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Seminararbeit zu Manfred Spitzer und seinem Buch "Digitale Demenz".

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Published by alexandra1.redl, 2017-02-01 11:56:36

Digitale Demenz

Seminararbeit zu Manfred Spitzer und seinem Buch "Digitale Demenz".

Keywords: computer;,TV; Smartphone; Kinder; Fernsehen,Digitalisierung;

DIGITALE DEMENZ

Wie wir uns und unsere Kinder um den
Verstand bringen

MANFRED SPITZER

Autorin: Frau Alexandra Redl/IKP 2

Alexandra Redl 01. Februar 2017

Inhaltsverzeichnis 1

INHALTSVERZEICHNIS

MANFRED SPITZER – DIGITALE DEMENZ 2

MACHEN UNS DIGITALE MEDIEN DUMM? 2
HIPPOCAMPUS 2
TRAINING: NEURONEN WIE MUSKELN 3
WARUM ALSO GIBT ES DIESE SYNAPSEN? 3
DIGITALE DEMENZ – DOCH WAS BEDEUTET EIGENTLICH DEMENZ? 3
COPY AND PASTE STATT LESEN UND SCHREIBEN? 4
WARUM ETWAS MERKEN, WENN ES GOOGLE GIBT? 4
SOZIALE NETZWERKE: FACEBOOK STATT FACE TO FACE 5
BABY-TV UND BABY-EINSTEIN-DVDS 6
MOTORISCHE GEDÄCHTNISSPUREN 7
EIGENE STELLUNGNAHME 8

LITERATURVERZEICHNIS 10

ABBILDUNGSVERZEICHNIS FEHLER! TEXTMARKE NICHT DEFINIERT.

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Alexandra Redl 01. Februar 2017

Manfred Spitzer – Digitale Demenz

Machen uns digitale Medien dumm?

Fest steht, dass unser Gehirn sich in einem fortwährenden Veränderungsprozess befindet
und dass der tägliche Umgang mit digitalen Medien eines NICHT haben kann, nämlich keine
Auswirkungen auf uns – die Nutzer. In den USA verbringen Jugendliche mehr Zeit mit Com-
puter, Fernseher, Handy und Co. – nämlich gut 7,5 Stunden täglich – als mit Schlafen.

„Wer denken lässt, wird kein Experte.“ (Spitzer, 2012, S. 16)
Mittlerweile wird alles gegoogelt, einfachste Kopfrechnungen in den Taschenrechner getippt
und zum nächsten MC Donalds finden wir auch nur durch die nette Frauenstimme des Navi-
gationssystems. Fakt ist jedoch, ein junger Mensch wird nur dann zum Experten, wenn er
selbst einen Experten fragt, sich das Wissen aus Quellen selbst aneignet, es kritisch hinter-
fragt und abwägt und die ganzen Puzzleteile am Ende zu einer sinnvollen Einheit zusammen-
fügt. Dabei geht es nicht um Auswendiglernen sondern vielmehr um die geistige Leistungsfä-
higkeit, das Denken, die Kritikfähigkeit, um eine Übersicht im „Dickicht der Informationsflut“
zu bekommen.

Die Computernutzung im frühen Kindergartenalter kann zu Aufmerksamkeitsstörungen und
im späteren Kindergartenalter zu Lesestörungen führen. Im Schulalter wird vermehrt soziale
Isolation beobachtet, wie mittlerweile auch deutsche Studien zeigen.

Nun werden sich einige fragen: Soziale Isolation – bei sogenannten „Sozialplattformen“ wie
Facebook, Twitter und Co.? Fakt ist, soziale Plattformen führen keineswegs zu mehr und bes-
seren Kontakten, sondern im Gegenteil: Kontakte werden immer oberflächlicher.

Jetzt möchte ich noch einmal kurz auf das Navigationssystem zu sprechen kommen. Die Lo-
gik hinter der Erfindung des Navis war folgende: „Wenn jeder erst einmal einen Bildschirm
mit Kartenmaterial im Auto hat, dann werden die Menschen wieder lernen, sich zu orientie-
ren, denn sie haben einen optimalen digitalen Lehrmeister zur Verfügung.“ (Spitzer, 2012, S.
28) Tatsache ist aber, wer ein Satellitennavigationssystem in seinem Auto hat, der lässt navi-
gieren und navigiert nicht mehr selbst. Seine Fähigkeit, sich örtlich zu orientieren nimmt ab.

(vgl. Spitzer, 2012, S. 7-28)

Hippocampus

„Diese Fähigkeit beruht auf einem bestimmten Teil des Gehirns, dem Hippocampus. In ihm
befinden sich Zellen, die für bestimmte Orte zuständig sind, weil sie diese Orte gelernt ha-
ben. Man kann solchen Lernprozessen zuschauen, d. h., man kann zusehen wie aus Zellen,
die noch keinen Ort kodieren, sogenannte Ortszellen werden.“ (Spitzer, 2012, S. 28) Ein wei-
teres interessantes Merkmal ist, dass beispielsweise ein Taxifahrer/eine Taxifahrerin einen
größeren Hippocampus hat da er/sie tausende Straßen, Plätze und Orte kennen muss. Wer
sich also Orte einprägt, der bringt seinen Ortsspeicher zum Wachsen. Und genau nach die-
sem Muster geht es in vielen Bereichen des Gehirns – werden sie verwendet und in An-
spruch genommen wachsen sie, andernfalls werden sie zurückgebildet oder schlimmsten
Falls abgebaut. Zurück zum Hippocampus – Der Hippocampus ist vergleichsweise eine kleine

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Struktur des Gehirns, aber dennoch sehr wesentlich für das Funktionieren des gesamten Ge-
hirns. Er speichert nicht nur vernetzte Ortskenntnisse, sondern auch Orte in der Großhirn-
rinde, wo bestimmte Eigenschaften oder Merkmale kodiert sind. Ihre Verknüpfung macht
das aus, was man ein Ereignis nennt. Z. B. Gestern um drei Uhr fiel mir in der Küche die Tasse
meiner Oma auf den Fußboden und zerbrach in tausend Stücke. Der Hippocampus ist sozu-
sagen permanent damit beschäftigt, Dinge zusammenzubinden und aus vielfachen Erregun-
gen in unserer Großhirnrinde Ereignisse, Erlebnisse und langfristige Gedächtnisinhalte zu for-
men (vgl. Spitzer, 2012, S. 28-34).

Training: Neuronen wie Muskeln

„Dass nur trainierte Muskeln wachsen, ist bekannt. Ebenso verhält es sich mit dem Gehirn.
Nun nimmt zwar nicht das gesamte Gehirn bei intensiver Nutzung an Größe zu, aber es ge-
schieht dennoch etwas ganz Ähnliches: Die grauen Zellen (Neuronen) in unserem Gehirn ver-
arbeiten Informationen in Form von elektrischen Impulsen. Diese werden über Nervenfasern
von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen, an deren Enden sich die sogenannten Synapsen
befinden.“ (Spitzer, 2012, S. 46-47) Jedes Gehirn enthält etwa 100 Milliarden Nervenzellen,
von denen jede bis zu 10 000 Verbindungen mit anderen Nervenzellen hat. Die Anzahl dieser
Verbindungen – der Synapsen in unserem Gehirn – beträgt damit etwa eine Million Milliar-
den – einfach richtig viel (vgl. Spitzer, 2012, S. 48).

Warum also gibt es diese Synapsen?

… weil sich die Synapsen dauernd ändern, je nachdem, ob sie gebraucht werden oder nicht.
Werden die Synapsen gebraucht werden sie dicker. Werden sie nicht gebraucht verkümmern
sie und sterben ab. Das Gehirn ist sozusagen eine Dauerbaustelle, die sich aufgrund geistiger
Aktivität ändert. Somit lässt sich sagen, dass jedes Handeln, Denken oder Fühlen Gedächtnis-
spuren hinterlässt. Dadurch dass elektrische Impulse über Synapsen laufen, verändern sich
diese und leiten besser. Wer also in seinem Leben viel gelernt nicht gepaukt sondern wirklich
erlebt und verarbeitet hat, der hat viele Trampelpfade, Gedächtnisspuren im Gehirn (vgl.
Spitzer, 2012, S. 48-52).

Digitale Demenz – doch was bedeutet eigentlich Demenz?

Demenz heißt übersetzt geistiger Abstieg. Wie jeder Abstieg dauert auch dieser länger, wenn
man sich aus größerer Höhe hinabbegibt. Die geistige Leistungsfähigkeit = die Spitze des Ber-
ges, nimmt letztendlich deswegen ab, weil Nervenzellen absterben. Im Hippocampus, über
den ich vorher schon häufig gesprochen habe, und der für die Speicherung neuer Sachver-
halte zuständig ist, wachsen neue Nervenzellen nach, die aber nur am Leben bleiben, wenn
sie richtig gefordert werden. Daher ist lebenslanges Lernen und Bildung so wichtig, denn
umso höher man ansteigt, desto länger wird einmal der Abstieg sein (vgl. Spitzer, 2012, S.
52-61).

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Copy and Paste statt Lesen und Schreiben?

Im Kapitel Schule: Copy and Paste statt Lesen und Schreiben, belegt Spitzer anhand zahlrei-
cher Studien seine Meinung von Laptops, Tablets bzw. Computern an Schulen. Darüber hin-
aus kritisiert er auch die Tafeln des 21. Jahrhunderts, nämlich die Smartboards. Ich werde
kurz auf Spitzers Einstellung eingehen, dann aber auch meine Ansicht dazu sagen, da ich (wie
man wsl. bereits merkt) anderer Meinung bin. Im Buch wird deutlich gemacht, dass moderne
Informationstechnik zu oberflächlicherem Denken führt, ablenkt und zudem unerwünschte
Nebenwirkungen wie Kinderpornographie oder Gewalt mit sich bringt. Der Computer nimmt
uns geistige Arbeit ab – Spitzer spricht von Lernverhinderungsmaschinen (vgl. Spitzer, 2012,
S. 62-95).

Nun zu meiner Meinung: Ich bin davon überzeugt, dass uns Computer, Tablets, Smartboards
viel Arbeit abnehmen und man mehr Arbeit in einem gegebenen Zeitraum erledigen kann.
Ich durfte in meiner Zeit an der HLW Perg selbst Erfahrungen mit einem Smartboard machen
und wir Schülerinnen und Schüler waren immer wieder erstaunt, was ein Smartboard alles
ermöglicht. Das Tafelbild kann abgespeichert und mit einem Klick in der nächsten Stunde
wiederverwendet werden. Somit kann man an der letzten Stunde anknüpfen und abgesehen
davon haben Schülerinnen und Schüler immer die Möglichkeit, das Tafelbild nochmal in der
Pause oder auch zu Hause anzuschauen. Natürlich ist es wichtig dass die Professorinnen und
Professoren wissen, wie diese Tafel zu bedienen ist und bei Gelegenheit auch den Schülerin-
nen und Schülern mitteilen können, was dieses „Wunderding“ alles kann, aber ich bin davon
überzeugt, dass sich ein Smartboard – bei richtiger Verwendung – nicht negativ auf den Er-
folg des Unterrichts auswirkt. Auch bei der Verwendung von Laptops oder Tablets muss es
nicht immer negative Auswirkungen haben, sondern es kommt immer auf die Verwendung
an. Der Unterricht kann meiner Meinung nach z. B. durch Learning-Apps am Computer er-
gänzt und aufgelockert werden. Bei diesen „Spielen“ sei es ob Quizes oder Kreuzworträtseln,
müssen die Schülerinnen und Schüler auch ihren Kopf einschalten und nachdenken. Weiters
denke ist, ist es sinnvoll Deutschtexte oder Bücher am PC zu schreiben, um schnell und ein-
fach Fehler ausbessern zu können, und um sich generell Zeit zu sparen. In welchem Beruf
schreibt man heutzutage noch Briefe, Rechnungen oder Verträge mit der Hand?? Da sehe ich
die Meinung von Manfred Spitzer als sehr veraltet an.

Warum etwas merken, wenn es Google gibt?

Zum Thema im Gehirn speichern oder auslagern in der Wolke schreibt Spitzer in seinem
Buch folgendes: Wer geistige Arbeit auf digitale Datenträger oder in die Wolke auslagert, hat
neben geringer Beanspruchung des Gehirns auch das Problem dass man sich keinen Kopf
mehr über Dinge macht, wenn sie irgendwo gespeichert sind und man daher Dinge leichter
vergisst. Im Gegenteil dazu bleibt eine unerledigte Aufgabe doppelt so gut im Gedächtnis
hängen, wie eine erledigte. Diesen Effekt nennt man Zeigarnik-Effekt oder Cliffhanger-Effekt
und ist bekannt bei Fernsehserien, die an der spannendsten Stelle aufhören, damit man
nächsten Tag wieder schauen muss. Genau wie die Lieblings-Fernsehserie verpasst man auch
unerledigte Handlungen nicht, weil man ständig daran denken muss. Konträr dazu gibt es
auch das sogenannte „willentliche Vergessen – directed forgetting“, das besagt, dass wenn
man weiß dass man etwas nach einer Prüfung nicht mehr braucht, merkt man sich das auch
tatsächlich nicht länger.

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Das lässt sich auch auf Google übertragen: Bevor man sich Fremdwörter einprägt und zum
eigenen Wortschatz hinzufügt, denkt man daran, dass es doch viel einfacher ist, diese Be-
griffe/Aussagen zu googeln. Mit der Möglichkeit alles im Netz wiederzufinden und zu goo-
geln, geht unser Expertenwissen langfristig verloren, dass aber von besonderer Bedeutung
wäre, um im Netz die Kontrolle zu haben und mit dem Überfluss an Informationen besser
umzugehen (vgl. Spitzer, 2012, S. 96-108f).

Soziale Netzwerke: Facebook statt face to face

Ich denke es ist nicht notwendig, die Mitgliederzahlen und die Popularität von sozialen Netz-
werken aufzuzeigen und zu wiederholen, denn wir wissen alle, dass Facebook, Twitter und
Co. boomen wie nie zuvor. Fakt ist, dass die Verwendung von Social Media auch viele Gefah-
ren mit sich bringt. So gehören Cybermobbing, Kinderpornografie, Privatsphäre Einstellun-
gen, Datenschutz etc. zu alltäglichen Themen. Weiters betont Spitzer in seinem Buch, dass
speziell bei Kindern und Jugendlichen die sozusagen mit Facebook aufwachsen und kaum
Gelegenheit haben, Sozialverhalten in der realen Welt zu entwickeln, schwerwiegende Fol-
gen entstehen können. „Junge Menschen wissen immer weniger, wo es langgeht, was sie
leisten können und was sie wollen. Sie haben einfach zu wenig Gelegenheit, dies durch reale
Projekte in der realen Welt im persönlichen Miteinander auszumachen.“ (Spitzer, 2012, S.
127-128). Im Gegenteil dazu muss man aber sagen: „Wer mit Anfang zwanzig schon viele
Freunde hat, der kann seine sozialen Kontakte auch mittels Online-Dienstleistern wie Face-
book weiterpflegen. Das wird seine sozialen Kontakte ebenso wenig stören wie die Verwen-
dung eines Computers zur Erledigung der studentischen Referate.“ (Spitzer, 2012, S. 126).
Ein soziales Netz kann man sich wie in der folgenden Grafik beschrieben als eine Schar von
konzentrischen Kreisen vorstellen. Der kleinste Kreis um die Person in der Mitte sind die bes-
ten Freunde auch genannt „support group“ sind im Durchschnitt eine Handvoll also ca. 5.
Der zweite Kreis zeigt die guten Freunde sympathy group bei denen uns z. B. der Tod sehr
nahe gehen würde. Im äußeren Kreis sehen wir die Bekannten, etwa 150, die wir beispiels-
weise kennen und beim Namen nennen können (vgl. Spitzer, 2012, S. 109-129).

Bekannte
Gute Freunde

Beste Freunde
Ich

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Baby-TV und Baby-Einstein-DVDs

Jeder kennt die Teletubbies aus ihrer/seiner Kindheit und verbindet die vier süßen Plüsch-
tiere mit positiven Erinnerungen. Hätten wir damals aber gewusst, dass das Sehen dieser
Sendung zu sprachlichen Defiziten führt, hätten wir uns wahrscheinlich gegen diese Sendung
entschieden.

Ob Baby-TV-Sender, Baby-Einstein-DVDs oder Baby-Roboter – internationale Konzerne
schaffen es immer wieder ganze Generationen an der Nase herumzuführen. Tatsache ist,
dass die Angebote weltweit angenommen werden und Babys ab neun Monaten, ohne es be-
einflussen zu können, vor dem Fernseher landen. Natürlich werben die Konzerne dieser
Baby-TV-Programme mit positiven Wirkungen und Lernfortschritte auf Seiten der Kinder, je-
doch zeigen viele Untersuchungen das genaue Gegenteil (vgl. Spitzer, 2012, S. 129-154).

„Bei Kindern ist der kritische Verstand noch nicht entwickelt. Daher sind sie den Effekten der
Werbung relativ schutzlos ausgeliefert.“ (Spitzer, 2012, S. 132) Ein erster Schritt wäre - wie in
Schweden, Großbritannien oder Südkorea bereits praktiziert wird – Werbungen, die Kinder
beeinflussen bis 21:00 Uhr zu verbieten. Aber nicht nur die Werbung beeinflusst die Kleinkin-
der. Sowohl das Sprachverhalten, das Essverhalten oder die sozialen Kompetenzen werden
durch den Einsatz von Baby-TV-Sendern, DVDs oder Robotern im Baby- bzw. Kleinkindalter
negativ beeinflusst. Während in den 70er Jahren das Einstiegsalter für regelmäßiges Fernse-
hen noch bei vier Jahren lag, so liegt es heute bei vier Monaten. Fakt ist aber, dass die Zeit,
die Kindern unter drei Jahren vor Bildschirmmedien verbringen, verlorene Zeit ist, denn
kleine Kinder sind nicht in der Lage Bild und Ton aus unterschiedlichen Quellen wahrzuneh-
men.

„In den USA sehen (…) nahezu alle Kin-
der im Alter von zwei Jahren regelmä-
ßig fern, und sie schauen sich auch
DVDs oder Videos an Der Konsum be-
trägt bei Babs unter einem Jahr etwa
eine Stunde, bei zweijährigen Kindern
mehr als eineinhalb Stunden am Tag.

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Langzeitstudien belegen, dass je mehr man in der Kindheit fernsieht, desto geringer ist die
Bildung der Kinder, wenn sie erwachsen sind. Ganz im Gegenteil dazu lässt sich ein klarer po-
sitiver Effekt auf die Sprachentwicklung davon ablesen, wenn Eltern täglich ihren Kindern et-
was vorlesen, Geschichten erzählen oder auch mit ihnen Musikhören. Sehr interessant in
diesem Zusammenhang ist auch, dass Kinder in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahrs
die Laute der Muttersprache lernen. „Damit dies geschieht, brauchen sie den entsprechen-
den Input, sie müssen die Sprache also hören. Und sie müssen den Sprecher auch sehen, da-
mit sie das Gehörte mit dem Gesehenen (Dem Mund, dem ganzen Gesicht mit den ausge-
drückten Emotionen, wahrscheinlich auch mit der Körpersprache insgesamt und sicherlich
auch im situativen Kontext) in Verbindung bringen können.“ (Spitzer, 2012, S. 142) Laut einer
Studie lässt sich demnach interpretieren, dass wenn man mit einem Kind z. B. das neun Mo-
nate alt ist, ein Monat lang jeden dritten Tag eine Geschichte auf Englisch vorliest und da-
nach mit dem Kind spielt, dann kann das Kind bereits mit einem Jahr ein Unterscheidungs-
vermögen von Sprachen entwickeln (vgl. Spitzer, 2012, S. 129-155).

Motorische Gedächtnisspuren

Aus aktuellem Anlass, nämlich dass Finnland ab 2016 die Schreibschrift abschaffen möchte,
werde ich vor allem auf den Teil des Kapitels eingehen, bei dem es um Schreiben, Tippen
und generell um motorische Aktivitäten geht. Vorweg ist noch zu sagen, dass Kinder deutlich
schneller lernen als Erwachsene. Das liegt daran, dass Kinder sich die Welt rasch aneignen
wollen und neue Strukturen im Gehirn entwickeln. Erwachsene hingegen, lernen anders. Sie
greifen auf vorhandene Strukturen zurück und verknüpfen und verändern diese anhand
neuen Inhalten, was wesentlich länger dauert. Nun zu unseren Gehirnfunktionen: „Ein Drittel
unseres Gehirns ist dafür zuständig, dass wir unseren Körper bewegen, d. h., dass wir in der
Welt handeln, also aktiv in sie eingreifen und sie nicht nur passiv zur Kenntnis nehmen.
Schon der Ausdruck Be-greifen zeigt die Bedeutung, der Hand beim Lernen auf.“ (Spitzer,
2012, S. 183-184) Daher ist es sehr wichtig, Kinder auch ab und zu mit Fingerspielen zu be-
schäftigen, wie z. B. Tiere oder Dinge mit der Hand nachzumachen. Ein Beispiel dafür ist auch
das Erklären einer Wendeltreppe … automatisch verwendet man dafür Gesten mit der Hand.
Aber auch fürs Zählen oder ertasten und begreifen sind die Finger sehr wichtig. Interessant
in diesem Zusammenhang ist, dass MRTs zeigen, dass durch Schreiben bzw. Formen eines
Buchstabens mit dem Stift motorische Gedächtnisspuren angelegt werden, wohingegen
Tippbewegungen in keiner Beziehung zur Buchstabenform stehen. Diese motorische Ge-
dächtnisspur, die beim Schreiben eines Buchstabens angelegt wird, ist beim Lesen von wich-
tiger Bedeutung. Ob und wie sich das Schreib- und Leseverhalten der Kinder in Finnland ver-
ändern wird, steht noch in den Sternen (vgl. Spitzer, 2012, S. 155-184).
Bevor ich meine eigene Meinung zum Buch erörtere, möchte ich den theoretischen Teil mit
einem Zitat beenden, dass uns zum Nachdenken anregen soll: „Nur noch Historiker und an-
dere Spezialisten werden in Zukunft Lesen und Schreiben lernen müssen.“ (Vilém Flusser,
1992)

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Eigene Stellungnahme

Manfred Spitzer vertritt in seinem Buch klar die Meinung: NEIN zu Digitalen Medien. Ich bin
auf der einen Seite sehr begeistert vom Buch, weil es anhand vieler Statistiken und For-
schungen aufzeigt, wie Digitalen Medien die Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen be-
einflussen. Ich finde es auch erschreckend, dass Baby-TV-Sender und Baby-Einstein-DVDs am
Markt revolutionieren, denn ich vertrete klar die Meinung, dass Kinder bzw. Babys im Alter
von nur wenigen Monaten nicht mit Hilfe eines Fernsehers „ruhiggestellt“ werden müssen.
Außerdem sollte es eigentlich logisch sein, dass ein vier Monate altes Baby andere Dinge wie
beispielsweise Nähe und Geborgenheit braucht, anstatt einer DVD, die versucht, bereits im
Babyalter das Kind zu bilden und zu belehren. Davon abgesehen finde ich auch die Fakten,
die Spitzer über das menschliche Gehirn aufzeigt wie z. B. den Hippocampus, die Synapsen,
die Demenz oder die Sprachentwicklung äußerst interessant und faszinierend. Besonders die
Sprachentwicklung bei Kindern in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahrs oder generell
die Verstärkung von Synapsen und Ortszellen finde ich sehr beeindruckend.

Andererseits kritisiere ich aber Spitzers extreme Abneigung zu Digitalen Medien im Generel-
len. Computer, Tablets oder Smartphones erleichtern in der Realität nun mal das Leben, da
muss man meiner Meinung nach nicht mit aller Gewalt versuchen, die durchaus gelungene
Erfindung schlecht zu reden. Natürlich stecken auch hinter Digitalen Medien Gefahren – wie
auch hinter falscher Ernährung, Alkohol oder Rauchen Risiken stecken. Aber nur weil unge-
sunde Ernährung dick und krank macht, gehen wir trotzdem gern zum MCi oder essen
Schnitzel mit Pommes. Was ich damit sagen will ist, Digitale Medien gehören nun mal zu un-
serer heutigen Zeit, genauso wie das Essen. Um expliziter auf die im Buch behandelten The-
men einzugehen möchte ich anführen, dass nicht alles Neue schlecht ist. Smartboards zum
Beispiel: Natürlich müssen die Lehrerinnen und Lehrer einen Kurs besuchen, um mit dem
neuen Gerät auch richtig umgehen zu können. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass
die Mehrheit der Lehrkräfte nicht weiß, wie ein Smartboard zu bedienen ist und welche tol-
len Möglichkeiten es bietet. Daher bin ich davon überzeugt, dass ein Crashkurs zur Bedie-
nung interaktiver Tafeln unbedingt notwendig ist, damit die Lehrkräfte wissen, welchen Vor-
teil ein Smartboard oder auch ein anderes Gerät dieser Art hat und all die tollen Funktionen
im Unterricht eingesetzt werden können. Meine Kritik gilt nicht nur der negativ besetzten
Einstellung zu Smartboards, sondern generell an alle modernen Medien wie PCs, Tablets o-
der Smartphones. Meiner Meinung nach machen z. B. Learningapps im Internet, die dazu
dienen, ein Stoffgebiet auf andere Art und Weise zu üben, durchaus Sinn. Die Schülerinnen
und Schüler lieben Abwechslung. Warum sollte es dann schlecht für ihr Wissen und ihre Bil-
dung sein, anstatt eines Übungsblattes oder eines Fragebogens, mal ein Quiz am PC oder
eine videobasierte Übung durchzuführen? Davon abgesehen, bin ich auch davon überzeugt,
dass man im Unterricht ständig am Puls der Zeit sein muss. Daher denke ich, sollten auch
Smartphones intensiver im Unterricht genutzt werden. Jeder hat Google am Handy bzw. ge-
nerell die Möglichkeit ins Internet einzusteigen. Warum sollte einer Schülerin bzw. einem
Schüler dann verboten werden, ihr bzw. sein Smartphone als kleine Hilfe bei Fremdwörtern
oder Vokabelübersetzungen für schwierige Texte zu verwenden? Bekanntlich heißt es doch
immer: „Vieles auf der Welt wäre völlig uninteressant, wenn es nicht verboten wäre.“ (Wil-
liam Faulkner) Auf das Thema Smartphone im Unterricht umgelegt interpretiere ich daraus,
dass die Schülerinnen und Schüler sowieso nachforschen und googeln, auch wenn es ihnen

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verboten wäre. Dann wäre es doch viel einfacher, den Schülerinnen und Schülern in gegebe-
nen Situation die Nutzung ihrer Smartphones zu erlauben, anstatt sie dazu zu verleiten, das
Handy heimlich unter der Schulbank als Hilfe zu verwenden.

Zum Abschluss möchte ich noch kurz auf die sozialen Netzwerke eingehen. Fast alle Schüle-
rinnen und Schüler sind Mitglied bei Facebook, Twitter oder Instagram. Natürlich ist die Ge-
fahr groß, dass sie dadurch den Überblick über reale und virtuelle Freundschaften verlieren
bzw. nicht mehr zwischen realer und virtueller Welt unterscheiden können. Um dem entge-
genzuwirken, bringt es aber nichts, wie Spitzer, alle negativen Punkte eines sozialen Netz-
werkes schlecht zu reden, denn die Kinder und Jugendlichen der Zukunft werden sich trotz
all den Gefahren und Risiken nicht von Seiten wie Facebook und Co. trennen. Daher denke
ich wäre es viel sinnvoller, Schülerinnen und Schüler über die Risiken und Gefahren die hin-
ter sozialen Netzwerken stecken aufzuklären und mit ihnen über eigene Erfahrungen und Er-
lebnisse zu sprechen. Daher denke ich, ist es wenig sinnvoll jungen Menschen ständig vorzu-
gaukeln, wie schlecht sich soziale Plattformen auf ihr Leben, ihre Kompetenzen, ihr Verhal-
ten auswirken werden. Viel zielführender wäre es, ihnen den richtigen Umgang zu lernen
und anhand Gruppenarbeiten, Gruppenspiele, Ausflügen etc. zu zeigen, worin der Unter-
schied zwischen realen und fiktiven Freunden und generell der realen und virtuellen Welt
liegt. Meine eigene Rezession möchte ich mit der Stellungnahme des Landesmedienzent-
rums Baden-Württemberg, zu Manfred Spitzers Thesen beenden:

„Digitale, interaktive Medien öffnen die Tore zur Welt, stärken die Menschen und erweitern
ihre Möglichkeiten der (Mit-)Gestaltung. Wir meinen: Wer ihre positiven Eigenschaften nutzt,
bereichert sein Leben in vielerlei Hinsicht, unter anderem sozial, kreativ und kommunikativ.

[...]

Wichtig ist allerdings, dass die Menschen sich die Medien zu Dienern und gekonnt genutzten
Werkzeugen machen und sich nicht von ihnen dominieren lassen. Dazu trägt Medienbildung

entscheidend bei.“

(LMZ Baden-Württemberg, 2012, Stellungnahme zu Manfred Spitzers Thesen)

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Literaturverzeichnis

Spitzer, M. (2012). DIGITALE DEMENZ. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. Mün-
chen: Droemer Verlag.

Flusser, V. (1992). Die Schrift. Hat Schreiben Zukunft? Berlin: European Photography Verlag.

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