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Das Ehemaligenmagazin der Leibniz Universität

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Published by alumni, 2018-02-05 06:09:19

LeibnizCampus 19/2017 Optische Technologien

Das Ehemaligenmagazin der Leibniz Universität

Magazin für Ehemalige und Freunde der Leibniz Universität Hannover
Ausgabe 19 • Dezember 2017

Optische Technologien

Alumni als Unter- AlumniTreffpunkt: EULISP-Absolven- Aus dem Archiv:
nehmer: Laseroptik Gravitationsphysik ten: Be proud! Prof. Hans Mayer

Zukunft Hochspannend
mit Energie

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Energiewende. Wir schließen gigantische abwechslungsreichen sowie verantwortungsvollen
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sind damit federführend in der Umsetzung der wachsenden Unternehmen zu stellen.
Energiewende. Um die neu hinzukommenden
Herausforderungen zu meistern, suchen wir Auch wünschen Sie sich ein Arbeitsumfeld, das
kaufmännische und technische Nachwuchs- von Offenheit und gestalterischen Freiräumen
kräfte, die sich gerne mit Engagement und geprägt ist, und in dem sich Eigenverantwortung
Energie neuen Herausforderungen stellen. und Teamgeist ergänzen, dann werden Sie Teil
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einer Branche mit hohem Zukunftspotenzial. wende wahr!

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Taking power further

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Liebe Alumna, lieber Alumnus, Editorial | LeibnizCampus

für strategische Weiterentwicklung bedarf es neben dem Prof. Dr. Volker Epping
nötigen Mut auch der notwendigen Erfolge. Der »goldene Präsident der Leibniz
Herbst« mit seinen überaus positiven Ergebnissen hat an ­Universität Hannover
unserer Universität maßgeblich zu einer Aufbruchstim­
mung und zum Anstoß neuer interner Prozesse und Ent­ Monika Wegener M.A.
wicklungen beigetragen. Im sogenannten Nachwuchspakt Referentin für Alumni­
wurden 21 neue Professuren bewilligt, beim Exzellenz­ betreuung
wettbewerb sind vier Projekte zur Antragstellung auf­
gefordert worden, dabei zwei von der Leibniz Universität
geführte Anträge, die sich – im weitesten Sinn – mit dem
Thema Licht und Optik befassen – ein großartiger Erfolg
für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler! Die op­
tischen Technologien sind auch das Schwerpunktthema
dieser Ausgabe des LeibnizCampus. Es geht ums Licht: um
seine Erzeugung, Verstärkung, Verformung, Übertragung,
Messung und Nutzbarmachung. Vom Scanner an der La­
denkasse bis zum Einsatz des Lasers in Automobilindustrie,
Kommunik­ ationstechnologie und Medizin – die technische
Nutzung von Licht gehört längst zum Alltag. Optische
Technologien zählen mittlerweile zu den wichtigsten Zu­
kunftsbranchen des 21. Jahrhunderts und tragen wesent­
lich zum technol­ogischen Fortschritt bei.

Die Leibniz Universität besteht aber nicht nur aus For­
schung. Die Menschen, die hier forschend, lehrend, studie­
rend tätig sind (und auch jene, die wissenschaftsunter­
stützend in Technik und Verwaltung arbeiten) wirken auf
vielerlei Art in die Gesellschaft hinein. Und dieses Wirken
­erzeugt Verbundenheit: Die vielen Treffen von Alumni, die
begeisterte Teilnahme an den Absolventen- und Fakultäts­
feiern und nicht zuletzt die vier standesamtlichen Trauun­
gen von Alumnipaaren, die in diesem Jahr im Welfenschloss
stattfanden, zeigen die enge Verbundenheit zur Alma Mater.

Auf sehr persönlicher Ebene wirksam ist auch das Engage­
ment der Leibniz Universitätsgesellschaft für unsere Uni­
versität. In dieser Ausgabe stellen wir den spannenden Be­
richt eines Studenten über eine Studienreise in den Libanon
vor, die ihm von der Universitätsgesellschaft mit ermög­
licht wurde.

Viel Freude beim Lesen!

1

Gute Beschichtungen
sind keine Glücksache.

Setzen Sie auf uns.

Seit der Industrialisierung maximale Leistungsdichten
der Lasertechnologie und un- und spektrale Präzision.
serer Ausgründung aus der
Die im Laufe der Jahre ent-
Universität Hannover wickelten Sicherungssysteme
im Jahre 1984 belie- helfen uns, Prozessfehler
fern wir Laserherstel- rechtzeitig zu entdecken
und zu kompensieren.
ler aus Industrie, Medi-
zin und Raumfahrt. Einzelstücke und Serien un-
terliegen dabei den gleichen
Dabei sind wir unseren Kun- strengen Qualitätsstandards.
den aus der Forschung im-
mer treu geblieben: von der Gute Beschichtungen sind
Entwicklungsphase über die also keine Glückssache, son-
Prototypen bis hin zur Se- dern das Ergebnis einer aus-
rienfertigung können sie in gefeilten Technologie und
allen Stadien auf unsere langjähriger Erfahrung.
begleitende, kompetente
Beratung vertrauen. Auf diese Kompetenz verlas-
sen sich weltweit unsere
Für alle Anwender zählt, dass Kunden aus allen Bereichen
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Inhaltsverzeichnis und Impressum | LeibnizCampus

Den eigenen, passenden Weg finden 5 Lebenswelten LeibnizCampus Magazin

Fortwirkende Vergangenheit 6 Unigeschehen für Ehemalige und Freunde der
Leibniz Universität Hannover
Spät, aber wertvoll 6 Mitteilungen für die Mitglieder
CULTURA-Preis an Prof. Georg Guggenberger 7 der Leibniz Universitätsgesell-
schaft Hannover e.V. Heraus­
PLan C 7 geber Das Präs­ idium der Leibniz
Kontakt zur Wirtschaft ausbauen 8 Universität Hannover Redak­
tion Monika Wegener ­(Leitung),
Nachruf 8 Dr. Anette Schröder, ­Meike Hoff-
Alumnus ist Preisträger der Karmarsch Denkmünze 9 mann Anschrift der Redaktion
Leibniz Universität Hannover,
Gut vernetzt 9 A­ lumnibüro, Welfeng­ arten 1,
Bericht aus dem Libanon 10 D–30167 Hannover, Telefon:
Einundzwanzig neue Professuren für die Leibniz Universität 14 (0511) 762-2516, E-Mail: alumni
Begeisterndes Konzertexamen 15 @zuv.uni-hannover.de Mit­
Zum Singen in den Süden 15 arbeit Antje Doll, Agnieszka
D­ udzinska, Jan Gehlsen, Joana
Personalia 16 von Graefe (ane), Niklas Grüter,
Absolventinnen- und Absolventenbefragung des Prüfungsjahrgangs 2014 20 Gisela Kuhlmann, Ilka Mönke-
meyer (im), Lars Nebelung, Henrik
Hightech aus Frielingen 22 Karriere und Wiegand (hw), Sabine Paul, Katrin
starting business: Squirrel filtert Bewertungen 23 Weiterbildung Wernke (kw), Katharina Wolf,
­Armin Wühle
Ultraschnelle Vorgänge in der Mikrowelt 24 Optische
10 Jahre Hannoversches Zentrum für Optische Technologien HOT 28 Technologien LeibnizCampus erscheint zweimal
im Jahr. Nachdruck einzelner Artikel,
Nur ein Leberfleck! 30 auch auszugsweise, nur mit Geneh-
Mikroplastik im Trinkwasser 34 migung der Redaktion. Für den In-
Autonomes Fahren und Beleuchtung 38 halt der Beiträge sind die jeweiligen
Meilenstein in der Quantenphysik 44 Autoren ver­antwortlich.
Labordiagnostik für jedermann 48
Anzeigenverwaltung / Herstellung
revonnaH – Kunst der Avantgarde in Hannover 1912–1933 52 Hannover ALPHA Informationsgesellschaft
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Hannovers Straßen 53 Lampertheim, Telefon: (06206)
939-0, Fax: 939-232, Internet:
Alte und neue Abenteuer der »HMS Royal George« 54 Community http://www.alphapublic.de

Neue Kooperationspartner für AlumniCard 55 Titel­abbildungen © Leibniz Univer-
Sich als Paar feiern 56 sität Hannover, Institut für Quan-
tenoptik; Leibniz Universität Hanno-
Indische Yogalehre am Zentrum für Hochschulsport 58 ver, Alumnibüro; Alexander Beck
Wellenjäger auf Einsteins Spuren 59
»Weißt du noch …?« 60 3
Emeriti-Treffen 60

Von Gewächshäusern bis Woodstock 61
Wie viel Plastik ist im Bier? 63
Absolventenfeiern 64
Aus dem Archiv 66
Geburtstagsjubiläen 70
Aus aller Welt 70
Bücher von Alumni 71
Veranstaltungen 72

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Landeshauptstadt Niedersachsen 23. September 2017 – 7. Januar 2018

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Hannover, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

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Lebenswelten | LeibnizCampus

Den eigenen, passenden Weg finden

Alumna Kerstin Brausewetter berät hochbegabte junge Menschen auf dem Weg ins Berufsleben

und nicht selten geht dann an einer Stelle im Schulleben der Kinder
gar nichts mehr«, weiß sie zu berichten. »So verschleudern wir Po­
tenz­ ial.« Als Mutter von zwei hochbegabten Kindern – die mittler­
weile 16 und 20 Jahre alt sind – sieht sie Hochbegabung als ein Ge­
schenk an, das es zu nutzen und zu fördern gilt. Und das bedeutet,
sich umzuhören und zu informieren und herauszufinden, was es an
Möglichkeiten gibt. Im Laufe der Zeit hat sich Kerstin Brausewetter
eine pragmatische Haltung zugelegt. »Mein Ansatz ist, zu schauen,
was man mit den verfügbaren Mitteln machen kann«, sagt die Päda­
gogin. Eltern rät sie, das zu unterstützen, was die Kinder interessiert
und herauszufinden, was in das Leben und den Alltag passt.

Ihr über die Jahre hinweg erworbenes Wissen und die Erfahrung

aus zahlreichen Projekten, Lehraufträgen und Referententätigkeiten

setzt sie seit 2014 als Coach und Beraterin ein. »Lernen mit Brause­

wetter« heißt ihr Unternehmen, mit dem sie Jugendlichen, Eltern

und Lehrerinnen und Lehrern in Bezug auf Schule, Beruf, Studium

und Kommunikation hilft. Als ausgebildete ProfilPASS-Beraterin ist

es ihr Ziel, vor allem auch Kompetenzen herauszuarbeiten, die der

junge Mensch außerhalb der Schule erworben hat. »Letztlich geht es

da­rum, die eigenen Stärken und Eigenschaften zu nutzen, um her­

auszufinden, wie es in Bezug auf Studium und Beruf weitergehen

kann«, sagt sie. Dafür wurde ihr Unternehmen im Sommer als einzi­

ges in Norddeutschland als European Talent Point ausg­ ezeichnet.

Davon handelt auch ihr neuestes »Herzensprojekt«, ein Buch mit

dem Titel »Zukunfts- und Berufsorientierung bei begabten Jugend­

Wenn ein junger Mensch wieder lächelt, zufriedener wirkt und po­ lichen«, welches sie live im Internet schreibt. »Dann kann die eigene
sitiv in die Zukunft blickt, dann hat Kerstin Brausewetter ihr Ziel
­erreicht. »Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die im Laufe ihres Community daran teilhaben und zur Entstehung beitragen«, sagt
Schullebens auffällig werden, sich nicht zurecht finden, frustriert
sind oder an Grenzen stoßen.« Und nicht immer sind das Jungen Kerstin Brausewetter. ats
oder Mädchen, die unterstützt und begleitet werden müssen, weil
sie Schwierig­keiten mit dem Lernstoff haben – es gibt auch einige  Weitere Informationen unter www.leben-mit-hochbegabung.de
Schülerinnen und Schüler, die unterfordert sind, sich im Unterricht
langweilen und gefordert werden müssten. Und das ist im Schul­ uniKIK-Schülerangebote an der Leibniz Universität
alltag gar nicht einfach umzusetzen. Aus eigener Erfahrung weiß
Kerstin Brausewetter, wie schwierig es für Lehrkräfte ist, allen An­ Die Leibniz Universität Hannover hat für Schülerinnen und
forderungen ­gerecht zu werden. Die 49-Jährige hat die Fächer Bio­ Schüler eine ganze Reihe von Angeboten geschaffen: So gibt
logie, Chemie und Franz­ ö­sisch für das Lehramt an Gymnasien an der es beispielsweise »Einsteins Enkeltöchter«, ein Projektkurs zur
Leibniz Universität s­tudiert. Bis 1997 hat sie am Gymnasium, an In­ Förderung von Oberstufenschülerinnen oder die Gauß-AG,
tegrierter Gesamtschule und Krankenpflegeschule unterrichtet. »Ich eine Arbeitsgemeinschaft, die sich in den Ferien mit Mathe­
habe immer gerne mit Schülerinnen und Schülern gearbeitet, aber matik und Naturwissenschaften beschäftigt. Die Studien­
ich weiß auch, dass man als Lehrkraft nicht alles machen kann.« beratung möchte damit Schülerinnen und Schüler für Wissen­
Kerstin Brausewetter fing deshalb an, Lehrmaterial zu entwickeln, schaft begeistern, über das breite Studienangebot in
das sowohl auf die Bedürfnisse der »schwächeren«, der »normalen« Han­nover informieren und sie optimal auf ein Studium vor­
und der »begabten« Kinder zugeschnitten ist. »So spezifische bereiten. Die Schulprojekte richten sich an alle Altersklassen
Arbeitsm­ aterialien kann eine Pädagogin oder ein P­ ädagoge neben von der Primarstufe bis hin zu den Sekundarstufen 1 und 2.
seiner Lehrtätigkeit nicht auch noch zusammenstellen«, sagt sie. Aber auch Abiturientinnen und Abiturienten können schon
vor ihrer Studienentscheidung ins Studium »schnuppern«.
Mit der Geburt ihres ersten Kindes hat die Pädagogin ihre schulische
Lehrtätigkeit beendet und ihr Wissen in Lehraufträgen unter an­  Weitere Informationen gibt Ina Fedrich
derem an der Hochschule Hannover und der Leibniz Universität unter der Telefon­nummer 0511–762 8791 oder unter
Hannover weitergegeben. Schließlich wandte sie sich intensiv dem www.studienberatung.uni-hannover.de/
Thema »Hochbegabung« zu – ein Feld, was sie von jeher interessiert schuelerangebote.html.
und mit dem sie sich schon immer beschäftigt hat. Ihrer Erfahrung
nach gibt es zu viele Kinder, deren Begabung nicht oder nicht rich­
tig gefördert wird. »So entstehen Frust, Minderw­ ertigkeitsgefühle

5

LeibnizCampus | Unigeschehen

Fortwirkende Vergangenheit

Historiker Dr. Michael Jung erforscht NS-Belastungen von Funktionsträgern nach 1945

Die Leibniz Universität Han­ der TH ansieht oder wenn man den Umgang mit der Vergangenheit in der
nover hat in den vergan­
genen Jahren begonnen, Festschrift zum 125jährigen Jubiläum von 1956 betrachtet. Es ist jedoch
die NS-Geschichte ihrer
Vorgän­ger­institution umfas­ nicht Ziel dieses Projektes, derartige Kontinuitäten aufzudecken. Hier geht
send aufzua­ rbeiten. Nun
steht die Aufarbeitung der es zunächst »nur« um die eindeutig nachweisbare NS-Belastung von Leh-
Zeit nach 1945 im Fokus.
Der Historiker Dr. Michael renden der Hochschule und den Umgang damit. Die Ergebnisse könnten
Jung, der bereits die Profes­
soren an der TH Hannover aber Anregung für weitere Forschungen sein.
während der NS-Zeit aus­
führlich untersucht hat, wird Interview: Anette Schröder
sich im Auftrag der Leibniz
Universität eine Reihe an Historiker Dr. Michael Jung
Funktionsträgern wie Rekto­
ren, Kanzler, Senatoren und
Dekane genauer ansehen.

Herr Jung, warum ist es notwendig, diese Personengruppe, die nach Präsentieren das Buch: Prof. Rolf Wernstedt, Prof. Detlef Schmiechen-Ackermann,
1945 an der Technischen Hochschule in verschiedenen Positionen tä- Prof. Michele Barricelli und Dr. Michael Jung
tig war, in Bezug auf die NS-Zeit zu erforschen?
Spät, aber wertvoll
Die Geschichte des Nationalsozialismus endete nicht am 8. Mai 1945.
Mental reicht sie weit in die Zeit der Bundesrepublik hinein. Wie wir be- Tagungsband zum Thema Technische Hochschu-
reits wissen, konnten auch an der Technischen Hochschule Hannover alle len im Nationalsozialismus erschienen
Professoren, die teilweise in erheblichem Maße das NS-Regime unterstützt
hatten, dort nach nur kurzen, von der britischen Militärregierung verord-
neten »Karenzzeiten«, in ihre Positionen zurückkehren. Was wir bisher
j­edoch nicht wissen: Wie stand es um die vielen Lehrer und Forscher, die
nach 1945 an die Hochschule kamen? Auch sie begannen ihr Leben ja
nicht erst am 9. Mai 1945. Sie wirkten in der Zeit davor oftmals an ande-
ren Hochschulen und Einrichtungen. Dabei handelt es sich um etwa 360
Lehrende, davon rund 120 in Führungspositionen an der Hochschule.

Darin waren sich alle einig: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung

Haben Sie schon erste Ergebnisse oder einen Trend, wie viele und wie mit der Rolle der Technischen Hochschulen im Nationalsozialismus war
stark diese Männer in den NS-Staat involviert waren?
zögerlich. Zu lange wirkten die ideologischen Grundsätze einer »neu­
In groben Zügen ist bereits bekannt, wie sich die bis Anfang der 1970er
Jahre amtierenden Rektoren der Hochschule zwischen 1933 und 1945 tralen«, einer »sachorientierten« Technik zusammen mit der Vorstellung
e­ ngagierten. Das kann man in einem Beitrag in den Hannoverschen Ge-
schichtsblättern 2017 nachlesen. Demnach waren die Rektoren bis zu Be- einer unpolitischen Hochschule inmitten einer von Diktatur und Krieg
ginn der 1970er Jahre mit ehemaligen NS-Parteigängern durchsetzt. Über
80 Prozent von ihnen hatten eine nationalsozialistische Vergangenheit. geprägten Zeit. Das nun erschienene Buch »Ideologie und Eigensinn –
­Eigentlich nicht verwunderlich bei den hohen Mitgliederzahlen der NS-
Organisationen, jedoch problematisch, weil kaum eine ernsthafte Ausein- Die Technischen Hochschulen im Nationalsozialismus« füllt daher eine
andersetzung mit der eigenen Geschichte stattgefunden hat. Erste Er-
kenntnisse über alle Professoren, die nach 1945 an die Hochschule kamen, wichtige Forschungslücke. Es zeigt detailliert auf, dass sich die Tech­
deuten auf ähnliche Ergebnisse wie bei den Rektoren hin.
nischen Hochschulen in der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur

w­ iderstandslos in das Regime integriert haben, sondern dieses gerade-

zu erleichtert und begeistert begrüßt sowie unterstützt haben. Her-

ausgegeben wurde das Buch von dem Historiker und Didaktiker Prof.

Michele Barricelli von der Ludwigs-Maximilians-Universität München

sowie den Historikern Dr. Michael Jung und Prof. Detlef Schmiechen-

Ackermann von der Leibniz Universität. Vorgestellt wurde es von Prof.

Das »Jahr Null« (1945) war also auch an der Technischen Hochschule Rolf Wernstedt, dem ehemaligen Landtagspräsidenten und Kultus­
Hannover kein wirklicher Neubeginn, was für Auswirkungen könnten
personelle und auch ideelle Kontinuitäten gehabt haben? minister. »Das Buch kommt spät, aber dass es überhaupt erscheint, ist

Nein, von einem »Neubeginn« kann man wohl kaum sprechen. Zwar wertvoll und deshalb anerkennenswert«, sagte Wernstedt. ats
konnten die wenigen von der Hochschule vertriebenen und überlebenden
Lehrenden zurückkehren. Insgesamt jedoch gab es eine äußerst hohe per- Michele Barricelli, Michael Jung und Detlef Schmiechen-Ackermann (Hrsg.):
sonelle Kontinuität. Schwierig wird es bei der »ideellen« Kontinuität. Es »Ideologie und Eigensinn – Die Technischen Hochschulen in der Zeit des National-
gibt Hinweise darauf, dass der »alte Geist« noch wach war, etwa wenn man sozialismus«
sich Laudationes für hoch belastete NS-Parteigänger durch Professoren Band 1 der Schriften zur Didaktik der Demokratie, Wallstein V­ erlag, Göttingen
2017, ISBN: 978-3-8353-3098-6

6

Unigeschehen | LeibnizCampus

CULTURA-Preis an Prof. Georg Guggen­berger

Auszeichnung der Alfred Toepfer Stiftung ist mit 25.000 Euro dotiert

Das unabhängige Kuratorium für den CULTURA-Preis der Alfred

Toepfer Stiftung F.V.S. hat Prof. Dr. Georg Guggenberger, Leiter des

Instituts für Bodenkunde an der Leibniz Universität Hannover, zum

Preisträger 2017 ausgewählt. Die Auszeichnung wird jährlich ver-

liehen und ist mit 25.000 Euro dotiert. Der ganzheitliche A­ nsatz

zum Schutz der Böden, mit dem Prof. Guggenberger die Grenzen

von Fachdisziplinen, Nationen und Bevölkerungsgruppen überwin-

det, sei in höchstem Maße auszeichnungswürdig, so die Auswahl-

kommission. Im Mittelpunkt von Guggenbergers Arbeit steht die

Forschung zum Schutz der organischen Bodensubstanz und zum

Erhalt der Bodenfruchtbarkeit unter dem Aspekt des globalen

Wandels. Er untersucht die Rolle und Bedeutung des Bodens im

globalen Kohlenstoffkreislauf und macht somit die Auswirkungen

des Klimawandels begreifbar und setzt in enger Zusammenarbeit

mit Partnern aus verschiedensten europäischen Ländern, mit inno-

vativen Ansätzen und Analysenmethoden zur Untersuchung orga-

nomineralischer Verbindungen neue Maßstäbe. Die dabei verwen-

deten Techniken und der hohe apparative Aufwand dienen der

Lösung konkreter Landnutzungsprobleme in unterschiedlichsten

Klimazonen aller Kontinente. im Schutz und Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. • Foto: Anne Wecking

Zur Bodenfruchtbarkeit in Deutschland und Europa forscht Mit dem Europäischen Preis für zukunftsgerechte Landnutzung
Guggenberger derzeit im Rahmen des BMBF-geförderten For- CULTURA zeichnet die Alfred Töpfer Stiftung F.V.S. seit 2008
schungsprogramms BonaRes (Boden als natürliche Ressource), europaweit innovative und beispielhafte Arbeitsansätze auf den
das sich mit dem Erhalt der Fruchtbarkeit landwirtschaftlich Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie den
genutzter Böden mithilfe von Zwischenfrüchten beschäftigt. damit verbundenen Wissenschaften aus.

PLan C

Das Lehrerzimmer als Perspektive für Studierende der Ingenieurwissenschaften

Lehrerinnen und Lehrer an schulen hohe Abbruchquoten«, erläutert Prof. Dr. Julia Gillen vom
b­ erufsbildenden Schulen sind
Mangelware: Besonders im Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung, die das Pro-
technischen Bereich fehlen
Lehrkräfte, vor allem in der jekt an der Leibniz Universität verantwortet. Vielen Studierenden
Elektro- und Metalltechnik.
Mit dem gemeinsamen Projekt der Ingenieurwissenschaften sei die Option des Lehramts für be-
PLan C »Perspektive Lehramt
als neue Chance« wollen die Leibniz Universität Hannover und die rufsbildende Schulen gar nicht bekannt. Im Lehramtsstudiengang
Universität Osnabrück den Lehrermangel beheben. Ziel des vom
Bun­desministerium für Bildung und Forschung in der »Qualitätsof- könne auf das ingenieurwissenschaftliche Interesse aufgebaut und
fensive Lehrerbildung« geförderten Projektes ist es, wechselwilligen
Studierenden aus ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen eine dieses mit pädagogischen Elementen verknüpft werden. Bereits er-
Perspektive im Studiengang für das berufsbildende Lehramt aufzu-
zeigen. Das Verbundprojekt der beiden Universitäten legt den Fokus brachte Leistungen aus dem ingenieurwissenschaftlichen Studium
auf Studierende der Ingenieurwissenschaften, die aus unterschied-
lichen Gründen an ihrer Studienwahl zweifeln. »Die ingenieurwis- können oftmals für ein Lehramtsstudium angerechnet werden. Das
senschaftlichen Studiengänge stellen die Bezugswissenschaft der
gewerblich-technischen Fachrichtungen an den Berufsschulen dar. Projekt PLan C informiert in vielfältigen Unterstützungsformaten
Gleichzeitig verzeichnen die Ingenieurwissenschaften an den Hoch-
und Beratungsangeboten über die Möglichkeit des Studienum-

stiegs. Neben unverbindlichen Gesprächen zu Studieninhalten und

persönlichen Erwartungen besteht die Möglichkeit, ein einwöchiges

Orientierungspraktikum an einer Berufsschule zu absolvieren. Für

Studierende, die sich bereits für einen Wechsel entschieden haben,

gibt es ein Peer-Mentoring in der Studieneingangsphase. Erfahrene

Studierende begleiten die Wechslerinnen und Wechsler für ein Se-

mester und stehen bei Fragen zur Seite. kw

 www.planc.uni-hannover.de

7

LeibnizCampus | Unigeschehen

Kontakt zur Wirtschaft ausbauen

Dr. Volker Müller ist neuer Vorstandsvorsitzender der Leibniz Universitätsgesellschaft

Eigentlich, so könnte man denken, Müller sich mehr einbringen woll­
hat Dr. Volker Müller gar nicht viel te. Und als ihn die Frage erreichte,
mit der Leibniz Uni­versität zu tun. ob er als Nachfolger für Prof. Dr.
Geboren und aufg­ ewachsen im Hannes Rehm, der im September
Saarland, ­studierte er in Saarbrü­ plötzlich verstorben war, als Vor­
cken und Trier, arbeitete in Mexiko standsvorsitzender der Leibniz
und in London und leitete schließ­ Universitätsgesellschaft zur Verfü­
lich das Büro eines Bundestags­ gung stehe, zögerte er trotz vieler
abgeordneten. Doch dann ergab anderer Verpflichtungen nicht,
sich die Möglichkeit, zu den Unter­ sondern sagte zu.
nehmerverbänden Niedersachsen
zu wechseln. »Ich stellte mir die »Es lohnt sich, die Leibniz Univer­
Frage, was interessanter ist: das
Büro im Saarland oder die Ver­ sität sichtbarer zu machen«, sagt
bändea­ rbeit in Hannover«, erinnert
sich Müller. er über sein Engagement, räumt

aber ein, zunächst selbst viel ler­

nen zu müssen. »Ich habe ja nicht

hier studiert, deshalb kenne ich

Die Entscheidung fiel zu Gunsten die Universität noch nicht so gut.«
Hannovers. »Ich hatte zunächst er­
schreckend wenig mit der ­Leibniz Zum Ziel gesetzt hat Müller sich,
Universität zu tun«, sagt Müller, der
mittlerweile Hauptgeschäftsführer die Kontakte aus der Universität
bei den Unternehmerverbänden
Niedersachsen ist, über die erste in die Wirtschaft weiter auszu­
Zeit. Doch langsam entwickelten
sich Kontakte und Veranstaltungen bauen, vor allem was den Bereich
wie der gemeinsame Wirtschafts­
empfang hatten so viel Erfolg, dass ­Ausgründungen und Start-Ups

a­ ngeht. Auch danach werde eine

Universität beurteilt. »Ich stehe

für die Nähe zur Wirtschaft«,

b­ etont der neue Vorstandsvorsit­

Der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Volker Müller • Quelle: UVN zende. Katharina Wolf

Nachruf Wirken wurde die Satzung und die Struktur der Universi­
tätsgesellschaft gestrafft und eine Vor­lesungsreihe zum
Am 1. September 2017 ver­ Thema Biomedizintechnik in Hannover ins L­ eben gerufen,
starb der Vorstandsvorsitzende die seit 2014 im Wechsel mit der Medizinischen Hochschule
der ­Leibniz Universitäts­gesell­ Hannover veranstaltet wird.
schaft Hannover, Prof. Dr. Han­
nes Rehm, plötzlich und uner­ Mit seiner konstruktiven, zielorientierten und respektvollen
wartet im Alter von 74 Jahren. Art hat Herr Prof. Rehm die gemeinnützige Arbeit des
­Vereins und die der Stiftungen maßgeblich geprägt und
Herr Prof. Rehm hat im Jahr ­bereichert. Seinen ehrenamtlichen Aufgaben fühlte er sich
2012 den V­ orsitz des Vorstan­ stark verpflichtet und agierte stets sehr weitsichtig. Die
des der Universitätsg­ esell­schaft ­Universitätsgesellschaft dankt für sein Engagement und
übernommen. Zudem war er wird ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Vorstandsvorsitzender der
Dr. Friedrich-Lehner-Stiftung Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität und
sowie in den Vorständen der stell­vertretender Vorstandsvorsitzender der Leibniz Universi-
Albert-Ludwig-Fraas-Stiftung tätsgesellschaft
und Christian-Kuhlemann-
Stiftung tätig. Unter seinem Antje Doll, Geschäftsführerin der Leibniz Universitätsgesell-
schaft
8

Unigeschehen | LeibnizCampus

Alumnus ist
Preisträger der Karmarsch Denkmünze

Am 23. November 2017 hat die Universitätsgesellschaft die 55.
Karmarsch-Denkmünze an Dr. Joachim Kreuzburg, Vorstandsvor­
sitzender der Sartorius AG, verliehen. Dr. Kreuzburg hat bis 1991
an der Leibniz Universität Maschinenbau studiert und 1999 in
Wirtschaftswissenschaften promoviert. »Im Maschinenbaustudium
erhielt ich als Rüstzeug das technische Verständnis, bei der Pro­
motion in Wirtschaftswissenschaften wurde meine nicht-techni­
sche Gehirnhälfte geweckt«, berichtete er – beides sicher wichtige
Qualifikationen für die Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender bei dem
international führenden Pharma- und Laborzulieferer. Der neue
Vorstandsvorsitzende der Universitätsgesellschaft, Dr. Volker Mül­
ler beschreibt Sartorius in der Zeit seit Dr. Kreuzburg Vorstands­
vorsitzender ist, als überaus erfolgreich: »Sie haben den Umsatz
verdreifacht und den Gewinn verzehnfacht«, fasst er die Erfolgs­
geschichte zusammen. Laudator Prof. Dr. Thomas Scheper, Leiter
des Instituts für Technische Chemie, hob die Fokussierung auf die
biopharmazeutische Industrie, die beispielhafte Leistung bei der
Entwicklung neuer Produktionskonzepte für die Biotechnologie
und Kreuzburgs vielfältigen Anstöße von Kooperationen zwischen
Industrie und Forschung hervor.

Die Karmarsch-Denkmünze ist nach Karl Karmarsch, dem ersten Mit der Karmarsch Denkmünze ausgezeichnet wurde Dr. Joachim Kreuzburg
(Mitte). Rolf-Georg Köhler, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen, Dr. Volker
Direktor der »Höheren Gewerbeschule zu Hannover«, Vorläuferin Müller, Vorstandsvorsitzender der Leibniz Universitätsgesellschaft, Preisträger
Dr. Joachim Kreuzburg, Universitätspräsident Prof. Dr. Volker Epping, Stefan
der Leibniz Universität, benannt und wird seit 1925 alle zwei Jahre Schostok, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover (vlnr) • Foto:
Thomas Damm
verliehen. Die besonderen Verdienste ihrer Träger betreffen die

wissenschaftliche Forschung und die Förderung von wirtschaftli­

chen Entwicklungen. Wegener/Doll

Die 9. Bundestagung der Gut vernetzt

Freunde und Förderer

deutscher Hochschulen

und Universitäten, ver­

anstaltet von der Leibniz

Universitätsgesellschaft,

fand vom 27. bis 29. Sep­

tember 2017 erstmalig

in Hannover statt.

Programmschwerpunkte

waren Öffent­lichk­ eits­

arbeit, Fundraising und

­Fi­nanz­anlagemöglichkeiten,

ein Thema, das die häufig

als Stiftungen organisier­

ten Unterstützerorgani­

sationen besonders um­

treibt. Der wertvolle Aus­-

tausch stärkt die Freunde

und Förderer bei ihrer

­Arbeit für die Universi­

täten. mw

9

LeibnizCampus | Unigeschehen

Bericht aus dem Libanon

Ein Land geprägt durch Flucht und Migration

Eine syrische Flüchtlingsfrau im Lager Ketermaya im
Südlibanon. Der Libanon erlaubt keine offiziellen
Flüchtlingslager, weshalb es hunderte kleine Camps
auf Privatgrund gibt. NGOs wie das Rote Kreuz helfen
etwa mit Hygienepaketen. • Foto: APA/Susanne Puller

Im April 2017 nahm Armin Wühle noch als Studierender an sich in ihrer Arbeit mit Flucht und Migration beschäftigten. Die
einer Recherchereise für junge Journalistinnen und Journa­ rund fünfzehn Teilnehmenden kamen aus Deutschland, Frankreich
listen teil, die ihn ins libanesisch-syrische Grenzgebiet führte. und dem Libanon. Eine Woche verbrachten wir in Zahlé, einer liba-
Unterstützt wurde die Teilnahme an dem Programm durch nesischen Kleinstadt unweit der syrischen Grenze. Neben Gesprä-
eine Förderung der Leibniz Universitätsgesellschaft. Inzwi­
schen hat er seinem Master gemacht und arbeitet beim Netz­ Die Bevölkerung der libanesischen Stadt Zahlé besteht überwiegend aus
werk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen e.V. ­Christen. • Foto: awü

Dass die Nachwehen des libanesischen Bürgerkriegs bis in die Ge-
genwart spürbar sind, wird schon bei der Ankunft am Internatio-
nalen Flughafen von Beirut klar. Vor dem Gebäude kontrollieren
Soldaten mit Maschinengewehren ankommende Passagiere sowie
ein- und ausgehende Fahrzeuge. Die Präsenz der Hisbollah ist auch
hier, wie im ganzen Land, spürbar. Die schiitische Miliz, die sich im
Zuge des libanesischen Bürgerkriegs gründete, kämpft derzeit auf
Seiten Assads in Syrien. Von Frieden lässt sich in Libanon nur mit
einer langen Fußnote sprechen, und je nach Einkommensklasse
und ethnischer Zugehörigkeit wird diese länger. Die so gastfreund-
liche und lebensfreudige Bevölkerung kommt in den Wirren der in-
ternationalen Politik nicht zur Ruhe.

Das Programm, an dem ich im April 2017 teilnahm, wurde vom
Berliner Arbeitskreis für politische Bildung e.V. (bapob) angeboten
und richtete sich an junge Journalistinnen und Journalisten, die

10

Unigeschehen | LeibnizCampus

Die Bekaa-Ebene an der libanesisch-syrischen Grenze. Ein Bergrücken trennt henen Menschen den Flüchtlingsstatus zugesprochen – auch, um
die Ebene vom Kriegsgeschehen. Hier leben etwa 1,5 Millionen syrische Flücht- ein langfristige Ansiedlung wie bei den Palästinenser/innen zu ver-
linge. • Foto: awü hindern. Als eines der wenigen Länder weltweit hat Libanon nie die
Genfer Flüchtlingskonvention unterschrieben. Selbst die rein for-
chen mit der einheimischen Stadtbevölkerung, die vor allem die male Zählung durch den UNHCR wurde auf Druck der liba­nesischen
steigenden Lebensmittel- und Mietpreise beklagt, haben wir auch Regierung 2015 eingestellt – daher stellt die Zahl der 1,5 Mill­ionen
mit syrischen Geflüchteten gesprochen, die außerhalb der Stadt in syrischen Geflüchteten im Libanon nur eine grobe Schätzung dar.
notdürftig errichteten Zeltlagern leben, ohne staatliche Unter­ Viele Beobachter gehen davon aus, dass die 2-Millionen-Grenze
stützung. Diese Menschen sind auf die Hilfe der Nichtregierungs- bereits überschritten ist. Zählt man die halbe Million palästinen­
organisationen angewiesen, die die Not nur unzur­eichend lindern sischer Geflüchteter dazu, kommt ein Flüchtling auf zwei libanesi-
können. Sie wohnen in Zeltlagern, die teilweise mit alten Werbe- sche Staatsbürger. Damit führt Libanon mit deutlichem Abstand
bannern errichtet wurden, nicht aus­reichend vor der Winterkälte die Liste jener Länder an, die im Vergleich zu ihrer Einwohnerzahl
geschützt sind und nur vereinzelt über funktionierende die meisten Flüchtlinge aufgenommen habe. Auf deutsche Verhält-
A­ bw­ assersysteme verfügen. Krankheiten wie Krätze oder Diarrhoe nisse umgerechnet, würde dies etwa 25 Millionen Flüchtlinge auf
brechen aus. Manche Flüchtlinge sind von diesen Zeltlagern nach Bundesgebiet bedeuten.
Zahlé g­ ezogen. Wer sich eine Wohnung leisten kann, lebt einen
bescheidenen Luxus – vielen bleiben nur Bauruinen oder Garagen Daher wachsen auch die Spannungen innerhalb der libanesischen
übrig. Selbst Pferdeställe werden von lokalen Geschäftsmännern Bevölkerung. Das Land erholt sich noch immer von den Folgen e­ ines
an syrische Flüchtl­inge vermietet. Das ist im Übrigen kein Einzel- Bürgerkriegs, der von 1975 bis 1990 andauerte und über hundert-
fall. Selbst die Bewoh­ner/innen der Zeltlager müssen Pacht für das tausend Menschenleben forderte. Die haushaltspolitische Lage des
Grundstück zahlen, auf dem ihr Zelt errichtet wurde. An wenig an- Landes sowie schwelende religiös-ethnische Konflikte zeugen von
deren Orten ist die Ausweglosigkeit der syrischen Geflüchteten so mangelnder staatlicher Stabilität. Zudem wächst die ökonom­ ische
deutlich zu spüren wie im Bekaa-Tal vor den Toren Zahlés. Schere – die Preise für Lebensmittel und Mieten sind in Libanon in
den letzten Jahren rasant gestiegen. In Beirut hat eine kleine Zahl
Libanon ist ein historisch von Migration und Flucht geprägtes vermögender Einwohner ganze Stadtteile mit Luxus­apartments be-
Land. Etwa eine halbe Million Palästinenser/innen, deren Familien baut und damit das Mietpreisniveau massiv erhöht – die Mieten für
zwischen 1948 und 1967 aus Israel fliehen mussten, haben sich eine gewöhnliche 3-Zimmer-Wohnung sind vergleichbar mit denen
hier niedergelassen und leben in zweiter und dritter Generation in Hamburg oder München, und das bei e­ inem durchschnittlichen
in Flüchtlingscamps. Diese Camps haben sich mittlerweile verstäd- libanesischen Monatslohn von umgerechnet 700 Euro. Dass syrische
tert, Stromtrassen wurden gezogen und Häuser gebaut. Damit Flüchtlinge zunehmend im Niedriglohn- und Schwarzmarktsektor
wurde allerdings kein echtes »Ankommen« erreicht, vielmehr ha- ausgebeutet werden, mangels Alternativen selbst den magersten
ben sich Flüchtlingsstatus und die damit verbundene Ungewissheit Lohn akzeptieren und damit die Erwerbsgrundlage vieler Libanesin-
über Jahrzehnte hinweg verstetigt. Viele Palästinenser/innen im nen und Libanesen gefährden, verschärft die Situation zusehends.
­Libanon sind von Staatenlosigkeit betroffen und damit von einem Dass es angesichts dieses Pulverfasses aus sozio-ökonomischen
Entzug zahlreicher bürgerlicher Rechte. Berufe mit Aufstiegschan- Schieflagen und immer wieder aufflammenden Konflikten noch
cen, etwa als Ärzte oder Anwälte, bleiben ihnen verweht – diese nicht zu größeren Ausschreitungen gekommen ist, ist erstaunlich
Berufe sind in Berufskammern organisiert und setzen eine Staats- und kann für die Zukunft nicht aus­geschlossen werden – insbeson-
bürgerschaft zur Aufnahme voraus. dere, wenn extremistische Gruppie­rung­ en die sozialen Nöte für ihre
Ideologien missbrauchen. Nicht zuletzt ist hier die internationale
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass mit dem Andauern des syrischen Gemeinschaft gefordert, durch finanzielle Unterstützung zu ge-
Bürgerkriegs den Kindern und Kindeskindern der jetzigen s­ yrischen währleisten, dass die Situation der Einheimischen und der Geflohe-
Flüchtlingsgeneration ein ähnliches Schicksal bevorsteht. Die liba- nen gleichermaßen verbessert wird, um einer weiteren Eskalation
nesische Regierung hat bislang keinem einzigen aus Syrien geflo- die Grundlage zu nehmen. Armin Wühle

In einer armenischen Bäckerei in Zahlé. Armenier gehören zu den größten
­ethnischen Minderheiten im Libanon. • Foto: awü

11

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LeibnizCampus | Unigeschehen

Einundzwanzig neue Professuren für
die Leibniz Universität

Die Leibniz Universität bekommt Mittel für 21 neue Professuren zugeteilt. • Foto: Bodo Kremin/Referat für Kommunikation und Marketing

Für das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftli- Genau diese Planungssicherheit möchte die Leibniz Universität
chen Nachwuchses (»Nachwuchspakt«) wird der Bund von 2017 bis mehr Forschenden bieten und damit insbesondere für High Poten-
2032 rund eine Milliarde Euro bereitstellen. Damit sollen 1000 tials aus dem Ausland und für Wissenschaftlerinnen attraktiver
neue Professuren an die deutschen Universitäten gebracht werden werden. Ein wichtiger Aspekt ist deshalb die familienfreundliche
und das Karriereziel Lebenszeitprofessur für den wissenschaftli- Ausgestaltung der »Bewährungszeit«, denn häufig fällt diese zeit-
chen Nachwuchs planbarer und familienfreundlicher gestaltet lich mit der Familiengründungsphase zusammen. Hierfür wird die
werden. Die Leibniz Universität Hannover hat bei diesem Pro- Leibniz Universität ihren umfangreichen Familienservice weiter
gramm in der ersten Bewilligungsrunde mit ihrem Konzept über- ausbauen. Langfristig plant die Hochschulleitung 20 Prozent aller
zeugt und konnte Mittel für 21 neue Professuren einwerben. »Wir Neuberufungen im Tenure-Track-Verfahren durchzuführen. Die
freuen uns sehr, dass wir durch den Nachwuchspakt die einmalige vom Bund geförderten Professuren tragen dazu bei, eine breite
Gelegenheit erhalten, innovative Lehr- und Forschungsfelder, die Akzeptanz für den neuen Karriereweg zu schaffen.
an unserer Universität bereits angelegt sind, weiter auszubauen.
Gleichzeitig können wir durch den Pakt Lücken schließen, die die Die Fachgebiete, in denen die neuen Professuren das Fächer­
Sparprogramme der vergangenen Jahrzehnte gerissen haben«, be-
tont Prof. Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität. spektrum der Leibniz Universität erweitern sollen, wurden gemein-

Um das Ziel zu erreichen, Karrierewege planbarer und familien- sam mit den Fakultäten und dem Senat diskutiert und entschie-
freundlicher zu gestalten, werden ausschließlich Tenure-Track-Pro-
fessuren finanziert. Im amerikanischen Bildungssystem schon lan- den. Die identifizierten Professuren haben das Potenzial, das
ge erfolgreich etabliert, soll dieser Karriereweg dem
wissenschaftlichen Nachwuchs auch ohne den klassischen Weg der Forschungs- und Lehrprofil der Leibniz Universität zu schärfen
Habilitation ermöglichen, eine Lebenszeitprofessur zu erreichen.
Konkret heißt das für die Stelleninhaberinnen und Stelleninhaber, und in zukunftsfähigen Bereichen weiter auszubauen. Diese sind
dass sie nach einer Bewährungszeit von bis zu sechs Jahren – bei
der Erfüllung festgelegter Kriterien – die feste Zusage auf eine Le- zum Beispiel die Robotik, die optischen Technologien oder der
benszeitprofessur haben.
T­ hemenbereich digitale Gesellschaft. Neben der Aktualität und

R­ elevanz der Themen haben die beteiligten Wissenschaftlerinnen

und Wissenschaftler in diesen Bereichen in den vergangenen Jah-

ren herausragende Forschungsleistungen erbracht und genießen

auch international eine hohe Reputation. Auch der bereits seit

längerem geplante Aufbau eines Masters für Biologie soll so er-

möglicht werden. Johanna Schanz

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Unigeschehen | LeibnizCampus

Begeisterndes Konzertexamen

Das Sommerkonzert des Uniorchesters Gelungenes Examenskonzert für Sönke Grohmann
am 3. Juli 2017 fand dieses Mal an e­ inem
ungewöhnlichen Ort statt: nicht im Licht-  Näheres zum Programm unter
hof der Uni, sondern im großen Konzert- www.collegium-musicum.de.
saal der Musikhochschule. Grund d­ afür:
­Dirigent Sönke Grohmann legte mit diesem
Konzert sein ­Examen im Masterstudien-
gang Chor- und Ensembleleitung ab.

Thema des Konzertprogramms war »Tanz-
Vielfalt« – tänzerische sinfonische Musik
aus fünf Jahrhunderten – von doppelchö-
rigen Bläserchören aus dem Venedig der
Renaissance bis zum feurigen Danzon aus
dem Mexiko der Gegenwart. Besonders die
sinfonischen Tänze von Sergej Rachmani-
now erfordern einen großen Schlagwerk-
apparat, der dankenswerterweise durch
die Musikhochschule gestellt wurde.

Nach dem Schluss des Konzerts nahm die
Begeisterung im voll ­besetzten Saal kein
Ende und das Orchester freute sich mit
dem Dirigenten über das ausgezeichnete
Examensergebnis.

Das nächste Orchesterkonzert in
Hannover – dann wieder im Lichthof –
findet zum Semesterabschluss am
11. Februar 2018 um 19.30 Uhr statt.

Gisela Kuhlmann

Zum Singen in den Süden

Der Unichor nahm mit knapp 60 Sängerin-

nen und Sängern vom 11. bis 15. Oktober

2017 am 11. Internationalen Chor- und

O­ rchesterfestival in Riva del Garda teil.

G­ emeinsam mit Chören aus acht weiteren

Ländern gestalteten sie zwei Konzerte. Der

Unichor unter der Leitung von Tabea Fisch­

le begeisterte seine Zuhörer mit einem fa-

cettenreichen Programm, das neben Sätzen

von Brahms und Reger auch Filmmusik und

zeitgenössische Kompositionen von Karl

Jenkins beinhaltete. Die nächste Gelegen-

heit den Unichor zu hören gibt es am 17.

Juni 2018 um 17 Uhr in der Galerie Herren-

hausen beim Abschlusskonzert der Chor­

tage Hannover mit »Jephtha« (G. F. Hän­del,

HWV 70). Foto: Dietrich Bindert

15

LeibnizCampus | Unigeschehen

Personalia Dr. Katharina Müller, Leuphana Prof. Dr. Nikolaus Forgó, Insti- Dr.-Ing. Amir Ebrahimi, ­Fakultät
Universität Lüneburg, hat den tut für Rechtsinformatik, hat für Elektrotechnik und Informa-
Rufe an die Leibniz Ruf auf die W2- Pro­fessur für den Ruf auf die W3-Professur tik, wurde zum 1. Dezember
U­ niversität Hannover Schulpädagogik mit dem für Technologie- und Immate­ 2017 zum Juniorprofessor an der
Schwer­punkt Lehr-Lernfor- rialgüterrecht der Rechtswissen- Leibniz ­Universität Hannover er-
Prof. Dr. Lidia Becker hat den schung erhalten. schaftlichen ­Fakultät der Uni- nannt.
Ruf auf die W3-Professur für versität Wien erhalten und an­-
Romanische Sprachwissen- Dr. Astrid Nieße, Carl-von-Os- genommen. Dr.-Ing. Jens Friebe, Fakultät
schaft/Hispanistik erhalten und sietzky-Universität Oldenburg, für Elektrotechnik und Informa-
angenommen. hat den Ruf auf die W2-Profes- Prof. Dr. Stefan Huber, Institut tik, wird zum 1. Januar 2018
sur mit Tenure Track auf W3 für für Internationales Recht, hat zum Juniorprofessor an der
PD Dr. iur. Christian Becker, Energiei­nformatik erhalten und den Ruf auf eine W3-Professur Leibniz Universität Hannover er-
­Bucerius Law School Hamburg, an­genommen. für Bürgerliches Recht, Zivilpro- nannt.
hat den Ruf auf die W2-Profes- zess- und Insolvenzrecht, Euro-
sur auf Zeit für Strafrecht und Dr. Julian Roelle, Ruhr-Universi- päisches und I­nternationales Ernennung zur Univer­
Strafprozessrecht erhalten und tät Bochum, hat den Ruf auf die Privat- und Verfahrensrecht an sitäts­professorin / zum
angenommen. W2-Professur für Schulpädago- der Juristischen Fakultät der Universitätsprofessor
gik mit dem Schwerpunkt Lehr- Universität ­Tübingen erhalten
Prof. Dr. Nadja-Carola Bigall Lern­forschung erhalten und ab­ und angenommen. Prof. Dr. rer. nat. Sören Auer,
hat den Ruf auf die W2- gelehnt. Fakultät für Elektrotechnik und
Prof­essur für Funktionale Nano­ Prof. Dr. Bettina Lindmeier, Informatik, Direktor der Techni-
strukturen erhalten und an­ Prof. Dr. Maik Schmeling, City I­nstitut für Sonderpädagogik, schen Informations­bibliothek,
genommen. University London, hat den Ruf hat den Ruf auf die W3-Prof­es­ wurde mit Wirkung zum 1. Juli
auf die W3-Professur für Volks- sur für Schulentwicklung, 2017 zum Universitätsprofessor
Dr. Alexander Bogner, Institut wirtschaftslehre mit dem L­ ernbegleitung und sonderp­ äd­ an der Leibniz Universität Han-
für Technikfolgen-Abschätzung Schwer­punkt Geld und inter­ ago­gische Professionalität im nover ernannt.
der Österreichischen Akademie nationale Finanzwirtschaft er- Kontext von Inklusion an der
der Wissenschaften, hat den halten und abgelehnt. Universität Leipzig erhalten und Prof. Dr. Lidia Becker, Philoso-
Ruf auf die W3-Professur für abg­ elehnt. phische Fakultät, wurde mit
Wissenschaft und Gesellschaft PD Dr. Lysann Zander, Freie Wirk­ ung zum 1. Oktober 2017
erh­ alten und abgelehnt. Universität Berlin, hat den Ruf Prof. Dr. Ulrike Lüdtke, ­Institut zur Universitätsprofessorin an
auf die W3-Professur für Em­ für Sonderpädagogik, hat den der Leibniz Universität Hannover
Dr. Sandra Buchholz, Otto- pirische Bildungsforschung er- Ruf auf die W3-Professur für ernannt.
Friedrich-Universität Bamberg halten und angenommen. Sprachbehindertenpädagogik
und Leibniz-Institut für Bil- von der Humboldt- Universität Prof. Dr. rer. nat. Sven Beuchler,
dungsverläufe, hat den Ruf auf Rufe nach außerhalb zu Berlin erhalten und abge- Fakultät für Mathematik und
die W3-Professur für Quantita- lehnt. Physik, wurde mit Wirkung zum
tive Lebensverlaufssoziologie Prof. Dr. Nadja-Carola Bigall, 1. Oktober 2017 zum Univer­
­erhalten. Institut für Physikalische Chemie Juniorprofessuren sitätsprofessor an der Leibniz
und Elektrochemie, hat den Ruf U­ niversität Hannover ernannt.
Prof. Dr. Hans-Josef Endres, auf die W3-Professur für Phy­ Dr.-Ing. Avishek Anand, Fakul-
Hochschule Hannover, hat den sikalische Chemie der Nanoma- tät für Elektrotechnik und In­ Prof. Dr. rer. nat. Nadja-Carola
Ruf auf die W3-Professur für terialien im Fach­bereich Mathe- formatik, wurde zum 1. Juli 2017 Bigall, Naturwissenschaftliche
Kunststofftechnik erh­ alten. matik und N­ aturwissenschaften zum Juniorprofessor an der Fakultät, wurde mit Wirkung
der Universität Kassel erhalten. Leib­niz Universität Hannover er- zum 1. Oktober 2017 zur Univer-
Dr. Anna Kosmützky, Univ­ er­ nannt. sitätsprofessorin an der Leibniz
sität Kassel, hat den Ruf auf die Prof. Dr. Beatrice Brunhöber, Universität Hannover ernannt.
W3-Professur für Methodologie Kriminalwissenschaftliches Insti- Dr.-Ing. Kristian Förster, Fakul-
der Hochschul- und Wissen- tut, hat den Ruf auf die W3- tät für Bauingenieurwesen und Prof. Dr. rer. pol. Peter Dirks-
schaftsforschung erhalten und Professur für den Lehrstuhl für Geodäsie, wurde zum 1. Septem- meier, Naturwissenschaftl­ iche
angenommen. Strafrecht, Strafprozessrecht, ber 2017 zum Juniorprofessor an Fakultät, wurde mit Wirkung
Rechtsphilosophie und Rechts- der Leibniz Universität Hannover zum 1. Oktober 2017 zum Uni-
Prof. Dr. Michael Mehring, vergleichung unter besonderer ernannt. versitätsprofessor an der Leibniz
Technische Universität Chem- Berücksichtigung interdiszipli­ Universität Hannover ernannt.
nitz, hat den Ruf auf die W3- närer Rechtsforschung der Juris- Dr. Lin Zhang, Fakultät für Ma-
Professur für Anorganische tischen Fakultät der Universität thematik und Physik, wurde zum Prof. Dr. phil. Nils Neumann,
­Molekül- und Materialchemie Bielefeld ­erhalten und ange- 13. Juli 2017 zur Juniorprofes­ Philosophische Fakultät, wurde
abgelehnt. nommen. sorin an der Leibniz Universität mit Wirkung zum 1. Oktober
Hannover ernannt. 2017 zum Universitäts­professor
16 an der Leibniz Universität Han-
nover ernannt.

Bitte lesen Sie weiter auf Seite 18!

Unigeschehen | LeibnizCampus

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LeibnizCampus | Unigeschehen

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Fakultät für Mathematik und Schreiber, Leiter des Nieder- erhalten. Der Physiker wird für kunfts­preis ist der Preis des
Physik, wurde mit Wirkung zum sächsischen Studienkollegs, trat seine wegbereitende Forschung Bundespräsidenten für Technik
1. Oktober 2017 zum Universi- mit Ablauf des 31. Juli 2017 in zum ­direkten Nachweis von Gra- und Information.
tätsprofessor an der Leibniz den Ruhestand. vitationswellen ausgezeichnet.
U­ niversität Hannover ernannt. Darüber hinaus erhielt er den Prof. em. Klaus Kowalski, Insti-
Prof. Dipl.-Math. Dr. rer. nat. mit 750.000 Euro dotierten Kör- tut für Gestaltungspraxis und
Prof. Dr. Boris Zizek, Philos­ op­ hi­ Franz-Erich Wolter, Fakultät ber-Preis für Europäische Wis- Kunstwissenschaft, hat den
sche Fakultät, wurde mit Wir- für Elektrotechnik und In­for­ma­ senschaft. H­ ilde-Broër-Preis für Medaillen-
kung zum 1. Juni 2017 zum Uni- tik, trat mit Ablauf des 30. Sep- kunst der DGMK und der Kultur-
versitätsprofessor an der Leibniz tember 2017 in den Ruhestand. Der Soziologe Hon.-Prof. Dr. gemeinschaft Kress­bronn/Bo­
Universität Hannover ernannt. Gunter A. Pilz ist mit dem Bun- den­see erhalten. Der Preis wird
Beendigung des Dienst­ desverdienstkreuz ausgezeichnet alle zwei Jahre für ein »heraus-
Ernennung zur Univer­ verh­ ältnisses als Profes- worden. Der Orden der Bundes- ragendes Lebenswerk auf dem
sitätsp­ rofessorin / zum sor/in republik Deutschland wurde ihm Gebiet der Medaillenkunst« ver-
Univ­ ersitätsprofessor für seine Verdienste in den geben und gilt als wichtigste
auf Zeit Prof. Mag. iur. Dr. iur. Nikolaus B­ ereichen der Gewaltprävention Auszeichnung für Künstler der
Forgó, Juristische Fakultät, ist und der A­ rbeit gegen Rechts­ Bundesrepublik, die sich um das
Prof. Dr. Willem F. Wolkers, Fa- auf eigenen Antrag mit Ablauf extremismus im und durch den zeitgenössische Medaillenschaf-
kultät für Maschinenbau, wurde des 30. September 2017 als Uni- Sport, speziell im Fußball, verlie- fen verdient gemacht haben.
mit Wirkung zum 1. November versitätsprofessor ausgeschie- hen.
2017 bis zum 31. Dezember 2018 den. Dr. Antonia Lavrentieva, Insti-
zum Universitätsprofessor auf Jaayke Lynn Fiege, Institut tut für Technische Chemie,
Zeit an der Leibniz Universität Verstorben für Mineralogie, erhielt für ihre e­ rhielt ein Max-Buchner-Stipen-
Hannover ernannt. Leist­ungen im Bereich der dium.
Akad. Rätin a. D. Dr. phil. ­Irmela ­Lagerstättengeochemie den
Bestellung zur Honorar­ Reimers-Tovote, ehemals Insti- Bernd-Rendel-Preis 2017 von Die Fakultät für Maschinenbau
professorin / zum Hono- tut für Erziehungswissenschaf- der Deutschen Geologischen Ge- wurde für drei weitere Jahre mit
rarprofessor ten, verstarb am 12. Mai 2017 sellschaft. dem Gütesiegel des Fakultäten-
im Alter von 74 Jahren. tages für Maschinenbau und
Dr. jur. Jens Bormann, LL. M., Prof. Dr. Georg Guggen­berger, Verfahrenstechnik ausgezeich-
Juristische Fakultät, wurde mit Akad. Oberrat a. D. Apl. Prof. Dr. Leiter des Instituts für Boden- net.
Wirkung zum 14. September jur. habil. Joachim Nocke, ehe- kunde, wurde für den Europäi-
2017 zum Honorarprof­essor der mals Fachbereich Rechtsdidak- schen CULTURA-Preis 2017 für Alumnus Professor Dr.-Ing.
Leibniz Universität Hannover be- tik, verstarb am 18. August 2017 zukunftsgerechte Landnutzung Som­chai Wongwises von der
stellt. im Alter von 74 Jahren. der Alfred ­Toepfer Stiftung F.V.S. King Mongkut‘s University of
aus­gewählt. Mit dem CULTURA Technology Thonburi (KMUTT),
Dr.-Ing. Roman Schwartz, Fa- Prof. Dr. phil. Wolfgang Manz, Preis werden europaweit inno­ Faculty of Engineering, in Bang-
kultät für Maschinenbau, wurde ehemals Institut für Berufs­päd­ vative und beispielhafte Ansätze kok, Thailand, hat 2017 den
mit Wirkung zum 1. Juli 2017 agog­ ik und Erwachsenenbildung, auf den Gebieten ­Naturschutz, »Highly Cited Researchers
zum Honorarprofessor der Leib- verstarb am 21. September 2017 Land- und Forstwirtschaft aus- Award« im Bereich Engineering
niz Universität Hannover be- im Alter von 74 Jahren. gezeichnet. Darüber hinaus hat erhalten. Somchai Wongwises
stellt. Prof. Georg Guggenberger 2017 hat 1994 am damaligen Institut
Prof. Dr. phil. Rudolf Wolfgang den »Highly Cited Researchers für Verfahrenstechnik promo-
Ruhestand Müller, ehemals Institut für Po- Award« im Bereich Agrarwissen- viert. Der »Highly Cited Re­
litische Wissenschaft, verstarb schaft erhalten. Der »Highly searchers Award« wird an die
Akademischer Direktor Dipl.-Ing. am 6. Oktober 2017 im Alter von ­Cited Researchers Award« wird obersten 1 % der am häufigsten
Dr.-Ing. Wilfried Reimche, 82 Jahren. an die obersten 1 % der am zi­tier­ten Wissenschaftler in
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Zerstörungsfreie Prüfv­ erfahren, Preise und schaftler in ihrem Fach ver­
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ber 2017 in den Ruhestand.
Prof. Karsten Danzmann, Direk- Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin,
Akademischer Direktor Dipl.-Ing. tor am Max-Planck- Institut für Institut für Regelungstechnik,
Hans Rich, Institut für Berufs- Gravitationsphysik (Albert-Ein- und sein Team wurden als e­ iner
wissenschaften im ­Bauwesen, stein-Institut, AEI) und Direktor von drei Finalisten für den Deut-
trat mit Ablauf des 30. Septem- des Instituts für Gravitations- schen Zukunftspreis nominiert.
ber 2017 in den Ruhestand. physik der Leibniz Universität Die Gewinner der Auszeichnung
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S Finanzgruppe Ausgezeichnetes Institut www.facebook.com/nordlb www.twitter.com/nord_lb 19

LeibnizCampus | Unigeschehen

Absolventinnen- und Absolventenbefragung
des Prüfungsjahrgangs 2014

Abb. 2: Zufriedenheit mit Studium (Bachelor-Absolven­
tinnen und -Absolventen)

spricht. Auf Master-Ebene wurden 1.636 Absolven-
tinnen und Absolventen angeschrieben, rund 33 %
nahmen teil.

Abb. 1: Retrospektive Einschätzung Kompetenzen bei Studienabschluss (Bachelor-Ebene) Im Folgenden werden ausgesuchte Ergebnisse vor-
gestellt. Weitere Ergebnisse finden sich unter www.
zqs.uni-hannover.de/absolventenbefragung.html.

Bachelor-Absolventinnen und -Absol-
venten: Die Mehrheit studiert weiter

Die Leibniz Universität Hannover nimmt seit 2007 am Kooperations- Die Übergangsquote vom Bachelor- in ein Masterstudium ist sehr
projekt Absolventenstudien (KOAB) teil, das vom International Centre hoch: Nahezu alle Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen gaben
for Higher Education Research koordiniert wird. Im Rahmen dieses an, dass sie im Anschluss an ihr Bachelorstudium ein weiterführendes
Projekts befragen zwischen 50 und 60 deutsche (Fach-)Hochschulen Studium aufgenommen haben (92 %; bundesweit: 85 %).
jährlich ihre Absolventinnen und Absolventen. Die Teilnahme an
KOAB erlaubt es, den Ergebnissen aus der Befragung der Absolven- Die Gründe für die Aufnahme eines weiterführenden Studiums sind
tinnen und Absolventen der Leibniz Universität Hannover Ergebnisse vielfältig: Für die Mehrheit der Bachelor-Absolventinnen und -Ab­
einer bundesweiten Vergleichsgruppe gegenüberzustellen, die als Re- solventen spielen intrinsische Motive wie Fachinteresse (87 %; bun-
ferenzpunkte für Entwicklungen dienen können. desweit: 88 %) und Erweiterung der eigenen Kenntnisse (86 %; bun-
desweit: 90 %), aber auch extrinsische Motive wie Verbesserung der
Mit der Befragung von Absolventinnen und Absolventen ein bis zwei Chancen auf dem Arbeitsmarkt (83 %; bundesweit: 81 %) und bessere
Jahre nach Studienabschluss werden mehrere Zielsetzungen und Verdienstmöglichkeiten (75 %; bundesweit: 72 %) eine Rolle.
E­ rkenntnisinteressen verfolgt. Zum einen sollen Aussagen über den
b­ eruflichen Verbleib der Absolventinnen und Absolventen gewonnen Die Mehrheit der Absolventinnen und -Absolventen ist für das Mas-
werden; darüber, wie sie in den Beruf finden, ob sich Muster beim terstudium an der LUH geblieben; lediglich 15 % der Absolventinnen
Berufseinstieg erkennen lassen und ob die im Studium vermittelten und Absolventen wollten an eine andere Hochschule. Bundesweit
Kompe-tenzen auch die im Beruf benötigten sind. Zum anderen in­ wechseln doppelt so viele Absolventinnen und Absolventen für das
teressiert die Universität, wie die Absolventinnen und Absolventen weiterführende Studium die Hochschule.
rückblickend ihr Studium bewerten, um Problemfelder zu erkennen
und gegebenenfalls Inhalte und Bedingungen zu verändern. Kompetente und zufriedene Bachelor-Absolventinnen
und -Absolventen
Befragung des Prüfungsjahrgangs 2014
Zum Studienabschluss verfügen die Absolventinnen und Absolventen
Die Befragung derjenigen, die im Wintersemester 2013/14 bzw. im der Leibniz Universität wie auch der bundesweiten Vergleichsgruppe
Sommersemester 2014 ihr Studium an der LUH abgeschlossen haben, mehrheitlich über eine große Bandbreite an Kompetenzen. Insbeson-
fand von Oktober 2015 bis Februar 2016 statt. dere ko­ gnitive instrumentelle Kompetenzen wie die Fähigkeiten,
­Informationen aus verschiedenen Quellen zu beschaffen, Zusammen-
Angeschrieben wurden 1.921 Absolventinnen und Absolventen mit hänge zu erkennen und die Relevanz von Inform­ ationen ­be­urteilen zu
­einem Bachelorabschluss, von denen sich insgesamt 703 an der können, s­ chreiben sich die Bachelor-Absolventinnen und Absolventen
B­ efragung beteiligt haben, was e­ inem Netto-Rücklauf von 40 % ent- laut Selbstbeurteilung in (sehr) hohem Maße zu (Abb. 1).

20

Unigeschehen | LeibnizCampus

und auf Beschäftigungssuche
(5 %, bundesweit: 6 %).

Viele Absolventinnen und Ab-

solventen haben bereits wäh-

rend des Studiums (40 %, bun-

desweit: 41 %) oder zur Zeit des

Studienabschlusses (31 %, bun-

desweit 30 %) begonnen, eine

Beschäftigung zu suchen. Im

Durchschnitt dauert die Suche

Abb. 4: Zufriedenheit mit dem Beruf (Absolventinnen und bis zur ersten Beschäftigung

Absolventen Master-Ebene) nach Studienabschluss für die

bundesweiten Absolventinnen

und Absolventen und die der

Von Interesse Leibniz Universität 4 Monate. Unterscheidet man zwischen den ein-

sind die zelnen Fakultäten der Leibniz Universität, so lässt sich feststellen,

retro­spektive dass sich Absolventinnen und Absolventen der Philosophischen Fa-

Einschätzung kultät im Durchschnitt einen Monat länger auf Beschäftigungssuche

des Studiums befinden und die der Elektrotechnik und Informatik mit 2,75 Mona-

wie auch der ten die kürzeste Zeit für diese aufwenden müssen.

Studienent-

scheidung der Vor dem Hintergrund, dass befristete Arbeitsverträge insbesondere

Absolventin- zu ­Beginn des Berufslebens eine große Rolle spielen, ist als positiv zu

nen und Ab- werten, dass ein bis zwei Jahre nach Studienabschluss mehr als die

solventen ein Hälfte der erwerbstätigen Absolventinnen und Absolventen sich in

bis zwei Jahre einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis befindet (55 %, bun-

nach Studie- desweit: 43 %).

nabschluss. Erwerbstätige Master-Absolventinnen und -Ab­solv­ enten:
Diese geben studienfachnah und ausbildungsadäquat beschäftigt
Aufschluss

Abb. 3: Tätigkeit 1-2 Jahre nach Abschluss (Absolventin- darüber, wie

nen und Absolventen Master-Ebene) die Absolven- Mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen der Leibniz

tinnen und Uni­versität (56 %) bleiben am Hochschulstandort beziehungsweise in

Absolventen der R­ egion der Hochschule, bundesweit sind dies 13 % weniger. Damit

vor dem Hintergrund erster beruflicher Erfahrungen beziehungsweise ist die Region Hannover ein wichtiger Arbeitsmarkt.

erster Erfahrungen im weiterführenden Studiengang das Studium

rückblickend bewerten und ob sie grundsätzlich mit ihrer Studien- Mehr als drei Viertel der Absolventinnen und Absolventen der LUH

wahl zufrieden sind. Die Mehrheit der Absolventinnen und Absolven- und auch der bundesweiten Vergleichgsgruppe kennzeichnen ihre

ten der Leibniz Universität (87 %) würde, wenn sie noch einmal die derzeitige Beschäftigung als studienfachnah (jeweils 84 %). Zwei

Wahl hätte, (sehr) wahrscheinlich erneut ein Studium aufnehmen, Drittel schätzen die eigene berufliche Situat­ion insgesamt (Status,

bundesweit liegt diese Quote mit 89 % ähnlich hoch. Drei Viertel der Position, Einkommen, Arbeitsaufgaben usw.) als der Ausbildung in

Absolventinnen und Absolventen der LUH und bundesweit würden (sehr) hohem Maße angemessen ein (64 %; bundesweit: 59 %). Mit

dasselbe Fach (sehr) wahrscheinlich erneut wählen (jeweils 73 %). der b­ eruflichen Situation insgesamt sind ein bis zwei Jahre nach Stu-

dienabschluss mehr als die Hälfte zufrieden beziehungsweise sehr zu-

Insgesamt betrachtet sind ein bis zwei Jahre nach Studienabschluss frieden (63 %, bundesweit: 67 %, Abb. 4).

zwei Drittel der Absolventinnen und -Absolventen der Leibniz Uni-

versität mit Bachelorabschluss mit ihrem Studium (sehr) zufrieden Auch wenn noch nicht alle Absolventinnen und Absolventen zufrie-

(Leibniz Universität: 65 %, bundesweit: 67 %, Abb. 2). Erfreulich ist, den sind, darf man nicht vergessen, dass sich diese erst am Anfang

dass die Zufriedenheit mit Studium an der Leibniz Universität seit ihrer Berufsbiographie befinden, insofern zeigen die Ergebnisse,

2011 gestiegen ist und sich seit 2013 konstant auf hohem Niveau dass ein Studium einen erfolgreichen Eintritt in den Arbeitsmarkt er-

hält! leichtert.

Absolventinnen und Absolventen auf Master-Ebene: Agnieszka Dudzinska, M.A.
Zumeist regulär und in Vollzeit beschäftigt Zentrale Einrichtung für Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre (ZQS),
Studierenden-, Absolventinnen- und Absolventenbefragungen
Zum Zeitpunkt der Befragung, also ein bis zwei Jahre nach dem Ab-
schluss, geht die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen auf 1 Entsprechend des Qualifikationsrahmens für Deutsche Hochschulabschlüsse gehören
M­ aster-Ebene einer regulären Beschäftigung nach (66 %; bundes- die Abschlussarten Master, Diplom (Univ.), Magister und Staatsexamen der 2. Qualifika-
weit: 61 %). 21 % promovieren, unter Umständen zusätzlich, und tionsstufe, der Master-Ebene, an.
14 % befinden sich im Referendariat beziehungsweise Vorbereitungs-
dienst (Abb. 3). Lediglich ein kleiner Teil der Absolventinnen und Ab- 2 Ausschnitt aus der Kompetenzskala, die insgesamt 18 Fähigkeiten abfragt.
solventen ist zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht erwerbstätig

21

LeibnizCampus | Karriere und Weiterbildung

Hightech aus Frielingen

Das Unternehmen Laseroptik produziert Hochtechnologie in ländlicher Idylle

Laserhof: 2001 wurde der Bau des Laserhofes be-
gonnen. Sollte auch er zu klein werden, ist eine Er-
weiterung möglich.

Alumni in zweiter Generation: Dr. Johannes Ebert und Dr. Wolfgang Ebert Familie erst ihren Keller aus und nahm
1991 den Bau einer Hightech-Scheune in
Sie heißen Herta, Rosi, Tiffany oder Victoria. Ihr Zuhause? Ein Angriff. 300 Meter vom Wohnhaus der
Backs­ teinbau in Frielingen, ein Schlafdorf 20 Kilometer nördlich Eberts entfernt entstand ein Gebäude, das
von Hannover an der B6. Doch bei den Damen handelt es sich nicht von außen wie eine typische norddeutsche
um Milchkühe, wie die Namen vielleicht suggerieren, sondern um Bauernscheune wirkt, in deren Hülle sich
teure Spezialanlagen zur Beschichtung für Laseroptiken. »Bei uns aber eine Hightech-Fertigung verbarg, die
tragen alle Maschinen einen weiblichen Namen«, sagt Alumnus Produkte auf Weltniveau erzeugte. »Wir
Dr. Wolfgang Ebert, Geschäftsführer des Hightech-Unternehmens hätten natürlich auch eine bunte Kiste ins
Laseroptik. »Man muss sie wie Frauen behandeln – liebevoll und Gewerbegebiet stellen können«, sagt Wolf-
mit Respekt.« gang Ebert. »Aber das gefiel uns nicht.«
Dass Kunden, vor allem aus den USA und
Die Namen sind nicht das einzige, was Laseroptik zu einem unge- Fernost, überrascht reagieren, nehmen die
wöhnlichen Unternehmen macht. 1984 gründeten Angelika und Eberts gern in Kauf. »Wir überzeugen mit unseren Produkten.«
Dr. Johannes Ebert im Keller ihres Zuhauses eine Firma, die sich auf
die Beschichtung von Laserspiegel spezialisierte – Paula hieß ihre Auch die Scheune wurde irgendwann zu klein. Im Jahr 2001 be-
erste Anlage. »Die Laser gab es damals schon«, erinnert sich Johan- gann ein neuer Bau am Ortsrand von Frielingen, ebenfalls ange-
nes Ebert. »Die technische Herausforderung waren die Spiegel, die passt an die örtliche Bauweise. Der Platz wird gebraucht: 85 fest-
das hochenergetische Licht sauber brechen.« Und da der promo- angestellte Mitarbeiter beschäftigt Laseroptik heute, die meisten
vierte Physiker als Akademischer Direktor bei Professor Welling sind Physiker, Ingenieure, Optiker und Kaufleute. Fast die Hälfte
schon erste Erfahrungen mit der Bedampfung von Optiken hatte, der Akademiker hat an der Leibniz Universität studiert. Das Unter-
übernahm er die Federführung des neuen Forschungsthemas. nehmen produziert mehr als 150.000 Laserspiegel pro Jahr, die in
Schnell entwickelte sich ein Bedarf an Laseroptiken, der über die Lasergeräten für Forschung, Industrie und Medizin eingesetzt wer-
Universität nicht mehr zu leisten war, und so machten sich die den. Paula hat mittlerweile 29 Schwestern, so dass Laseroptik sechs
Eberts selbstständig. sehr verschiedene Beschichtungsverfahren anbieten kann. »Alle
Maschinen sind selbst umgebaut und neuerdings setzen wir auch
Zwei Jahre später gründete sich das Laserzentrum Hannover, doch Eigenbauten nach internen Ideen ein«, sagt Wolfgang Ebert.
das Angebot, dort Räume zu beziehen, schlug Ebert aus. »Ich merk-
te damals, dass das eine große Sache werden kann – dann hätte Laseroptik ist keine Firma, die einen großen Markt bedient. »Wir
der Platz nicht gereicht«, sagt Ebert senior. Stattdessen baute die sind ein Nischenanbieter und einer der weltweiten Technologie­
führer in diesem Bereich«, sagt Ebert nicht ohne Stolz. Technik aus
Frielingen kommt bei der Produktion marktüblicher Handys und
OLED-Bildschirmen ebenso zum Einsatz wie in Lasern, die auf ESA-
Missionen ins All fliegen. Hier zahlt sich aus, dass Laseroptik von
seinen Kunden in der Forschung und der guten wissenschaftlichen
Vernetzung mit dem Laserzentrum und der Leibniz Universität pro-
fitieren kann. »So wissen wir sehr früh, was die nächsten Anforde-
rungen an unsere Produkte sein werden.«

Mit diesem Konzept ist die Firma groß geworden. »Wir haben keine
Verfahren selbst erfunden. Aber wir haben die Ideen der Wissen-

22

Karriere und Weiterbildung | LeibnizCampus

schaftler ausprobiert, angepasst und für unsere Produktion ein­ Mitarbeiter selbst errichtet, und jeder wartet gespannt, wann »un-
gesetzt«, erläutert Wolfgang Ebert, der übrigens kein Physiker, son- sere Störche« im Frühjahr wiederkommen und wer die ersten Jung-
dern Wirtschaftswissenschaftler und Leibniz Alumnus ist. Auch sein tiere entdeckt. Im nach ökologischen Kriterien errichteten Neubau
Bruder arbeitet im Unternehmen, als Informatiker. gibt es außerdem Nistplätze für Schleiereulen, Falken, Fledermäuse
und Singvögel. Dass das Unternehmen seinen Stromverbrauch von
Eine familiäre Atmosphäre 2,5 Gigawattstunden aus Ökostrom bezieht, passt ins Bild.
herrscht vielleicht auch des-
halb in Frielingen, weil die Älteren Mitarbeitern bietet Laseroptik die Möglichkeit, auch nach
­Firmengründer sich noch im der Rente im Unternehmen zu bleiben. »Wir finden da ganz indivi-
Unternehmen engagieren. duelle Lösungen: Während die einen festgelegte Stunden arbeiten,
»Mein Vater ist mit 81 der äl- können andere Projekte betreuen – ganz nach dem Motto: Komm
teste Mitarbeiter«, sagt Ebert ich heut nicht, komm ich morgen«, sagt Ebert. Ein Konzept, dass
junior. Die Mutter hat sich neben anderen Kriterien die Mittelstandsvereinigung der CDU da-
zwar weitgehend zurückgezo- von überzeugte, Laseroptik in diesem Jahr mit ihrem Unternehmen-
gen, besorgt aber immer noch spreis auszuzeichnen, der im November in Berlin verliehen wird.
Nikolaus- und Geburtstags­
geschenke für die Angestellten. »Unser Unternehmen stellt unter Beweis, dass High-Tech, die Vor-
In einem großen Pausenraum treffen sich alle Mitarbeiter jeden
Tag zum gemeinsamen Frühstück, gesponsert vom Unternehmen. teile eines Familienunternehmens und ländlicher Charme vereinbar
»Wir wollen, dass sich die verschiedenen Abteilungen kennen und
austauschen«, betont Wolfgang Ebert, der sogar die Schülerprakti- sind«, sagt Wolfgang Ebert. Dass die neuesten Anlagen Maxima
kantin mit Namen begrüßt.
­Gemeinsame Ausflüge, Boßel­ und Victoria heißen und die weltgrößten Laserspiegel beschichten,
touren und Betriebssport run-
den das Miteinander ab. Um wundert dann niemanden mehr. Katharina Wolf
fehlende Kinderbetreuung auf
dem Land zu ersetzen, gibt es
eine Krippe mit fünf Plätzen
für Kinder unter drei Jahren.

Aus der Krippe blickt man di- Laserscheune: Außen ländlich, innen Hightech - die Laser- Storchennest: Wie viele Störche gibt es in diesem Jahr?
rekt auf das Storchennest – scheune in Frielingen.
nur ein Zeichen für das ökolo-
gische Engagement, dass vor
allem Firmengründer Johannes
Ebert noch immer umtreibt.
Das Storchennest haben die

starting business: Squirrel filtert Bewertungen

Gründungsservice der Leibniz Universität unterstützt Start-up

Online-Bewertungen von Produkten spielen eine immer größere zurzeit am Institut für Wirtschaftsinfor-
Rolle bei Kaufentscheidungen, doch wie hilfreich sind solche Be- matik promoviert.
wertungen wirklich? Wird das Produkt bewertet oder nur der
­Paketdienst, der die Bestellung mal wieder zu langsam ins Haus Im Unterschied zu anderen Bewertungs-
gebracht hat? Genau hier setzt Squirrel an. Die eigens entwickelte systemen geht Squirrel in der Detailstufe
Software sammelt und analysiert Kundenbewertungen für Pro- tiefer und ist in der Lage, Meinungen zu
dukte einschlägiger Online-Shops, Foren und Blogs. Der Nutzer spezifischen Eigenschaften von Produkten
e­ rhält eine strukturierte Übersicht zur Verfügung, die die Spreu herauszufiltern und dem Nutzer aggregiert zur Verfügung zu stel-
vom Weizen trennt und so die Kaufentscheidung erleichtert. Das len. Ist die Kamera des Handys gut bewertet? Wie sieht es mit dem
System soll 2018 an den Markt gehen. Display aus? Und wie verhält es sich mit der Akkulaufzeit?

Die Geschäftsidee wird von starting business, dem Gründungsser- Der Gründungsservice starting business der Leibniz Universität
vice der Leibniz Universität Hannover, gefördert. Im vergangenen
Jahr hat Squirrel den Sonderpreis »Hochschule und Wissenschaft« Hannover unterstützt und begleitet die Umsetzung innovativer
beim Startup-Impuls-Gründungswettbewerb von hannover impuls
gewonnen. Geschäftsführer des Start-ups ist Rouven Wiegard, der Ideen in tragfähige Geschäftskonzepte. starting business ist die

zentrale Anlaufstelle für gründungsinteressierte Studierende und

wissenschaftlich Mitarbeitende. im

23

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Ultraschnelle Vorgänge in der Mikrowelt

DIE LASERMESSUNG ALS SCHLÜSSEL ZUM VERSTEHEN

1

Die Prozesse der Mikrowelt

­laufen in rasender Geschwin-

digkeit ab – unvorstellbar

schnell von einem Zustand in

den nächsten. Mit ultrakurzen

Lichtblitzen aus neuen Lasern

sind Wissenschaftlerinnen und

Wissenschaftler weltweit und

auch an der Leibniz Universität

in der in der Lage, -

diese Vorgänge zu erfassen

und zu verstehen.

Ein Professor vom Der Laser ist ein außerge- W­ eise von den kohärenten ßen. Darüber hinaus sind
Institut für Quantenoptik wöhnliches Instrument. Laser- Photonen des Lasers profitie- Photonen Bosonen, also Teil-
optik spannt den weiten Bo- ren. In den Foki hochintensi- chen mit ganzzahligem Spin,
gibt einen Einblick. gen von Experimenten mit ver Laserpulse finden wir die im Gegensatz zu den Fer-
einzelnen Lichtteilchen (Pho- e­ x­treme Bedingungen vor: mionen mit halbzahligem
Abbildung 1 tonen) bis hin zur Physik mit Spitzenleistungen von Tera- Spin alle denselben Zustand
Frequenzkonversion von ultra­ extrem hohen Intensitäten. In watt, magnetische Flussdich- besetzen dürfen. Dem gegen-
violettem in sichtbares Laserlicht keinem anderen Forschungs- ten mit Tausenden von Tesla, über sind Elektronen geladene
in einem speziellen Kristall. feld werden die Größen bis an Lichtdrücke von Gigapascal Fermionen, die mit keiner
Das Licht wird kegelförmig ab­ die äußeren Ränder der Ein- und Temperaturen von Mega­ Technik in Raum und Zeit so
gestrahlt. heitenskalen – von Atto- bis kelvin sind heute mit kom- konzent­ riert werden können
Quelle: Institut für Quantenoptik Peta- – ausgereizt. Nirgends merziell erhältlichen Laser- wie Photonen. Um diese ext-
sonst wird so deutlich, dass quellen erreichbar. remen Photonenkonzentratio-
unserer Sprache adäquate Su- nen tatsächlich zu realisieren,
perlative fehlen, so dass ver- Hohe Intensitäten erhält man, müssen die Lichtteilchen in
stärkende Präfixe wie ultra-, indem man möglichst viele Raum und Zeit verdichtet
super-, oder hyper- in der Lichtteilchen (= Photonen) auf werden. Die Verdichtung im
Laserforschung allgegenwär- kleinstem Raum konzentriert. Raum ist allein limitiert durch
tig sind. So gibt es kaum na- Das ist möglich, da Photonen das H­ eisenbergsche Unschär-
turwissenschaftliche Bereiche, ungeladene Teilchen sind, die feprinzip, das besagt, dass ein
die nicht in substantieller sich nicht gegenseitig absto- Teilchen nicht gleichzeitig

24

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

in Ort und Impuls (also Ge- Lokalisierungsgrenzen der Röntgenstrahlung. Mit diesem 2
schwindigkeit) festgelegt wer- Photonen in Zeit beziehungs- Superlaser wird es möglich
den kann. Eine klare Lokali- weise in Ausbreitungs­ sein, große Moleküle, aber
sierung geht immer mit einer richtung von Nanosekunden auch Viren und Bakterien zu
unscharfen Geschwindigkeit (1ns = 10–9 sec.) auf Sub- durchleuchten, sie zu »rönt­
einher und umgekehrt. Möch- Femto­sekunden (1fs = 10– gen« und ihre inne Struk­tur
te man einen harten Fokus 15 sec.) konsequent mit einer zu analysieren. Der intensive
produzieren, muss eine große Größenordnung pro Dekade Puls – von dem 27.000 pro
Geschwindigkeitsunschärfe, gefallen. Während man Nano- S­ ekunde erzeugt werden kön-
also ein breiter stumpfer sekunden auch noch mit Elek- nen – zerstört das Molekül,
Licht­kegel vor und nach dem tronenpulsen auflösen kann, aber da er so kurz ist, entsteht
Fokus zugelassen werden. konnten die schneller ablau- das Foto in kurzer Zeit vor der
Je größer der Kegelwinkel, fenden Effekte der Natur erst Zerstörung, dass jegliche Be-
desto größer die »Numerische nach dem entsprechenden wegung der beteiligten Atome
Apertur« (NA). Mit hoher Fortschritt der Laserphysik eingefroren ist. Man erwartet
NA kann also hart im Raum analysiert werden. wesentliche neue Einsichten
fokussiert werden. Auch die in die Struktur von Großmole-
F­ okussierung in der Zeit Und tatsächlich ist unsere külen mit Relevanz für Che-
wird von Heisenberg limi- M­ ikrowelt voller Prozesse, die mie, Mate­rialwissenschaft,
tiert. Hier ist es die Unschärfe auf Piko-, Femto- und Atto­ Biochemie, Biologie, Pharma-
zwischen Energie und Zeit. sekunden-Zeitskalen ablaufen zie und Medizin und lässt sich
Möchte man ein Photon in (1 ps = 10–12 sec., 1as = 10–18  dieses 1,2 Milliarden Euro in
e­ inem winzigen Zeitfenster sec.): Moleküle rotieren in einer gemeinsamen europä­
lokalisieren, muss in Kauf ge- ­Pikosekunden, Moleküle ischen Anstrengung kosten.
nommen werden, dass seine ­vibrieren in Femtosekunden,
Energie (= seine Farbe) un- Elektronen bewegen sich in Der größte gepulste Laser
scharf ist. Völlig analog zur Molekülen innerhalb von steht in Kalifornien in den

Abbildung 2
Blick in den 3,4 km langen
B­ eschleunigertunnel des Euro­
päischen Freie-Elektronen-Laser
für Röntgenlicht (XFEL) in
Hamburg.

Quelle: Institut für Quantenoptik

Raumdimension müssen also ­Attosekunden von einem Ort 3 Abbildung 3
viele Farben angeboten wer- zum anderen, von einem Gepulste Laserstrahlung ver­
den, um einen harten Zeit­ Z­ ustand zum nächsten. Die USA, die »National Ignition schiedener Wellenlänge in einem
fokus zu realisieren. Lasermessung dieser ultra­ Facility« – in der Größe einer typischen Experimentieraufbau.
schnellen Vorgänge ist der großen Fabrikhalle. Seine
Jetzt verlassen wir das Teil- Schlüssel zum Verstehen der ­Pulse sind im Gegensatz zum Quelle: Institut für Quantenoptik
chenbild und denken im Wel- vielfältigen Dynamik der Mi- XFEL wesentlich länger und
lenbild: Perfekt scharfe Licht- krowelt. auch nicht im Röntgenbereich
verteilungen im Fokus und angesiedelt. Dafür haben sie
perfekt kurze Lichtverteilun- In Hamburg wurde just am viel mehr Energie (einige
gen in der Zeit sind nur bei 1. September der XFEL feier- ­Megajoule pro Puls). 192 ein-
perfekt interferierenden Teil- lich eingeweiht, der »Europä­ zelne Großlaser strahlen dabei
wellen möglich; diese in Raum ische Extreme Freie-Elektro- aus allen Raumrichtungen
und Zeit perfekten Wellen nenlaser«, eine 3,4 km lange zeitgleich auf eine kleine Pro-
produziert allein der Laser. Röhre (siehe Abbildung X), die be. Der dabei entstehende ex­
Nur damit können die hohen in Hamburg beginnt und in treme Druck durch die v­ ielen
Intensitäten erzeugt werden. Schleswig-Holstein in einer Photonen überwindet die Ab-
Das hat man sofort nach der fußballfeldgroßen Experimen- stoßung zwischen den positiv
Erfindung des Lasers im Jahre tierhalle tief unter der Erde en- geladenen Atom­kernen und
1960 erkannt, und seitdem ist det. Er erzeugt erstmalig Fem- führt zu ihrer Verschmelzung.
die Pulsdauer, das sind die tosekundenimpulse aus harter Dieser Laser dient der Erfor-
schung der kontrollierten
Kernfusion, kann im Durch-

25

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Prof. Dr. Uwe Morgner schnitt nur einmal pro Tag ab- langsam in immer kleinere ­Farben. Diese nichtlineare
Jahrgang 1967, ist seit 2004 gefeuert werden und hat auch Partikel zermahlen werden. ­Frequenzkonversion wird seit
Professor für Physik an der weit über eine Milliarde US- Diese Mikro- und Nanometer Jahrzehnten angewandt, trotz-
Leibniz Universität Hannover. Dollar gekostet. großen Plastikpartikel gelan- dem sind die Details der Elek-
Seit 2013 ist er Sprecher des gen nun zunehmend zurück tronenbewegung, insbesonde-
Vorstandes des Hannoverschen Hier in Hannover am Institut ins Trinkwasser und in die re die Reaktion absorbierender
Zentrums für Optische Tech­ für Quantenoptik (IQ) wird Nahrungskette. Auf dieses re- Medien auf einen ultrakurzen
nologien. Seine Forschungs­ mit kleinerem Budget aber lativ neue Phänomen sind Lichtimpuls Gegenstand aktu-
interessen liegen im Bereich nicht weniger interessant ge- Wass­ erwerke und Getränke­ eller Forschung. Diese Effekte
der extrem kurzen Pulse forscht. In der Arbeitsgruppe industrie nicht eingestellt und dauern Femtosekunden oder
aus Lasern sowie deren An­ »Ultrafast Optics« steht die suchen nach verlässlichen weniger, sind daher nur
wendung in Biophotonik Forschung an neuen Laser- Möglichkeiten, die Kunststoff- schwer zu vermessen.
und Grundlagenforschung. quellen von Femto- und Sub- Schwebeteilchen zu erkennen
Kontakt: [email protected] Femtosekundenpulsen im und zu vermessen. So erhofft Auch andere Beiträge dieses
hannover.de Schwerpunkt (siehe Abbildun­ man sich Informationen über Heftes thematisieren die
gen 1 bis 4). Im Rahmen von das Ausmaß der Verunreini- A­ nwendungen ultrakurzer
Abbildung 4 Bachelor-, Master- und Dok- gung. Der gepulste Laser ist Laserpulse, insbesondere in
Ein gepulster Laserstrahl wird in torarbeiten erforschen junge dabei ein präzises und leis- ­Biophotonik, Mikro-Material-
der Luft fokussiert. Seine Intensi­ Studierende neue Typen ge- tungsstarkes Werkzeug, auch bearbeitung oder Nanotech-
tät ist so groß, dass die Luftmole­ pulster Laser. Von den innova- kleinste Partikel nachzuwei- nologie: Zum Beispiel die Bei-
küle auseinandergerissen werden. tiven Laserquellen profitieren sen (siehe den Beitrag »Mikro­ träge über Mikroplastik im
Die schnelle Bewegung der Elekt­ viele Folge- und Kooperati- plastik in meinem Trinkwasser« Trinkwasser, zum Drucken
ronen erzeugt einen hellen Blitz. onsprojekte in Spektroskopie, in diesem Heft). von Nanopartikeln und leben-
Quelle: Institut für Quantenoptik Manipulation von Materie, den Zellen mit dem Laser so-
Mikroskopie und Sensorik. In einem eher grundlegend wie den Kurzttext über das
physikalisch orientierten Bei- virtuelle Labor und das Ver-
Ein angewandtes Projekt zum spielprojekt geht es um die bundprojekt HYMNOS. Allein
Beispiel beschäftigt sich in Ko- Untersuchung der Elektronen- dieser kleine hannoversche
operation mit dem Hannover- dynamik in Festkörpern. Die Ausschnitt demonstriert be-
schen Zentrum für Optische Elektronen der Atomhülle in reits eindrücklich die vielfälti-
Technologien (HOT) und Gasen, Flüssigkeiten und Fest- ge Anwendbarkeit der gepuls-
einigen Firmen mit der schnel- körpern schwingen mit der ten Lasertechnologie. So hat
len Detektion von Mikro­ Lichtwelle hin- und her, weil sich in den letzten zwanzig
plastik-Verunreinigungen in sie so leicht sind. Bei hohen In- Jahren ein stark wachsender
Trinkwasser. Der exzessive tensitäten werden die schwin- Milliardenmarkt entwickelt,
Einsatz von Plastik in der Ver­ genden aber gebundenen über den diese Quellen einer
packungsi­ndustrie sorgt für Elektronen so weit ausgelenkt, breiten Anwenderschicht
ständig wachsende massive dass sie durch die Nähe des kommerziell zugänglich ge-
Umweltverschmutzung – ins- Nachbaratoms komplizierte macht werden. Insbesondere
besondere da die typischen Flugbahnen durchlaufen. Be- in Deutschland und Europa
Kunststoffe in Jahrzehnten schleunigte Elektronen strah- sind einige wichtige Laser­
noch nicht verrottet sind. len Licht ab, und so entsteht firmen und deren Zulieferer
U­ nvorstellbare Mengen an im Medium durch die kollek- beheimatet. Das eröffnet inter-
Plastikabfall gelangen ver­ tive Bewegung der Elektronen essante Kooperationsmöglich-
sehentlich oder unbeabsichtigt auf den »nichtlinearen« Tra- keiten im Bereich angewand­
in Flüsse und Meere, wo sie jektorien Licht mit neuen ter Forschung, das bietet aber
auch exzellente Perspektiven
4 für die Absolventinnen und
Absolventen der Physik oder
der Optischen Technologien.
Beide Studiengänge werden
mittlerweile auf Englisch an-
geboten und ziehen eine große
Zahl an internationalen Be-
werbern nach Hannover. Sie
bekommen hier nicht nur eine
solide theoretische und prak-
tische Ausbildung in der
O­ ptik, sondern auch die Pers-
pektive auf einen guten Ar-
beitsplatz in einer Zukunfts-
technologie.

26

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Das Hannoversche Zentrum für Optische Technologien (HOT) Grundl­agenforschung als auch angewandte Forschung und
ist ein fachübergreifendes Forschungszentrum der Leibniz fördert den Wissens- und Technologietransfer zwischen
Universität Hannover im Bereich der optischen und photoni­ den beteiligten 18 Mitgliedsinstituten.
schen Technologien. Es ist aus einer Initiative von Instituten
und Forschungseinrichtungen der Fakultäten für Maschinen­ Unter dem Dach des HOT arbeiten derzeit etwa 30 Wissen­
bau und für Mathematik und Physik der Leibniz Universität schaftlerinnen und Wissenschaftler aus Physik, Maschinen­
Hannover und des Laser Zentrums Hannover hervorgegangen bau, Mathematik, Informatik und Elektrotechnik zusam­
und hat zum Ziel, die einzelnen Fachkompetenzen in diesem men an innovativen Forschungsthemen, deren enormes An­
Bereich zu bündeln, neue Forschungszweige zu schaffen und wendungspotenzial zum Beispiel für Automobilindustrie,
diese für Forschung, Lehre und Wissenstransfer nutzbar zu Kommunikation oder Medizin nur in der Kooperation der
machen. verschiedenen Disziplinen ausgeschöpft werden kann. Bei­
spielhaft sind der SFB/TRR 123 »PlanOS«, der Schwerpunkt
Zehn Jahre Forschungszentrum HOT – das bedeutet daher »Hymnos«, das Promotionsprogramm »Tailored Light«, das
auch zehn Jahre interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ins­ BMBF-Vorhaben »MeDiOO«, das Verbundvorhaben »Opti­
tituten der Leibniz Universität und Instituten, Zentren und mus« sowie das EXIST-Vorhaben »SmartSens«.
Unternehmen der Region mit dem Ziel, innovative Konzep­
te in der Optik und Photonik zur Anwendung zu bringen. Das HOT ist Ansprechpartner für Industrie und mittelstän­
dische Unternehmen in Fragen der optischen Technologien
Die Gebiete der Optik und Photonik gehören zu den wich­ und bildet die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und
tigsten Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts und tra­ Wirtschaft in der Region. In der Lehre koordiniert es den
gen wesentlich zum technologischen Fortschritt bei. Vom internationalen Masterstudiengang Optische Technologien,
Smartphone als modernem Medizinlabor über intelligente der die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar in die Aus­
Sensoren für das Zustandsmonitoring von Gebäuden, der bildung des wissenschaftlichen Nachwuchses einfließen
Suche nach Mikroplastiken im Trinkwasser oder der Ent­ lässt.
wicklung nichtinvasiver Methoden zur Hautkrebsdiagnose
– die außergewöhnlichen Eigenschaften des Lichts ver­ Prof. Bernhard Roth ist Wissenschaftlicher Leiter und Geschäfts­
sprechen neuartige Lösungen für vielfältige Herausforde­ führer des Hannoverschen Zentrums für Optische Technologien
rungen in Technologie und Gesellschaft. Das Hannoversche (HOT) der Leibniz Universität Hannover.
Z­ entrum für Optische Technologien HOT ist ein Nukleus
dieser Trends und arbeitet intensiv an der Erforschung der Kontakt: [email protected]
neuen, zukunftsträchtigen Technologien. Es betreibt sowohl

1 2
Strategische Forschungsthemenfelder des HOT. Polymeroptisches Wellenleiter-Array zur verteilten, hochfunk-
tionalen Sensorik für Medizin und Produktionstechnik.
28

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Nur ein Leberfleck!

ODER DOCH HAUTKREBS?

1

Das maligne Melanom – der

schwarze Hautkrebs – ist eine

der gefährlichsten Krebsarten,

da sich bereits früh

Metastasen bilden können.

Am Hannoverschen Zentrum

für Optische Technologien

(HOT) wird ein handgeführtes,

optisches Messsystem ent­

wickelt, mit dem verdächtige

Hautläsionen verlässlich diag­

nostiziert und falls vorhanden,

das Tumorstadium ermittelt Das maligne Melanom der der klinischen Diagnostik ver­ Kriterien (ABCD-Regel) und
werden kann – erstmals ohne Haut (schwarzer Hautkrebs) mutete Stadium eines malig­ seiner persönlichen Einschät­
ist der gefährlichste Haut­krebs­ nen Melanoms entscheidet da­ zung, ob die betroffene Haut­
chirurgischen Eingriff. typ und eine der gefährlichs­ rüber, wie viel gesundes Ge­ läsion chirurgisch entfernt
ten Krebsarten überhaupt, da webe sicherheitshalber bei der und histopathologisch unter­
es bereits in einem beschwer­ Operation mit entfernt wird. sucht werden muss (siehe Ab­
defreien Stadium und bei klei­ Die Diagnose eines Melanoms bildung 1). Je nach Erfahrung
ner Tumorgröße metastasieren kann erst mit Hilfe von ent­ des behandelnden Arztes lie­
kann. Für Patienten im Stadi­ nommenem Gewebe und der gen die Exzisionsraten von
um der Fernmetastasierung, folgenden histopathologischen gutartigen Hautläsionen zu
das heißt bei Tochtertumoren Untersuchung stattfinden, da malignem Hautkrebs bei ei­
in anderen Organen, liegen es bis heute keine nichtinvasi­ nem Verhältnis von bis zu 51:1.
die 5-Jahres-Überlebensraten ve (gewebeschonende) Metho­ Es wird also viel zu oft und
unter zehn Prozent und auch de zur Melanomdiagnose gibt. unnötig gesundes Gewebe
neuere Therapieansätze kön­ Die bisherige Diagnose von entfernt, wobei in den meisten
nen keine echte Heilung erzie­ Hautkrebs beinhaltet eine Be­ Fällen eine sichtbare Narbe
len. In frühen Tumorstadien gutachtung der betroffenen zurückbleibt.
sind die Heilungschancen Hautläsion durch den Derma­
nach vollständiger Entfernung tologen mit Hilfe eines Der­ Für die Einteilung des Tumor­
(Exzision) des Melanoms hin­ matoskops. Der Arzt entschei­ stadiums ist die Tumordicke
gegen sehr gut. Das im Zuge det dann nach bestimmten beziehungsweise die Invasi­

30

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

onstiefe (Eindringtiefe) ein nen von Hautläsionen, die sich stimmung der Dicke von me­ Abbildung 1
maßgebliches Kriterium und als gutartig herausstellen. lanomverdächtigen Hautläsio­
entscheidend für die weitere Zum anderen können durch nen gearbeitet, das bereits in Malignes Melanom der Haut im
Behandlung und Prognose. eine verbesserte Turmorein­ verschiedenen präklinischen Anfangsstadium. Ärzte achten
Insbesondere wird hierüber schätzung die Sicherheitsab­ Studien validiert wurde. Da bei der Einstufung einer Haut­
auch die Größe des einzuhal­ stände so angepasst werden, andere, zumeist sonographi­ läsion unter anderem auf Asym­
tenden Sicherheitsabstandes dass weniger gesundes, tu­ sche Methoden bisher keine metrie der Form, glatte oder raue
bei der Nachexzision be­ morumgebendes Gewebe ex­ zufriedenstellende Lösung ­Begrenzungen, Durchmesser,
stimmt. Bei Invasionstiefen zidiert werden muss. bieten können, ist für diese Gleichmäßigkeit der Farbe und
von beispielsweise 2 mm wird Aufgabe eine Kombination zeitliche Veränderungen. Auf die­
bereits eine Gewebefläche von Optische Dickenbestimmung verschiedener optischer Ver­ ser Grundlage entscheidet der
2 cm um das eigentliche Mela­ von Melanomen fahren deutlich besser geeig­ Arzt, ob die Hautläsion entfernt
nom (in der Tiefe oft noch net. Das avisierte bildgebende wird oder nicht.
mehr) entnommen, um sicher­ Ein alternativer, auf rein opti­ und handgeführte Diagnose­
zustellen, dass jegliches Tu­ schen Methoden basierender system wird alle Vorteile der
morgewebe entfernt wurde. und somit nicht-invasiver An­ Optoakustik (auch Photoakus­
Im Allgemeinen sind daher satz zur Melanomdiagnostik tik genannt), der Optischen
primäre Entwicklungsziele wird am Hannoverschen Zen­ Kohärenztomographie (OCT)
der Melanomdiagnose und trum für Optische Technologi­
-behandlung die Verbesse­ en (HOT) erforscht. Im Rah­ und der Raman-Spektroskopie
rung der Tumorerkennung men des vom Bundesministe­ kombinieren. Dies ermöglicht
verbunden mit der Vermei­ rium für Bildung und es Medizinern in Zukunft
dung unnötiger Operationen erstmalig, präoperativ die Tu­
mordicke mit einer Genauig­

2a 2b Abbildung 2
3D-OCT-Aufnahme der Haut
(links) und Auflichtaufnahme der
Haut mit rot markiertem OCT-
Messfeld (rechts).

sowie eine zuverlässige prä­ Forschung (BMBF) geförder­ keit von bis zu 15 µm (Mikro­
operative Tumordickenab­ ten Projektes »Melanomdi­ meter) zuverlässig bestimmen
schätzung. Dies bedeutet, dass ckenbestimmung mittels Op­ zu können, um die Entfernung
hierdurch gesundes Gewebe toakustik und Optischer Ko­ gesunden Gewebes zu mini­
geschont werden kann: Zum härenztomographie«, kurz mieren. Darüber hinaus soll
einen durch Verringerung der MeDiOO, wird an einem Ver­ das System spektroskopische
Anzahl an unnötigen Exzisio­ fahren zur präoperativen Be­ und morphologische Informa­
tionen liefern, die präoperativ
3 eine genauere Bestimmung Abbildung 3
des Tumorstadiums zulassen,
insbesondere ob der Tumor OCT-Querschnittsaufnahme
auf die oberste Hautschicht, ­einer melanomverdächtigen Haut­
die Epidermis, begrenzt ist läsion (oben), detektierte Grenz­
oder eventuell schon tieferlie­ schichtverläufe in der Haut (Mit­
te) und segmentiertes Melanom
gende Blutgefäße (hohe Metas­ (unten). Gut zu erkennen ist hier
tasierungsgefahr) erreicht hat. eine morphologische Veränderung
Außerdem wird hierdurch die im Gewebe. Die Dicke dieser
Möglichkeit geboten, bereits ­Läsion kann so bestimmt werden.
vor der Exzision des Tumors
zu bestimmen, ob dieser gut-
oder bösartig ist.

31

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Wie kann Licht Inform­ a­
tionen über die Melanom­
dicke liefern?

Derzeit arbeitet ein Team aus Jenny Stritzel Arthur Varkentin Elias Blumenröther
Wissenschaftlerinnen und Jahrgang 1987, ist seit Ende Jahrgang 1985, ist seit Ende Jahrgang 1987, ist seit Ende
Wissenschaftlern am HOT an 2013 wissenschaftliche Mit­ 2013 wissenschaftlicher Mitar- 2013 wissenschaftlicher Mit-
den technischen und methodi­ arbeiterin am Hannoverschen beiter am Hannoverschen Zen- arbeiter am Hannoverschen
schen Grundlagen zur Kombi­ Zentrum für Optische Techno- trum für Optische Technologi- Zentrum für Optische Techno-
nation der optischen Modalitä­ logien. Ihre Forschungsinte­ en. Seine Forschungsinteressen logien. Seine Forschungs­
ten mit dem späteren Ziel der res­sen liegen im Bereich der liegen im Bereich der Opti- interessen liegen im Bereich
Entwicklung eines marktfähi­ medizinischen Bildgebung und schen Kohärenztomo­graphie. der Optoakustik. Kontakt:
gen, medizinischen Produkts. -verarbeitung. Kontakt: jenny. Kontakt: arthur.varkentin@ elias.blumenrö[email protected]
[email protected] hot.uni-hannover.de hannover.de
Aber welche physikalischen
Grundlagen ermöglichen die Tiefen von bis zu 1,5 mm oder Metastasierung sehr wahr­ wieder an die Hautoberfläche
Differenzierung von krebsar­ 2 mm. Die OCT ermöglicht scheinlich ist, dann muss man gelangen – ähnlich wie bei Ul­
tigem und gesundem Gewebe insbesondere auch eine 3D-Be­ von den rein optischen Ver­ traschallgeräten. Die Messun­
und wie lassen sich Aussagen stimmung morphologischer fahren hin zu einer Hybrid­ gen sind ebenfalls nichtinva­
über die Dicke eines eventuell Eigenschaften (Gewebestruk­ methode übergehen, wie zum siv, können aber im Vergleich
vorhandenen Melanoms tref­ zur OCT Informationen aus
fen? Hierbei nutzen die opti­ turen) (siehe Abbildung 2 und 4 deutlich tiefer liegenden
schen Messmethoden OCT, Abbildung 3), was mit­unter Schichten im Gewebe liefern,
Optoakustik und Raman- Aufschluss über die Maligni­ Beispiel der Optoakustik. Bei da sich die optischen Eigen­
Spektroskopie unterschied­ tät der Hautläsion geben kann. optoakustischen Messungen schaften der Haut von den
liche Eigenschaften von biolo­ Das Verfahren ist prä­ wird die zu untersuchende akustischen unterscheiden.
gischem Gewebe. Mittels OCT destiniert zur Diagnose von pigmentierte Hautläsion mit­
werden Brechungsindexunter­ malignen Melanomen mit mo­ tels sehr kurzer Laserpulse Neben der morphologischen
schiede sichtbar gemacht, wie deraten Invasionstiefen. beleuchtet. Hierdurch kommt Darstellung einer Hautläsion
sie beispielsweise auch bei ei­ Hat das Melanom bereits tiefe­ es zur thermisch bedingten ist zusätzlich im Rahmen ei­
ner Luft-Wasser Oberfläche re Hautschichten penetriert Ausdehnung und wieder Ab­ ner Diagnose eine eindeutige
auftreten. Optoakustik nutzt und somit bereits Invasions­ kühlung des Gewebes, wo­ Differenzierung von gesun­
gezielt die stärkere Absorp­ tiefen erreicht, bei denen eine durch eine akustische Schall­ dem und krebsartigem Gewe­
tion, also Lichtabschwächung, welle im Gewebe entsteht. Ein be notwendig, die mit OCT
im Melanom im Vergleich zur Schalldetektor detektiert dann und Optoakustik nicht ein­
gesunden Haut aus. Die mole­ die akustischen Wellen, die deutig erreicht werden kann.
kulare Zusammensetzung Hierfür setzen wir als dritte
und damit die Malignität Modalität die Raman-Spektro­
(Gut- beziehungsweise Bös­ skopie ein. Mit diesem Verfah­
artigkeit) einer Hautläsion las­ ren wird ebenfalls die betrof­
sen sich mittels Raman-Spek­ fene Hautstelle mit Licht be­
troskopie ermitteln. strahlt und dessen inelastische
Streuung an den Molekülen,
Physikalischer Hintergrund die Bestandteil der menschli­
der Messtechnik chen Haut sind, spektrosko­
pisch untersucht. So können
Die OCT ist ein interferometri­ verschiedene, in der Haut vor­
sches Verfahren, bei dem die kommende Carotinoide (fett­
Laufzeit von Licht im Gewebe lösliche, gelbe bis rötliche
mit der in Luft verglichen Farbstoffe), Proteine (Eiweiße)
wird. Werden zusätzlich breit­ und Lipide (Fette) charakteri­
bandige Lichtquellen, typi­ siert werden. Die Zusammen­
scherweise im infraroten Be­
reich des Lichtspektrums, ver­
wendet, so können 3D-Bilder
der Haut aufgenommen wer­
den. Die Eindringtiefe des
Verfahrens ist in der Praxis
durch Gewebestreuung limi­
tiert und erreicht in mensch­
licher Haut typischerweise

32

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

Dr.-Ing. Maik Rahlves Dr. Merve Wollweber Prof. Dr. Uwe Morgner Prof. Dr. Bernhard Roth
Jahrgang 1978, ist seit 2011 Jahrgang 1976, ist seit 2010 Jahrgang 1967, ist seit 2004 Jahrgang 1970, ist seit 2012
Leiter der Arbeitsgruppe »An- Arbeitsgruppenleiterin für La- Professor für Physik an der wissenschaftlicher Leiter und
gewandte Optik« am Hanno- serspektroskopie und Lebens- Leibniz Universität Hannover. Geschäftsführer des Hanno-
verschen Zentrum für Opti- wissenschaften am Hannover- Seit 2013 ist er Sprecher des verschen Zentrums für Opti-
sche Technologien. Seine For- schen Zentrum für Optische Vorstandes des Hannoverschen sche Technologien und seit
schungsinteressen umfassen Technologien. Ihre Forschungs­ Zentrums für Optische Tech- 2014 Professor für Physik an
Mikroskopie, Diffraktive Optik, interessen reichen von der Op- nologien. Seine Forschungs­ der Leibniz Universität Hanno-
Holographie und Polymerpho- toakustik und Raman-Spektro- interessen liegen im Bereich ver. Seine Forschungsinteres-
tonik. Kontakt: maik.rahlves@ skopie bis hin zu Fasersenso- der extrem kurzen Pulse sen liegen im Bereich Laser-
hot.uni-hannover.de ren. Kontakt: merve.wollweber aus Lasern sowie deren An- spektroskopie und -analytik,
@hot.uni-hannover.de wendung in Biophotonik Fasersensorik, medizinische
und Grundlagenforschung. Optik, Bio- und Polymerpho-
Kontakt: [email protected] tonik sowie Optiksimulation.
hannover.de Kontakt: bernhard.roth@hot.
uni-hannover.de

setzung dieser Hautbestand­ Abbildung 4
teile kann Aufschluss darüber Der kombinierte OCT-Raman-
geben, um welche Art von Kopf bietet die Möglichkeit beide
Hautveränderung es sich han­ Messungen schnell hintereinan­
delt. So hat beispielsweise ein der durchzuführen. So kann si­
gutartiger Leberfleck eine an­ chergestellt werden, dass dieselbe
dere Molekülstruktur als ein Hautstelle vermessen wurde.
malignes Melanom.
Abbildung 5
Drei optische Messverfahren Der optoakustische Aufbau bein­
– mehr als die Summe ihrer haltet einen handhabbaren Mess­
Teile kopf, der flexibel auf die zu unter­
suchende Hautstelle aufgelegt
Die Kombination aus allen drei 5 werden kann.
Methoden bietet also erstmalig
die Möglichkeit einer nichtin­ Messkopf (Abbildung 4) und
vasiven, präoperativen Bestim­ ­einen separaten Optoakustik-
mung der Malignität und Dicke Messkopf (Abbildung 5). Der
von melanomverdächtigen ­Fokus liegt daher weiterhin auf
Haut­läsionen, was im Vergleich der Verbesserung der Techni­
mit dem heutigen Stand der ken im Einzelnen und deren
Technik eine Sprunginnovation optimale Kombinierbarkeit, um
darstellt. In ersten klinischen ein noch kompakteres Gerät
Tests konnte die Machbarkeit herzustellen, welches alle Vor­
des Vorhabens bereits erfolg­ teile der drei Modalitäten kom­
reich durch Patientenmessun­ biniert, um später in Kliniken
gen mit den ersten beiden von den Ärzten eingesetzt wer­
­Demonstratoren gezeigt wer­ den zu können.
den. Momentan gibt es einen
gemeinsamen OCT-Raman-

33

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Mikroplastik im Trinkwasser

ONLINE-KONTROLLE FÜR TRINKWASSERVERARBEITENDE BETRIEBE

Mikroplastik findet sich Mikroplastik – für die meisten ungssystem ins Gewebe ge­ aufgrund ihres hohen Eigen­
m­ ittlerweile überall – sogar ist das gleichbedeutend mit langen und hormonell wirk­ gewichts sofort sinken oder
den mikroskopisch kleinen same Schadstoffe abgeben. In aber auch nur wenige Mikro­
in unserem Trinkwasser. Plastikperlen, die als schonen­ Muscheln und Fischen wur­ meter dünne Fasern von der
Wissenschaftlerinnen und des Abriebmittel Zahncremes den bereits erhebliche Kon­ neuen Jogginghose oder dem
W­ issenschaftler des Instituts und Peelingprodukten bei­ zentrationen gefunden und seifenfreien Spültuch. Allen
für Quantenoptik und des gemengt werden. Tatsächlich damit einhergehende Entzün­ ist gemein, dass sie in der
H­ annoverschen Zentrums für aber ist Mikroplastik viel dungsprozesse nachgewiesen.
Optische Technologien (HOT) mehr. Als Oberbegriff fasst es Besorgniserregend, da Mikro­ U­ mwelt kaum abbaubar sind
an der Leibniz Universität Han­ Kunsts­ toffpartikel kleiner als plastik im Wasser aller Kon­ und Umweltgifte wie Pesti­
nover sind ein wichtiger Teil des 5 mm mit unterschiedlichsten tinente und Meere nach­ zide oder Weichmacher auf­
Verbundprojekts OPTIMUS – Formen, Größen und Eigen­ gewiesen wurde. Die winzi­ nehmen können. Außerdem
schaften zusammen. Es ent­ gen Kunststoffpartikel finden sind viele besonders häufige
einem Konsortium aus steht zum Beispiel als unregel­ sich sogar im Grund- und Kunststoffsorten perfekte Auf­
­Unternehmen der Umwelt­ mäßige Teilchen durch Zer­ Trinkwasser und somit in fast wuchsflächen für Bakterien
messtechnik, des Laserbaus kleinerung oder Abnutzung allen Lebensmitteln – vom und Keime, so dass die Parti­
sowie besorgten Trinkwasser­ größerer Plastikteile, als Krü­ Bier bis zum Brötchen, vom kel auch oft von einem wah­
mel aus Reifen- und Pfannen­ edlen Meersalz bis zum Krab­ ren Mikrobenrasen überzogen
abrieb, als Fasern beim Wa­ bensalat. Und damit auch in sind. Deshalb führen Mikro­
schen von Kunst- und Mikro­ uns. plastikpartikel im Wasser zu
faserstoffen zum Beispiel in punktuellen Belastungsspit­
Sport- und Outdoorbeklei­ Die Substanzpalette von zen mit Giftstoffen und Kei­
dung oder Fleece. Es wird be­ ­Mikroplastik umfasst dabei so men, selbst wenn das Wasser
reits in Mikroform produziert verschiedene Stoffe wie reiß­ insgesamt die Grenzwerte für
und in einer Vielzahl von Pro­ festes Nylon, gummiartiges sauberes Trinkwasser einhält.
dukten eingesetzt, sei es in der Silikon, weiches Polyethylen Ob und welche Auswirkun­
bereits genannten Kosmetik und sprödes Acrylglas. Es gen das auf Mensch und Tier
zum Peeling oder aber als Sta­ können schwimmende Styro­ hat, ist immer noch Gegen­
bilisator in Schmiermitteln. porkügelchen aus Isolierver­ stand intensiver Forschung.
Die kleinsten dieser Partikel packungen sein oder Teflon­ Erste Erkenntnisse deuten
können durch das Verdau­ krümel aus Pfannenabrieb, die aber darauf hin, dass gerade
die kleineren Mikroplastik­

verarbeitern aus ganz Deutsch­

land – , das erstmals eine Ramanspektroskopie Für Nicht-Physiker klingt das zunächst einmal reichlich exotisch, ist im End-
­Online-Kontrolle auf Mikro­ effekt aber nichts anderes als das Ausnutzen einer seltenen Form von Lichtstreuung. Wird Licht an
plastik am fließenden Wasser Molekülen gestreut, so interagiert ein verschwindend geringer Prozentsatz der streuenden Photonen
– etwa eins in 100 Millionen – mit den Schwingungen des Moleküls und wird dadurch in seiner Farbe
ermöglichen wird. verändert. Die jeweilige Farbveränderung wird durch die involvierte Molekülschwingung bestimmt, so
dass sich über die neue Farbe des betroffenen Photons direkt Auskunft über die Schwingung des Mo-
leküls ergibt. Wird nun intensives Licht nur einer F­ arbe, zum Beispiel eines grünen Lasers, zur Be-
leuchtung benutzt und das normal gestreute, grüne Licht mit einem starken Filter ­geblockt, verraten
die übrigbleibenden Farblinien die im beleuchteten Molekül vorhandenen Schwingungen und damit
seinen Aufbau. Raman Spektroskopie ermöglicht daher einen rein optischen, das heißt kontakt- und
präparationsfreien Zugang zur chemischen Zusammensetzung von Stoffen auf molekularer Ebene.

34

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

partikel aufgenommen und wassers auf Mikroplastik Dazu müssen die Partikel aber
im Gewebe eingelagert wer­ ­erforderlich. Dabei sind die in einem strömenden, durch­
den können. Kunststoffsorte und die An­ aus wandelbaren Medium –
zahl, Größe und Form der Par­ unserem Trinkwasser – vor
Solange nicht-biologisch ab­ tikel entscheidend, um gezielt ­einem Hintergrund erlaubter
baubare Kunststoffe im Alltag Gegenmaßnahmen ergreifen Partikel und Substanzen zu­
großflächig Verwendung zu können, die die Qualität verlässig erkannt werden und
­finden, entsteht weiter Mikro­ und damit den Geschmack zwar selbst dann, wenn sie
plastik, das in die Umwelt, des Endprodukts unberührt chemisch verunreinigt oder
unser Trinkwasser und damit lassen. Stichprobenentnahmen mit Bakterien bewachsen sind.
unsere Lebensmittel gelangt. bieten hier nicht genügend
Um sichere Lebensmittel zu S­ icherheit, so dass eine echte Das zu erreichen, hat sich das
gewährleisten, ist daher eine Online-Kontrolle am fließen­ seit März 2016 vom Bundesfor­
ständige Kontrolle des Trink­ den Wasser erfolgen sollte. schungsministerium geförder­

1

Abbildung 1
Mikroplastik im Trinkwasser –
viel mehr als Mikroperlen.

Quelle: HOT

Holografische Mikroskopie auch Volumenmikroskopie ge- te Verbundprojekt OPTI­
nannt, wird ebenfalls mit Laserlicht gemacht. Dabei wird ein Laser- MUS auf die Fahnen ge­
strahl in einen Referenz- und einen Messstrahl geteilt. Der Messstrahl schrieben. OPTIMUS ist
wird durch das auf Partikel zu untersuchende Volumen ­gelenkt, wäh- ein Konsortium aus Unter­
rend der Referenzstrahl daran vorbeigeführt wird. Werden die beiden nehmen der Umweltmess­
Strahlen im Anschluss daran wieder über­lagert, entsteht ein Inter­ technik und des L­ aserbaus,
ferenzmuster, aus dem die Form und Lage des Partikels computer­ ­besorgten Trinkwasser­
gestützt berechnet werden kann. Der Vorteil dieses Verfahrens ge- verarbeitern aus ganz
genüber der klassischen Mikroskopie ist, dass ein viel größeres Volu- Deutsch­land sowie dem
men überwacht werden kann und insbesondere die Ebene, in der sich ­Institut für Quantenoptik
das beobachtete Partikel befindet, ­vorher nicht bekannt sein muss. und dem Hannoverschen
Zentrum für Optische
Technologien (HOT) an der
Leibniz Universität Hanno­

35

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

2

Abbildung 2
Mikroplastiknachweis in fließen-
dem Trinkwasser – Messprinzip.

Quelle: HOT

ver, das sich insbesondere mit werden können. Für die als chemische Beimengungen
seiner Expertise in angewand­ Mikroplastik identifizierten im Kunststoff auf die De­
ter Ramanspektros­ kopie für Partikel wird dann vollauto­ tektierbarkeit von Mikro­
die Kunststoff­erkennung im matisch die zweite Stufe akti­ plastik im Trinkwasser­
Fluss einbringt. viert und Größe und Form des strom?
Mikroplastiks bestimmt, so Welchen Einfluss hat
Die Trinkwasserkontrolle er­ dass das geplante Gerät dem ­Bakterienbewuchs auf den
folgt dabei in zwei Stufen: In Anwender alle Informationen Partikeln?
der ersten Stufe, die maßgeb­ zur Hand gibt, um die Quelle Wie geht man mit nicht-
lich am HOT entwickelt wird, des Mikroplastiks einzu­ kritischen Beimengungen
werden im Wasser transpor­ grenzen und geeignete Reini­ wie Sand, Rostpartikeln
tierte Partikel erkannt, gezählt gungs­maßnahmen ergreifen oder Mikroalgen um,
und mittels Ramanspektro­ zu können. die alle ähnliche Größen
skopie im Vorbeifließen auf und Formen aufweisen?
ihren Kunststoffgehalt unter­ Parallel zur Ramanspektro­ Spielen die unterschied­
sucht, während die Form der skopie wird die Anzahl der lichen Trinkwasser­
als Mikroplastik identifizier­ durch die Flusszelle strömen­ zusammensetzungen eine
ten Partikel mittels hologra­ den Partikel mit Hilfe einer Rolle?
fischer Mikroskopie in der einfachen Kamera gezählt und Wie wirkt sich eine längere
zweiten Stufe bestimmt wird. diese Partikel mit einer Detek­ Verweildauer des Mikro­
tionszeit versehen, so dass sie plastiks in der Umwelt auf
Der Grundaufbau ist dabei und ihre archivierten Raman­ die Partikel aus?
denkbar einfach gehalten, spektren sowie die in der
schon um Stabilität, Er­ zweit­en Stufe mittels hologra­ Und natürlich sind all diese
schwinglichkeit und einfache fischer Mikroskopie bestimm­ Fragen abhängig von der
Bedienung durch nichtakade­ te Partikelform eindeutig zu­ Kunststoffsorte.
misches Personal zu ermög­ geordnet werden können. Ins­
lichen. Zu untersuchendes besondere entsteht so auch ein Es gibt also noch viel zu tun,
Wasser wird aktiv durch eine Alarmkriterium, falls die Par­ um nach Abschluss des Pro­
verwirbelungsfreie Flusszelle tikelanzahl pro Liter – von jekts einen tragbaren, vielsei­
gepumpt und dabei ständig Mikroplastik oder allgemein tig anwendbaren und dennoch
mit einem Laser durchleuch­ aller Partikel – einen ein­ auch für kleinere Betriebe be­
tet. Das gestreute Licht wird gestellten Höchstwert über­ zahlbaren Trinkwasser-Moni­
dann rund um die Uhr auto­ schreitet, ab dem das Wasser tor auf den Markt zu bringen,
matisch mittels Ramanspek­ nicht mehr verwendet werden der gerade diesen Unterneh­
tro­skopie analysiert. Kunst­ soll. men, die sich die aufwändigen
stoffe haben aufgrund ihrer Laboruntersuchungen nicht
vernetzten Molekülstruktur Die Fragen, die das HOT dabei leisten können, ein Mittel an
besonders intensive, kontrast­ für eine praktische Anwen­ die Hand geben wird, etwaige
reiche Ramanspektren, so dung beantworten muss, sind Mikroplastikquellen in ihrem
dass auch kleinste Partikel er­ vielfältig: Fertigungszyklus aufzuspü­
fasst und durch Abgleich mit ren oder aber die Mikroplas­
einer Kunststoff-Ramanspek­ Wie wirken Farbstoffe, tikfreiheit ihrer Produkte zu
traldatenbank identifiziert Weichmacher und andere garantieren.

36

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

Dr. Ann-Kathrin Kniggendorf Christoph Wetzel, B. Sc. Michael Tomanek, B. Sc. Prof. Dr. Bernhard Roth
Jahrgang 1972, ist seit 2011 Jahrgang 1992, studiert an der Jahrgang 1991, ist seit 2011 Jahrgang 1970, ist seit 2012
Teil des wissenschaftlichen Leibniz Universität Hannover Physikstudent an der Leibniz wissenschaftlicher Leiter und
Stabes am Hannoverschen Physik und ist seit 2017 als Universität Hannover und seit Geschäftsführer des Hanno-
Zentrum für Optische Techno- Masterand am Hannoverschen Anfang 2017 als Masterand verschen Zentrums für Opti-
logien. Ihre Forschungsinter- Zentrum für Optische Techno- am Hannoverschen Institut für sche Technologien und seit
essen liegen im Bereich an­ logien im Projekt OPTIMUS tä- Optische Technologien tätig. 2014 Professor für Physik an
gewandter Laser- und Raman­ tig. Seine Forschungsinteres- Seine Forschungsinteressen der Leibniz Universität Hanno-
spektroskopie sowie dem sen liegen im Bereich der Bio- liegen im Bereich Laserspek­ ver. Seine Forschungsinteres-
Einsatz optischer Technologien photonik, Laserspektroskopie tro­skopie und -analytik, medi- sen liegen im Bereich Laser-
in den Umwelt- und Lebens- und Optik. Kontakt: christoph. zinische Optik sowie Bio- und spektroskopie und -analytik,
wissenschaften. Seit 2016 [email protected] Polymerphotonik. Kontakt: Fasersensorik, medizinische
­bearbeitet Sie das Projekt OP- [email protected] Optik, Bio- und Polymerpho-
TIMUS am HOT. Kontakt: ann. hannover.de tonik sowie Optiksimulation.
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06.11.17 12:03

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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Autonomes Fahren und Beleuchtung

SIND HEUTIGE SCHEINWERFER GUT GENUG FÜR SELBSTFAHRENDE AUTOS?

Sehen und gesehen werden – Scheinwerfer mit 1 LEDs pro Scheinwerfer bereits
dieser Grundsatz ist seit den Beamertechnologie eine Vielzahl adaptiver
Anfängen der motorisierten Kurvenlicht (Hineinleuch­ Schein­werferfunktionen um­
Für eine optimale Sicht des ten in die Kurve) setzen.
Fortbewegung die Basis Fahrers müssen die Straße
für einen sicheren und kom­ und deren nähere Umgebung Blendfreies Fernlicht Die nächste Innovation bahnt
hell beleuchtet werden. Bei (­Ausblendung von Gegen­ sich an: Die Integration einer
fortablen Straßenverkehr. Einbezug des entgegenkom­ verkehr und reduzierte bewährten Technologie aus
Wissenschaftler vom Institut menden Verkehrs wird sofort B­ eleuchtung von Verkehrs­ Videoprojektoren führt zu
für Produktentwicklung und klar, dass eine helle Ausleuch­ schildern) e­ inem Sprung der einzeln
Gerätebau (IPeG) erläutern, tung nicht das einzige Ziel steuerbaren Elemente oder
welche innovativen Techno­ sein kann. Das Bestreben in Markierungslicht (Beleuch­ »Pixel« in einem Scheinwerfer
logien (Laserlicht) und Funk­ der Lichtentwicklung ist also tung oder Markierung von auf 1.000.000 und mehr. An
tionen (blendfreies Fernlicht) vielmehr, die optimale Sicht Gefahrenstellen) Universitäten und in Unter­
bereits in aktuellen Fahrzeugen für alle Verkehrsteilnehmer in nehmen wird momentan in­
zum Einsatz kommen, um eine jeder Fahrsituation zu ermög­ Mit einem adaptiven Schein­ tensiv an der Integration die­
sichere Koexistenz konven­ lichen und insbesondere die werfer in Kombination mit ser Technik in Scheinwerfer
tioneller und autonomer Fahr­ Blendung für andere zu mini­ ­einer Frontkamera oder einem gearbeitet.
zeuge sowie mit Passanten im mieren. Das klassische Ab­ Radarsensor kann die Licht­
Straßenverkehr zu ermöglichen. blendlicht und Fernlicht wird verteilung so angepasst wer­ Konkret arbeitet das Institut
zunehmend durch adaptive den, dass entgegenkommende für Produktentwicklung und
Lichtfunktionen ersetzt. Für Fahrzeuge aus dem Lichtkegel Gerätebau (IPeG) an Techno­
die Auswahl der passenden ausgespart werden, um eine logien, mit denen diese hoch­
Lichtverteilung werden Fahr­ Blendung der Insassen zu ver­ auflösenden Scheinwerfer um­
zeug- und Kameradaten aus­ meiden. Das Fernlicht kann gesetzt werden können. Um
gewertet. damit zeitlich länger und häu­ die aus Videoprojektoren be­
figer genutzt werden. Diese kannten LCD-Panels (LCD:
Übersicht adaptiver Licht­ Funktion des blendfreien ­Liquid Crystal Display) und
funktionen: Fernlichts wurde 2015 in PKW Mikrospiegelarrays (DMD:
der Kompaktklasse mit acht
Landstraßenlicht (ent­ einzeln schaltbaren LEDs ein­
spricht dem klassischen geführt. Aktuelle Modelle
Abblendlicht, also einer der Oberklasse können mit 84
asymmetrischen Verteilung
mit weiter Ausleuchtung
des rechten Fahrbahnran­
des)

Stadtlicht (breite, aber nicht
so weite Ausleuchtung der
Straße wie beim Landstra­
ßenlicht)

Autobahnlicht (sehr schma­
le und weitreichende Licht­
verteilung; am IPeG im
Rahmen der Dissertation
von Herrn Wolf als Laser­
zusatzfernlicht umgesetzt)

38

Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

D­ igital Micromirror Device) Fahren zwischen der Straße kommunizieren, überhaupt
zu integrieren, müssen die un­ und dem Armaturenbrett aufwändige und teure Schein­
terschiedlichen Anforderun­ wechselt. Die ständige Ak­ werfer benötigen.
gen an einen Videoprojektor kommodation an die verän­
und an einen Scheinwerfer derte Distanz führt zu einer Die Antwort darauf ist ein­
­beachtet werden. Anforderun­ Ermüdung der Augen. Eine deutig: Solange der Verkehrs­
gen bezüglich der Einsatztem­ raum ein offener und zugäng­
peratur, Vibrationen und Ver­ Lösung dafür sind Head-Up licher Bereich ist, wird es Ver­
schmutzung sind für Fahr­ Displays, die wichtige Infor­ kehrsteilnehmer geben, die
zeuge restriktiver. Auch ist mationen, zum Beispiel die nicht digital vernetzt sind. Die
die homogene (gleichmäßige) aktuelle Geschwindigkeit, auf Forschungen zum sogenann­
Aus­leuchtung des Bildes, die eine virtuelle Ebene vor dem ten kooperativen autonomen
für Videoprojektoren ein Qua­ Fahrzeug projizieren, sodass Fahren werden intensiver und
litätsmerkmal ist, für Schein­ die Akkommodation entfällt. untersuchen die spannende
Der nächste Entwicklungs­ Frage, wie autonom agierende
2 Fahrzeuge mit »analogen«
Verkehrsteilnehmern kom­ Abbildung 1
munizieren können. Die Kom­ Projektion von Symbolen auf die
munikation über Licht bietet Straße
vielfältige und vielverspre­ Quelle: Institut für Produktentwick-
chende Lösungen, die in zwei
Gruppen gegliedert werden lung und Gerätebau
können:

Systeme, die Informationen Abbildung 2
direkt am Fahrzeug über Projizierter Zebrastreifen
leuchtende Elemente anzei­ Quelle: Institut für Produktentwick-
gen: Das können einfache
LED-Leisten sein, die lung und Gerätebau
b­ ereits im Fahrzeuginnen­
werfer dagegen eher hinder­ schritt ist die Anzeige kon­ raum als Zierleisten ein­
lich. Hier ist eine inhomogene taktanaloger Informationen, gesetzt werden, aber auch
Lichtverteilung mit einem also zum Beispiel Navigati­ großflächige organische
Hotspot in der Mitte gefordert. onshinweise, die direkt auf LED-Panels (OLEDs) oder
Nur mit einer speziellen ver­ der realen Fahrbahn zu sehen LC-Displays. Der Vorteil
zerrenden Optik, die am IPeG sind (Abbildung 1). Hier zeigt dieses Ansatzes ist der
entwickelt und patentiert wur­ sich das Potenzial der proji­ hohe Kontrast, der eine
de, kann das erreicht werden. zierenden Scheinwerfer für Nutzung auch tagsüber er­
zukünftige Assistenzsysteme, laubt.
Auch auf dem Gebiet der Ent­ da es möglich wird, Informa­
wicklung von Lichtassistenz­ tionen für den Fahrer in die Systeme, die Informationen
systemen ist das IPeG aktiv: reale Welt, also auf die Straße, auf die Straße projizieren
Herr Jürgens entwickelte für zu schreiben. oder in das Sichtfeld ande­
seine Dissertation einen kon­ rer Verkehrsteilnehmer
trastadaptiven Scheinwerfer, Autonome Fahrzeuge pro­jizieren.
der eine an die aktuelle Adap­ im Straßenverkehr
tion der Augen des Fahrers Die Anforderungen an proji­
angepasste Lichtverteilung ge­ Die zuvor erwähnten adap­ zierende Lichtsysteme ähneln
neriert, um die Eigenblendung tiven Lichtfunktionen unter­ denen an adaptive Scheinwer­
durch Verkehrsschilder zu stützen hauptsächlich den fer. Im Unterschied zu der
verhindern. Fahrer des Fahrzeugs, indem Projektion von Informationen
sie situativ angepasst den Ver­ für den Fahrer des projizieren­
Die sehr hohe Auflösung des kehrsraum ausleuchten. Es den Fahrzeugs, sollen auto­
Systems ermöglicht eine wei­ stellt sich die Frage, ob auto­ nome Autos mit externen Ver­
tere Funktion – die Projektion nome Autos, die per GPS navi­ kehrsteilnehmern kommuni­
von Informationen oder Sym­ gieren und per Funk mit an­ zieren. Wie in Abbildung 2
bolen direkt auf die Straße. deren Fahrzeugen, Ampeln dargestellt ist, eignet sich für
Das ist sinnvoll, da die Blick­ und Infrastruktur (Car-2-X) den Bereich direkt vor dem
richtung des Fahrers beim Fahrzeug ein hochauflösender
Scheinwerfer. Neben oder
h­ inter dem Fahrzeug bieten
andere Systeme Vorteile – ein
Beispiel dafür ist ein scannen­

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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

der Laserscheinwerfer, der im scanner farbige Symbole er­ Prof. Dr.-Ing. Roland Lachmayer
nächsten Abschnitt vorgestellt zeugen und erreicht bei einer Jahrgang 1963, ist seit 2011
wird. kleinen Fläche eine höhere Leiter des Instituts für Pro-
­Beleuchtungsstärke. Außer­ duktentwicklung und Geräte-
Zusammen mit Designern der dem ist der Scanner räumlich bau. Außerdem ist er Vor-
Hochschule Hannover haben unabhängig von den Schein­ standsmitglied des Hannover-
Maschinenbaustudenten am werfern im Fahrzeug integ­ schen Zentrums für Optische
IPeG in einer semesterbeglei­ rierbar, er kann also auch hin­ Technologien (seit 2012) und
tenden Veranstaltung (»Mas­ ter oder neben dem Fahrzeug im wissenschaftlichen Direkto-
terlabor«) zum Thema »Licht projizieren. rium des Laser Zentrums Han-
spricht« Konzepte zur Kom­ nover (seit 2016). In Forschung
munikation autonomer Fahr­ Damit der Scanner auch bei und Lehre liegen seine Schwer-
zeuge erarbeitet. In Abbil­ heller Umgebung sichtbare punkte im Gerätebau, der rech-
dung 3 projiziert ein Fahrzeug Symbole erzeugen kann, muss nergestützten Produktentwick-
Symbole auf die Straße, die die Ausgangsleistung des Sys­ lung und der Optomechatronik.
­einem Fahrradfahrer zeigen, tems erhöht werden. Hierfür Kontakt: [email protected]
dass dieser von der Sensorik ist insbesondere weitere For­ hannover.de
des Fahrzeugs erkannt wurde schung an Laserdioden nötig.

Abbildung 3 3 4
Konzept zur Lichtkommunikat­ion
autonomer Fahrzeuge
Quelle: Institut für Produktentwick-

lung und Gerätebau

Abbildung 4
Designentwurf einer Leucht­
fläche zur Kommunikation
Quelle: Institut für Produktentwick-

lung und Gerätebau

und der Sicherheitsabstand Neben funktionalen Über­ tion der Augen mit Laserlicht
groß genug ist. Abbildung 4 legungen spielt auch die Laser­ wird eine Gefährdung redu­
zeigt e­ inen Designentwurf für sicherheit eine wichtige Rolle ziert.
eine Leuchtfläche, über die bei der Entwicklung e­ ines la­
eine Kommunikation stattfin­ serbasierten Lichtsystems. Das Ausblick
den kann. optische System zur Formung
des Laserstrahls sollte so aus­ Der am IPeG entwickelte
Laserprojektion gelegt sein, dass die Divergenz hochauflösende Scheinwerfer
auf der Straße des Strahls mit zunehmender vereint die Funktionen eines
Entfernung möglichst groß ist, konventionellen Scheinwerfers
In Abbildung 5 wird ein Sym­ die Flächenleistung nimmt da­ und die eines Projektions­
bol von einem Prototyp eines mit ab. Auf Systemebene kann systems und ist damit bereits
Laserscanners (Abbildung 6) ein l­aserbasiertes Lichtsystem heute für autonome Fahrzeuge
auf die Straße projiziert. Im so integriert werden, dass ein gerüstet. Auch der Laserscan­
Gegensatz zu der Projektion Einschalten nur bei ausrei­ ner kann nicht nur für Projek­
mit einem hochauflösenden chender Geschwindigkeit des tionen für den Fahrer genutzt
Scheinwerfer kann der Laser­ Fahrzeugs möglich ist. Durch werden, sondern auch für die
die zeitlich begrenzte Exposi­

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Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

Dipl.-Ing. Gerolf Kloppenburg Dr.-Ing. Alexander Wolf M. Sc. Marvin Knöchelmann Dipl.-Ing. Peer-Phillip Ley
Jahrgang 1984, ist Gruppen­ Jahrgang 1984, arbeitet seit Jahrgang 1988, Maschinen- Jahrgang 1988, Maschinenbau-
leiter der Forschungsgruppe 2011 am Institut für Produkt­ baustudium an der TU Mün- studium an der Leibniz Univer-
Optomechatronik und arbeitet entwicklung und Gerätebau. chen, arbeitet seit 2016 am sität Hannover, arbeitet seit
seit 2012 am Institut für Pro- Seine Arbeitsschwerpunkte in ­Institut für Produktentwick- 2016 am Institut für Produkt­
duktentwicklung und Geräte- Forschung und Lehre sind die lung und Gerätebau. Sein entwicklung und Gerätebau. Er
bau. Seine Arbeitsschwer- Simulation und Konzeptionie- ­Arbeitsschwerpunkt ist die befasst sich in der Forschung
punkte in Forschung und Leh- rung angepasster optischer Entwicklung hochauflösender mit der Simulation optischer
re sind Fahrzeugscheinwerfer Systeme. Kontakt: wolf@ipeg. Fahrzeugscheinwerfer. Kon- Beleuchtungssysteme für Fahr-
und laserbasierte Beleuch- uni-hannover.de takt: knoechelmann@ipeg. zeugscheinwerfer. Kontakt:
tungssysteme. Das Thema sei- uni-hannover.de [email protected]
ner Doktorarbeit ist die Kon-
zeptionierung einer scannen-
den Laser-Projektionseinheit
für den Einsatz am Fahrzeug.
Kontakt: kloppenburg@ipeg.
uni-hannover.de

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Kommunikation mit anderen projiziert werden? Um diese Fragen zu beantwor­ Abbildung 5
Verkehrsteilnehmern. An die Welche Symbole sind er­ ten und um die entwickelten Ein kleiner Laserscanner
Entwicklung der optischen Prototypen im Einsatz zu Quelle: Institut für Produktentwick-
Geräte muss nun eine Validie­ kennbar und schnell ver­ v­ alidieren, wurde am IPeG lung und Gerätebau
rung im Verkehrsraum folgen, ständlich? ein Versuchsträger ausgerüs­
in der viele spannende Fragen Welcher Kontrast (und da­ tet, mit dem Messungen und Abbildung 6
beantwortet werden können: mit welche Beleuchtungs­ ­Probandenstudien im realen Versuchsfahrzeug mit hoch­
stärke der entwickelten Straßenverkehr durchgeführt auflösenden Scheinwerfern
In welchen Situationen ist S­ ysteme) ist notwendig, um werden (Abbildung 7). Erste Quelle: Institut für Produktentwick-
eine Kommunikation sinn­ die Sichtbarkeit sicherzu­ e­ rfolgreiche Testfahrten lassen lung und Gerätebau
voll und notwendig? stellen? interessante Forschungser­
Wie werden die Projektio­ gebnisse in der Zukunft er­
Wo und wie groß müssen nen von Verkehrsteilneh­ warten.
Symbole angezeigt oder mern akzeptiert?

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23.10.17 13:36

Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Meilenstein in der Quantenphysik

ERSTMALS BOSE-EINSTEIN KONDENSATE IM ALL

Bose-Einstein Kondensate 1
sind ein spezieller Materiezu-
Am 23. Januar 2017 ist es stand, der entsteht, wenn eine
deutschen Forschern unter Atomwolke fast bis auf den
­Federführung der Leibniz Uni- absoluten Nullpunkt herunter
versität Hannover erstmals gekühlt wird. Dazu wird die
­gelungen, Bose-Einstein Kon- Wechselwirkung der Atome
densate (BEK) im Weltraum an mit Licht- und Magnetfeldern
Bord einer Forschungsrakete zu ausgenutzt. Sie besetzten da­
erzeugen und diese als Quelle raufhin alle den niedrigsten
für weitere atom-optische Energiezustand und sind
nun durch eine gemeinsame
­Ex­perimente zu nutzen. Wellenfunktion beschreibbar.
Ähnlich wie Laserlicht in
der Optik, eignet sich dieser Die Interferometrie im aus­ der QUANTUS-Kollaboration
­makroskopische Quanten­ gedehnten freien Fall betritt (Quantengase Unter Schwere-
zustand hervorragend für die jedoch in vielen Bereichen losigkeit) an der Idee von frei
Materiewelleninterferometrie Neuland und agiert auf Ener- fallenden Laboratorien gear-
und ist insbesondere für hoch gieskalen äquivalent zu Tem- beitet. Hierbei fällt die Appa-
auflösende Messungen im peraturen im Picokelvin- (10–12 ratur zum Betrieb der Experi-
Weltraum entscheidend. In Kelvin, also 0,000000000001 mente mit den Atomen mit.
diesen Interferometern tau- Kelvin) oder gar Femtokelvin- In den vergangen Jahren ist es
schen Materie und Licht die bereich (10–15 Kelvin). Neue den deutschen Forschern ge-
Rollen: Die frei fallenden Ma- methodische Ansätze für die lungen, im Fallturm Bremen
teriewellen werden mit Hilfe Interferometrie werden benö- Bose-Einstein Kondensate
von Licht kohärent geteilt tigt. Schon die Zweifel an der über eine Zeitspanne von zwei
und wieder zur Interferenz Machbarkeit von Bose-Ein- Sekunden in der Schwere­
gebracht. Die Genauigkeit der stein Kondensaten im Weltall losigkeit zu erzeugen und zu
Messung steigt quadratisch verwiesen Missionsvorschläge untersuchen. Dabei wurde die
mit dieser freien Fallzeit. Auf zur Materiewelleninterfero- ganze Experimentkapsel im
der Erde in typischen Labor­ metrie in den Bereich der evakuierten Turm in einer
aufbauten kommt das Kon- ­Science Fiction Literatur. Höhe von etwa 110 Metern fal-
densat bereits nach etwa hun- len gelassen. Um noch längere
dert Millisekunden auf dem Um aus der Fiction Science Fallzeiten zu realisieren, wer-
Boden auf. Deshalb bergen werden zu lassen, wurde in den Apparaturen für Welt­
Weltraummissionen mit quasi
unbegrenzter freier Fallzeit
großes Potenzial.

Zukünftig sollen Materie­
wellen-Interferometer genutzt
werden, um zum Beispiel das
Schwerefeld der Erde zu ver-
messen oder um mit Präzi­
sionsmessungen fundamen­
tale Theorien wie Einsteins
Äquivalenzprinzip zu prüfen.

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Optische Technologien | Forschungsschwerpunkt

raumanwendungen gebaut. im ersten Versuch übertrafen bedingungen geborgen und
Raketenmissionen eröffnen sogar die Erwartungen. Insge- den Forschern wieder aus­
Zeiten von Minuten und Satel- samt wurden 85 Experimente gehändigt. Nach gründlicher
liten bieten zeitlich fast un­ in der Zeit unter Schwerelo- Inspektion und kleinen Repa-
begrenzte Schwerelosigkeit. sigkeit durchgeführt, welche raturen konnte die Nutzlast
die Manipulation der En­ wieder in Betrieb genommen
Die Mission MAIUS-1 (Ma­ sembles und verschiedene und es konnten erneut Bose-
teriewellen-Interferometrie Schritte für präzise Materie- Einstein Kondensate erzeugt
unter Schwerelosigkeit) des wellen-Interferometrie getes- werden. Die dabei gewonne-
Deutschen Zentrums für Luft- tet haben. Zusätzlich wurden nen Erkenntnisse sollen in die
und Raumfahrt (DLR) startete schon in der Beschleunigungs- Entwicklung neuer Methoden
um 3.30 Uhr morgens vom phase während des Starts und eingehen, wie sie für zukünf-
schwedischen Startplatz dem Ausbrennen der Motoren tige Weltraummissionen not-
­ESRANGE in der Nähe der atom-optische Experimente wendig sind.

Abbildung 1
In die aus Titan gebaute Ultra-
hochvakuumkammer ist ein drei-
lagiger Atomchip eingebaut. Mit
den darauf geprägten stromfüh-
renden Strukturen können die
notwendigen Magnetfelder zur
Manipulation atomarer Wolken
erzeugt werden.

2 Abbildung 2
Dreidimensionale Darstellung
Stadt Kiruna nördlich des 3 der atomaren Dichte des ersten
Polark­ reises und flog bis zu im Weltall erzeugten Bose-Ein-
einer Höhe von 243 Kilome- unter diesen hoch-dynami- stein-Kondensats. Das BEK wur-
tern. Ein Team aus wissen- schen Bedingungen demons­ de 97 Sekunden nach dem Start
schaftlichem und technischem triert. Dazu wurde eine kalte bei einer Höhe von 132 Kilome-
Personal von insgesamt elf Wolke erzeugt, die nur den tern und einer Geschwindigkeit
deutschen Forschungsein­ ersten Kühlschritt auf dem von Mach 4,2 erzeugt.
richtungen, darunter Holger Weg zum BEK durchlaufen ist
­Ahlers, Dennis Becker, Maike und sich als Quelle für Mate- Abbildung 3
D. Lachmann, Thjis Wendrich riewellen-Interferometrie auf Die Nutzlast der MAIUS-1 Mis-
und Stephan T. Seidel von der sehr kurzen Zeitskalen eignet. sion mit dem versammelten Team
Leibniz Universität Hannover Die Landung der Nutzlast er- aus Wissenschaftlerinnen und
sowie der schwedische Start- folgte ebenfalls planmäßig an Wissenschaftlern, der MORABA
platzbetreiber überwachten einem Fallschirmsystem im (Mobile Raketen Basis) sowie den
die autonom operierende tief verschneiten Nordschwe- Betreibern der schwedischen
Nutzl­ast und den Flug der Ra- den. Die Apparatur wurde ESARNGE.
kete vom Boden aus. Während ­daher mit drei Tagen Verzöge-
der antriebsl­osen Flugphase rung aufgrund der Wetter­ Auch aus technologischer
oberhalb von etwa 100 Kilo- Sicht war die Mission eine
metern bis zum Scheitelpunkt sehr große Herausforderung.
und zurück, standen sechs Während Laboraufbauten
Minuten Experimentierzeit bei ganze Räume füllen, sehr sen-
schwerelosen Bedingungen sibel auf Temperaturschwan-
zur Verfügung. kungen und Vibrationen
­reagieren und bis zu einer Mi-
Bereits die Sofortanalyse der nute für die Erzeugung eines
während des Fluges übermit- Bose-Einstein Kondensats
telten Daten zeigte, dass es brauchen, ist der Platz und
den Forscherinnen und For- das Gewicht auf einer Rakete
schern gelungen war, erst­ beschränkt und die Anzahl
malig Bose-Einstein Konden- der Experimente in Schwere-
sate im All zu erzeugen. Die losigkeit durch die Experi­
275.000 kondensierten Atome mentzeit limitiert. Zusätzlich

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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

M. Sc. Maike Diana Lachmann Prof. Dr. Ernst M. Rasel on von verschiedenen Struk- schungsverbund gehörten
Jahrgang 1990, ist wissen- Jahrgang 1965, ist Professor turen können so komplexe auch die Institute für Raum-
schaftliche Mitarbeiterin am Institut für Quantenoptik. Magnetfeldkonfigurationen fahrtsysteme des Deutschen
am Institut für Quantenoptik Seine Arbeitsschwerpunkte für die Manipulation der Zentrums für Luft- und
und arbeitet an den MAIUS- sind Atomoptik, Quantenoptik Atomw­ olken erzeugt werden. Raumfahrt (DLR) in Bremen,
Projekten. Sie forscht an sowie Präzisionssensoren für Diese Technologie wurde für Raumflugbetrieb und
quantenm­ echanischen Syste- Raum und Zeit. Kontakt: rasel ­insbesondere von Nobel­preis­ A­ stronautentraining – hier
men für Weltr­ auma­ nwen­dun­ @iqo.uni-hannover.de träger Theodor Hänsch die Mobile Raketenbasis MO-
gen. Kontakt: lachmann@iqo. sowie Jakob Reichel und Jörg RABA – in Oberpfaffenhofen
uni-hannover.de braucht man ein sehr robustes Schmied­mayer entwickelt. Sie sowie die DLR Einrichtung
Design, das den Start voll waren der Ausgangspunkt für für Simulations- und Soft­
Abbildung 4 funktions­fähig übersteht. Ein die Atomchip basierten BEK ware­technik in Braunschweig
Lift-Off aus dem Skylark-Tower, wichtiger Entwicklungsschritt Interferometer, die an der an. Die interdisziplinäre Zu-
der Startvorrichtung für die Ra- für diese Umstände waren L­ ei­bniz Universität Hannover sammenarbeit von Studieren-
kete des Typs VSB-30. Die Nutz- Atomchips, die große Spulen- am Institut für Quantenoptik den, vielen jungen Wissen-
last in rot verlässt gerade oben aufbauten platz- und leis- in der Gruppe von Ernst M. schaftlern und Ingenieuren
den Turm. tungssparend ersetzen. Auf ­Rasel und Wolfgang Ertmer sowie Hochschullehrenden
einem Substrat werden dafür in engster Kooperation mit betraf alle Subsysteme der
4 sehr dünne Goldstrukturen dem Theoretiker Wolfgang Nutzlast, von der Atomchip-
aufgetragen und mittels Strö- Schleich in Ulm erforscht wer- apparatur über die Laser,
men durch die Leiter werden den. Mit dem auf MAIUS-1 die Elektronik, die Daten­
Magnetfelder induziert. eingesetzten Atomchip lassen speicherung, die magnetische
Durch geschickte Kombinati- sich Bose-Einstein Kondensate Abschirmung, die Batterien
von mehreren hunderttausend bis hin zur Flugsoftware. Die
Atomen in weniger als 2 Se- ­Rakete wurde in einer zwei-
kunden erzeugen. stufigen Konfiguration ein­
gesetzt mit Feststoffmotoren
Das Projekt MAIUS-1 steht aus ­brasilianischer Produkti-
unter wissenschaftlicher Lei- on. Die Durchführung der
tung der Leibniz Universität Startkampagne oblag der
Hannover im Verbund mit der DLR-MORABA.
Humboldt-Universität und
dem Ferdinand-Braun-Institut Das Projekt wurde vom DLR-
in Berlin, dem ZARM der Raumfahrtmanagement in
Universität Bremen, der Jo- Bonn mit Mitteln des Bundes-
hannes Gutenberg-Universität ministeriums für Wirtschaft
Mainz, der Universität Ham- und Energie gefördert. Nach
burg, der Universität Ulm einer detaillierten Auswer-
und der Technischen Uni­ tung der Experimentdaten ist
versität Darmstadt. Dem For- die nächste Raketenmission
für 2020 geplant. Sie dient
der Erforschung von Bose-
Einstein Kondensaten zweier
Atomsorten (neben Rubidium
auch Kalium) in einem Inter-
ferometer, einem notwendi-
gen Zwischenschritt zum Test
des Einsteinschen Äquiva-
lenzprinzips mit Materiewel-
len. Darüber hinaus sind die
­MAIUS-Raketenmissionen
und die QUANTUS-Experi-
mente im Bremer Fallturm ein
wichtiges Bindeglied für die
im Mai 2017 gestartete Ko­
operation mit der NASA für
geplanten Experimente zu
­ultrakalten Atomen auf der
Internationalen Raumstation
(ISS), an denen die deutschen
Wissenschaftler maßgeblich
beteiligt sind.

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Forschungsschwerpunkt | Optische Technologien

Labordiagnostik für jedermann

WIE SMARTPHONES DAS GESUNDHEITSWESEN REVOLUTIONIEREN KÖNNEN

Handliche multifunktionale Ein Smartphone gehört mitt­ 1a tientennahen Labordiagnostik
Diagnosegeräte werden in Zu- lerweile für die meisten Men­ etabliert werden soll. Der Fo­
kunft eine immer stärkere Rolle schen zum Alltag. So besaßen allem auch in abgelegenen kus liegt auf der Bereitstellung
im Gesundheitswesen spielen. 2016 bereits 49 Millionen oder weniger entwickelten von spezifischen Schnelltest­
Ein Team vom Hannoverschen Deuts­ che ein Smartphone1 ­Gebieten und Ländern, in Ka­ verfahren für diagnostische
Zentrum für Optische Techno- und der weltweite Bestand tastrophengebieten oder bei Anwendungen, die zunächst
wird für 2020 auf mehr als der Kontrolle von chronischen am Beispiel ausgewählter me­
logien und der Technischen 2,87 Milliarden geschätzt2. Krankheiten durch die Patien­ dizinisch relevanter Marker
Chemie arbeitet an optischen Durch ihre globale Verbrei­ ten zuhause. Damit einher­ wie CRP (C-reaktives Protein)
tung und die rasante techno­ gehen auch enorme Zeit- und BNP (B-typ natriureti­
Biosensoren, die auf ein logische Weiterentwicklung und Kosteneinsparungen für sches Peptid) realisiert werden
­Smartphone aufgesteckt wer- zu leistungsstärkeren Geräten Ärzte und Patienten sowie sollen. CRP ist ein Entzün­
den können, um zukünftig eine werden Smartphones immer das G­ esundheitswesen im All­ dungsmarker, der zur Diffe­
patientennahe Labordiagnostik häufiger im Bereich der pati­ gemeinen. renzierung von bakteriellen
entennahen Labordiagnostik und viralen Erkrankungen
zu ermöglichen. eingesetzt. Externe elektrische Ein hochfunktionales opti­ eingesetzt wird, um eine un­
Auswertegeräte für Smart­ sches System zur Anwendung nötige Antibiotikagabe zu ver­
phones, beispielsweise in mit einem Smartphone wird meiden und der zudem in der
Form von Blutzuckermess­ derzeit am Hannoverschen Verlaufskontrolle chronisch
geräten, sind bereits kommer­ Zentrum für Optische Techno­ entzündlicher Erkrankungen
ziell verfügbar. Weitere Ansät­ logien (HOT) gemeinsam mit breiten Einsatz findet. Hin­
ze reichen von dem einfachen dem Institut für Technische gegen weisen erhöhte BNP-
Abfotografieren eines Strei­ Chemie (TCI) entwickelt. Werte auf Schädigungen am
fenschnelltests und der Aus­ Durch Mittel des Bundes­ Herzen und insbesondere auf
wertung mit einer Smartpho­ ministeriums für Wirtschaft eine Herzinsuffizienz hin. Die
und Energie (BMWi) und des Herzinsuffizienz ist eine der
ne-App bis hin zur holografi­ Europäischen Sozialfonds häufigsten internistischen
schen Mikroskopie. Dank des (ESF) wird in einem EXIST- ­Erkrankungen in Deutschland
enormen Fortschritts in den Forschungstransfervorhaben und einer der häufigsten Be­
optischen und photonischen ein Smartphone-gestütztes op­ ratungsanlässe in einer all­
Technologien rücken integ­ tisches Schnelltestverfahren gemein medizinischen Praxis.
rierte Ansätze in den Vorder­ entwickelt, das als vielseitige
grund, die dank der einzig­ Plattform im Bereich der pa­
artigen Eigenschaften des
Lichts hochpräzise und spezi­
fisch zum Nachweise von
Krankheiten eingesetzt wer­
den können. Diese Ansätze er­
schließen zudem Anwendun­
gen in Telemedizin und ver­
netzter Medizin und eignen
sich zur Bedienung durch

­Laien. Das könnte mittelfristig
zu einer wahren Revolution in
der Medizin führen: mobile
und hochfunktionelle Diag­
nostikgeräte, für jedermann
verfügbar und einsetzbar, vor

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