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Published by silke.mayer, 2021-06-06 16:51:03

Kaffeekultur im Wandel der Zeit

Heft2 2021

Keywords: Kaffee,Kultur

2/2021

Kaffeekultur im Wandel der Zeit

Editorial

Kaffee - Tradition und Genuss

Liebe Leserin, liebe Leser, der Gedichtband „Herz auf Taille“ und den. Welch ein Unterschied zu dem da-
„Emil und die Detektive“ sowie viele sei- maligen Aufenthalt in einem ehemaligen
morgens weckt die Tasse Kaffee die Le- ner Kabarett-Texte an einem Kaffeetisch Kaffeehaus.
bensgeister, mittags verbannt ein Espres- entstanden sein.
so die Müdigkeit und nachmittags ermun- Lange hatte Kaffee ein schlechtes
tert uns ein Cappuccino – der Kaffee hat Natürlich spielte auch die Musik eine Image. Nervosität, Schlafstörungen oder
sich mittlerweile zum beliebtesten Heiß- große Rolle, um sich im Café wohlzufühlen. Unruhe werden häufig aufs Kaffeetrinken
getränk entwickelt. "Sie erklingt dezent, eher im Hintergrund, zurückgeführt. Inzwischen kommen aber
lenkt nicht von wichtigen Gedanken ab und mehrere internationale Studien sogar zu
Wer kennt und schätzt sie nicht, die stört keine Unterhaltung. Bei Kaffeehaus- dem Ergebnis, dass Kaffeetrinker eine
legendären Kaffeehäuser in Wien, Paris, musik lässt es sich herrlich träumen, wippt längere Lebenserwartung haben.
Berlin, Prag und Budapest, eingerich- man gern mit dem Fuß rhythmisch im Takt
tet im Stil des Rokoko, des Empire oder mit", so ein Musiklexikon. Dank seiner vielen Antioxidantien
Barock mit ihren Marmortischen, Samt- soll Kaffee Alterungsprozesse verlang-
diwans und Thonetstühlen. Es waren Auch wenn sich die Zeiten und ihre Mu- samen und eine schützende Wirkung
kulturhistorische Institutionen und po- sik geändert haben, gibt es immer noch bei Lebererkrankungen haben. Wissen-
litische Debattierzentren. Hier keimten gemütliche Cafés, in denen es sich mit schaftlich bestätigt ist, dass Kaffee das
auch neue gesellschaftspolitische Ideen. Freunden plaudern lässt oder die aktuel- Diabetesrisiko senkt. Kaffee ist ein sehr
le Zeitung zu lesen ist. Daneben laden vie- komplexes Getränk, das aus vielen In-
"Im Kaffeehaus wurden literarische le weitere Cafés mit den unterschiedlich­ haltsstoffen besteht. Wie lange, wie
Schulen und Stile geboren," sagte der sten Angeboten zum Verweilen oder zum überhaupt und wie intensiv Koffein im
Wiener Schriftsteller Friedrich Torberg schnellen Trunk ein. Seien es die Cafés, Körper wirkt, ist individuell sehr unter-
einmal. Meist handelt es sich dabei um in denen neben Zeitungen auch Bücher schiedlich. Wer regelmäßig Kaffee trinkt,
kurze, mitunter auch fragmentarisch ge- ausliegen, Literaturhauscafés mit Lesun- gewöhnt sich daran und reagiert weniger
bliebene Erzähltexte oder Gedichte, die gen, Spielecafés, Reparaturcafés, Hard stark auf das Koffein als jemand, der nur
Schriftsteller während ihrer regelmäßi- Rock Cafés für die meist junge Generation selten zugreift.
gen Treffen mit anderen Künstlern in den oder Kaffeebars für den schnellen Espres-
Kaffeehäusern skizzierten, verfassten so oder Cappuccino. Demzufolge können wir heute ohne
und mit den Kollegen diskutierten. Auch schlechtes Gewissen unseren Kaffee trin-
Erich Kästner hat in Berlin so manche Zei- Vermehrt und vor allem während der ken. Machen Sie es sich also gemütlich,
le im Kaffeehaus geschrieben. So sollen Corona-Pandemie ist der Coffee to go auf erfahren Sie hier mehr über die Kaffee-
unseren Straßen unübersehbar gewor- kultur im Wandel der Zeit.

Ihre Inge Kellersmann

Inhalt Plaudern bei Kaffee und Kuchen / Mit Omi ins Café ........... 18
Kaffee und Kultur.............................................................. 19
Thema: Kaffeekultur im Wandel der Zeit Von der Bohne in die Tasse...............................................20
Editorial ............................................................................2 Weitere Themen:
Die Kaffeepflanze erobert die Welt ......................................3 Für Sie gelesen................................................................. 21
Herr Franz, einen kleinen Braunen, bittschön!.....................4 Keine Scheu vor neuen Medien / Die Vorzüge des Alters.....22
Der legendäre Kaffeehausstuhl von Thonet.........................6 Aus dem Verband:
"Ey! Wie schmeckt der Coffee süsse ..."................................6 Jahresbericht 2020...........................................................23
Berlins berühmte Künstlercafés .........................................8 Hohe Auszeichnung für Sibylle Weitkamp / Einladung
Kaffeegenuss – auch in der Malerei ein Thema....................9 zur 125-Jahr-Jubiläumsfeier in Berlin.................................24
Pariser Cafés – ein Genuss für Gaumen und Geist.............. 10 Gruppen berichten von ihren Veranstaltungen..............26
Sommer 1936 in Ostende – Im Café der Exilanten...............11 Adressenverzeichnis 2021..............................................29
Vom Satansgetränk auf die kleine Weltbühne.................... 12 Seminarvorschau / Impressum......................................... 31
Nachdenkgedanken......................................................... 13
Vom besonderen Flair der Zürcher Kronenhalle.................. 14
Kaffeekultur heute – Von Kult bis Kennerschaft.................. 16

Thema

Die Kaffeepflanze erobert die Welt

Die arabische Welt darf für sich beanspruchen, als erste trunken werden, man nimmt auch wohl etwas Zucker dar-
Kaffeepflanzen kultiviert und ihre Bohnen systematisch zu zu, weil er sonst zu herb und bitter ist, einige pflegen ein
einem aromatischen Getränk verarbeitet zu haben. Histo- Drittheil Milch ins Schälchen zu thun, also den Caffee ver-
risch ist belegt, dass dort mindestens seit Mitte des 15. mischt zu trincken“ berichtet das Große Universal Lexicon
Jahrhunderts Kaffee getrunken wird. aus Leipzig 1733.

Manche Quellen sprechen davon, dass Kaffeebohnen auch Kaffeegenuss zu Hause
schon viele hundert Jahre vorher konsumiert wurden, aller-
dings ungeröstet und als Heilmittel. Einer Legende nach ist Aber es dauerte nicht lange, bis die Bürger den Kaffee auch
die Idee zur Kaffeeverarbeitung auf einen Viehhirten zurück- zu Hause genießen konnten. Der Kaffee ersetzte allmählich
zuführen, dem das unruhige Verhalten seiner Herdentiere die noch bis ins 18. Jahrhundert übliche Biersuppe als Früh-
aufgefallen war. Sie hatten die belebenden Bohnen von ei- stücksnahrung und das Bier als Tagesgetränk. Seit Jahrhunder-
nem Busch genascht. ten hatte man sich an den leichten Rausch durch das Bier ge-

Geröstet, gemahlen und mit hei- wöhnt, nun wurde es abgelöst durch
ßem Wasser aufgebrüht, setzte sich das neue Gefühl einer wachen, kon-
Kaffee zunächst in der arabischen He- zentrierten Nüchternheit.
misphäre durch. Kaffeeschänken ent-
standen und wurden zu beliebten Treff- Mitte des 18. Jahrhunderts kam
punkten. Vor allem vom vielbesuchten es auch zu Verboten von Kaffeehäu-
Pilgerort Mekka aus brachten Reisen- sern und Kaffeekonsum. Es gab ver-
de die Kunde von dem belebenden Ge- schiedene Gründe: Man misstraute
tränk nach Europa. den politischen Aktivitäten der Kaf-
feehausbesucher, wollte der sich
Der Augsburger Mediziner Leonhard ausbreitenden Spielleidenschaft
Rauwolf, der 1573 den Vorderen Orient Einhalt gebieten und fürchtete Ein-
bereiste, lernte das Kaffeetrinken in der nahmeverluste im Braugewerbe.
syrischen Stadt Aleppo kennen und be- Diese Verbote waren jedoch nur
schreibt in einem 1582 veröffentlichten von kurzer Dauer, stattdessen er-
Reisebericht das ungewöhnliche Ge- hob man Zölle und Steuern.
tränk und seine spezielle Zubereitung.
Bis ins 19. Jahrhundert blieb
Erste Kaffeehäuser der Kaffee ein Genussmittel für die
in Europa Wohlhabenden. Die ärmeren Be-
völkerungsschichten tranken Kaf-
Neugierig geworden auf das exotische fee, teils mit Brot vermischt, meist
Getränk, orderten einige Händler erst einmal sehr vorsichtig aus purer Not: Für richtige Mahlzei-
und in geringen Mengen Säcke mit Kaffeebohnen. In den eu- ten reichte das Geld nicht und der Kaffee unterdrückte das
ropäischen Handels-, Messe- und Hafenstädten kommen die Hungergefühl.
ersten Kaffee-Schankläden in Mode. Das erste Kaffeehaus auf 1908 patentiert die Dresdnerin Melitta Bentz den Kaffee-
europäischem Boden entstand 1554 in Konstantinopel, dem filter, es ist die Geburtsstunde des beliebten Filterkaffees.
heutigen Istanbul. Der Ruf des Kaffees verbreitete sich rasant, In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kaffee ein
immer mehr Kaffeehäuser entstanden: 1647 in Venedig (das Symbol für den Wiederaufbau. Kaffeetrinken hieß, sich et-
spätere Caffè Florian), London 1652, Amsterdam 1663, Paris was leisten können.
1672, Wien 1685, Prag 1705. Die Entwicklung des internationalen Kaffeemarktes zeigt
eindrucksvoll den immens gestiegenen Kaffeeverbrauch. Vor
In Deutschland spielten die Hafenstädte die Vorreiter- rund 250 Jahren wurden weltweit 600.000 Säcke Rohkaffee
rolle: Zuerst Bremen 1673, danach Hamburg 1677, es folgten verarbeitet. Heute liegt die Zahl bei weit über 100 Millionen
Nürnberg und Regensburg 1686, Leipzig 1694, München 1700 Säcken. Das heißt, der Konsum ist weltweit um das 200-Fa-
und Berlin erst 1721. che gestiegen. Im Schnitt trinkt jeder Deutsche im Jahr etwa
165 Liter Kaffee, das macht bundesweit mehr als 150 Millio-
Zu dieser Zeit wird der Kaffee hauptsächlich in der Öffent- nen große Tassen Kaffee pro Tag.
lichkeit getrunken. Das heiße Getränk ist etwas völlig Neues:
„Dieser Tranck muss so warm, als mans leiden kann, ge- Ursula Michalke

3

Thema

Herr Franz, einen kleinen Braunen, bittschön!

Die Wiener Kaffeehauskultur

Keine Stadt der Welt ist so eng mit dem
Genuss des Kaffees verbunden wie die
Hauptstadt Österreichs. Die vielen tradi-
tionsreichen Kaffeehäuser Wiens strah-
len einen unvergleichlichen Charme aus.
2011 wurde diese besondere Kaffeehaus-
kultur sogar von der UNESCO als Welt-
kulturerbe ausgezeichnet.

Was beim Betreten der typischen Wie- Café Griensteidl 1896 – Gäste waren ausschließlich Männer
ner Kaffeehäuser zuerst auffällt, ist die
Ruhe. Nadolnys Roman „Die Entdeckung ten die Kaffeehausbesitzer ihren Kaffee boren und verworfen, nahmen neue Rich-
der Langsamkeit“ könnte dort entstan- selbst und stellten eigene Mischungen tungen der Malerei, Musik, Architektur
den sein. Es ist üblich, dass Stammgäste her, stolz nannten sie sich – und nen- ihren Ausgang. Jede Gruppe hatte ein be-
ungewohnt lange bei einer einzigen Tas- nen sich noch heute so – Kaffeesieder. vorzugtes Stamm-Café, in dem man sich
se Kaffee verweilen und dabei ausgiebig In den Anfangszeiten gab es schon ver- traf, saß, sinnierte und arbeitete.
die Tagespresse studieren, ohne von ei- schiedene Zubereitungsarten, aber von
nem geschäftstüchtigen Kellner laufend den phantasievollen Namen wie Melan- Literatencafés
zur nächsten Bestellung gedrängt zu wer- ge, Einspänner oder Verlängerter war da-
den. Auch das kostenlos mit dem Kaffee mals noch nicht die Rede. Die Kaffeehaus- Im Literatencafé Griensteidl, gegründet
servierte Glas mit frischem Leitungswas- besucher konnten sich ihren Kaffee mithilfe 1847, fanden sich um 1890 die Vertreter
ser ist in den Wiener Kaffeehäusern eine einer Farbpalette bestellen und individuell des damaligen „Jung Wien“: Arthur Schnitz-
Selbstverständlichkeit. zubereiten lassen. Die Kaffeehäuser wa- ler, Franz Kafka, Hugo von Hofmannsthal,
ren den Männern vorbehalten, den Wiener Karl Kraus, Hermann Bahr, Friedrich Tor-
Entwicklung der Kaffeehäuser Frauen wurde erst ab 1856 der Zutritt ge- berg. Stefan Zweig schrieb darüber: „Es
währt – mit männlicher Begleitung! stellt eine Institution besonderer Art dar,
Das erste Kaffeehaus in Wien eröffnete 1685 die mit keiner ähnlichen der Welt zu ver-
der Armenier Johannes Theodat, der von Die sprichwörtliche Wiener Kaffee- gleichen ist. Es ist eigentlich eine Art de-
Kaiser Leopold I. die Schankerlaubnis für hauskultur setzte erst ab Ende des 19. mokratischer, jedem für eine billige Scha-
das „türkische“ Getränk erhielt. Jahrhunderts ein und reichte bis ins ers- le Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast
te Drittel des 20. Jahrhunderts. Kleine Or- für diesen kleinen Obolus stundenlang sit-
Es fand großen Anklang und die Zahl chester spielten dort auf und die Kaffee­ zen, diskutieren, schreiben, Karten spielen,
der Kaffeehäuser stieg rapide, 1819 wa- hausmusik wurde zu einem beliebten seine Post empfangen und vor allem eine
ren es 150 Kaffeesieder, um 1900 be- musikalischen Genre. Zum authenti- unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeit-
reits 600. Der Erfolg des aromatischen schen Kaffeehaus gehören schwarz ge- schriften konsumieren kann. Täglich saßen
Getränks beruhte auf der Beimischung kleidete Kellner. Der Ober wird von den wir stundenlang, und nichts entging uns.“
von Zucker und Milch. Außerdem röste- Stammgästen als Herr, aber beim Vorna-
men angeredet, meistens „Herr Franz“. 1876 folgte, mit Karl Kraus, Peter Al-
Typisch für ein Wiener Café – Kaffee, ein tenberg, Egon Friedell und Alfred Polgar
Glas Wasser und die Tageszeitung Maler, Schriftsteller und Theaterleute als sozusagen gründenden Stammgäs-
bereicherten durch ihre Anwesenheit als ten, das Café Central und behielt seinen
illustres Publikum die Wiener Kaffeehäu- Rang bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
ser. Jedes dieser Cafés hatte seine unver- bei. Es war das erste Café, das in punk-
wechselbare Note und Atmosphäre, hier to Gleichberechtigung eine Vorreiterrolle
wurden literarische Schulen und Stile ge-

4

Thema

einnahm. Denn die feine Dame der Wiener
Gesellschaft besuchte jedes andere Kaf-
feehaus nur in Begleitung eines Herrn. Im
Central jedoch erlaubte der Innenhof mit
Glasdach der Damenwelt einen eigenstän-
digen Besuch.

Das Café Herrenhof ist durch die Na-
men Hermann Broch, Robert Musil, Franz
Werfel und Joseph Roth gekennzeichnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte es noch
einmal auf, bis es 1960 endgültig seine
Tore schloss.

Kaffeehaus der Maler

Das bevorzugte Kaffeehaus der Maler der Mo- Blick auf die verführerische Tortenvitrine im Café Central in Wien Foto: © Café Central
derne wie Gustav Klimt, Egon Schiele und
Oskar Kokoschka war das Café Museum. Es
wurde 1899 von Adolf Loos erbaut, einem der
wichtigsten Wegbereiter der Moderne in Archi-
tektur und Design. Loos wurde zum Verfechter
der modernen Kunst und setzte sich als Erster
in Wien für Oskar Kokoschka ein.

1939 eröffnete das Café Hawelka. Es
wurde ab 1955 zum Treffpunkt für Schrift-
steller und Kritiker. Nach Schließung des
Cafés Herrenhof entwickelte es sich zum
wichtigsten Treffpunkt der Wiener Kunst-
szene. Das Café hat seinen alten Charme
bewahrt, bis auf die Espressomaschine ist
alles beim Alten geblieben.

Die Weltwirtschaftskrise von 1929, der
Zweite Weltkrieg, ein verändertes Frei-
zeitverhalten in der Nachkriegszeit und
das Aufkommen moderner Espresso-Bars
sorgten für den Niedergang der berühm-
ten Wiener Kaffeehauskultur und brachten
das wirtschaftliche Aus für viele ehemals
berühmte Lokale.

Die große Zeit der Wiener Kaffeehaus-
kultur ist vorbei, aber das Wesen des Wie-
ner Kaffeehauses mit Stammtischen und
Stammgästen, Marmortischen und Bugholz-
stühlen, jahrzehntelang vom selben Ober
betreut, mit Tarock-, Schach- und Billardti-
schen, mit Zeitungen für viele Stunden und
immer neu herangetragenen Gläsern voll fri-
schen Wassers, mit Abgeschiedenheit oder
Gesprächen, mit Stille oder Geselligkeit ganz
nach Wunsch, lebt in einigen Wiener Kaffee-
häusern unverändert weiter.

Ursula Michalke

5

Thema

Der legendäre Kaffeehausstuhl von Thonet

Das Unternehmen Thonet ist ein Pio-
nier des Industriedesigns. Den Namen
bringt man unmittelbar mit den klassi-
schen Bugholzstühlen in Verbindung,
aber auch mit modernem Design der
Gestalterlegenden wie Le Corbusier,
Mies van der Rohe und Marcel Breuer.

Michael Thonet war erst 23 Jahre alt, als Louis Abel-Truchet (1859-1918) Le Lapin Agile, Montmartre
er die Firma 1819 in Boppard gründete.
Schnell erwarb er überregional den Ruf ei- stuhl oder Armlehnstuhl. möbeln, die von berühmten Designern
nes geschickten und qualitätsbewussten Thonet scheute auch nicht vor der wie beispielsweise Mark Stam, Ludwig
Tischlers. Ab 1930 experimentierte Thonet Mies van der Rohe, Marcel Breuer und Le
mit neuartigen Holzbiegetechniken. Fürst Verwendung eines neuen, modernen Corbusier entworfen wurden.
Metternich wurde auf ihn aufmerksam und Materials zurück, dem Stahlrohr. In den
ermunterte ihn zur Übersiedelung mit sei- 1930er-Jahren war das Unternehmen der Als eine der wichtigsten Design-Inno-
ner Familie nach Wien. weltweit größte Produzent von Stahlrohr- vationen des 20. Jahrhunderts wird der
„Freischwinger“ von Marcel Breuer ein-
Den Durchbruch schaffte Michael Die klassischen Bugholzmöbel von Thonet geordnet.
Thonet 1859 mit dem Stuhl Nr. 14, häu-
fig auch als Wiener Kaffeehausstuhl be- Durch die Folgen des Zweiten Welt-
zeichnet. Als einer der ersten massen- kriegs hatte Thonet alle Werke in Ost-
produzierten Gebrauchsstühle schrieb europa durch Enteignung verloren, das
das Modell Stuhlgeschichte und erober- Werk in Wien war zerstört. Der Familien-
te die Welt. Durch die neuartige Techno- betrieb Thonet befindet sich seit 1945 in
logie des Biegens von massivem Buchen- Frankenberg und ist bis heute ein gefrag-
holz konnte erstmals ein Stuhl industriell tes Unternehmen für Designmöbel.
hergestellt werden.
Ursula Michalke
Das Revolutionäre bestand auch da-
rin, dass er in seine Einzelteile zerleg-
bar war und dadurch in arbeitsteiligen
Prozessen hergestellt werden konnte.
So konnte der Stuhl platzsparend in alle
Welt geliefert werden: In eine Kiste von
einem Kubikmeter passten 36 zerlegte
Stühle.

Die moderne, klare Form und der at-
traktive Preis ließen den Stuhl zu einem
äußerst begehrten Produkt werden. Be-
reits in den 1870er Jahren unterhielt
Thonet, inzwischen „Gebrüder Thonet“,
Verkaufsniederlassungen in der ganzen
Welt. Bis 1930 wurden mehr als 50 Millio-
nen Exemplare davon verkauft. Der Stuhl
stand in vielen Kaffeehäusern – nicht nur
in Wien – sondern weltweit, in Poststa-
tionen, auch in Brahms Arbeitszimmer
oder Lenins Besprechungszimmer.

Zahlreiche andere Bugholzmöbel
folgten, viele davon wurden zu Ikonen
der Designgeschichte, wie der Schaukel-

6

Thema

"Ey! Wie schmeckt der Coffee süsse ..."

Nicht nur der Geschmack, sondern auch
seine aufputschende Wirkung machten-
den Kaffee zu einem äußerst beliebten
Getränk. Einige der bekannten Persön-
lichkeiten des 18. Jahrhunderts könnte
man durchaus als kaffeesüchtig bezeich-
nen. Musiker komponierten unter dem
Einfluss von Kaffee oder thematisierten
ihn in ihren Kompositionen.

Voltaire soll nach Angaben Friedrichs Sechzig Bohnen wurden für eine Tas- ihm erst, als er ihr einen Bräutigam in
des Großen nicht weniger als 50 Tas- se gerechnet [...]“. Aussicht stellt. Doch Lieschen wird sich
sen Kaffee täglich konsumiert haben. von ihrem Zukünftigen zusichern lassen,
Rossini schiebt seine Opernproduk- dass er ihr das Kaffeetrinken erlaubt: „Ey!
Sowohl in Bachs wie auch in Mo- tivität auf den Kaffee: „Der Kaffee ist eine Wie schmeckt der Coffee süsse, lieblicher
zarts Nachlass befinden sich hin- Sache von fünfzehn oder zwanzig Tagen; als tausend Küsse, milder als Muskaten-
reichende Hinweise auf den Genuss glücklicherweise die Zeit, um eine Oper wein. Coffee, Coffee muß ich haben; und
dieses anregenden Getränkes: Kaf- zumachen“. wenn Jemand mich will laben, ach, so
feekannen in verschiedensten Größen schenkt mir Coffee ein“. Dem Werk liegt
und unterschiedlichster Materialien. Früh wurde auch Kritik am Kaffeekon- eine Dichtung von Picander zugrunde,
sum laut. In der Kaffeekantate von Jo- die dieser 1732 veröffentlichte. Vermut-
Mozart berichtet in einem Brief hann Sebastian Bach wird dieser Kri- lich entstand die Kantate 1734, um im
an seine in Baden bei Wien kurieren- tik mit Humor begegnet. Im Gegensatz Zimmermannschen Kaffeehaus in Leip-
de Frau Constanze am 7./8. Oktober zu den meisten anderen weltlichen Kan- zig aufgeführt zu werden.
1791: „[…]schwarzen koffé hollen, wo- taten Bachs ist dieses Werk keine Hul-
bey ich eine herrliche Pfeiffe toback digung an die Obrigkeit, sondern skiz- Richard Strauss‘ Schlagobers (op.
schmauchte; dann Instrumentirte ich ziert humorvoll-ironisch eine Szene aus 70) stellt eine spielerische Ballett-Szene
fast das ganze Rondó vom Stadtler. dem bürgerlichen Leben: Das Libretto aus einer Wiener Konditorei dar.
[…]“ (gemeint ist der Finalsatz des ist eine launige Auseinandersetzung mit
Clarinettenkonzerts A-Dur KV 622). der Mode des Kaffeetrinkens, dargebo- Carl Gottlieb Hering (1766–1853)
ten in einer kleinen Handlung zwischen komponierte den bekannten Kanon „C-a-
Beethoven hat sich von Kaffee er- der Kaffeetrinkerin Lieschen (Sopran) f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee!“ mit den
nährt: „Zum Frühstück nahm er Kaf- und ihrem Vater Schlendrian (Baß), der sechs Anfangstönen C-A-F-F-E-E.
fee, den er sich meist selbst in ei- sie davon abbringenmöchte. Dies gelingt
ner Glasmaschine bereitet hat. Kaffee Ursula Michalke
scheint sein unentbehrliches Nah-
rungsmittel gewesen zu seyn, wo-
mit er denn auch so scrupolös ver-
fuhr, wie von den Orientalen bekannt.

7

Thema

Berlins berühmte Künstlercafés

In ganz Europa zogen Kaffeehäuser seit Treffpunkt von Künstlern und Intellek- die Rechnungen beglichen.
ihrem Bestehen die Intellektuellen ma- tuellen. Hier entstanden die Idee zu 1913 gründete der Besitzer das neue
gisch an – ganz besonders in den Haupt- Deutschlands erstem Kabarett – das
städten. In Berlin waren es vor allem Überbrettl von Ernst von Wolzogen – und Café des Westens, das bisherige lief un-
drei Cafés, die einen wichtigen Treff- zur Dreigroschenoper. ter dem nun offiziellen Namen Café Grö-
punkt für Literaten und Künstler bilde- ßenwahn weiter, aber es herrschte ab
ten und zu ihren sog. Zweitwohnsitzen In den Jahren vor dem Ersten Welt- sofort ein eisiger Wind. Weil Else Lasker-
wurden: das Café Josty, das Romanische krieg wurde das Café des Westens zum Schüler nicht genug verzehrte, verwies er
Café und das Café des Westens, auch Mittelpunkt des literarischen Expressio- sie des Lokals – mit ihr verließen die an-
Café Größenwahn genannt. nismus. Wichtige literarische Zeitschrif- deren Dichter das Café. 1915 wurde es ge-
ten wie Der Sturm oder Die Aktion wur- schlossen.
Das Café Josty hatte mehrere Filialen, die den hier gegründet. Else Lasker-Schüler,
erste befand sich ab 1812 an der Stech- Herwarth Walden, René Schickele, Roda Die zuvor dort verkehrenden Intellek-
bahn. Dort verkehrten Heinrich Heine, Roda, Erich Mühsam, Paul Scheerbarth tuellen und Künstler wechselten in das
Joseph von Eichendorff und die Brüder u.v.a. waren hier „zuhause“, sie schrie- Romanische Café gegenüber der Kaiser-
Grimm. Heinrich Heine schwärmte in sei- ben und diskutierten bis in die Nacht Wilhelm-Gedächtniskirche über. Renom-
nen Briefen aus Berlin von den dort ange- hinein und die Zeche betrug oft nicht mierte Schriftsteller, Maler, Schauspieler,
botenen Köstlichkeiten. mehr als 55 Pfennige. Das Café, das ab Regisseure, Journalisten, Kritiker wur-
1903 den Beinamen Café Größenwahn den Stammgäste, so Gottfried Benn, Ber-
Eine weitere Filiale bestand in Berlin- bekam, wurde durch seine Gäste zu ei- tolt Brecht, Otto Dix, Alfred Döblin, George
Wilmersdorf. Hier schrieb Erich Kästner ner Legende. Der Besitzer Ernst Pauly Grosz, Mascha Kaléko, Erich Kästner, Else
1929 das Kinderbuch Emil und die Detek- kam trotzdem auf seine Kosten, weil die Lasker-Schüler, Max Liebermann, Erich
tive und ließ eine wichtige Szene in die- Künstler das zahlende Publikum anlock- Maria Remarque, Joachim Ringelnatz, Max
sem Café spielen. Die Hauptfiliale war ten. Slevogt, Heinz Ullstein, Franz Werfel, Ste-
von 1880 bis 1930 am Potsdamer Platz. fan Zweig. Zugleich war das Café eine An-
Im 20. Jahrhundert trafen sich hier vor Ein wesentlicher Grund für die Atmo- laufstelle für werdende Künstler, die erste
allem die Künstler des Expressionismus sphäre war auch beim Oberkellner Herrn Kontakte suchten. Die bereits Erfolgrei-
und der Neuen Sachlichkeit. Sie zog die Hahn zu suchen, der als diskreter Kredit- chen versuchten jedoch, allzu plumpe
Dynamik des Potsdamer Platzes und sei- vermittler zwischen Mäzenen wie den Ull- Annäherungsversuche abzuwehren und
ne Modernität an. stein Brüdern, Hofrat Dr. von Rosenberg blieben möglichst unter sich, im Neben-
oder dem Verleger Paul Cassirer fungier- raum mit etwa 20 Tischen, dem soge-
Das Café des Westens am Kurfürs- te, die oft für bedürftige Stammgäste wie nannten „Bassin für Schwimmer“. Alle
tendamm war von Anbeginn (1898) der Else Lasker-Schüler oder Erich Mühsam anderen wurden auf den Hauptraum mit
etwa 70 Tischen verwiesen, in das „Bas-
sin für Nichtschwimmer“.

Durch die gegen Ende der Weimarer
Republik gewalttätigen politischen Aus-
einandersetzungen verlor das Roma-
nische Café allmählich seine Rolle als
Sammelpunkt. Am 20. März 1927 ver-
anstalteten Nationalsozialisten einen
Krawall am Kurfürstendamm, auch das
Romanische Café war ein Ziel des Vanda-
lismus. Die „Machtergreifung“ der Natio-
nalsozialisten bedeutete das endgültige
Aus als Künstlercafé. Viele Stammgäste
waren jüdisch und emigrierten.

Alle drei Gebäude, in denen sich die
Cafés befanden, wurden im Zweiten Welt-
krieg zerstört.

Ursula Michalke

Das Romanische Café in Berlin lag gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.

8

Thema

Kaffeegenuss – auch in der Malerei ein Thema

Sehr berührend ist das Gemälde von August Friedrich Siegert (1820-1883) „Alte Frau mit Zeitung und Kaffeetasse“ aus dem Jahr

1883. Dem deutschen Maler der Düsseldorfer Schule widmete das Stadtmuseum Düsseldorf im letzten Jahr eine Sonderausstel-

lung. Auch für van Gogh (1853-1890) gehörte offensichtlich Kaffee zum täglichen Genuss, wie sein Stillleben und sein berühmtes

Bild „Caféterrasse am Abend“, beide aus dem Jahr 1888, beweisen. Bei dem Schweizer Maler Albert Samuel Anker (1831-1910) rü-

cken Kaffeekanne und Tasse in den Mittelpunkt seines Stilllebens. Ansonsten gilt Anker innerhalb der europäischen Malerei des

19. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Schöpfer von Kinderdarstellungen. Ursula Michalke

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Thema

Pariser Cafés – Ein Genuss für Gaumen und Geist

1686 eröffnet der italienische Adelige Voltaire und Diderot im Café Procope – ein Treffpunkt aufgeklärter Geister, die hier ihre
Francesco Procopio dei Coltelli als erstes Ideen von einer freiheitlicheren Gesellschaft schmiedeten.
Kaffeehaus in Paris das bis heute existie-
rende Le Procope. Kaffee ist damals noch Im Sommer verlagert sich das Leben tes Arbeitszimmer, auf dessen Tischchen
ein exotisches Getränk aus dem Orient. der Cafés auf die Terrassen und Gehwe- neben den Getränken auch Tintenfässer
Schnell avanciert das Procope zum Treff- ge. Für Henry James verwandeln sich die stehen.
punkt aufgeklärter Geister wie Alexander Pariser Boulevards im Sommer in „lan-
von Humboldt, Denis Diderot, Voltaire ge Ketten von Cafés, von denen ein jedes Während der deutschen Besatzung
und Rousseau, die hier ihre Ideen von ei- seine Insel in das Asphaltmeer gepflanzt bleibt das Café de Flore der Mittelpunkt
ner freiheitlicheren Gesellschaft schmie- hat“. Gegen die Herbstkälte stellen die des intellektuellen Lebens. Das Café wird
den. Ende des 18. Jahrhunderts wird das Café-Betreiber Kohlebecken auf, an de- als Ort des geistigen Widerstandes zu ei-
Café Procope zu einem der Ausgangs- nen sich auch der Caféhaus-Schriftstel- nem exterritorialen Raum. Seit Mitte der
punkte der Französischen Revolution. Im ler Hermann Kesten wärmt. Wenn es ihm 1940er Jahre empfangen die in verrauch-
19. Jahrhundert verliert es seine Bedeu- im Café les Deux Magots am Boulevard ten Cafés schreibenden Ikonen Sartre
tung und ist eines von mittlerweile über St.-Germain zum Schreiben zu turbulent und Simone de Beauvoir im Café de Flore
4000 Cafés in Paris. wird, dann geht er nach nebenan ins Café ihre Anhänger, zu denen u.a. die Schrift-
de Flore und setzt sich zwischen die Wie- steller Jean Genet, Albert Camus und Jean
Zwischen den beiden Weltkriegen er- dergänger von Sartre und Camus. Cau gehören.
reicht der Pariser Café-Betrieb seinen
Höhepunkt. Anfang des 20.Jahrhunderts Das Café de Flore hat verschiedene Für bekannte Schriftsteller ist es fast
entstehen die berühmten Literaten- und Epochen von Gästen erlebt, die es mit unmöglich, ein Café zu finden, in dem
Künstlercafés, zuerst am Montmartre, ihrem Charakter geprägt haben. In den niemand sie kennt und sie unbehel-
später auch am Montparnasse. Die Ge- 1920er Jahren verkehren hier surrealisti- ligt lesen und schreiben können, stellt
schichte der Pariser Cafés lässt sich er- sche Autoren wie André Breton und Léon- Hemingway fest. In seinen Pariser Jah-
zählen als ein Panorama der Kunst, Li- Paul Fargue. Picasso, dessen Atelier in ren von 1921 bis 1926 schreibt Heming-
teratur, Politik und Philosophie. In den der Nähe liegt, wechselt 1930 vom Café way viele seiner Kurzgeschichten in sei-
Cafés werden Karrieren angebahnt, Int- les Deux Magots ins Café de Flore, wo er nem Stammcafé La Closerie des Lilas am
rigen geschmiedet und Nachrichten ver- gelegentlich mit Marc Chagall politische Boulevard du Montparnasse. Für ihn ist
breitet. Hier schließen Unternehmer ihre Diskussionen führt. es eines der nettesten Cafés in Paris, wo
Geschäfte ab, treffen Autoren ihre Verle- er mit seinem Kollegen John Dos Passos
ger, suchen Zeitungsmacher ihre Schrei- Ende der 1930er Jahre trifft sich im über Literatur diskutiert. In Dutzenden
ber, während die intellektuellen Gäs- Café de Flore eine zunächst unauffälli- von Romanen finden sich Szenen, die in
te ihr Künstlerdasein inszenieren. Cafés ge Gruppe, die als Autoren des Existen- Hemingways Stammcafé spielen. Als der
verströmen eine olfaktorische Mischung zialismus mit ihren Schriften und Theo- Betreiber wechselt und der neue Chef
aus beißendem Zigarettenrauch, kostba- rien eine ganze Generation beeinflussen das Café La Closerie des Lilas in eine
ren Parfüms, Kaffeeduftschwaden und werden. Für Sartre und Simone de Be- amerikanische Bar verwandeln will, ent-
schweren Likören. auvoir ist das Café de Flore ihr geheiz- rüstet sich Hemingway darüber, dass die

Cafés sind Inspirations- und Ar-
beitsorte und zugleich Muße- und Be-
gegnungsstätten. Statt allein in einer
engen und im Winter ungeheizten Woh-
nung oder in einem Hotelzimmer zu ar-
beiten, machen Künstler, Schriftsteller
und Philosophen die Cafés zu ihrem Zu-
hause, wo die Kellner ihre Freunde sind.
Einsamkeit ist im Café leichter zu ertra-
gen. Schreibblockaden lassen sich hier
schneller überwinden, entweder durch
Anregungen bei der Beobachtung vorbei-
gehender Fußgänger oder weil die geisti-
ge Aura früherer Gäste nachwirkt.

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Thema

Kellner dafür ihre Schnurbärte abrasie- Der Begriff „Café“ täuscht charmant darü- innerungen gefangen nehmen lassen.
ren müssen. ber hinweg, dass die intellektuellen Gäste Hauptspielort der Erzählungen von Pa-
nicht erst bei Nacht Alkoholisches bevor- trick Modiano sind die Pariser Cafés der
Je nach Bedürfnis und Absicht besu- zugen, auch den Absinth, der zum The- 1960er Jahre, in denen die verlorene Ju-
chen die Literaten und Künstler verschie- ma zahlreicher Texte und Bilder geworden gend aufscheint. Auch der Protagonist
dene Cafés. Im Café du Dôme am Bou- ist. Manch ein Betrunkener tischt den an- in Hilmar Klutes Roman „Oberkampf“,
levard St.-Germain verkehren die Leute, deren Gästen Lügen-Geschichten auf, die der in der Umgebung der gleichnami-
die gearbeitet haben, schreibt Heming- aufschlussreicher sind als die wahren Ge- gen Pariser Metrostation spielt, landet
way. 1929 gibt es nicht weniger als 50 Ro- schichten der Nüchternen. bei seiner Ankunft in Paris zuerst in ei-
mane in 15 Sprachen, in denen Szenen im nem Bistro, wo sein neues Leben be-
Café du Dôme geschildert werden. Bis heute ziehen die Pariser Bistros ginnt.
und Cafés als Sehnsuchtsorte einer unter-
1880 wird die Brasserie Lipp am Bou- gegangenen Zeit nicht nur französische Li- Über das literarische Leben in den
levard St.-Germain von Elsässern als teraten an. Ihre oft lebensuntüchtigen Fi- legendären Pariser Cafés: Ernest He-
Speiselokal eröffnet. „Ohne wenig­stens guren treten als Suchende auf, die sich mingway: Paris – Ein Fest fürs Leben
einen Abend pro Woche im Lipp ver- vom Lebenselixier eigener und fremder Er-
bracht zu haben, wüsste man nicht drei- Renate Zimmer
ßig Zeilen in einer Pariser Zeitung zu sch-
reiben, ein Bild zu malen oder deutlich Picasso 1939 im Café de Flore im Quartier Saint-Germain-des-Prés, Paris Foto: Brassai
seine Meinung auf dem Gebiet der Po-
litik zu bekunden“, schreibt Léon-Paul
Fargue. Im Lipp unterbricht Hemingway
auf Anraten seiner Pariser Buchhändle-
rin Silvia Beach seine Fastenkuren, durch
die er seine Wahrnehmung schärfen will.
Als junger Vater nimmt Hemingway sei-
nen 1923 geborenen Sohn John mit in die
Cafés, wo auch das Kleinkind zum Beob-
achter wird.

Wenn die Arbeit getan ist oder
Schreibblockaden sie verhindert hat
und der Magen gefüllt ist, dann zieht die
Künstler-Karawane zum Trinken in die
Nachtcafés, wo sich das „letzte Glas“ auf
geheimnisvolle Weise immer wieder füllt.

Sommer 1936 in Ostende - Im Café der Exilanten

Die Liste der literarischen Stammgäs- Flore. Irmgard Keun, erfolgreiche Jungau- tin, mit der Joseph Roth einen regel-
te des Romanischen Cafés in Berlin ist torin zweier Großstadt-Romane, mietet rechten Produktionsrausch erlebt. In
ebenso lang wie prominent. 1933 müssen sich in einem Hotel im Zentrum von Ost- wenigen Wochen schreibt er seinen Ro-
die Künstler und Literaten ihren Arbeits- ende ein. Der mittellose Joseph Roth, der man „Beichte eines Mörders, erzählt
und Aufenthaltsort verlassen und verlie- ab 1920 als Feuilleton-Schreiber zwischen in einer Nacht“ zur Hälfte um. Sie alle
ren damit auch ihre sprachliche Heimat. Berlin und Wien pendelt, hat keine Blei- schreiben wie besessen, bevor sie sich
be mehr. Stefan Zweig lädt ihn nach Ost- am Ende des Sommers in alle Himmels-
Einige der Schriftsteller finden Zu- ende ein, aber Roth möchte seine Kollegen richtungen zerstreuen.
flucht in den Cafés des belgischen See- aus besseren Tagen nicht treffen. Den-
bades Ostende, wo sie den Sommer noch folgt er Zweigs Einladung. Er kann Während seiner letzten Tage streift
1936 wie auf einer Ferienfahrt verbrin- die Sonne auf der Terrasse des Cafe Flo- Joseph Roth mit seinem Manuskript
gen. Außer Stefan Zweig weilen Gise- re nicht ertragen und schreibt drinnen in „Die Legende vom Heiligen Trinker“
la und Egon Erwin Kisch, das Ehepaar der hintersten Ecke. Im Café Flore begeg- durch die Pariser Cafés und sucht im
Toller und Hermann Kesten in Ostende nen sich Joseph Roth und Irmgard Keun. Café de Flore und im Lipp vergeblich
und treffen sich im Café du Parc oder Sie wird seine Lebens- und Schreibgefähr- nach seinen Gefährten aus Ostende.
im heute nicht mehr existierenden Café
Renate Zimmer

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Thema

Vom Satansgetränk auf die kleine Weltbühne

„Prendiamo un caffè?“ Heißgetränk für legal er-

Mit dieser Einladung, einem charmant klärte und somit gesell-
umschriebenen Sympathiebeweis, be-
ginnt unsere Zeitreise in die Welt der ita- schaftsfähig machte.
lienischen „bars“. Werden da doch bei
allen von uns bereits frühe Erinnerungen Der Kaffeeverkauf
an die Italienurlaube geweckt: mit farbi-
gen Plastikschnüren bespannte Stühle, durch Händler aus dem
die süßen, mit bunter Folie eingewickelten
Verlockungen auf der Theke, die Geräusch- Osmanischen Reich
kulisse der sich lautstark und gestikulie-
rend im Stehen unterhaltenden Gäste, die boomte seit dem ersten
rosafarbige Zeitung „Gazzetta dello sport“
auf dem kleinen Tisch, die leckeren Duft Drittel des 17. Jahrhun-
verbreitenden „cornetti“ und „brioches“,
aus den winzigen Lautsprechern mit Ka- derts und im Dezember
belsalat die neuesten Songs vom Sanre-
mo-Festival und die perfekte Dramaturgie 1720 öffnete in der Han-
des „barista“ beim Bedienen der chrom-
farbigen Siebträgermaschine! delsmetropole Venedig

Nicht zu vergessen die „gettoni“ (Te- das älteste italienische
lefonmarken) und „francobolli“ (Brief-
marken), die man käuflich erwarb, um Kaffeehaus an der Piaz-
den Daheimgebliebenen kurze Grüße
telefonisch oder postalisch zu schicken. za San Marco unter dem
Recht schnell hatte man schon als Kind
begriffen, dass die in Deutschland übli- Namen Caffè Florian. Die
che Kaffeehauskultur mit langem Verwei-
len am Chippendaletisch, Verzehr von politische und wirtschaft-
Kaffee und Kuchen so gar nichts gemein-
sam hat mit dem ständigen Kommen und liche Prominenz der Kaf-
Gehen in einer italienischen „bar“, ei-
nem anderen Lebensgefühl. feehausbesucher zog

Die Neugier von Papst Clemens VII. nach und nach auch das
(1592-1605) muss wohl sehr groß gewe-
sen sein, als er den Genuss der Kaffee- intellektuelle und künst-
bohne, bis dahin nur als Medizinalie ver-
käuflich, mit den Worten „Dieses Getränk lerische Publikum an,
des Satans ist köstlich!“ auch für Chris-
ten gestattete und damit das dunkle wie etwa Johann Wolf-

gang v. Goethe, Richard

Wagner, Thomas Mann,

Marcel Proust, Ernest He- Auch heute noch ist das Caffé Florian mit der Musikkapelle
mingway und Andy War- am Markusplatz vor allem für Touristen anziehend.
hol.

Der damalige kunstbegeisterte Bür- ghese, sondern auch ein kleiner Mar-

germeister Riccardo Selvatico soll auch mortisch im Caffè Greco, an dem er Tei-

im Jahre 1893 erstmals die Idee zur Bien- le seines Dramas „Iphigenie auf Tauris“

nale bei seinen regelmäßigen Besuchen schrieb. Als Universalgelehrter fasziniert

im „Florian“ geäußert haben. von der stimulierenden Wirkung des Kaf-

Auch das Caffè Greco in Rom, unweit fees beauftragte er seinen Freund, den

der Spanischen Treppe gelegen, stellte Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge,

gleichsam für Künstler aus Deutschland Kaffeebohnen einer chemischen Analyse

ein Bindeglied zur Heimat und einen Ort zu unterziehen: 1820 gelang Runge die

des Austausches und gesellschaftlicher Extra­hierung von reinem Koffein aus Kaf-

Studien dar. Die Liste der Stammgäste feebohnen!

aus der Künstler- und Literatenszene im Nach den Kaufleuten, der Künstler-

belebten und beliebten „Greco“ reicht szene, den Flaneuren und dem Großbür-

dabei von Goethe und Winckelmann über gertum war es erst durch den wirtschaft-

Gide bis Grass, von Angelika Kauffmann lichen Aufschwung der 50er und 60er

bis Giorgio de Chirico und Renato Guttu- Jahre des 20. Jahrhunderts (und die übri-

so, von Mendelssohn bis Rossini. gens auch heute noch bestehende staat-

Als Orte der Inspiration und vom me- liche Preisregulierung für den Konsum

diterranen Lebensgefühl gefluteter Räu- von Kaffeegetränken im Stehen) auch

me dienten vor allem dem Dichterfürs- den unteren sozialen Schichten möglich,

ten aus Frankfurt/Main nicht nur seine in die Alltagskultur und das Lebensge-

Männer-WG mit Tischbein in der Via del fühl der kleinen Bars einzutauchen. Vor

Corso und die Parkanlage der Villa Bor- der Arbeit traf man sich mit Freunden,

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Thema

Nachbarn und Arbeitskollegen auf einen rer durch seine präzise Beobachtungsga- Nachdenkgedanken
„caffè“ und ein kleines Schwätzchen an be und mediterrane Fabulierlust uns
der Theke, warf einen Blick in die Tages- viele Einblicke in das süditalienische Le- Kaffeestunde ist Geisterstunde. Es
zeitung, diskutierte über Politik, Fußball bensgefühl zu vermitteln. So deutete er werden sämtliche Lebensgeister mo-
und wurde Teil der kleinen Weltbühne. Es die Einladung zu einem „caffè“ als Aus- bilisiert.
war damals noch eine Männerdomäne. rede, als Freundschaftsbeweis, um den
Frauen blieb die Hausfrauen- und Mut- Sorgen des Alltags zu entfliehen. Es gibt Helga Schaferling
terrolle bis in die 70er vorbehalten. sie zwar noch, die kleinen „bars“, oft ver-
steckt hinter einer alten Holztür mit ab- Mit Kaffee und Humor kommt man dem
Symbol für Kaffeegenuss im häus- geblätterten Buchstaben und blinden Stress zuvor.
lichen Umfeld wurde die oktogonale Glasscheiben, aber im Trend sind luxuri-
„moka“, auch „caffettiera napoletana“ ös gestylte Innenräume, opulent präsen- Kanadisches Sprichwort
genannt, die seit 1945 den Markt erober- tierte „dolci“ und Snacks.
te. Sie wurde zum beliebten Urlaubsmit- Im Kaffeehaus sitzen Leute, die allei-
bringsel aus Italien für die Daheimgeblie- Geblieben sind die Rituale der ein- ne sein wollen, aber dazu Gesellschaft
benen und fehlt auch heute immer noch heimischen Stammgäste: Kaffeegenuss brauchen.
in keinem italienischen Haushalt. im Stehen, ein kurzer Plausch, Lieferser-
vice auf dem Tablett in die umliegenden Alfred Polgar
Die legendäre Maschine schuf ein Büros und Geschäfte, schnell noch „bi-
Stück italienisches Lebensgefühl auch glietti“ für die öffentlichen Verkehrsmit- Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich
nördlich der Alpen, wenngleich dem er- tel kaufen. wäre sonst schon Staub.
zeugten Heißgetränk die typische „cre-
ma“ fehlt, wäre da nicht der Tipp einer Vielleicht folgen Sie einer neapolita- Franz Kafka
mittlerweile 85 Jahre alten Freundin aus nischen Tradition, wenn Sie das nächs-
Neapel, der Stadt, die für ihre Kreativität te Mal an der Kasse der „bar“ Ihren Kaf- Ich habe die Wiener Kaffeehäuser im-
bekannt ist: Man nehme die ersten Trop- fee ordern und zusätzlich einen „caffè mer gehasst, weil ich in ihnen immer
fen aus der „moka“ und schlage sie mit 2 sospeso“ (aufgeschobenen Espresso) mit Meinesgleichen konfrontiert ge-
Teelöffeln Zucker zu einer sämigen Masse bezahlen, den der „barista“ dann auf wesen bin.
– fertig ist die „crema“! Nachfrage einem bedürftigen Menschen
zubereiten wird. Thomas Bernhard
Der neapolitanische Ingenieur,
Schriftsteller und Philosoph Luciano de Gabriela Weber-Schipke Wo Kaffee serviert wird, da ist Anmut,
Crescenzo vermochte wie kaum ein ande- Freundschaft und Fröhlichkeit!
Ansari Djerzeri Hanball Abd-al-Kadir

(16. Jhdt.), arabischer Scheich

Kaffee ist die Milch der Denker und
Schachspieler.

Aus Arabien

Die beste Methode, das Leben ange-
nehm zu verbringen, ist, guten Kaffee
zu trinken.

Jonathan Swift

Kaffeepausen sind Tankstellen für Geist
und Gemüt.

Helmut Glaßl

Kaffee ist das schwarze Öl, das allein
diese phantastische Arbeitsmaschine
immer wieder in Gang bringt.

Honoré de Balzac

Auch wenn die kleinen Bars für den beliebten schnellen "caffeé nach wie vor beliebt sind, Dieser Satanstrank ist so köstlich,
werden die schicken Räume mit den unterschiedlichsten Kaffeezubereitungen modern. dass es eine Schande wäre, ihn den
Ungläubigen zu überlassen.

Papst Clemens VIII.

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Thema

Vom besonderen Flair der Zürcher Kronenhalle

Für Touristen aus aller Welt gehört ein Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt in der Kronenhalle in Zürich
Besuch der legendären Kronenhalle zu
den Highlights einer Stadtführung. Es ist gelegene Hotel Couronne zum Verkauf bänke. Englisches Porzellan wird ange-
nicht nur das Zürcher Geschnetzelte aus steht, greifen die Zumstegs zu. Das im schafft für die mit Raffinesse zubereitete
zartem Kalbfleisch oder das auf der Zun- Biedermeier gebaute Haus ist zwar ver- Hausmannskost. Die Speisekarte bleibt
ge zergehende Mousse au Chocolat, das wahrlost, aber aus den Räumlichkeiten übersichtlich, ohne modischen Schnick-
die Gäste begeistert, es ist die geglückte lässt sich etwas machen, das sehen die schnack. Schmalbrüstige Poeten, die
Verbindung von Kunst und Kulinarik in ge- beiden sofort. sich ein Menü nicht leisten können, sind
mütlichem Ambiente. auch bei einer Brotsuppe wohlgelitten.
Hier haben schon Conrad Ferdinand
Wo sonst lassen sich bei einem Glas Meyer und der Maler Arnold Böcklin gebe- Schon früh berät Sohn Gustav, ein
Roten so erlesene Kunstwerke an den chert, und hier hat der trinkfreudige Staats- passionierter Kunstliebhaber, seine
Wänden eines Restaurants bewundern? schreiber Gottfried Keller sich sein Leibge- Mutter. Nach und nach kommen so die
Ein Museum zeitgenössischer Kunst ei- richt auftragen lassen. Hier trafen sich Kandinskys und Braques, die Mirós und
gentlich, nur intimer, eigenwilliger ge- Zürcher Honoratioren: Fabrikanten, Ge- Chagalls zusammen, die in den Spei-
prägt. Nicht von ungefähr wurde es im schäftsleute, Professoren und Ratsherren. seräumen und der Bar hängen, gekauft
Laufe der Zeit zum festen Treffpunkt auch zu einer Zeit, als die klassische Moder-
von einheimischen Künstlern, Musikern Die Verbindung von Geist und Kom- ne für Sammler noch erschwinglich war.
und Schriftstellern. Hier haben Picasso, merz, zur Zeit des Ersten Weltkrieges oft
Kokoschka, Warhol oder Günter Grass misstrauisch beargwohnt, war in der Ge- Mit den meisten Künstlern hatte Hul-
ebenso verkehrt wie James Joyce oder schäftsstadt Zürich nichts Anstößiges. da Zumsteg persönlichen Kontakt. Sie
Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt. Hulda Zumsteg, die junge Wirtin mit dem kehrten immer wieder bei ihr ein und lie-
Gespür für das in der Luft Liegende, fügt ßen sich von ihr bemuttern. Eine Kunst-
Die wagemutige und zupackende frü- dem Geist und Kommerz noch eine weite- expertin ist sie nie geworden, aber mit
here Wirtin der Kronenhalle, Hulda Zum- re Komponente hinzu: die Kunst. ihrem nüchtern unsentimentalen Opti-
steg, hat das Lokal nachhaltig geprägt. mismus und ihrer Unbefangenheit nahm
Ihr Leben liest sich wie ein modernes Doch zunächst ist der ganze Einsatz des sie die Künstler für sich ein. Viele haben
Märchen: An einem kalten Novembertag Wirtepaares nötig, um das Haus wieder at- ihr Blätter und Zeichnungen gewidmet;
des Jahres 1890 wird die kleine Hulda traktiv zu machen. Eine ganz persönliche lustig und farbenfroh Miró und Tinguely,
in Winterthur geboren, und kalt bleiben Prägung soll es haben, eine Mischung aus mit roten Herzchen eingefasst Marc Cha-
auch ihre Kindheitsjahre. Die Stiefmut- Gemütlichkeit und Weltläufigkeit. gall: der Maler, an der Staffelei stehend,
ter nutzt sie aus, der Vater, ein Schuh- wie er einen Blumenstrauß für die Neun-
macher, hat keine Zeit für sie. Sie bricht Trotz ständiger Geldknappheit – die zigjährige auf die Leinwand zaubert.
nach Zürich auf und versucht im Gastge- Sanierung des Gebäudes verschlingt
werbe für sich und ihre kleine Tochter ein weit mehr als geplant – besteht Hulda Hulda Zumsteg hat mit den Giacomet-
bescheidenes Auskommen zu finden. Zumsteg in allem auf Qualität: in der Kü- tis und anderen Künstlern in der Kronen-
che und im Weinkeller, bei der Einrich- halle Geburtstag gefeiert und sich nie
Mit Geschick und Fleiß bringt sie es tung und beim Personal. Die holzgetä- von Neuem, Ungewohntem schrecken
im angesehenen Gasthaus Mühle von der felten Wände mit den alten Zunftwappen lassen, sei es von Max Bill oder Jean Arp.
Putzmagd zur Saaltochter. Dem Pächter bleiben, auch die Messinglämpchen,
gefällt ihr freundlicher Umgang mit den die Kronleuchter und die grünen Leder- In der Küche war sie konservativer
Gästen und ihr Einsatz für den Betrieb.
Der Gasthof wirft Gewinn ab. Als der Pa-
tron Hulda einen Heiratsantrag macht,
willigt sie ohne Zögern ein. Jeden Franken
legen die beiden nun auf die hohe Kante,
kein Ausspannen, keinen Luxus gönnen
sie sich, im Kopf nur den Traum vom ei-
genen Gasthaus. Ein gutbürgerliches Lo-
kal, das für sie erschwinglich sein sollte,
schwebt ihnen vor.

Als zu Beginn der Zwanzigerjahre das
damals noch am Rande des Zentrums

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Thema

und setzte auf Bewährtes. Der Bauhaus- eignen, besaß nicht nur ein ausgezeich- wo die weißen Tischdecken durch gemütli-
architekt Henry van de Velde fühlte sich netes Namensgedächtnis, sondern auch che grüne ersetzt werden, die Stammgäste
im Speisesaal mit den Spitzengardinen eine scharfe Beobachtungsgabe. Ihr sich Zeitungen aus aller Welt in ihre Nische
und den Messinglämpchen erstaunlich konnte kein Gast etwas vormachen, sie holen und Kunstliebhaber leise von Bild zu
wohl, vielleicht, weil er das Kulinarische durchschaute die Rollenspieler – und Bild gehen und staunend fragen: Sind das
samt Ambiente und Wirtin als Gesamt- Rollenspieler waren sie fast alle. Die Au- alles Originale?
kunstwerk sah. Nach den Premieren im todidaktin in Psychologie hätte viel er-
nahen Schauspielhaus fand sich oft das zählen können über ihre Gäste, aber sie Diese stillen Stunden am frühen
Theatervolk zur Nachfeier ein, ausgelas- ließ sich nichts entlocken. Nie, das ge- Nachmittag im Speisesaal haben für
sen und bunt gewandet, mit Soloauftrit- hörte zu ihren Spielregeln, Tratsch über manche Besucher einen besonderen
ten und Chorszenen, Dürrenmatt oder andere. Reiz.Sie ließen selbst den Dramatiker
Frisch mitten unter ihnen, ein Jahrzehnt Dürrenmatt zum Poeten werden:
zuvor Brecht oder Zuckmayer. Ihre Devise: immer präsent sein. Sie
kannte kein Privatleben, keinen Feier- An den Nachmittagen zwischen drei und
Hulda Zumsteg hatte nie das Be- abend, kein freies Wochenende. Die Kro- vier
dürfnis nach der weiten Welt – die Welt nenhalle war ihr Wohnzimmer, die Mitar- Am Tisch
kam zu ihr. Modeschöpfer brachten ne- beiter gehörten zu ihrer Großfamilie. Zwischen den Glasscheiben
ben den Theaterleuten kosmopolitische Wie hinter Silberstaub schläft die Katze
Buntheit in die Kronenhalle, ein Hauch Ab 1957, nach dem Tod des Vaters, Auf der Bank in der Ecke
Pariser Luft , Dior, Chanel, schwebte über kümmerte sich Sohn Gustav um die kauf- Kein Gast wagt sie zu stören
den Wappen der bodenständigen Zünfte. männischen Belange der Kronenhalle. Die Vor blauen Tramwagen manchmal
Sohn Gustav, der die Filiale eines Zürcher Mutter führte das Haus, erledigte Büroar- Bewegen sich die Vorhänge
Seidenhauses in Paris leitete, hatte die beiten, besprach mit dem Küchenchef den Geisterhaft auf die gleiche Scheibe
Kontakte geknüpft. Menüplan, überwachte den Einkauf, immer gespiegelt
auf Qualität der Produkte bedacht: „Man Erscheint aber auch
Die von Modeschöpfern wie Yves kann nicht gute Bilder an die Wand hän- Mein Gesicht und die fernere Theke
Saint-Laurent für Madame Zumsteg ent- gen und schlechtes Essen servieren.“ Schiebt sich
worfenen Haute-Couture-Kleider trug sie Der Hintergrund vor den Vordergrund
auch im Alter mit kokettem Charme. Lu- Die anspruchsvolle und manchmal
xus konnte sie durchaus genießen, aber auch unbequeme Chefin verlangte ihrem Hulda Zumsteg stirbt im Juli 1984 mit fast
nur, wenn er nicht mit Zeitverschwen- Personal viel ab – aber nie mehr, als sie 94 Jahren. Zur Beerdigung der Padrona,
dung gekoppelt war. selbst leistete. Mit faulen Lehrlingen hatte die vielen Menschen mehr war als eine
sie keine Nachsicht, eine Ohrfeige zur rech- Wirtin, strömen Trauernde aus ganz Zü-
Die Eigenheiten ihrer Gäste nahm ten Zeit habe noch keinem geschadet. rich und von weither zusammen. Ein Blu-
sie stets mit Gelassenheit, ob Gerhart menmeer die Grabstätte, niemand erinnert
Hauptmann mit großem Gefolge einfiel Nur nach dem Mittagessen gönnte sich sich, so etwas auf dem Zentralfriedhof je-
oder Busoni mit Bernhardiner. Uri Gel- die Unermüdliche eine Ruhepause. Das ist mals gesehen zu haben.
ler verewigte sich mit einer verbogenen die Zeit – l´heure bleue – wo in der Kronen-
Gabel im Gästebuch. Allein aus den Gäs- halle für ein paar Stunden Ruhe einkehrt, Damit sie den Zürchern in Erinnerung
tebüchern ließe sich ein Roman schrei- bleibt, hat Gustav Zumsteg im Gedenken
ben, aber sie liegen, der Neugier der Be- Varlin: Die Zürcher Kronenwirtin an seine Mutter eine Stiftung gegründet.
sucher entzogen, in der Bibliothek unter Familienkontinuität wird auch durch die
Verschluss. Schade, so bleibt das Rätsel- Enkelin gewahrt, die sich für das Werk der
raten, an welchem Tisch wohl der Schah Großmutter weiter mitverantwortlich fühlt.
von Persien und Kaiserin Farah Diba
oder die Nobelpreisträger Einstein und Im Speisesaal der Kronenhalle hängt
Niels Bohr gesessen haben. Musiklieb- an zentraler Stelle ein eindrucksvolles Ge-
haber möchten wissen, wann Strawins- mälde des Zürcher Künstlers Varlin: die Kro-
ky, Richard Strauss oder Furtwängler hier nenhallenwirtin, auf ihren Stock gestützt,
gespeist haben. Und wo pflegte Thomas ihr Reich überblickend, eine Augenbraue
Mann zu sitzen? Robert Musil? James Joy- hochgezogen. Ihr entgeht nichts. Sie hat
ce schrieb große Teile des Ulysses in Zü- die Kellner im Blick, aber auch die Gäste,
rich, in der Kronenhalle war er in der Zeit die sie an den Tischen persönlich begrüßt,
des Ersten Weltkrieges Stammgast. liebenswürdig lächelnd, mit der vertrauten
Frage: „Isch‘s rächt gsi?“
Hulda Zumsteg, die nie Gelegenheit
hatte, sich höhere Schulbildung anzu- Irma Hildebrandt

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Thema

Kaffeekultur heute – Von Kult bis Kennerschaft

Kaffeekultur – Man hört dieses Wort Einwegbecher in der einen, das Smart- Espressomaschine
und schon schweben die Gedanken phone in der anderen Hand. Und mir wird
hin zur Blütezeit europäischer Kaf- klar: In unsere heutige, schnelllebige Zeit Kapsel rein, dann Druck auf Taste,
feehäuser, entsteht ein von roman- des Multitasking und der Selbstoptimie- und im Augenblick da haste
tischen Vorstellungen geprägter rung will das auf Muße, Beschaulichkeit einen super Café crème:
Sehnsuchtsort der Muße und Be- und anregende Geselligkeit angelegte, in sehr bequem.
schaulichkeit, des anregenden und den Kaffeehäusern zelebrierte kontem­ Schwierig wird’s nur bei Besuch,
gepflegten Gedankenaustausches, plative Lebensgefühl von einst nicht denn dann haste nicht genug,
den es heute so nicht mehr gibt. mehr so recht passen. rennste fleißig wie ’ne Biene
Das musste auch die Verfasserin des zwischen Tisch und der Maschine.
nachfolgenden Beitrags erkennen, Der Deutschen liebstes Manchmal floppt die neue Mode,
als sie bei einem Aufenthalt in Wien Heißgetränk und man greift zur Alt-Methode.
in einem traditionellen Kaffeehaus
dieses oft beschriebene, besondere Kaffeekultur präsentiert sich heute auf Margitta Heinemann
Flair europäischer Kaffeehauskultur ganz unterschiedliche Weise und mit ent-
nachempfinden wollte. sprechend unterschiedlichen Akteuren. Sage mir, wie du den Kaffee zuberei-
Auf der einen Seite finden sich diejeni- test und ich sage dir, wer du bist. Gern
Schon beim Betreten des im Reiseführer gen – ich nenne sie hier Kaffeekenner - erklärt der Kaffeekenner seinen Gästen,
als „Original“ bezeichneten Kaffeehau- die sich über die von ihnen bevorzugte was für die von ihm bevorzugte Zuberei-
ses tritt Enttäuschung bei mir ein, obwohl Zubereitungsart definieren und den Kaf- tungsart spricht und wie sie funktioniert,
das nostalgische Interieur eine einladen- fee am liebsten selbst in der heimischen welche Kaffeebohne sich für den vol-
de Atmosphäre verbreitet. Denn statt der Küche zubereiten. Und Zubereitungsarten len Genuss am besten eignet und dass
erwarteten, angeregt plaudernden, in die gibt es inzwischen viele: man die Bohnen – falls man nicht über
Lektüre einer Tageszeitung vertieften oder einen Vollautomaten verfügt - unbedingt
der dezenten Kaffeehausmusik lauschen- Z. B. den Vollautomaten, mit dem sich erst unmittelbar vor der Zubereitung per
den Gäste sind die Anwesenden ander- per Knopfdruck die Bohnen frisch mahlen Hand mit der guten alten Kaffeemüh-
weitig beschäftigt: mehr konzentriert als und in der gewünschten Form zubereiten le mahlen sollte, um in den Genuss des
entspannt über Smartphone oder Tablet lassen – als einfachen Schwarzen Kaffee, vollen Aromas zu kommen.
gebeugt, ungeniert laut telefonierend. Je- als Espresso und selbstverständlich auch
mand macht schnell ein Selfie von diesem mit (aufgeschäumter) Milch, als Cappuc- Ausdruck eines
Stück – lassen Sie mich sagen - konser- cino, Milchkaffee oder Latte Macchiato. Lebensgefühls
vierter Kaffeehauskultur.
Weiter geht‘s mit der guten alten Fil- Einem ganz anderen Typ Kaffeetrinker be-
Vorbei an den in dekorativen Vitrinen terkaffeemaschine, mit dem speziellen gegnet man unterwegs, z. B. in einer der
ausgestellten verführerischen Torten und Espressokocher, mit Kaffeepads oder – vielen Filialen internationaler Kaffee(haus)
Patisserien gleitet mein Blick über die ty- besonders gepriesen von George Clooney ketten, Coffee-Shops oder Coffee-Bars.
pischen Thonet-Kaffeehausstühle und – mittels auf einer Centrifusions-Techno- Laut Kaffeeverband besuchen ca. fünf Mil-
-tischchen hinweg durch eines der raum- logie basierenden Kaffeemaschine mit lionen Deutsche mindestens einmal pro
hohen Fenster hinaus auf die Straße, wo Kapselsystem, das für optimalen Ge- Woche eine solche Filiale, rund 160.000
sich Menschentrauben geschäftig tum- schmack samt reicher Crema sorgen soll.
meln – viele von ihnen den Coffee to go-
Schließlich die umweltfreundliche
Zubereitung in der Press-Stempelkanne,
die so heißt, weil man hierbei das Kaf-
feemehl in das French Press oder Press-
Stempelkanne genannte Gefäß füllt,
heißes, nicht mehr kochendes Wasser
aufgießt, kurz umrührt, alles einen guten
Augenblick ziehen lässt und schließlich
mit einem stempelähnlichen Sieb-Auf-
satz den Kaffeesatz behutsam auf den
Kannenboden drückt, während sich da-
rüber der duftende Kaffee absetzt.

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Thema

Deutsche machen das täglich. In die Fili- sagen ungerechtfertigt – hohe Preis ist vielen Filialen der großen Kaffeegeschäf-
alen internationaler Kaffeeketten zieht es Teil des Starbucks-Marketingkonzeptes: te und -ketten. Ob mit oder ohne Milch
ein überwiegend junges Publikum. Es de- Wer hierher geht, gehört zur gehobenen und Zucker, ob als Espresso, Cappucci-
finiert sich weniger über die perfekte Zube- Gesellschaftsschicht, die sich das leisten no, Latte Macchiato oder Milchkaffee, mit
reitungsart und auch nicht über die bevor- kann und will! oder ohne Aromazusatz. In Small, Medi-
zugte Kaffeespezialität, sondern vor allem um, Large oder Extra-Large – was immer
über die dort “beheimatete“ Community Bequem und verpönt das Herz des eiligen Kaffeekonsumenten
sowie über die auf Vertrautheit setzende, begehrt.
den Gast aufwertende und identitätsstif- Damit kommen wir zum dritten Typus des
tende Atmosphäre. Kaffeekonsumenten der Gegenwart. Des- Und damit der Kaffee beim Laufen
sen Vertreter trinken ihren Kaffee weder nicht überschwappt, gibt‘s auf den Be-
Mit weltweit mehr als 33.000 sol- zu Hause noch im „Dritten Ort“. Sie kau- cher noch den Kunststoffdeckel, außer-
cher Kaffeehaus-Filialen ist das börsen- fen irgendwo unterwegs einen Kaffee zum dem zum Umrühren Plastiklöffel bzw.
notierte amerikanische Unternehmen Mitnehmen, um ihn dann im Gehen zu Holzstäbchen und selbstverständlich die
Starbucks, das in diesem Jahr auf sei- trinken, vielfach gleichzeitig beschäftigt Papierserviette. Pro Tag (!) – so schätzt
ne 50-jährige Unternehmensgeschich- mit anderen, einhändig auszuführenden die Deutsche Umwelthilfe – landen in
te zurückblickt, die Tätigkeiten. Ob jemand diese Form des Deutschland etwa 7,6 Mio Einwegkaffee-
z. Zt. erfolgreichs- Kaffeekonsums wählt, weil ihm die unifor- becher plus Zubehör anschließend im
te Kaffeehauskette. men Kaffeeketten-Interieurs zu steril und Müll. Bequem ist diese Form des Kaffee-
Ihr Erfolgsrezept: ungemütlich sind? Oder weil ihm die Hek- konsums allemal. Doch leider nicht res-
die Verbindung der tik des Alltags keine andere Wahl lässt? sourcenschonend. Und weil sich immer
qualitativ hohen mehr Menschen dieser Problematik be-
Kaffeekultur euro- Nach Angaben der Deutschen Um- wusst sind bzw. werden, gibt es erste
päischer Cafés mit welthilfe trinken inzwischen 17% der Ansätze für nachhaltige Coffee to go-Lö-
den auf Massenproduktion und Wirt- Deutschen ihren Kaffee regelmäßig auf sungen, z. B. Trinkbecher aus kompos-
schaftlichkeit ausgerichteten Arbeits- diese Weise. Es bieten sich ja auch ge- tierbaren Reishülsen, das vom Kunden
und Organisationsstrukturen amerikani- nügend Gelegenheiten, einen „Coffee mitgebrachte eigene Mehrwegtrinkge-
scher Fast Food-Restaurants. to go“ zu kaufen: am Kiosk um die Ecke, fäß oder den Mehrwegbecher im Pfand-
beim Bäcker sowieso, an der Tankstelle system.
Laut Unternehmensleitlinien versteht und selbstverständlich auch in einer der
Starbucks seine „Coffee Houses“ als Sigrid Lindner
sog. „Dritter Ort“, als Wohlfühl-Oase zwi-
schen Beruf und Familie, als Treffpunkt Edler Genuss
für Arbeit und Geselligkeit für all diejeni-
gen, die sich als Mitglied der Starbucks- Und jetzt freue ich mich auf eine Tasse meines Lieblingskaffees, nach dem Ort un-
“Familie“ fühlen wollen. Überall auf der
Welt sind die Starbucks-Cafés nach ei- serer ersten Begegnung von mir „Kaffee Colima“ genannt. Einen Kaffee, wie es ihn
nem einheitlichen Design-Konzept ge-
staltet, ist das Mobiliar standardisiert, in keinem Kaffeehaus, in keiner Coffee Bar und erst recht nicht „to go“ gibt. Zube-
gibt es neben den überall gleichen Ge-
tränkeangeboten auch ein und dassel- reitet mit Ruhe und Muße und in Vorfreude auf den bevorstehenden Genuss. Hier
be Speisenangebot wie Bagels, Donuts,
Muffins und Sandwiches, erklingt über- die Anleitung für zwei Tassen Kaffee:
all die gleiche Coffee House-Musik. Und
in jeder Starbucks-Filiale fragt der Baris- Bringen Sie pro Tasse gut 150 ml Wasser, je nach Geschmack ein bis zwei Tee-
ta den Gast bei der Bestellung nach des-
sen Vornamen, plaudert mit ihm wie mit löffel (braunen) Zucker und ½ bis eine Stange Zimt in einem kleinen Kochtopf zum
einem guten Bekannten. All das vermit-
telt den für den Community-Gedanken so Kochen. Sobald der Siedepunkt erreicht ist, reduzieren Sie die Hitze und lassen
wichtigen, identitätsstiftenden Wieder-
erkennungswert. Zwar ist der Kaffee bei Sie alles noch einen Augenblick köcheln.
Starbucks deutlich teurer als anderswo,
obwohl er nicht einmal am Tisch serviert, Schalten Sie den Herd aus und nehmen Sie den Topf von der Herdplatte. Füllen
sondern vom Barista über die Theke ge-
reicht wird, doch auch der – wie Kritiker Sie jetzt pro Tasse einen leicht bis gut gehäuften Maßlöffel gemahlenen Kaffee in

das nicht mehr kochende Wasser. Rühren Sie kurz um und lassen Sie den Kaffee

dann auf der ausgeschalteten Herdplatte noch gut ein bis zwei Minuten ziehen.

Achtung: Der Kaffee soll nicht kochen, wohl aber heiß bleiben! Währenddessen

dürfen Sie sich bereits an dem verführerischen Duft erfreuen, der sich jetzt in der

Küche verbreitet. Nun geben Sie den Kaffee durch ein Kaffeesieb in die evtl. vorge-

wärmte Tasse, säuseln Sie verheißungsvoll wie einst der österreichische Liederma-

cher Peter Cornelius „Der Kaffee ist fertig!“, schließen Sie die Augen und genießen

Sie den unvergleichlichen Kaffee Colima! Wunderbar! Sigrid Lindner

17

Thema

Plaudern bei Kaffee und Kuchen liches, was sie immer wieder zu Spott
und Spekulationen über Sinn und Zweck
Die Geschichte des Kaffeeklatsches ist un- Ernst Ludwig Kirchner, Kaffeetafel, 1907 dieser Treffen getrieben hat. Frauen, die
trennbar mit der beginnenden Emanzipa- regelmäßig an den geselligen Gesprächs-
tion der Frau in der Aufklärung verbunden. und feinstem Backwerk wurden Zungen runden, die den Weg zur Salonkultur eb-
gespitzt und Frauenbande geschmiedet, neten, teilnahmen, galten bei Männern
Als sich im 18. Jahrhundert das Bür- Freundschaften geschlossen und ein Stück als weniger beliebte Ehefrauen, da sie
gertum entwickelte, pflegten die Herren weiblicher Alltag zur Lebenskunst erhoben. eigenständig denkend und bereits an-
der Gesellschaft sich in Kaffeehäusern satzweise emanzipiert waren. Die schön-
aufzuhalten, was den Frauen verwehrt Für Männer hatten diese Kränzchen geistigen Gespräche bei Heißgetränken,
blieb. Doch auch sie hatten das Bedürf- etwas Geheimnisvolles und Unverständ- Gebäck und etwas Likör im Kreis der in-
nis sich auszutauschen, im Sinne der tellektuellen Frauen ersetzte für sie ge-
Aufklärung ihre individuelle Persönlich- wissermaßen die ihnen untersagte uni-
keit zu entwickeln und Freundschaften versitäre Ausbildung und wurde, trotz des
zu knüpfen. So entstand der Brauch des privaten Ambientes als Repräsentation der
Kaffeeklatsches, der zwar die Konvention Familie nach außen ernstgenommen.
beachtete, also die Frau im Verborgenen
des Privaten verharren ließ, aber ihnen Heute haben Frauen längst die Cafés
dennoch genügend Raum zum freiheitli- erobert und sind jetzt dort meist in der
chen Austausch gab. Überzahl vertreten. Sie sind ideal zum
Treffen mit der Freundin in der Mittags-
Die gesellige Zusammenkunft inner- pause oder nach dem Einkauf, zum Aus-
halb der heimischen vier Wände eröffne- tausch der Neuigkeiten. Oder auch im
te die Möglichkeit, sich über all das aus- größeren Kreis zur Geburtstagsfeier oder
zutauschen, wofür sich sonst nur schwer ungezwungener Kaffeerunde.
ein Anlass bot. Bei Bohnenkaffee, Likör
Ursula Michalke
Mit Omi ins Café
auf, verschwitzt und hungrig: Dürfen wir
Nein, keine Legos mehr, auch keinen Fuß- Nun also zum Tivoli. Um Vier erwarten wirklich noch einmal etwas bestellen, Omi?
ball, mein jüngster Enkel Urs hat einen an- mich die drei Freunde wie verabredet vor – Ich nicke. Heut ist ja noch Geburtstag.
deren, etwas überraschenden Geburts- dem Eingang, zur Feier des Tages ordent-
tagswunsch: Ich soll ihn und seine beiden lich gekleidet, Urs mit einem Blumen- Die Drei versenken sich in die Dessert-
Freunde zu einem groooßen Eisbecher mit sträußchen in der Hand, Wiesenblumen, karte. Nicht einfach für Achtjährige, so viel
Sahne einladen. Aber nicht in die Kondito- die er am Weg gepflückt hat, die aber schwierige Wörter. Sie entziffern gemein-
rei an der Ecke, sondern ins bekannte Ti- schon die Köpfe hängen lassen. Ich habe sam Mousse au Chocolat. Klingt gut. Also
voli au Lac. Da war er schon mal mit Onkel einen Tisch in der Ecke für einen Kinder- dreimal dieses Mousse. Mit oder ohne Sah-
Herbert, und da gab es Klasse Himbeereis geburtstag reservieren lassen. Nicht zu ne? fragt der Kellner. – Natürlich mit.
und einen Kicker. Dass ich zwar Himbeer- übersehen das bunte Zirkustischtuch
eis, aber keinen Kicker kenne, erstaunt ihn: und die Clownservietten. Die Jungen ha- Bevor der nette Kellner das Gewünsch-
Das ist ein Tischfußballspiel, Omi. Was habt ben sofort erkannt, dass sich daraus pri- te bringt, durchforstet das Trio neugierig
ihr denn früher gespielt, wenn es langwei- ma Flieger falten lassen. Die Servietten die Zeitungsecke: Nichts für sie dabei, nur
lig war im Restaurant? – Ich überlege: Wir sind im Nu verschwunden und die drei Kinderbücher und alte Comic-Hefte. Ent-
gingen damals eigentlich nur auf Reisen in Geburtstagsgäste auch. Sie erproben täuschung. – Doch das Schokoladenmus
ein Restaurant oder Café. Dann musste es die Flugtüchtigkeit ihrer bunten Flieger schmeckt himmlisch, im Magen hätte glatt
immer möglichst schnell gehen mit dem auf der Terrasse, aber der Wind fehlt, die noch eine zweite Portion Platz...
Essen, wir wollten ja rasch weiterfahren, Flieger landen alle in den Blumenkästen.
bevor´s euch Kindern zu langweilig wur- Aber die Zeit drängt. Rasch in die
de, eingezwängt auf der Rückbank. Kas- Der Kellner hat inzwischen die Eisbe- Anoraks geschlüpft, ein paar Zückerchen
setten mit spannenden Geschichten gab cher und neue Servietten gebracht. Das vom Nachbartisch eingesteckt und sich
es noch nicht, jedenfalls nicht in unserem Eis ist schnell verschlungen, der Kicker von Omi mit festem Handschlag verab-
Gepäck, und die Fantasie, zu gewünsch- muss ausprobiert werden. Die Freunde schiedet: Danke, danke, das war ein Su-
ten Themen Geschichten zu erfinden, er- verschwinden in einem Hinterzimmer, perklasse-Geburtstag, das machen wir
schöpfte sich auch irgendwann. und ich kann in Ruhe meinen Cappuccino nächstes Jahr wieder... Und schon sau-
genießen. Irgendwann tauchen sie wieder sen sie zum Bus. Und ich bestelle noch
einen doppelten Espresso.

Irma Hildebrandt

18

Thema

Kaffee und Kultur

Ausgehend von Berlin, wurden seit 1986 zur Musik und wissenschaftlichen Themen.
In einem separaten Raum, der aber
zunächst in den großen Städten Deutsch-
mit dem Hauptraum des Cafés verbun-
lands, Österreichs und der Schweiz, dann den ist, ist das moderne S'Antiqua ein-
gerichtet. Hier werden gebrauchte Bü-
schnell auch in mittelgroßen Städten Lite- cher zum Direktverkauf angeboten. Der
Gast im Café kann sich jedes Buch mit an
raturhäuser gegründet, die sich in weni- seinem Platz nehmen und während sei-
nes Aufenthaltes darin schmökern. Ge-
gen Jahren zu lebendigen Treffpunkten für fällt ein Buch dem Leser, so kann er es
anschließend für einen kleinen Obulus
die Literatur entwickelten und im kulturel- erwerben.Sobald es die Corona-Regelun-
gen erlauben, soll es wieder regelmäßig
len Leben ihrer Städte zu unverzichtbaren ein Kulturprogamm geben.

Einrichtungen wurden. Im Netzwerk litera- Da Café und Literatur hier eng zu-
sammengehören, veranstaltet das „Café
turhaus.net entwickeln und veranstalten Satz“ regelmäßig Lesungen auch für Kin-
der am Nachmittag, Autorenlesungen,
die 15 Literaturhäuser mit verschiedenen Gedicht-Rezitationen mit Klavierbeglei-
tung, Kleinkunstdarbietungen und Kon-
Partnern internationale Projekte wie Län- zerte. Neben Lesungen sind auch Aus-
stellungen o.ä. im Café denkbar.
derschwerpunkte, bilaterale Stadtschrei-
Als gemeinnützige Tochter der Frei-
berprojekte, Plakataktionen und den Preis burger Stadtmission ist das „Café Satz“
christlich getragen. Die Erlöse aus dem
der Literaturhäuser. Café-Betrieb kommen den Projekten der
Ukraine-Hilfe z. B. Kinderheimen, Pflege-
In integrierten Gastronomie-Einrich- Genießen und Lesen im Freiburger „Café familien oder Seniorenpflegezentren zu-
tungen ist zumeist Raum für zwanglo- Satz“, sobald es die Corona-Bestimmun- gute.

se Begegnungen. Das attraktive Flair von gen wieder ermöglichen. Info: www.seinlaedele.de

Salon und Kaffeehaus zieht nicht nur vor Renate Zimmer

oder nach Veranstaltungen Besucher an. Buch und Café garten wieder eröffnet
Die Räumlichkeiten lassen sich auch ein- und immer wieder um-
gebaut .
fach zur Galerie, zum Musik- und Sprech- Die Gäste müssen nicht im Kaffeesatz le-
theater oder Kino umfunktionieren. sen oder eigene Bücher mitbringen, wenn Es bietet seither
eine Vielzahl von kul-
sie in das 2012 in einem Freiburger Alt- turellen Veranstal-
tungen an und ist in
Kaffeehaus-Kultur an bauviertel eröffnete Literatur-Café „Café München zu einer zeit-
genössischen Institu-
der Außenalster Satz“ einkehren. Neben Kaffeespezialitä- tion geworden.

ten und hausgemachten Kuchen und Tor- Die anregenden
Diskussionsrunden mit namhaften Refe-
Wer das „Grand Café Hamburg“ im Ham- ten warten mehrere hundert Bücher auf renten (zur Zeit online), Matinéekonzer-
te, Workshops, Live Musik werden nach
burger Literaturhaus betritt, der sucht et- die lesehungrigen Kaffeetrinker. Neben der Corona-Pandemie haben Kultstatus.
Geschätzt ist auch die Küche und die sü-
was anderes als einen schnellen Kaffee zu historischen Romanen finden sich Bücher ßen Kunstwerke aus der Backstube.

einem einfachen Snack. Das Café befindet Inge Kellersmann

sich wenige Gehminuten von der Außen-

alster entfernt in einer klassizistischen Vil-

la aus dem 19. Jahrhundert.

In einem der reizvollsten Räume dieser

prachtvollen Villa am Schwanenwik war-

ten Hamburger Frühstücksvariationen, er-

lesene Kaffespezialitäten und süße Kreati-

onen auf die Gäste, die seinerseits Muße

mitbringen sollten. Sich ihren Gedanken

überlassend genießen sie die Atmosphä-

re des festlichen Raumes. Hier werden das

Zeitungsstudium oder die Buchlektüre zu

einem geistig-kulinarischen Erlebnis. Wer Matinée im Palmengarten

nicht selbst lesen mag, der findet im Le-

sungs- und Veranstaltungsprogramm des Das Café Luitpold in München war ein

Literaturhauses seine Lieblingsautoren 1888 eröffnetes klassisches Kaffeehaus

und im „Jungen Literaturhaus“ die Darbie- der Gründerzeit in München. Nach weitge-

tungen von Nachwuchsschriftstellern. hender Zerstörung zu Ende des 2. Weltkrie-

Infos: www.literaturhauscafe.de ges wurde es 1948 erstmals als Palmen-

19

Thema

Von der Bohne in die Tasse

Wo kommt eigentlich der Kaffee her,
den wir täglich trinken? Welche Arbeits-
schritte sind notwendig, bevor das be-
liebte Getränk in unsere Tassen fließt?
Was hat Kaffee mit Klimawandel zu tun?

Um einen guten Arabica-Kaffee zu produ- Rohe Kaffeebohnen Fotos: Sean Hawkey
zieren, ist viel Arbeit nötig: Zuerst müssen
Setzlinge gezogen werden, die aber erst an der Tagesordnung. Wetterperioden ver- len Projekten. Fairtrade-Kaffeekooperati-
nach vier Jahren Ernte abwerfen. Geerntet schieben sich ungünstig: Mal ist zu viel Re- ven sind demokratisch organisiert. Dies
wird Kirsche für Kirsche über drei Monate gen, mal zu wenig, mal fällt der Regen in
lang, weil die Kirschen erst nach und nach kürzerer Zeit zu heftig oder gerade dann, bringt viele Vorteile:
reif werden. Dann wird der Kaffee geschält, wenn der Kaffee getrocknet werden muss. z.B. höhere Verhand-
fermentiert, gewaschen und getrocknet. lungsmacht, die Mög-
Während des Trocknens müssen immer Das Preisdumping und der Klimawan- lichkeit, Anschaffun-
wieder schlechte Bohnen und Fremdkör- del zwingen viele Kaffeefarmerinnen zur gen gemeinschaftlich
per aussortiert werden. Aufgabe ihrer Pflanzungen. Sie können zu tätigen, einen ver-
das Schulgeld ihrer Kinder nicht mehr einfachten Zugang zu Finanzierung und
Wenn eine kleine Kaffeebäuerin in bezahlen und flüchten. Viele Menschen gegenseitiges Lernen und Austausch so-
Uganda ihren Kiboko genannten Robus- in den großen Flüchtlingstrecks der letz- wie menschenwürdige Arbeitsbedingun-
ta-Kaffee verkauft, bekommt sie im kon- ten Jahre kommen aus den Kaffeeländern gen für Beschäftigte auf Plantagen in Ent-
ventionellen Handel sogar nur unter ei- Mittel- und Südamerikas und sammeln wicklungs- und Schwellenländern.
nem Prozent des Verkaufspreises, den sich in Mexiko an der Grenze zu den USA. Dodo Schulz/Alex Kunkel
das Endprodukt z. B. als löslicher Kaffee
erzielt (Oxfam 2003). Die Differenz lan- Kaffee ist ein wichtiges Handelsgut Der KaffeeGartenRuhr
det beim Exporteur, auf dem Weltmarkt, der Länder des Südens auf dem Welt-
bei einem Börsenspekulanten, beim in- Agrar-Markt und Spekulationsobjekt an Um noch mehr über Kaffee zu erfahren,
dustriellen Röster und bei den großen Le- den großen Rohstoffbörsen in London bietet sich ein Besuch im KaffeeGarten-
bensmittelketten – Aldi, Lidl, Edeka ... (Robusta) und New York (Arabica). Gan- Ruhr im Gruga-Park in Essen an. Im van
ze Volkswirtschaften südlicher Länder Eupen Haus vermitteln Präsentationen,
Klimawandel: Der Kaffee hängen vom Kaffee-Export ab – in Ugan- Gegenstände und Workshops Wssens-
steht auf der Roten Liste da z.B. bis zu 25 % vom Gesamtexport. wertes rund um den Kaffee und ande-
Und nur 20-30 Milliarden Euro also 5-7 re Produkte.
Arabica-Kaffee steht seit 2018 auf der Ro- Prozent des Umsatzes landen bei den 25
ten Liste der gefährdeten Arten. Grund da- Millionen KaffeefarmerInnen und ihren Auf fünf Infosäulen erfährt der Be-
für ist der Klimawandel, der in den Erzeu- Familien. sucher mehr über Botanik, Anbau und
gerländern mit Starkregen und Erwärmung Weiterverarbeitung, über die Lebens-
zu Schädlingsbefall führt. Bergrutsche sind Der Faire Handel garantiert den Kaf- und Arbeitswelt der Produzentinnen
in den steilen Lagen des Arabica-Anbaus feefarmerInnen einen Mindestpreis, der sowie über den Welthandel, Fair Trade,
in der Regel über dem Weltmarktpreis kulturelle Aspekte und die Industrie-
Trocknen von Kaffeebohnen liegt. Ist der Weltmarktpreis höher, wird und Handelsgeschichte von Kaffee, Ka-
dieser bezahlt. Mit einer darüber hin- kao, Zucker und Baumwolle.
aus gehenden Prämie unterstützt der
Faire Handel die Umsetzung von sozia-

20

Weitere Themen

Für Sie gelesen

Die Geschichte des wurde verehrt und bewundert von den chen – vorausgesetzt man verfügt über
Homo sapiens einen, und von den andern geschmäht die nötige Fantasie und Vorstellungskraft
und bekämpft. Von den Nazis vertrieben für surreale, auch groteske Geschehnisse.
Ein gewichtiges Werk in jeder Hinsicht: Es und ausgebürgert, führte die Odyssee der
wiegt beinahe zwei Kilogramm und enthält Staatenlosen von Berlin nach Paris, New Nicht jedermanns Sache, aber wer
spannende Forschungsergebnisse über die York, Jerusalem, die Schweiz und Rom. unkonventionellen Humor liebt, kommt
Entwicklung der Menschheit auf den Ge- Immer wieder zog es sie zur Sommerzeit hier auf seine Kosten und amüsiert sich
bieten der Paläonthologie, der Geschich- in ihr geliebtes Feriendomizil, das kleine zum Beispiel über das „Moped auf hoher
te, Genetik und Geografie. Dorf Tegna im Tessin. Hier fand sie die nö- See“ oder über die Versetzung des Mat-
tige Ruhe und Entspannung zum Träumen terhorns.
In vergangenen Jahrzehnten stand und zum Zurückverfolgen ihres kurvigen
noch das Universum im Mittelpunkt des Lebensweges, festgehalten auf Notizzet- Der 2020 verstorbene niederländi-
medialen Interesses, vor allem seit der teln oder in ihrem ‚Denktagebuch‘ (1950 – sche Autor Biesheuvel wurde für seine
ersten Mondlandung amerikanischer As- 1973). Zu einem gedruckten Buch kam es skurrilen Kurzgeschichten mehrfach aus-
tronauten 1969, als clevere Makler schon nicht mehr. Hannah Arendt ist am 4. De- gezeichnet.
„atombombensichere“ Parzellen auf zember 1975 mit 69 Jahren in New York,
dem Mond verkauften. Heute sind Mond- ihrer amerikanischen Wahlheimat, gestor- J.M.A. Biesheuvel: Reise durch
wüsten ohne Lebewesen keine Spekula- ben. Ihr politisches Hauptwerk „Elemente mein Zimmer. Illustrationen von Peter K.
tionsobjekte mehr. Es steigt jedoch das und Ursprünge totalitärer Herrschaft“, eine Kirchhof. Aus dem Niederländischen von
Interesse an unserem Planeten. Wie ha- entlarvende Analyse autoritärer Macht- Ulrich Faure (120 Seiten, Hardcover mit
ben unsere Vorfahren gelebt? Wie verlie- strukturen, und ihr wichtigstes philoso- Schutzumschlag)
fen die Wanderungen der Urvölker, der phisches Werk „Vita activa oder vom tä-
Neandertaler? tigen Leben“ werden als Klassiker auch Gibt es Gerechtigkeit?
das 21. Jahrhundert überdauern.
Der italienische Biologe und Philo- Ein Krimi, der mehr ist als eine spannen-
soph Telmo Pievani und der französi- Als hilfreicher Einstieg in Hannah Are- de Reise- und Bettlektüre. Ein Krimi, der
sche Paläanthropologe Valéry Zeitoun ndts Leben und Werk erweist sich das Buch Fragen stellt, unbequeme Fragen nach
haben die vom Ursprungsraum Afrika der Literaturwissenschaftlerin Hildegard E. Schuld und Verantwortung, nach Recht
ausgehenden Wanderströme über weite- Keller: „Was wir scheinen“. Die während und Gerechtigkeit.
re Kontinente verfolgt und in anschauli- zehn Jahren in den USA lebende und leh-
chen Skizzen festgehalten. Zeichnungen rende Autorin hat ein besonderes Gespür Im Mittelpunkt der Handlung steht
vom vermutlichen Aussehen der Urmen- für die Schwierigkeiten, mit denen die sen- ein Strafrichter, der von seiner gerech-
schen, Funde von Kultgegenständen, sible, schöngeistige Hannah Arendt im ro- ten Urteilsfindung überzeugt ist und
Werkzeug, Schmuck und Höhlenzeich- busten New York zu kämpfen hatte. auch die Justiz vor angefochtenen Urtei-
nungen machen den Alltag unserer frü- len in Schutz nimmt. - Bis seine Rechts-
hesten Vorfahren nachvollziehbar. Inter- Etwas irritierend wirkt die Bezeich- gewissheit eines Tages erschüttert wird
essant der Hinweis, dass der Mensch als nung ‚Roman‘ für dieses sorgfältig re- und sein Selbstbewusstsein ebenso. Es
einziges Lebewesen in der Lage ist, durch cherchierte, faktengenaue Werk. Aber geht um einen Mord im Gerichtssaal, der
Domestizierung von Pflanzen und Tieren beim Lesen erweisen sich die (vermut- in ihm alte Wunden aufreißt und der ihn
die verschiedenen Ökosysteme zu beein- lich) fiktiven Stellen als klug eingefügte, seiner Familie, seiner Frau vor allem, ent-
flussen und zu verwandeln. bereichernde Ergänzungen. fremdet. Gibt es einen Ausweg? Lesen Sie
selbst...
Telmo Pievani/Valéry Zeitoun: Der Hildegard E. Keller: Was wir schei-
große Atlas der Menschheit. Homo sa- nen. Roman. Eichborn Verlag, Köln, 2021 Der Autor und Rechtsanwalt Mar-
piens. wbg Theiss Verlag, Darmstadt (564 Seiten, Hardcover mit Schutzum- kus Thiele versteht es, Realität und Fik-
2020 schlag) tion geschickt zu verknüpfen und aus
mancher eher langatmigen Gerichtsver-
Würdigung einer Die Welt im eigenen Zimmer handlung eine spannende Story zu ent-
großen Philosophin wickeln.
Es muss nicht immer eine Reise in ferne
Hannah Arendt – eine deutsch-jüdische Länder und Kontinente sein, um die Welt Markus Thiele: Die Wahrheit der
Denkerin und Querdenkerin, die sich nir- zu erkunden. Verblüffende Entdeckungen Dinge. Roman. Benevento Verlag, Salz-
gendwo passend einordnen lässt. Sie lassen sich auch im eigenen Zimmer ma- burg – München 2021 (240 Seiten, Hard-
cover mit Schutzumschlag)

Irma Hildebrandt

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Weitere Themen

Keine Scheu vor neuen Medien

Theater und Konzerte digital Doch macht sich das Museum mit sprechstunden abgerechnet.
solchen Angeboten nicht selbst Konkur-
Angesichts der Pandemie wollen 15 deut- renz? Könnte das Virtuelle nicht sogar Im Prinzip läuft eine Videosprech-
sche Theater ihren Bühnenraum stärker das Reale überflüssig machen? Die Direk-
ins Digitale mit Hilfe "Theaternetzwerk. torin des Staatsmuseums Stuttgart Ulri- stunde ähnlich ab wie ein normaler Be-
digital" ausdehnen. Beteiligt sind etwa ke Groos sieht die Gefahr nicht, in einer
die Münchner Kammerspiele und die The- Ausstellung erlebe man „Bewegung im such in der Arztpraxis, erklärt die Kas-
ater in Dortmund, Gießen, Kassel, Tübin- Raum, Materialität, Größenverhältnis-
gen und Heidelberg. se und Nachbarschaften von Kunstwer- senärztliche Bundesvereinigung. "Sie
ken“ – und die Aura der Originale. Das
Auch die Elbphilharominie Hamburg Digitale sei jedoch eine Ergänzung, die befinden sich nur an getrennten Orten.
bietet unter www.elbphilharmonie.de/ für manche sehr wichtig sein könne. Es
mediathek viele Konzerte u.a. vom Inter- gebe Menschen, die krank oder nicht mo- Der Austausch erfolgt am Bildschirm,
nationalen Musikfest digital an. bil seien – oder schlicht zu weit weg.
ohne dass Sie hierzu in die Praxis kom-
Kunst online betrachten Videosprechstunde
men müssen. Dies spart Zeit und lange
Museen sind hoffentlich nicht mehr lange Auch im Gesundheitswesen gewinnt die
geschlossen. Dennoch experimentieren sie Digitalisierung immer mehr an Bedeu- Anfahrtswege"
mit neuen Formen der digitalen Vermitt- tung. Im Zuge der Pandemie hat die An-
lung. Viele Museen bieten inzwischen auf zahl der Videosprechstunden rasant zu- Auch technisch ist die Videosprech-
ihren Webseiten „Rundgänge“ durch die genommen. Insgesamt wurden im ersten
Sammlung und die aktuelle Sonderaus- Halbjahr 2020 über 1,4 Millionen Video- stunde nicht sonderlich kompliziert. Man
stellung und sogar Führungen an.
benötigt nur einen Computer, ein Tablet

oder ein Smartphone mit einer Kame-

ra, einem Mikrofon und einem Lautspre-

cher, sowie eine Verbindung ins Internet.

Abgewickelt wird die Sprechstunde dann

meist über die Website eines Dienstleis-

ters, der besondere Sicherheitsanforde-

rungen erfüllen muss, damit das, was der

Patient mit dem Arzt bespricht, auch nicht

nach außen dringt. Für Kassenpatienten ist

das Gespräch kostenlos. I.K.

Die Vorzüge des Alters

„Das Alter aber hat die Heiterkeit des- füllender, als mit den eigenen Fähigkei- den Kopf fit hält, etwa durch Erlernen ei-
sen, der eine lang getragene Fessel los ten und Talenten im Leben anderer Men- ner Fremdsprache. Sie ist auch der Mei-
ist und sich nun frei bewegt“ – so Arthur schen einen spürbaren Unterschied zu nung, dass für das seelische Wohlbefin-
Schopenhauer. machen. Denn wer sich engagiert, erfährt den zwischenmenschliche Beziehungen
nicht nur Dankbarkeit, sondern auch von größter Bedeutung sind. So stellt sie
„Die deutsche Bevölkerung wird jede Menge über sich selbst und lernt zum Beispiel vor, wie man mit Tandem-
zwar immer älter. Doch der demografi- eine ganze Menge dazu“, erklärt Roland partnern gemeinsam eine Sprache ler-
sche Wandel ist nicht nur mit unbeque- Krüger in seinem Buch. nen kann (tandem.net). Auch beim Sin-
men, sondern auch mit positiven Verän- gen paaren sich Kopf und Gemüt.
derungsprozessen für die Gesellschaft Die Schriftstellerin Britta Zangen ist
verbunden. Die späten Lebensjahre wur- der Meinung „Alter/n ist großartig – Man Aber alle diese Aktivitäten in der Ge-
den für viele Menschen zu einer Pha- muss nur wissen wie.“ Auch sie ermutigt meinschaft sind uns leider während der
se des Aufbruchs, in der sie endlich das in ihrem Buch, die Veränderungen des Al- Corona-Pandemie verschlossen. Yoga oder
tun, was sie bislang versäumt haben: die ters anzunehmen und die Vorzüge in den singen macht online nur halb so viel Spaß.
Welt bereisen, sich dem Sport oder Hob- Mittelpunkt zu rücken. Vor allem möchte Doch es gibt Hoffnung, bald wieder aktiv
by widmen, für die Umwelt aktiv werden, sie die Annahme eines Ehrenamtes dem Mitglied einer Gemeinschaft zu sein.
neue Wohnprojekte mit ins Leben rufen Leser ans Herz legen. Nirgendwo bekom-
oder sich ehrenamtlich betätigen. men wir so viel emotionale Wärme zurück Inge Kellersmann
wie beim Ausüben eines Ehrenamtes.
Die Zeit nach dem Erwerbsleben eröff- Britta Zangen, Alter/n ist großartig. Man
net unendlich viele Möglichkeiten, sich Die Autorin denkt darüber hinaus muss nur wissen wie, Verlag Bücken & Sülzer
zu orientieren und neue Wege für sich auf unkonventionelle Weise über Reli- Roland Krüger & Loring Sittler, Wir brauchen
selbst zu finden und die Welt ein kleines gion, Attraktivität, Liebe, Krankheit und Euch! Wie sich die Generation 50 Plus engagie-
Stückchen besser zu machen – für sich Tod nach. Dazu gibt sie Tipps, wie man ren und verwirklichen kann, Murmann Verlag.
und für andere. Denn kaum etwas ist er- gezielt Gemüt, den Körper und vor allem

22

Aus dem Verband

Jahresbericht 2020

Meine lieben Damen und sehr geehr- Lintfort wahrnehmen können, die aus Frau Silke Mayer, zu verdanken haben
te Herren, Anlass des 30-jährigen Bestehens der – seither mit sehr positiver Resonanz in
Gruppe Kamp-Lintfort von ihr ausgerich- den Gruppen.
dieser Jahresbericht ist geprägt von der tet wurde.
Coronavirus-Pandemie, die seit einem Nach siebenjähriger Vakanz konn-
Jahr weltweit grassiert und noch immer Nach einer Pandemie-Beruhigung te wieder ein Kunstseminar angeboten
andauert. Tiefgreifend hat die Pandemie während der Sommermonate stiegen werden, das „Künstlerpaare“ themati-
unser vertrautes Leben verändert. Mitte die Infektionszahlen allerdings wieder sierte. Vom 10.-12. Juli im Tagungs-
März 2020 wurde unser Land von der Po- an und drohten die verschobene Bun- haus des Klosters Frauenberg in
litik und den Gesundheitsbehörden zu destagung erneut zu gefährden. Bis zum Fulda veranstaltet, hatten sich hier 15
umfassenden Restriktionen und weitrei- Veranstaltungstag selbst, dem Kultur- Teilnehmerinnen aus acht Gruppen im
chenden Entbehrungen aufgefordert. Die Sonntag, trafen Absagen ein. Dennoch Rahmen eines Wochenendseminars ein-
Teilhabe an Kulturveranstaltungen sowie konnten das vorgesehene Kulturpro- gefunden. Die Kunsthistorikerin Ulrike
das Gemeinschaftsleben generell, also gramm mit der Besichtigung des ehe- Kuschel präsentierte kompetent zwölf
die regelmäßigen Treffen und der Aus- maligen Zisterzienserklosters Kamp als Künstlerpaare, deren Wirken ein zeit-
tausch untereinander waren untersagt, auch die Abendveranstaltung mit Musik liches Spektrum von der Mitte des 19.
einschneidende Maßnahmen also, die und Rezitationen des Kleinkunst-Ensem- Jahrhunderts bis in die Gegenwart um-
elementar unser Verbandsleben betrafen. bles „Kleine Welten“ durchgeführt wer- spannte. Die positive Resonanz lässt
den – selbstverständlich unter Einhal- eine Fortsetzung erhoffen.
Die Kontaktsperre hat aber die Vorsit- tung der bestehenden Hygieneregeln.
zenden motiviert, neue kreative Forma- Der Montagvormittag galt der Mitglie- Auf Anregung der Gruppen-Vorsit-
te zu entwickeln, um die Kommunikati- derversammlung, vor deren Eröffnung zenden organisierte der Verband zudem
on mit den Mitgliedern zu gewährleisten die Übergabe einer respektablen Spen- den Workshop „Umsatzsteuer“, der am
u.a. in Form von intensiven Telefonaten, de an den Förderverein „Engel gibt es Freitag, den 9. Oktober, im Kunstmu-
postalischen Grüßen oder per E-Mails überall e.V.“ stattfand. Der Verein unter- seum Bochum stattfand.Die Steuerbe-
versandten Monatsbriefen mit alltags- stützt diskret hilfsbedürftige Kinder, Ju- raterin des Verbandes, Frau Ulrike Zet-
praktischen und geistreichen Empfeh- gendliche und deren Familien. Die MGV hoff, behandelte „Steuerliche Aspekte
lungen. Für diese vielfältigen sozialen lief dann gewohnt routiniert ab. gemeinnütziger Vereine“ unter reger Be-
Impulse der Kontaktpflege sei allen Vor- teiligung von zehn Teilnehmerinnen aus
sitzenden recht herzlich gedankt! Seit April präsentiert sich die Home- sechs Gruppen.
page unseres Verbandes in einem neu-
Das Versammlungsverbot galt auch en, zeitgemäßen Format, deren Gestal- Mitte des Jahres hat die Gruppe Kiel
für die im April 2020 geplante Bundes- tung wir unserer Internetbeauftragten, (gegründet 1925) zu unserem Bedauern
tagung, deren rechtlich zulässige Ver- ihre Auflösung aufgrund von Nachwuch-
legung wir in das 4. Quartal des Jahres
erwirken konnten. Von den mehr als 80 Die Besichtigung des ehemaligen Zisterzienserklosters mit dem schönen Terrassengar-
angemeldeten Teilnehmerinnen haben ten in Kamp-Lintfort war eines der Highlights während der Mitgliederversammlung im
letztlich nur 34 Damen die Bundesta- Oktober 2020.
gung am 18./19. Oktober in Kamp-

23

Aus dem Verband

sproblemen beschlossen.Seit Januar den 58 Präsidentinnen und Vorsitzenden schlechtergerechten Haushaltsführung
2021 sind daher im Verband 21 Gruppen sowie dem Vorstand des Deutschen Frau- insbesondere im Hinblick auf die bevor-
assoziiert. enrates dem gegenseitigen Austausch stehende Bundestagswahl im Septem-
u.a. zu den Themen Geschlechtergerech- ber 2021.
Pandemiebedingt wurde die Mit- tigkeit, der ungleichen Verteilung unbe-
gliederversammlung des Deutschen zahlter Sorgearbeit, der Niedriglöhnen Gegenwärtig, im März 2021, während
Frauenrates vom Juni in den November in Dienstleistungsbranchen, der Gewalt ich – wie alljährlich gewohnt um diese
verschoben und letztlich abgesagt. Statt- gegen Frauen und Mädchen, einer ge- Zeit – den Jahresbericht abfasse, befin-
dessen diente eine Videoschaltung mit den wir uns seit mehr als vier Monaten
erneut in einem Lockdown, dessen Ende
Im letzten Jahr waren es interessante Künstlerpaare, die die Kunsthisto- noch nicht absehbar ist.
rikerin Ulrike Kuschel während des Kunstseminars vorstellte, in diesem
Jahr – vom 23.-25. Juli – sind es Selbstbildnisse von Künstlerinnen. An- Weitsichtig haben wir vom Vorstand
meldeschluss für das diesjährige Kunstseminar ist der 31. Mai 2021. aus im November 2020 die für das Früh-
jahr 2021 geplante Bundestagung im Ver-
bund mit der 100-Jahr-Feier der Gruppe
Bochum in das Frühjahr 2022 verscho-
ben.

Die Bundestagung 2021 soll aller-
dings im Rahmen unserer geplanten Ju-
biläumsfeier in Berlin im Oktober 2021
stattfinden.

Meinen Kolleginnen im Vorstand dan-
ke ich recht herzlich für die gute Zusam-
menarbeit sowie den Rat bei allen anste-
henden Fragen und Problemen. Ebenso
danke ich allen Gruppen-Vorsitzenden
für ihre wohlwollende Unterstützung und
ihr außerordentliches Engagement in
diesem schwierigen, pandemiegeplag-
ten Jahr.

Elisabeth Kessler-Slotta

Hohe Auszeichnung für Sibylle Weitkamp

Es ist mir eine große Freude mitzuteilen, rerin im Bundesvorstand tätig und erfüllt traditionsreichen Gruppe Hannover 2007
dass Frau Sibylle Weitkamp am 26. März damit als einzige Funktionsträgerin eine hat Frau Weitkamp dank ihrer breitgefä-
2021 in Hannover die Verdienstmedail- anspruchsvolle Doppelaufgabe. cherten Interessen und Kompetenzen für
le des Verdienstordens der Bundesre- eine quantitative Ausweitung und qua-
publik Deutschland überreicht worden Beruflich war Frau Weitkamp bis zu litative Anhebung des Niveaus in einer
ist und zwar: „in Anerkennung ihrer be- ihrer Pensionierung im Jahr 2012 jahr- Gruppe gesorgt, die auf eine 121-jährige
sonderen Verdienste um das Allgemein- zehntelang als Diplom-Bibliothekarin in Geschichte zurückblicken kann.
wohl“. Verliehen vom Bundespräsidenten unterschiedlichen Positionen und Insti-
im Dezember 2020, sind Frau Weitkamp tutionen des Landes Niedersachsen tä- Frau Weitkamp hat die vielseitige Bil-
das Ordenszeichen und die Verleihungs- tig: Sie begann ihre berufliche Laufbahn dung und die Aktivierung der Frau auf
urkunde von der stellvertretenden Regie- in der Niedersächsischen Staats- und kulturellem Gebiet wie auch die Förde-
rungspräsidentin Frau Petra Rudszuck in Universitätsbibliothek Göttingen, danach rung ihrer schöpferischen Tätigkeiten –
einem Festakt im Haus der Region ausge- übernahm sie die Leitung der Musikbib- ganz im Einklang mit unserer Satzung –
händigt worden. liothek Wolfsburg, bis sie 1980 an das tatkräftig vorangetrieben, wobei sich ihr
Niedersächsische Staatsarchiv Wolfen- engagierter Einsatz in der Gruppe Hanno-
Seit dem Frühjahr 2007 leitet Frau büttel wechselte. Von 1991 bis zu ihrem ver in einem umfangreichen, vielfältigen
Weitkamp als Vorsitzende die Gruppe Ausscheiden aus dem Berufsleben war Jahresprogramm in den Bereichen Mu-
Hannover überaus erfolgreich. Nahezu sie als Bibliothekarin im Niedersächsi­ sik, Kunst und Allgemeinbildung, Tages-
zeitgleich, seit dem Frühjahr 2008, ist schen Landesmuseum Hannover tätig. fahrten zu Ausstellungen auch über die
Frau Weitkamp zugleich als Schriftfüh- Landesgrenzen Niedersachsens hinaus
Mit der Übernahme der Leitung der

24

Aus dem Verband

Im März wurde Frau Sibylle Weitkamp die Verdienstmedaille des Verdienstordens der haben. Zu ihren Verdiensten zählt auch
die souveräne Organisation des 120-jäh-
Bundesrepublik Deutschland von der stellvertretenden Regierungspräsidentin Petra rigen Jubiläums unseres Verbandes mit
nahezu 200 Damen im April 2016, des-
Rudszuck ausgehändigt. Foto: Claus Kirsch sen Planung weitgehend in ihren Händen
gelegen hat.

Ich freue mich daher sehr, dass die-
ses frauenspezifische und verantwor-
tungsvolle ehrenamtliche Engagement
von Sibylle Weitkamp mit seinen zahlrei-
chen kulturellen Facetten solch eine ver-
dienstvolle Ehrung erfahren hat. Deshalb
erlaube ich mir, Frau Sibylle Weitkamp im
Namen aller Mitglieder des Deutschen
Verbandes Frau und Kultur auf das Herz-
lichste zu gratulieren! Ad multos annos!

Elisabeth Kessler-Slotta

sowie Besichtigungen historischer Stätten Herzliche Einladung zur
und staatsbürgerlicher Einrichtungen do- 125-Jahr-Jubiläumsfeier in Berlin
kumentiert. Zudem organisiert sie Lesun-
gen und literarische Nachmittage bzw. Sa- vom 08. bis 11. Oktober 2021
lons, die ihrer besonderen Passion und
„Liebe zu Büchern“ geschuldet sind, Auf- im Maritim proArte Hotel, Friedrichstraße 151, 10117 Berlin
gaben, denen sie sich stets mit außeror-
dentlichem Eifer und Elan widmet. Programm:
Fr., 08. Oktober: Anreise - der Abend steht zur freien Verfügung oder
Dieses Spektrum kultureller Ange- um 19.00 Uhr Abendessen im Hotel
bote wird von den Teilnehmerinnen der
Gruppe Hannover dankbar angenommen Sa., 09. Oktober: 10.00 Uhr 2-stündige Stadtrundfahrt durch Berlin
und als wichtiger Impulsgeber und an- 14,30 Uhr Führungen auf der Museumsinsel oder durch das Humboldtforum.
regende Inspiration im Alltagsleben ge- Der Abend steht zur freien Verfügung oder um 19.00 Uhr Abendessen im Hotel
schätzt. Als Bereicherung erfahren wer-
den auch die Intensivierung der sozialen So, 10. Oktober: 10.00 Uhr Führungen auf der Museumsinsel oder durch das
Kontakte durch die regelmäßigen Tref- Humboldtforum (je nach Gruppe)
fen und die Begegnungen im Anschluss 17.00 Uhr Sektempfang und Gala-Abend im Maritim proArte Hotel mit einem
an die Veranstaltungen, die das Ge- Festprogramm
meinschaftsgefühl stärken und dem per-
sönlichen Erfahrungs- und Gedanken- Mo. 11. Oktober: 9.00 bis 12.00 Uhr Mitgliederversammlung
austausch dienen. Mit unermüdlichem 12.30 Uhr Lunch für die Teilnehmer der Mitgliederversammlung und Abreise
Einsatz – mit z.T. mehreren wöchentli-
chen Veranstaltungen – und mit absolu- Tagungspauschale: 95,00 €, Übernachtung im EZ 129,00 € p.N., DZ 167,00.- € p.N.
ter Zuverlässigkeit plant und lenkt Frau inkl. Frühstück
Weitkamp ihre mannigfaltigen kulturel-
len Angebote: Auf diese Weise entwickelt Verbindliche Anmeldung zur Teilnahme nur über die Gruppenvorsitzenden
sie ein umfassendes beispielhaftes Bil- bis zum 01. August 2021
dungsprogramm für die Gruppe Hanno-
ver mit stets aktuellen Bezügen. Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Zahlreiche historische Persönlichkei- Im Namen des Bundesvorstandes Ihre Dr. Elisabeth Kessler-Slotta
ten haben sie zu eigenen Vorträgen moti-
viert, die ihr als sachkundige und gefrag- 25
te Referentin auch in anderen Gruppen
des Verbandes zur Reputation verholfen

Aus dem Verband

Berichte aus den Gruppen

Ein Kopje Koffie grün oder violett, in Butter geschwenkt von Edouard Manet aus dem Jahr 1880,
oder mit Sauce Hollandaise – Spargel das im Wallraf-Richartz-Museum in Köln
Ein Kopje Koffie mit Gebäck macht immer eine gute Figur und har- zu sehen ist. Manet verlangte vom Käu-
und ein zweites hinterher, moniert ausgezeichnet mit Schinken, fer des Bildes nur 800 Francs, dieser aber
trägt uns gleich vom Alltag weg… Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten. Auch gab ihm 1000 Francs dafür, weil ihm das
und dann dieser Blick aufs Meer! mit anderen Gemüsesorten und Früch- Bild so gefiel. Aus Dank für diese Geste
ten geht er aromatisch-elegante Verbin- schenkte ihm Manet noch ein zweites
Ein Tag am Strand von Scheveningen gungen ein. Spargelbild, eine einzelne Spargelstan-
vorm Pavillon in voller Sonne ge, mit der Bemerkung, es fehle ihm noch
mit der besten Freundin zu verbringen. Insgesamt kennt man etwa 300 Spar- eine Stange in seinem Bündel. Das klein-
Oh, das ist doch pure Wonne! gelarten, von denen über 100 in den formatige Bild hängt im Musée d'Orsay in
Ländern rund um das Mittelmeer, die Paris. Darüber hinaus gibt es wunderbare
Mit Spatzen füllt sich die Terrasse, übrigen in Asien oder anderen warmen Spargelstillleben des niederländischen
die Möwen kommen an den Tisch. Gebieten verbreitet sind. In unseren Ge- Malers Adriaen Coorte, der den Spargel
Kein Bröckchen wollen sie verpassen, genden ist nur der asparagus officinalis, in Kombination mit verschiedenem Ge-
dabei gibt’s vorne frischen Fisch! der Gartenspargel, heimisch. Eine inter- müse wie Artischocken und Früchten in
essante Variante ist der Wildspargel, der leuchtenden Farben gemalt hat.
Einmal kurz tauchen in die Flut, eigentlich nicht zur Familie der Spargel-
eisig ist es immer sehr, gewächse, sondern zu den Wolfsmilchge- Zum humorvollen Abschluss kamen
mit Geschrei und riesen Mut: wächsen gehört und im feuchten Unter- die "Comedian Harmonists" zu Wort:
Wären wir doch am Mittelmeer! holz in Laubwäldern wächst. "Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen
singen Tralala, die ganze Welt ist wie ver-
Wir suchen Muscheln mit hellen Politiker können der Form des Spar- hext, Veronka, der Spargel wächst."
Gesichtern. gels symbolische Qualitäten abgewin-
Wir sehen blaue Quallen schweben, nen. So sagte der ehemalige französi- Waltraud Berg, Gruppe Hannover
versinken in Kindheitsgeschichten. sche Staatspräsident Charles de Gaulle: (Gekürzter Text aus dem Jahr 2010)
Wie schön ist es am Meer zu leben! "Es hat mich nie gestört, dass man mich
manchmal mit einem Spargel verglich- 100 Jahre Bauhaus. Aus
Am Strand die Sonne sinken sehen, ten hat, denn am Spargel ist der Kopf Thüringen in die Welt.
ein letzter langer Möwenschrei, das Wichtigste".
Sand scheuert noch zwischen den Im September 2019 führte die beeindru-
Zehen. Der Ursprung des Spargels liegt ver- ckende und abwechslungsreiche Jahres-
Der schöne Tag ist bald vorbei. mutlich in Vorderasien. Schon in Ägyp- fahrt unsere Moerser Gruppe nach Thü-
ten und in Griechenland wurde wild ringen, von Anne Helmich ausgezeichnet
Ine Waaldijk, Gruppe Münster wachsender Sparel als Nahrungs- und vorbereitet und organisiert. Neben Go-
Heilpflanze verwendet. Seine Karrie- tha und Erfurt besuchten wir als Schwer-
Asparagus - für den re als delikates Nahrungsmittel begann punkt Weimar.
Gaumen und den Geist er aber bei den Römern. So findet man
die älteste Abbildung von Spargel auf Es begann mit einer interessanten
Zu einem kleinen Spargelevent trafen sich einer Wandmalerei in Pompeji aus dem Führung über das Gelände der heutigen
vor einigen Jahren Damen der Gruppe Jahr 10. n.Chr. In Deutschland tauchte er Bauhaus-Universität und machte uns mit
Hannover in einem Restaurant. Zwischen nachweislich erst im frühen Mittelalter in der Geschichte der Großherzoglich-Säch-
den einzelnen Gängen mit Köstlichkeiten den Klostergäten auf und verbreite sich sischen Kunstgewerbeschule seit 1860
rund um den Spargel servierte Frau Sibyl- dann über die Fürstenhöfe zu den noch bekannt.
le Weitkamp kulturgeschichtliche, literari- heute bekannten Anbaugebieten.
sche und künstlerische Spargelstangen. Das Gründungsgebäude des Land-
Schon in der Literatur begegnet uns schaftsmalers Preller zeichnete sich
Spargel ist Kult! Die Spargelsaison ist der Spargel z.B. in der "Dreigroschen- durch nach Norden gerichtete Atelier-
kurz, sie beginnt um Ostern und endet oper" von Bertholt Brecht. In seiner To- fenster aus. Dort gründete der belgische
am 24. Juni, dem Johannistag. Ob weiß, deszelle wünscht sich Mackie Messer Designer und Architekt Henry van de Vel-
Spargel als Henkersmahlzeit. de 1902 sein „Kunstgewerbliches Semi-
nar“. Harry Graf Kessler hatte ihn von
Auch in der Malerei fand der Spargel Berlin nach Weimar geholt. Das kleine-
in wunderbaren Stillleben Beachtung. re Brendelhaus von 1886 hatte ein von Ei
Zum Beispiel das Bild Spargelbündel

26

Aus dem Verband

senfachwerk getragenes Glaswalmdach, sind nach dem Lauf der Son-
ideal geeignet für die Nutzung durch Tier-
maler oder –zeichner, später mit Anbau ne ausgerichtet. Im Erdge-
als Mensa vom Bauhaus genutzt.
Nach Renovierungen 1904/05 errichtete schoss gehen Wohndiele, Sa-
van de Velde 1911 das neue Schulgebäude
auf schon bestehendem Erdgeschoss und lon und Esszimmer großzügig
erreichte mit dem großzügigen Bau das Zu-
sammenspiel von Form und Funktion. Bis ineinander über. Oben befin-
heute sind die in die Dachschräge überge-
henden Atelierfenster mit sprossenfreier den sich die Schlafräume, in
Krümmung und das großzügige Treppen-
haus imponierend modern. Südlage das Atelier van de

Hier zog nach dem 1. Weltkrieg zwi- Veldes. Auch den Garten ge-
schen April 1919 und 1925 das „Staatli-
che Bauhaus“ des Landes Thüringen ein, staltete er selbst: An der Stra-
davon zeugen im Treppenhaus noch die
Wandmalereien von Oskar Schlemmer. ßenseite einen Ziergarten mit

Gründungsdirektor Walter Gropius Obstbäumen und Blumen,
wollte nichts Geringeres, als junge Men-
schen ausbilden, Männer wie Frauen aus vorm Hauseingang ein Rondell
aller Welt, um den „Bau der Zukunft“ zu
erschaffen. Das Anliegen war, die Gren- mit Wendemöglichkeit für Kut-
zen zwischen bildender, darstellender
und angewandter Kunst aufzulösen. schen, zur Südseite ein kleiner

Da der „Bau der Zukunft“ von Archi- Platz mit Brunnen, nach Wes-
tekten, Künstlern und Handwerkern ge-
meinsam verwirklicht werden sollte, ten der Wirtschaftsgarten.
mussten alle Studenten eine handwerkli-
che Lehre aufnehmen, hatten zuvor aber Obwohl die Möbel mit van
ihre Eignung in einem halbjährigen Vor-
kurs unter Beweis zu stellen. Der Schwei- de Velde in die Schweiz aus-
zer Kunstpädagoge Johannes Itten hatte
ihn als ein Experimentieren mit Farben, wanderten, ist der heutige ur-
Formen und Materialien entwickelt und
sehr dominierend bis 1923 geleitet. sprüngliche Gesamteindruck er-

Nur die Besten kamen in die Werk- möglicht durch eine Schenkung
stätten, arbeiteten zunächst mit Holz,
Papier und Wolle. Metall kam erst später der Familie von Münchhausen.
hinzu. Künstler leiteten als „Formmeis-
ter“ zusammen mit Handwerkern, den Für den Freund und Journalisten
„Werkmeistern“, die Werkstätten. So er-
hielten die Studenten zum Abschluss ih- hatte van de Velde seine Entwür-
res Studiums sowohl ein Diplom als auch
einen Handwerksbrief. fe kopieren lassen.

Das Bauhaus versuchte, qualitativ Im neu eröffneten „bau-
gute, für viele erschwingliche Produkte
herzustellen: Man musste wirtschaftlich Wandmalereien von Oskar Schlemmer im Treppen- hausmuseum weimar“ wur-
erfolgreich sein! So gestaltete Gropius haus der Bauhaus-Universität Foto: Erika Esser den wir schließlich durch die
1923 für die große Bauhausausstellung Jubiläumsausstellung „Das Bau-
sein Arbeitszimmer in der Hochschule
als Gesamtkunstwerk, das gleichzeitig Werkstätten demonstrieren sollte. Wir haus kommt aus Weimar“ geführt. Im Mit-
die Ideen und die Leistungsfähigkeit der
konnten einen Blick hineinwerfen. telpunkt der Text von Walter Gropius: „Die

Später brachte uns der Bus zum brennendste Frage des Tages überhaupt:

„Haus Hohe Pappeln“, früher im Grü- Wie werden wir wohnen, wie werden wir sie-

nen am Rand von Weimar gelegen. 1907 deln, welche Formen des Gemeinwesens

hatte van de Velde es für sich und seine wollen wir erstreben? “ (formuliert anl. der

7-köpfige Familie entworfen. Er bewohn- Bauausstellung 1924 in Stuttgart). In der

te dieses ganz auf die Bedürfnisse aller modernen, weiträumigen Architektur wur-

Familienmitglieder zugeschnittene funk- den uns die 13.000 Objekte der Weima-

tionale Gesamtkunstwerk bis 1917, bis rer Bauhauszeit gezeigt, darunter Klassi-

das Leben während des 1. Weltkriegs ker wie die Tischlampe von Karl Wagenfeld

trotz deutschen Passes zu schwierig für oder die Teekanne von Marianne Brandt.

ihn und seine belgische Familie wurde. Nach der Landtagswahl in Thüringen,

Auch dort hatten wir eine eindrucksvolle im Februar 1924, kürzte die neue Regie-

Führung, die uns zeigte, wie genial dies rung den Etat der Schule um 50 Prozent,

frühe „Meisterhaus“ des Jugendstils ge- so dass der Meisterrat das Angebot des

plant war, nicht nur die Architektur, auch Flugzeugbauers Junkers, nach Dessau zu

die Inneneinrichtung, von Tapeten über kommen, dankbar annahm und die Wei-

Möbel bis zu Gebrauchsgegenständen marer Zeit so zu Ende ging.

und Kleidung. Es folgte noch der Besuch der reno-

Van de Velde konzipierte das Haus vierten Anna-Amalia-Bibliothek, ehe für

von innen nach außen, d.h. er plante zu- die Gruppe ein ereignisreicher Tag in Go-

erst die Räume, was den Grundriss recht tha ausklingen konnte.

verschachtelt wirken lässt. Die Fenster Barbara Müller, Gruppe Moers

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Aus dem Verband

Kätchen Paulus – tischen Kunststücke in der Luft in vielen sich gerne in einem Fantasie-Luftschiffe-
Berufsluftschifffahrerin, Städten. Nach nur einem erfolgreichen rinnen-Anzug mit eng geschnürter Wes-
Luftfahrtpionierin und Jahr kam es zu der Tragödie: pentaille.
Unternehmerin
Kätchen war vor ihm mit dem Fall- Ihre Ballone und Fallschirme stellte
Vortrag von Sabine Hock schirm abgesprungen, sein Ballon soll- sie selbst her. Durch den leidvollen Tod
te in einen Fallschirm umgewandelt wer- ihres Lebenspartners beschäftigte sie
Katharina Funk (genannt Käthe oder Kät- den. Die Technik versagte und Lattemann sich intensiv mit deren Sicherheitstech-
chen) wurde am 22. Dezember 1868 un- stürzte vor ihren Augen in den Tod. nik. Ergebnis ihrer Bemühungen war die
ehelich geboren und lebte in Frankfurt in Entwicklung des bis heute verwendeten
ärmlichen Verhältnissen. Der Tagelöhner Von ihrem Nervenzusammenbruch Paketfallschirms.
Wilhelm Paulus adoptierte das Kind spä- erholte sie sich erst nach einigen Mona-
ter, das dadurch den Nachnamen „Pau- ten. Als ein Jahr später ihr Sohn Willy an Im Zuge der Kriegsvorbereitungen er-
lus“ erhielt. Für ein paar Jahre lebte die hielt sie 1912 einen Auftrag der Preußi-
Familie in Darmstadt. Kätchen absolvierte Kätchen Paulus im Ballon mit Fallschirm schen Heeresluftfahrtverwaltung und zog
eine Ausbildung zur Näherin und arbeite- – Fotomontage ca. 1890 mit ihrer Mutter nach Berlin. Dort produ-
te als „Kleidermacherin“. Der Vater starb zierte sie in eigener Werkstatt rund 1.000
mit nur 39 Jahren. Diphterie starb, stürzte sie sich in die Ar- Ballonhüllen und fast 7.000 Fallschirme
beit. Sie absolvierte während ihrer akti- für das Militär. Den wichtigsten Arbeits-
Mutter und Tochter kehrten zurück ven Zeit insgesamt 516 Ballonaufstiege schritt, das Zuschneiden der Stoffe, über-
nach Frankfurt, wechselten häufig die und 147 Fallschirmabsprünge und war nahm sie stets selbst.
Wohnung und wohnten nur für einen als „Miss Polly“ auch international äu-
Zeitraum von fünf Jahren zur Unter- ßerst erfolgreich. Auch der finanzielle Er- Die Fallschirme retteten vielen Solda-
miete in einer Hinterhauswohnung am folg war beachtlich, wusste sie sich doch ten das Leben, die über den Schlachtfel-
Frankfurter Zoo. selbst hervorragend zu vermarkten. dern von Verdun abgeschossen wurden.
Dafür erhielt sie Ehrungen und u.a. den
Um 1890 lernte Kätchen Paulus den Ihre beliebten sonntäglichen Auf- Verdienstorden für Kriegshilfe. Sie war
Ballonfahrer Hermann Lattemann ken- stiege vom Frankfurter Zoo zogen ob ih- damit auch als Unternehmerin sehr er-
nen und lieben. Er wurde ihr Lebens- rer Waghalsigkeit viele Besucher an. Sie folgreich und konnte ein gewisses Ver-
gefährte und Vater des gemeinsamen befestigte nicht nur eine Gondel an ih- mögen aufbauen.
Sohns Willy (07. März 1891). Er begeis- rem Ballon, sondern sie setzte sich frei
terte sie für die Luftfahrt und sie unter- auf eine schmale Stange oder gar zu Wer- 1918 endete der Ersten Weltkrieg, die
stützte ihn als gelernte Näherin bei der bezwecken auf ein Fahrrad der Frankfur- deutsche Luftfahrt kam aufgrund des Ver-
Herstellung und Reparatur seiner Ballo- ter Adler-Fahrrad-Werke. Auf Werbepla- sailler Vertrags vollständig zum Erliegen.
ne und Fallschirme. katen und bei ihren Auftritten zeigte sie Kätchen Paulus verlor nicht nur ihre Ge-
schäftsgrundlage, sondern auch ihr ge-
Erst nach drei Jahren intensiver Aus- samtes Vermögen, das sie in Kriegsan-
bildung in Technik und Wetterkunde durf- leihen investiert hatte. Sie führte als
te Kätchen Paulus 1893 in einem Ballon Rentnerin ein bescheidenes Leben und
mitfahren. Sie sollte nach Lattemanns verstarb am 26. Juli 1935 in Berlin mit nur
Fallschirmabsprung den Ballon heil lan- 66 Jahren nach einem längeren Krebslei-
den. den.

Durch eine Fehlbedienung der Ven- Ganz vergessen ist die Pionierin der
tile verursachte sie jedoch einen rasan- Luftfahrt dennoch nicht: Auf dem Fried-
ten Aufstieg auf gefährliche 3.500 m und hof der evangelischen Gemeinde der
dann ein ebenso schnelles Absinken. Nur Dankeskirche Wedding in Reinickendorf
mit viel Glück kam es zu keiner Katastro- befindet sich ein Ehrengrab, etliche Stra-
phe, Kätchen und die Passagiere kamen ßen und auch eine Schule wurden nach
mit geringen Blessuren und dem Schre- ihr benannt.
cken davon.
Brigitte Sekula, Gruppe Gießen
Käthe Paulus ließ sich davon aber
nicht entmutigen und wagte nur drei Tage
später ihren ersten Fallschirmabsprung.
Sie war damit die erste deutsche Fall-
schirmspringerin.

Das Paar zeigte fortan seine akroba-

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Aus dem Verband

Adressenverzeichnis 2021
Deutscher Verband Frau und Kultur

Bundesvorstand

Bundesvorsitzende: Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, Uhlandstr. 55, 44791 Bochum, Tel. 0234-580356,
e-mail: ekessler-slotta@web.de
Stellvertr. Vorsitzende: Ursula Dorothee Volkland, Stolzestr. 28, 44789 Bochum, Tel. 0234-313173,
e-mail: udvolkland@gmail.com
Kassenführerin: Renate Szymanek, Veistr. 2, 59073 Hamm, Tel. 02381-65104, e-mail: rwszy@freenet.de
Schriftführerin: Sibylle Weitkamp, Hohenrode 28, 30880 Laatzen, Tel. 0511-221723, Fax: 0511-89997156,
e-mail: sibylle.weitkamp@t-online.de
Internet-Adresse des Verbandes: www.verband-frau-und-kultur.de (Geschäftsstelle)
Konto des Verbandes: Deutscher Verband Frau und Kultur e.V., Postbank Essen, IBAN: DE91 3601 0043 0611 9184 39,

Verbandszeitschrift

Redaktionsteam:Inge Kellersmann, Fischergasse 39, 89073 Ulm, e-mail: i-kellersmann@gmx.de;Tel. 0731-14395643,
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Renate Zimmer, e-mail: renzimr@t-online.de; Irma Hildebrandt, e-mail: i.hildebrandt@bluewin.ch
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Adressänderungen und Neuanmeldungen: Anke Linsa, Rossberg 123, 53505 Altenahr, Tel. 02643-900240, Fax 02643-900242,
e-mail: alinsa@web.de

Sachgebiet Werkgestaltung/Textiles: Ursel Galgan, Rosengarten 15b, 29549 Bad Bevensen, Tel. 05821-9696139,
e-mail: ugalgan@t-online.de

Anschriften der Vorsitzenden aller Gruppen

Aachen 2. Vors. Christa Conrad, Bundesallee 161, Delmenhorst
1. Vorsitz. Prof. Ulla Dohmann, Aachener 10715 Berlin, Tel. 030-8531220, 1. Vors. Marianne Huismann, Heinrich-
Str. 51, 52134 Herzogenrath, Tel. 02406- e-mail: christa@c.conrad.de str. 36, 27749 Delmenhorst, Tel. 04221-
3736, e-mail: ulladohmann@gmail.com 18848, e-mail: bnw.huismann@web.de
Bochum
2. Vors. Anita Braunsdorf, Viktoriaallee 28, 1. Vors. Renate Ruhlig-Schulte, Bunsenstr. 2. Vors. Angelika Cromme, Moltkestr.7,
52066 Aachen, Tel. 0241-9003140, Fax 0241- 24, 44793 Bochum, Tel. 0234-67126, 27749 Delmenhorst, Tel. 04221-2891278,
9003149, e-mail: anita.braunsdorf@gmx.de e-mail: ruhlig-schulte@t-online.de e-mail: a.cromme@t-online.de

Bad Neuenahr-Ahrweiler 2. Vors. Ursula Bickern, Schnatstr. 11a, Dortmund
1. Vors. Anke Linsa, Rossberg 123, 53505 44795 Bochum, Tel. 0234-433301, e-mail: 1. Vors. Elke Cronau, Kaiseradlerweg 26,
Altenahr, Tel. 02643-900240, Fax 02643- u.bickern@web.de 44229 Dortmund, Tel. 0231-136200,
900242, e-mail: alinsa@web.de e-mail: ecronau@gmx.de
Bremen
2. Vors. Elisabeth Odekerken, Jülichstr. 4, 1. Vors. Ingeborg Marcus, Katrepeler 2. Vors. Bärbel Lorenz-Hollmann, Kurt-Tu-
53474 Bad Neuenahr,Tel. 02641-25586 Landstraße 49 B, 28357 Bremen, Tel. cholsky-Str. 18, 59427 Unna, Tel. 02303-
0421-274 746, Fax 0421-276 0133, 53235, e-mail: BaerbelLH@aol.com
Berlin e-mail: ingeborgmarcus@gmx.de
1. Vors. Karin Bischof, Badenallee 27, Dresden
14052 Berlin, Tel. 030-30810630, 2.Vors.Margret Washausen,Contrescarpe 1. Vors. Elke Fischer, Schmilkaer Str. 10,
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e-mail: mama.washausen@online.de e-mail: fischer.elke@gmx.net

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Aus dem Verband

Düsseldorf Kamp-Lintfort Moers
1. Vors. Monika Schäfer, Fürstenwall 88, 1. Vors. Christa Aumann, Moerser Str. 114, 1. Vors. Anne Helmich, Weidenkamp 8,
40217 Düsseldorf, Tel. 0211-373565, e- 47475 Kamp-Lintfort, Tel. 02842-10495, 46509 Xanten, Tel. 02801-6881, mobil:
mail: monika_SchaeferBaum@gmx.de e-mail: christa.aumann@t-online.de 01765-5724642
e-mail: annehelmich5@gmail.com
2. Vors. Auguste Dylewski, Weißenburger 2. Vors. Verena Hellwig, Danziger Stra-
Straße 3, 40476 Düsseldorf, ße 26, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. 02842- 2. Vors. Erika Esser, Eichenstr.181,
Tel. 0211-483332 56961, e-mail: hellwig-verena@gmx.de 47443 Moers, Tel. 02841-507618

Essen Ludwigshafen/Mannheim Münster/Westfalen
1. Vors. Dr. Ulrike Köcke, Alexanderstr. 26, 1. Vors. Dr. Wiltrud Banschbach-Hetten- 1. Vors. Ine Waaldijk, Wiener Straße 36,
45130 Essen, Tel. 0201-779440, e-mail: bach, Pfalzring 105, 67112 Mutterstadt, 48145 Münster, Tel. 0251-392740,
u.koecke@t-online.de Tel. 06234-929744, e-mail: gabi.ine@t-online.de
e-mail: wibahe@gmx.de
2. Vors. Hannelore Trümper, Worringstra- 2. Vors. Gilla Externest, Burchardstraße
ße 2, 45289 Essen, Tel. 0201-578464 2.Vors. Gerda Bindewald, Maxburgstr. 7, 20, 48145 Münster, Tel. 0251-393566,
67122 Altrip, Tel. 06236-3497, mobil 0157-39105661;
Freiburg e-mail:gerda.bindewald@t-online.de e-mail: gilla.externest@gmx.de
1. Vors. Claudia Schall, Hexentalstra-
ße 18d, 79249 Merzhausen, Tel. 0761- Lübeck Nürnberg
288258, mobil: 0170-8044141, 1. 1. Vors. Lore Evers, Herrmann-Lange-Str. 1. Vors. Christa Rauch, Kölner Str. 54,
e-mail: C.Schall-FuK-Feiburg@web.de 6, 23558 Lübeck, Tel. 0173–60 61 998 90425 Nürnberg, Tel. + Fax 0911-484343
e-mail: lore.evers@frau-und-kultur.de e-mail: christa-rauch@gmx.de
Gießen
1. Vors. Brigitte Sekula, Adalbert-Stifter-Str. 2. Vors. Jutta Loeber, Kulenkampstr. 22 2. Vors. Elisabeth Horn, Wolliner Str.6,
18, 35428 Langgöns, Tel. 06403-74851, 23566 Lübeck,Tel. 0170 -95 08 473 90522 Oberasbach, Tel. 0911-695016
e-mail: hbts.sekula@t-online.de e-mail: jutta.loeber@frau-und-kultur.de e-mail: horn-oas@web.de

Hamm
1. Vors. Marlene Szymanek, Brokbrede
39, 59073 Hamm, Tel. 02381-34623,
e-mail: mszymanek@web.de

2. Vors. Grete Richter, Pirolweg 20, 59071 Ehrenvorsitzende des Verbandes:
Hamm, Tel. 02381-880261,
e-mail: Grete.Richter@gmx.de Barbara Horney, Am alten Stadtpark 55, 44791 Bochum, Tel. 0234-581692;

Hannover Ehrenvorsitzende der Gruppen:
1. Vors. Sibylle Weitkamp, Hohenrode 28,
30880 Laatzen, Tel. 0511-221723 Aachen: Christa Sasse, Krefelder Str. 6, 52070 Aachen, Tel. 0241-152333;
Fax 0511-89997156 Bochum: Gisela Beier, Tiefenstr. 6, 33824 Werther/Westf., Tel. 05203-9176979;
e-mail: sibylle.weitkamp@t-online.de Dortmund: Ilse Monhemius, Kirchhörder Str. 19, 44229 Dortmund, Tel. + Fax
0231-7270228; Karin Rüger, Kleiner Floraweg 20, 44229 Dortmund, Tel. 0231-
2. Vors. Regina Tiemann, Bessemerstr. 2, 735200; Dresden: Brigitta Thomas, Am Seifzerbach 40, 01108 Dresden, Tel.
30177 Hannover, Tel. 0511-620270, 0351-8804596; Gießen: Dr. Annegret Körner, Händelstraße 14, 35392 Gießen,
e-mail: regina.tiemann@gmx.de Tel. 0641-21611, e-mail:IgelGl@t-online.de; Kamp-Lintfort: Elisabeth Ploch,
Mühlenstr. 84, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. 02842-41192, e-mail: elisabeth.ploch@
Herne freenet.de; Lübeck: Gundel Granow, Hauptstr. 8a, 23860 Klein Wesenberg, Tel.
1. Vors. Rita Gaese, Bahnhofstr.90, 44629 04533-8535; Ludwigshafen/Mannheim: Barbara Bergemann, Hockenheimerstr.
Herne, Tel. 02323-56321, 7, 67117 Limburgerhof, Tel. + Fax 06236-61310; Münster: Ingrid van Endert,
e-mail: ritagaese@web.de Bösenseller Str. 146, 48161 Münster, Tel. + Fax 02536-201; Christel Paul,
Andreas Hofer Str. 74, Whg. 11, 48145 Münster, Tel. 0251-624375; Nürnberg:
2. Vors. Renate Modrow, Geschwister- Ulrike Kreppner, Lorenzer Straße 22, 90402 Nürnberg, Tel. 0911-222645.
Scholl-Str.26, 44623 Herne, Tel. 02323-
12889, e-mail: renate_modrow@web.de

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Aus dem Verband

Unsere Seminare

Das Literaturseminar Tel.: 0251/9818 416, Akt des Malens oder zumindest mit Pin-
www.franz-hitze-haus.de, Tagungsbei- sel und Palette.
26. – 28. August 2021 in der trag 150 €, Ü/F im Zweibettzimmer 50 €, Diese und andere Rollen-Bilder werden in
Akademie Franz Hitze Haus, Münster, Ü/F im Einzelzimmer 70 € dem Seminar im Fokus stehen, wenn wir
nach den verschiedenen Bedeutungen von
Leitung: Dr. Christiane Dahms. Das Kunstseminar weiblichen Selbstporträts im Laufe der Ge-
Literaturwissenschaftlerin, Bonn schichte fragen. Interessant ist auch, ob
23. – 25. Juli 2021 es einen spezifischen Blick von Künstlerin-
Tagebuchliteratur im Tagungskloster Frauenberg / Am Frauen- nen auf sich und ihre Umgebung gibt, und
berg 1 /36039 Fulda, Tel.: 0661 / 1095-116 ob sich dieser Blick von dem der männli-
Das Wochenendseminar widmet sich E-Mail: info@frauenberg-fulda.de chen Kollegen unterscheidet.
den verschiedenen Formen des autobio- Kosten: 295.- €
graphischen, fingierten und fiktionali- Anmeldung: bis 31.05.2021 bei
sierten Tagebuchs: Wozu über mich sch- Leitung: Ulrike Kuschel, Kunsthistorikerin Renate Szymanek per E-Mail:
reiben? Warum erinnern? Tagebuch und rwszy@freenet.de
Erinnerung, Selbstreflexionen: Journal
intime, Reisetagebuch, Künstlertage- Selbstbildnisse von Kreative Seminartage
buch. Tagebücher und Fiktionen: Roma- Künstlerinnen
ne und Erzählungen. Ob das Seminar unter der Leitung
Ein Reader mit Textauszügen wird vor Seit dem Mittelalter fanden Künstler und von Ursel Galgan im Jahr 2021
Beginn zur Verfügung gestellt. Künstlerinnen immer wieder Möglichkei- stattfinden kann, ist nicht sicher.
ten, der Nachwelt ein kleines "Denkmal in
Anmeldung: eigener Sache" zu hinterlassen. Künstlerin- Nähere Informationen
Akademie Franz Hitze Haus, Kardinal- nen haben in ihren Eigenbildern oft unter- im nächsten Heft
von-Galen-Ring 50, 48149 Münster, Ma- schiedliche Rollen eingenommen. Häufig
ria Conlan: conlan@franz-hitze-haus.de, stellten sie sich bei der Arbeit dar, beim

Impressum Gabriela Weber-Schipke Adressänderungen und Neuanmeldungen:
E-Mail: weber-schipke@web-de Anke Linsa, Rossberg 123, 53505 Altenahr
Frau und Kultur Tel. 026 43  90 02 40, Fax 026 43  90 02 42
Zeitschrift des Deutschen Verbandes Renate Zimmer E-Mail: alinsa@web.de
Frau und Kultur e.V. – Heft 2/2021 E-Mail renzimr@t-online.de
Irma Hildebrandt Zahlungen zur Verbandsabgabe und Abos an:
Herausgeber: E-Mail: i.hildebrandt@bluewin.ch Deutscher Verband Frau und Kultur e.V.
Deutscher Verband Frau und Kultur e.V. Postbank Essen Konto.-Nr. 611 918-439, BLZ
www.verband-frau-und-kultur.de Litho und Druck: 360 100 43,
Druckerei Plettner, Schwabacher Straße 512a IBAN: DE91 3601 0043 0611 9184 39
Bundesvorsitzende: 90763 Fürth
Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, Uhlandstr. 55, Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion
44791 Bochum, Tel. 0234-580356, Fotos: S.1 pixabay; S.3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, und mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen
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Redaktionsteam: Karin Seifert / Weber-Schipke; S. 20 Fair Trade
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Ursula Michalke
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E-Mail: alinsa@web.de

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Gegründet 1896 Thema des nächsten Heftes:
125 Jahre Frau und Kultur

Redaktionsschluss für Heft 3/2021
15. August 2021

Das Magazin dient der Mitgliederbindung

Unser Verband Wir gehören zu den traditionsreichen Frauenverbänden Deutschlands.
Unsere Ziele Wir arbeiten überparteilich und überkonfessionell.
Wir sind in 21 Städten der Bundesrepublik vertreten.
Unsere Arbeit
Unsere Zeitschrift Der Verband setzt sich ein
Vertreten in für die vielseitige Bildung und Aktivierung der Frau auf kulturellem Gebiet,
für die Förderung ihrer schöpferischen Fähigkeiten,
für die Verwirklichung ihrer Gleichstellung in Familie, Beruf und Gesellschaft,
für die Zusammenarbeit mit Verbänden ähnlicher Zielsetzung auf nationaler und
internationaler Ebene.

Wir treffen uns regelmäßig zu Vorträgen und Arbeitsgemeinschaften.
Bei Studienfahrten und Seminaren bieten wir unseren Mitgliedern Information und
Weiterbildung auf vielen Gebieten der Kultur und Auseinandersetzung mit den Problemen
unserer Zeit. Die Gruppen engagieren sich in sozialen und kulturellen Projekten. Wander-
und Gymnastikangebote ergänzen das Programm.

FRAU UND KULTUR erscheint viermal jährlich, jeweils mit einem Schwerpunktthema.
Sie stellt unseren Verband nach außen dar und ist ein wichtiges Bindeglied für die
Verbands- und Gruppenarbeit.

Aachen – Bad Neuenahr – Berlin – Bochum – Bremen – Delmenhorst – Dortmund –
Dresden – Düsseldorf – Essen – Freiburg – Gießen – Hamm – Hannover – Herne –
Kamp-Lintfort – Ludwigshafen / Mannheim – Lübeck – Moers – Münster – Nürnberg


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