5(5(5#5 5555 5#5&5&5 5,\-
çãÜʣ0㼯¯ÜØ
Y¯Ü¹Ø¯Á¯
. &# (
, &&
óØ©¯Üóȼ¼ (Üú¯Âã¯ÈÂ
Annie Miller
Farfalla Italiana – Verhängnisvolle Faszination
... Da das Meer an diesem Tag sehr ruhig war, konnte ich
es mir, und vor allem meinem Magen erlauben, im Res-
taurant einen Cocktail zu bestellen und meinen Urlaub
damit voller Freude zu starten. Das Restaurant war men-
schenleer. Ich nahm also an der Bar Platz. Mein Blick fiel
auf einen kleinen Aufsteller, der auf dem Tresen stand.
„Das Feuer des Vesuvs“ konnte ich darauf lesen, und
dass es der Spezialcocktail auf dem Schiff ist. Na, den
musste ich probieren. Als der, ich muss schon sagen,
wirklich gutaussehende junge Mann, der hinterm Tresen
stand, mich fragte, was ich trinken möchte, bestellte ich
"das Feuer des Vesuvs". Ich war ja schließlich im Urlaub.
Während ich in meinen Gedanken bereits am Strand lag
und die warme Sonne auf meiner Haut spürte, bemerkte
ich plötzlich etwas ganz Anderes. Mir lief ein eiskalter
Schauer über den Rücken und meine Nackenhaare stell-
ten sich hoch. Ich verspürte eine Mischung aus Angst
und Unbehagen, so, als wäre ich nicht allein, sondern je-
mand würde mich mit seinem Blick durchbohren. Ich
hob den Kopf und sah im Spiegel gegenüber, der hinter
den Gläsern an der Wand war, den Grund für meinen
Sinnesreiz. Einige Meter hinter mir stand ein großer, dun-
kel gekleideter Mann. Ich konnte in seinem Gesicht eine
wulstige Narbe erkennen, die sich wie ein Blitz von seiner
Nase zum Mund erstreckte. Er fuhr sich mit der Hand
durch sein dunkles Haar und ich konnte an seiner Hand
einen Ring mit einem roten Rubin in Form eines Schmet-
terlings sehen. Der Mann hatte ein Auge mit einer
schwarzen Augenklappe verdeckt. Das andere Auge hatte
die Farbe eines Eissplitters, und genau diese Kälte war
auch in seinem Blick. Die fehlende Augenbraue ließ sein
Gesicht maskenartig aussehen. Ich erschrak so sehr, dass
ich meinen Kopf senkte und in mein Cocktailglas
schaute.
Dann hörte ich den Barkeeper sagen: „Signore, ich
schreibe es auf ihre Rechnung.“
Als ich endlich den Mut hatte, mich umzudrehen, war der
Raum wieder leer. Ich verließ das Restaurant, ohne mein
Glas auszutrinken. Zum Glück, denn der Cocktail war
wirklich so „feurig“ wie der Vesuv, und ich wollte jetzt ei-
nen klaren Kopf behalten.
Auf der Fähre lernte ich viele nette Mitreisende kennen.
Einige davon waren auf einer Rundreise, die sie von Ita-
lien nach Sizilien, dann weiter nach Sardinien, über Ko-
riska und wieder zurück zum Festland führte. Andere fie-
berten, an der Reling kaum zu überhören, ihrer siziliani-
schen Traumreise entgegen. Ich hingegen hatte nur eines
im Sinn: in ein Taxi steigen und dann- ohne Zwischen-
stopp und nicht über Los- ab ins Hotel. Ich wollte erst
einmal schlafen. Einfach nur schlafen. Meine Urlaubsa-
genda war zwar voll, aber ich hatte ja auch genug Zeit.
Also ab ins Bett und ausschlafen.
Die Sicht auf den Hafen von Palermo ließ diese Gedan-
ken allerdings abrupt stocken. Alle Gäste oben an Deck
standen wie versteinert da und schauten zum Land. Der
Wind pfiff geräuschvoll. Selbst das schwere Atmen der
korpulenten Frau neben mir war nicht mehr zu hören.
Ich bekam eine Gänsehaut, obwohl das Thermometer
noch gute 20° Grad anzeigte.
Der ganze Hafen war überstrahlt von einem blau und rot
flackernden Lichtermeer. Es waren nicht die Lichter einer
Open-Air-Veranstaltung oder eines Jahrmarktes. Nein, es
waren die Lichter vieler Polizeiautos und auch ein Dut-
zend Krankenwagen standen am Hafen. Die Sirenen wa-
ren so laut, dass man sie bestimmt bis in den Maschinen-
raum des Schiffes hören konnte. Umso näher wir dem
Landesteg kamen, umso lauter wurde nun das Geflüster
der Urlauber an Deck.
„Meine Damen und Herren, Ladies und Gentleman, Sig-
nore e signori, wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit“,
hallte es aus allen Lautsprechern des Schiffes.
„Verlassen Sie bitte unsere Fähre ganz normal über die
Ausstiegsrampe. Unser Offizier Signore Poletti wird
ihnen in wenigen Augenblicken für weitere Fragen zur
Verfügung stehen. Wir hatten vor einigen Minuten Funk-
kontakt mit der Küstenwache. Es ist alles in Ordnung.
Bitte bewahren Sie Ruhe.“
Das hätte er besser nicht sagen sollen. Mein detektivi-
scher Spürsinn erwachte sofort und ich fing an, diesen
Signore Poletti zu suchen. Für nichts in der Welt wollte
ich mir das entgehen lassen.
„Signore Poletti, eine kurze Frage“, ich sah ihn in einer
Menschenmenge stehen, „wissen Sie denn, ob es sich um
einen Unfall oder ein Gewaltverbrechen handelt? Haben
Sie schon mit der Polizei gesprochen?“
Er konnte oder wollte mir Nichts sagen.
Ich glaube, ich stand gerade auf der mittleren Treppe, als
wie aus dem Nichts eine Männerstimme zu mir sprach:
„Gehen Sie wieder hinauf und kümmern Sie sich nicht
darum.“
Ich blickte mich nach allen Seiten um, aber ich sah nie-
manden. Wer hatte zu mir gesprochen? Wer hatte mich
da gesehen und wer wusste, wen ich suchte und warum
ich ihn suchte?!
Da mir wieder, so wie im Restaurant, ein eiskalter
Schauer über den Rücken lief, eilte ich schnell die Treppe
hinauf und mischte mich wieder unter die anderen Gäste,
die immer noch auf dem Deck standen und die Gescheh-
nisse am Ufer verfolgten.
„Sie, Herr Pulletti, Sie, sagen Sie mal, was ist denn da an
Land passiert? Gibt es da eine Leiche? Oder Zwei?“,
fragte eine ältere Dame aus der Menge den Offizier. Sie
hatte anscheinend den Namen nicht ganz richtig verstan-
den.
Der Offizier beantwortete ihre Frage nicht, sondern
schüttelte nur mit dem Kopf. Dann forderte er uns alle
auf, ihm zu folgen. An der Ausstiegsrampe kamen wir
zum Stocken, da die Tür recht eng war.
Ich hatte mich gerade etwas beruhig und fühlte mich wie-
der sicher, als ich erneut die Stimme hinter mir vernahm:
„Drehen Sie sich nicht um, und hören Sie mir nur zu. Sie
war auch eine junge Frau, die ihre Nase in zu viele Dinge
hineingesteckt hatte. Und ihren Mann haben wir auch
nicht verschont. Ich gebe ihnen einen guten Rat. Mischen
Sie sich nicht ein, Sie wollen doch die Insel nach Ihrem
Urlaub wieder verlassen. Es liegt an Ihnen.“
Die Stimme war kalt, kälter als jede Polarnacht. Ich spürte
seinen eisigen Atem in meinem Nacken und erstarrte ...
und das mitten im Sommer ... Wer war das? War es der
Mann mit der Augenklappe? Warum bedrohte er mich?
Woher wusste er, das ich .... ???
Egal, ich wollte cool bleiben, drehte mich nicht um und
sagte laut: „Na und. Wenn Sie meinen. Sie machen mir
keine Angst.“
Ein älterer Herr klopfte mir auf meine Schulter und
fragte mich mit ganz sanfter Stimme, warum er mir denn
Angst machen würde.
Ich schaute kurz zu meiner linken Seite und antwortete,
leicht errötend: „Ach, ähm, nichts für Ungut. Ich denke
nur ab und zu laut.“
Der Herr schüttelte nur verwundert seinen Kopf und wir
gingen weiter. Als nun endlich alle Passagiere das Schiff
über die Rampe verließen, ging es nur sehr langsam vo-
ran. Fast alle Blicke waren immer noch auf die Polizeiau-
tos gerichtet. Viele wirkten aufgeregt und einige äußerten
sogar den Verdacht, das hier vielleicht ein Film gedreht
wird.
Aber ich wusste, dass es sich hier um die Realität handelt.
Und die sah anders aus ... ganz anders. Es war ein Ver-
brechen geschehen. Davon war ich fest überzeugt.
...
5(5(5#5 5555 5#5&5&5 5,\-
çãÜʣ0㼯¯ÜØ
Y¯Ü¹Ø¯Á¯
. &# (
, &&
óØ©¯Üóȼ¼ (Üú¯Âã¯ÈÂ