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Published by storm, 2018-11-19 11:04:24

Psypresse 1-2016

Psypresse 1-2016

Keywords: Depression,Borderline,Gesundheit,Therapie,Therapeut,Suizid,Psyche,Krank,Gesund

Ausgabe 01/2016

Die „Psypresse“

Die Zeitschrift „Psypresse“ , welche Sie gerade in der Hand halten ist ein
Medium für Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen. Sie
soll zeigen welche Problematiken es im Alltag gibt, ebenso soll die
Psypresse Betroffenen und Angehörigen zeigen, daß sie nicht alleine sind.
Deshalb legen wir sehr viel Wert darauf, dass die Beiträge von Betroffenen
und Angehörigen verfasst werden.
Viele Autoren, die wir veröffentlichen betreiben eigene Blogs im Internet,
auch dort kann man sich gute Ratschläge einholen. Ganz vernachlässigen
wollen wir aber auch die Professionelle Seite nicht,so das der eine oder
andere Artikel von Ärzten oder Therapeuten verfasst ist.
Die „Psypresse“ wird aus Spenden und Fördergeldern teilfinanziert, einen
Großteil finanziert der Verein Psychische-Selbsthilfe aus eigenen Mitteln.

Wir bitten daher um Spenden , damit die „Psypresse“ weiterhin bestand
hat und die Auflage erhöht werden kann.

Spendenkonto:
Psychische-Selbsthilfe e.V
Kreissparkasse Lauenburg

IBAN : DE95 2305 2750 0081 3126 21 BIC NOLADE21RZB

der Verein ist als Gemeinnützig anerkannt.

Gerne sind wir bereit Werbeanzeigen zu schalten.

Kontakt : [email protected]

Herausgeber:

Psychische-Selbsthilfe e.V.

Landstraße 3 21481 Buchhorst

Tel : 04153 5996531 Fax: 04153 5996532

Email: [email protected]

Web: www.psychische-selbsthilfe.de

Inhalt: U2
Neue Psypresse 1
Der Verein Psychische-Selbsthilfe
Depression 3
4
• Fragen zur Depression-eine Meinung 5
• Suizidalität
• Sehnsucht und Qual zugleich 7
Angst
• Das Schema von psychischen Angststörungen 10
Sucht 13
• Alkoholmissbrauch
• Volkskrankheit Alkoholismus 16
Konflikt
• Flucht oder Kampf 17
Rat und Hilfe 19
• Nutzen Sie Ihre Kraftquellen ?
• Tips wie wir die negativen Gedanken loswerden 20
Achtsamkeit 20
• Schmerz
• Die Geschichte mit der Schnecke 21
Test 23
• Wie belastbar sind Sie ? 23
Mitwirkende 24
Unterstützer und Danksagung 24
Mitgliedsantrag Psychische-Selbsthilfe e.V. 26
Redaktionsschluss Artikelabgabe
Zum Schmunzeln Redaktion der Psypresse
von links
1
Magret Warnecke
Andreas Holtermann

Doris Barth

Psychische-Selbsthilfe e.V.

Wir sind eine starke Gemeinschaft
Wir helfen uns Gegenseitig

– in Notlagen
– in Persönlichen Dingen
– bei psychischen Problemen
Wir klären auf mit Vorurteilen gegenüber psychischen Erkrankungen.
Wir unterstützen Angehörige von psychisch erkrankten Menschen
Wir helfen dabei Familien zusammen zu führen.

Aber,

wir sind nur wenige... Unterstützen Sie uns dabei uns gegenseitig zu stärken.
Psychische Erkrankungen oder Notlagen können jeden treffen !!!

Werden Sie Mitglied mit nur 12 € / Jahr und Bereitschaft selber Helfen zu Wollen in Ihren Rahmen und in der
Zeit, die Sie zu Verfügung stellen möchten.
Wenn Sie den Verein Unterstützen wollen, aber nur wenig Zeit haben können sie dieses auch mit einer
Fördermitgliedschaft von 24 € / Jahr erreichen.

Mit diesen Möglichkeiten sind Sie Teil einer starken Gemeinschaft schützen sich und tun auch Gutes

Nur, wenn wir viele sind, können Betroffene und deren Angehörige gemeinsam stark werden.

Im Anhang finden sie einen Mitgliedsantrag

Ein Gedicht Denn nicht nur, dass Du angekommen,
Du hast Dir auch die Zeit genommen,
Ein jeder Mensch strebt etwas an den Blick nach links und rechts zu richten
doch Wie er es erreichen kann, und viele Dinge dort zu sichten.
das liegt nur an ihm allein. Ein andrer, der ist nur gesaust
Drum schlag das richtige Tempo ein. und so am Leben vorbei gebraust.
Jage nicht, das bringt nichts ein.
Mach’ viele Schritte, die ganz klein. Sabine Pöche
Und trotz so manchem Stolperstein
Wirst Du am Ziel zufrieden sein.

2

Fragen zur Depression — eine Meinung

Frager: Meinen sie nicht auch, dass es im derzeitigen abgrundtiefe Depressionen.
Zustand dieser Welt genügend
berechtigte Gründe Zur Depression gibt? Vielleicht ist Auf der Suche nach den Wurzeln der Depression nur
die Ursache für eine Depression nicht nach außen zu schauen, ist meines
so spezifisch - akut wie ein Todesfall, sondern hat Erachtens äußerst naiv. Die Psychologie ist ein
mehr mit der ganzen Umwelt zu tun? Werkzeug, das einen tiefen Einblick in den
Eine Dame: Wenn Wir Depression so betrachten einzelnen gestattet. Und ich meine, sie wird für uns
wollen, dass sie immer einen Grund haben heute nützlich sein bei der Erkundung,
muss, dann konnte freilich alles im Leben als Warum einige Menschen sich in ihrer Reaktion auf
potentielle Depressionsursache herhalten. Allein erkennbare äußere Gründe für
der Umstand, dass Wir sterblich sind und eines Tages Depressionen so unterscheiden. Manche Menschen
sterben werden, ist deprimierend. Es sind offenbar elastisch genug, die
gibt eine Alt >existenzieller Angst<, die aus der Schicksalsschläge des Lebens zu verkraften, andere
schieren Absurdität des Menschlichen sind es nicht. Was den einen in
entspringt. Ohne Zweifel war Jean Paul Sartre immer monatelange, tiefe Traurigkeit und Einsamkeit stürzen
deprimiert. Würde, lahmt den anderen auf Jahre
hinaus. Der eine nimmt als Herausforderung
Aber ich habe das Gefühl, es ist sehr verführerisch die optimistisch an, was für den anderen totales
Depression einzig und allein aus Scheitern bedeutet
dieser Perspektive zu betrachten. Manche Menschen Immer wieder stehen Wir vor dem Geheimnis der
bewältigen die Grundkonflikte und individuellen Reaktion, selbst Wenn Wir
Herausforderungen im Leben, andere nicht. Manche es mit einer eindeutigen Angelegenheit wie Tod oder
finden die Welt unsagbar deprimierend, Trennung zu tun haben. Es geht also um
andere finden große Schönheit und Sinn in ihr, selbst das einzigartige Individuum, das auf eine Situation auf
Wenn sie sich persönlich in einer die ihm eigene, spezielle Weise
schwierigen Situation befinden. Warum sollte dies so anspricht — und es gibt Menschen, die dazu veranlagt
sein? Immer wieder kommen Wir auf scheinen, mit chronischer oder schwerer
den einzelnen zurück. Depression zu reagieren.

Wenn Depression Wirklich eine Widerspiegelung der Nach meiner eigenen Erfahrung kann praktisch alles
Tatsache ist, dass das Leben von im Leben Depression verursachen,
Grund auf faul ist ~ Warum denkt dann nicht jeder so? Wenn der einzelne dazu disponiert ist, depressiv zu
Manche Menschen hingegen, die schon Werden. Manchmal können sogar Erfolg
ausgesprochen entsetzliche Erlebnisse hinter sich und das Erreichen lange angestrebter Ziele Depression
haben, betrachten das Leben nicht als einen auslosen. Und schließ1ich wissen Wir
schrecklichen Ort. Sie finden reiche Fülle und Freude doch, dass uns der Auslöser nicht immer weiterhilft.
in ihm. Andere Wiederum, die es Denn er spielt vielleicht überhaupt keine
hinsichtlich ihrer Lebensumstände recht leicht hatten, Rolle, Weil es die individuelle Reaktionsweise ist, die
verfallen aus unerklärlicher Ursache den Schlüssel in der Hand halt.
oder sichtlich geringfügigen Anlass in
J.B.

3

Suizidalität Suizidgedanken nicht ernst genommen oder gar als
irre angesehen werde? Wer soll einen auffangen wenn
Suizidalität und Suizidgedanken,immer noch ein man mit keinem reden kann? Man kann gegen
Tabuthema.Es wird Totgeschwiegen.Seltsames Suizidalität etwas machen. Woher ich das weiß? Weil
Wortspiel, wo es doch genau darum geht, den Tod.Tod es selber eine lange Zeit mein Leben bestimmt hat.
aus eigenem, freiem Willen.Die Sehnsucht nach Aber ich kämpfte und ich kämpfe noch, lerne Tag für
Erlösung und Erleichterung. Nicht mehr kämpfen zu Tag etwas dazu, kann wieder kleine Erfolge sehen und
müssen,Tag für Tag, Nacht für Nacht. mich manchmal sogar an ihnen erfreuen.
Und doch führt nur ein Weg daraus, kämpfen, Warum ich mich jetzt oute? Ich weiß es nicht! Ich weiß
kämpfen gegen seine eigenen Gedanken und seine nur eins, dass ich weiter kämpfen werde.
eigene Sehnsucht, die Todessehnsucht.Wenn jemand Um irgendwann ein besseres Leben zu haben oder
bekanntes stirbt und selber geht, breitet sich einfach nur zufriedener zu sein,mit dem was ich habe
Entsetzen aus. Entsetzen und Verwunderung. Fragen und mit dem was ich kann. Und wer weiß vielleicht
wie, "aber warum?" Ich kann es euch sagen. werde ich irgendwann sogar glücklich sein. Und „hey“,
Weil das Leben in unserer Gesellschaft immer wenn ich das kann, dann kannst du das auch. Lass uns
schwerer wird und das Leiden immer größer. gemeinsam kämpfen!
Depressionen nennt man Volkskrankheit, Der Welt Zeigen, dass das Leben einen zu Fall bringen
Suizidgedanken sind ein Symptom davon.Warum also kann,es aber Menschen gibt, die es schaffen
die Frage nach dem Warum? Wir sollten aufhören uns von ganz tief unten wieder aufzustehen.
das Leben gegenseitig immer schwerer zu machen.
Lernen zuzuhören und uns wem anzuvertrauen. Das ist Kraft, das ist Mut und das ist Stärke!
Kämpfen, ja das ist der Weg, doch es kämpft sich
leichter wenn man Menschen hat, die zu einem von Nique
stehen. Wie soll sich jemand wem anvertrauen, wenn
doch Suizidalität ein Tabuthema ist, wenn Und für alle die, die meinen jemand wie ich hätte es
nötig sich mit so etwas in den Vordergrund zu
drängen. Dem kann ich nur Glück wünschen, dass er
oder sie diesen Kampf nie kämpfen muss!

4

Sehnsucht und Qual zugleich Warum auf eine Antwort warten die, die
Vergangenheit nicht ändern kann? Wieso? Wieso
Warum, wieso, weshalb? Kleine Worte, große auf eine Antwort warten die, die Gegenwart nicht
Bedeutung.Fragen die aus tiefster Seele ändern kann? Weshalb? Weshalb auf eine
kommen. Antwort warten
Sehnsucht und Qual zugleich.Verzweifelt suchen die, die Zukunft nicht gestalten kann? Du hast
wir nach Antworten,Antworten die nicht dein Leben selbst in der Hand!
kommen.Warum, wieso, weshalb? Fragen die in
unseren Köpfen hämmern. Sie beißen sich fest, Warum?
weil wir nicht vergessen können. Sie sind Weil du dich entscheiden kannst nach vorne zu
Sehnsucht und Qual zugleich. schauen, auch wenn es schwer fällt. Wieso?
Weil du der einzige Mensch bist der durch sein
Warum, wieso, weshalb? Hoffnung die aus Handeln und Denken die Gefühle der
tiefstem Herzen schreit, nach Antworten, Vergangenheit,
Antworten die nicht kommen. Fragen die uns nicht nicht vergessen aber durch neue ersetzten kann,
loslassen, so sehr sie uns auch quälen. Sie sind auch wenn es schwer ist. Weshalb?
Sehnsucht und Qual zugleich. Weil du es verdient hast eine schöne Zukunft zu
haben und Du, wenn Du den Mut hast,dein Leben
Warum, wieso, weshalb? Fragen deren Antworten selber gestalten kannst. Denn es ist dein Leben!
für uns so wichtig sind, Antworten die nicht
kommen.

Warum? von Nique

5

Das Schema von psychischen Angsterkrankungen
von Gela-Joselin Augener

Die eigene Überzeugung zugrunde gelegt, dass sehr viele psychische Erkrankungen nach einem ganz bestimmten
Schema „funktionieren“, lässt sich der Kontext zwischen diesen seelischen Problemen nicht leugnen. Letztlich
sind psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Zwangserkrankung, Soziale Phobie, Dysmorphophobie,
Magersucht, Kleptomanie, das Messiesyndrom und viele weitere, auf die Psyche bezogene Problematiken, wie
zum Beispiel die verschiedensten Süchte, auf ein einziges Thema zurückzuführen: Angst! Depressionen sind
ebenso oft die Folge von Angsterkrankungen.
Ich gehe nun mittlerweile, nachdem ich mich jahrelang mit psychischen Problemen rumschlagen musste und
mich auch über diverse psychische Erkrankungen informiert habe – an denen ich zum Glück nicht leide – soweit,
dass ich sage: Jede Form von krankhafter, übertriebener Angst lässt den Menschen zwanghaft werden. Aus
Angst führt er irrationale Handlungen aus, um die Angst zu verkleinern, was aber nur kurzfristig klappt. Folglich
führt jede übertriebene Angst zu Zwangshandlungen! Auch ein angsterkrankter Mensch, der gar keine
Zwangserkrankung diagnostiziert bekommen hat, führt letztlich Zwangshandlungen aus!

Die meisten Menschen haben irgendwelche harmlosen Marotten und Angewohnheiten, die andere vielleicht als
„ein wenig seltsam“ oder „pingelig“ bezeichnen würden. Das kann zum Beispiel die Angewohnheit sein, nach
dem Verlassen der Wohnung noch einmal zu kontrollieren, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist. Es gibt
auch Menschen, die besonders viel Wert auf Sauberkeit legen, sodass sie bei sich zuhause vom Fußboden essen
könnten. Oder jemand trinkt seinen Kaffee grundsätzlich mit dem Löffel in der Tasse. Und sicherlich kennt jeder
Mensch den Impuls, noch einmal nachzuschauen, ob der Herd auch wirklich ausgeschaltet ist. All diese
Angewohnheiten sind klitzekleine Zwänge, die zwar den Menschen dazu bringen, bestimmte Dinge zu tun,
jedoch haben diese winzigen Zwänge keinen nennenswerten Einfluss auf deren Leben. Es handelt sich hierbei
eben nur um harmlose Marotten, die keinen Leidensdruck auf den Menschen ausüben. Es kommt sogar vor, dass
manche Menschen sich über sich selbst lustig machen, wenn sie bei sich auf einen solchen Tick stoßen.
Doch der Übergang von so einem eigentümlichen zu zwanghaften Verhalten, ist oft fließend. Aber von einer
Zwangserkrankung kann erst dann gesprochen werden, wenn auch ein Leidensdruck entsteht. Die Betroffenen
spüren hierbei immer wieder den inneren Drang, bestimmte Handlungen auszuführen. Oder es drängen sich
ihnen zwanghafte und sich immer wiederholende ungewollte Gedanken auf. Es wird also unterschieden zwischen
Zwangshandlungen, Zwangsimpulsen und Zwangsgedanken. Zwangshandlungen kann man auch noch unterteilen
in offene Zwangshandlungen und verdeckte Zwangshandlungen. Offene Zwangshandlungen sind sichtbar
ausgeführte Zwangshandlungen. Verdeckte Zwangshandlungen hingegen spielen sich in Gedanken ab, und zwar
immer dann, wenn der Betroffene keine Zwangshandlungen ausführen kann, weil er vielleicht gerade in der Bahn
sitzt.
Hierzu ein Beispiel: Ein Zwangs erkrankter, Tristan1, war auf dem Weg zur Arbeit und saß gerade im Bus. Plötzlich
überkam ihn ein Gefühl von großer Unsicherheit. Der Zwang machte sich so bemerkbar und forderte seine ganze
Aufmerksamkeit. Er fing an, Tristan zu fragen, ob er auch wirklich die Kaffeemaschine ausgeschaltet hatte.
Eigentlich wusste Tristan ganz genau, dass er die Kaffeemaschine ausgeschaltet hatte, aber dennoch war er sich
nun nicht mehr ganz sicher. Da er ja momentan nicht kontrollieren konnte, ob die Kaffeemaschine auch wirklich
ausgeschaltet war, und er jetzt ja auch nicht einfach wieder nach Hause fahren konnte, um dieses zu tun, weil er
ja pünktlich an seinem Arbeitsplatz ankommen musste, ging Tristan nun den heutigen Morgen in Gedanken noch
mal durch. Und zwar von dem Zeitpunkt an, zu dem er die Küche betreten hatte. Er hatte sich Frühstück gemacht
und zunächst die Kaffeemaschine mit einem frischen Filter bestückt. Dann hatte Tristan das Kaffeepulver in den
Filter gegeben. Vier Kaffeelöffel, wie immer. Anschließend hatte er noch das Wasser in die Kaffeemaschine
gegossen und diese dann eingeschaltet. Während die Kaffeemaschine lief, hatte er sich zwei Scheiben Toast mit
Käse gemacht. Tristan war jetzt hochkonzentriert, denn nun kam die entscheidende Stelle in der
Gedankenabfolge: Er hatte, nachdem der Kaffee fertig war, die Kaffeemaschine wieder ausgeschaltet. Tristan
konnte sich daran erinnern und sah sich in Gedanken am heutigen Morgen die Kaffeemaschine ausschalten. Im
Anschluss daran hatte er die Toasts mit Käse gegessen und eine Tasse Kaffee getrunken. Tristan beruhigte sich
etwas. Er war sich zwar immer noch nicht hundertprozentig sicher, dass er die Kaffeemaschine auch wirklich

1Der Name bezieht sich auf keine in Wirklichkeit existierende Person.

6

ausgeschaltet hatte, aber er meinte sich daran zu erinnern. Das beschwichtigte seine Zwangsgedanken zumindest
etwas.
Wie dieses Beispiel zeigt, sind verdeckte Zwangshandlungen also eine Art Notlösung für den Zwangs erkrankten.
Ein Mensch, der unter Sammel- und Aufbewahrungszwängen leidet, wird im Allgemeinen als Messie bezeichnet.
Die Bezeichnung „Messie” ist abgeleitet vom englischen Wort „mess“, dem englischen Begriff für Chaos,
Unordnung und Schwierigkeit.
Messies haben den Zwang, Dinge aufzubewahren und zu sammeln. Sie können sich von keinem Gegenstand
trennen, weil der Zwang ihnen einredet, dass sie die angehäuften Sachen irgendwann vielleicht doch noch
einmal brauchen könnten. Es kommen auch immer wieder neue Dinge zu ihrer zumeist riesigen Sammlung hinzu,
da ein Messie auch Gegenstände mit zu sich nach Hause nimmt, die er zum Beispiel auf der Straße findet. Selbst
Objekte, die ein normaler, gesunder Mensch als Müll bezeichnen würde, werden von Messies mitunter gehortet.
Beinahe ausnahmslos machen Menschen, die unter Sammel- und Aufbewahrungszwängen leiden, ihre Wohnung
durch die Anhäufung von wertlosen und unbrauchbar gewordenen Gegenständen, unbewohnbar.
Zwangsgedanken sind sich immer wieder zwanghaft aufdrängende Gedanken. Das können verdeckte
Zwangshandlungen sein, aber auch Gedanken mit völlig absurdem Inhalt. Zum Beispiel müssen manche
Menschen immer wieder daran denken, wie sie einem Verwandten oder anderen Mitmenschen Leid zufügen.
Und dass, obwohl sie es gar nicht vorhaben.
Wasch- und Reinigungszwänge zeigen sich mitunter durch übertriebenes Händewaschen und Duschen. Aber
nicht nur ausschweifende Körperpflege, sondern auch unverhältnismäßige Gewohnheiten beim Toilettengang
können Teil von Wasch- und Reinigungszwängen sein.
Die exzessive Reinigung von Möbeln und sonstigen Dingen im Haushalt und sehr häufiges Staubsaugen werden
ebenfalls durch diese übertriebene Angst vor Schmutz, Keimen und Staub ausgelöst.
Ein Mensch, der unter Kontrollzwängen leidet, hat in erster Linie Angst vor einem Kontrollverlust und Angst
davor, Fehler zu machen. Diese Angst wird dem Betroffenen von seinem Zwang eingeredet, sodass der
Leidtragende eine maßlos übertriebene Kontrolle von verschiedensten Dingen an den Tag legt. Das kann zum
Beispiel ein andauerndes Kontrollieren von Elektrogeräten und Schlössern sein, insbesondere dann, wenn der
Betroffene aus dem Haus gehen möchte. Die Angst vor möglicherweise unterlaufenen Fehlern lässt den Zwangs
erkrankten ständig kontrollieren, ob er nicht doch einen Fehler gemacht hat – egal in welcher Angelegenheit. Die
unbegründete Angst davor, anderen einen Schaden zuzufügen oder dafür verantwortlich zu sein, dass etwas
Schreckliches passiert, lässt den Leidtragenden immer wieder nachprüfen, ob jemand durch eigene Schuld zu
Schaden gekommen ist.
Ordnungszwänge zeigen sich durch das penible Halten von Ordnung im eigenen Haushalt. Jeder Gegenstand hat
seinen festen Platz. Das allein macht den Ordnungszwang noch nicht unbedingt aus. Alles muss millimetergenau
an der richtigen Stelle platziert sein. Zum Beispiel dürfen Bücher im Regal nicht über den Rand des Bücherregales
hinausragen und müssen exakt nebeneinanderstehen. So verhält es sich mit allem, was man in eine derartige
Ordnung bringen kann. Oft brauchen Zwangserkrankte mehrere Stunden, um ihren Haushalt in die vom Zwang
vorgeschriebene Ordnung zu bringen.
Bei Wiederholungszwängen muss der Zwangserkrankte alle möglichen Handlungen, Aktivitäten immer
wiederholen, meistens solange, bis diese „richtig“ vollzogen worden sind. Das kann sich zum Beispiel beim
Betreten eines Raumes zeigen oder bei anderen gewohnheitsmäßigen, sich wiederholenden Handlungen, die
dann in ein Extrem ausarten. Auch kann es sein, dass ein Betroffener immer irgendwelche Wörter wiederholt
aussprechen muss, oder sogar ganze Sätze. Auch das ständige Wiederholen von Zwangshandlungen, bis „es sich
richtig anfühlt“, ist bei jeder Form von typisch vorherrschenden Zwangsstörungen sehr stark ausgeprägt. Bei
einer (Selbst-) Therapie sollte sich jeder Zwangserkrankte bewusst machen, dass Gefühle jedoch nicht dazu
geeignet sind, um festzustellen, ob etwas in Ordnung ist oder nicht. Er muss wieder lernen, sich auf seine
Sinnesorgane (z.B. die Augen) zu verlassen. Auch die Handlungsweise anderer „normaler“ Menschen zu
beobachten, kann hilfreich sein.
Bei Zählzwängen hat der Leidtragende andauernd den Zwang, irgendetwas zu zählen. Zum Beispiel die Bücher im
Regal, Gehwegplatten, Autos, Sommersprossen oder sogar die Sandkörner am Strand.
Besonders häufig treten Zählzwänge in Kombination mit Wiederholungszwängen auf. Das kann dann Handlungen
im Rahmen von Wasch- und Reinigungszwängen, Kontrollzwängen und Ordnungszwängen betreffen. Wenn ein
Zwangserkrankter beispielsweise Kontrollzwänge in Kombination mit Wiederholungs- und Zählzwängen hat,
könnte es sein, dass der Betroffene genau zehnmal kontrollieren muss, ob er die Haustür auch richtig
abgeschlossen hat. Auch Zwangsgedanken können in Kombination mit Wiederholungs- und Zählzwängen

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auftreten. Hierbei muss dann zum Beispiel ein positiver Gedanke genau dreimal gedacht werden, damit kein
Unglück geschieht.
Der Begriff Kleptomanie beschreibt ein zwanghaftes Stehlen, eine Art „Sucht“ etwas zu stehlen. Ein Kleptomane
kann einfach nicht anders, als immer wieder alle möglichen Dinge zu stehlen. Der materielle Wert der
Gegenstände spielt hierbei keine Rolle. Ebenso wenig ist es völlig irrelevant, ob der Betroffene einen Nutzen von
den gestohlenen Gegenständen hat.
Bei Magersucht hat der oder die Betroffene wahnsinnige Angst davor, dick zu sein bzw. zu werden. Ein
Magersüchtiger hat auch Angst davor, von anderen als hässlich befunden zu werden und leidet auch, wie die
meisten anderen Angsterkrankten, unter einem geringem Selbstbewusstsein. Bei Magersucht findet ein
zwanghaftes Nichtessen statt, um diese Angst zu lindern.
Der Dysmorphophobie liegt ebenfalls die Angst zugrunde, von anderen als hässlich befunden und abgelehnt zu
werden. Um diese Angst zu kompensieren, wird – wie bei allen anderen Angsterkrankungen auch – ein
Vermeidungsverhalten und ein Sicherheitsverhalten (Zwangshandlungen!) an den Tag gelegt. Das können im
Extremfall sogar Schönheitsoperationen sein. Wobei solche Schönheitsoperationen unnötig sind, da zwanghaft
motiviert, und keinerlei Verbesserung des persönlichen Wohlbefindens herbeiführen werden, jedenfalls nicht
langfristig. Wie bei jeder Zwangshandlung tritt vielleicht eine kurze Befriedigung ein. Beim Anblick des neuen
Spiegelbildes wird sich der oder die Betroffene kurzzeitig ein wenig besser fühlen. Aber irgendwann ist wieder
der Punkt erreicht, wo eine erneute und wiederholte Ablehnung des eigenen Aussehens und ein „Sich-hässlich-
fühlen“ genauso stark vorhanden ist, wie vor der Schönheitsoperation. Auch eine Sonnenbrille kann ein
Schutzgegenstand für eine unter einer Dysmorphophobie leidenden Person sein. Das Aufsetzen dieser Brille ist
Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten zugleich! Ebenso ist mitunter extremes, stundenlanges Schminken (ggf.
sogar mehrfach täglich) eine Zwangshandlung, deren Auslöser die Dysmorphophobie ist.
Bei einer Sozialen Phobie legt der Mensch auch dieses sogenannte Sicherheitsverhalten an den Tag: Befindet er
sich in einer gefürchteten Situation, fasst er sich z.B. an die Nase, knetet die Hände oder fasst sich an den
Anhänger der Kette am Hals, an die Ohrringe oder in die langen Haare. Es gibt unzählige verschiedene Arten von
Sicherheitsverhalten. Bei jedem Menschen sehen die Verhaltens- und Handlungsweisen anders aus, mit denen
der Erkrankte versucht, die Angst zu kompensieren! Diese Handlungen laufen zunächst unbewusst ab. Es sind
unbewusste Zwangshandlungen!

Egal um welche Form von übertriebener Angst es sich handelt, sie führt zu einer falschen und verzerrten
Wahrnehmung. Das ist bei jeder dieser hier aufgeführten Erkrankungen der Fall!

Ängste – und somit ein zwanghaft herbeigeführtes Sicherheitsverhalten – werden von den Betroffenen selbst
eigentlich immer als extrem belastend, völlig übertrieben und unsinnig empfunden. Dennoch kann der
Leidtragende das Sicherheitsverhalten (u.a. Zwangshandlungen) meistens nicht unterdrücken, auch wenn er
Widerstand gegen seine Angst leistet. In besonders extrem exzessiven Phasen der krankhaften Angst, kann ein
Opfer der Angst nicht anders, als wieder und wieder bestimmte Handlungen auszuführen, stereotype
Gedankengänge zu verfolgen, seine Hände zu kneten oder andere Handlungen auszuführen. Auch das
Vermeidungsverhalten ist letztlich eine aktive Handlung: Die willentlich herbeigeführte Handlung, etwas bewusst
nicht zu machen. Demzufolge ist es logisch nachvollziehbar, dass Ängste mitunter das ganze Leben
beeinträchtigen können. Erst wenn ein Betroffener versteht, wie das Schema von krankhafter Angst ganz im
Allgemeinen abläuft und was sie am Leben hält, kann er sich alleine oder mit Hilfe eines Therapeuten seinen
Ängsten stellen. Dafür braucht es natürlich Zeit, Ausdauer und vor allem einen starken Willen, denn psychische
Erkrankungen lassen sich nicht von heut auf morgen heilen. Auch mit Rückschlägen muss während der
(Selbst-)Therapie gerechnet werden. Und dann heißt es natürlich: nicht aufgeben und dran bleiben!
Therapieren kann man sich bei jeder der aufgeführten Angsterkrankungen ausschließlich, indem man das
Sicherheitsverhalten, Vermeidungsverhalten und jede Form von Zwangshandlungen unterlässt. Um sich nicht zu
überfordern, sollte man diese auf der Angst begründeten Verhaltensweisen in kleinen Schritten ablegen. Dann
wird der Leidensdruck zwar kurzfristig unerträglich stark, manchmal auch über einen längeren Zeitraum hinweg,
aber wenn der Betroffene diesen Leidensdruck, diese Angst, diese Unsicherheit bewusst aushält, sinkt der
Leidensdruck früher oder später auch wieder. Und das, ohne dieses schädliche, krankhafte und letztlich auch
falsche Verhalten. Bei nachgiebigem Verhalten, befreit sich der Kranke nur kurzfristig von seinem Leidensdruck.
Allerdings hört sich das eben geschilderte Unterlassen der Zwangshandlungen natürlich sehr viel leichter an, als
es ist. Aber nur und ausschließlich so, können sich dauerhafte Erfolge einstellen, im Kampf gegen die Angst!

8

Des Weiteren gehört auch das Thema Sucht in die Kategorie der zwanghaften Verhaltensweisen. Egal, ob es sich
dabei um stoffgebundene Süchte (z.B. Heroin-, Alkohol-, oder Nikotinsucht) oder um nicht stoffgebundene
Süchte (z.B. Spiel-, Internet-, Sport- oder Pornosucht) handelt. Die Suchtproblematik umfasst ebenfalls ein weites
Spektrum. Der Zusammenhang zu anderen psychischen Erkrankungen mit zwanghaftem Charakter ist hierbei
eindeutig. Beispielsweise wird ein Putzzwang auch als Putzsucht bezeichnet und der Begriff Magersucht
beinhaltet bereits den Begriff Sucht. Somit kann jede Art zwanghafter Verhaltensweisen auch durchaus als nicht
stoffgebundene Sucht bezeichnet werden. Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen stoffgebundenen und
nicht stoffgebundenen Süchten: Hat bei einer stoffgebundenen Sucht bereits der Übergang von einer „nur“
psychischen Abhängigkeit zu einer physischen Abhängigkeit stattgefunden, ist ein körperlicher Entzug nötig.
Oftmals ist es sehr sinnvoll (je nach Intensität der körperlichen Abhängigkeit), diesen Entzug in einer Klinik
durchzuführen. Auch ein sogenannter „kalter Entzug“ ist mitunter der falsche Weg, da dieser zum Tod des
Betroffenen führen kann. Ein langsames Entziehen einer Substanz, ist auf jeden Fall der humanere Weg.
Süchte entwickeln sich sehr oft auch aus unterschiedlichsten Ängsten heraus. Angst vor dem Leben, Angst vor
dem Versagen, Angst davor, Fehler zu machen, Angst, welche auch in Form einiger der bereits genannten
psychischen Erkrankungen vorhanden sein kann. Insbesondere Menschen mit einer Sozialen Phobie und/oder
einer Zwangserkrankung neigen dazu, ihren Leidensdruck mit stoffgebundenen Süchten zu lindern. Oftmals
merken diese Menschen dann erst, wenn sie bereits seelisch/körperlich abhängig sind, dass sie sich durch diese
neu zugelegte Verhaltensweise ein neues Problem zugelegt haben. Denn stoffgebundene Drogen lösen die
Probleme und Ängste nicht auf. Drogen betäuben nur vorübergehend das Gehirn.

Die Binge-Eating-Störung ist durchaus auch eine stoffgebundene Sucht. Wobei es sich bei dem Konsummittel um
zumeist fett- und zuckerreiche Nahrungsmittel handelt und der übermäßige Verzehr von Nahrungsmitteln keine
typische physische Abhängigkeit nach sich ziehen kann. Vielmehr handelt es sich bei dieser stoffgebundenen
Sucht um eine psychische Anhängigkeit, bei der der Betroffene zwanghaft bergeweise ungesunder
Nahrungsmittel innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes verdrückt. Und das im Extremfall täglich! Natürlich sind
die Gründe, weshalb ein Mensch esssüchtig oder anderweitig abhängig wird, vielfältig. Traurigkeit und Frust
können ebenso ein Auslöser sein wie Angst. Und somit schließt sich der Kreis wieder.

Zwanghafte Verhaltensweisen (auch stoffgebundene Süchte) sind immer eine Art Flucht. Eine Flucht vor den
eigenen Problemen und Unzulänglichkeiten. Ein Versuch diese Probleme auf eine einfachere (und mitunter
schnellere) Weise zu lösen, was aber natürlich langfristig so nicht funktioniert. Unter anderem deshalb, weil
zwanghaftes Verhalten, eine Sucht, immer auch mit Kontrollverlust einhergeht. Die Leidtragenden können
schließlich nicht mehr kontrollieren, wie viele Zwangshandlungen sie ausführen, wie viele Drogen sie
konsumieren oder wie viel sie essen. Diese Verhaltensweisen werden zumeist wirklich bis zum Exzess betrieben.
Bei sämtlichen zwanghaften Verhaltensweisen und Süchten müssen sich die Betroffenen neue Verhaltensweisen
zulegen, um im Gehirn neue Verknüpfungen zu schaffen. Bestimmte Gedanken sind bei den Erkrankten mit der
Zeit mit automatisch aufkommenden Impulsen verknüpft worden. Zum Beispiel denkt ein unter Magersucht
leidender Mensch „Ich bin fett!“. Daraufhin hat er dann möglicherweise den Impuls (Zwang!) zusätzlich zu dem
Hungern vielleicht auch noch mit exzessivem Sportreiben anzufangen, auch wenn er weiß, dass dieser Impuls
einer krankhaften und verzerrten Wahrnehmung entsprungen ist. Ein Mensch, der immer Alkohol getrunken hat,
wenn er Angst hatte, wird den automatischen Gedanken und Impuls (Suchtdruck!), Alkohol zu konsumieren
umgehend wieder bekommen, wenn er das nächste Mal Angst hat, auch wenn er sich vorgenommen hat, nie
wieder einen Schluck Alkohol zu trinken. Und in genau diesen Situationen gilt es, sich diesen zwanghaften
Impulsen zu widersetzen und etwas anderes zu tun, als gewohnt. Dadurch werden dann langfristig neue
Verknüpfungen im Gehirn geschaffen. Auch ein Mensch mit Zwangserkrankung kann sich auf diese Art und Weise
selbst therapieren. Wenn der Zwangsimpuls kommt, z.B. etwas zu putzen, obwohl dies völlig übertrieben und
unnötig ist, muss der Betroffene die Zwangshandlung unterlassen, um neue Verknüpfungen im Gehirn schaffen
zu können. Die Anspannung, welche auf das Unterlassen einer Zwangshandlung folgt, lässt früher oder später
nach. Der Betroffene macht so die Erfahrung, dass überhaupt nichts Schlimmes passiert, wenn er keine
Zwangshandlungen ausübt. Und das wird im Gehirn abgespeichert. Wichtig ist, diese gemachten Erfahrungen
immer wieder und wieder zu erleben, um die neu geschaffenen Verknüpfungen im Gehirn zu festigen.
Der eigene starke Wille, die jeweilige Erkrankung in den Griff zu bekommen, ist die Grundvoraussetzung für eine
erfolgreiche Behandlung. Ob nun mit Unterstützung eines Psychotherapeuten oder durch eine gut vorbereitete

9

Selbsttherapie. Nichts wird ohne den Herzenswunsch nach einer Veränderung gelingen. Wenn dieser innigste
Wunsch die Seele dominiert, sind die Chancen einer Heilung sehr hoch. Der starke Wille wird in Kombination mit
einer stark ausgeprägten Beharrlichkeit und Ausdauer beim Verändern und Ablegen der bisherigen
Verhaltensweisen den Betroffenen zum Erfolg führen.

Alkoholmissbrauch und die Grenze zum Alkoholismus
Regelmäßig ein Feierabend-Bier oder ein Gläschen Rotwein zum Essen: Ist das Alkoholmissbrauch oder Genuss?
Die Antwort unterscheidet sich in der Regel nach den Gewohnheiten desjenigen, dem diese Frage gestellt wird.
Der Bier- oder Weinlieber wird wohl verneinen, dass sein Konsum Alkoholmissbrauch sein könne. Suchtforscher
oder trockene Alkoholiker hingegen dürften sicher antworten: Täglicher Alkoholkonsum ist zumindest ein starker
Hinweis auf Alkoholmissbrauch.Kriterien für Alkoholmissbrauch
Auch wenn Stammtisch, Werbung und immer wiederkehrende Meldungen über den gesundheitlichen Nutzen
von Alkohol es anders darstellen: Sucht- und Gesundheits-Experten sind sich einig, dass Alkohol an sich
insgesamt keinen gesundheitsfördernden Nutzen hat. Die Diskussion über einen risikoarmen oder gar risikofreien
Alkoholkonsum im Gegensatz zum Alkoholmissbrauch oder zum Alkoholismus wird nach wie vor kontrovers
geführt. Mittlerweile hat sich ein Standard durchgesetzt, nachdem das Risiko des Alkoholkonsums bewertet wird.
Alkoholmissbrauch ab riskantem Konsum
Die folgenden Angaben für den Alkoholmissbrauch beziehen sich auf den reinen Alkoholgehalt in Gramm pro Tag.
Damit Sie leichter umrechnen können: Ein normales Bier (0,33 Liter) enthält etwa 13 Gramm reinen Alkohol, ein
Glas Wein (0,2 Liter) etwa 16 Gramm. 5 Gläser Wein pro Tag oder 3 Maß Bier erfüllen damit die Kriterien für den
Alkoholkonsum eines Alkoholikers.
risikoarmer Alkoholkonsum: bis 12 Gramm/Tag für Frauen; Männer bis 24 g/Tag
riskanter Alkoholkonsum (Vorstufe zum Alkoholmissbrauch): zwischen 12 und 40 g/Tag für Frauen; Männer
zwischen 24 und 60 g/Tag
gefährlicher Konsum (Alkoholmissbrauch): 40 bis 80 g/Tag für Frauen; Männer zwischen 60 bis 120 g/Tag
Alkoholismus: mehr als 80 g/Tag für Frauen; Männer mehr als 120 g/Tag.

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Alkohol wird oft verharmlost
Bei der Diskussion um Alkoholmissbrauch oder Genuss wird die Gefahr durch die Droge – und das ist Alkohol nun
einmal – immer wieder verharmlost. Wer regelmäßig trinkt oder Alkohol missbraucht, lebt gefährlich. Alkohol
tötet nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jährlich etwa 15.000 Menschen. Damit kommen 18 direkt
alkoholbedingte Todesfälle auf 100.000 Einwohner. In dieser Statistik nicht enthalten sind mit Alkohol indirekt in
Zusammenhang stehende Todesfälle. Hier wären etwa Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss, Tötungsdelikte im
Rausch oder Suizide infolge von Alkoholismus und begleitenden psychischen Erkrankungen zu nennen. Das
Deutsche Rote Kreuz beziffert die Zahl der direkten und indirekten Todesfälle durch Alkoholismus und
Alkoholmissbrauch auf 40.000 im Jahr.

Zahlen und Fakten über Alkohol
Rein statistisch trinken Deutsche etwa 107 Liter Bier und 25 Liter Wein oder Schaumwein pro Jahr. Den
Löwenanteil davon, mehr als 90 Prozent, trinken weniger als 10 Prozent der Erwachsenen.
Der Bund hat nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren (DHS) 2010 etwa 4 Milliarden Euro an
alkoholbezogenen Steuern eingenommen. Die Werbewirtschaft erzielt in diesem Zeitraum mit Alkohol einen
Umsatz von 525 Millionen Euro.
Den wirtschaftlichen Schaden durch Alkoholismus (Behandlungs- und Folgekosten, Arbeitsausfall) beziffert die
DHS auf etwa 27 Milliarden Euro im Jahr 2007.

Alkoholrausch
Die Alkoholkonzentration wird im Blut gemessen und in Promille angegeben. Dabei ist die
Blutalkoholkonzentration sowohl von der aufgenommenen Alkoholmenge als auch von der gleichzeitig
aufgenommenen Nahrung sowie von Geschlecht und Körpergewicht abhängig. Ferner spielt die Geschwindigkeit,
mit der der Körper den aufgenommenen Alkohol abbaut, eine wichtige Rolle.

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Obwohl der Alkoholspiegel nach Zufuhr einer bestimmten Trinkmenge starken individuellen Schwankungen
unterliegt und somit nicht exakt voraussagbar ist, lässt sich dennoch folgende Faustregel formulieren: Ein etwa
70 kg schwerer Mann hat nach einem Liter Bier oder einem halben Liter Wein einen Blutalkoholspiegel von ca.
0,5 Promille.
Deutliche Einbußen 0,5 Promille
In der Regel ist bei 0,5 Promille die Kritikfähigkeit bereits herabgesetzt, Hemmungen und allgemeingültige
Verhaltensnormen werden leicht überwunden. Bei Blutkonzentrationen von 0,5 Promille ist die gesetzliche
Grenze der Fahrtüchtigkeit erreicht. Bei Werten über 2 Promille entwickeln sich starke Rauschzustände, die bei
steigender Konzentration in Bewusstlosigkeit mit Atemlähmung und Tod übergehen können.

Folgen von Alkoholmissbrauch
Beim Alkoholrausch treten weiterhin verminderte Denk- und Reaktionsfähigkeit, Koordinationsstörungen beim
Sprechen und Gehen, Doppeltsehen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Schwäche,
Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Drehschwindel, schwacher und schneller Puls und Untertemperatur auf.
Die psychischen Auswirkungen sind individuell und je nach Grad der Trunkenheit verschieden: von Euphorie,
guter Laune, Aggression und Selbstüberschätzung bis Trägheit, Müdigkeit oder depressiver Stimmung.
Folgeerkrankungen bei chronischem Alkoholmissbrauch
Langfristiger Alkoholmissbrauch führt zu einer Vielzahl von Erkrankungen. Dazu gehören insbesondere:
Erkrankungen der Leber wie Fettleber, Alkohol-Hepatitis, Leberzirrhose und daraus resultierende Krampfadern
der Speiseröhre
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse wie chronische Pankreatitis und Diabetes
Herz- und Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und KHK (Koronare Herzkrankheit)
Stoffwechselerkrankungen wie Gicht
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts wie Speiseröhren- und Magenschleimhautentzündung (Ösophagitis und
Gastritis) sowie Zungengrund-, Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs
Erkrankungen des Nervensystems wie das Wernicke-Syndrom (eine neurologische Erkrankung infolge eines
Vitamin B1-Mangels), Demenz, Polyneuropathie sowie Störungen der Merk- und Denkfähigkeit
Erkrankungen der Muskulatur wie Herzmuskelschäden und die Zersetzung von Muskelfasern (Rhabdomyolyse)
sonstige Erkrankungen: Vitamin- und Mineralstoffmangel, Alkoholembryopathie in der Schwangerschaft, ein
erhöhtes Risiko von Schlaganfällen und Hirnblutungen sowie eine gerötete Knollennase (sogenanntes
Rhinophym).

Grenze zum Alkoholismus
Von Alkoholismus spricht man, wenn jemand länger als ein Jahr große Mengen Alkohol konsumiert, die Kontrolle
über den Alkoholkonsum verloren hat und dadurch körperlich, psychisch und sozial geschädigt ist. Weitere
Informationen dazu finden Sie unter Alkoholismus und Behandlung von Alkoholismus.
Vorbeugung des Alkoholmissbrauchs
Sicher ist: Alkohol ist nur in geringen Mengen ein Genussmittel. In höheren Dosen ist er ein Rauschmittel und in
jedem Fall ein Zellgift. Folgende Tipps können helfen, den Alkoholkonsum in Grenzen zu halten und
Alkoholmissbrauch vorzubeugen:
Trinken Sie nicht, um Probleme zu vergessen.
Trinken Sie lieber in Gesellschaft als allein.
Bei Feiern schon vorher ein Quantum an Alkoholika festlegen, das Ihnen bekommt. Dies auch anderen mitteilen,
damit Sie sich auch daran halten. Lassen Sie sich danach nicht zum Weitertrinken "überreden".
Gläser vor dem Nachschenken immer erst austrinken, zur besseren Kontrolle.
Bei jeder Feier einmal kurz die negativen Erfahrungen mit Alkohol durchdenken, solange Sie noch völlig nüchtern
sind.
Nie unter Alkoholeinfluss Auto fahren. Wenn Sie sich diese vernünftige Regel selbst auferlegen, bleibt so
manches Gläschen in der Flasche.

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Volkskrankheit Alkoholismus - Kriterien und Anzeichen der Alkoholabhängigkeit
Was ist Alkoholismus?

Alkoholismus, auch Alkoholsucht oder Alkoholabhängigkeit, ist die mit Abstand weltweit am weitesten
verbreitete Suchterkrankung. Gleichzeitig werden die gesundheitlichen Gefahren des Alkoholismus sehr oft
gründlich unterschätzt. Experten gehen davon aus, dass Alkohol Jahr für Jahr alleine in Deutschland für etwa
40.000 Todesfälle verantwortlich ist. An der Frage „Was ist Alkoholismus?" oder „Wer ist Alkoholiker?" scheiden
sich an den Theken und in den Wohnzimmern die Geister. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Alkoholismus,
Alkoholmissbrauch und Genuss-Trinken fließend. Unter „Alkohol – Missbrauch oder Genuss" finden Sie
zahlreiche Fakten zum Thema. In diesem Ratgeber Alkoholismus geht es um die krankhafte Alkoholsucht oder
Alkoholabhängigkeit.
Volkskrankheit Alkoholismus
Mehr als 10 Millionen Deutsche haben – so der Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung – einen riskanten
Alkoholkonsum. Die Angaben über die Zahl von Alkoholikern schwanken zwischen 1 und 2,5 Millionen. Das
Robert-Koch-Institut geht von etwa 1,6 Millionen Menschen mit Alkoholismus aus (2010). Dabei ist Alkoholismus
– entgegen den Vorurteilen – keine ausschließlich männliche Domäne. Knapp ein Viertel der Alkoholiker
(370.000) stellen Mädchen und Frauen –Tendenz steigend. Unter den Frauen mit Alkoholismus sind jüngsten
Studien zufolge vor allem Frauen mit hohem Bildungsniveau sowie Frauen zwischen 45 und 54 besonders stark
vertreten. Bei jungen Männern steigt das Risiko für Alkoholismus mit sinkendem Bildungsabschluss. Ab dem 45.
Lebensjahr ist der Alkoholkonsum bei Männern mit guter Bildung höher als der bei durchschnittlicher oder
schlechter Bildung.
Kriterien für Alkoholismus
Nach der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD) spricht man von Alkoholismus, wenn drei der sechs
folgenden Kriterien zutreffen:
starkes oder zwanghaftes Verlangen, Alkohol zu trinken
Probleme, den Alkoholkonsum zuverlässig zu begrenzen
Entzugserscheinungen, wenn nicht getrunken wird
erhöhte Alkoholtoleranz
Vernachlässigung anderer Tätigkeiten und Verpflichtungen, um trinken zu können
anhaltendes Trinken trotz bestehender gesundheitlicher Schädigungen durch den Alkoholkonsum.
Tatsächlich treffen 3 und mehr Kriterien für eine Vielzahl von Menschen zu. Es zählt aber zu den Symptomen von
Suchterkrankungen allgemein, und von Alkoholismus im Besonderen, dass eine Abhängigkeitserkrankung
verneint wird.
Im Fall von Alkoholismus kommt hinzu, dass Alkohol eine erlaubte und gesellschaftliche akzeptierte Droge ist, die
mitunter sogar zum unverzichtbaren Genussmittel verklärt wird. Das geht so weit, dass beispielsweise in vielen
Regionen und Gesellschaftsgruppen eine erhöhte Alkoholtoleranz und regelmäßiges Trinken (2 der Kriterien für
Alkoholismus) als erstrebenswerter Ausdruck von Männlichkeit gewertet werden. Diese und andere Faktoren
führen dazu, dass Betroffene sich Alkoholismus und die Notwendigkeit einer Therapie oft erst nach Jahrzehnten
eingestehen. Und dass in aller Regel nur in größter Not, mitunter erst bei unmittelbarer Lebensgefahr.

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Anzeichen für Alkoholismus
Typische Anzeichen für Alkoholismus sind einerseits die oben genannten Kriterien. Andererseits bringt
fortschreitender Alkoholkonsum eine Vielzahl von Anzeichen und Krankheiten mit sich, die auf eine sich
entwickelnde oder bestehende Abhängigkeit hindeuten. Einige der offenkundigsten

Anzeichen für Alkoholismus sind:
heimliches Trinken
Verstecken von Alkohol
Trunkenheitsfahrten, Führerscheinentzug wegen Alkohol

emotionale Entgleisungen nach Alkoholkonsum wie vermehrte
Streitigkeiten oder körperliche Auseinadersetzungen unter
Trunkenheit
Geldsorgen wegen häufigen Alkoholkaufes oder ausgiebiger Kneipentouren
Rückzug von Freunden, Familienmitgliedern oder Lebenspartnern
immer weniger sozialer Kontakt zu Nichttrinkern
Erkrankungen der Leber und der Bauchspeicheldrüse.
Alkoholiker entsprechen nicht den Vorurteilen
Ein Vorurteil über Alkoholiker schildert alkoholkranke Menschen als arbeitsscheue, faule Menschen. Tatsächlich
ist häufig das Gegenteil der Fall. Alkoholiker entwickeln sehr großen Einsatz, wenn es darum geht, ihre Krankheit
zu verbergen. Dazu gehört vor allem während der ersten Jahre der Abhängigkeit, am Arbeitsplatz und bei
Nachbarn nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb leisten Alkoholiker am Arbeitsplatz oft mehr als andere und
gelten In Nachbarschaften oder Vereinen als hilfsbereite und engagierte Zeitgenossen. Mit diesen Aktivitäten
schaffen Alkoholiker nicht nur nach außen den Raum für ihre Sucht, sondern bestätigen sich selbst das Bild eines
Menschen, der sicher kein Problem mit Alkohol hat.
Das Umfeld spürt Alkoholismus oft zuerst
Am ehesten fällt Alkoholismus in der Familie oder Lebensgemeinschaft auf. Familienmitglieder und Partner sind
oft auch die treibenden Kräfte, wenn es darum geht, einen Alkoholiker von der Notwendigkeit der Therapie zu
überzeugen.
Alkoholismus kann aber auch auf nahestehende Menschen übergreifen. Wenn beispielsweise die Ehefrau den
alkoholkranken Mann immer wieder vor den Konsequenzen des Alkoholismus bewahrt, kann sich daraus eine
sogenannte Ko-Abhängigkeit entwickeln.

Langer Weg zur Therapie
Der Weg zur Therapie von Alkoholismus ist oft sehr lang und kann Jahrzehnte dauern. Selbst bei offenkundigen
Problemen in der Partnerschaft oder Familie dauert es im Schnitt etwa 7 Jahre, bis Alkoholiker dem Drängen des
Partners/der Partnerin nachgeben, und in die Behandlung von Alkoholismus einwilligen.

Nachrichten zum Thema Alkoholismus
Fast jede 5. Schwangere trinkt Alkohol (News vom 16.09.2015)
Alkoholmissbrauch und die Grenze zum Alkoholismus
Ratgeber Suchttherapie: Wege aus der Abhängigkeit
Vielarbeit fördert Alkoholmissbrauch (Nachricht vom 27.01.2015)
Studie: Keine positiven Effekte von Alkohol
ALKOHOL? Kenn dein Limit!
Eine Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Mit Selbsttests, Broschüren zum Download,
Trinktagebuch, Videobeiträgen (auch in Gebärdensprache) und vielen hilfreichen Informationen.

14

Ursachen von Alkoholismus
Alkohol ist – obwohl frei verkäuflich und gesellschaftlich als Genussmittel akzeptiert – eine sehr starke Droge.
Alkohol löst Rauschzustände aus, die viele Menschen als angenehm empfinden. Außerdem hat Alkohol eine stark
entspannende und enthemmende Wirkung. So ist es nur natürlich, wenn dieser angenehme Zustand immer
wieder gesucht wird. Motor dieses Verhaltens ist unser Gehirn – und dort das sogenannte Belohnungssystem.
Einmal mit einem Suchtstoff in Kontakt gekommen, sendet es immer wieder Impulse, die nach mehr Droge
verlangen. So weit der stark vereinfachte hirnphysiologische Prozess der Suchtentwicklung.

Viele Faktoren bestimmen Suchtentwicklung
Warum aber werden die einen Menschen abhängig und andere nicht? Nach Ansicht von Suchtexperten ist die
Neigung zu Suchtverhalten – egal ob Alkoholismus oder andere Drogen – zu etwa einem Drittel erblich bedingt.
Kinder von alkoholkranken Eltern haben ein erheblich höheres Risiko, selbst an Alkoholismus zu erkranken.
Verstärkt wird der genetische Effekt zu einem weiteren Drittel, wenn Kinder ohne Sensibilisierung für Alkohol und
die Gefahr von Sucht im Allgemeinen aufwachsen. Das letzte Drittel der Ursachen von Alkoholismus schreiben
Suchtforscher der persönlichen Geschichte des Erkrankten zu. Dabei erhöhen traumatische Erlebnisse wie
Missbrauch, Gewalterleben oder Trennungen die Wahrscheinlichkeit, eine Suchterkrankung zu entwickeln.Über
die Möglichkeiten der Behandlung bei Alkoholismus und wie eine Alkoholabhängigkeit vorgebeugt werden kann
informieren wir Sie in unserem Ratgeber Behandlung von Alkoholismus.

Erhellende Worte von Georg Christoph Lichtenberg manche Leute, die nicht eher hören, bis man ihnen die

Ohren abschneidet.Ein Schullehrer und Professor kann

Die Neigung der Menschen, kleine Dinge für wichtig zu keine Individuen erziehen, er erzieht bloß Gattungen.

halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht.Es Ein Gedanke, der sehr viel Beherzigung und

verdiente einmal recht ernstlich für eigene Haushaltung Auseinandersetzung verdient.Verminderung der

untersucht zu werden, Warum die meisten Erfindungen Bedürfnisse sollte Wohl das sein, was man der

durch Zufall gemacht werden müssen.Die Hauptursache Jugend durchaus einschärfen sollte und sie dazu zu

ist Wohl die, dass die Menschen alles so ansehen streiten suchen.Je weniger Bedürfnisse, desto

lernen, Wie ihre Lehrer und ihre Umgebung es ansieht. glücklicher, ist eine alte, aber sehr verkannte Wahrheit.

Deswegen müsste es sehr nützlich sein, einmal eine Schmucklos ist ja noch nicht geschmacklos.

Anweisung zu geben, wie man nach gewissen Gesetzen Wer eine Scheibe an seine Gartentür malt, dem Wird

von der Regel abweichen könne. Sehr viele, und gewiss hinein geschossen.

vielleicht die meisten Menschen müssen um etwas zu

Finden, erst wissen, dass es da ist.Man muss etwas Georg Christoph Lichtenberg (1742 -1799), Professor in

Neues machen um etwas Neues zu sehen.Es gibt Göttingen (,,Aphorismen“) J.B

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Flucht oder Kampf weiter. Kampf wäre aussichtslos.

Jeder von uns hat dann und wann Konflikte mit Im menschlichen Umgang miteinander wäre es jedoch
anderen, die auf irgendeine Art und Weise zu lösen fatal, in einer Situation der Konfrontation
sind, damit sie uns selber nicht weiter belasten. Es möglicherweise sofort das Weite zu suchen. Das
gehört zur eigenen psychischen Hygiene, könnte in der Tat feige und bequem sein und einen
Auseinandersetzungen zu beenden. Doch wie? Es immer wieder in die gleiche, schwierige Lage
einfach dabei belassen? Sich nicht zu stellen? Das wäre versetzen, in der man sich jedes mal neu entscheiden
Flucht. Oder Konflikte anzunehmen, sich aktiv muss. Es kommt vielmehr in der Regel darauf an, sich
auseinandersetzen? Das wäre Kampf und kostet Kraft. mit seinem Kontrahenten auseinanderzusetzen, einen
solchen Kampf möglicherweise mit bereits gemachten
Flucht ist ein sehr negativ besetzter Begriff. Jemand, Erfahrungen abzugleichen, um dann die Entscheidung
der vor etwas flieht, ist unserer Meinung nach ein Flucht oder Kampf ganz bewusst und vom Reflex gelöst
Feigling, der Angst vor der Konfrontation hat, der zu zu treffen. Ein vorschneller Rückzug wäre feige, ein
bequem ist,sich einer bestimmten Situation zu stellen. reflektierter allerdings könnte ein Zeichen von Klugheit
sein nämlich dann, wenn abzusehen ist, dass der
Andererseits erscheint es uns selbstverständlich und Ausgang der Schlacht immer der gleiche ist und keine
lebenserhaltend, wenn z.B. eine Gazelle vor einem Einigung stattfinden kann. Und immer gilt es, auch die
Löwen flieht. Keiner käme auf die Idee, dass sie den Würde des anderen bei dem, was man selber macht,
Kampf gegen den Löwen aufnimmt. Nein, feige ist sie zu wahren. Die Dinge sind oft so, wie sie sind, man
nicht, die Antilope, aber schwach? Doch was wäre die kann sie nicht ändern, allerdings anders bewerten, und
Konsequenz? Schwäche empfinden wir bekanntlich als das beinhaltet eine Änderung in sich selber, weil man
etwas Negatives. Andererseits aber ist es doch mit der Zeit autonom wird und die Abhängigkeit vom
Klugheit der Gazelle, die Flucht zu ergreifen. Verhalten anderer verliert. Zum Trost ist zu sagen, dass
Flucht und Kampf gleichermaßen aus dieser
Es gibt also immer nur zwei Möglichkeiten, mit einer Stresssituation führen und damit Adrenalin abbauen,
gefährlichen, konfliktgeladenen Situation fertig zu woraus sich ergibt, dass, ignorieren wir beide
werden, nämlich Flucht oder Kampf. Nicht immer ist Möglichkeiten, indem wir nichts unternehmen, wir auf
Kampf die bessere Lösung. Oft genug ist Flucht die die Dauer ein gesundheitliches Problem bekommen
klügere Alternative und das auch in einer körperlichen werden, weil Stress, ausgelöst von einer gefährlich
Art und Weise, und die Gazelle weiß das sehr genau. hohen Dosis von Adrenalin, nicht abgebaut werden
„lch will mich nicht mehr mit Dir auseinandersetzen", kann, weder durch Flucht, noch durch Kampf. Eine
wird als Flucht interpretiert, kann aber auch ein Entscheidung zwischen beidem muss also fallen.
Zeichen von Größe und Selbstbewusstsein sein. Wie so oft im Leben kommt es also darauf an, in einer
bestimmten Situation das für sich Richtige zu tun.
Flucht ist zunächst einmal bei Mensch und Tier ein Flucht kann auch Selbstschutz sein und damit
lebenserhaltender Reflex, der bei einer physischen notwendig für die psychische Gesundheit und oft
Bedrohung ein Fliehen aus der Gefahrensituation genug auch für die physische. Vermutlich ist die Flucht
provoziert wie z.B. bei einem Feuer. Ein augenblicklich einem aussichtslosen, lang andauernden Kampf
einsetzender Adrenalinstoß versetzt den Körper in vorzuziehen.
Alarmbereitschaft und macht ihn so fit für
Hochleistungen. Die Möglichkeiten Flucht oder Kampf ©Maria Versini
stehen zur Verfügung, um den gewaltigen Stress
zu kanalisieren, der sich innerhalb kürzester Zeit
aufgebaut hat. Durch die Fluchtarbeitet die Gazelle
diese ungeheure freigesetzte Adrenalinmenge ab,
Energie verschwindet, sie grast nach einiger Zeit ruhig

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Nutzen Sie Ihre Kraftquellen!?

(von Jens Erik Geißler, Berlin)

Das Achten auf unsere Kraftquellen ist meiner Ansicht nach sehr wichtig, um ein ausgewogenes Leben zu
führen und damit vor allem der Überforderung aus dem Weg zu gehen. Vielleicht ist das sogar der wichtigste
Schlüssel, um Burnout, Depressionen oder Krisen zu vermeiden bzw. zu überwinden.

Was sind nun aber Kraftquellen und wie halten Sie etc. ist. Zuviel des Guten kann jedoch langfristig ins
diese in einer guten Balance? Alle Dinge, die keine Gegenteil umschlagen.
Kraft kosten, sondern Ihnen gut tun oder Sie glücklich
machen, würde ich zunächst so bezeichnen. Und, In unserer Selbsthilfegruppe haben wir mehrmals über
Kraftquellen sind sehr individuell und jeder braucht das Thema Kraftquellen gesprochen und zumindest
auch eine andere Dosierung. Auch die Dosierung finde wir sind zu einer eher endlichen Zahl an Elementen
ich sehr wichtig, da ein Übermaß schnell zu einer gekommen. Ich habe das nachfolgend etwas
Überforderung und Last werden kann. So kann Arbeit zusammengefasst und mit einigen Stichworten
durchaus wohltuend sein, da sie sinnstiftend, versehen.
ablenkend, Kontakt fördernd, Anerkennung gebend

Vorschläge für Kraftquellen in unserem Leben: Familie:

Natur: Kinder, Eltern, Herkunft und Zukunft, Prägung,
Erziehung
ab ins Freie, Wetter, Jahreszeiten, Landschaften, Tiere
erleben Glaube:

Licht: Religion, Universum, Hoffnung, Halt, Vertrauen,
Gemeinschaft
Sonne, blauer Himmel, Helligkeit, notfalls Solarium
Erlebnisse:
Bewegung:
Hobbies, Urlaub, Bildung, Kultur, Essen, Zufall,
Freiheit, Unabhängigkeit, Körper spüren, Spannung Erinnerungen
abbauen
Bewusstsein:
Arbeit:
der Moment, hier und jetzt, Besinnung, Meditation
Aufgaben, Erfolge, Struktur, über sich wachsen,
Erkenntnisse Selbstbestimmung:

Menschen: Autonomie, Selbstliebe, sich hören, Egoismus,
Verweigerung
Kontakte, Gespräche, Neuigkeiten, Bestätigung,
Zugehörigkeit Ruhe:

Freunde: Schlaf, Abstand, Verarbeitung, Ausruhen, Pausen,
Erholung
enge Kontakte, beste Freunde, Kumpel, die Gruppe

Partner:

Liebe, Zuwendung, Intimität, Erotik, Vertrautheit,
Sicherheit

Fortsetzung nächste Seite

17

Fortsetzung von Seite 17 nichts Gutes, außer man tut es!“

Sicherlich könnte das alles auch noch anders Noch ein Tipp: Fragen Sie andere Menschen nach
bezeichnet, zusammengefasst oder beschrieben ihren Kraftquellen. Ich hatte „meine Gruppe“ für
werden, aber ich glaube Sie verstehen, worum es hier diesen Austausch und bin ihr sehr dankbar für die
geht. Ich hoffe, Sie haben auch möglichst viele folgenden Erkenntnisse.Vielleicht reden Sie aber auch
Kraftquellen für sich erkannt und auch einmal über mit Ihren Freunden oder Ihrer Familie über deren
Ihre „Dosierung“ nachgedacht. Haben Sie einige davon Vorstellung von Kraftquellen. Das kann sehr
bereits vernachlässigt oder sind unterdosiert? Dann erkenntnisreich sein. Jeder sieht es anders und durch
zögern Sie nicht, diesen Artikel aus der Hand zu legen, jedes Gespräch werden wir klüger.
den Hörer in die Hand zu nehmen oder die
Joggingsachen anzuziehen... Sie wissen ja: „Es gibt

Ruhe Natur Licht
Bewusstsein Bewegung
Erlebnisse 3 Arbeit

2

1

0

Glaube Menschen
Familie
Freunde
Partner

Abbildung: Überblick Kraftquellen, als „Kraftspinne“.

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Tipps, wie wir die negativen Gedanken ein für alle Mal loswerden.

1. Fokussierte Ablenkung kann. Statt also mit seinem Kopf einen Kleinkrieg zu
Wenn wir in ein Fettnäpfchen getreten sind (oder aus führen, sollte man sich mit den Gedanken
anderen Gründen einen negativen Gedanken abfinden.
haben), werden wir von Natur aus versuchen, uns mit Sich gegen die schlechten Gedanken zu wehren, ist, als
anderen Gedanken abzulenken. ob man sich gegen Treibsand wehrt: man
Das kann funktionieren. Studien haben ergeben, dass versinkt nur noch tiefer im Schlamassel. Besser ist es,
man dabei einfach darauf achten muss, sich auf sich die Gedanken bewusst in Erinnerung zu
eine bestimmte Sache zu konzentrieren. Das kann ein rufen, sie sich regelrecht vorzustellen, zum Beispiel in
Musikstück sein, eine spannende T\/-Diskussion Form kleiner Soldaten, die aus unseren Ohren
oder eine komplexe Aufgabe (zum Beispiel bei der tanzen und Schilder in den Händen halten, auf denen
Arbeit). die negativen Gedanken geschrieben stehen. Wir
2. Stress vermeiden sollten uns vorstellen, wie diese kleinen Soldaten mit
Bei schlechten Gedanken versuchen wir manchmal ihren Schildern vorbeiziehen, wie in einer kleinen
intuitiv, uns selber unter Stress zu stellen, um die Parade. Wir wehren uns nicht gegen diese Soldaten,
Gedanken so los zu werden. Wir glauben, dass wir wir diskutieren nicht mit ihnen, wir lassen sie
dann keine Energie mehr haben, die wir für die einfach vorbeiziehen und schauen ihnen dabei zu. Wir
negativen Gedanken verwenden können. schauen ihnen zu, wie sie mit den Schildern, auf
Studien haben ergeben, dass dies leider nicht denen die negativen Gedanken geschrieben stehen,
funktioniert. Die Gedanken kommen danach umso verschwinden.
stärker zurück. 6. Meditieren
3. Den Gedanken auf später verschieben In die gleiche Richtung wie der letzte Punkt geht auch
Während das aktive Unterdrücken eines Gedankens Meditation. Der Buddhismus fördert eine offene,
kontraproduktiv ist, kann das verschieben eines nicht urteilende Haltung gegenüber den negativen
Gedankens durchaus funktionieren. Gedanken in unserem Kopf. Auch dies kann helfen,
Forscher baten Freiwillige, ihre unangenehmen den schlechten Gedanken Herr zu werden.
Gedanken auf eine 30 Minuten spätere „Sorge-Zeit“ zu
verschieben. Und dies schien tatsächlich zu 7. Selbstbestätigung
funktionieren. Der Kopf konnte auf diese Weise für Ein weiteres Allheilmittel für die negativen Gedanken
andere kann Selbstbestätigung sein. Hier geht es darum
Dinge frei gehalten werden. an seine positiven Eigenschaften und Überzeugungen
4. Paradoxische Therapie zu glauben. Das kann nicht nur das
Den Gedanken zu unterdrücken, funktioniert nicht. Selbstvertrauen steigern, sondern auch die
Was aber, wenn wir genau das Gegenteil davon Selbstbeherrschung; sprich: Man hat seine Gedanken
machen? Wenn wir uns ganz bewusst und so stark wie besser im Griff.
möglich auf den negativen Gedanken Wenn uns also wieder einmal die negativen Gedanken
konzentrieren? plagen, rufen wir unsere positiven Seiten und
Es hört sich paradox an. Wie soll man einen Gedanken unsere Stärken in Erinnerung.
aus dem Kopf kriegen, wenn man ihn ständig 8. Darüber schreiben
bewusst in Erinnerung ruft? Doch Forscher fanden Studien haben gezeigt, dass es verschiedene
heraus, dass dies tatsächlich funktioniert. Dies geht gesundheitliche und psychologische Vorteile hat, wenn
in Richtung „Konfrontations-Therapie“. So wie wir über unsere tiefsten Gedanken und Gefühle
arachnophopische Menschen vorsichtig an Spinnen schreiben. Dies kann helfen, seiner Gedanken klarer
herangeführt werden, kann dies auch mit negativen zu werden und einen besseren Durchblick zu erhalten.
Gedanken funktionieren. Die negativen Gedanken sind danach wie
5, Akzeptanz „abgearbeitet“.
Es gibt Zeichen dafür, dass das Akzeptieren
unangenehmer Gedanken zu deren Verschwinden
führen

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Achtsamkeit oder „ich bin einsam“. Sondern - und jetzt kommt ein
Wenn Dir der Schmerz ins Gesicht geschrieben und echt famoser Trick, der vieles leichter macht - Du
das Wasser in den Augen steht; oder wenn Du sagst: „aha, da ist Trauer“ oder „sieh an, da ist
verdrängst verdrängst verdrängst und auf einmal Einsamkeit“.
einsehen musst: es ist vorbei, es ist zu spät ... So, wie Gäste im Gasthaus sind, aber nicht das
... dann kann Dir die folgende Übung in Achtsamkeit Gasthaus sind. Sie sind da, aber sie sind nicht Du, nicht
helfen. alles, woraus Du bestehst.Du nimmst sie wahr, lässt sie
Stell Dir Vor: bleiben, so lange sie wollen und wie es Gäste nun mal
Du bist ein Gasthaus, die Gefühle sind Deine Gäste. so an sich haben, werden sie wieder davon ziehen,
Klopfen sie an, ignorierst Du sie nicht, noch errichtest alle, selbst die schwierigsten Gefühle. Ich gebe zu: mir
Du Barrikaden (dann klingeln sie auch nicht Sturm, gelingt dieser Umgang längst nicht immer. Vor etlichen
kacken auf den Fußabtreter oder schleichen sich von Jahren schien“s mir in manchen Stunden sogar
hinten rein). Du kannst sie Dir nicht aussuchen, und so verlockend, einfach die ganze Hütte abzufackeln, statt
öffnest Du allen die Tür. Du heißt sie freundlich und auch nur noch einen dieser Gäste ertragen zu müssen.
wann willkommen. Lässt sie eintreten, so wie sie sind; Aber seit ich mich auf diesen Weg begeben habe und
die kleinen wie die großen; die schweißnasse Angst, immer häufiger zulasse, was ist, geht“s mir schon viel,
den blutenden Schmerz, die stinkende Wut. Dann viel besser - und das wünsche ich Dir auch.
benennst Du sie, doch sagst Du nicht: „ich bin traurig“
Seelenkind

Die Geschichte mit der Schnecke

Da war mal eine Schnecke. Die hatte sich, in ihr Schneckenhaus zurückgezogen. Sie sah nur die dunklen Wolken,
den Donner und Blitz und die trüben Regentage. Sie sah nur den Sturm und die drohende Flut, und niemand war
wirklich freundlich zu ihr. So lebte sie Tag für Tag. Immer dunkler wurden ihre Gedanken und die Bilder in ihrem
Kopf, bis sie nur noch Schwarz sehen konnte. Da kam ein Schneckerich vorbei. Der wollte sich enttäuscht in sein
Haus verkriechen. Er schimpfte über die düsteren Wolken, Donner und Blitz und die endlosen Regentage. Er
klagte über den Sturm und die FLut und das wirklich keiner mehr freundlich sei. Als nun die Schnecke ihre
eigenen Gedanken hörte, erschrak sie und sah sich wie in einem Spiegel. "Er wird ein Schwarzseher und sich für
immer zurück ziehen. Ich muss ihn aufmuntern." Sie streckte den Kopf hinaus und versuchte ihn zu trösten:"Die
Wolken werden sich verziehen. Auf das Gewitter folgt Sonnenschein. Und wieviel heller strahlt ein neuer Tag
nach endlos trüben Regentagen. Der Sturm läßt nach. Es ruht die Flut Komm doch heraus Alles wird gut!" Der
Schneckerich schaute aus dem Haus und erzählte der Schnecke von seinem Kummer. Die nahm sich Zeit, hörte
gut zu und sagte: "Schau nicht ins Dunkel, da ist doch Licht! Doch du muss es wollen, sonst siehst du es nicht.
Wenn deine Gedanken nur Dunkelheit sehen, können nur dunkle Bilder entstehen. Erst, wenn dein Blick im
Hellen ruht, erhellt sich dein Sinn und Alles wird gut!" Je länger die Schnecke sprach, umso zufriedener wurde
sie, und dem Schneckerich ging es auch schon besser. So trauten sich beide immer weiter heraus. Es war ein
strahlend blauer Tag. Die Vögel sangen. Eine letzte, dunkle Wolke schwebte davon Beide waren vollends aus dem
Häuschen.

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Krisenfest und leistungsfähig
Übermäßiger Stress und ungelöste Probleme schwächen die Widerstandskraft der Seele. Dieser Test zeigt Ihnen,
wie krisenfest und leistungsfähig Sie aktuell sind. Kreuzen Sie anin welchem Maß die Aussagen in den 35 Fragen
auf Sie zutreffen.

Wie belastbar sind Sie?
trifft gar nicht zu
trifft etwas zu
trifft überwiegend zu
trifft vollkommen zu
Ihre Punktzahl

Ich fühle mich im Großen und Ganzen zufrieden. 321 0

Ich hebe das Gefühl, dem Gluck hinterherzurennen. 012 3

Ich fühle mich oft ungerecht behandelt. 012 3

Ich kann mich gut entspannen. 321 0

Persönliche Niederlagen ziehen mich runter. 012 3

Meine Familie und Freunde sind für mich da. 321 0

Wenn ich in den Urlaub fahre. brauche ich lange, um abzuscha 0 1 2 3

Ich bräuchte mehr Urlaub. 012 3

Ich habe ein erfülltes Sexleben. 321 0

Ich fühle mich mit meinen Problemen alleingelassen. 012 3

Ich bin mit meiner Partnerschaft zufrieden. 321 0

Streitereien hängen mir lange nach. 012 3

Neben meinen Pflichten habe ich auch Zeit für mich. 321 0

Ich finde nur wenig Zeit für meine Hobbys. 012 3

Ich habe das Gefühl. in meinem Leben einige Dinge andern zu müss0 1 2 3

Mein Glaube beziehungsweise meine Weltanschauung gibt mir Kraft 3 2 1 0

Ich finde. früher war alles leichter und besser. 012 3

Ich kann gut mal fünf gerade sein lassen, 321 0

Das Desinteresse anderer ärgert mich sehr. 012 3

Ich mache in der Arbeit gern mal blau. 012 3

Mein Beruf macht mir Spaß. 321 0

Ich fühle mich überfordert. 012 3

Mit meinen Arbeitskollegen komme ich gut ans. 321 0

Ich komme aus dem Arbeiten gar nicht mehr heraus. 012 3

Meine Leistungen werden nicht ausreichend gewürdigt. 012 3

Meine Umgebung hat nur wenig Verständnis für meine Befindlichkeit 0 1 2 3

Ich denke, ich kann schon einiges wegstecken. 321 0

Ich bekomme Beruf und Familienleben nur schwer unter einen Hut. 0 1 2 3

Ich lasse mir nur ungern von anderen helfen. 012 3

Ich bin wegen Krankheit oft nicht arbeitsfähig. 012 3

Ich treibe regelmäßig Sport. 321 0

Ich bin unzufrieden mit mir selbst. 012 3

Ich glaube, dass andere sich das Leben schwerer machen, als es is 3 2 1 0

Wenn ich mich ärgere. kann ich mich nur schwer beruhigen. 012 3

Ich fühle mich ausgebrannt. 012 3

Ermitteln Sie Ihre Gesamtpunktzahl aus den Fragen. Auf der nächsten Seite finden Sie die Test-Auswertung.

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Ihre Auswertung

0-15 Punkte 16- 35 Punkte
Sehr belastbar Belastbar
Sie sind ein sehr belastbarer Mensch. Sie kommen ganz gut zurecht. Im Regelfall
Arbeit befriedigt Sie. Selbst in der Frei- scheinen Sie Druck gut abzubauen und sich
zeit sind Sie aktiv, und Sie können sich zu regenerieren, Ihre Leistungsfähigkeit
schnell entspannen. Auch private Probleme ist meist recht hoch. Sie kennen aber auch
stecken Sie in der Rage! gut weg. Achten Sie Ihre Grenzen. Manchmal fühlen Sie sich ab-
dennoch darauf. längere Ruhephasen einzu- gespannt und ausgepowert. Gönnen Sie
Iegen. Auch belastbare Menschen müssen sich Auszeiten, und stellen Sie nicht zu
ihre Energietanks auffüllen. hohe Ansprüche an sich selbst.

36-69 Punkte Belastet
Sie sind ein leistungsbereiter Mensch. Sie erledigen Ihre Arbeit
verlässlich und konsequent, aber das Gefühl von Überforderung ist
ihnen nicht ganz fremd. Wahrscheinlich kennen Sie auch körperliche
Beschwerden wie Spannungskopfschmerzen. Magendruck. Rücken-
beschwerden oder Muskelverspannungen. die Ihnen signalisieren, dass
Sie sich eine Auszeit von der Arbeit gönnen sollten. Nehmen Sie solche
Hinweise ernst. sonst besteht die Gefahr. dass das Verhältnis von
Spannung zu Entspannung mit der Zeit in ein Ungleichgewicht gerät.
Überlegen Sie, welche Stressoren Sie im Beruf und im Privatleben er-
warten. urıd versuchen Sie. diese zu begrenzen.
Vergessen Sie auch nicht. sich ausreichend Pausen zu gönnen.
Diese können Sie nutzen. um sich auszuruhen oder aktiv zu regenerie-
ren - zum Beispiel durch Muskelentspannungsübungen. Sie werden
feststellen. dass solche Übungen nicht nur dem Körper gut tun. sondern
auch zur Verminderung Ihres subjektiven Stressgefühls beitragen
können.

10-105 Punkte Sehr belastet
Sie fühlen sich derzeit stark unter Druck und sind dadurch nicht so leistungsfähig. wie Sie es sein könnten und
auch sein möchten. Vielleicht kommen Sie mit einer beruflichen oder privaten Situation nicht zurecht. und
das raubt Ihnen den Schlaf. Eventuell haben Sie sich deshalb schon selbst Vorwürfe gemacht. Hier sollten Sie
unbedingt gegensteuern. Werden Sie sich bewusst, dass Sie nicht leistungsfähiger werden, indem Sie sich in
die Arbeit zwingen und sich selbst unter Erfolgsdruck setzen. Dies lähmt mehr. als dass es motiviert. Zudem
kann es in schwere psychische Krisen führen. Überlegen Sie. wie Sie Ihre Situation positiver gestalten können:
Wie könnten Sie Stress abbauen?
Wie lässt sich Ihre Arbeitssituation. das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten ändern?
In Krisensituationen benötigt der Mensch Rückhalt. möglicherweise haben Sie davon zu wenig.
Wie lassen sich Ihre Beziehungen zu Freunden oder in der Familie verbessern?

Akzeptieren Sie Ihr derzeitiges Tief. und nehmen Sie es als Denkanstoß.
Ihr Leben zum Positiven zu verändern.

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An dieser Zeitschrift haben mitgearbeitet :

Redaktion
Doris Barth und Magret Warnecke

Satz und Druck
Andreas Holtermann

Autoren
Gela-Joselin Augener

J.B.
Just Bollmann
Sabine Pöche
Jens Erik Geißler
Maria Versini

Nique
Das Seelenkind

Der Verein Psychische-Selbsthilfe bedankt sich ganz Herzlich
bei allen die an diesem Projekt Mitgewirkt haben.

Redaktionsschluss für Ausgabe 2-2016
Montag 18.04.2016

Artikel können unter [email protected]
eingereicht werden.

Zur Entwicklung des Projektes haben der
Kreis Hzgt.. Lauenburg und die Stadt Geesthacht

mit kommunalen Mitteln für die Selbsthillfe
beigetragen..

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Psychische-Selbsthilfe e.V. Landstraße 3 , 21481 Buchhorst

Aufnahmeantrag

Hiermit beantrage ich,

Mitglied - Nr. ______________

wird vom Verein eingetragen

Name, Vorname __________________________________________________

Geburtsdatum __________________________________________________

Straße __________________________________________________

PLZ / Wohnort __________________________________________________

Telefon __________________________________________________

Email __________________________________________________

die Aufnahme in den Verein Psychische-Selbsthilfe e.V. Lauenburg

ab dem: 1.1._________ (Die Mitgliedschaft richtet sich nach dem vollem Kalenderjahr)

Aufnahmegebühr einmalig 10 €

Jahresbeiträge (zutreffendes bitte ankreuzen)

( ) Erwachsene aktive Mitglieder 12,00 €
( ) Erwachsene inaktive und fördernde Mitglieder 24,00 €
( ) Erwachsene Familienangehörige
( ) Schüler, Studenten und Auszubildende über 16 Jahre 6,00 €
6,00 €
Rentner, sozial Ermäßigte (Aktives Mitglied)
Optional:

Einzug erfolgt jährlich zum 2. Januar (keine Vorab-Info mehr nötig)

Ort, Datum Unterschrift

……………………………………………………………..
(bei Minderjährigen Unterschrift eines gesetzlichen Vertreters)

Psychische-Selbsthilfe e.V.
Landstraße 3

21481 Buchhorst
Reg Nr.: VR 3882 HL

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Mitglied Nr. __________________ Name :___________________

wird vom Verein vergeben

SEPA-Lastschriftmandat

(wiederkehrende Zahlungen)

Gläubiger-Identifikationsnummer: DE41ZZZ00001714967

Mandatsreferenz: Jahresbeitrag Psychische-Selbsthilfe e.V.

Ich ermächtige den Psychische Selbsthilfe e.V. Lauenburg, Zahlungen von meinem Konto
mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich meine Kreditinstitut an,
die vom Psychische-Selbsthilfe e.V. Lauenburg auf mein Konto gezogenen Lastschriften
einzulösen.

Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die
Erstattung des belasteten Betrages verlangen.
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

Kreditinstitut: ……………………………………………………. BLZ: …………………………
BIC: ……………………………….

Konto-Inhaber: …………………………………………
Konto-Nr.: ……………… IBAN: D E _ _ I _ _ _ _ I _ _ _ _ I _ _ _ _ I _ _ _ _ I _ _

Die Daten werden zur Vereinsverwaltung auf elektronischen Datenträgern während der
Mitgliedschaft gespeichert.

………………………………………… , den ……………………..

………………………………………………………………………………….
(Ort) (Datum) Unterschrift (bei Minderjährigen die Erziehungsberechtigten)
(Bei Minderjährigen ist die Unterschrift des/r Erziehungsberechtigten zwingend
erforderlich. Mit der Unterschrift erklärt/en sich der/die Erziehungsberechtigte/n
bereit, die Beitragszahlung bis zu Volljährigkeit des Kindes zu übernehmen.)

Psychische-Selbsthilfe e.V.
Landstraße 3

21481 Buchhorst
Reg Nr.: VR 3882 HL

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