ich bereits vor
den Bergnomaden zu treffen, um dort zu übernachten. zwei Stunden vorbeifuhr. Plötzlich sehe ich einen klei-
Sie haben am Songköl während der Sommermonate nen Buben auf seinem Rad mit vollem Einsatz auf mich
mit ihren Familien und tausenden Pferden und Schafen zufahren. Ein Kind auf einem Rad ist hier oben sehr sel-
ihre Jurten aufgeschlagen. Mit seinen 278 Quadratki- ten. Nomadenkinder können Reiten, bevor sie lernen
lometern ist der Songköl der zweitgrößte See in Kirgis- zu laufen, aber warum das Rad? Offensichtlich handelt
tan. Er ist nur während der Sommermonate über eine es sich um einen Notfall, ich bleibe stehen. Der Notfall
Art Straße zu erreichen, im Winter wird seine Eisdecke bin ich. Nun rufen mir auch seine Eltern zu, ich solle
über einen Meter dick. Aber auch jetzt im Sommer wird kommen. ‚Your friends are here, looking for one hour
es in unserem Zelt heute Nacht zehn Minusgrade ha- everywhere for you’. Nach dem Begrüßungstee freue
ben. Aber so weit bin ich noch lange nicht. Der Song- ich mich, dass Askar mit seinem Jeep von der Suche
köl liegt in einer Mulde oberhalb der Baumgrenzen, in nach mir zurückkehrt. Es ist doch viel angenehmer die
der nur mehr Gräser und Kräuter wachsen. Menschen Nacht in der Jurte zu verbringen, als bei Minusgrade
können sich nicht davon ernähren, aber ihre Tiere. Des- am Rennrad zu schlafen. Askar erklärt mir, dass ein kir-
wegen sind die Pferde und Schafe den Bergnomade so gisischer Nomade dir niemals ohne Grund zuruft. Ent-
besonders wichtig. Und ich verstehe, warum sie keine weder hat er etwas Wichtiges zu sagen oder er lädt
Vegetarier sind. dich auf eine Tasse Tee ein. Jedenfalls soll ich in Zukunft
stehenbleiben und versuchen, den Grund seines Rufens
Nach der Überfahrt über den Kalmak Ashu Pass und zu verstehen. Da merke ich mir gut und bekomme ein
einer wunderschönen Durchquerung der Hochebene fantastisches Abendessen und einen Platz für meinen
erreiche ich den Songköl und bin tief erfasst von seiner Schlafsack in einer Jurte.
Ausstrahlung. Auch an mehreren kleinen Jurtensiedlun-
gen fahre ich vorbei, nur nach 60 Kilometern ist keine.

„Bitte macht alles anders als mit einer Touristengruppe.“

Montag. Nomadenbuben schenken mir Schokolade Kirgisisch etwas zu. Ich halte an, fahre Ihnen entgegen.
und Schnitten. Als wir uns treffen, folgen für mich unverständliche Fra-
gen. Dann graben sie in ihren Hosentaschen, holen et-
Die Arbeitswoche beginnt, heute stoßen unser Fahrer was hervor und reiche es mir mit einem Lächeln. Es sind
Arnabek mit seiner Freundin Madina zu uns hinzu und einige Schnitten und Schokolade zu meiner Stärkung.
lösen ihren Chef ab. Ich vereinbare mit ihnen den Treff- Herzergreifend. Keinesfalls erwarten die beiden ein
punkt am Abend und ersuche sie, mich nicht als Touris- Trinkgeld. Das würde aus zwei freiheitsliebenden No-
ten zu sehen, dem sie ständig in Sichtweite hinterher- maden eingesperrte Angestellte machen, die sich be-
fahren, falls er etwas benötigen sollte. Auch möchte ich zahlen lassen. Sie wollen mir helfen und ich bin ihnen
keine gemeinsamen Mittagspausen, sondern wirklich dafür sehr dankbar.
allein die kirgisischen Bergnomaden erfahren. „Bitte
macht alles anders als mit einer Touristengruppe.“ Am Nun geht’s steil den Moldo Ahsu Pass hinunter mit
Anfang glauben sie mir das nicht wirklich, dann aber seinen riesigen Tannen und dem großartigen Blick auf
doch von Tag zu Tag mehr. tiefe Schluchten und mächtige Berge mit vereisten Gip-
feln. Nach acht Stunden erreiche ich ordentlich durch-
Entlang des Songköl Sees durchquere ich mit mei- gerüttelt die Straße nach Baetovo. Im einfachen Privat-
nem Rennrad die großartige Hochebene. Die Strecke quartier mit obligatem Plumpsklo im Garten macht die
scheint bestenfalls für Mountainbikes und allradbe- Familie für uns zwei ihrer Zimmer frei und bewirten uns
triebenen Fahrzeuge geeignet zu sein. Stundenlang mit großer Gastfreundschaft. Heute gibt es sogar ein
begegne ich nur herum galoppierenden Wildpferden Bett zum Schlafen samt Bettwäsche.
und reitenden Nomaden. Plötzlich laufen aus einer weit
entfernten Jurte zwei Buben heraus und rufen mir auf

Zum Start den Kalmak Ashu rauf auf 3.460 m.



Start der Tour über den Kalmak Ashu Pass zum Songköl See
Zwei Buben laufen auf der Hochebene aus ihrer Jurte, um mich mit Schokolade und Schnitten zu stärken

Das Jurtencamp für die erste Nacht auf über 3.000 m doch noch gefunden.

Entlang des Songköl Sees und dann steil den Moldo Ahsu Pass hinunter.



„Quasimodo füllt meinen Becher randvoll und hält
ihn mir vor den Mund.“

Dienstag. Meine Gurgel wird nicht durchschnitten. sammelt am Boden liegende Verpackungsreste auf, die
Bereits seit dem Morgengrauen kocht die ganze Fa- Besucher weggeworfen haben. Hier treffen wir einen
Franzosen, der seit zwei Monaten Kirgistan auf seinem
milie für 500 Gäste des heutigen Hochzeitfests. So wie 35 Kilogramm schweren Rad als Bikepacker durch-
das ganze Dorf. Ich frage, ob ich in die Küche darf quert. Er transportiert alles selbst. Vom Kocher, über
und sehe am Holzofen einen Kochtopf mit gewaltigen das Zelt bis zum Essen und Trinken für mehrere Tage.
Fleischstücken stehen. Der Vater hebt den Deckel, füllt
mit dem rund einem Meter langen Schöpfer eine Me- Nun geht es an die Abfahrt vom MELS Pass in Rich-
talltasse und reicht sie mir zum Frühstück. Pferdesuppe tung Karawanserei. Bei der Annäherung an eine Fluss­
gibt es nur bei Geburt eines Kindes, bei einer Hochzeit querung sehe ich dort bereits ein Auto stehen. Drei
und einem Begräbnis. Auch das ist kirgisische Gast- Männer legen sich unter das Auto, steigen auf die Fel-
freundschaft. sen und messen die Wassertiefe. Sie prüfen, ob eine
Querung machbar ist. Um ein wenig mitzuhelfen, fahre
So gestärkt geht es weiter in Richtung der Karawan- ich zu Ihnen. Begrüßt werde ich von einem einäugigen
serei Tash Rabat. Ich starte durch die atemberaubende Quasimodo, der mit dem Zeigefinger seiner rechten
Gebirgslandschaft und über eine der schönsten Pan- Hand ständig in Richtung Gurgel fuchtelt. Die Laute, die
oramastraßen des Landes zum 3300 m hohen MELS er von sich gibt, kann ich nicht deuten. Die Grimassen,
Pass. Stellenweise ist er für mich mit dem Rennrad nicht die er schneidet, sind nicht gerade beruhigend. Jetzt
fahrbar, zu groß sind die Felsbrocken, zu tief die Schot- steigt er in sein Auto und ich verstehe seine Botschaft. Er
terfurchen. Asphalt gibt es so wie so keinen. Dann geht’s holt wohl ein Messer, um mir damit die Gurgel durchzu-
halt ans Tragen. MELS steht für Marx-Engels-Lenin-Sta- schneiden. Es kommt anders und es wird eine Flasche
lin. Auf der Passhöhe erwartet mich bereits Timur und

Wodka, samt Plastikbechern für uns alle. Quasimodo Sees bis zur Torugart Passhöhe. Gefühlt fahre ich ei-
füllt meinen Becher randvoll und hält ihn mir vor den nen leichten Hügel aufwärts. Allerdings liegt schon der
Mund. Auch das ist kirgisische Gastfreundschaft. Ich See auf 3.500 m und der Pass schließlich auf 3.752
deute auf meine Leber, krümme mich, während ich et- m. Die höchsten Pässe der Alpen sind tausend Meter
was von einem Doktor schwafle und verneige mich tief, niedriger. Von hier zweigt auch die Straße zum Grenz­
um mich für seine Freundlichkeit zu bedanken. Sicher- übergang nach China ab. Hinter mir beginnt das chi-
heitshalber frage ich noch nach, ob ich am richtigen nesische Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang. Verein-
Weg in die Karawanserei Tash Rabat sei. Die Antwort zelt sieht man auch in Kirgistan Autos von uigurischen
aller drei: heftiges Kopfschütteln, nein! das ist genau Separatisten mit einer Fahne des von ihnen geforderten
die falsche Richtung. Einige Kilometer zurück und dann Uiguristan. Gerne wäre ich mit dem Rad nach China
den Berg rauf. Quasimodo hat mir sehr geholfen. eingereist, was derzeit allerdings nicht möglich ist. Aber
die Grenze aus eigener Kraft zu erreichen und zu spü-
Jetzt am richtigen Weg kommt mir mitten im ren, dass hinter einem dieses so andere Land mit der
Tian-Shan-Gebirge ein Milchwagen entgegen. Er ist ältesten Kultur der Erde beginnt, ist schon großartig.
hier wohl schon gefahren, als ich noch nicht auf der
Welt war. Und wieder lerne ich die kirgisische Gast- Die ‚Spiegelstatistik‘ zeigt übrigens, dass an dieser
freundschaft kennen. Der Fahrer bleibt stehen, kurbelt Grenze rund viermal so viel Waren von China expor-
seine Fensterscheibe herunter, fragt mich, ob ich etwas tiert werden, als in Kirgistan als Import verbucht wer-
benötige und reicht mir Wasser und etwas zu Essen. Er den. Sie gehen wohl verloren, aber eher nur in den offi-
kennt wohl die mir noch bevorstehende Strecke nach ziellen Aufzeichnungen. Bei mir geht es weiter mit einer
Tash Rabat. Irgendwann kreuze ich dann den Torugart ziemlich rumpeligen Transferfahrt in ein Jurten Camp
Highway, der mich morgen an die Grenze zu China beim Kölsuu Gebirgssee auf 3.500 m. Dort treffen wir
bringen wird, durchfahre eine wunderbare Schlucht zunächst auf eine злая женщина, eine ‚Böse Frau‘.
und dann: mitten in den Bergen die Karawanserei Tash Sie will gleich kassieren, wir wollen aber in Anbetracht
Rabat. Sie wurde im 14. Jahrhundert aus Bruchsteinen dieser völlig unüblichen Unfreundlichkeit weiterfahren.
erbaut, um Reisenden entlang der Seidenstraße als Wir lassen uns dann breitschlagen und zahlen für einen
Herberge samt Gasthaus zu dienen. Sie gilt heute als späteren Besuche der Holzhütte mit der Aufschrift ‚Sau-
das am besten erhaltende Bauwerk im Netz der ehe- na‘. Vielleicht eine gute Möglichkeit uns aufzuwärmen.
maligen Seidenstraßen. Bevor Tash Rabat ein Gasthaus Als wir zurückkehren, ist sie ungeheizt.
wurde, stand hier vermutlich ein buddhistisches Kloster.
Das musste weichen, als der islamische Herrscher Ta- Doch die nächste Station ist wunderbar. Wir werden
merlan jede andere Religion in Zentralasien verbot. herzlich von der Nomadenfamilie empfangen, die das
Camp betreibt. Die vier Kinder schaukeln alles, berei-
Mittwoch. Schon schön, China aus eigener Kraft zu ten uns ein wunderbares Abendessen und heizen sogar
erreichen. den Ofen in der Jurte mit Steinkohle ein. Herrlich wie
in einer Sauna. Eine Stunde schweißtreibende Hitze im
Am Morgen geht’s zurück durch die Schlucht zum Zelt und dann den Rest der Nacht wieder Minusgrade.
Torugart Highway. Seine breite Asphaltstraße ist nach Die Eltern der Kinder sind bei den Tieren.
all den Geländestrecken der Traum jedes Rennradfah-
rers. Der angekündigte Höllenverkehr beschränkte sich Bei zehn Minusgraden im Zelt zu schlafen, erfordert
auf einen in Richtung China dahin tuckernden LKW alle einen guten Schlafsack. Wir haben welche vom Militär.
halben Stunden. Die wunderschöne Fahrt bei strah- Aber nicht vom russischen, sondern vom US-amerika-
lendem Sonnenschein verläuft entlang des Tschatyrköl nischen. Direkt beim ehemaligen Stützpunkt gekauft.
Privat konnte man so ziemlich alles bekommen.

Seit dem Morgengrauen kocht das ganze Dorf für die heutige Hochzeit.
Selfie mit dem exotischen Radler bei der Auffahrt auf den Marx-Engels-Lenin-Stalin Pass.

Mitten im Tian-Shan-Hochgebirge bietet mir der Fahrer des Milchwagens Essen und Trinken an.



Karawanserei Tash Rabat, erbaut im 14. Jahrhundert für Reisende auf der Seidenstraße.

Tschatyrköl Sees entlang der Route nach China.

Torugart Highway bis auf 3.725 m und dann kommt China.

Schon schön, China aus eigener Kraft zu erreichen.



Donnerstag. Jana kommt mit ihrem Pferd gerade aus Durch den Wachankorridor kommt gerade Jana. Mit
Afghanistan und ich wandere mit meinen Adidas ihrem Pferd. Sie ritt von Pakistan, über Afghanistan und
Superstar zum Kölsuu. Tadschikistan in unser Camp im kirgisischen Hochland.
Irgendwann wird sie wieder zu Hause in Prag sein. Ihr
Aksana, die Älteste der Kinder, kümmert sich beson- Pferd muss sie immer wieder vor der Grenze verkaufen,
ders um uns. Als einzige in der Familie trägt sie einen um sich danach nach einem neuen umzuschauen. Der
Hidschāb, das islamische Kopftuch. Sie möchte nicht Grenzübertritt mit Pferd ist doch ein wenig kompliziert.
fotografiert werden, erzählt aber gerne, dass sie gera- Jana strahlt über das ganze Gesicht, als sie mir beim
de die 9. Klasse abschließt, um dann auf der Religions- gemeinsamen Frühstück von ihrer Reise erzählt.
schule Arabisch und Englisch zu studieren. Unsere kir-
gisische Begleiterin meint, Aksana sei die smarteste der Nun geht es zum Trekking in Richtung Kölsuu See.
ganzen Familie. Wieder einmal Zeit für einen Perspek- Obwohl es sehr nach Regen aussieht, lasse ich meine
tivenwechsel, diesmal bei der Sicht auf den Hidschāb. Regensachen in der Jurte. Schuhe habe ich ohnehin nur
Ihre sieben- und neunjährigen Brüder tratschen mit meine Adidas Superstar. Dachte nicht, dass ein Turn-
mir von ihrem Pferd herab. Als Nomadenkinder lern- schuh beim folgenden Starkregen im Schlamm und auf
ten Sie Reiten, bevor sie Laufen konnten. Sie werden Felssteigen so gut hält.
sich Frauen suchen und dann die Bewirtung von Gäs-
ten als zweites Standbein neben den Tieren aufbauen. Einen Teil der Strecke gehe ich mit Irina. Sie machte in
Während die Männer mit den Pferden und Schafen das Moskau ihr Doktorratsstudium in International Taxation.
Nomadendasein führen, können Frauen mit ihren Kin- Keiner der Professorinnen und Professoren war mit dem
dern bei den Jurten in der Nähe der nächsten Schule Thema sonderlich vertraut. Ihr Betreuer legt ihr nahe,
bleiben. Nurel, der kleinere der beiden, schafft es in bei der Abschlussprüfung möglichst nichts zu sagen.
20 Minuten von seiner Jurte zur nächsten Dorfschule zu Das gelingt ihr nicht und sie fliegt durch.
laufen. Er möchte Tourismus studieren und als Reiselei-
ter das Geld nach Hause bringen. Mitten im Tian-Shan-Gebirge erscheint auf 3.500 m
Höhe der wunderschöne Kölsuu. Nach vier Stunden
Meine Begleiter erzählen mir, dass vor der Gründung komme ich völlig nass und durchfroren zurück ins Zelt.
der Sowjetunion kaum einer der Nomaden Schreiben Dusche gibt es natürlich keine, dafür ziehe ich mein
und Lesen konnte. Erst zu jener Zeit wurden Schulen und komplettes Radgewand an und freue mich im Es-
Krankenhäuser gebaut. Vor allem Frauen und Kindern senszelt über den kleinen Ofen. Geben tut es die Er-
wurde Bildung ermöglicht. Verwandte der kirgisischen däpfel von gestern, heute aber mit wunderbarer Him-
Nomaden leben heute im Wachankorridor im Nordos- beermarmelade. Danach geht’s per Transfer weiter in
ten von Afghanistan, zwischen Pakistan und Tadschikis- die alte Garnisonsstadt Naryn an der Seidenstraße in
tan. Noch immer wie im Mittelalter, ohne Krankenhäu- Zentralkirgistan.
ser, Ärzte, Schulen. Ohne der Sowjetunion wäre heute
ganz Kirgistan so.

„Aksana kümmert sich besonders um uns.
Als einzige in der Familie trägt sie einen Hidschāb.

Fotografiert möchte sie nicht werden.“

Freitag. Ich verfahre mich in der Schlucht und komme Das Ziel für heute sind heiße Quellen samt des dazu-
an der Einsiedelei mit Fotovoltaikanlage vorbei. gehörigen Thermenhotels. Bei der Ankunft erweist sich
unser heutiges Ziel als doch schon sehr brüchige, aus
Nach kurzem Transfer geht’s über eine gut ausgebau- Brettern zusammengenagelte Hütte. In ihr wohnt eine
te Schotterstraße in das Jyluu-Suu-Tal. Wieder einmal alte Oma und beobachtet die beiden Kinder, die vor
lege ich eine Extrarunde in der großartigen Schlucht einem Betonbecken mit lauwarmem Wasser spielen.
ein, bemerke aber bald, dass ich eine Abzweigung Timur tratscht ein wenig mit ihr und sie schildert, dass
verpasste. Am Umweg komme ich mitten in den Bergen sie starke Halsschmerzen und Husten hätte. Während
bei einer Einsiedelei vorbei, deren einziger Bewohner wir unsere Zelte in der Wiese aufbauen, packt Timur
mir freundlich zuwinkt. Neben ihm eine große Fotovol- seinen Fieberthermometer aus und führt einen Cov-Test
taikanlage zur Selbstversorgung. Sie löst wohl die bis- durch. Nachdem alles ok ist, gibt es die ganze Nacht
herige Energiegewinnung aus Steinkohle ab. Der direk- ordentlichen Regen, unser Zelt ist aber ziemlich dicht.
te Weg zur Kraft der Sonne, ohne den 300 Millionen
Jahre dauernden Umweg über das Sedimentgestein.

Thermenhotel neben dem Zeltplatz im Jyluu-Suu-Tal.



Die ‚böse Frau‘ verrechnet für die ungeheizte Sauna und wir ziehen weiter.
Ein ganz normaler Tagesausklang.

Der Steinkohleofen macht in der Nacht für eine Stunde aus dem Zelt eine Sauna, dann hat‘s wieder minus zehn Grad.

Ihre Eltern sind diese Tage bei den Tieren. Aksana kümmert sich großartig um ihre Geschwister und die Gäste.



Nurel läuft in nur 20 Minuten zur Schule im nächsten Dorf.



Badezimmer im Camp. Fließwasser gibt es diese Woche keines.

Die Trekking Tour zum Kölsuu See





Samstag. Die Familie mit dem Säugling verbringt die Abfahrt zum Yssykköl See hinter mir zu bleiben, falls
ganze Nacht bei Minusgraden am Tosor. das Wetter doch vollständig umschlägt. Genau das
geschieht bereits nach einer knappen halben Stunde.
Am Morgen kommt die Sonne und bringt die um- Dichtes Schneetreiben erwischt mich, Wintergewand
liegenden schneebedeckten Berggipfel zum Strahlen. habe ich keines an, bin mit kurzer Hose und Trikot un-
Heute soll es von Naryn Valley in Richtung des Yssyk­ terwegs. Ein Weiterfahren ist nicht möglich, der Schot-
köl Sees über den 3.893 m hohen Tosor Pass gehen. terweg ist nicht mehr zu erkennen und mein Rennrad ist
Er ist der höchste Pass von Kirgistan. Eine tiefe Schot- eher für Asphaltpisten gebaut. Einfach stehen bleiben
terpiste, die bei Offroad-Fahrern in ihren 4x4 Gelän- und warten ist auch keine gute Idee, eine Lungenentzün-
dewagen als besonders schwierige Herausforderung dung ist keine so großartige Sache. Also lehne ich das
gilt. Ich versuche es mit dem Rennrad. Durch die starken Rad an einen Felsen und laufe 100 Meter nach oben
Regenfälle ist der Schotterweg zum Tosor weitgehend und wieder runter, mache alle möglichen Übungen,
weggeschwemmt, eigentlich gibt es nur mehr schroffe um einigermaßen warm zu bleiben. Und das ziemlich
Felsen, Steine und Vermurungen. Besonders spannend lange. Arnabek, Timur und Madina kommen erst nach
gestaltet sich die Überquerung der Wasserläufe, die einer halben Stunde, die gefühlte vier Stunden dauert.
den Weg kreuzen. Ich versuche die Schuhe möglichst Als unser Fahrer aussteigt und sich entschuldigt, wird
trocken zu halten, stundenlanges Fahren mit nassen mir klar, das etwa geschehen sein muss.
Schuhen ist keine gute Idee. Also in einer Hand die
Schuhe, in der anderen das Rad und so im Wasser von Ob ich das alte Auto vor der Passhöhe am Straßen-
Felsen zu Felsen springen. Beim Weiterfahren wird es rand gesehen hätte? Meine Begleiter fuhren nach dem
irgendwann ordentlich hoch, die Luft besonders dünn. Treffen mit mir nochmals zurück, um die Familie mit dem
Knapp vor der Passhöhe fällt starker Nebel ein. Ganz Säugling zu fragen, ob es Hilfe benötigt. Die Eltern
oben auf fast 3.900 m angekommen, bin ich nicht al- reichen gleich als Dankeschön für das Anhalten durch
lein. Ich treffe einen Wolf. Er schaut mich an und ist das Fenster ein Glas Stutenmilch und ein Stück Brot. Es
verwundert mich hier zu treffen. Mir geht es ähnlich. Er war das letzte, was sie noch hatten. Sie verbrachten die
spaziert weiter und ich fahre über die Passhöhe. Kein gesamte Nacht mit Temperaturen knapp über Null und
Vergleich mit den aggressiven Hunden, seinen von Starkregen mit dem Baby im kaputten Auto. Die Fami-
Menschenhand durch Züchtung genetisch veränderten lie bittet Arnabek, sie vom Straßenrand wegzuschlep-
Nachfahren. pen, um dann im Leerlauf den gesamten Schotterweg
vom höchsten Pass Kirgistans ins Tal zu rollen. Er allein
Der Tosor ist ganz anders als der vor zwei Tagen ge- schafft es nicht, die Räder drehen durch. Ein zweites
fahrenen, nur 150 Meter niedrigeren Torugart. Heute Auto hält an und hilft mit. Arnabek bindet ein weite-
spüre ich die Höhe, die Eiseskälte und den Nebel. Ich res Abschleppseil an das Heck des hinzugekommenen
trage alles, was ich an Radgewand mithabe. Gleich Helfers, damit es unserem Auto beim Rausziehen helfen
nach der Kuppe des Passes warten bereits Arnabek kann. Dieser Abschleppzug funktioniert schließlich. Als
und Timur im Begleitfahrzeug, während Madina eine ich die Geschichte höre, danke ich ihnen für ihren Ein-
Nudelsuppe zubereitet. Entgegen der üblichen Ab- satz und vergesse mein Miniaturproblem schlagartig.
machung ersuche ich sie, bei der 35 Kilometer langen

Auffahrt auf den Tosor Pass. Die Schuhe sollten trocken bleiben, sonst sind sie oben gefroren.

Jetzt verzieht sich das Schneegestöber, der Weg wird die nächsten beiden Tage schlafen.
wieder erkennbar und ich fahre den Torso Pass hinab Der Yssykköl ist nach dem südamerikanischen Titi-
ins Tal bis nach Karakol. Vor der Ortseinfahrt wird es
richtig gefährlich. Aus dem Gebüsch am Straßenrand cacasee der zweitgrößte Gebirgssee der Erde. Er ist
springt plötzlich ein wild keifender Hund, verfehlt aber 182 Kilometer lang und liegt 1607 Meter über dem
meine Speichen knapp. Je nach Land sind entweder Meeresspiegel. Trotz einer Lufttemperatur im Winter
die Hunde oder die Autofahrer*innen das Gefähr- von bis zu 20 Minusgraden friert der Yssykköl nie zu.
lichste. Hier wohl eher die Hunde. Die Stadt mit rund Zu rasch vermischt sich das Oberflächenwasser mit
68.000 Einwohnern liegt einige Kilometer südlich des dem vier Grad warmen Tiefenwasser. Durch seine Tiefe
Yssykköl Sees. Timur hat einen Verwandten, der uns von über 660 Metern wurde er zu den Zeiten der So-
die Genehmigung fürs Befahren des Grenzgebietes zu wjetunion von der Marine für das Testen von U-Booten
China besorgen konnte. Bei seiner Mutter können wir und Torpedos genutzt.

Auf der Passhöhe kommt der Schnee, ein Weiterfahren ist nicht möglich.


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