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Published by , 2016-09-22 18:45:20

149

149

Inhalt

Kommentar
Werner Junge: Raus aus der Kreisklasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Chronik 3 Nummer 149
Zweiter Biike-Empfang / Sondermarke für den Friesenrat . . . . 4
Hans-Momsen-Haus steht zum Verkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 von NORDFRIESLAND
Friesisch an den Hochschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ist eine Umfrage an die
Nordfriesland hat gewählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Leserschaft beigeheftet. Wir
Lob und Kritik aus Florenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 wollen gerne Möglichkeiten
Zwangsarbeitende in Nordfriesland 1939 bis 1945 . . . . . . . . . . . 7 erkunden, unsere Arbeit zu
Sprachenfreundlich: Helgoland und Amt Treene . . . . . . . . . . . . 8 verbessern, möchten Ihre
Üt da friiske feriine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Impulse aufnehmen, Ihren
Nordfriesland im Winter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wünschen und Vorstel-
lungen entgegenkommen.
Dietrich Werner: Christian Jensens Breklumer Mission Lassen Sie uns bitte wissen,
Erinnerungen – Stationen – Denkanstöße . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 was Ihnen an NORDFRIES-
LAND und an der Arbeit des
Manfred Wedemeyer: Erdlebenbilder Nordfriisk Instituut gefällt
Zur Gedächtnisausstellung für Dieter Röttger in Westerland . . 20 und was anders gestaltet
werden könnte oder sollte.
Thomas Steensen:
Zwischen „Friesenklausel“ und europäischer Anerkennung Zugleich erinnert NORD-
Einige Bemerkungen anlässlich des 50-jährigen Jubiläums FRIESLAND an zwei ganz
der Bonn-Kopenhagener Erklärungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 unterschiedliche „Mis-
sionare“, nämlich den
Ferteel iinjsen! glaubensstarken Christen
Ellin Nickelsen: Feerientidj . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Christian Jensen und den
identitätsstarken Menschen
Bücher Tams Jörgensen aus dem
Historischer Atlas Schleswig-Holstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 dänisch-deutsch-friesischen
Eine märchenhafte Biographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Grenzland. Beide traten
Literatur im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 konsequent für ihre Über-
Suustern, Luustern, Smuustern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 zeugungen ein. Beider Arbeit
Meer – Insel – Schiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 wirkt in unterschiedlicher
Tod in der Marsch / Blutspur nach Sylt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Weise bis heute nach.

Reaktionen Zu seinem 40-jährigen
Sylt 1951 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Bestehen richtet das
Nordfriisk Instituut einen
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Tams-Jörgensen-Fonds ein.
Auch darüber informiert der
Titelbild: Missionsgründer Christian Jensen im Kreise seiner Beihefter.
Familie. Foto: Sammlung Breklumer Mission
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 4. März 2005

kommentar Struktur-Entwicklungsanalysen teures Geld von einem Schul-
hat einiges bewegt und die Ar- buchverlag gekauft, das andere
Raus aus der beit der Friesen schwimmt auf „durfte“ das Nordfriisk Insti-
Kreisklasse einer Woge des hochoffiziellen tuut kostenlos verteilen. Da die
Wohlwollens. Davon kann man Schultaschen zwischen List und
25 Jahre sind eine lange Zeit. sich leider nichts kaufen. Doch Lauenburg prall mit Fibeln,
Es ist schön, nach Hause zu ist das kein Einzelschicksal: Büchern und Atlanten gefüllt
kommen. Die Heimat wird neu Der Rotstift regiert überall. sind, kann es an den Kosten
entdeckt. Was ist wie früher? nicht liegen, denn die Auflagen
Was ist neu? Vieles ist geblieben, I ngwer Nommensen hat an friesischer Schulbücher sind
wie es „immer schon“ war. Und dieser Stelle in der bekanntlich überschaubar.
das ist schön. Erfreulicher ist letztenAusgabe von Nord-
jedoch gerade das, was sich in friesland das „Friesengesetz“ als Wenn es nicht am Geld
den kleinen Dörfern getan hat. Meilenstein hochleben lassen. scheitert, liegt es an der Denke.
Zwar säumen immer weniger Zu Recht – zumindest ist es „National“ ist die Volksgruppe
Bauernhöfe die Ortsdurchfahr- psychologisch eine Art Durch- nur, wenn Feierstunden zele-
ten, doch es ist Neues eingezo- bruch. Inhaltlich ist es aber nur briert werden. Sind die vorbei,
gen: Läden, Handwerksbetriebe, ein Papier des guten Willens. spielt das Ganze nur noch in
Angebote für den Fremdenver- Dieses so genannte Gesetz ist Nordfriesland, ist also Kreis-
kehr – die Dörfer leben. Das keines. Es schafft mit seinen klasse und damit Domäne für
zerstreut Ängste, die einen wäh- Kann-, Darf- und Sollvorschrif- das – ja ebenfalls verbal gern
rend der langen Zeit „draußen“ ten keine Normen. Ohne die gefeierte – Ehrenamt.
doch begleitet haben. Verdienste des SSW schmälern
zu wollen: Auf dem Weg zur K reisklasse ist aber zu
A lles wird also gut, hofft parlamentarischen Mehrheit ist wenig. Erst wenn
der Heimkehrer. Schon dieses Gesetz zu einem Beispiel am Montag nach
im fernen Kiel konnte er für das politische Zwiedenken den Sonntagsreden auch auf
registrieren: Züge rattern wieder in Kiel geworden. Augenhöhe weitergearbeitet
über die Nebenstrecken, die wird, ist es geschafft. Die Politik
Diskussion um die Ländlichen Volksgruppe und Minder- hat die Friesen noch nicht in die
heit genießen den Schutz der Landesliga aufsteigen lassen.
Verfassung. Spätestens am Da gehören sie mindestens hin.
29. März, wenn 50 Jahre „Bonn- Sonst bleiben alle Bekenntnisse
Kopenhagener-Erklärungen“ in Kiel Sprechblasen. Wie leicht
gefeiert werden, gibt es wieder die platzen, ist seit dem 20. Feb-
warme Worte für den Modellfall ruar zu verfolgen. Der Umgang
Grenzland. Keiner wird verges- mit dem SSW wird zeigen, wie
sen, auch die Friesen lobend belastbar der Modellfall ist.
zu erwähnen. Danach kehrt
wieder der Alltag ein. Wenn Werner Junge
Lütt Frauke dann ihren Ranzen
auspackt, legt sie das Deutsch- stammt aus Sankt Peter-Or-
buch neben das für Friesisch. ding. Er war Korrespondent
Das eine hat das Land für des NDR im Kieler Landeshaus.
Vom 1. April an leitet er das
NDR-Studio Flensburg.

H Dåt as min Deer breege Waninge
Ä schilerai foon en da waninge! måål ik ai.

üülj änglisch borj.

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G
A
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2 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

die „mitentscheidend
für das Überleben der
Minderheiten“ seien.
Ingwer Nommensen
dankte dem Landtags-
präsidenten für seine
chronik Arbeit. Er sei ein enga-
gierter und stets ver-
lässlicher Partner der
Friesen gewesen.
Premiere hatte
der Dokumentarfilm
„Fiirsiien, radio, blees
– Minderheitenmedien
in Deutschland“, er-
stellt vom Medienbüro
Riecken im Auftrag des
Ferian för en nuurdfresk
Zweiter radio. Er zeigte, dass der
Biike-Empfang NDR derzeit der einzige
Sender mit friesischem
Der Friesenrat hatte am 27. Fe- Programm ist. Wenn es
bruar, am Sonntag nach dem auch noch ein weiter
Biikebrennen, zum zweiten Weg bis zur Umbenen-
Biike-Empfang in die Nord- nung der Welle Nord in
see-Akademie, Leck, eingela- „Friesenwelle“ ist, wie
den. Friesenratsvorsitzender Arens schmunzelnd
Ingwer Nommensen forderte, anmerkte, wächst der
die Präsenz des Friesischen Anteil des Friesischen
kontinuierlich, unter
Heinz-Werner Arens wies in seiner anderem aufgrund
Ansprache darauf hin, dass das Friesi- der Ausbildung junger Das Dragseth Duo (Kalle Johannsen und Ma-
sche öffentliche Foren braucht. Menschen zu Radio- nuel Knortz) sorgte gemeinsam mit der Gruppe
im Fernsehen zu verbessern. Journalisten. „Drones + Bellows“ aus Dänemark für den musi-
Gerade dieses Medium biete Der NDR hat beim kalischen Rahmen.
sich für friesischsprachige Erzählwettbewerb
Sendungen an, weil auch „Ferteel iinjsen“, der bereits
nicht-friesische Zuschauer das
Geschehen per Untertitel ver- Sondermarke fürdreimal in Kooperation mit
folgen können. Damit war dem Nordfriisk Instituut und
das zentrale Thema des Biike-
Empfangs angesprochen. Gast- den Friesenratden Sparkassen Nordfrieslands
redner Heinz-Werner Arens, veranstaltet wurde, gezeigt, wie Der Bundesfinanzminister
Fotos: Karin Haug scheidender Präsident des in innovativer Weise mit der hat einer Empfehlung des
Schleswig-Holsteinischen und für die friesische Sprache „Programmbeirates für Post-
Landtags, wies auf die wichtige gearbeitet werden kann. Eine wertzeichen“ zugestimmt, zum
Bedeutung der Medien hin, CD mit den Beiträgen wird 2006 anstehenden 50-jährigen
noch in diesem Jahr veröffent- Jubiläum des Interfriesischen
licht werden. Darüber hinaus Rates eine Sonderbriefmarke
läuft seit 1989 einmal die Wo- erscheinen zu lassen. Diese
che – allerdings nur drei Minu- Mitteilung kam Anfang 2005
ten lang – „Frasch for enarken“, vom „Friesischen Forum e.V.“,
ergänzt durch Hörarchiv und das sich in Ostfriesland für das
Sprachkurs im Internet. Damit Friesische einsetzt. Das Forum
erreicht der NDR-Hörfunk auch hatte einen entsprechenden
viele Friesen, die nicht im Sen- Antrag gestellt und bat nun die
degebiet wohnen. West- und Nordfriesen um Hil-
Alles das konnte man noch fe bei der Motivsuche.
am selben Tag erfahren, denn 1956 war der damalige Frie-
der NDR berichtete im „Schles- senrat, anknüpfend an ältere
wig-Holstein-Magazin“ und Traditionen, als Forum der
auf der „Welle Nord“ über den grenzüberschreitenden friesi-
Biike-Empfang. Damit wurde schen Kooperation neu gegrün-
der eigentliche Zweck der Ver- det worden. Im kommenden
anstaltung erfüllt, wie Ingwer Jubiläumsjahr wird der Rat tur-
Nommensen sagte, nämlich, nusgemäß nach Nordfriesland
dass mehr Leute erfahren, „was zum Friesenkongress einladen.
der Friesenrat macht“ und wie Bis dahin wird voraussichtlich
es um das Friesische steht. tb die neue Marke vorliegen. Red.

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 3

Hans-Momsen-Haus steht zum Verkauf

Auf der Fahretofter Gabriels- Ecke der Stube stand der Bei- Foto: IGB Nordfriesland fünf Jahrzehnten das Haus vor
warft, gegenüber der Kirche lege-Ofen, daneben hing an der Augen. Jede Modernisierung
steht das Haus, in dem der Wand eine alte Uhr. Die Küche machte wieder ein Stück Altes
berühmte Friese Hans Mom- hatte einen offenen Herd, rech- kaputt. Es machte mich krank.
sen von seiner Kleinkinderzeit ter Hand in einem Anbau lag
an bis zu seinem Tode am die Speisekammer, ein langer Nun steht das Haus zum
13. September 1811 gelebt und schmaler Gang mit dem Soot. Verkauf. Um einen Anfang zu
gewirkt hat. Er war Lehrer, Ma- Das auf das Reetdach fallende machen, lud ich für den 11. De-
thematiker, Mechaniker und Regenwasser lief, in einer Bo- zember 2004 zu einer Beratung
Landmesser. Der Sternenhim- denrinne aufgefangen, durch ein. Zahlreiche positive Rück-
mel beschäftigte ihn besonders. ein Rohr hinein. meldungen erreichten mich.
Er war Autodidakt, aber in der Das Haus-Innere kann, so
Wissenschaft der damaligen Maueranker am Hans-Momsen-Haus sagten Bauexperten, mit relativ
Zeit eine anerkannte Persön- Der Fahretofter Max Lo- geringem Aufwand wieder in
lichkeit. Der Kreis Nordfries- einen der Tradition gemäßen
land vergibt als höchste kultu- renzen versuchte vergeblich, Zustand versetzt werden. Die
relle Auszeichnung jedes Jahr das Haus auf Leibrente zu er- Bodenfliesen von Flur und Kü-
den „Hans-Momsen-Preis“. werben, um es so zu erhalten, che wurden abgenommen, sind
wie es war. Die Fliesen an der aber noch vorhanden. Manche
Das um 1700 erbaute Hans- Wand, den Beileger, die alte Ideen für eine mögliche Nut-
Momsen-Haus ist ein traditio- Uhr und auch eine Chronik zung wurden vorgetragen. Von
nelles Hallighaus. Von außen von Heimreich aus dem Besitz verschiedener Seite wurde zum
steht es unter Denkmalschutz. von Hans Momsen wurden ver- Beispiel in Aussicht gestellt,
Seit 1951 kenne ich das Haus. kauft. Die Alkoven kamen weg. eine Ausstellung zu Hans Mom-
Die damalige Besitzerin, schon Jeden Tag habe ich seit mehr als sen mit Geschenken und Leih-
älter und gehbehindert, bekam gaben zu unterstützen.
Trinkwasser im Eimer gebracht.
Dabei sah ich das Haus von Überlegungen und Verhand-
innen. lungen sind im Gange. Der Da-
gebüller Bürgermeister Hans-
Die Wände des Wohnzim- Jürgen Ingwersen sagte die
mers waren mit Fliesen verse- Unterstützung der Gemeinde
hen. Es gab zwei Alkoven, einen zu. Besondere Hoffnungen set-
im Fach zwischen Stube und zen wir auf eine Förderung im
Pesel und einen zur Küche hin. Rahmen der Dorferneuerung.
In der Wand zwischen Stube
und Flur befand sich ein bleige- Hans-Werner Paulsen
fasstes Fenster. In der Türzarge engagiert sich in vielfältiger
zum Flur war auf beiden Seiten Weise für die Heimatpflege in
jeweils eine Ecke ausgesägt, Fahretoft und in ganz Nord-
damit man mit einem Sarg friesland. (Adresse: Voltswarft,
durchkommen konnte. In der 25899 Foortoft/Fahretoft, NF.)

Friesisch an den Hochschulen

An den Hochschulen in Schles- Examenskandidaten (Hoekstra) Praxis des Friesischunterrichts,
wig-Holstein werden im Som- 2-std. Sprachkurse: Mooring I in Verbindung mit Praktika /
mersemester 2005 folgende (N.N.) 1-std. Mooring für Fort- Hospitationen (Hilpert) 2std.
Veranstaltungen zum Friesi- geschrittene (Walker) 2-std. Lieder und Gedichte im Frie-
schen angeboten (Angaben Fering I (N.N.) 1-std. Fering für sischunterricht (Hilpert) 2std.
ohne Gewähr): Fortgeschrittene (N.N.) 1std. Übungen zur Idiomatik der
Kiel: Vorlesung: Partikeln im Westfriesisch für Anfänger I nordfriesischen Hauptdialekte
Friesischen (Hoekstra) 2std. (Hoekstra) 2std. (Århammar) 1std. Übungen
Proseminare: Einführung in die zur helgoländischen Sprache
nordfriesische Literatur (Hoek- Flensburg: Vorlesung „Faan und Literatur (Århammar) 2std.
stra) 2std. Europäische Regi- trooler an föörgungen uun Blockseminar: „Wie friesisch ist
onal- und Minderheitenspra- Nuurdfresklun“ (Århammar) Risum-Lindholm?“ (Riecken).
chen im Bildungswesen mit 1std. Übungen: Einführung in Kolloquium: Neuere Forschun-
besonderer Berücksichtigung die Frisistik (Steensen) 2std. gen zur friesischen Sprache
des Nord-, Ost- (Sater-) und Der Kirchenkampf am Beispiel und Landeskunde (Steensen)
Westfriesischen (Walker) 2std. Nordfriesland – gemeinsam 2std. Sprachkurse: Frasch für
Lexikographie einer europäi- mit den Fächern Geschichte Anfängerinnen und Anfänger
schen Minderheitssprache am und Religion – (Steensen) 2std. (Hilpert) 2std. Frasch für Fort-
Beispiel des Nordfriesischen Friesisch in Theorie und Praxis geschrittene 1 (Hilpert) 2std.
(Walker) 2std. Hauptseminar: – eine Einführung (Hilpert) Frasch für Fortgeschrittene 2
Südergoesharder Friesisch 2std. Textproduktion „Das Hör- (Hilpert) 2std. Fering-Öömrang
(Hoekstra) 2std. Kolloquium für spiel im Friesischunterricht“ (Arfsten) 2std. Red.
(Hilpert) 2std. Planung und

4 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Nordfriesland
hat gewählt

Am 20. Februar bestimmte die Foto: Kai Christensen
Wählerschaft in Nordfriesland
nicht nur mit über den Kieler In einem „Duell“ am 10. Februar in der Husumer Kongresshalle stellten sich
Landtag, sondern wählte auch Landrats-Kandidatin Dr. Kirsten Lüdtke-Evers und Amtsinhaber Dr. Olaf Bas-
– direkt – den Landrat. Mit 67,8 tian der Öffentlichkeit. Es wurde moderiert von Prof. Dr. Thomas Steensen
Prozent der Stimmen wurde (links) – als Direktor des Nordfriisk Instituut der politischen Neutralität beson-
Dr. Olaf Bastian als Landrat ders verpflichtet. Rechts im Bild Kreiswahlleiter Jörg Friedrich von Sobbe.
des Kreises Nordfriesland ein-
drucksvoll im Amt bestätigt. ment seit 1996 angehörte und Die NPD, auf deren Ergebnis
Seiner von der SPD und den sich vor allem als Vorsitzender die Öffentlichkeit angesichts ih-
Grünen aufgestellten Heraus- des Bildungsausschusses einen res jüngsten Erfolges in Sachsen
forderin Dr. Kirsten Lüdtke- Namen machte. In Südtondern besonders gespannt achtete,
Evers waren von Beginn an und in Husum-Land vertei- erreichte in Nordfriesland 1,2
keine allzu großen Chancen digten die CDU-Kandidaten Prozent und lag damit deutlich
eingeräumt worden. Mit 32,2 Heinz Maurus, Sylt, und Jürgen unter dem Landesdurchschnitt.
Prozent errang sie – noch Feddersen, Pellworm, souverän Der NPD-Anteil im Kreisgebiet
wenige Wochen vor der Wahl ihre Direktmandate. Der Pell- stieg aber doch um eine halben
in der Region nahezu völlig wormer Amtsvorsteher schlug Punkt an, und nicht weniger als
unbekannt – aber doch einen dabei SPD-Sozialministerin Dr. 1 059 Wählerinnen und Wäh-
Achtungserfolg. Gitta Trauernicht. ler gaben ihre Stimme für die
Rechtsextremen ab. Die PDS
Erstmals durften auch die Die Grünen erhielten 3,9 Pro- sackte dagegen um fast 300
16-18-Jährigen den Landrat zent und schafften somit – viel- Stimmen auf 0,5 Prozent ab
mitwählen, eine Übung in De- leicht eine Folge der regionalen und lag damit ebenfalls unter
mokratie. Die Wahlbeteiligung Konflikte um den Naturschutz – ihrem Landesdurchschnitt.
lag mit 65,8 Prozent um 30,6 nicht einmal die Fünf-Prozent-
Punkte höher als bei dem 1999 Hürde. 2000 hatten sie noch um Die friesische Insel Helgoland
durchgeführten ersten direkten 0,9 Punkte höher gelegen. zeigte sich einmal mehr als „ro-
Urnengang für dieses Amt. Im ter Felsen“. Die Insel-SPD ver-
Schlepptau der Landtagswahl Gegenüber 2000 verlor der lor zwar ihre 2000 erzielte ab-
gaben die meisten Wählenden SSW 1,7 Punkte, blieb aber in solute Mehrheit, blieb aber mit
ihre Stimme auch für den Ver- Nordfriesland mit 6,9 Prozent 47,3 Prozent vor der CDU mit
waltungschef ab. dritte Kraft. Der Anteil seiner 31,3 Prozent – ein Plus von 3,2
Direktkandidaten an den Erst- Punkten – stärkste Partei. Die
Bei der Landtagswahl lagen stimmen – 1 187 mehr als die FDP erzielte hier 8,6 Prozent,
die Mehrheitsverhältnisse in entscheidenden Zweitstimmen die Grünen landeten bei 5,7
Nordfriesland sehr klar, im – lag bei 8,3 Prozent. Lars Harms und der SSW bei 4,2 Prozent.
Gegensatz zum äußerst knap- zog auf Platz 2 der Landesliste
pen, geradezu dramatischen erneut in den Landtag ein. Fiete Pingel
Gesamtergebnis. Die CDU
landete im Kreisgebiet bei 45,8 Ergebnisse der Landtagswahlen 2000 und 2005 im Vergleich
Prozent – ein Zugewinn von
7,6 Punkten – und erreichte zu- NF 2000 SH 2000 NF 2005 SH 2005
sammen mit der FDP eine satte
Mehrheit. Die Liberalen sanken Beteiligung 68,9 65,5 67,2 66,6
allerdings um 1,9 Punkte auf 5,6 SPD 38,6 43,1 34,2 38,7
Prozent und kamen damit in CDU 38,2 35,2 45,8 40,2
Nordfriesland noch unter dem Grüne
Landesdurchschnitt ins Ziel. FDP 4,8 6,2 3,9 6,2
Unions-Spitzenkandidat Peter SSW 7,5 7,6 5,6 6,6
Harry Carstensen verwies im NPD 8,5 4,1 6,9 3,6
Wahlkampf immer wieder auf Sonstige 0,7 1,0 1,2 1,9
seine regionalen Wurzeln in 2,4 2,8 2,4 2,8
Nordfriesland.
NF= Nordfriesland (Gesamtergebnis der Wahlkreise Südtondern,
Die SPD lag mit 34,2 Pro- Husum-Land und Husum-Eiderstedt); SH = Schleswig-Holstein,
zent – 4,4 Punkte weniger als Angaben in Prozent der Zweitstimmen
2000 – in Nordfriesland noch
niedriger als im Land. Mit
Husum-Eiderstedt verloren die
Sozialdemokraten auch den
letzten der drei nordfriesischen
Wahlkreise. Dort war Ursula
Sassen (CDU) aus Sankt Peter-
Ording siegreich gegen Dr. Ulf
v. Hielmcrone, der dem Parla-

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 5

Lob und Kritik aus Florenz

Die politischen und rechtlichen Berliner Institut hatte eine Sprache drohe sonst bei „Rhe-
Rahmenbedingungen, die in von mehreren Fallstudien den torik“ und „Symbolik“ stehen
den letzten Jahren für die friesi- Nordfriesen gewidmet. Die zu bleiben, lautete das Fazit des
sche Sprache in Schleswig-Hol- Ergebnisse wurden in Florenz Berliner Instituts.
stein geschaffen wurden, kön- erstmals vorgetragen.
nen als vorbildlich gelten. Es Als Experten hatten die Ver-
fehlt jedoch an „substanzieller Als sehr positiv herausge- anstalter Thomas Steensen
Förderung“, also an Geldmit- stellt wurden zum Beispiel das vom Nordfriisk Instituut einge-
teln. Zu diesem Ergebnis kam Landtagsgremium für friesische laden. In seinem Referat in der
eine internationale wissen- Angelegenheiten und das Amt Tagungsstätte „Convitto della
schaftliche Konferenz in Flo- der Minderheitenbeauftrag- Calza“ schilderte er historische
renz, die von den Universitäten ten, ebenso die Aufnahme der Grundzüge der friesischen
Florenz, Toulouse, Barcelona, Nordfriesen und ihrer Sprache Bewegung und Faktoren frie-
London und dem Berliner Insti- in die Landesverfassung und sischer Identität, von denen
tut für Vergleichende Sozialfor- die Europäische Sprachen- er die Sprache als bei weitem
schung ausgerichtet wurde. Charta. wichtigsten herausstellte. Die
in den letzten Jahren beschlos-
Auf der Tagung ging es um Im Vergleich mit vielen an- senen Gesetzeswerke hätten
„Nationalstaaten, Minderhei- deren Minderheiten in Europa den Status des Friesischen
tensprachen und ethnische fehle es aber an wirksamer ma- deutlich angehoben.
Mobilisierung“ in Europa. Das terieller Untermauerung. Die
Förderung der nordfriesischen Red.

Zwangsarbeitende in Nordfriesland 1939 bis 1945

Der Kreis Nordfriesland ist die Zwangsarbeitenden variierten die Methodik und die korrekte
erste ländliche Region in Schles- zwischen relativ erträglicher Einordnung von individueller
wig-Holstein, für die der Einsatz Einzel-Unterbringung auf Erinnerung berichtete die His-
von Zwangsarbeitenden wäh- Bauernhöfen und wechseln- torikerin Eva Nowottny.
rend des Zweiten Weltkriegs den Arbeitseinsätzen von
wissenschaftlich erforscht Barackenlagern aus bis hin zu Der Überlieferung nach
wurde. Das Schleswiger Insti- menschenunwürdiger Quälerei war die von der britischen Be-
tut für schleswig-holsteinische im Broweglager oder in den KZ- satzungsmacht im Mai 1945
Zeit- und Regionalgeschichte Außenlagern in Schwesing und zur Unterbringung befreiter
(IZRG) legte im Auftrag des Ladelund. Weitere behandelte Zwangsarbeiter durchgeführte
Kreises ein Buch dazu vor. Bei Aspekte waren etwa die verbo- Räumung der Dörfer Ahrenviöl
einem Vortragsabend am 29. tenen Beziehungen zwischen und Högel eine Strafaktion für
November 2004 im Nordfriisk Deutschen und Zwangsarbei- die Hinrichtung des polnischen
Instituut in Bredstedt wurden tenden und der Umgang mit Zwangsarbeiters Jan Kasprzak
Ergebnisse dieser Forschungen den hier geborenen Kindern 1944 und für eine angeblich
erstmals eingehender öffentlich von Zwangsarbeiterinnen. besonders starke NS-Prägung
präsentiert. Prof. Dr. Thomas Aussagen von Zeitzeugen der Orte. Dies lässt sich aus
Steensen hob im voll besetzten liefern – sofern sie mit quel- den Quellen nicht belegen. Zu
Veranstaltungssaal hervor, dass lenkritisch gewonnenen wis- diesem Ergebnis kam Dr. Jens
die Auseinandersetzung mit senschaftlichen Erkenntnissen Owe Petersen, Projektmitar-
dem Nationalsozialismus von abgeglichen werden – wesent- beiter des Nordfriisk Instituut,
Anfang an ein Schwerpunkt liche Beiträge zur Geschichte in seinem Vortrag. Die Auswahl
in der historischen Arbeit des der Zwangsarbeitenden. Über der Dörfer folgte vielmehr prak-
Instituts bilde und dass man tischen Erfordernissen. Red.

auch früh auf die Behandlung
des Themas Zwangsarbeit ge-
drungen habe. Ein besonderer
Dank gelte, so Steensen unter
dem Beifall der Versammlung,
der Sparkassen-Kulturstiftung
Nordfriesland und dem Ver-
mächtnis Johan van Wouwer
für ihre großzügige Unterstüt- Foto: Harry Kunz
zung der Forschungsarbeiten
des Nordfriisk Instituut für
dieses Vorhaben.
IZRG-Direktor Prof. Dr.
Michael Ruck gab einen
Überblick über die Gesamter-
gebnisse des Projekts. Lebens- Von links: Dr. Jens Owe Petersen, Prof. Dr. Michael Ruck, Dr. Konrad Grunsky
und Arbeitsumstände der in (Kulturamt des Kreises Nordfriesland), Eva Nowottny, Claus-Jürgen Andresen
Nordfriesland eingesetzten (Sparkassen-Kulturstiftung Nordfriesland)

6 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Foto: Uta Knizia

Vergabe der Auszeichnung „Sprachenfreundliche Gemeinde“: von links Renate Schnack, Günter Fleskes, Thomas Steen-
sen, Jens Christian, in Ostenfelder Tracht Antje Zietz und Christa Rohde, Helmut Wree und Frank Botter

Sprachenfreundlich: Helgoland und Amt Treene

Im Rahmen eines flotten viel- der Menschen für ihre eigenen sprachig ab, viele aber auch
sprachigen Programms im voll Sprachen undenkbar wäre. Die einsprachig auf Platt, so Jens
besetzten Versammlungssaal regionalen Sprachen gehören Christian in seiner Dankrede.
des Bredstedter Nordfriisk In- zum Zusammenleben in den
stituut erhielten am 3. Februar Dörfern, das betonte Helmut Für den Rahmen der Bred-
2005 die Insel Helgoland und Wree, Kreispräsident des Krei- stedter Veranstaltung sorgten
das Amt Treene die Auszeich- ses Nordfriesland. Bei allen die Schülerin Jelina Jakobsen
nung „Sprachenfreundliche Erfordernissen einer Effizienz- mit einem friesischen Gedicht
Gemeinde“. Der Wettbewerb steigerung in der Verwaltung von Albrecht Johannsen, die
war zum dritten Mal ausgetra- müsse doch die Dorfgemein- Sängerin Lone Krogh mit Lie-
gen worden. schaft als Kern der Identität dern auf Dänisch und auf Syn-
erhalten bleiben. nejysk sowie die Schülergruppe
Der Aktionsausschuss „Spra- „De Quietschvergnögten“, die
chenland Nordfriesland“, der Die Auszeichnung für die unter Leitung der Lehrerin Su-
mit der von ihm verliehenen Insel Helgoland übergaben Ma- sanne Dircks einen plattdeut-
Auszeichnung die Präsenz rie Tångeberg und Hans Otto schen Sketch aufführten.
der Regional-Sprachen in der Meier, Vorsitzender des Nord-
Öffentlichkeit stärken möchte, friesischen Vereins, gemeinsam Die Versammlung sang das
freut sich besonders darüber, an Inselbürgermeister Frank bekannte Lied „Wo de Nordsee-
dass die Idee auch in den Bun- Botter. In ihrer Laudatio hoben wellen trecken an de Strand“,
desländern Brandenburg und sie die große Bereitschaft von und zwar auf Plattdeutsch,
Sachsen aufgegriffen wurde, Verwaltung und Bevölkerung auf Bökingharder Frasch, auf
nämlich für die sorbische Spra- der Insel hervor, dem Halunder Dänisch oder auf Halunder,
che. Das hob Institutsdirektor wo immer möglich Geltung zu jeweils in der Sprache, die einer
Thomas Steensen in seiner Be- verschaffen. In seiner Antwort bzw. einem jeden am nächsten
grüßung hervor. Er dankte dem erwähnte Frank Botter unter lag.
Gemeindetag Nordfriesland für anderem den langjährigen
die gute Zusammenarbeit bei Einsatz von Ritva und Prof. Nils Günter Fleskes zog eine
dem Wettbewerb und erinnerte Århammar für das Halunder. positive Bilanz. Auch für viele
an die nachhaltig wirksame An- Gemeinden, die noch nicht
schubfinanzierung der Aktion Amtsvorsteher Jens Christian mit dem offiziellen Prädikat
„Sprachenland Nordfriesland“ nahm aus der Hand von Gün- der Sprachenfreundlichkeit
durch die Nord-Ostsee Spar- ter Fleskes vom Plattdüütsch versehen seien, bilde eine Be-
kasse und die Spar- und Leih- Zentrum in Leck die aus einem werbung einen wesentlichen
kasse zu Bredstedt AG. Banner und einer Plakette Impuls, sich mit der Stellung
bestehende Auszeichnung für der regionalen Sprachen in der
Mit der sprachlichen Vielfalt das Amt Treene entgegen. Das kommunalen Öffentlichkeit zu
der Region Nordfriesland ver- Plattdeutsche sei hier überall befassen. Auch in Zukunft wer-
fügt das Land Schleswig-Hol- präsent, die meisten Sitzun- de man nach sprachenfreundli-
stein über ein Alleinstellungs- gen der Gremien liefen zwei- chen Gemeinden suchen.
merkmal, dessen Wert man
auch in Kiel zu schätzen weiß, Red.
so Renate Schnack, Minder-
heitenbeauftragte der Minis- Ged för‘t hood
terpräsidentin, in ihrem Gruß-
wort. Das Land investiere in die Musik an fresk
Pflege und Förderung der regio- Wan’m ual wurt, kön’m at praien faan a mensken ei muar
nalen Kultur, die aber ohne den gud uf. Ik hiar lefst bluat noch musik – an fresk.
großen dankenswerten Einsatz
Jakob Tholund

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 7

Üt da friiske senen, bei Essen und Trinken einen Vortrag über „Däni-
feriine allgemein sowie im Bereich sche Landwirtschaft nach der
von Hilfe und Vorsorge. Der Agrarreform“. In Lütjenholm
Foto: Manfred NissenFragebogen kann angefordert wurde der Milchviehbetrieb
werden bei der Geschäftsstelle von Ingwer Martin Carstensen
des Nordfriesischen Vereins im besucht.
Andersen-Haus, Klockries 64,
25920 Risum-Lindholm, Tel.: Die Geselligkeit kam nicht zu
(04661) 5873. kurz, in der Bohmstedter Gast-
Bauerntreffen erfolgreich stätte Paulsen traf man sich zu
Zum 45. Male hatte der einem Abschiedsabend. Tradi-
Friesenrat zum friesischen tionell waren die Gäste privat
Bauerntreffen gebeten. Das untergebracht. Die Landwirt-
Treffen ist eine der stetigsten schaft in den drei Frieslanden
gemeinsamen Aktivitäten von sieht sich jeweils ähnlichen
Ost-, West- und Nordfriesen. Herausforderungen gegenüber.
Über 40 Friesinnen und Friesen An gemeinsamem Gesprächs-
aus den Niederlanden und aus stoff herrschte kein Mangel.
Niedersachsen waren der Ein-
Umfrage zu ladung gefolgt, vom 9. bis zum Thomas Heinsen
12. Februar 2005 nach Nord- Ehrenvorsitzender
friesischen Traditionen friesland zu kommen. Auf dem Thomas Heinsen, der nicht
Der Nordfriesische Verein hat Programm stand zunächst ein
einen Fragebogen entwickelt, Besuch im Grünen Zentrum in wieder für den Vorsitz des Os-
Bredstedt, wo die Gäste von den termooringer Friesenvereins
mit dem Erkenntnisse über frie- nordfriesischen Organisatoren kandidierte, wurde auf der
sische Traditionen gesammelt Helene Gravert, Hans Werner
werden sollen. Was ist „frie- Paulsen und Karl-Friedrich Mitgliederversammlung im
Thormählen begrüßt wurden. Andersen-Haus am 5. Februar
sisch“? Was versteht man unter zum Ehrenvorsitzenden er-
„friesischer Kultur“? Welche Bei einem Besuch auf Sylt
Traditionen sind noch präsent, erkundete man der Norden der nannt. Sein Nachfolger Hauke
Insel im Bus. Präsentiert wurde Friedrichsen, der als bisheriger
welche verloren gegangen? So die Sylter Austernzucht bei List. Stellvertreter einstimmig zum
formuliert Vorsitzender Hans In Keitum informierte man sich
Otto Meier die Fragestellung. über die Söl‘ring Foriining und neuen Vorsitzenden gewählt
ihre Arbeit und besichtigte das wurde, würdigte Heinsens
Erschöpft sich die Antwort in Friesenmuseum. Klaus Erich- jahrzehntelangen Einsatz für
den gängigen Klischees, und ist sen vom landwirtschaftlichen
beispielsweise friesische Bau- Hauptverein Tingleff hielt den Verein. 1983 hatte er des-
sen Leitung übernommen und
kultur nur noch in historischen ihn von unter 100 Mitgliedern
Häusern sichtbar? So fragt er
weiter. Sind die mit der frie- auf inzwischen weit über 400
geführt. Höhepunkt seines Wir-
sischen Lebensweise verbun- kens war die Einrichtung des
denen Sitten und Gebräuche
der modernen Zeit zum Opfer Andersen-Hauses. fp

gefallen, oder sind sie lediglich
verschüttet und blühen im Ver-
borgenen?
Der Verein sucht mit seiner
Aktion Menschen, die friesische
Traditionen heute lebendig
erleben, und Zeugen, die über
vergangene Zeiten entspre-
chend Auskunft geben können.
In dem Fragebogen sollen
Vorgehensweisen und Abläufe
angegeben werden, die als spe-
zifisch friesisch gelten können
und zum Tragen kommen bei
folgenden Anlässen: Geburt,
Kindtaufe, Konfirmation, Hoch-
zeit, Todesfall und Beerdigung,
bei allgemeinen Ereignissen
wie Biikebrennen, Boßeln und Zweisprachige Bahnhofsschilder
Ringreiten, bei Vereinsfesten, Im sorbischen Sprachgebiet ist die zweisprachige Beschilderung der Bahnhöfe
Kirchgang, religiösen Feiern eine Selbstverständlichkeit, darauf hatte Nordfriesland in Nummer 137 im März
und Andachten im Haus, bei 2002 hingewiesen. Auf Anregung der Friisk Foriining hat der Frasche Rädj nun
Schulveranstaltungen und ein Projekt in Gang gesetzt, alle Bahnhöfe zwischen Husum und Westerland mit
Hausbau, in Gemeinde und zweisprachigen deutsch-friesischen Tafeln zu versehen. Die Deutsche Bahn
Justiz, bei nachbarschaftlichen zeigte sich zugänglich, es galt lediglich, ihr die Kosten von der Hand zu halten.
Zusammenkünften, bei Spie- Der Anfang wurde in Niebüll gemacht.
len von Kindern und Erwach-

8 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

NORDFRIESLAND kirche der Kreisstadt zu einer selbst die Art der Hilfe, die er in
IM WINTER kulturell gefragten Adresse zu Anspruch nehme.
machen. Sommerkonzerte, n Kegelrobben-Babys fühlen
2. 12. 2004 - 4. 3. 2005 Stadtkantorei und „collegium sich am Strand bei Wittdün auf
musicum“ sind heute weithin Amrum offensichtlich wohl.
n Fundsachen vom Strand bekannte Einrichtungen und Bereits mit dem Sturm zum
dürfen nicht einfach behalten Veranstaltungen, die auf Ini- Jahresbeginn hatte ein Jungtier
werden, teilte Jürgen Jungclaus, tiative Weigelts aus der Taufe am Fähranleger Schutz gesucht
Vorsitzender des Amtsaus- gehoben wurden. Zu den Hö- und sich dort bis zum 9. Januar
schusses von Amrum, Ende No- hepunkten seines Wirkens an aufgehalten. Seinen Platz nahm
vember seinen Kolleginnen und St. Marien gehörten die Auffüh- anschließend eine andere
Kollegen mit. Das Strandgut rungen von Werken Bachs und Jungrobbe ein. Mitarbeiter der
müsse dem Ordnungsamt als Händels sowie die des „Polni- Schutzstation Wattenmeer
Fundsache gemeldet werden, schen Requiems“ unter Leitung sowie des Öömrang Ferian
sonst gelte der Straftatbestand des Komponisten Krzysztof hatten in diesen Tagen weniger
der Unterschlagung. Anlass für Penderecki. Probleme mit den Tieren, die
die Aufklärung waren größere gut genährt waren und sich
Mengen angespülten Holzes n Mit Dr. Claus Marten Bro- erwartungsgemäß im Fellwech-
am Kniepsand. Hinzu kommt, dersen übernahm am 1. Januar sel befanden, als mit unzähli-
so der hauptberufliche Zollbe- ein Nordfriese aus Risum-Lind- gen Besuchern, die oft wenig
amte weiter, dass für über See holm das Amt des Geschäfts- Verständnis für die Situation
nach Amrum gelangtes Holz führers bei der Deutschen aufbrachten. So musste immer
noch Zoll gezahlt werden muss, Landwirtschaftsgesellschaft wieder erklärt werden, warum
man sich also obendrein der (DLG) in Frankfurt am Main. die jungen Kegelrobben durch-
Steuerhinterziehung schuldig Die DLG versteht sich als eine aus keiner menschlichen Hilfe
machen kann. Meldet niemand politisch und wirtschaftlich bedurften und warum Mensch
Ansprüche an, geht das Strand- unabhängige Selbsthilfe-Orga- und Hund gewisse Mindestab-
gut nach einem halben Jahr in nisation, bei der Wissenschaft, stände einzuhalten hatten.
den Besitz des Finders über. Beratung und Praxis zum n Auf 70 Jahre erfolgreiche
n „Dat Water löppt ut de Nutzen der Landwirtschaft Bühnenarbeit kann die „Husu-
Wand“, freuten sich vor 40 Jah- zusammenfließen. Der 1966 in mer Speeldeel“ zurückblicken.
ren die Menschen auf Pellworm Niebüll geborene Agrar-Öko- 1935 übernahm das plattdeut-
und zapften ihr Trinkwasser nom war bereits Mitarbeiter sche Theater die Nachfolge der
fortan aus der Leitung. In enger am Institut für landwirtschaft- „Fidelen Geister“ mit geradezu
Zusammenarbeit von Land, liche Betriebslehre an der Uni- triumphalen Aufführungen der
Kreis und Gemeinde sowie versität Gießen und seit 2001 Komödie „Sößtig Mark Kurant“.
Marschenbauamt (heute Amt Geschäftsführer der Agrovision Seither wurden 126 Stücke
für ländliche Räume) und Was- GmbH im Nordfriesischen gespielt, und etwa 150 Mitwir-
serverband Nord wurde von Innovations-Center (NIC) in kende betraten die Bühne. 1947
Sommer bis Dezember 1964 Niebüll. Als Spross einer bäu- tauchte auf den Programm-
zwischen der Hamburger Hallig erlichen Familie im Herren- zetteln erstmals der Zusatz
und Pellworm eine rund zehn koog hatte er zusammen mit „Mitglied des niederdeutschen
Kilometer lange Wasserleitung Freunden 1991 den „Stäljmun“, Bühnenbundes“ auf. Anfang
durch das Watt verlegt. Die den Herrenkoog-Triathlon, ins der 1970er Jahre gingen die
finanziellen Grundlagen bot Leben gerufen. Besucherzahlen zwar drastisch
das Programm Nord. Die An- zurück, nach relativ kurzer
bindung an das Festlandsnetz, n In Anwesenheit vieler Eh- Zeit aber hatte sich der Verein
inzwischen durch eine Leitung rengäste, darunter Landesso- erholt und trat wieder in der
über die Hallig Nordstrandisch- zialministerin Dr. Gitta Trau- Kongresshalle und später im
moor, verbesserte nicht nur die ernicht, Kreispräsident Helmut Theater-Neubau „Husumhus“
Lebensqualität der Insulaner. Wree, Amtsvorsteher Hans-Jes auf. Im Jubiläumsjahr knüpfte
Auch Tourismus und Viehwirt- Hansen vom Amt Viöl und die „Speeldeel“ mit dem Stück
schaft entwickelten sich durch Propst-Stellvertreter Matthias „En Milljonär in’t Hus“ an die
die geregelte Wasserversorgung Krüger, wurde am 6. Januar alten Erfolge an.
positiv. in Haselund die landesweit n Von sieben Preisträgern, die
n Am 30. Dezember trat der erste „Betreute Wohnanlage“ am 27. Januar in Kiel von Land-
Husumer Kirchenmusik-Di- für Senioren eingeweiht. Jan tagspräsident Heinz-Werner
rektor Jens Weigelt in den Thormählen, Bürgermeister Arens und Kultusministerin
Ruhestand. Der gebürtige der Gemeinde, lobte den „von Ute Erdsiek-Rave das „Nie-
Hamburger kam 1970 zur Sankt Praktikern geplanten“ Bau. derdeutsch-Siegel“ erhielten,
Marien-Kirche nach Husum. In „Jeder, der hier einzieht, kann kamen drei aus Nordfriesland.
dreieinhalb Jahrzehnten trug er gewiss sein, dass er seine Woh- Gewürdigt wurden die Kreis-
wesentlich dazu bei, die Haupt- nung nicht wegen Krankheit berufsschule in Husum, die
verlassen muss“, so der Chef Realschule mit Grund- und
des ambulanten Pflegedienstes,
Johannes Carstensen. Jeder
Heimbewohner bestimme

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 9

Foto: Bahne Bahnsen Boysen-Treffen im September
Am 11. September 2004 trafen sich
in Wenningstedt auf Sylt mehr als
30 Angehörige der friesischen Familie
Boysen. Bis auf den Fahretofter Thede
Boysen, der erstmals 1670 bezeugt
ist, kann sich die bis nach Amerika
verzweigte Sippe nach bisherigem
Kenntnisstand zurückführen.

Das Familientreffen war das vierte
seiner Art, aber sicher nicht das letzte,
so Organisator Bahne Bahnsen.

Hauptschulteil in Viöl und die den Everglades in Florida, hob Weg zu einem neuen Kirchen-
Niebüller Realschule. In Viöl Landesumweltminister Klaus kreis Nordfriesland. Wichtigstes
stehen seit einigen Jahren für Müller hervor. Reformziel sei die Bündelung
die 3. und 4. Klassen regelmä- n Über 40 Jahre leitete Chris- aller Kräfte, um der christli-
ßige Wochenstunden in Platt- tian Hansen als erster Vorsit- chen Botschaft neue Schub-
deutsch auf dem Stundenplan. zender den SSW-Ortsverein kraft zu verleihen. Der Entwurf
Außerdem rekrutiert sich ein Bredstedt. Auf der Jahresver- eines neuen Kirchengesetzes
großer Teil der Theatergruppe sammlung am 3. Februar in solle im Herbst 2005 vorlie-
„Junge Lüüd ut Löwenstedt“ der Dänischen Schule gab gen. Alle Kirchenkreis-Syno-
aus dieser Schule. Das Husu- der 70-Jährige nun sein Amt dalen sind eingeladen, am Ge-
mer Fachgymnasium bietet seit ab. Hansen war von 1966-86 setzgebungsverfahren mitzu-
1993/94 Plattdeutsch-Kurse für Stadtvertreter in Bredstedt und wirken. Auch das katholische
den 13. Jahrgang an. Die Note leitete bis 1982 den SSW auf Erzbistum Hamburg verkleiner-
taucht im Abitur auf. In Niebüll Kreisebene. Zwischen 1982 und te die Zahl seiner Bistums-Ge-
arbeitet die Lehrerin Malene 1986 war er Mitglied des Kreis- meinden um rund 50 Prozent.
Gottburgsen bereits seit 25 Jah- tags, von 1974-2000 arbeitete er Ab 1. April werden in Nordfries-
ren für die aktive Sprachpflege. im Hauptausschuss der Stadt land die beiden Gemeinden
Sie ist inzwischen fest im Schul- Bredstedt mit. Der Südschles- Niebüll/Leck und Föhr/Amrum
programm verankert. wigsche Wählerverband ist zu einer großen Einheit namens
n Am 3. Februar wurden die die politische Vertretung des St. Gertrud zusammengefasst.
bewohnten Halligen Gröde, dänischen Bevölkerungsteils n Am 19. Februar verstarb in
Hooge, Langeneß, Nordstran- in Schleswig-Holstein sowie Schleswig im Alter von 88 Jah-
dischmoor und Oland als der Friisk Foriining. Von der ren der Autor August Wilhelm
Entwicklungszone des „Bio- Mitgliederzahl her (rund 4 000) Vahlendieck. Er war ein Bewun-
sphärenreservates Schleswig- ist er die drittstärkste Partei des derer des Helgolandfotografen
Holsteinisches Wattenmeer Landes. Franz Schensky. Als dessen
und die Halligen“ anerkannt. n Der Zwang zu Sparmaß- Mitarbeiter bei Ausstellungen
Aus den Händen von Gertrud nahmen macht auch vor den und Filmvorträgen verbrachte
Sahler, der Leiterin des MAB- christlichen Kirchen nicht halt er längere Aufenthalte auf der
Nationalkomitees (Man and und wird zu einschneidenden Hochseeinsel. 1965 erhielt er
the Biosphere), nahmen die strukturellen Veränderungen Kenntnis von einem weißen
Bürgermeister die Urkunde in Nordfriesland führen. Dies Kliff, das einst vor der Düne
der Unesco entgegen. Nach machte der evangelische Bi- lag. Durch Steinbruchbetrieb
langjährigen Vorarbeiten ver- schof Dr. Hans-Christian Knuth wurde die Muschelkalk-Forma-
sprechen sich die Halligen nun am 26. Februar bei der ersten tion im 15. bis 17. Jahrhundert
Vorteile im Natur-Tourismus, Begegnungstagung der Kir- abgebaut. Es ist das Verdienst
bei der Vermarktung regionaler chenkreis-Synoden aus Süd- Vahlendiecks, in seinem vom
Produkte und auch im Rennen tondern, Husum-Bredstedt und Nordfriisk Instituut 1992 pu-
um internationale Fördergel- Eiderstedt unmissverständlich blizierten Buch „Das Witte Kliff
der. Die Halligen stünden somit klar. In einem Grundsatz-Re- von Helgoland“ den Beweis ge-
auf einer Ebene mit z. B. dem ferat skizzierte er im Christian- führt zu haben, dass der Abbau
Ayers Rock in Australien, der Jensen-Kolleg in Breklum den keineswegs den Helgoländern
Camargue in Frankreich oder zuzuschreiben ist. Harry Kunz

10 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Dietrich Werner:

Christian Jensens
Breklumer Mission

Erinnerungen – Stationen – Denkanstöße

In einem Dorf in der nordfriesischen Christian Jensen stammt von der Lüt-
Provinz erwuchsen aus starkem Glau- jenswarft am friesischen Außendeich bei
ben Anfänge eines globalen Bewusst- Fahrtetoft. Dort wurde er am 20. Januar
seins. Woher kommt und wohin geht 1839 geboren. Harte Jahre prägen seine
die Breklumer Mission? Kindheit und Jugend. Zugleich werden es
Ein Verband von christlich bestimmten Fa- die beständige Auseinandersetzung mit
milien überwiegend bäuerlicher Herkunft, dem Leben am Wasser sowie den Gewalten
bei denen sich das Leben im Haus wie in der von Wetter und Natur und auch die schwere
Arbeit, am Sonntag wie im Alltag, im Nah- körperliche Arbeit am Deich gewesen sein,
bereich wie im fernen Horizont durch das die seine innere Natur mit unbeugsamer
biblische Wort bestimmen und ausrichten Hartnäckigkeit, rastloser Arbeitsamkeit und
lässt – diese Vision spürt heute noch, wer geheimer Sehnsucht nach Weite ausgestat-
durch die engen Dorfstraßen von Breklum tet haben. 1856 ging er aufs Gymnasium
geht, die kleinen Häuser wahrnimmt, die nach Schleswig und dann nach Rendsburg.
Bibelsprüche an den Wänden und den wei- Ein Jahr vor dem Abitur, 1861, unternahm er
ten hohen Himmel darüber, der immer in eine biografisch sehr prägende Reise nach
Bewegung ist. Madeira. Zum ersten Mal lebte er außer-
halb der friesisch-deutschen Umgebung,
Die Biographie des Landpastors und Mis- sah Frankreich, den Ozean und die dort
sionsgründers Christian Jensen, die Martin ganz andere Pflanzenwelt. Die Reise, als
Pörksen einmal herausgegeben hat, trägt Begleitaktion eines schwer lungenkranken,
den Untertitel: „Von der Weite eines engen zugleich frommen Freundes geplant, wurde
Pietisten“. Beides, Weite und Enge, hat für zur tiefen Lebensschule. Beten, Zuhören
ihn und für das Werk, das er ins Leben rief, und Aushalten am Bett eines Sterbenden
eine wesentliche Rolle gespielt. Beides hat prägten nachdrücklich den späteren Seel-
Menschen ebenso angestoßen wie biswei- sorger Jensen, der bei unzähligen Menschen
len auch abgestoßen: Die Weite – der Welt- in Krankheit, Unglück und Elend ausgehal-
horizont im Verständnis von Kirche und ten und um Worte der Hoffnung gerungen
Mission. Und die Enge, die fast starrsinnige hat. Nach dem Theologiestudium wurde
Konzentration des Christlichen auf wenige Jensen 1867 zunächst zum Pastor im eider-
elementare Grundwahrheiten und die ra- stedtischen Uelvesbüll gewählt, dann 1873
dikale Entschiedenheit und Strenge eines als Pastor in Breklum eingeführt.
missionarischen Lebensstils.
Jensen hat sich selbst als lutherischen Pie-
Auch die Gebäude des Kollegs heute tisten verstanden. Die Bindung an die luthe-
spiegeln beides wider, eine gewisse Strenge rische Landeskirche war ihm wichtig. Er hat
des Alten und die Weite des Neuen. Beides keine Freikirche gegründet, auch wenn er
gehört – übersetzt für die Gegenwart – auch anfänglich viel Skepsis und Zurückweisung
heute zusammen: die Bestimmtheit eines erntete. Doch hat er sich keinesfalls ab-
christlichen Profils und der weite Welthori- hängig gemacht von der Zustimmung lan-
zont eines ökumenischen, das heißt globa- deskirchlicher Autoritäten. Die Entstehung
len Verantwortungsbewusstseins. der Breklumer Mission war wesentlich eine

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 11

Erneuerungsbewegung von unten, getragen Christian Jensen.
von einem Netzwerk engagierter Einzelner Gemälde von Hans
und überwiegend einfacher Leute, keine Peter Feddersen
bürgerliche, keine gebildete Bewegung. Jen- anspruchsvolle und zugleich volksnahe For-
sen wollte eine lebendige Kirche, aber nicht men der christlichen Verkündigung setzte.
als Selbstzweck oder machtvolle Institution, Es lassen sich fünf Hauptmotive dieses
sondern als Gemeinschaft der „Reich-Got- ganzheitlichen Verständnisses von Missi-
tes-Arbeit“, wie es damals hieß. Dazu gehör- on bzw. einer frühen Form eines globalen
te sowohl die innere Mission oder kirchliche Bewusstseins im christlichen Horizont klar
Erneuerung als auch die äußere Mission, benennen:
also die Ausbreitung des Evangeliums jen- 1. Kirche existiert als Netzwerk gelebter Hoff-
seits des abendländischen Kulturkreises. nung und braucht deshalb besondere Orte
„Lieber ein lebendiger Methodist als ein von Einkehr, innerer Erneuerung und Gebet
toter Lutheraner“ – dieser Ausspruch kenn- in globaler Verantwortung. Man kann Jen-
zeichnet Jensens innere Haltung, die an der sen einfältig nennen, sicher ist er vorrangig
persönlichen Glaubensfrömmigkeit und ein Pastor der einfachen Leute gewesen,
nicht an Konfessionalismus oder akademi- zudem auch geprägt durch manche Stim-
schem Diskurs interessiert war. Jensen war mungen und Stereotype seiner Zeit. Aber
kein Wissenschaftler, erst recht kein syste- man kann diesen Struktur-Konservativen
matischer Theologe. Die Breklumer Mission und Werte-Progressiven auch so lesen, dass
hatte keine entwickelte Missionstheologie. er einen an zentrale Dimensionen kirch-
Er war nicht so sehr Kopf-, als vielmehr Her- licher Erneuerung und gesellschaftlichen
zensmensch. Aufbruchs heute erinnert. Dazu gehört, dass
er ein große Hochschätzung für persönlich
Gründerzeit gelebte Spiritualität hatte. Das wichtigste
Was in den nach 1873 folgenden 20 Jahren Fundament kirchlicher Erneuerung war
in den sich geradezu überschlagenden Neu- ihm das Gebet. „Er hat doch alles auf seinen
gründungen in der Breklumer Kirchenstraße Knien zusammengebetet“, sagten die Leu-
geschah, kann man sicher nicht als das Werk te von ihm, die staunten, wie er für immer
eines einzelnen Menschen ansehen. Man neue Gründungen das Geld aus privaten
kann dies nur aus der historisch einmaligen Spenden auftrieb. Der Betsaal, die Kirche
Begegnung des konservativ-charismati- und das Jahrestreffen war ihm wichtig als
schen Visionärs und Einzelkämpfers Jensen Stätte des Gebetes. Auf die Frage, was wir
mit einer aufbrechenden erwecklichen Be- tun können, damit unsere Wünsche für die
wegung in Nord-Schleswig und Schleswig- Zukunft der Kirche in Erfüllung gehen, hat
Holstein heraus erklären. Die Gründerper- Jensen geantwortet: „Wir können nur beten.
son und die Bewegung verbanden sich in Es wird viel zu wenig erkannt, was das Gebet
Breklum folgenreich miteinander. Selbst wert ist. Wir meinen oft, durch Reden werde
wenn die extrem einseitige religiöse Spra- alles erreicht. Meine Teuren, die Stärke der
che, die unduldsame Härte gegenüber aller Kirche Jesu Christi ist das Gebet. Der Herr
Gottvergessenheit und allem moralischen soll alles geben. Die Kräfte kommen von
Verfall seiner Zeit und die Schlichtheit der oben und nicht von unten. Wenn wir nicht
Urteile gegenüber der „modernen“, libera- in der Kammer, im Verborgenen beten, so
len Theologie jener Jahre bisweilen fremd
anmuten, kann uns hinter der Geschichte
der Breklumer Gründungen – mit heutigen
Augen interpretiert – ein erstaunlich ganz-
heitliches und anspruchsvolles Programm
eines umfassenden Missionsverständnisses
bzw. einer ökumenisch-diakonischen Kir-
chenvision entgegentreten. Es lohnt sich
auch heute noch, sie im Ansatz zur Kenntnis
zu nehmen, nicht zuletzt weil sie auf äußerst

12 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

1883 wurde das
Breklumer Marti-
neum eingeweiht.

haben wir keine Kraft. Der, welcher kein fand sich dort kein geeignetes Gebäude.
verborgenes Leben mit Jesus führt, ist im Ende Februar 1876 wurde dann ein großes
Kampfe für Jesum schwach und nichtig.“ Bauernhaus, der ehemaligen „Lutherhof“ in
2. Kirche braucht moderne Kommunikation. der Kirchenstraße in Breklum samt einiger
1870 erschien das von Jensen gegründete Ländereien für 13 200 Reichsmark erwor-
Sontagsblatt für’s Haus, das bereits 1879 ben.
mit 10 000 Exemplaren in ganz Schleswig-
Holstein und weit darüber hinaus verteilt Am 19. September 1876 gründeten im Brek-
wurde. Es bringt biblische Orientierung für lumer Hauptpastorat 50 bis 60 „angesehene
Menschen auf dem Lande, aber auch Nach- Männer aus allen Theilen des Landes“ – die
richten „Aus dem Reiche Gottes“ von ande- Mitglieder des erweiterten Vorstands kamen
ren Missionsgesellschaften und aus anderen unter anderem aus Altona, Bordesholm, Ha-
Teilen der Erde, ein beeindruckendes Zeug- dersleben, Rendsburg und Schleswig – eine
nis für die Orientierung am Welthorizont der lutherischen Kirche angehörige und
der christlichen Kirche, der die Grenzen der auf ihrem Bekenntnis stehende „Heiden-
Ortsgemeinde weit übersteigt. 1874 folgte missionsanstalt“, die sich gleichzeitig der
als politisches Organ die Neue Zeitung, die Volks- und der Weltmission widmen sollte.
eine engagierte Stimme zu den politischen Neben dem „Sonntagsblatthaus“ wurde am
Vorgängen der Zeit darstellen und sich an 10. April 1877 feierlich das Missionshaus ge-
die christliche Elite in der Gesellschaft rich- weiht und eröffnet. Mit einiger Symbolkraft
ten wollte. 1875 wurde die eigene Breklumer wurden die ersten zwölf Zöglinge eingela-
Buchhandlung gegründet, die – auf privat- den, in das Seminar einzutreten und nach
wirtschaftlicher Basis – in den Räumen des längerem Suchen fand sich ein Pastor Hö-
Kollegs weiterhin besteht. ber aus Eckernförde bereit, als erster Missi-
3. Kirche braucht den Horizont der Völ- onsinspektor beim Unterricht mitzuwirken.
kerwelt. Dieser Grundgedanke war schon Von den zwölfen erwiesen sich am Ende aus
wiederholt im Sonntagsblatt aufgeklungen. der Sicht des Breklumer Vorstandes drei als
Doch es war schwierig, dafür auch instituti- geeignet zur Aussendung als Missionare. Es
onell ausreichend Unterstützung zu finden. waren die Breklumer Indienmissionare Her-
Lange fand sich kein geeigneter Vorstand für mann Bothmann und Ernst Pohl sowie der
die geplante Gründung einer Missionsge- Indonesien-Missionar Festersen.
sellschaft. Interessanterweise konkretisierte
sich hier zuerst das Gebäude, danach der Das wichtigste Presseorgan der Missions-
Verein. Ein Missionshaus sollte ursprüng- gesellschaft war das Schleswig-Holsteinische
lich in Bredstedt gegründet werden, doch Missionsblatt, das seit 1876 als Beilage zum
Sonntagsblatt und ab 1886 als selbstständige
Monatszeitung erschien.

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 13

4. Kirche und Gesellschaft brauchen eine war bis zur Unerträglichkeit rastlos in sei-
ganzheitliche Bildungsbewegung. Jensen nem Engagement für andere.
war erschüttert von der sozialen, geisti-
gen und geistlichen Verwahrlosung seiner Trotz dieses starken sozialen Sinnes und
Zeitgenossen, vor allem auch der jungen Verantwortungsgefühls konnte sich Jensen
Generation. 1882/1883 konnte er – bezogen mit den politischen Neuerungsbewegun-
auf diese Zielgruppe – sein Lieblingsprojekt gen seiner Zeit nicht anfreunden. Die Neue
verwirklichen, den Aufbau des Martineums, Zeitung, die er für kurze Zeit herausgab, ist
des ersten evangelischen Privatgymnasiums voll von Polemik gegen die beginnende „So-
in Schleswig-Holstein. Die Berufung auf den cialdemokratie“. Für Jensen war das Chris-
Vornamen des großen Reformators war Pro- tentum keine Privatangelegenheit, sondern
gramm: Man wollte biblische Orientierung, hatte eine soziale und politische Dimension:
gründliche Bildung und Erziehung zur frei- „Ich habe keine Ruhe in meinem Gewissen
en Verantwortung des Christenmenschen angesichts der Gleichgültigkeit und Glau-
miteinander verbinden. Christliche Poli- benslosigkeit in unserem Volke.“
tiker, christliche Rechtsanwälte, christlich
ausgebildete Ärzte sollten heranwachsen. Jensens Frömmigkeit ist von einer extre-
Fast zwölf Jahre konnte das Gymnasium men Einseitigkeit gekennzeichnet, die zu-
erfolgreich arbeiten, dann entzog ihm die gleich eine radikale Freiheit bewirkte: Jesus,
preußische Regierung die Genehmigung die Verkörperung der Liebe Gottes in dieser
aus Angst davor, dass das Modell der Privat- Welt, ist das Zentrum, dem alles zu dienen
gymnasien auch für die katholische Kirche hat. „Jesus allein macht zeitlich glücklich
Schule machen könnte. und ewig selig.“ Ein positives Verhältnis
5. Die Gesellschaft braucht Heilung. Noch im zu anderen nichtchristlichen Religions-
Todesjahr Christian Jensens (1900) wurde gemeinschaften, was uns heute als Frage
das Sanatorium eröffnet, ein Zufluchtsort beschäftigt, war mit diesen Denkvorausset-
für Menschen mit seelischen und sozialen zungen nicht vorstellbar. Zum Islam und
Belastungen und Krankheiten. Später wur- zum Judentum gibt es nur Äußerungen im
de daraus die Fachklinik für psychiatrische Sinne der Substitutionstheorie. Das heißt, in
Erkrankungen, die bis in die Gegenwart diesen in seinen Augen falschen Religionen
in direkter Verbindung mit dem landes- fand Jensen nicht einmal Spuren der Er-
kirchlichen Missionszentrum steht. Dass kenntnis Gottes. Das Christentum – dessen
christliche Verkündigung auch etwas mit war er gewiss – werde sie überwinden.
Gesundheit und Heilung zu tun hat, bleibt
ein wichtiges Grundmerkmal der Breklumer Die Kirche darf sich nicht auf sich be-
Mission, die später wesentliche Impulse schränken, davon war Jensen überzeugt. Sie
auch für die internationale Weiterentwick- hat vielmehr die Aufgabe, das Evangelium
lung der Ärztlichen Mission im Ökumeni- im Welthorizont, das heißt auch im Hori-
schen Rat der Kirchen gegeben hat. zont unterschiedlicher Kulturen zu leben
und auszubreiten. Dabei dürfe sich Mission
Jensens Hingabe galt in tätiger Nächs- nicht von sekundären Zwecken bestimmen
tenliebe und radikaler Entschiedenheit lassen: „Wir wollen Mission treiben, aber
dem einzelnen Menschen. Es heißt, er habe nicht, um etwa fremde Länder zu erfor-
sich sogar um die Arbeiter, die die neue schen, nicht um europäische Bildung und
Bahnstrecke in Breklum bauten, persönlich Humanität den Heiden zu bringen, nein,
gekümmert. Damals hier tätige polnische unser Ziel ist, die Seelen von Sünde, Tod und
Gastarbeiter haben ihm das – so wird be- ewiger Verdammnis zu retten.“
richtet – ein Leben lang nicht vergessen. Er
Verbindung zu Nordschleswig
Wohl der wichtigste und auch strategisch
bedeutendste Teil des Hinterlandes der
Breklumer Mission waren die deutschen
Gemeinden in Nordschleswig sowie die
dänisch-sprachige Erweckungsbewegung
in der dortigen Region. Der Name Christian
Jensen hat jahrzehntelang Deutsche und

14 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Dänen miteinander verbunden. Wichtige Seminar aufgenommenen jungen Männern
leitende Persönlichkeiten der Breklumer wurden an die 200 in Gemeinden Amerikas
Mission kamen aus Nordschleswig wie gesandt und versahen dort ihren Dienst
etwa der aus Hadersleben gebürtige Rudolf als Präriepastoren, Reiseevangelisten, als
Bahnsen und Detlef Bracker aus Apenrade. Dorfpastoren in Blockhütten-Kirchen, als
In Tingleff fand ab 1905 alljährlich ein Brek- Stadtmissionare oder als Lehrer und Do-
lumer Missionsfest statt, das jeweils bis zu zenten an den Seminaren von Chicago und
3 000 Menschen versammelte. Die Haus- Philadelphia.
postille Christian Jensens wurde wie auch
verschiedene andere Missionsbücher ins
Dänische übertragen. Eine stattliche Zahl
der Breklumer Missionare kamen aus Nord-
schleswig, darunter Ole Jensen, der für ganz
Ost-Jeypur zuständig war.

Ohne den internationalen Breklumer
Geist wäre während der schwierigen Zeit des
Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges
keine Brücke geschlagen worden zwischen
den Deutschen in Schleswig-Holstein und
den Dänen und Deutschen in Nordschles-
wig. Diese frühe Kooperation bildete in den
Kriegsjahren, als die Mission wegen der De-
visenbestimmung von ihren überseeischen
Gebieten praktisch abgeschnitten war, die
Basis für eine Nordschleswiger Rettungsak-
tion. Die Dänen übernahmen die Finanzie-
rung für die Missionsarbeit in Indien und
China. Missionsdirektor Martin Pörksen sah
sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass „Breklum
es in Nordschleswig mit den Dänen hält“.

Wege in die Welt

In den Jahren zwischen 1870 und 1890 wan- Auch nach Afrika zogen Breklumer Missionare
derten Tausende von Deutschen aus Schles- Pastor Christian Jensen junior, Sohn des
wig-Holstein und Nordfriesland aus und
suchten neue Existenzmöglichkeiten in den Gründers, führte nach dessen Tod im Jahre
USA und in Kanada. Es entstanden lutheri- 1900 die Arbeit fort. Im Mai 1919 wurde das
sche Gemeinden in zahlreichen US-Bundes- Breklumer Predigerseminar, das während
staaten. Auf einem Kirchentag in Hamburg des Ersten Weltkrieges geschlossen werden
rief 1878 der Pastor Späth aus Philadelphia musste, wieder eröffnet. Das war möglich
in flammenden Worten dazu auf, den Ein- mit einer großzügigen finanziellen Hilfe aus
gewanderten deutsche Prediger zu senden. Amerika. In den 1920er Jahren bekamen so-
Christian Jensen gründete daraufhin eine wohl Breklum als auch Kropp pro Jahr 4 500
Anstalt zur Ausbildung von Predigern für Dollar Unterstützung durch die amerikani-
die Lutherische Kirche Amerikas. Johannes schen lutherischen Kirchen. Ab 1920 gab
Paulsen rief gleichzeitig in Kropp im Mai Breklum den Kandidaten einen dreijährigen
1882 das Predigerseminar „Eben Ezer“ ins sprachlichen Vorbereitungskurs, Kropp war
Leben. Von Breklum aus wurden die Predi- für den ebenfalls dreijährigen theologischen
ger in die seit 1821 bestehende „Generalsy- Aufbaukurs zuständig. Bis zum Jahre 1931
node der Lutherischen Kirche in Amerika“ wurden pro Jahr durchschnittlich 14 Kandi-
gesandt, von Kropp aus in das 1867 entstan-
dene „Generalkonzil der Amerikanischen
Lutherischen Kirche“. Von den im Laufe
der Jahrzehnte insgesamt 487 im Breklumer

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 15

daten für Amerika ausgebildet. Die amerika- einige in China tätig. In Jeypur waren etwa
nische Generalsynode hielt von da an eine 16 000 Christen gesammelt – eine stattliche
einheimische englische Pastorenausbildung Zahl, hatte die Missionsarbeit dort doch erst
für erforderlich. Doch es waren die Breklu- 1881 begonnen.
mer, die das jährliche Missionsfest als Sitte
in den Mittelwesten Amerikas brachten. Der Fast alle Missionare wurden nun repa-
erweckliche amerikanische Protestantismus triiert, die indische Erweckungsbewegung
ist davon tief geprägt. kam zum Erliegen, die Schüler- und Kosthei-
me wurden geschlossen. Beim Jahresfest
Die Breklumer Mission war keine klas- 1916 waren fast alle Breklumer Missionare
sische Kolonialmission. Bei der Wahl von wieder in ihrer Heimat. Die drei aus Afrika
Missionsgebieten spielte die Frage, wo es kamen nach lebensgefährlicher Reise über
ideale koloniale Schutzmächte gab, keine Kongo und Frankreich erst 1917 zurück. Die
Rolle. Es ging vielmehr darum, wo der Be- verwaiste Mission in Jeypur wurde 1917 von
darf an evangelistischer Erstverkündigung der Amerikanischen Lutherischen Kirche
am stärksten war und wo die Ärmsten und übernommen. Die Amerikaner ordinierten
Elendsten in der Welt der Völker zu finden 1920 die ersten beiden indischen Evangelis-
waren. Der im Dienst des amerikanischen ten zu Pastoren.
Generalkonzils stehende Missionar Schmidt
aus Nordschleswig machte die Breklumer Erst 1926 wurden erstmals wieder vier
aufmerksam auf das indische Königreich Missionare und zwei Diakonissen nach In-
Bastar, das noch fast völlig unberührt war dien entsandt. Die Jeypur-Kirche entwickel-
von jedweder Missionsarbeit. te sich gut weiter. Am 28. Februar 1928 hielt
sie ihre erste eigene Synode ab.
So landete man bereits 1881/82 von Brek-
lum aus in einer der entferntesten und ab- Breklum im Kirchenkampf
gelegensten, von niemand anderem bisher Die „Machtergreifung“ der NSDAP am 30.
wahrgenommenen Region in Indien, näm- Januar 1933 wurde innerkirchlich durch die
lich im Bergland des zu Bastar gehörenden „Glaubensbewegung Deutsche Christen“
Fürstentums Jeypur in Nord-Ost-Indien. gefördert. Die „DC“ suchte alle jüdischen
Die Bewohner des Landes waren mehrheit- Spuren in der christlichen Glaubenstra-
lich Adivasi-Ureinwohner, die innerhalb der dition zu eliminieren, das Alte Testament
indischen Kastengesellschaft von Hindus als Offenbarungsquelle abzuschaffen, die
und auch unter den dortigen Muslimen zu Bedeutung Jesu Christi zu relativieren und
den verachteten Gruppen gehörten. Die durch Anpassung an die nationalsozialisti-
Berichte der beiden ersten Breklumer Indi- sche Ideologie zu ersetzen. Am 12. Septem-
en-Missionare, Ernst Pohl aus Schlesien und ber 1933 trat in Rendsburg – durch unfreie
Hermann Bothmann aus Dithmarschen, ge- Wahlen unter dem Druck der Deutschen
hören zu den beeindruckendsten Zeugnis- Christen und der NSDAP zustandegekom-
sen der Breklumer Missionsgeschichte. men – eine neue Synode für Schleswig-
Holstein zusammen, die unter dem Namen
Vielfältige Irrwege, unendliche Strapazen, „Räubersynode“ in die Geschichte einge-
Abweisung und Irreführung durch den regi- gangen ist. In seinem Grundsatzreferat sagte
onalen hinterlistigen Raja und Konfrontati- Pastor Adalbert Paulsen von der Lutherkir-
on mit Raub und Überfällen kennzeichnen che in Kiel: „Heute ist das Volksleben be-
die ersten extremen Wochen der Ankunft. herrscht von einem einheitlichen Grundton.
Das völlige Neuland der interkulturellen Die Farbe des deutschen Lebens ist braun,
Begegnung, die ungeheure Opferbereit- und der Heros der braunen Farbe ist unser
schaft und das Durchhaltevermögen wie Kanzler und Führer Adolf Hitler. Wir sehen
ebenso die langsam wachsende Liebe und auf ihn und seine braune Sturmabteilung
das wachsende Verständnis der Menschen (SA) mit unendlicher Dankbarkeit, denn
dieser so weit entfernten indischen Kultur ohne ihn und seine getreuen Mannen wären
tritt einem darin entgegen. wir nicht hier.“

Der Erste Weltkrieg bedeutet für Breklum Diese Synode legalisierte die Irrlehre der
einen extremen Schock und einen ersten Deutschen Christen durch einen Beschluss,
Bruch mit dem Optimismus der Anfänge.
Vor 1916 waren an die 70 Missionare von
Breklum aus in Indien, drei in Ost-Afrika,

16 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Umfrage zur Arbeit des Nordfriisk Instituut

Liebe Leserinnen und Leser der Zeitschrift Nordfriesland!
Liebe Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut!

Das Nordfriisk Instituut besteht seit 40 Jahren. Wir möchten gerne mehr erfahren über Ihre
Wünsche an das Nordfriisk Instituut und über Ihre Einschätzung unserer Arbeit.
Daher bitten wir Sie, diesen Fragebogen bis zum 8. April 2005 ausgefüllt zurückzusenden an
das Nordfriisk Instituut, Süderstraße 30, 25821 Bräist/Bredstedt, NF. Fax: (04671) 1333.
Unter den Teilnehmenden verlosen wir drei Bücher aus dem Nordfriisk Instituut.

Zunächst erbitten wir einige Angaben zu Ihrer Person:

Geburtsjahr _______ weiblich o männlich o Beruf (Sparte) ______________

Ich spreche Friesisch o nein o ja, und zwar _______________________________(Dialekt/e)

Ich kann Friesisch verstehen o nein o ja, und zwar ________________________ (Dialekt/e)

Bei den Bewertungsfragen kreuzen Sie bitte
jeweils eine „Schulnote“ von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) an:

Welche Note erteilen Sie der Zeitschrift Nordfriesland?

‚ƒ„…†

Wieviel Zeit widmen Sie durchschnittlich einer Ausgabe? ______________________________

Gibt es Themen, die zu breiten Raum einnehmen?

o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________

Gibt es Themen, die zu wenig berücksichtigt werden?

o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________

Welche Note erteilen Sie dem Nordfriesischen Jahrbuch?

‚ƒ„…†

Gibt es Themen, die zu breiten Raum einnehmen?

o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________

Gibt es Themen, die zu wenig berücksichtigt werden?

o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________

Nutzen Sie die Internet-Seite www.nordfriiskinstituut.de?

o nein o ja, und zwar ________________________________ (Häufigkeit)

Welche Note erteilen Sie der Internet-Seite www.nordfriiskinstituut.de?

‚ƒ„…†

Haben Sie Vorschläge für ihre Verbesserung?

o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________

Welche Note erteilen Sie dem Fotokalender Jarling?
‚ƒ„…†
Können Sie sich eine Veränderung des Jarling vorstellen?
o nein o ja, und zwar _________________________________________________ (Vorschläge)
Dem Institut als Arbeitsgruppe angeschlossen ist die Interessengemeinschaft Baupflege
(IGB) Nordfriesland. Welche Note erteilen Sie der IGB-Zeitschrift Der Maueranker?
‚ƒ„…†
Gibt es Themen, die zu breiten Raum einnehmen?
o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________
Gibt es Themen, die zu wenig berücksichtigt werden?
o nein o ja, und zwar _____________________________________________________________
Hat eine Veranstaltung / haben Veranstaltungen des Nordfriisk Instituut Sie besonders
interessiert? Wenn ja, welche?
__________________________________________________________________________________
Hat eine Veröffentlichung / haben Veröffentlichungen des Nordfriisk Instituut Sie beson-
ders interessiert? Wenn ja, welche?
__________________________________________________________________________________

Welche Note erteilen Sie der Arbeit des Nordfriisk Instituut insgesamt?
‚ƒ„…†
Welche Schwerpunkte wünschen Sie sich in der künftigen Arbeit?
__________________________________________________________________________________
Sonstige Kommentare, Kritikpunkte, Vorschläge:
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________
__________________________________________________________________________________

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Foole tunk!

Das Nordfriisk Instituut errichtet Tams Jörgensen
anlässlich seines 40-jährigen Bestehens den (1924-1987)

Tams-Jörgensen-Fonds.

Tams Jörgensen war Mitbegründer und
langjähriger Leiter des Nordfriisk Instituut.
Insbesondere für die sprachliche Arbeit
hat er wichtige Grundlagen geschaffen. Mit
großer Sorgfalt redigierte er zum Beispiel
das Nordfriesische Jahrbuch. Gerade junge
Menschen vermochte er für das Friesische zu
gewinnen.

Mitglieder und Freunde des Nordfriisk
Instituut bitten wir um Spenden, die im
Tams-Jörgensen-Fonds gesammelt werden.
Mit den Erträgen sollen alle zwei Jahre
ausgewählte Veröffentlichungen oder
Veranstaltungen gefördert werden.

Spenden in jeder Höhe werden dankbar
entgegengenommen. Wer 40 Euro oder mehr
gibt, wird als Donator geführt; wer 400 Euro
oder mehr spendet, gilt als Patron des Tams-
Jörgensen-Fonds.

Einzahlungen erbitten wir auf das Konto 737
bei der Spar- und Leihkasse zu Bredstedt
(BLZ 21750000) oder Konto 31161 bei der
Nord-Ostsee Sparkasse (BLZ 21750000) mit
dem Vermerk „Spende Tams-Jörgensen-
Fonds“.

gez. Thomas Steensen
Direktor des Nordfriisk Instituut

Ein Missionar des Friesischen in Friesland

Tams Jörgensen war ein Kind des schles- 1968 bis 1985 als verantwortlicher Schrift-
wigschen Grenzlandes. In seinem Leben leiter das Nordfriesische Jahrbuch, wirkte
spiegelt sich dessen bewegte Geschichte. Als ab 1971 als Lehrbeauftragter für Friesisch
Sohn des Baumeisters Wilhelm Jürgensen an der Pädagogischen Hochschule in Flens-
und seiner Ehefrau Ilse geb. Tams wurde er burg und leitete friesische Sprachkurse.
am 11. März 1924 in Husum geboren. Er hat
manches Mal darauf hingewiesen, am glei- Die Verbindung mit Ost- und Westfries-
chen Tag Geburtstag zu haben wie Albrecht land war ihm schon früh ein Anliegen. Er
Johannsen, dessen Arbeit für das Friesische nahm in den 1950er Jahren an den ersten
er für vorbildlich hielt. In Husum wuchs er Friesenkongressen nach dem Krieg teil.
auf. 1942 wurde er zum Kriegsdienst ein- Die interfriesischen „Studentenlager“, die
berufen. Er wurde verwundet und geriet in seit 1965 jährlich abwechselnd in einem
sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der der Frieslande gehalten wurden, gehen
er 1945 mit einer Gelbsucht zurückkehrte. großenteils auf seinen Einsatz zurück. Das
Seine Erfahrungen ließen ihn zu einem Biikebrennen auf dem Stollberg, durch das
überzeugten Kriegsdienstgegner werden. dieses friesische Fest auf dem Festland neu
belebt wurde, hätte es ohne ihn wohl nicht
Von 1946 an studierte er in Freiburg, Kiel gegeben. Denn Tams verstand es, vor allem
und Kopenhagen Deutsch und Englisch. junge Menschen für das Friesische einzu-
Seine ausgedehnten Studien schloss er mit nehmen, ja zu begeistern, weil er ihnen
glänzenden Examina ab. Als ein Ergebnis mit seiner Weltsicht und Lebensauffassung
seiner mit Auszeichnung benoteten Spezial- nahe stand. Aufgrund seines Einfühlungs-
arbeit über die Mooringer Mundart konnte vermögens war er vielen ein wichtiger Ge-
er bereits 1955 sein – in den nordfriesischen sprächspartner, der weiterhalf.
Farben eingebundenes – „Frasch-Tjüsch-
Dånsch Uurdebök“ erscheinen lassen, das Wo es um das Friesische ging, war Tams
mehrfach neu aufgelegt wurde. Jörgensen zur Stelle. Für viele war er gerade-
zu die letzte Instanz in Fragen der friesischen
Nach den Erfahrungen der NS-Diktatur Rechtschreibung und Grammatik. Seine
auf der Suche nach volklicher Zugehörigkeit, Arbeit leistete er gewissenhaft, manchmal
fand er, dessen Vorfahren väterlicherseits bis an den Rand der Erschöpfung. Häufig
von Alsen stammten, zur dänischen Spra- brannte spät abends noch Licht in seinem
che und Kultur. Stark beeinflusst wurde er Zimmer im Institut.
von dem Gedankengut des dänischen Theo-
logen und Philosophen N. F. S. Grundtvig Das Nordfriisk Instituut ist ihm nie allein
(1783-1872). Dessen Idee der „folkelighed“, Arbeitsstelle gewesen, es war ihm ohne
der Hinwendung zur Sprache und Kultur Übertreibung eine Herzensangelegenheit.
des eigenen Volkes und des gleichzeitigen Für die Unabhängigkeit des Instituts, sei-
Respekts für andere Volkskulturen hat Tams ne nationalpolitische Neutralität auf der
wie nur wenige andere geistig durchdrun- Grundlage wissenschaftlicher Objektivität
gen, verinnerlicht und gelebt. hat er sich immer mit aller Energie einge-
setzt. Zwischen seinem persönlichen Be-
Die Gründung des Nordfriisk Instituut kenntnis zur dänischen Minderheit und der
in Bredstedt 1964/65 geht in hohem Maße neutralen Ausrichtung des Instituts zog er
auf Tams Jörgensens Initiative zurück. Von stets einen klaren Trennungsstrich.
den wissenschaftlichen Mitarbeitern war er
der Mann der ersten Stunde. Gemeinsam Als Tams 1984 aus Krankheitsgründen
mit Dr. Hans Christian Nickelsen (bis 1972) aus dem Institut ausschied – er starb am
und Reimer Kay Holander prägte er das In- Ostersonntag 1987 – nannte ihn der dama-
stitut zwei Jahrzehnte hindurch als für das lige Vorsitzende des Institutsvereins Jakob
sprachliche Gebiet zuständiger Lektor und Tholund einen „Missionar des Friesischen
– seit 1971 – als Institutsleiter. in Friesland“.
Aus: Thomas Steensen: Abschied von Tams
Tams betreute mit der ihm eigenen Sorg- Jörgensen. In: Nordfriesland 77/78 (Juni
falt und Gründlichkeit zahlreiche Veröffent- 1987), S. 9-10.
lichungen zum Friesischen, redigierte von

der alle Befugnisse der rechtmäßigen Lan- Pastor Martin Pörk-
dessynode dem deutschchristlichen Lan- sen, Missionsdirektor
deskirchenausschuss übertrug. Festgelegt in schwerer Zeit
wurden zudem neue Bestimmungen über der deutschen Grenzen existieren konnten.
die Entlassung, Versetzung oder vorzeitige So wurde 1938/39 mit der amerikanischen
Pensionierung „nichtarischer“ und solcher lutherischen Mission vereinbart, dass die
Geistlicher, die sich nicht rückhaltlos zum Verbindung zur Jeypur-Kirche in Indien,
nationalsozialistischen Staat und zur „neu- die während des Krieges für Breklum abge-
en“ Kirche bekannten. schnitten war, von Amerika aus fortgeführt
und finanziert werden sollte.
In Kiel, Flensburg und Altona sammelten
sich daraufhin kleine Kreise bekenntnistreu- Breklum war ein zentraler Treffpunkt und
er Pastoren, die sich gegen den wachsenden Verknüpfungsort für die führenden Kreise
Druck nationalsozialistischer Gleichschal- der Bekennenden Kirche in Schleswig-
tung wehrten und in Rendsburg im Oktober Holstein. Der Bruderrat der Bekennenden
1933 eine „Not- und Arbeitsgemeinschaft Kirche traf sich häufig hier. Auch die Vorbe-
Schleswig-Holsteinischer Pastoren“ gründe- reitung einer neuen Landessynode, die Son-
ten. Das „Altonaer Bekenntnis“ vom 11. Ja- dierungen zur Wahl einer neuen Kirchen-
nuar 1933 war das früheste Widerstandsignal leitung für die Zeit nach Kriegsende und
aus den Reihen der bekennenden Christen die Anfrage an Pastor Wilhelm Halfmann
und diente den sich bildenden Kreisen der aus Flensburg, neuer Bischof zu werden,
Verweigerung gegen die Gleichschaltung als erfolgten auf einer Sitzung des Bruderrates
Orientierungspunkt. in Breklum.

Durch die erzwungene Eingliederung der Im Breklumer Sanatorium wurden Jahre
evangelischen Jugendverbände in die Hit- hindurch behinderte und kranke Menschen
lerjugend Ende 1933 wurde der Rechtsnot- aufgenommen, die vom Euthanasie-Pro-
stand immer bedrückender. Am 17. Juli 1935 gramm der nationalsozialistischen Führung
trat daraufhin die erste Bekenntnissynode in bedroht waren.
der Kieler St. Jürgen-Kirche zusammen.
Für Missionsdirektor Dr. Martin Pörksen,
Breklum hatte während des beginnenden der ab Herbst 1937 als Nachfolger von Pas-
Kirchenkampfes in Schleswig-Holstein eine tor Peter Piening die Gesamtverantwortung
mehrfache Schlüsselbedeutung: Hier war für die Mission daheim und draußen trug,
das Zentrum einer trotz des wachsenden waren die Kriegsjahre eine äußerst schwere
politischen Drucks intensiven volksmis- Zeit. Drückende Schulden und eine restrik-
sionarischen Arbeit, die „Hilfsgeistliche“ in tive staatliche Devisenbewirtschaftung
vielen Hausbesuchen und Bibelstunden in drohten, alle Überseeaktivitäten zum Erlie-
die Dörfer und Städte der Umgebung führte gen zu bringen. In einer ungeheueren Kraft-
und die Bildung von Widerstand gegen die anstrengung gelang es in Breklum, durch
nationalsozialistische Ideologie ermutig- „Außerordentliche Missionstage“ in fast 400
te. Breklum war Sitz des späteren Amtes Gemeinden und durch Werbung von 6 000
für Volksmission der Bekennenden Kirche eingetragenen „Missionsfreunden“ die Ga-
unter dem Vorsitz von Pastor Johannes ben für die Weltmission um ein Viertel zu
Lorentzen, Kiel. Rüstzeiten für die Pasto- steigern. Statt Kräfte zurückzurufen, konnte
ren, Evangelisationen in den Gemeinden Breklum 1938 noch einmal acht Missionare
und viele Hausbesuche gingen sogar in den
Kriegsjahren weiter.

Von Breklum wurden Flugblätter und
Kleinschriften der Schriftenmission im
Lande verteilt, die wesentlich die Stimme
der Bekennenden Kirche zu Gehör brachten
wie etwa „Um Kreuz und Altar“, „Beten“ oder
„Blut und Boden – das gibt Blutvergiftung“.

Breklum war – durch die Mission und
die Verbindungen zum Internationalen
Missionsrat (IMC) – ein Ort, an dem damals
verbotene Beziehungen zu Ländern jenseits

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 17

einschließlich der Ehepartnerinnen zum 1961 und 1968 Pastor Klaus Goßmann. Die
ersten oder zweiten Mal nach Indien und veränderten Anforderungen an die Gemein-
China abordnen. Bald danach aber waren dehelferinnen und Gemeindehelfer führten
durch den Zweiten Weltkrieg alle Türen bereits in den 1960er Jahren zu verstärkten
nach draußen verschlossen. Überlegungen, die Ausbildung auf eine neue
Grundlage zu stellen. Die Tendenz ging ver-
In Indien und China konnten die Frauen stärkt in die Richtung einer Fachschulausbil-
und die älteren Missionare noch bis 1943 dung auf wissenschaftlicher Grundlage. Das
weiterarbeiten, dann wurden auch sie inter- war in Breklum, so sah es die Kirchenleitung,
niert. Die Mitarbeiter in der Heimat, Johann nicht in hinlänglichem Maße möglich. 1970
Schmidt und Dr. Hans Dunker, wurden zum wurde das Seminar geschlossen. Seine letz-
Kriegsdienst eingezogen. Schriftenmission ten Schülerinnen und Schüler mussten nach
durfte nicht mehr stattfinden, und das Mis- Hamburg in das Rauhe Haus wechseln, das
sionsblatt musste 1941 sein Erscheinen ein- die Ausbildung der Diakone übernahm.
stellen. Papier wurde für „kriegswichtige“
Zwecke gebraucht. Die verwaisten Gemein- Es ist erstaunlich, dass trotz umfassender
den in der Umgebung Breklums forderten Ein- und Zusammenbrüche, nicht zuletzt
den Dienst des Daheimgebliebenen. Im durch die Kriegsauswirkungen, aus der Brek-
Jahresbericht 1944 schrieb Martin Pörksen: lumer Arbeit in Indien eine eigenständige
„Wir sind am Ende mit all unserer Weisheit, Kirche entstanden ist, heute die älteste Part-
all unserem Denken, all unseren Kräften. nerkirche der Nordelbischen Evangelischen
Nun laßt Gott anfangen. Er hat tausend Kirche. Im Herbst 1950 wählte sie erstmals
Möglichkeiten.“ einen aus Einheimischen bestehenden Kir-
chenrat, 1964 vereinigten sich die Kirchen
Neuanfang nach 1945 West-Jeypur und Ost-Jeypurs, im Jahre
Kaum war der Krieg zu Ende, da verhandel- 1967 trat dort Pastor Jacob Nag sein Amt als
ten Wilhelm Halfmann und er im Auftrag erster indischer lutherischer Bischof an. Im
des Bruderrates mit Vertretern der damali- Jahre 1958 nahmen Breklumer Missionare
gen Kirchenleitung über eine Neuordnung außerdem die Arbeit in Tansania wieder
der Ämter und Gremien in der Landeskir- auf, später kam die von der Leipziger Mis-
che. Die erste freie Synode nach Kriegsende sion begonnene Arbeit in Papua Neuguinea
in Rendsburg im August 1945 beauftragte hinzu.
die Breklumer Mission mit der Einrichtung
eines Katechetischen Seminars (ab 1948 Die Breklumer Mission prägte die Entwick-
„Breklumer Seminar für missionarischen lung hin zur Nordelbischen Evangelisch-Lu-
und kirchlichen Dienst“). Mitbegründerin therischen Kirche mit. Ein Mann wie Rein-
und spätere Oberin war Gertrud Friedrich, hard Wester etwa, der nach dem Krieg eine
geboren 1905 in Stettin. Ihre Flucht aus prägende Rolle in Nordelbien spielte, hatte
Schlesien im Winter 1945 endete zunächst vor 1945 enge Verbindungen zur Breklum.
in Hamburg, wo Volkmar Herntrich, der Es wirkte nach, dass Breklum während der
spätere Bischof der Hansestadt, sie an Pastor NS-Herrschaft ein vielleicht entscheidendes
Pörksen wies, der als Missionsdirektor nach Zentrum der Bekennenden Kirche war.
einem Menschen Ausschau hielt, der Reise-
dienst in die Gemeinden und Ausbildung Ende der 1960er Jahre drängen Stimmen
kirchlicher Mitarbeiter vor Ort mit überneh- auf eine stärkere Integration von Kirche
men könnte. Am 17. Oktober 1945 begann und Mission. Im November 1968 wurde
der erste Seminarkursus mit 16 Lernwilligen die Einsetzung eines Nordelbischen Missi-
im Alter von 20 bis 42 Jahren. onsbeirates beschlossen mit drei Vertretern
der Schleswig-Holsteinischen, je zwei der
Durchgeführt wurden Lehrgänge für Hamburger und der Lübecker, einem der
Gemeindehelferinnen und -helfer – mit Eutiner Kirche sowie zwei Vertretern der
Unterkursus, Praktikum und Oberkursus –, Breklumer Mission. Die außerordentliche
einer für Organisten sowie einer in Religi- Generalversammlung am 12. September
onspädagogik für die Berufsschule. Leiter 1970 in Rendsburg rief ein Nordelbisches
des Katechetischen Seminars war zwischen Zentrum für Weltmission und Kirchlichen
Weltdienst ins Leben. Dies war eine Vorstufe
der 1977 vollzogenen Bildung der Nordelbi-
schen Kirche.

18 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Das zur Zeit Christian Jensens
errichtete Martineum und seine
Umgebung wurden für die Zwecke
des Kollegs umgebaut und neu
gestaltet.

Foto: Christian Jensen Kolleg

Christian Jensen Kolleg 10%) wurden in Breklum in den Jahren 2003
Einen wichtigen und nachhaltigen Neu- und 2004 sämtliche vorhandenen Gebäude
aufbruch stellt die Gründung des Christian aus- und umgebaut. Die Außenanlagen wur-
Jensen Kollegs im Jahre 2001 dar. Mit ihm ist den neu gestaltet. Zusätzlich sind zwei neue
an traditionsreichem Ort ein ökumenisches Gästehäuser entstanden. Das Bauvolumen
Begegnungs- und Tagungszentrum entstan- betrug etwa 5,6 Millionen Euro.
den, das nicht nur Gruppen und Gemeinden
der Nordelbischen Kirche zur Verfügung So ist das Kolleg mit seinem wunder-
steht, sondern das auch für Gruppen und schönen Parkgelände, insbesondere dem
Veranstaltungen aus dem gesellschaftlichen neugestalteten Innenhof, wesentlich auch
und kulturellen Raum Schleswig-Holsteins ein Ort der Ruhe, der Einkehr, des Urlaubs
und darüber hinaus offen steht. in einer sehr reizvollen Naturlandschaft,
des Dialogs mit den verschiedenen gesell-
Zu den 17 Gesellschaftern des Kollegs schaftlichen Gruppen und Kulturträgern in
gehören das Nordelbische Missionszentrum der Region sowie des Verwöhntwerdens mit
in Hamburg als Mehrheitsgesellschafter, die einer freundlichen Gastlichkeit und hervor-
Nordelbische Kirche, die zehn Kirchenkrei- ragenden Küche.
se des Sprengels Schleswig, die Kirchenge-
meinde Breklum, die Nordschleswigsche In der Erklärung zur Gründung heißt es:
Gemeinde, der Verein der Breklumer Mis- „Das Christian Jensen Kolleg ist als Ort um-
sion in Nordschleswig sowie als nichtkirch- fassender Bildung dem christlichen Men-
liche Gesellschafter die Gemeinde Breklum schenbild verpflichtet. Es will Menschen
und der Schulverband Breklum. dabei unterstützen, ihre Verantwortung als
Mitgestalter des Lebens in Kirche und Ge-
Zu den Themen des Kollegs gehören Mis- sellschaft wahrzunehmen und die Erfahrun-
sion, Ökumene und interreligiöser Dialog, gen des Glaubens als jener Dimension, der
Förderung und Unterstützung der haupt- wir unser Leben verdanken, zu vertiefen.
und ehrenamtlichen Arbeit in der evangeli- Das bedeutet zugleich, das Menschen an
schen Kirche, Seminare und Workshops im diesem Ort in ihrer Geschöpflichkeit wahr-
Bereich Theologie und Religionspädagogik, genommen werden, in ihrer Angewiesenheit
Konzeptentwicklung, Personal- und Ge- auf die Gnaden des Lebens.“
meindeentwicklung, Leben und Arbeiten Dr. Dietrich Werner ist Theologe und Refe-
auf dem Land, Europa und das Leben in rent des Nordelbischen Missionszentrums im
einer Grenzregion, Geistliche Einkehr sowie Christian Jensen Kolleg. Der für den Druck
Urlaub für Gruppen, Dialog zwischen den überarbeitete Text basiert auf einem am
Generationen und Fragen des Alterns. 11. August 2004 im Rahmen des 14. Nord-
friesischen Sommer-Instituts in Bredstedt
Mit Mitteln der Europäischen Union (40%) gehaltenen Vortrag. (Adresse: Kirchenstraße,
und der Bundesrepublik Deutschland sowie 25821 Brääklem/Breklum, NF.)
des Landes Schleswig-Holstein (zusammen

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 19

Manfred Wedemeyer:

Erdlebenbilder

Zur Gedächtnisausstellung für
Dieter Röttger in Westerland

Die schwerste und letzte Aufgabe Kunst darum, durch frei erfundene Zeichen
des Künstlers ist die Darstellung und durch Rhythmus und Struktur ineinan-
des Gleichbleibenden, in sich dergreifender Linien Bildideen, also Geisti-
Ruhenden, Stolzen, Einfachen, vom ges auszudrücken. Diese Auffassung sehen
Einzelreiz weit Absehenden. wir auch verwirklicht in den Bildern von
Dieter Röttger – mit den Grundformen wie
Friedrich Nietzsche Spirale und Rosette als Abstraktionen von
Aus der Biographie von Dieter Röttger ist Naturformen. Diese Figuren sind aus dem
bekannt, dass der 1930 in Hamburg gebore- Informel hervorgegangen.
ne Künstler im Jahr 1960 nach Sylt kam. Es
ist darüber gesprochen worden, warum er Zeichen für die informelle Kunst bietet
von seiner Heimatstadt auf die Insel umzog die Insel Sylt in Hülle und Fülle, zum Bei-
und was ihm die Insel bedeutete. Einer der spiel am Strand die dünn auflaufenden und
Gründe, die ihn zum Umzug bewogen, war auslaufenden Wellen und die Muster, die sie
der damalige Wiederaufbau in Hamburg. in den Sand spülen und dann wieder wegwi-
Er brauchte den weiten Blick. In der Han- schen. Dieter Röttger war davon besonders
sestadt war rundherum alles flachgebombt fasziniert. Er hat auch auf Petrefakten, auf
gewesen. Dann aber wurden vielstöckige Versteinerungen den Blick gerichtet und
Häuser hochgezogen, die die Sicht in die kam ins Gespräch mit dem Hobby-Geolo-
Weite versperrten. Das passte Dieter Röttger gen Ulrich von Hacht, der den Künstler über
nicht. Als die Stadt Hamburg wieder wohn- Sylts reiche Fossilienwelt aufklärte und seine
lich wurde, zog er weg. Es gibt auch eine Sammlung versteinerter Schwämme zeigte.
einfache, plausiblere Erklärung für seinen Überhaupt haben Geologie, Paläontologie,
Wegzug. Er folgte nämlich seiner späteren Vorgeschichte, Archäologie und Botanik das
Frau Gunthild auf dem Fuße. Sie hatte sich Röttgersche Weltbild nachhaltig geprägt.
für Sylt entschieden. Versteinerungen gehörten zu den Samm-
lungen, die er in seiner Künstlerklause an
In Hamburg schloss Dieter Röttger eine der Munkmarscher Chaussee aufbewahrte
Lehre im graphischen Gewerbe ab, bei und auch immer wieder in die Hand nahm.
Broschek, damals ein geschätztes Unter-
nehmen für Druck- und Bucherzeugnisse. Es ist daran zu erinnern, wie der Künstler
Typographie und Schriftzeichen waren die in seinem Keitumer Atelier lebte. Es war
Fachgebiete, die Dieter Röttger zeitlebens vollgestopft mit Glaskästen und Glasplatten,
als sein Metier sah. Seine künstlerische Aus- auf denen die gesammelten Gegenstände
bildung erhielt er bei Arnold Fiedler, eben- ruhten: Muscheln, Schnecken, anderes
falls in Hamburg. Durch ihn kam er mit der Seegetier, natürlich auch Bücher und Bilder.
informellen Kunst in Verbindung, mit dem Afrikanische Masken, Figuren, Goldgewich-
„Informel“, einer Gruppe der gegenstands- te oder Ashantis zusammenzutragen, dazu
freien Malerei und Graphik, die sich seit hatte ihn eine dreimonatige Seereise um
1945 herausbildete. Sie lehnte abgegrenzte Afrika 1965 angeregt. Ebenso besaß er japa-
Formen und feste Kompositionsgesetze ab. nische Netsuke, kleine, durchlochte Figuren
Statt dessen bemühte sich die informelle zum Tragen als Glücksbringer. Alles war so
aufeinander getürmt, dass der Besucher,

20 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

zum Sitzen aufgefor-
dert, kaum Platz fand
und im Sitzen oder
Stehen ruhig aushar-
ren musste, damit
nichts umgestoßen
wurde. Die Geschich-
te mit der Einladung
zum Tee ist oft genug
erzählt worden. Der
Tee wurde verspro-
chen, aber es gab ihn
nicht, weil der Rede-
fluss des Künstlers das
Servieren gar nicht
zuließ.
Zwischen dem, was
Dieter Röttger sam-
melte, und dem, was
er malte, besteht eine
enge Beziehung. Was
er in der Natur fand,
das hat er in seinem
Kopf bewahrt und Vogelform. Mischtechnik 1980

verarbeitet. Die genaue Beobachtung der einem Ausdruck von Carl Gustav Carus,
Natur und Landschaft war die Grundlage dem Arzt und Zeitgenossen von Goethe, be-
seines Schaffens. Was sein Lehrer Arnold schrieben in seinem Buch „Neun Briefe über
Fiedler gesagt hat, gilt auch für ihn: „Meine Landschaftsmalerei“ in den Jahren 1815 bis
Welt baue ich aus Abbildern der Wirklich- 1824. Das Erdlebenbild von Carus schwebte
keit mit Traumvorstellungen und Erinne- auch Dieter Röttger vor, weit über alles An-
rungen.“ Tatsächlich sind Röttgers Bilder geschaute hinaus in einer Idee vom Kreis-
Verbindungen von feinen Beobachtungen lauf, von Leben und Tod der Natur. Erdle-
mit Träumen und Erinnerungen. Der Künst- benbilder als eine Chiffre, ein Ausdruck für
ler verschmolz seine Eindrücke von Tier-, das Weltbild, das Dieter Röttger mit seinen
Pflanzen-, Landschafts- und Wolkenformen Werken geschaffen hat.
mit seiner Vorstellungskraft. Aufgrund der Die Arbeitsweise von Dieter Röttger, sein
exakt beobachteten Wirklichkeit entstan- Suchen nach den Urideen, ist auch gekenn-
den Ähnlichkeiten mit den tatsächlichen zeichnet vom Seriellen. Er produzierte oft
Formen und Strukturen, wie sie die Natur nicht einzelne Bilder, sondern Bilderreihen
aufweist. Dieter Röttger kehrte also vom zu bestimmten Motiven. Daran malte er Tag
Informel wieder zurück zum Gegenständ- für Tag, Monat für Monat. Sein Herangehen
lichen. Deshalb hat der Bildbetrachter den an ein Bildthema erinnerte an eine japa-
Eindruck, das Urphänomen Sylt, die Urna- nische Anekdote. Da beauftragt ein Kaiser
turformen der Insel zu erkennen, wie Meer, einen Maler, einen Meister der Kunst, ihm
Ufer, Horizont, Pflanzen, Tiere und Steine, einen Hahn zu malen. Nach einem Jahr
ferner Rippelmarken am Strand, Küsten- schickt der Kaiser einen Boten mit der Fra-
formationen, Gestrüpp, Gräser im Wind, ge, wann endlich der Hahn geliefert werde.
Dünen, Quallen, Schnecken, Fische, Wolken Antwort: Noch nicht fertig. Nach einem
und Sonnenball. weiteren Jahr kommt der Kaiser persönlich,
Wie andere Künstler vor ihm, sah Dieter und wieder lautet die Antwort: Noch nicht.
Röttger seine Aufgabe nicht in der Natur- Allerdings zeigt der Meister ihm sein Ate-
wiedergabe. Sein Weltbild, sein Kosmos war lier, und das sieht der Kaiser: Hunderte und
umfassender. Sein Interesse an Landschaft Hunderte von Blättern mit Hähnen. Aber die
und Natur im Entstehen und Vergehen Form, die er sucht, die Urform des Hahns,
verdichtete sich zum Erdlebenbild – nach die hat er noch nicht gefunden.

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 21

Abbildungen: Sammlung Manfred Wedemeyer

Phantastische Landschaft. Fliesenbild von 1976

Ob Dieter Röttger seine endgültigen Ur- deutschland beheimateten Künstlern erhielt
formen gefunden hat? Wir wissen es nicht. als Spende zur Ausstellung in der Öffentlich-
Endgültige Formulierungen eines Themas keit für Einwohner und Kurgäste.
zu finden ist freilich schwierig, aber dennoch
möglich. Vermutlich bieten die Erdlebenbil- Als Einzelgänger konnte Dieter Röttger
der von Dieter Röttger eher Annäherungen. seine Kunst nicht immer erfolgreich ver-
Hinweise auf neue Wege zum Verständnis markten. Die Kunstwelt beachtete eine Zeit-
des Kosmos. lang seine Arbeitsweise und Bildersprache,
seine Erdlebenbilder fanden jedoch nicht
Dieter Röttger wollte nie als Sylt-Maler immer das Interesse, das ihren Eigenheiten
bezeichnet werden. „Das einzige, was meine und ihrer künstlerischen Originalität zu-
Aquarelle mit Sylt gemeinsam haben, ist das kommt. Gleichwohl hat er den Mut nie sin-
Wasser, mit dem sie gemalt sind“, pflegte er ken lassen und in Beharrlichkeit von seinem
gern zu sagen. Aber das ist sicherlich eine Schaffen in Ausstellungen immer erneut
Untertreibung, denn Sylt verdankt er viel. überzeugt.
Die Inselnatur hat er geliebt. Auf Spazier-
gängen kam er ihr nahe. Er sah sie schon Dieter Röttger war auch ein Freund der
originär beim Ausblick aus seinem Atelier- Weisheit, ein Philosoph, der zu allen The-
fenster. Einer Gruppe wollte er jedoch nicht men Fundiertes beitragen konnte, redege-
angehören. Er war ein unorthodoxer Künst- wandt, streitlustig, aber immer versöhnlich.
ler, der sich weder den Gesetzen des Kunst- Wir gedenken des Künstlers und Freundes
markts noch einer bestimmten Stilrichtung dankbar. Dieter Röttger war einer der cha-
unterordnete. raktervollsten, in der Entfaltung seiner
Arbeiten gradlinigsten Maler im Schleswig-
Dieter Röttger lebte ziemlich isoliert, aber Holstein der Gegenwart. Er starb am 18. Au-
mehr deswegen, weil er ein Einzelgänger gust 2003.
war, ein Einzelgänger mit einem geselligen Dr. Manfred Wedemeyer ist Volkswirt, von
Anschluss. Den Menschen war er zuge- 1971 bis 1998 leitete er die Akademie am
wandt. Zur Freundschaft war er in hohem Meer in Klappholttal auf Sylt. Der Wahl-
Maß fähig. So traf er regelmäßig seine Freun- Insulaner verfasste zahlreiche Bücher und
de vom Rotary Club Sylt-Westerland. Rotary Schriften zu Sylter Themen. Nordfriesland
betrachtete er als seine Familie und vertrat dokumentiert den Text seiner Einführungs-
die Ziele dieser Vereinigung vorbildlich. Oft rede zur Eröffnung der Gedenkausstellung
bewies er sein soziales Verhalten und seine für Dieter Röttger am 1. Februar 2005 in
Hilfsbereitschaft. Er war die treibende Kraft Westerland. (Adresse: Skelinghörn 18, 25980
dafür, dass 1987 die Stadt Westerland eine Muasem/Morsum, Sylt, NF.)
Sammlung aus Bildern von zumeist in Nord-

22 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Thomas Steensen:

Zwischen „Friesenklausel“ und
europäischer Anerkennung

Einige Bemerkungen anlässlich des 50-jährigen Jubiläums
der Bonn-Kopenhagener Erklärungen

Im deutsch-dänischen Grenzland wird Zunächst hatten sowohl Regierung als
im März 2005 der Bonn-Kopenhage- auch dänische Minderheit offenbar daran
ner Erklärungen von 1955 gedacht. gedacht, dass von den „dänisch gesinnten
Was bedeuteten sie für die Nordfrie- Friesen“ gesprochen werden solle. In der
sen? Dazu ein historischer Rückblick. endgültigen Fassung wählte die Landesre-
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der gierung dann jedoch die Formulierung „die
deutsch-dänische Grenzkampf in großer friesische Bevölkerung in Schleswig-Hol-
Schärfe wieder auf. Die prodänische Hei- stein“. In der Begründung zum Abschnitt IV
matbewegung Südschleswigs, die zeitweise schrieb sie: „Die hier aufgestellte sogenann-
von den meisten Einheimischen unterstützt te Friesenklausel gibt die Möglichkeit, daß
wurde, drang mit ihrem Hauptziel – einem auch diejenigen Angehörigen der friesischen
Anschluss des Gebiets an Dänemark – nicht Bevölkerung, die sich zur dänischen Min-
durch. Das Königreich steuerte eine vor- derheit bekennen, deren Rechte genießen.
sichtige, weitsichtige Politik. Schon am Sie gewährleistet ferner auch den Gebrauch
9. Mai 1945 legte sich die dänische Regie- der friesischen Sprache in gleichem Umfang
rung fest auf den Grundsatz: „Grænsen wie der dänischen.“
ligger fast.“ Die Grenze liegt fest. Auch die
britische Besatzungsmacht hatte kein Inter- Im Landtag erklärte Ministerpräsident
esse an einer Grenzverschiebung. Sie wies Bruno Diekmann am 26. September 1949
den Weg zu Verhandlungen zwischen der überdies: „Zur Vermeidung von Mißver-
dänischen Minderheit und der Landesre- ständnissen sei darauf hingewiesen, daß
gierung Schleswig-Holsteins. Das Ergebnis die sogenannte Friesenklausel am Schluß
war die „Kieler Erklärung“, die am 26. Sep- der Erklärung nicht bedeutet, daß dieser
tember 1949 durch die damals von der SPD Bevölkerungsteil als dänischer angesehen
gestellte Landesregierung im Schleswig- wird. Vielmehr soll dadurch lediglich zum
Holsteinischen Landtag verkündet wurde. Ausdruck gebracht werden, daß ihm die
Sie gewährte der dänischen Minderheit gleiche Entscheidungsfreiheit wie der übri-
bestimmte Rechte und enthielt die Kern- gen Bevölkerung zusteht.“
aussage: „Das Bekenntnis zum dänischen
Volkstum und zur dänischen Kultur ist frei. Aus diesen Formulierungen ergibt
Es darf von Amts wegen nicht bestritten sich, daß die Landesregierung mit
oder nachgeprüft werden.“ Im IV. Abschnitt, der „Friesenklausel“ gewiss nicht
hieß es: „Die hier aufgestellten Grundsätze eine eigene friesische Minderheit
gelten sinngemäß auch für die friesische Be- anerkennen wollte. Andererseits stellt sich
völkerung in Schleswig-Holstein.“ die Frage, weshalb überhaupt die Friesen
erwähnt wurden, wenn nur ihre „Entschei-
Vermutlich auf Drängen der Nationalen dungsfreiheit wie der übrigen Bevölkerung“
Friesen hatte die dänische Minderheit ge- ausgedrückt werden sollte – was doch
genüber der britischen Militärregierung nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit
eine „Sicherheitsklausel für Friesen und die darstellte. Die Formulierung in der „Frie-
friesische Sprache“ ins Gespräch gebracht. senklausel“, die in der Kieler Erklärung auf-
gestellten Grundsätze sollten „sinngemäß

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 23

auch für die friesische Bevölkerung“ gelten, Aber nichts von alledem geschah. Warum
legt eher die Annahme nahe, dass es sich nicht? Wie die bekannten Kaninchen auf die
hier um eine weitere Gruppe handle. Schlange, so starrten die friesischen Vereini-
gungen auf den deutsch-dänischen Grenz-
Man war sich bei der Einschätzung des kampf. Was auch nur entfernt an „Minder-
friesischen Bevölkerungsteils offenbar nicht heit“ erinnerte, scheute der Nordfriesische
völlig im Klaren. Einerseits gab es hier den Verein wie der Teufel das Weihwasser. Und
Nordfriesischen Verein für Heimatkunde die Nationalen Friesen verhielten sich in
und Heimatliebe. Er hatte in den „Bohmsted- dieser Zeit geradezu lammfromm gegenüber
ter Richtlinien“ von 1926 festgestellt, dass er der dänischen Minderheit. Sie wachten erst
durchaus nicht als Minderheit angesehen auf, als es zu spät war. So galt in der Praxis –
werden wolle. Diese Haltung bekräftigte er wie es auch ursprünglich gedacht war und
1946 und danach mehrfach. Indes legte er schon in der Bezeichnung „Erklärung der
doch Wert auf die Pflege der eigenen Spra- Landesregierung Schleswig-Holstein über
che und Kultur. Aus dieser leiteten nun die die Stellung der dänischen Minderheit“ zum
Nationalen Friesen andererseits die Existenz Ausdruck kam – die „Kieler Erklärung“ allein
einer eigenen friesischen Minderheit ab und für die dänische Minderheit. Die friesischen
erhoben die Forderung nach Anerkennung Vereinigungen vertaten ob ihrer Uneinigkeit
durch die Politik. Allerdings arbeiteten sie und Zerstrittenheit sowie ihrer Fixiertheit
vor allem in den Jahren nach 1945 eng mit auf den Grenzkampf die Chance, für die
der dänischen Minderheit zusammen, so Nordfriesen und das Friesische Fortschritte
dass die Grenzen manchmal wohl schon zu erreichen.
fließend erschienen.
Sechs Jahre später entfiel die Grund-
Die Landesregierung unterstützte die lage dafür ganz: Der Schleswig-Hol-
nationalpolitisch deutsche Position des steinische Landtag hob am 13. Sep-
Nordfriesischen Vereins. Gleichzeitig wollte tember 1955 durch einstimmigen
sie sich aber zu Zugeständnissen gegenüber Beschluss die „Kieler Erklärung“ auf. An
der dänischen Minderheit und der briti- ihre Stelle war die Bonner Erklärung der
schen Besatzungsmacht bereit zeigen. Auch Bundesregierung getreten, mit der die
die dänische Minderheit verfocht indes in Kopenhagener Erklärung der dänischen
den Verhandlungen nicht die Position, die Regierung korrespondierte. Bundeskanzler
Friesen sollten als eigenständige Minderheit Konrad Adenauer wollte die Zustimmung
Berücksichtigung finden. Dänemarks zum Beitritt der Bundesrepub-
lik in den Nordatlantischen Verteidigungs-
Trotz der einschränkenden Zusätze pakt NATO erreichen, und so war man auf
durch die Landesregierung ließ deutscher Seite zu Zugeständnissen bereit.
immerhin die letztlich verkündete Sie betrafen insbesondere den Fortfall der
Formulierung, die aufgestellten Sperrklausel für den Südschleswigschen
Grundsätze sollten „sinngemäß auch für die Wählerverband, der seit 1954 nicht mehr im
friesische Bevölkerung“ gelten, alle Möglich- Landtag vertreten war.
keiten offen. Die Nationalen Friesen nutzten
aber diese Chance nicht. Sie bezogen sich In den Erörterungen zwischen beiden
kaum einmal auf diesen Abschnitt der Kie- Staatsregierungen wurde das Thema „Frie-
ler Erklärung. Der Nordfriesische Verein tat sen“ überhaupt nicht berührt, was bei die-
dies ohnehin nicht, da er ja um keinen Preis sen Verhandlungen auf der zwischenstaatli-
mit Minderheitsbestrebungen identifiziert chen deutsch-dänischen Ebene auch nicht
werden wollte. Immerhin hätte auch er überraschen kann. Nun gab es kein verbind-
aber einen Satz aus der von der Landesre- liches staatliches Dokument mehr, in dem
gierung gegebenen Begründung für seine die Friesen als Gruppe wenigstens erwähnt
Ziele nutzbar machen können, nämlich wurden. Was die dänische und die deutsche
dass die Friesenklausel „den Gebrauch der Minderheit als wichtigen Markstein in ihrer
friesischen Sprache in gleichem Umfang wie Entwicklung betrachten konnten, bedeutete
der dänischen“ gewährleiste. Hieraus hätten für die Friesen, namentlich die Nationalen
sich weitreichende Forderungen nach einer Friesen in Schleswig-Holstein mithin ein
breit angelegten friesischen Sprachpflege Negativum.
ableiten lassen.

24 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Fixiert auf die Ablehnung jeglicher Min- in Zukunft würdig erweisen.“ Der däni-
derheitsbestrebungen, begrüßte der Nord- sche Staatsminister H. C. Hansen hatte am
friesische Verein die Aufhebung sogar. 20. Oktober 1955 in einer Rede vor dem dä-
Einstimmig beschloss er auf seiner Jahres- nischen Folketing der Aufhebung der Kieler
hauptversammlung am 25. September 1955: Erklärung „keine größere praktische Bedeu-
„Wir Nordfriesen … danken alle[n] Frakti- tung“ beigemessen. Dem widersprach ent-
onen des Landtags sowie der Landesregie- schieden auch Flensborg Avis, die Zeitung
rung für ihre Haltung in dieser Angelegen- der dänischen Minderheit. Die offizielle
heit.“ Die Formulierung „Wir Nordfriesen“ Stellungnahme der Landesregierung, die
erinnerte an die „Bohmstedter Richtlinien“ Kieler Erklärung decke sich mit der Bonner
von 1926 und konnte durchaus als Alleinver- Erklärung und sei nun überflüssig, stimme
tretungsanspruch ausgelegt werden. Gleich nicht. Die Kieler Erklärung habe größere
am Tag nach der Versammlung teilte der Verbindlichkeit, da sie im Gesetzblatt an-
Verein seinen Beschluss dem Ministerprä- gezeigt worden sei. Sie sei in Verhandlun-
sidenten Kai-Uwe von Hassel brieflich mit, gen zwischen der Landesregierung und der
und dieser vermerkte darauf: „Danken“. Es dänischen Minderheit zustande gekommen
entbehrt nicht der Ironie, dass ein Mitarbei- und dürfe nicht einfach einseitig aufgekün-
ter des Ministerpräsidenten diese Entschlie- digt werden. Flensborg Avis vermutete, dass
ßung veranlasst hatte. Hierin zeigte sich das man mit der Kieler Erklärung auch einen
enge Zusammenspiel zwischen dem Nord- Rest aus der britischen Besatzungszeit „los
friesischen Verein und der inzwischen von sein“ wollte. Besonders davon betroffen
der CDU geführten Landesregierung. seien die Friesen. Denn im Abschnitt IV
habe erstmals eine deutsche Regierung die
Die Nationalen Friesen – der Vereinsna- friesische Bevölkerung als etwas für sich
me lautete damals „Foriining for nationale Bestehendes („som noget for sig“) anerkannt.
Frashe“ – hingegen protestierten auf ihrer Dies sei nun ersatzlos fortgefallen.
Generalversammlung am 12. November
1955 „gegen die einseitige Aufhebung der Festzuhalten ist: Das Bekenntnis ei-
Kieler Erklärung und gegen die damit zum nes Teils der Nordfriesen zu einer
Ausdruck kommende Mißachtung der eigenen Minderheit wurde durch
national-friesischen Belange durch die die schleswig-holsteinische Landes-
schleswig-holsteinische Landesregierung“. regierung nicht anerkannt. Bei den Friesen
Die „positive Haltung Dänemarks gegen- vollzogen sich in den folgenden Jahrzehnten
über der friesischen Frage“ hingegen wurde manche Veränderungen. Im Jahr 1955 war
„lobend anerkannt“. Allerdings hatte sich bei einem Friesenkongress im ostfriesischen
„Dänemark“, also der dänische Staat bzw. Aurich das „Friesische Manifest“ beschlos-
dessen Regierung, hierzu gar nicht geäußert sen und verkündet worden, gedacht als
und ja gerade die „friesische Frage“ in den eine gemeinsame Leitlinie für die Friesen
Verhandlungen auch gar nicht berührt. Ge- in Nord-, in Ost- und im niederländischen
meint waren wohl Verlautbarungen der dä- Westfriesland. Deren Verbindungen wurden
nischen Minderheit und einiger dänischer darin im Zusammenhang mit den europäi-
Publizisten und Politiker. schen Einigungsbestrebungen gesehen:
„Die Zeit drängt nach größeren Zusammen-
Der Dank der Nationalen Friesen galt schlüssen. Wir bejahen alle Bestrebungen,
insbesondere dem dänischen Grenzverein. die zu einem vereinten Europa führen.“ Die
Dessen Vorsitzender Holger Andersen hatte interfriesische Kooperation milderte nun
sich überrascht und verwundert über die die nationalpolitischen Gegensätze in Nord-
Aufhebung der Kieler Erklärung gezeigt und friesland. Ein Westfriese fragte 1952: „Geht es
nicht zuletzt auf den Fortfall der „Friesen- nun um Dänemark oder Deutschland oder
klausel“ hingewiesen. Die Jahresversamm- um Nordfriesland selbst?“ Mehrfach baten
lung der Nationalen Friesen sandte nun „die West- und Ostfriesen die nordfriesischen
herzlichsten Grüße“ an den Grenzverein: Streithähne, nicht „das Gemeinfriesische“
„Gerade jetzt, da man uns Friesen in Kiel zu schädigen. Im 1956 neu gegründeten
nicht mehr als ein selbständiges Volk aner- Friesenrat, der die Verbindungen zwischen
kennt, ist Dänemarks positive Haltung uns den Frieslanden sicherstellen sollte, saßen
gegenüber von größter Bedeutung, und wir
nationalen Friesen werden uns dieser auch

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 25

die „feindlichen Brüder“ in Nordfriesland gewertet. Erstmals wurde darin neben der
an einem Tisch. dänischen Minderheit auch der friesischen
Volksgruppe „Anspruch auf Schutz und För-
Das Land Schleswig-Holstein ließ der derung“ zugesprochen. Wohl um nicht den
Arbeit für die nordfriesische Sprache und alten Streit zwischen den friesischen Ver-
Kultur manche Förderung zukommen, auch einigungen zu beleben, hatte man sich für
wenn es die Friesen nicht als Minderheit sah. den Begriff „Volksgruppe“ entschieden. Zu-
1964/65 wurde die Errichtung des Nordfriisk dem beschloss der Schleswig-Holsteinische
Instituut in Bredstedt mit Landesmitteln ge- Landtag 2004 ein eigenes Friesisch-Gesetz
fördert. Es bildete wohl sogar einen Sonder- (vgl. Nordfriesland 148).
fall im Grenzraum, denn aufgrund der nati-
onalpolitischen friesischen „Vorgeschichte“ Die Voraussetzung für diese politischen
flossen über die dänische Minderheit und Weichenstellungen bildeten ein Nachlas-
die Nationalen Friesen auch Mittel des Kö- sen des innerfriesischen Gegensatzes als
nigreichs Dänemark in diese unabhängige Folge der inzwischen beendeten staatlichen
Einrichtung, deren Existenz dann allerdings Grenzlandpolitik – wodurch gemeinsame
manches Mal gefährdet erschien. Seit Ende Forderungen der friesischen Vereinigungen
der 1970er Jahre sorgte das Land Schleswig- ermöglicht wurden – und neue Strömungen
Holstein für einen Ausbau des friesischen in Europa, die seit den 1970er Jahren zu ei-
Schulunterrichts. 1978 wurde an der Univer- ner positiveren Bewertung von – nichtstaat-
sität Kiel eine Professur für Friesisch einge- lichen – kleinen Sprachen und Regionen,
richtet. 1986 beschloss die Landesregierung kleinen Völkern und Minderheiten führten.
die Einrichtung einer Friesisch-Professur an Diese wurden nun meist nicht mehr vor-
der Hochschule in Flensburg in Verbindung rangig als Bedrohung der Nationalstaaten,
mit dem Nordfriisk Instituut; sie diente vor sondern als kultureller Reichtum angese-
allem der Lehrerausbildung. 1987 debattier- hen. Minderheiten-Organisationen hatten
te der Schleswig-Holsteinische Landtag aus- solche Gedanken schon lange vertreten. Die
führlich über die Situation der Friesen. friesischen Vereine Nordfrieslands, nament-
lich die Nationalen Friesen, beteiligten sich
Ministerpräsident Uwe Barschel, bereits früh an dieser Arbeit, vor allem in der
im Amt seit 1982, hatte gegen- 1949 gegründeten Föderalistischen Union
über der dänischen Minderheit Europäischer Volksgruppen (FUEV).
deutlich mehr Entgegenkom-
men gezeigt als sein Vorgänger Gerhard Besondere Bedeutung für die friesi-
Stoltenberg. Ob und wann sich dieser Kurs sche Volksgruppe in Schleswig-Hol-
auch auf die friesische Bevölkerungsgruppe stein – und auch für die Saterfriesen
erstreckte, kann ohne Einsicht in die Akten in Niedersachsen – erlangten zwei
nicht entschieden werden. In jedem Fall wur- Vertragswerke des Europarats, die in den
den nach der Übernahme des Amtes durch 1990er Jahren realisiert wurden: die Europäi-
Björn Engholm wesentliche Entscheidungen sche Charta der Regional- oder Minderhei-
getroffen, die den Friesen erstmals einen tensprachen und das Rahmenübereinkom-
eigenen Stellenwert in der Landespolitik men zum Schutz nationaler Minderheiten.
zuwiesen. Im Jahre 1988 wurde auf einstim- Mit der Charta sollen traditionell in einem
migen Landtagsbeschluss ein „Gremium für Vertragsstaat gesprochene Sprachen als
Fragen der friesischen Bevölkerungsgruppe bedrohter Bestandteil des europäischen
im Lande Schleswig-Holstein“ unter dem Kulturerbes geschützt und gefördert wer-
Vorsitz der Landtagspräsidenten eingesetzt. den. Die Bundesrepublik gehörte am 5. No-
Die Minderheiten- und Grenzlandbeauf- vember 1992 in Straßburg zu den Erstunter-
tragten der Ministerpräsidenten – zunächst zeichnerstaaten der Charta. Es zeigte sich
Kurt Hamer, seit 1991 Kurt Schulz und seit jedoch, dass das Auswärtige Amt hierin nur
2000 Renate Schnack – sind seitdem auch zwei Minderheitensprachen berücksichti-
für friesische Angelegenheiten zuständig. gen wollte: Dänisch und Sorbisch. Vertreter
Als ein „Markstein“ wurde von friesischer friesischer Vereinigungen und Einrichtun-
Seite der 1990 neu gefasste Artikel 5 („Na- gen wandten sich mit empörten Stellung-
tionale Minderheiten und Volksgruppen“) nahmen an die Öffentlichkeit, die auch von
in der Verfassung von Schleswig-Holstein der überregionalen Presse aufgegriffen und

26 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

kommentiert wurden. Bereits kurz danach Volk“. In ihrem Bemühen um eine Förde-
signalisierte Bonn einen Sinneswandel und rung durch die Bundesrepublik schlugen die
gab „grünes Licht“ für die Aufnahme der friesischen Vereinigungen Nordfrieslands
friesischen Sprache in die Charta. Diese trat 1992 eine analoge Gründung für die Friesen
schließlich am 1. Januar 1999 in Deutsch- vor. Langwierige Verhandlungen führten
land in Kraft und gilt als Bundesgesetz. hier zwar nicht zu dem gewünschten Erfolg.
Doch sagte der Staatsminister Dr. Michael
Das Rahmenübereinkommen des Naumann, Beauftragter der Bundesregie-
Europarates zum Schutz natio- rung für Kultur und Medien, im Jahr 2000
naler Minderheiten geht auf eine in Husum eine laufende Unterstützung
Übereinkunft der Staats- und von Projekten der friesischen Volksgruppe
Regierungschefs vom 9. Oktober 1993 zu- aus Bundesmitteln zu. Die friesischen Ver-
rück. Es enthält verbindliche Grundsätze einigungen sind um eine Verstetigung und
zum Schutz der nationalen Minderheiten. Erhöhung dieser Förderung bemüht, die
Nach der Charta-Auseinandersetzung gab sich im Vergleich mit anderen Minderheiten
es über die Einbeziehung der friesischen eher bescheiden ausnimmt. Der im Jahre
Volksgruppe in dieses Dokument keinen 2002 ernannte Beauftragte der Bundesre-
Streit. Die Bundesrepublik Deutschland gierung für nationale Minderheiten ist auch
erklärte bei der Zeichnung am 11. Mai 1995: für die friesische Volksgruppe zuständig, seit
„Das Rahmenübereinkommen enthält kei- Ende 2004 hat der SPD-Bundestagsabgeord-
ne Definition des Begriffs der nationalen nete Hans-Peter Kemper dieses Amt inne. In
Minderheiten. Es ist deshalb Sache der ein- den letzten Jahren hat damit auch der Bund
zelnen Vertragsstaaten zu bestimmen, auf allgemein das Politikfeld „Minderheiten in
welche Gruppen es nach der Ratifizierung Deutschland“ und speziell die Friesen „ent-
Anwendung findet. Nationale Minderheiten deckt“. Eine wesentliche Rolle spielte dabei
in der Bundesrepublik Deutschland sind das Bundesland Schleswig-Holstein.
die Dänen deutscher Staatsangehörigkeit
und die Angehörigen des sorbischen Vol- Die friesische Volksgruppe kann
kes mit deutscher Staatsangehörigkeit. Das 50 Jahre nach dem Tiefpunkt
Rahmenübereinkommen wird auch auf die in der Folge der Bonner Erklä-
Angehörigen der traditionell in Deutsch- rung als in der Bundesrepublik
land heimischen Volksgruppen der Friesen Deutschland voll anerkannte, wenn auch
deutscher Staatsangehörigkeit und der Sinti nur auf niedrigem Niveau geförderte Min-
und Roma deutscher Staatsangehörigkeit derheit gelten.
angewendet.“ Das Übereinkommen trat in
Deutschland am 1. Februar 1998 in Kraft In zwei zum 50-jährigen Jubiläum der Bonn-
und gilt ebenfalls als Bundesgesetz. Kopenhagener Erklärungen erscheinenden
umfangreichen Büchern hat Thomas Steen-
Nach der Vereinigung Deutschlands im sen in zwei unterschiedlichen Beiträgen die
Jahre 1990 gehörte zur Bundesrepublik mit Situation der Nordfriesen 1945-2005 aus-
den Sorben in der Lausitz eine weitere Min- führlicher behandelt, als es hier möglich war:
derheit. In der Verfassung der DDR hatten „Die Nordfriesen 1945-2005“. In Jørgen Kühl
sie sich auf Minderheitenrechte beziehen und Robert Bohn (Hrsg.): Ein europäisches
können. Auch vor diesem Hintergrund er- Modell? Nationale Minderheiten im deutsch-
griffen die Minderheiten in Deutschland, dänischen Grenzland 1945-2005. Institut
die bald nach Mauerfall und Wende eine for Grænseregionsforskning und Institut für
Zusammenarbeit angebahnt hatten, die schleswig-holsteinische Zeit- und Regional-
Initiative, im zu ändernden Grundgesetz geschichte, Aabenraa und Schleswig 2005
Minderheitenrechte zu verankern. Dafür sowie in „Nordfriserne mellem Kiel, Bonn,
fand sich jedoch 1994 im Bundestag nicht København og Strasbourg.“ In: København-
die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Bonn Erklæringerne 1955-2005. De dansk-
tyske mindretalserklæringers baggrund,
Im deutschen Einigungsvertrag war den tilblivelse og virkning. Redigeret af Jørgen
Sorben eine kontinuierliche Unterstützung Kühl. Institut for Grænseregionsforskning -
auch durch den Bund zugesichert worden. Syddansk Universitet, Aabenraa 2005.
Insbesondere gründete man zu diesem
Zweck eine „Stiftung für das sorbische

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 27

ferteel Keike wiar al amkwartiaret,
iinjsen! wenet auer somer bi ualmam
an ualaatj uun a piisel. Hör aanj
Foto: Dieter Wregerüm wiar ferhüürd.

Den zweiten Preis beim Wett- „Huar skääl dü ütjstiig?“, Ellin Nickelsen stammt aus Oldsum
bewerb „Ferteel iinjsen!“, den fraaget de baasemaan beeft auf Föhr und ist eine der bekanntes-
die NDR Welle Nord auch 2004 Dunsem. „Ik wene uun Oler- ten und erfolgreichsten Autorinnen
gemeinsam mit der Nord-Ost- sem“, swaaret Keike en betj kek, in friesischer Sprache. (Adresse:
see Sparkasse, der Spar- und „an wat skääl dü?“ „So’n tufaal Brahmsstr. 3, 27616 Beverstedt.)
Leihkasse zu Bredstedt AG und uk dach“, griinet de maan, „ik Reinhard luket wel uk, man sin
dem Nordfriisk Instituut durch- wul uk efter Olersem. Meest mi toochter wiar ei bi a saag.
führte, erhielt Ellin Nickelsen ei din taarep wise?“
mit der folgenden Geschichte „Leet’s deelsat“, trögeld hi.
über ein Föhringer Mädchen. Det taarep – na jaa, det tost Man üüs hat do bi ham üüb’t
hat nü jo ei geliks haa. Mä en gäärs seed, begand hi al weler,
Feerientidj baasegast troch’t taarep dwaale hör amtunemen, tjimd mä
… Man hat hed feerien, hat hed sin fangern troch hör hiar an
Faan Ellin A. Nickelsen tidj! An am hualew trii wul hat bewonerd’s rocht wat. Hü smok
At wiar a letst skuuldai föör a ham uun a bushalte meet. hat wiar, hü so gans besonders,
somerfeerien. A skuuljongen an wer hat en frinj hed an auer-
skoow jo iin uun a bus, wat faan Aran wiar’s altermool tu fials, hood – so üüs hat ütjsiig, räänd
a süüdstrun dönen faan’t lun det paaset jo gud. Am hualew a gaster hör dach was beeftuun
tüs auer a taarpen broocht. En trii ging hat am tu’t haltesteed an hat küd ham ei berig an be-
skuulbus jeew at ei, an so stiigd „Ual fering wiartshüs“, an diar skias wost hat uk dach was auer
a jongen uun en bus, wat al pro- seed’r uk al tu teewen uun san maan an wüf an auerhood.
penfol wiar mä baaselidj. smok güül ostfriisennerts.
Keike wurd det biletjen en
Keike kaam noch jüst an jüst „Leet’s ütj bi a dik!“, sluch hat betj ünhiamelk. Reinhard wiar
mä sak an pak a dör iin. Lik föör föör an jo schauet at jaat deel aanj twuntig. En ualen maan
hör stään en baasemaan, laacht bütjtaarep. „Ik het Reinhard“, för en skuulfoomen faan 15.
krilen, güül ostfriisennerts, aanj saad hi an fertääld faan Müns-
20. Hi harket ap, üüs hat mä ter, huar hi wenet, faan sin werk Hat sproong amhuuch:
Anke fering snaaket an wiar an dat hi alianing feerien maa- „Leet’s dach ens deel üüb
neiskirig, wat jo diar dach wel get bi a Wik. Üüs hi hiard, dat sunwaal luup“, rept hat lastig,
för en spriik brükt. hat Keike het, griinet hi. So’n man klangd al en betj künstelk
nööm oober uk dach! diarbi, „diar jaft at gans apartig
Beeft Ödersem seed hi ham stian!“ An hat räänd fööruf an hi
hen bi Keike. A miast jongen Ji naier jo a dik kaam, ji naier beeftuun.
wiar al mä grat haloo ütjstegen. kaam Reinhard. Lingd ens efter
A iarst feeriendai! Feerien üüb’t Keikes hun, fersoocht ens, en Auer de ual goodel hen ging’t
aanj eilun! Wat en spoos. iarem amtuleien. Keike wiar üüb’t föörlun. An diar fing hi
smiicheld – so’n preuten maan Keike iinhaalet an lai bial iar-
Neemen keerd wech – kaam’s foon ham gud! Huar hat dach mer am hör. Hääl hör rocht
dach ütj hial Tjiisklun heer arken maaren, wan hat uun a wat feest an kaam mä’t hood
hen an betaalet noch diarför. speegel luket, iarst ens a ääter- gans nai deel. Keike dreid hör
Üüb’t eilun kaam auer somer blaanjen siig, wat auer naacht wech. „Fangern wech – ik mei
wat luas, an wan ’am ei alterföl üüb braanj an nöös apbleud det ei haa“, wul hat jüst rep, üüs
uun a büürerei halep tost, küd wiar. diar üüb ian mool en spiktaakel
’am feks mämaage bi a strun- kaam, en skriiken uun a loft, en
kurewpartiis, struatenfesten an Wan Anke ham so sä küd! skrekelk skriamin. Üüs en kal-
diskoos bit at laacht wurd… Oober uun a maask wiar neen kuter schood diar en baker ütj
mensk, wat ham siig. Auer bi a blä hemel deel, stört ham üüb
Sörens wai wiar en büür uun’t
sweesin, en laask stään huuch
uun a loft. Hög kwiigen lep
neiskirig bi’t pikwiar loongs, bit
jo ei muar widjer küd.
Bi Klantem dik ging jo auer.
Bleew üüb a dik stunen tu lu-
kin. At föörlun wiar brons mä
haligruusen, hög schep geesigd
bütjdiks, a locht wiar klaar.
Üüb a kiming, so wiset Keike a
baasemaan, küd am en tsuch
auer a dam keeren sä. A wönger
faan a autus blinket. Dön hü-
sing diarauer wiar Waasterlun.

28 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Reinhard an jaaget „swisch“ bÜcher An Beispielen werden die
üüs en tornado uun tiiffluug wichtigsten Epochen der wirt-
auer san schuarel hen. A krilen Historischer Atlas schaftlichen und gesellschaft-
floog man so. Schleswig-Holstein lichen Geschichte anschaulich
gemacht. Ein für die Marschen-
An knaap wiar de een fögel Eine Standardwerk zur Ge- küste und damit auch für
wech, kaam en ölern faan beef- schichte Schleswig-Holsteins Nordfriesland wichtiges Kapitel
ten. En halarem, üüs wan at am erhielt nun seinen dritten Teil: bilden Küstenschutz und Land-
leewent an duas ging. A hiale gewinnung. Anhand einer Karte
loft wiar üüb’n mool laben. Gra- Jürgen H. Ibs, Eckart Dege, werden die verschiedenen
tem stemen faan letj fögler, wat Henning Unverhau (Hrsg.): Phasen der Bedeichung gezeigt,
splitjendol uun a hemel hinget Historischer Atlas Schleswig- wobei der aktuelle Stand der
an mä hörens suart letj hööd Holstein. Vom Mittelalter bis Forschung zugrunde gelegt ist.
an skarep snoobler auer hörens 1867. Herausgegeben im Auftrag
fiind kaam üüs en laid. Ferduu- der Gesellschaft für Schleswig- Einen Eindruck davon, wie
re, diar seed kaluun beeft. Holsteinische Geschichte. 174 S. etwa aus urkundlichen Über-
35,00 Euro. Wachholtz Verlag, lieferungen, deren Auswertung
De aarem Reinhard. Üüb Neumünster 2004. hohe Sachkenntnis und eini-
ham hed’s en pik! Hi smeed ges an Forscherfleiß erfordert,
ham deel üüb a bük, man det Das Herausgeberteam hat ökonomische Entwicklungen
holep uk ei. Dön bakern floog sich mit seinen Werken rück- ablesbar gemacht werden kön-
ianfach jiper. Huar hi uk kra- wärts in die Geschichte bewegt. nen, bietet beispielsweise der
beld, jo kaam’ar auer ham, Nach den Bänden „Schleswig- Abschnitt über die „Einkünfte
floog „attacke“ , schood deel, Holstein seit 1945“ und „1867 des Schleswiger Domkapitels
toog jüst auer sin hood hen, bis 1945“ fand nun die lange von 1352 und 1437“. Die Ge-
do weler amhuuch, skriikt mä Periode seit der Herausbildung meinschaft der Schleswiger
düüsen arig stemen. Det wiar der historischen Kräfte ab dem Kirchenherren besaß auch
üüs krich! 9. Jahrhundert bis zum Über- im nordfriesischen Gebiet
gang der Herzogtümer an das Ländereien. Am Rückgang
Keike fing de maan mä meu Königreich Preußen 1867 Be- der Einnahmen lässt sich eine
an nuad turag üüb a dik bugsia- rücksichtigung. wirtschaftliche Krise nachvoll-
ret, huar dön fögler godlof faan ziehen. Ähnliches gilt für die
jo ufleet. Spirwitj am a nöös Entwicklung des Landbesitzes,
seed hi deel tu püstin. Hunen die durchschnittliche Größe
an breken fül faan schepluurter von Bauernhöfen und den
an klei. Einfluss der unterschiedlichen
Herrschaftsformen – königlich,
„Wat heest dü mä döndiar herzoglich, gutsherrlich, kirch-
fögler maaget?“, fraaget hi be- lich – auf die Eigentumsver-
nauet, gans letjem an baang, hältnisse. Jeweils auch für den
dat’s weler üüb ham tu kleets nordfriesischen Raum werden
wul, „Det as jo ringer üüs Hitch- eingehende Angaben geboten.
cock!“
Die Städte im Mittelalter sind
Man Keike swiiget, wiar salew ebenso Thema wie die große
en betj ütj a püst. Hat toog bluat Agrarreform des 18. Jahrhun-
a skolern huuch an luket Rein- derts. Die Marktflecken des
hard ünskiljig mä grat uugen nordfriesischen Raumes sind
uun. „Det san motsenklauern, in ihrer Entwicklung ersicht-
so du’s, wan jo bred“, wul hat lich so wie beispielsweise auch
noch swaare an küd ham en die Stärke der Handelsflotte
hiamelk griinin ei ferknip. Man im 19. Jahrhundert. Unter der
Reinhard wiar al – raps – auer- Überschrift „Kultur und Bil-
aanj an saner noch en wurd tu dung“ stehen die Schulen ne-
ferleesen, staapet hi a dik deel, ben dem Zeitungswesen.
hen üüb a maaskwai an straks
tu’t taarep. Mit der Behandlung der
Nordfriesen und der speziellen
Keike oober bleew üüb a dik Gegebenheiten der nordfriesi-
saten, luket det güül jak beeft- schen Geschichte, Sprache und
uun, wat uun a san skürnet üüs Kultur wurde in diesem Band
en ialtörn. Dreid ham do am an eine zuvor schmerzlich emp-
luket auer’t föörlun, huar brons fundene Lücke geschlossen. In
a ruusen bleud an en skööl ba- einem von mehreren über die
kern turag tu neest ging, tufrees Epochengrenzen hinausfüh-
mä jo salew, nü, dat’s a güül renden Längsschnitten durch
gefoor so helisk fein her wurden die Geschichte gibt Thomas
wiar. Steensen einen Überblick
über die Herausbildung der
unterschiedlichen und vielfach

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 29

gegensätzlichen friesischen über seine sexuellen Neigun- mensvetter und Mitstudenten
Positionen im 19. und 20. Jahr- gen, über die viel gerätselt und Theodor Storm: allein rund
hundert. Zudem arbeitet er die geschrieben wurde. 190 Seiten! Natürlich ist das,
historischen Bedingungen und was Horst Joachim Frank zu-
Grundlagen der friesischen Natürlich geht es auch um sammenträgt, nicht eigentlich
Spracharbeit und der friesi- Andersens Badereise 1844 nach „neu“, es findet sich zumeist
schen Volksgruppe in der Poli- Wyk auf Föhr auf Einladung verstreut in vielen verschiede-
tik heraus. des dänischen Königs Christi- nen Veröffentlichungen. Aber
an VIII., allerdings widmet der davon eine Gesamtschau zu ge-
Wie es sich für einen Atlas Autor dem Aufenthalt nur gut ben, ist die besondere Leistung
gehört, lebt das Werk von sei- zwei Seiten. Es fehlt nicht das dieser Literaturgeschichte.
nen Karten. Überzeugend und bekannte Zitat, über das sich je-
sehr anschaulich gestaltet, ver- der Freund der Insel Föhr freut: Das Werk des „revolutio-
mitteln sie sinnliche Eindrücke „Ich habe jeden Tag gebadet nären Poeten“ Harro Harring
von Prozessen und Zuständen, und muss sagen, es ist das un- aus Wobbenbüll bei Husum
die in komplexen Texten vieler vergleichlichste Wasser, in dem erläutert Frank auf immerhin
anderer Werke dem Interessier- ich je gewesen bin!“ Der Dich- 25 Seiten. Sehr schön schildert
ten vielfach eher verborgen als ter erkundete das Wattenmeer er die Entdeckung Sylts durch
dargeboten werden. Vor allem und konnte diese Erfahrungen Literaten wie Julius Rodenberg,
für den Schulgebrauch ist es sodann in seinem Roman „De Theodor Mügge oder Ernst
empfehlenswert. to Baronesser“ verwenden. Aus Willkomm. Und er behandelt
unerfindlichen Gründen wird zum Beispiel die berühmten
Die großzügige Förderung dies in der Biographie nicht be- Balladen Detlev von Liliencrons
durch die Sparkassenstiftung rücksichtigt. Sie bringt aber ein „Trutz, blanke Hans“ und „Pid-
Schleswig-Holstein, die Stif- Gedicht über Föhr, das Hans der Lüng“.
tung Schleswig-Holsteinische Christian Andersen in zehn
Landschaft, die Kultur-Stiftung Minuten schrieb – und über Auch sonst klingen nordfrie-
des Landes Schleswig-Holstein das sich ebenfalls jeder Freund sische Themen in dieser opu-
und die Possehl-Stiftung hat Föhrs freuen wird. Es endet: lenten Literaturgeschichte im-
zudem einen angesichts der „Seht hin zum Land des Glücks, mer wieder an. Frank würdigt
aufwändigen Gestaltung sehr wie es da liegt im Licht, / Es etwa Klaus Groths in Bredstedt
günstigen Preis ermöglicht. schwimmt im Wasser, so wie und Umgebung spielende
mein Gedicht!“ Verserzählung „De Heisterkrog“
Fiete Pingel als „reifstes Erzählwerk“ des
Thomas Steensen Begründers der neuniederdeut-
Eine märchenhafte schen Literatur. In den beiden
Biographie Literatur Kapiteln „Reisebilder“ vermisse
im 19. Jahrhundert ich allerdings die in meinen
Das Leben des dänischen Mär- Augen schönste und trefflichs-
chendichters Hans Christian Die großartige Literaturge- te Reisebeschreibung über das
Andersen verlief selbst wie ein schichte Schleswig-Holsteins Nordfriesland des 19. Jahrhun-
Märchen. Und über dieses er- aus der Feder des früheren derts, nämlich „Die Marschen
schien nun – rechtzeitig zum Lehrstuhlinhabers in Flensburg und Inseln der Herzogthümer
200. Geburtstag – eine mär- Horst Joachim Frank haben Schleswig und Holstein“ von
chenhafte Biographie: wir in dieser Zeitschrift bereits Johann Georg Kohl, erschienen
gewürdigt. Nun liegt der volu- 1846 in drei Bänden. Prägnant
Jens Andersen: Hans Chris- minöse dritte Band – insgesamt behandelt Horst Joachim Frank
tian Andersen. Eine Biographie. mehr als 1200 Seiten! – vor: die Literatur in nordfriesischer
806 S. 28,00 Euro. Insel Verlag, Sprache.
Frankfurt am Main und Leipzig Horst Joachim Frank: Litera-
2005. tur in Schleswig-Holstein. Band Die Lektüre bereitet Ver-
3: 19. Jahrhundert. Erster Teil: gnügen, zumal der Autor auch
Der Autor, der ebenfalls den Im Gesamtstaat. 708 S. Zweiter manche Episode einstreut, die
in Dänemark nicht gerade sel- Teil: In Preußen und im neuen der Schilderung Farbe gibt.
tenen Namen Andersen trägt, Reich. 510 S. Zusammen 60,00 Diese Literaturgeschichte lädt
arbeitet als Kulturredakteur Euro. Wachholtz Verlag, Neu- ein zum Schmökern, Entdecken
der Kopenhagener Zeitung Ber- münster 2004. und Weiterlesen.
lingske Tidende. Seine Biogra-
phie erschien 2003 in dänischer Schriftsteller aus Nordfries- Thomas Steensen
Sprache und wurde hoch gelobt land und solche, die mit der
– mit Recht. Die deutsche Über- Region in Verbindung standen, Suustern, Luustern,
setzung dürfte ebenfalls Furore nehmen selbstverständlich Smuustern
machen. Auf breiter Quellen- breiten Raum ein. Ausführlich
grundlage und in anschaulicher widmet sich Frank insbeson- Mit geübtem Blick hat der
Sprache wird H. C. Andersens dere dem Leben und Werk des versierte heimatkundliche
Weg aus ärmlichen Verhältnis- Althistorikers und Nobelpreis- Buchautor Hans Otto Meier,
sen zum weltberühmten Dich- trägers Theodor Mommsen, Vorsitzender des Nordfriesi-
ter beschrieben. Wir erfahren und noch mehr Raum gibt schen Vereins, 18 Geschichten
viel über die Gesellschaft, in der er dessen gleichaltrigem Na- zusammengetragen:
er sich behauptete, über seine
Weltanschauung und auch

30 NORDFRIESLAND 149 – März 2005

Hans Otto Meier: Suustern, An den Anfängen der sorbi- mittlern zählen ein fähiger,
Luustern, Smuustern. Ge- schen Lyrik stehen überlieferte bedachtsamer Kripo-Dienst-
schichten, de dat Dörp vertellt. Volkslieder und Erinnerungen stellenleiter, ein raubeiniger
96 S. 6,90 Euro. Selbstverlag an ruhmreiche Vorväter- „Bulle“, ein besonders dienst-
des Verfassers, Fahretoft 2004. schlachten. Renaissance und eifriger Jungbeamter, eine auf
In Kommission erhältlich beim Barock brachten auch unter ihren Doktor-Titel bedachte
Nordfriisk Instituut. den Sorben, besonders unter Pathologin, zu den Verdäch-
Op Plattdüütsch gifft dat den Pastoren, „manch kräfti- tigen ein alter Jude und ein
wat to „Suustern“ (Flüstern), gen Dichter“ hervor, wie es der junger Türke, der dem Trunke
„Luustern“ (Zuhören) un Herausgeber in seinem Vorwort zugeneigte Ehemann und Va-
„Smuustern“ (Schmunzeln). formuliert. Die Zeit des erwa- ter sowie einige dem Anschein
Historische Kapitel aus der chenden sorbischen National- nach identitätsstarke Leute
nordfriesischen Heimatkunde gefühls im 19. Jahrhundert ist vom Lande. So weit, so Tatort.
nehmen einen breiten Raum breit vertreten. Die Unterdrü-
ein, wenn es um Grönlandfahrt, ckung des Sorbischen während Das Erzählstück könnte
den Kriegsschauplatz Dagebüll der NS-Zeit spiegelt sich wider. überall außerhalb der Groß-
im 19. und 20. Jahrhundert oder Schließlich führt der Weg zur städte spielen. Einen Ort wie
um den blinden friesischen aktuellen Poesie. das Roman-Husum, in dem zu
Schulmeister Böle Bonken einer bestimmten „Jahreszeit
geht, an den sich Ältere noch Die Texte sind deutsche lediglich zweimal am Tag ein
erinnern. Übertragungen von sorbischen Schnellzug“ hält – solch eine
Volkskundliches klingt an in Originalen, von denen einige Jahreszeit gibt es im realen
Texten über die sehr jungen wenige aufgenommen sind, Husum übrigens nicht –, lässt
Viehhirten, die bis ins 20. Jahr- sowie auch deutsche Gedichte sich wohl öfter finden. Der Kri-
hundert hinein ihren Dienst sorbischer Autoren. Zielgruppe mi ist recht unterhaltsam und
taten, über die „Hygiene“ in ist also die nicht-sorbisch-spra- nicht schlechter als andere, die
vergangenen Zeiten und über chige Mehrheitsbevölkerung. „Verwurzelung“ ist Masche. fp
Geistergeschichten und „Spi- Anhand der Hinweise auf die
jökenkram“, mit dem sich die der Sammlung zu Grunde ge- Blutspur
Dorfsleute unterhielten, als es legte poetische und lyrikkund- nach Sylt
noch keine Horrorfilme gab. liche Literatur wird deutlich, in
Den eindrucksvollen Abschluss welch umfassendem Maße die Der erste Roman eines Ober-
bildet unter der Überschrift „De sorbische Lyrik zu DDR-Zeiten studiendirektors i. R. ist dem
gode ole Tied“ – wobei „gode“ gefördert und begleitet wurde, Kriminalfach gewidmet.
in Anführungszeichen steht, und welch hohen Rang sie auch
eine Auflistung von vorzeitigen heute einnimmt. Karl-Wilhelm Gabbert: Blut-
Todesfällen aus dem Dage- spur nach Sylt. Oldenburg-Föhr-
büller Kirchenbuch, die daran Der Autor Peter Handke, der Sylt-Kriminalroman. 3. Aufl.,
erinnert, wie wenig selbstver- mütterlicherseits von Kärntner 230 S. 12,80 Euro. Oldenburg 2004.
ständlich etwa die heutige gute Slowenen abstammt, macht in
medizinische Versorgung ist. seinem Geleit deutlich, wie ihm Und recht blutrünstig, wie der
„Geschichten, de dat Dörp gerade die Lyrik einen Zugang Titel verspricht, geht es auch
vertellt“ bietet anregende In- zur Wahrnehmung der Welt aus zu. Die niemals langweilige
formationen, Lustiges und Stoff der Sicht eines kleinen Volkes Geschichte, man liest die über
zum Nachdenken. fp eröffnet. Das Meer, von dem 200 Seiten leicht an einem Tag,
im Titel die Rede ist, ist näm- führt von Oldenburg in Nie-
Meer – Insel – Schiff lich die Welt, so schreibt Kito dersachsen auf Deutschlands
Lorenc. Die sorbische Insel soll beliebteste Ferieninsel Sylt. Die
Neben den Friesen bilden auch nicht vom Meer verschlungen nordfriesische Nachbarinsel
die Sorben in den Bundeslän- werden. Es gilt, das Schiff der Föhr, die im Untertitel ange-
dern Brandenburg und Sachsen Sprache flott zu halten, um si- kündigt wird, bildet im Roman
eine autochthone Sprachmin- cher das Meer zu befahren. fp dagegen nur einen winzigen
derheit in Deutschland. In Nebenschauplatz, wie übrigens
vielfältiger Weise arbeiten die Tod in der Marsch auch die dänische Insel Röm.
beiden Gruppen kulturell und
politisch zusammen. Nun er- Es gilt einen Krimi anzuzeigen, Wie viele Sommerurlauber
schien in der Lausitz ein Buch- der – jedenfalls den verwende- nutzen auch die Hauptperso-
titel, der auch einen friesischen ten Namen nach – in Nordfries- nen im Krimi die Insel- und
Hintergrund vermuten lassen land angesiedelt ist: Halligwelt für Tagesausflüge
könnte: von Hörnum bzw. von List aus.
Hannes Nygaard: Tod in der Wer hoffte, Einblicke in die
Kito Lorenc (Hrsg.): Das Meer. Marsch. 240 S. 9,00 Euro. Emons Seele der Sylter, eventuell gar
Die Insel. Das Schiff. Sorbische Verlag, Köln 2004. in innere Abgründe, werfen zu
Dichtung von den Anfängen dürfen, sieht sich arg getäuscht.
bis zur Gegenwart. 327 S. 24,90 Aus „Husum“ verschwindet Sylt ist nur das Bühnenbild. Die
Euro. Verlag Das Wunderhorn, eine Frau mit ihrer kleinen im „Tatort“-Format entworfene
Heidelberg 2004. Tochter. Beide werden tot auf- Handlung könnte – wie auch
gefunden. Die Polizei macht die des genannten Husum-Kri-
sich – am Ende erfolgreich – auf mis – überall spielen.
die Mörderjagd. Zu den Er-
Harry Kunz

NORDFRIESLAND 149 – März 2005 31

reaktionen Diese letzte Strecke ist nicht Bauten fristeten, war ein großes
lang, sie dauerte nur eine halbe englisches Zeltlager. In den
Sylt 1951 Stunde, aber der Eindruck der Dünen schoss die Artillerie und
öden, ausgedehnten Dünen- die Luft war fast stets vom Ge-
Zu Manfred Wedemeyer: „An welt ist grandios, man denkt an räusch der Düsenjäger erfüllt,
diesem erschütternden Meere arktische Länder. Ich hatte mir die bald aus unsichtbarer Höhe
habe ich tief gelebt“ (Thomas List still und einsam vorgestellt, herniederstürzten, bald steil
Mann). In: Nordfriesland 147. jedoch es kam anders. Ein neu- wieder emporschossen.
Ein anderer Künstler – einer es Dorf tauchte auf, das aus vie-
von zahlreichen, die es auf die len modernen Friesenhäusern Auch in den Dünen selbst
Insel zog –, Frido Witte (1881- mit Reetdach bestand, alle gut war der verlorene Krieg und die
1965), Maler, Graphiker und proportioniert, solide gebaut, Macht der Feinde zu spüren.
Designer aus Schneverdingen, schön eingerichtet. Unzählige gesprengte Bunker
bekannt geworden durch seine großer und kleiner Art bedeck-
Radierungen und Aquarelle Das Kur-Publikum war gut, ten die Höhen und Täler und
zum bäuerlichen Leben in der man sah gute Gesichter, aber es offene Kellerlöcher, Eisen und
Lüneburger Heide, hinterließ gab kein eigentliches Verkehrs- Stacheldrahtreste machten den
ein Tagebuch, in dem er seine zentrum, auch keine Vergnü- Weg unsicher.
Eindrücke von einer Sylt-Reise gungen besonderer Art, so dass
im Jahre 1951 festhielt. Ein le- trotz der vielen Menschen und Trotz allem behauptet sich
senswertes Zeitzeugnis. Witte- Häuser doch durch die Weite die Großartigkeit der Dünen-
schrieb unter anderem: der Anlage eine gewisse Ein- landschaft und des Wassers; an
samkeit für den einzelnen sich schlechten Tagen besonders, da
Erst gegen Abend, nach herausstellte. spielen Licht und Farben wun-
Überquerung des Hindenburg- derbar auf Sand und Heide und
dammes (bei Ebbe, eine ganz Grandios wirkte die Dünen- das Meer brüllt schwarzgrau
undramatische Angelegenheit!) landschaft! Die weißen Wan- mit weißer Brandung heran wie
kam ich in Westerland an. Der derdünen mit den davorliegen- ein urweltliches Untier.
Badeort zeigte, dass er zur den, bewachsenen Höhen und
Großstadt geworden war. dazwischenliegender Heide Ich geriet nach „Abessinien“
sahen fast täuschend genau (so nennt man heutzutage den
Früh am Morgen ging die der Hochgebirgslandschaft Nacktbadestrand). Man sah
Fahrt nordwärts, durch Wen- ähnlich. Die Heide war dicht junge und wohlgebaute Men-
ningstedt, Kampen, vorbei an mit den Sträuchern der Krähen- schen naturhaft unbefangen
vielen neuen Siedlungen, die beere bewachsen, an denen die sich in der weiten reinen Land-
z. T. in gutem friesischen Cha- Früchte in überquellender Fülle schaft bewegen.
rakter mit Reetdächern da stan- hingen. Auch Bickbeeren (Blau-
den, durch die Dünen nach List. beeren) gab es dazwischen und Ich fuhr auch nach Kampen,
an einzelnen Stellen die reizvol- von dort vorbei am „roten Kliff“
le kleine Dünenrose, die schon nach Wenningstedt. Beide Orte
ausgeblüht hatte und ihre haben sich sehr verändert und
rötlichen oder violettbraunen erweitert, ja, die ganze weite
Hagebutten trug. Umgebung ist mit Häusern in
friesischer Art überfüllt.
Schmetterlinge gaukelten
umher, im Sande krochen Käfer Die Straßen wimmeln von
und Ameisen, allerlei kleine Vö- Autos, Motorrädern, Omnibus-
gel geisterten durch das Kraut sen und Fahrrädern. Die neue
und hoch oben ließen sich die Zeit ist mit Macht über die Insel
großen, weißen Möwen mit hereingebrochen und die Reste
dem Winde treiben. der alten Inselkultur ducken
sich unter den Neubauten be-
An der Nordspitze der Insel, scheiden und resigniert. Durch
dort, wo noch die wenigen den Damm ist der Verkehr mit
alten Dorfhäuser ein beschei- dem Festland leicht geworden.
denes Dasein neben modernen
Karl-Ludwig Barkhausen
Kantweg 42, 29614 Soltau

nord Zeitschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft
Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut
friesland Redaktion: Peter Nissen, Fiete Pingel und Thomas Steensen
Schlusskorrektur: Harry Kunz
Verlag: Verein Nordfriesisches Institut e. V.
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NORDFRIESLAND ist ein Forum freier Meinungsäußerung; alle Beiträge geben die persönliche Meinung
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