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Verband Frau und Kultur, Heft 1-2023

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Published by silkem, 2023-02-06 15:13:28

Die Welt der Medien

Verband Frau und Kultur, Heft 1-2023

Keywords: Medie

1/2023 Die Welt der Medien


Editorial Inhalt Thema: Welt der Medien Editorial ............................................................... 2 Menschen und Medien ......................................... 3 Die Fotojournalistin Anja Niedringhaus .................. 4 Medien in und für die Demokratie.......................... 4 Der Blick junger Zeitungsschreiber ......................... 5 Frauenbilder / Nachdenkgedanken ........................ 6 Handschrift versus Tastatur und Sprachnachricht... 7 Weniger Brutalität – mehr Empathie .................... 8 Eine Sendung verpasst / 100 Jahre Radio in Deutschland ......................................................... 9 Hallo, hören Sie mich? Ein Streifzug durch das Telefonmuseum ..............................................10/11 Die Rolle der Bibliotheken im Internetzeitalter.......12 Hinter den Kulissen von Wikipedia ......................13 Internetnutzung für Gehörlose und Blinde.............14 Leben ohne Internet – geht´s noch? / Soziale Medien – Fluch und Segen ...................................15 Smartwatch / Künstliche Intelligenz...................... 16 Zoom, Phishing .................................................... 17 David Hockney – Malerei in der digitalen Welt .......18 Weitere Rubriken: Wissen Sie, wer ich bin? .......................................19 Für Sie gelesen.................................................... 20 Aktuelle Kunstausstellungen.................................21 Aus dem Verband: Bundestagung in Mannheim ........................ 22/23 Auflösung von drei Gruppen................................. 24 Literatur- und Kunstseminar 2023 ...................... .25 Gruppen berichten von ihren Veranstaltungen.. 26 Adressen der 1. Vorsitzenden / Impressum............31 Titelseite: Ein Schreibtisch in heutiger Zeit Foto: pexels-anna-shvets Von der Schriftrolle zur Smartwatch funk, Schallplatte und Fernsehen, die Geburtsstunde der Massenmedien. Der Siegeszug der neuen Medien erfolgte vor allem in digitaler Form und ermöglicht in der heutigen Zeit auch blinden und gehörlosen Menschen die Nutzung von Informationen. Soziale Netzwerke erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie das tragbare Lesegerät für elektronisch gespeicherte Buchinhalte. Unsere Welt wird zunehmend digitaler, das macht sich auch im Gesundheitswesen bemerkbar. Neben neuen Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten kann die Digitalisierung im Gesundheitswesen die Beteiligten miteinander vernetzen, um so die Gesundheit der Mernschen besser im Blick zu haben. Auch das Smarthome kann helfen, dass ältere Personen weiterhin ein eigenständiges Leben führen können. Eine Smartwatch kann ebenso in vielen Situationen hilfreich sein. Medien in visueller Form sind Bestandteile der Menschheitsgeschichte und dienten bereits als Schriftrollen der Ägypter der Übertragung von Informationen, ebenso wie die Gesetzestafeln von Hammurabi aus dem 18. Jh. v. Chr. Nach den handgefertigten Manuskripten aus dem Mittelalter, die nur dem Klerus und einem gelehrten Publikum zugänglich waren, war der Buchdruck ein revolutionärer Schritt zur Verbreitung von Informationen und ermöglichte seit dem 18. Jh. das periodisch erscheinende Medium „Zeitung“. Johann Christoph Gottsched und seine Frau Louise waren es dann 1725 in Leipzig, die die erste Frauenzeitschrift mit dem Titel “Die vernünftigen Tadlerinnen“ auf den Markt brachten. Der technische Fortschritt etablierte dann im ausgehenden 19. Jh. Medien auch in auditiver Form, z.B. Telefon, später Rund- Das Internet erweitert die herkömmlichen Hör-, Fernseh- sowie Spiel- und Lerngewohnheiten. Audio- und Mediatheken erlauben Ihnen Hör- und Fernsehsendungen zeitversetzt zu hören und zu sehen. Das macht sie von der Programmplanung der Sender nicht mehr so abhängig. Jedoch, ohne Internet bleibt uns der Zutritt zum öffentlichen Leben weitgehend verwehrt. Bei Banken ist der Überweisungsträger die Ausnahme und eine ausgedruckte Bahnfahrkarte hat wohl bald ausgedient. Ohne sein Smartphone ist man schnell aufgeschmissen. Darüber hinaus dient ein Smartphone als Taschenlampe, Fotoalbum, Kalender, Lexikon, Adressbuch, Nagivation auch für Fußgänger in einer fremden Stadt usw. Die Digitalisierung entwickelt sich weiter und wir sollten lernen, damit umzugehen. Inge Kellersmann


Thema 3 Menschen und Medien Das Jahr 2022 und der Krieg in der Ukraine rückten das Thema „Medien“ in den gesellschaftlichen Diskussionsprozess. Ideale des guten Journalismus und des werteorientierten Publizierens seien weitestgehend verschwunden. Wir befragten den Journalisten Giulio Galoppo (WDR) zu seiner Bilanz. Es ist unbestreitbar, dass die immer größere Rolle, die die Social Media in unserem täglichen Leben spielen, die Art und Weise, wie wir kommunizieren und Informationen bereitstellen, beeinflusst und verändert. Ich glaube, wir befinden uns in der komplexesten Phase, in der Phase des Übergangs, in der wir im Dunkeln tappen und nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum vorgehen. Die Information und der Journalismus zahlen derzeit oft den Preis dafür. Die Social Media zwingen zu einem höheren Tempo und einem stärkeren Wettbewerb, und dies oft auf Kosten der sprachlichen Qualität, der Überprüfung der Quellen sowie der Reichhaltigkeit und Vielfalt der Inhalte. Das ist das Risiko, nicht die Regel. Social Media bringen viele Vorteile mit sich. Sie ermöglichen zum Beispiel, ein extrem großes Publikum in Echtzeit zu erreichen. Sie sind zum ersten Glied in der Informationskette geworden, und man muss unbedingt lernen, sie richtig und produktiv zu nutzen, ohne dabei die Werte und Grundsätze einer guten Information, eines guten Journalismus aus den Augen zu verlieren. Dieser Wandel geht Hand in Hand mit dem Wandel der Formate, in denen heute der Journalismus zu Hause ist. Die Digitalisierung zeigt uns neue Wege auf, und wenn man neue Wege geht, fällt es immer schwer, sich von den bisher beschrittenen zu verabschieden. Veränderung und Loslösung können beängstigend sein, aber auch bereichernd. Im Jahr 2022 wurde die Radiosendung, an der ich nun schon seit mehr als zehn Jahren mitarbeite, in einen Podcast umgewandelt. Es handelt sich also nicht mehr um ein Format, das zu einer bestimmten Zeit auf einem bestimmten Funkkanal ausgestrahlt wird, sondern um ein digitales, ein „On-Demand“-Produkt, das nicht nur in Deutschland, sondern von überall auf der Welt und zu jeder Tages- und Nachtzeit abgerufen werden kann. Eine einschneidende Veränderung, der ich zunächst skeptisch gegenüberstand, die sich jedoch als anregend und positiv erwies und meine Kolleg:innen und mich vor neue Herausforderungen stellte. Die Digitalisierung, die Entwicklung der Medien und die Dominanz der Social Media zwingen uns zwar zu radikalen Veränderungen, aber es liegt an uns, die Qualität der Inhalte zu sichern und sie nicht dem Wandel zu überlassen, sondern ihn für einen guten, werteorientierten Journalismus, wie Sie sagen, zu nutzen. Beklagt werden vor allem die Grenzen und Risiken der Social Media und die angebliche Medienunmündigkeit vor allem der jungen Generation. Wie sehen Sie das? Zu Recht werden die Grenzen und Risiken beklagt. Das ist eine Tatsache. Wie aber bereits angedeutet, halte ich es für sehr wichtig, aufgeschlossen und unvoreingenommen zu bleiben, einen offenen Geist zu bewahren. Die Welt verändert sich und das lässt sich nicht aufhalten. Es ist unsere Verantwortung, diese Grenzen und Risiken zu erkennen und zu reduzieren, diese neuen Instrumente meistern zu lernen und zwar zum Vorteil einer korrekten und tiefgründigen Information, eines Journalismus, der hohe inhaltliche Qualität, Transparenz und Tiefe garantiert und den ethischen Grundsätzen des Berufsstandes treu bleibt. Die jüngeren Generationen sind viel vertrauter mit den Medien, dem Internet und den Social Media als diejenigen, die wie ich zwischen den 1960er und Mitte der 1980er Jahre geboren wurden. Die sogenannte Generation Z und noch mehr die Generation Alpha (geb. zwischen 1995 und heute) kennen weder eine Welt ohne Internet und Social Media noch eine klare Unterscheidung zwischen virtuell und real. Für sie ist die Gefahr, insbesondere von den Social Media überfordert zu werden, immens. Es liegt an uns, diese digitalen Medien in eine Chance für Bildung, Ausbildung sowie Information und Journalismus zu verwandeln und sie für eine gute Entwicklung zukünftiger Generationen und Gesellschaften zu nutzen. Sie sind diejenigen, die sie meiner Meinung nach dann besser zu nutzen wissen werden als wir. Wir sind von den digitalen Medien quasi überwältigt worden. Wie können wir uns in digitalen Zeiten zu medienmündigen Menschen entwickeln? Meines Erachtens haben wir noch einen sehr langen Weg vor uns, den wir aber gehen müssen. Ich glaube, das erste ist, wie bereits erwähnt, dieser neuen Dimension mit einem offenen Geist zu begegnen und uns ihr unvoreingenommen zu nähern, um sie gut kennenzulernen. Das Internet, die Social Media und die neuen Formate der Medien bieten enorme Chancen. Wir müssen diese erkennen und uns zu eigen machen und sie zum Nutzen und im Dienste des Qualitätsjournalismus einsetzen. Denn das ist möglich. Ich denke, es ist wichtig, den Wandel zu akzeptieren und zu verstehen, dass dies nicht automatisch das Ende von guter Information, von gutem Journalismus bedeutet. Meiner Meinung nach ist dies die Voraussetzung dafür, dass wir die vor uns liegende Herausforderung meistern können. Die Fragen stellte Gabriela Weber-Schipke


4 Thema Die ersten Fotos veröffentlichte sie in der Schülerzeitung und in der Neuen Westfälischen, absolvierte ein Jahr bei der Kindernothilfe in Indien, studierte Germanistik, Philosophie und Journalismus in Göttingen, verkaufte ihre Fotos an das Göttinger Tageblatt und dpa. Ihre Fotos vom Berliner Mauerfall führten dazu, dass sie 1990 als erste Frau eine Anstellung bei der European Press Photo Agency EPA bekam. Sie ist 26 Jahre alt, als der Krieg in Jugoslawien ausbricht. Ihr Chef bei der Agentur ist nicht begeistert, dass seine junge Kollegin unbedingt als Fotografin in diesen Krieg will. Aber sie lässt nicht locker und besteigt bald darauf eine Maschine der UNO. Sie ist voller Idealismus und Optimismus: Sie will in Sarajewo das Foto schießen, das den Krieg beenden wird. Eines Tages läuft ein kleines Mädchen mit einem Schlitten an ihr vorbei. Anja Niedringhaus wundert sich noch, dass das weiterhin möglich sein soll. Minuten später liegt das Kind tot auf dem Boden, seine Mutter beugt sich darüber. Konnte sie das Foto schießen, das den Krieg beenden wird? Später sei ihr dieser naive Glaube verloren gegangen, sagte die Fotografin in einem Fernsehinterview. Nach Sarajewo geht sie in den Kosovo, fotografiert die flüchtenden Menschen, die Vertreibung, und kümmert sich um ein einjähriges Mädchen, das allein zurückbleibt, sorgt dafür, dass das Kind eine Familie findet. Anja Niedringhaus stand immer auf der Seite der Opfer, die das wahre Gesicht des Krieges zeigen. Nicht das Spektakuläre der Kampfhandlungen und Explosionen wollte sie dokumentieren, sondern den Alltag der Menschen unter Bedingungen, die Alltägliches absurd erscheinen lassen. Ein Junge auf dem Kettenkarussell, der eine Spielzeug-MP durch die Luft schwingt, Männer, die Totenwache am Straßenrand halten, Frauen, die ihre Kinder aus brennenden Dörfern tragen. Einfühlungsvermögen und Respekt für die Leidtragenden der Konflikte kennzeichnen ihre Bilder, die nicht nur das Verstörende zeigen, sondern auch poetische Impressionen aus einen für europäische Augen fremdartigen Welt. Im Jahr 2002 wechselt sie zur US-Nachrichtenagentur AP und berichtet aus dem Gazastreifen, aus Israel, Kuwait und der Türkei, aus Libyen, Pakistan und Afghanistan. Aber Kriegsfotografin wollte sie nicht genannt werden. „Ich fotografiere, was in der Welt passiert“, betonte sie. Was sie antrieb, war der Impuls, die Wahrheit zu verbreiten. Sie verstand sich als Zeitzeugin: „Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt.“ Am 4. April 2014 wurde Anja Niedringhaus bei der Berichterstattung über die Präsidentschaftswahlen in Afghanistan von einem jungen afghanischen Polizisten erschossen. Anja Niedringhaus wurde für ihre Arbeit mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet. Stellvertretend für alle sei hier der Pulitzerpreis genannt, der „Oscar der Journalisten“, den sie 2005 – als erste deutsche Frau – gemeinsam mit neun AP-Kollegen für ihre Berichterstattung aus dem Irak erhielt. Ines Pieper Fotojournalistin und Zeitzeugin Anja Niedringhaus Medien in und für die Demokratie Wie wichtig sind Medien für das Funktionieren einer Demokratie in der heutigen komplexen Welt? Zu diesem Thema äußert sich der Politologe Roland A. Kohn, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages: Eine rechtsstaatlich verfasste, freiheitliche Demokratie bedarf stabiler Institutionen und weithin akzeptierter Regeln des Zusammenlebens. Grundlegend für ihr Funktionieren: Der gesellschaftliche Diskurs bedarf der Rationalität, der Faktenbasiertheit und der Toleranz gegenüber der Meinung anderer.Da wir nicht mehr in kleinteiligen Gemeinschaften leben, ist solcher Diskurs überwiegend medial. Spätestens seit dem berühmten TV-Duell 1960 zwischen den Präsidentschaftskandidaten John F. Kennedy und Richard M. Nixon ist offensichtlich, wie wirkmächtig medial vermittelte Bilder sind. Seither hat sich die Struktur der Medien dramatisch verändert, ihre Bedeutung und ihr Einfluss sind noch gewachsen.Wortaffine Medien haben weiter an Wirkmacht verloren, die Digitalisierung hat einen gewaltigen Schub an Informations-Überflutung produziert; der Marktplatz als öffentlicher Raum der Meinungsbildung wurde in der digitalen Welt privatisiert; man kann sich der Auseinandersetzung mit der realen, sprich: analogen Welt entziehen; sich in der eigenen InternetBlase mit seinen präferierten „Social Media Content Creators“ einrichten; mit Künstlicher Intelligenz Bilder und Texte manipulieren. In dieser Welt kann der russische Medienapparat in die westlichen Gesellschaften hinein die Botschaft verbreiten und partiell Glauben finden, Russland verteidige sich mit seinem verbrecherischen Angriffskrieg in der Ukraine nur gegen westliche Attacken.Kein Wunder: Manche behaupten noch auf dem Krankenbett, Corona gäbe es gar nicht, andere fühlen sich als Bürger eines untergegangenen „Reichs“, wieder andere glauben sich ermächtigt, ihre absolut gesetzte Wahrheit mit undemokratischen Mitteln durchzusetzen. Und jetzt haben wir noch gar nicht gesprochen von der Nutzung digitaler Möglichkeiten zur totalen Überwachung und Kontrolle von Menschen, Möglichkeiten, nach denen Autokraten und Tyrannen aller Zeiten und Zonen gegiert hätten. Hier ist


5 Thema nicht Raum zur Entfaltung einer Medientheorie in der und für die Demokratie. Aber einige Ansatzpunkte im medialen und im demokratietheoretischen Regelkreis seien genannt. Ausgangspunkt bleibt naturgemäß die Mediennutzung. Die Generationen unterscheiden sich erheblich in der Art der Mediennutzung: Je jünger, desto intensiver der Gebrauch digitaler Formen der Kommunikation zu Lasten von Medien mit Torwächterfunktion. Die Erziehung zum kritischen Gebrauch von Medien, aller Medien, ist fundamental. Dass in unserem „medialen AllzeitJetzt“ (so der Kommunikationsprofi Kurt E. Becker) Informationen ohne Einordnung und Hintergrund im besten Fall nur Informationsmüll sind, im schlechtesten Fall Instrumente der Manipulation, muss durch Bildung – nicht nur durch politische Bildung – gelernt werden. Regeln für unser Zusammenleben gelten auch in der medialen Welt und müssen dort ebenso durchgesetzt werden. Die rechtsstaatliche Kontrolle darf jedoch nicht zur Beherrschung der Medien führen; die Missbrauchsgefahr durch Herrschende wäre viel zu groß – wegen damit verbundener Machtkonzentration wohl noch größer als der Machtmissbrauch durch „Medienmogule“. Demokratische Regierungssysteme, die auf Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Haltungen setzen, müssen getragen werden von einer Mehrheit. Umfragen aus jüngster Zeit deuten darauf hin, dass dies nicht mehr selbstverständlich ist. Deshalb gilt es, die Chancen digitaler Medien für Transparenz und Partizipation und für Kultur als Raum menschlicher Möglichkeiten zu nutzen. Demokratie muss sich als lernendes System bewähren. Der Blick junger Zeitungsschreiber auf die Welt Mehrmals im Jahr veröffentlicht auch die Badische Zeitung (BZ) eine umfangreiche Beilage, die im Rahmen des Medienkonzepts Zeitung in der Schule (Zisch) entsteht. Diese Beilage ist schon optisch ein Blickfang: kurzweilige Artikel mit prägnanten Überschriften zu unterschiedlichsten auch heiklen Themen, Interviews mit unbekannten und regional bekannten Personen, die mit originellen Fragen zu ihren Berufen oder ihren gemeinnützigen Aktivitäten vorgestellt werden und themennahe Fotos ziehen mein Interesse jedes Mal an. Artikel über depressive Erkrankungen, Hilfen für junge Obdachlose in Freiburg und das Gespräch einer Schülerin mit dem Insassen einer Justizvollzugsanstalt zeugen von engagierter RechercheArbeit. 2004 entwickelte die BZ das Zeitungs-Projekt Zisch, zunächst für vierte Klassen, um die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken und sie an das Zeitunglesen heranzuführen. Während sich die 4. Schulklassen für ein Zisch-Projekt bewerben können, ist das Projekt Zischup für die 8. und 9. Klassen interessant. Zur Vorbereitung veranstaltet die BZ einen Seminartag für die Lehrkräfte mit Vorträgen von Redakteurinnen und Redakteuren der BZ und fachkundigen Dozenten. Die Besichtigung des BZ-Zeitungsmuseums und der BZ-Druckerei vermittelt den Schülerinnen und Schülern die Entwicklung von den Anfängen bis zur modernen drucktechnischen Fertigung der BZ. Am achtwöchigen Zischup-Herbst-Projekt 2022 haben sich 71 achte und neunte Klassen aus Südbaden beteiligt. BZ-Redakteurinnen und Redakteure verschiedener Fach-Ressorts stellten sich den Klassen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Häufigste Frage der Schüler ist die nach den Quellen der Informationen. Die teilnehmenden Klassen erhalten die BZ acht Wochen lang kostenlos zur täglichen Lektüre. Das eröffnet eine Themenfülle, zu der die Schüler eigene Gedanken äußern und Erkundungen anstellen können. Das Thema Klima- und Umweltschutz ist ein übergeordnetes weltpolitisches Thema. Dennoch kann jeder durch weniger Heizen, Licht ausmachen und beim Einkaufen etwas dazu beitragen, wie zwei Schülerinnen des Freiburger Rotteck-Gymnasiums unterstreichen, die andere Jugendliche zu ihren Energiespar-Möglichkeiten befragt haben. Im Laufe ihrer Arbeit entdecken die Jugendlichen, dass sie Gesprächspartner zu relevanten Themen unter ihren Altersgenossen und in ihrer eigenen Familie und Verwandtschaft finden. Für einen ZischupArtikel ließ sich ein Achtklässler von seinem Vater, einem Friedhofs-Handwerker, die Besonderheiten seines Berufs bei einem Bestatter erläutern. Bei Diskussionen in den Klassen kommen auch Fragestellungen aus dem eigenen Leben zur Sprache, wie Überlegungen bei der Wahl der weiterführenden Schule, die Möglichkeiten eines Auslands-Schuljahres, eine Klassenfahrt ohne Smartphone oder der Weg in eine Ausbildung. Am Zisch-und Zischup-Projekt beteiligen sich auch Kooperationspartner wie der SC Freiburg, der die Schüler an einem Erlebnistag hinter die Kulissen des neuen Freiburger Stadions geführt hat. Beim Aktionstag im Freiburger Augustiner-Museum erkundeten die Schüler die aktuelle Ausstellung „Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!“ und erfuhren u.a., wie verbreitet kolonial beeinflusste Denkbilder und Redensarten immer noch sind. Die Ausstellung regte die Schüler an, sich intensiv mit den südbadischen Bezügen der Kolonialgeschichte zu befassen.


6 Thema Vorweihnachtszeit 2022. Zugfahrt Mannheim-Köln im vollbesetzten ICE. Dieses Jahr mal wieder an Freunde und Bekannte traditionelle Weihnachtspost verschicken und die Zugfahrt zum Schreiben nutzen. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche. Ich sehe gerade, dass Sie so schöne Weihnachtskarten gestalten. Das habe ich auch immer gerne gemacht, aber mit meinen 84 Jahren ist das sehr mühselig.“ Mir gegenüber sitzt eine ältere Dame, lächelt mich freundlich an und hält ein Smartphone in ihrer Hand. „Ich fahre zu meiner Enkelin nach Köln, habe aber in Mannheim den Anschlusszug verpasst und informiere Clara jetzt über WhatsApp, wann ich in Köln ankomme.“ Wir kommen ins Gespräch, reden über Hieroglyphen, Buchdruck und die Elektrifizierung der Medien im 19.Jahrhundert. Vor allem das erste Fernsehgerät, das 1954 in die Familie einzog, faszinierte die ältere Dame und eröffnete ihr als junges Mädchen z.B. mit der Serie „Familie Schölermann“ eine neue Welt trotz Beibehaltung traditioneller Familienstrukturen, vergleichbar mit der Anziehungskraft, die Serien heutzutage bei der jungen Generation verzeichnen. Sie wurde auch eine begeisterte Leserin des Printmediums „Frauenzeitschrift“, ein Markt, der in den Jahren 1953-1963 um 189 % angestiegen ist. „Wissen Sie, das gehörte für uns Frauen in der Nachkriegszeit auch zum Wirtschaftswunder, wenngleich das vermittelte Frauenbild, das sich ja auch in der Werbung widerspiegelte, sehr traditionell war.“ Als Angestellte in einer Stadtbibliothek erlebte sie Ende der 70er Jahre, wie sich die feministische Bewegung in Form des politisch-emanzipatorischen Magazins „EMMA“ und in der Frauenliteratur spiegelte. Weithin unbekannt dürfte sein, dass es seit 1956 in der DDR eine Frauenzeitschrift mit dem Titel „Sibylle. Zeitschrift für Mode und Kultur“ gab. Als „VOGUE des Ostens“ präsentierte sie ihren Leserinnen neben redaktionellen Beiträgen zu Kunst, Literatur, Reise und Theater u.a. die so begehrten Schnittmusterbögen und prägte die internationale Modefotografie durch ungewöhnliche Locations und eine fotografische Ästhetik. Noch eine halbe Stunde bis Köln Hauptbahnhof. Das Gesicht der älteren Dame wird ernst: „Ach, irgendwie machen diese modernen Medien mir auch ein bisschen Angst, wenn ich sehe, dass die jungen Menschen immer ihr Smartphone in der Hand haben, laufend Bilder von sich veröffentlichen, vieles von ihrem Privatleben preisgeben…“.. „In wenigen Minuten erreichen wir Köln Hauptbahnhof!“ Leider beendet diese Durchsage jetzt unser Gespräch, wir verabschieden uns herzlich voneinander. Die Weihnachtspost muss noch warten. Gabriela Weber-Schipke Frauenbilder Nachdenkgedanken Den Boden für neues Denken, Innovationen und Ziele zu bereiten, ist auch Aufgabe der Medien. Rita Süssmuth, Politikerin 24 Stunden Fernseher, Radio, Internet, Zeitungen... Es ist zu vieles, was heute tagtäglich auf uns herab prasselt. Wo bleiben die Zeit und die Muße, in uns zu gehen, um herauszufinden, wer wir sind und was wir wollen? Stefan Wittlin Die Leute sind längst nicht so blöd, wie manche Fernsehfritzen glauben. Hans-Joachim Kulenkampff Jede Woche mutet uns das Fernsehen bis zu 4000 Leichen zu ... So was verengt das Weltbild. Und dann wird's gefährlich. Angela Merkel, Politikerin Die Intensität, mit der wir bedrängt werden, auf den „Gefällt mir“-Button eines sozialen Netzwerks zu klicken, grenzt inzwischen an Nötigung. Achim Reichert, Physiker Der gesellschaftliche Werteverfall steht im engen Zusammenhang mit dem Fernsehen. Elisabeth Noelle-Neumann Medienkompetenz sollte immer auch die Fähigkeit zur gelegentlichen Medienabstinenz enthalten. Helmut Glaßl Wer über die Medien von der vierten Gewalt im Staat spricht, irrt. Die Medien sind heute Kläger, Richter und Henker in einem. Heinz Kerp, Journalist Man überschätzt den Gehalt von Medien und unterschätzt deren Wirkung. Andrea Mira Meneghin Durch die Zisch- und Zischup-Projekte wird Kindern und Jugendlichen, die oft zu Recht befürchten, dass sie nicht ausreichend berücksichtigt und gehört werden, ein regelmäßiges Forum für journalistisches Schreiben über ihre Belange gegeben. Das Interesse am Zeitungs-Projekt ist so groß, dass schon Mitte Dezember 2022 alle Plätze für die drei FrühjahrsProjekte 2023 belegt waren. Damit leistet die BZ einen Beitrag zur Medienkompetenz von Jugendlichen und schafft ein Bewusstsein dafür, dass Journalismus für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar ist. Renate Zimmer Sibylles Extraschnitte Foto: DDR-Museum


Thema 7 Handschrift versus Tastatur und Sprachnachricht Je mehr digitale Kommunikationsmittel unseren Alltag erleichtern, bequemer und schneller machen, umso mehr gerät handschriftliches Notieren und Schreiben in Verruf, ein längst überkommenes Relikt aus grauer Vorzeit zu sein. Wer Kalendereinträge, Einkaufszettel, Einladungen, Grußkarten oder gar Briefe noch mit der Hand schreibt, erntet nicht selten Erstaunen, Belustigung, mitunter Spott. Andererseits beklagen Lehrkräfte aller Schulformen längst, dass Schreiben mit der Hand vielen Schulkindern ernsthafte Probleme bereitet und die Bedeutung dieser Fertigkeit zunehmend in Frage gestellt wird. Gedächtnistraining Eine verständliche Sorge. Denn selbst im Zeitalter von Tablet, Smartphone und Kommunikation per Sprachnachricht behält das handschriftliche Ver- oder Erfassen von Texten jeglicher Art seine Bedeutung – vor allem für die Lern- und Gedächtnisleistung sowie für Konzentration und Kreativität des Menschen jeden Alters. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die fließende, leicht schwingende Bewegung beim handschriftlichen Schreiben zwölf Hirnareale aktiviert. Der handschriftliche Schreibvorgang ist also ein ausgesprochen komplexer kognitiver Vorgang, der das Geschriebene nachhaltig im Gedächtnis verankert, wodurch sich das Geschriebene später leichter aktivieren und erinnern lässt. Beim Antippen der Tastatur auf Tablet oder Smartphone ist die Bewegung dagegen simpel, monoton und ohne jeglichen Bezug zum geschriebenen Buchstaben. Jede Taste, jedes Tippen ist gleich, ganz egal, welchen Buchstaben man schreibt. Deshalb vergisst man getippte Informationen schneller als handgeschriebene. Nur gesprochene erst recht. Einzigartig Ganz egal, nach welcher Methode wir in der Schule Schreiben lernen, prägt sich unsere individuelle Handschrift erst als Erwachsene aus. Ob groß oder gedrängt, zackig oder schwungvoll, gedehnt, nach rechts oder nach links gebeugt, ob Sonntagsausgehschrift oder Sauklaue - unsere Handschrift ist jetzt individuell und einzigartig – wie der Fingerabdruck. Deshalb ist für wichtige Urkunden und Dokumente wie z. B. Heiratsurkunde, Verträge, Vollmachten nach wie vor die handschriftliche Unterschrift erforderlich. Diese Unverwechselbarkeit der individuellen Handschrift ist es auch, warum in Gerichtsverfahren im Zweifelsfall gutachterliche Schriftanalysen herangezogen werden, um die Echtheit einer Unterschrift zu überprüfen. Ob die Handschrift Stimmungen, Gefühle und Persönlichkeitsmerkmale der schreibenden Person abbildet? Darüber streiten sich die Gelehrten. Gleichwohl werden z. B. bei der Neubesetzung wichtiger beruflicher Positionen mitunter Graphologen herangezogen, um die Persönlichkeit eines Menschen anhand der Schrift besser einschätzen zu können. Bedeutende Kulturtechnik Nicht zuletzt ist die Handschrift eine bedeutende, uralte Kulturtechnik, entstanden vor mehr als 4000 Jahren. Um das Zusammenleben organisieren zu können, brauchten die Urvölker irgendwann ein für alle verständliches, wiedererkennbares und beständiges Zeichensystem. Zunächst waren es noch einfache Bildzeichen, aus denen sich in allen Teilen der Welt allmählich verschiedene Schriftsysteme mit standardisierten Buchstaben entwickelten. Einen prachtvollen Höhepunkt erlebte die Fertigkeit des Schreibens zweifellos im Mittelalter, als Mönche und Nonnen in den Scriptorien der Klöster wunderschöne, ebenso aufwendig wie meisterhaft gestaltete und illustrierte Liederhandschriften und Stundenbücher schufen. Gutenbergs bahnbrechende Erfindung des Buchdrucks läutete dann 1450 in Europa eine ganz neue Ära des Schreibens ein. Und heute? – Allen Unkenrufen zum Trotz wird Handschriftliches wohl nicht gänzlich verschwinden. Im Gegenteil. Bereits 1977 regten Geschäftsleute eine Renaissance der Schreibkultur an und erklärten den 23. Januar zum Tag der Handschrift. Und tatsächlich zeigt sich ein wachsendes Interesse an Kursen und Anleitungen zur Verbesserung, Verschönerung oder gar kunstvollen Perfektion der eigenen Handschrift. Sigrid Lindnder Ein Blatt aus der Goldenen Bulle von einem Meister der Wenzelswerkstatt Foto:Wikimedia


8 Thema Weniger Brutalität – mehr Empathie Mit Gewalt sorgsamer umgehen! - Pressemitteilung des Bayerischen Landesfrauenrats tionen sowie (Drehbuch-) Autor:innen und Filmemacher:innen und Filmhochschulen zu kritischer Auseinandersetzung mit der Darstellung von geschlechtsspezifischer Gewalt auf. Konkret bedeutet das: 1. in Sendungen • die Perspektive von Betroffenen zu zeigen; • Möglichkeiten einzubinden, wie und wo Betroffene Hilfe bekommen können; • Vorabwarnung über den Inhalt einzublenden. 2. über Hilfsangebote für Betroffene nach der Sendung zu informieren; 3. bei Krimi- und Dokumentationsproduktionen mit Anti-Gewalt- und Opfer-Organisationen zusammenzuarbeiten; 4.Gefahren und Wirkung von Gewaltdarstellungen in der Ausbildung an Filmhochschulen und in den Medienanstalten aufzuzeigen. Vom Bayerischen Rundfunk, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien sowie von Politikerinnen und Politikern fordert der Bayerische Landesfrauenrat: 1. Weitere Forschungsstudien in Auftrag zu geben und zu finanzieren.Dazu gehören verschiedene Medienanalysen und Medienrezeptionsforschungen, die die Nutzungserfahrungen und Lesarten geschlechtsspezifischer Gewalt von Zuschauenden erfassen. Besonders wichtig ist es, die Nutzungserfahrungen und Lesarten von Menschen mit Gewalterfahrungen und deren Sichtweisen in den Blick zu nehmen. 2. Mit Fort- und Weiterbildungen für diese Problematik zu sensibilisieren. 3. Weitere Maßnahmen wie z. B. die Einrichtungen von Prüfstellen innerhalb der Sendeanstalten vorzuschreiben. 4. Den Tätigkeitsbereich der Jugendmedienschutzbeauftragten auf subtile, geschlechts-spezifische Gewaltdarstellungen zu erweitern. Bayerischer Landesfrauenrat Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Der Bayerische Landesfrauenrat machte im letzten Jahr besonders auf den Zusammenhang zwischen medialer und erlebter Gewalt aufmerksam und richtete den Blick auf geschlechtsspezifische Gewalt im deutschen Fernsehen. In zahlreichen Berichten und Spielfilmen wird zum Teil schwere Gewalt gegenüber Frauen und Kindern gezeigt, jedoch überwiegend aus der Täterperspektive. Die Perspektive der Opfer kommt äußerst selten vor. Noch seltener erhalten die Betroffenen die Möglichkeit zu erzählen, was passiert ist und wie sie die Gewalttat und die Zeit danach erlebt haben. Angebote, wie Betroffene Hilfe bekommen können, werden so gut wie gar nicht vorgestellt, wenn es im Fernsehen gewalttätig wird. Dies ist das Ergebnis einer Studie („Geschlechterspezifische Gewalt im Deutschen TV“), die im Fernsehjahr 2020 unter Leitung von Prof. Dr. Christine Linke an der Hochschule Wismar durchgeführt wurde. Das Forschungsteam untersuchte dafür 450 Stunden Sendematerial aus der Hauptsendezeit zwischen 18 und 22 Uhr. Von den darin erfassten 545 Sendungen enthielten 183 Sendungen insgesamt 290 Szenen mit geschlechtsspezifischer Gewalt. Prof. Dr. Linke weist auch darauf hin, dass es in der Realität mehr Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt gibt als dies im deutschen Fernsehen dargestellt wird. Dort nimmt Gewalt durch Unbekannte den größten Raum ein, gefolgt von Beziehungstaten und Gewalt in der Familie. Tatsächlich ist geschlechtsspezifische Gewalt ein gesellschaftliches Thema und nicht eine Frage von Einzeltätern. Medien prägen die Wahrnehmung der Realität. Wenn Gewalt gegen Frauen verzerrt gezeigt wird, ist die Darstellung im Fernsehen ein Teil des Problems. Nach wie vor wird die Wirkung von Gewaltdarstellungen im deutschen Fernsehen kaum erforscht. Es fehlen aktuelle Analysen zu unterschwelligen Botschaften von Darstellungen und Erzählungen geschlechtsspezifischer Gewalt in Familien- und Kinderprogrammen. Oft ist diese Form der Gewalt vorhanden, wird aber in Kindersendungen sowohl von den dargestellten Betroffenen als auch vom Publikum nicht als solche erkannt. Insgesamt greift der Jugendmedienschutz zu wenig. Es geht nicht darum, z. B. Fernsehkrimis grundsätzlich zu verbieten, sondern sie anders zu erzählen. Gute Geschichten benötigen nicht immer härtere und brutalere Gewaltdarstellungen. Wenn Schmerz und Ängste der Betroffenen gezeigt werden und der Fokus nicht ausschließlich auf die Gewalttat und die Täter gelegt wird, können sehr spannende Filme entstehen. Der Bayerische Landesfrauenrat fordert deshalb alle Medienschaffenden insbesondere in Programmdirektionen und RedakSzene aus "Ein starkes Team" Foto: Goldene Kamera


9 Thema 100 Jahre Radio in Deutschland Ein schöner Spielfilm oder eine Reportage – verpasste Sendungen kann man in den Mediatheken der einzelnen TV-Sender noch einmal anschauen. Eine Mediathek ist ein Online-Portal, in dem Fernsehsender einzelne Programminhalte als Livestream oder Video zur Verfügung stellen. Die Inhalte einer Mediathek können Nutzer bei bestehender Internetverbindung über den Internetbrowser auf dem PC oder über Apps auf einem mobilen Endgerät abrufen. Die öffentlich-rechtlichen Sender bieten alle eine eigene Mediathek an. Die ARD-Mediathek vereint TV- und Radio-Sendungen der Landesanstalten und liefert tagesaktuelle Dossiers sowie die Sendungen aus den vergangenen Tagen.Die einzelnen Landesprogramme, wie der WDR, haben eigene Mediatheken. Alle Sendungen findet man auch in der ARD-Mediathek. Hörerbeteiligung. Auch Bildung und Unterhaltung spielten wieder eine Rolle, dazu kam Aufklärungsarbeit über den Nationalsozialismus. Vom Nürnberger Prozess wurde mehrmals am Tag berichtet. Auch Kultur war wichtig, denn die Deutschen hatten viel aufzuholen: Von der internationalen Entwicklung in Musik und Literatur waren sie lange abgeschnitten gewesen, viele große Künstler waren ins Exil gegangen. Jetzt konnte man sie wieder dank Hörspielen und Lesungen im Radio erleben. 1949 wurden die Sender in deutsche Hände gegeben. 1950 schlossen sich die Anstalten zur ARD zusammen, der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands. Bis Mitte der 1950er Jahre sendete man in Europa vor allem auf Mittelwelle. Die Mittelwelle hatte sehr große Reichweiten, mit ihr ließen sich nationale Programme ausstrahlen. Die ersten UKWSender Mitte der 1950er Jahre hatten zunächst nur wenige Hörer, denn für den Empfang waren teure Radiogeräte nötig. Doch im Wirtschaftswunderland Deutschland konnten sich schnell immer mehr Menschen diese Radios leisten. Bis in die 1970er Jahre schalteten die Hörer das Radio ganz „Hier ist Berlin, Voxhaus.“ Am 29. Oktober 1923 ging die allererste Sendung des "Unterhaltungsrundfunks" vom Berliner VoxHaus in den Äther. Auch hundert Jahre später ist das Radio fester Bestandteil unserer Medienwelt und hat seine Wandlungsfähigkeit und Relevanz vielfach unter Beweis gestellt. Es gibt auch sehr dunkle und erschreckende Kapitel in der Geschichte des Hörfunks, vor allem in den Zeiten des Dritten Reiches. Seit ihrer Machtübernahme 1933 kontrollierten die Nationalsozialisten den Rundfunk. Dazu machten die Nationalsozialisten, allen voran Propagandaminister Joseph Goebbels, zunächst das Radio zum Massenmedium und ließen ein billiges Gerät produzieren: den Volksempfänger, im Volksmund auch „Goebbelsschnauze“ genannt. Zwar war es möglich, mit einem Volksempfänger ausländische Sender zu empfangen, allerdings war das Hören von so genannten „Feindsendern“, insbesondere der britischen BBC, streng untersagt. Auf die Weitergabe der Feindsender-Informationen stand die Todesstrafe. Gerade in der Anfangszeit wurde diese zur Abschreckung tatsächlich auch verhängt und vollstreckt. Im Mai 1945 entzogen die Alliierten den Deutschen die Kontrolle über den Rundfunk. Nach dem Willen der drei westlichen Siegermächte durfte das Radio in Deutschland nie mehr zentrales Instrument der Informationsvermittlung werden. Eine staatsferne, öffentlich kontrollierte Rundfunkordnung sollte errichtet werden.Man entschied sich für das System der BBC: gebührenfinanziert, dezentral organisiert und durch Gremien kontrolliert. Das Radio spielte auch eine sehr große Rolle bei der Aufarbeitung der NS-Herrschaft und der Demokratisierung. Eingeführt wurden zum Beispiel Diskussionen und Sendungen mit Eine Sendung verpasst? Dort findet man auch die Dritten Programme – und zudem Kika, funk, Arte, ARD-Alpha etc. Auch das ZDF bietet eine Mediathek an. Hier kann man ebenfalls direkt in den Live-Stream der ZDF-Kanäle schalten. In der ZDF-Mediathek kann man ebenfalls Kanäle aufrufen, die zum ZDF gehören und z.B. ZDF Neo. Auch die kommerziellen Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Video bieten Ihre Inhalte in Mediatheken an. In der ARD-Mediathek finden Sie nicht nur Inhalte / Sendungen und Livestreams des Ersten Deutschen Fernsehens, sondern auch der Dritten Programme – und zudem Kika, funk, Arte, ARD-Alpha etc. Auch die Privatsender haben eigene Mediatheken. Zu den wichtigsten gehören: RTL, Sat1, Vox, ProSieben, RTL2, Kabel 1. I.K.


10 Thema gezielt für eine bestimmte Sendung ein. Auf die Hitparade folgte Klassik, dann Nachrichten und dann ein Hörspiel. Jeder Hörer hatte so seine Lieblingszeit, aber keinen Lieblingssender. Das änderte sich mit der Einführung des Fernsehens, das dem Radio große Konkurrenz machte. Die Hörer sollten nun nicht mehr warten, bis „ihre“ Sendung im Radio kam, sondern das Radio sollte sie durch den Tag begleiten. Die Folge waren mehr Abwechslung, mehr Nachrichten, schnellere Berichterstattung und viel Musik. Man passte sich den veränderten Hörgewohnheiten an. Anfang der 1970er Jahre starteten die ARD-Anstalten zusätzliche Pop- und Servicewellen. Pioniere waren Bayern 3 (Sendestart 1971), HR 3 (1972) und SWF 3 (1975). Die SWF 3-Sendung „Pop Shop“ wurde zum Hörermagnet. Vorbild war wieder einmal die BBC. Sie hatte als erste europäische Anstalt eine Popwelle entworfen: BBC1. Popkultur, freche Moderation und die neuesten Hits machten den Sender zum Kult. 1981 machte das Bundesverfassungsgericht den Weg für den privaten Rundfunk frei. Stadtradios und landesweite Programme eroberten den Radiomarkt. Schwierige Zeiten für die öffentlich-rechtlichen Sender, die sich einerseits dem Zeitgeist und damit dem privaten Sound anpassen und andererseits eigene Akzente setzen mussten. Mittlerweile hat das Internet das Radio als „schnellstes Medium“ überholt. Immer weniger Jugendliche besitzen überhaupt noch ein Radiogerät. Sie hören und kaufen Musik über das Internet. Deshalb sind die Radiosender auch im Netz präsent. Dort versorgen sie ihre Hörer nicht nur mit Artikeln und Fotos, sondern auch mit einem Livestream ihres Programms. Und ungezählte Webradios in der ganzen Welt bedienen den persönlichen Musikgeschmack rund um die Uhr. Quelle: SWR/WDR ARDKultur.de Von Musik über Literatur, Film und Theater bis zu Kunst und Comedy: ARD Kultur präsentiert ausgewählte Inhalte aus der ARD Mediathek und der ARD Audiothek – und produziert darüber hinaus eigene zeitgemäße Videos und Podcasts. Auch die ARD Audiothek kann man über eine App zu jeder Zeit empfangen. Es gibt eine riesige Auswahl an Reportagen, Hörspielen, Podcasts usw. auch von den einzelnen regionalen Sendern. I.K. Hallo, hören Sie mich? Ein Streifzug durch das Telefonmuseum Die Telekommunikation mit all ihren Möglichkeiten ist uns längst zur selbstverständlichen, liebgewordenen Gewohnheit geworden. Immer und überall in Wort, Schrift und Bild erreichbar sein, sich in Echtzeit weltweit über Wichtiges und Banales informieren und austauschen, von unterwegs die heimische Elektrik steuern – die vielfältigen Angebote der mobilen Telekommunikation möchte niemand mehr missen. Wer sich diese Entwicklung von den Anfängen bis zur Gegenwart in Erinnerung rufen möchte, kann das im Telefonmuseum „Telekom Historik“ in Bochum tun. Hier hält ein Team engagierter Telekom-Pensionäre mit Herz und Engagement ehrenamtlich die Geschichte der Telekommunikation mit zahlreichen Exponaten lebendig. Seit der Antike waren Läufer, berittene Boten und Kutschen im Einsatz, um wichtige Nachrichten möglichst schnell über größere Entfernungen hinweg zu überbringen. „Einen ersten großen Fortschritt der Telekommunikation gab es erst im 19. Jahrhundert, als 1832 die neu errichtete Telegrafenlinie in Betrieb ging“, erfahre ich von Dieter Nowoczyn, der das Museum 1995 mit initiiert und aufgebaut hat. Über eine Strecke von 588 km entstanden jeweils in Sichtweite zwischen Berlin und Koblenz auf Anhöhen insgesamt 62 Telegrafenstationen mit beweglichen Zeiger-Aufbauten. Von Station zu Station sendeten bzw. empfingen ausgebildete Fachleute durch entsprechende Stellung der insgesamt sechs Zeiger Kurznachrichten. Hatten Reiter und Kutschen dafür noch mehrere Tage gebraucht, benötigte man nun nur noch – je nach Wetterlage – ca. eine Stunde. Wow! Der entscheidende Durchbruch in der akustischen Telekommunikation gelang gut 30 Jahre später dem engagierten Physiklehrer und Hobby-Tüftler Johann Philipp Reis (1834-1874) in Friedrichsdorf. Er wollte seinen Schülern anschaulich erklären, wie das menschliche Ohr Schallwellen wahrnimmt und konstruierte dafür unter Verwendung von Strom und Drähten einen entsprechenden Apparat. Der Versuch gelang und nach weiterem eifrigen Tüfteln an der elektrischen Übertragung akustischer Signale konnte Reis am 26. Oktober 1861 dem Physikalischen Verein in Frankfurt das weltweit erste Telefon vorstellen. An einem Nachbau des Apparates erklärt Dieter Nowoczyn die damalige Technik. Es knackt und knirscht und kratzt, aber


11 Thema cher aufgegeben und forcierte dessen Verbreitung, wo er nur konnte. So gab es bei dessen Tod 1897 allein in Berlin neun Fernsprechämter, von denen aus die „Fräuleins vom Amt“ mit flinken Händen mittels Stöpseln und Schnüren innerstädtisch und zu angeschlossenen Orten die Verbindungen für die Telefongespräche herstellten. In Bochum kann man sich eine solche Vermittlungsstelle noch in Betrieb ansehen und selbst eine Verbindung aufbauen. Dieter Nowoczyn erklärt, nach welchem Prinzip sich die jeweils einzustöpselnden Zahlen – die Telefonnummern – zusammensetzten und erwähnt beiläufig, dass ausschließlich unverheiratete Frauen für diese Tätigkeit eingestellt wurden. Die Aufsicht – wen wundert‘s? – hatte natürlich ein Mann. Beim weiteren Rundgang durch das von einem Förderverein getragene und finanzierte Museum entdecke ich die ganze Bandbreite aller seither gebauten Fernsprechapparate – von den ersten mit Kurbelfernsprechern über die ab 1911 mit Wählscheibe ausgestatteten Apparate, die man jahrzehntelang nur mieten und erst ab 1980 kaufen konnte, bis zu den heutigen handlichen Festnetzapparaten und Mobiltelefonen mit diversen zusätzlichen Funktionen. Auch die ersten öffentlichen Münz-, später Kartenfernsprecher aus der Zeit, als Telefone noch so teuer waren, dass sich längst nicht jeder Haushalt einen Apparat leisten konnte, sind zu sehen und in Betrieb. Ein Morsetelegraf, Fernschreiber, Faxe sowie Beispiele zum oberund unterirdischen Fernmeldebau ergänzen die sehenswerte Ausstellung. Am Ende meines Besuchs kann ich mich einer nostalgischen Stimmung nicht entziehen und lasse ich mir zum Abschied vom telefonischen Ansagedienst Uhrzeit und das Kinoprogramm ansagen. Öffnungszeiten und Besucherinformationen unter: http://www.telekom-historik.de Sigrid Lindner es funktioniert, wie übrigens alle anderen Ausstellungsstücke auch. „Die Zuhörer aus Wissenschaft und Wirtschaft hielten die Erfindung wegen der störenden Nebengeräusche allerdings für Spielerei und versagten ihre Unterstützung ebenso wie der damalige Generalpostmeister Heinrich von Stephan, in dessen Verantwortungsbereich Genehmigung und Aufbau der erforderlichen Infrastruktur lag.“ Doch Reis glaubte an seine Erfindung und arbeitete konsequent an der Verbesserung des Apparates. Es gelang ihm zumindest noch, einige Modelle zu Studienzwecken an Wissenschaftler zu verkaufen, bevor er mit nur 40 Jahren starb. Wenige Jahre später überzeugte der Amerikaner Graham Bell mit einem technisch ausgereifteren Fernsprechapparat die einstigen Skeptiker von dessen Vorzügen und meldete ihn am 14. Februar 1875 zum Patent an. Inzwischen hatte auch Generalpostmeister Stephan seinen Widerstand gegen den FernspreErinnerung an unser Telefon „Kennst du noch…?“ das ist häufig die Frage. „Na klar!“ ich dann oft sage. Ein Fall ist das Telefon: schwarz, mit lautem Klingelton. Glücklich war man, als es kam, und man es entgegennahm: groß, mit Scheibe drauf zum Drehen, musstest nicht mehr Strecken gehen zu ’ner ganz entfernten Stelle, wo es gab die gelbe Zelle. Man warf Münzen in den Schlitz, wählte, und dann wieder Blitz, hat man Wichtiges besprochen, mit der Angst, die Nächsten pochen. Oder man hat oft gebangt, dass das Geld zum Schluss nicht langt. Nun in Ruhe von zu Hause konnt‘ man reden, auch mit Pause, legt den Hörer auf die Gabel, wenn man endlich hielt den Schnabel. Dann hat sich die Form gewandelt, manches wurde so verschandelt: Eine Haube aus Brokat kriegte dann der Apparat. Auch die Farben wurden bunter, Das Fräulein vom Amt Fotos: Telekom-Historik Bochum e.V , G. Strelow in der Skala rauf und runter. Anstrengend war es stets nur, lang’ zu stehen auf dem Flur, denn die Schnur vom Apparat war zu kurz, und das war schad‘. Wechseln konnte man dann später, nahm ’ne längere, sechs Meter, und zog um auf´s Sofa dann, wo bequem man sitzen kann. Heute lacht man drüber nur, denn jetzt geht‘s ganz ohne Schnur. Margitta Heinemann


12 Thema Die Rolle der Bibliotheken im Internetzeitalter Der international bekannte deutsche Cartoonist Til Mette veröffentlichte bereits vor mehreren Jahren seine persönliche Vision zur Perspektive von Bibliotheken im Zeitalter von elektronischen Medien: Vor einer großen Baulücke in einer Innenstadt steht ein Herr mit Hut und fragt mit höchst verblüfften Gesicht: „War hier nicht früher die Stadtbibliothek?“ „Die ist jetzt komplett auf CD-Rom“, antwortet eine Frau und streckt ihm eine Daten-Scheibe entgegen. In einer durch immer beeindruckendere Informations- und Kommunikationstechnologie geprägten Informationsgesellschaft gerät die alte Vorstellung der Bibliothek als Hort von Büchersammlungen ins Wanken. Die Zeiten, in denen Informationen knapp und kostbar waren, sind vergangen. Information ist im Internetzeitalter in Hülle und Fülle für jeden ohne weiteres verfügbar – und das zumeist kostengünstig. Aber das Internet hat hohe Erwartungen geweckt hinsichtlich der Schnelligkeit und Einfachheit, mit der heute auf Informationen zugegriffen werden kann. Diese Entwicklung stellt viele der traditionellen Rollen der Bibliotheken in Frage. Wie kann heute eine Bibliothek gegen Google und Wikipedia bestehen? Bibliotheken stehen an einem Scheidepunkt. Weiterhin erfreuen sie sich großer Beliebtheit und sie werden auch in der Post-Gutenberg-Ära ihrer historischen Rolle als Informationsversorger weiterhin gerecht, gleichzeitig werden neue Erwartungen an Bibliotheken herangetragen. Als eine der Aufgaben von Bibliotheken kann im Informationszeitalter u.a. gesehen werden, Nutzer zu unterstützen, sich in der Informationsflut zurechtzufinden. Gerade auch im Hinblick auf lebenslanges Lernen gewinnt die Bibliothek Bedeutung als Lernort. Bibliotheksangebote im Überblick Bibliotheken bieten heute eine Vielzahl von Angeboten, die weit über die klassische Ausleihe von analogen Medien hinausgehen. Seitdem E-Books vor einigen Jahren auf den Markt gekommen sind, ist ihr Anteil kontinuierlich gestiegen. Auch in Bibliotheken werden sie als Medium immer wichtiger. Angebote für ältere Menschen: Bibliotheken bieten älteren Menschen besondere Angebote an, z.B.: Belletristik in Großdruck, Hörbücher, Schulungen zum Umgang mit PC, Tablet oder Smartphone oder auch spezielle Veranstaltungen. Spiele als Lernplattform: Der Bereich Gaming ist mittlerweile entgegen aller Vorurteile dem Genre gegenüber für viele Bibliotheken – sowohl für öffentliche als auch wissenschaftliche – zu einem Themenfeld geworden, das aus der täglichen Arbeit nicht mehr wegzudenken ist. Spielen bedeutet für das Gehirn nichts anderes, als sich kontinuierlich und multioptional weiterzuentwickeln. Die Bibliothek in Schiedam (NL) empfängt mit Café, bepflanztem Lichthof mit Zeitungstisch und Liegen, auf denen man Musik und Hörbücher hören kann. Ein Beratungszentrum zum Erwerb von Sprach- und Internetkenntnissen, Leseecken für Kinder, Veranstaltungsraum für Lesungen und Workshops machen die Bibliothek zum gesellschaftlichen Treffpunkt – dank dem Café an sieben Tagen die Woche. Foto: Jan van der Ploeg Angebote der deutschen Museen, Archive und Bibliotheken sollen so vernetzt werden, dass Nutzer*innen dieses digitale kulturelle Erbe durchsuchen und nutzen können. Mittlerweile haben über 500 Einrichtungen 32 Millionen Objekte bereitgestellt. Und es werden jeden Monat mehr! Neben Büchern und Texten findet man auch Archivalien, Bilder und Fotografien, Skulpturen, Musikstücke und andere Tondokumente, Filme und Noten, Handschriften und vieles mehr. Letztlich all das, was man auch in den deutschen Museen, Bibliotheken, Archiven und Mediatheken findet – nur eben digital und an einem zentralen Ort. Sie können zum Beispiel das Tierstimmenarchiv erkunden, alte Schellackplatten hören. Ein weiteres Angebot in mehreren Bibliotheken ist Makerspace, ein Ort für Kreativität und Wissenstransfer mit neuer Technologie und Medien zur freien kreativen Nutzung. Nach wie vor gehören auch ehrenamtliche Vorlesedienste zum Angebot, ebenso wie spezifische Veranstaltungen wie besondere Computerkurse, Spielnachmittage, Literaturkreise oder die Vorstellung neuer Hörbücher. In vielen Städten gibt es Bücherbusse, um den Bewohnern in Stadtteilen ohne Bibliothek Literatur anzubieten. Trotz Internet nutzen viele Schüler und Studenten die Bibliothek zum Lernen.


13 Thema Hinter den Kulissen von Wikipedia Wikipedia ist das größte Enzyklopädie-Projekt der Geschichte. Es wurde 2001 durch Jimmy Wales und Larry Sanger gestartet und zog viele Akteure an. Heute beinhaltet die freie Enzyklopädie mehr als 97 Millionen Artikel in rund 300 Sprachen. Weltweit gehört Wikipedia zu den zehn beliebtesten Webseiten und wird monatlich rund 15 Milliarden Mal aufgerufen. Der Name setzt sich aus „Wiki“ (hawaiisch für „schnell“) und „Encyclopedia“ zusammen. Wikis sind Hypertext-Systeme für Webseiten, deren Inhalte von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online im Webbrowser verändert werden können. Ehrenamtliche Autorinnen und Autoren teilen ihr Wissen und haben die Online-Enzyklopädie somit zu einer der wichtigsten Wissensquellen der Welt gemacht. Eines der besonderen Merkmale von Wikipedia ist, dass jeder Benutzer Artikel bearbeiten und neue Artikel erstellen kann, solange er sich an die Richtlinien hält. Grundregel ist das Prinzip der Neutralität, d. h. es werden keine persönlichen Ansichten mitgeteilt, sondern nur tatsächliche Fakten, die aus zuverlässigen Quellen stammen: beispielsweise wissenschaftliche Publikationen, Standardwerke eines Fachgebiets oder von Experten begutachtete VeröffentliÄltere Nutzer/innen fungieren z.B. als Lesepaten oder Vorleser/innen für Kinder, veranstalten Bücherflohmärkte oder helfen bei der Organisation der Bibliotheksveranstaltungen. Im Zuge der Digitalisierung entwickeln sich die Bibliotheken weg von der reinen Medienausleihe hin zu einem lebendigen Erlebnisraum mit vielfältigen Möglichkeiten, sich auszutauschen und weiterzubilden. Von zentraler Bedeutung für diesen Wandlungsprozess ist das Konzept des Dritten Ortes. In immer mehr Bibliotheken laden gemütliche Sitzgelegenheiten und Räume für die verschiedensten Aktivitäten ein. Deutsche Digitale Bibliothek? Sie ist eine Sammlung unterschiedlichster Medien und Objekte, die recherchiert, angesehen und häufig auch heruntergeladen werden kann. Das Ziel ist, das deutsche kulturelle Erbe digital zugänglich zu machen. Kostenlos und jederzeit. So ist es möglich, die digitale historische Buchmalerei zu bewundern oder fast 100.000 Gemälde von Kultureinrichtungen aus ganz Deutschland zu durchsuchen. www.deutsche-digitale.bibliothek.de chungen. Wikipedia-Artikel müssen nachprüfbar sein und eine Quellenangabe haben. Dadurch kann der Bearbeitende und Lesende die Informationen überprüfen und nachvollziehen, ob sie aktuell sind und aus einer zuverlässigen Quelle stammen. Sämtliche Inhalte der Wikipedia können von allen Menschen frei und kostenlos weiterverwendet werden. Auch die Inhalte der anderen Wikimedia-Projekte stehen allen zur freien Verfügung – beispielsweise in Form von Fotos und Videos aus dem freien Medienarchiv Wikimedia Commons. Die deutschsprachige Wikipedia umfasst über 2,6 Millionen Artikel. Zu Beginn des Projekts waren die Autoren fast nur junge Männer, meist Studenten der Informatik. Die raue Diskussionskultur schreckte Frauen ab, einige schrieben unter männlichem Namen. Später warb man aktiv Frauen an, um eine breitere Themenvielfalt zu erreichen. Die Erweiterung auf Ortsinformationen zog viele Heimatforscher und Rentner an, die darüber ein großes Wissen besitzen. Da Wikipedia keine Einnahmen aus Lizenzen oder Werbeverträgen hat, ist das Projekt auf Spenden angewiesen, in Form von Mitgliedschaften und einem jährlichen Spendenaufruf. Neben den ehrenamtlichen Autoren gibt es hauptamtliche Mitarbeiter*innen, die für die Wartung von Website und Software sowie für rechtliche Fragen bei Streitigkeiten zuständig sind. Auch für diesen Artikel wurde Wikipedia zu Rate gezogen und ein ehrenamtlicher Autor befragt. Ursula Michalke Europeana – die digitale Mega-Bibliothek Europeana.eu ist eine virtuelle Bibliothek, die einer breiten Öffentlichkeit das wissenschaftliche und kulturelle Erbe Europas von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart in Form von Bild-, Text-, Ton- und Video-Dateien zugänglich macht. Das Portal bietet allen den Zugang zu Millionen von Elementen des kulturellen Erbes, die in Museen und Institutionen in ganz Europa verteilt sind. Per Mausklick kann man Kunstwerke, Bücher, Musik und Video zu Kunst, Zeitschriften, Archäologie, Mode, Wissenschaft, Sport und noch viel mehr entdecken. „Die Digitalisierung von Kulturwerken kann den Europäern Zugang zu den Beständen ausländischer Museen, Bibliotheken und Archiven geben, ohne dass man dazu auf Reisen begehen oder in Hunderten von Seiten nach der gewünschten Information blättern muss“, so die EU-Kommission. Die Sammlung der Europeana enthält Elemente des kulturellen Erbes aus etwa 3.700 verschiedenen Institutionen. Europeana ist eine Initiative der Europäischen Union, die u.a. von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union finanziert wird. Informationen unter www.europeana.eu/de


14 Thema Internetnutzung auch für Gehörlose und Blinde Informationen suchen, E-Mails versenden, online Bestellungen aufgeben oder Mediatheken nutzen ist für die meisten Menschen durch das Internet selbstverständlich geworden. Wie aber sieht es damit bei Menschen mit Behinderung aus? Das Internet bietet neue Chancen für Gehörlose. Die Kommunikation untereinander und mit hörenden Menschen ist durch verschiedene Programme erheblich leichter. So können Gehörlose beispielsweise Videokonferenzen schalten und sich dadurch auf Distanz verständigen. Früher gab es Schreibtelefone und Faxgeräte zur Verständigung, durch das Internet hat sich das Angebot enorm erweitert. Das Anschauen von Filmen ist für gehörlose Menschen natürlich möglich, aber den Inhalt zu erfassen macht Probleme. Für sie ist die Gebärdensprache der klassische Kommunikationsweg, daher sollen Videos und Filme stets mit der Gebärdensprache übersetzt werden – so steht es jedenfalls in der Barrierefreiheit-Informationstechnik Verordnung (BITV 2.0). Leider ist das aber noch viel zu selten der Fall und auch erläuternde Texte fehlen. Es gibt Gehörlose, die gut mit der deutschen Schriftsprache klarkommen. Aber viele Betroffene haben zusätzlich Probleme, Texte in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen, da ihnen dafür das gedankliche Gerüst fehlt, wie gesunde Menschen es schon in ihrer frühen Kindheit ausbilden. Sie haben eine andere Wahrnehmung von der Wirklichkeit. Das erschwert ihnen das Lesen von „normalen“ Inhalten im Netz. Für einen großen Teil der Gehörlosen ist es deshalb wichtig, dass Texte in der sogenannten „Einfachen Sprache“ verfasst werden: kurze Sätze mit nicht mehr als 15-20 Wörtern, keine Fremdwörter, keine Abkürzungen und keine Schachtelsätze. Auf immer mehr Webseiten wird die „Einfache Sprache“ bereits angeboten. Blinden eröffnet die Digitalisierung der Informationsvermittlung neue Möglichkeiten, an den Informationsprozessen der Gesellschaft teilzunehmen. Vorher war es notwendig, dem Blinden alle Informationen in die Braille-Punktschrift zu übersetzen und zu drucken. Computer und Internet können Blinde hingegen viel schneller benutzen – dank speziell entwickelter Soft- und Hardware. Was in schwarz auf weiß auf dem PC-Bildschirm erscheint, lässt sich mit entsprechender Software auch in Brailleschrift und -sprache übertragen. Ein kleines Gerät, die so genannte „Braillezeile“, kann man an jeden Computer anschließen und vor die normale Tastatur legen. In der Braillezeile drücken sich kleine Stifte nach oben und bilden jeweils eine Zeile des Textes in der sogenannten Punktschrift ab. Der Blinde ertastet mit den Fingern die Braillezeile und liest so die Zeile. Mit einem Steuerknopf kann er in die nächste Zeile springen. Die Stifte drücken sich dann wieder in neuer Anordnung nach oben. So kann der Blinde Zeile für Zeile den Bildschirm-Text durchgehen und ertasten oder über Lautsprecher oder Kopfhörer mit Hilfe eines Sprachprogramms hören. Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften sind somit zeitgleich für Blinde und Sehende zugänglich, ebenso Suchmaschinen und Archive sowie alle anderen Inhalte des Internets. Bei Grafiken aller Art einschließlich Videos wird es schwierig, wenn die Bildunterschriften fehlen, dann ist eine Übertragung nicht möglich. Deshalb hat in den vergangenen Jahren der Begriff der Barrierefreiheit immer größere Bedeutung gewonnen, d. h., dass eine Seite von allen Menschen uneingeschränkt genutzt werden kann, egal welche körperlichen und technischen Voraussetzungen diese haben. Um eine Seite für Blinde möglichst barrierearm zu gestalten, werden zum Beispiel Bilder mit einem sogenannten Alternativtext versehen, der sachlich beschreibt, was auf dem Bild zu sehen ist. Der Zugang zum PC hat Blinden nicht nur eine neue Welt aktueller Informationen erschlossen, sondern auch ganz neue Berufsfelder eröffnet. Die Zeiten, als Blinde hauptsächlich Masseure, Blindenpädagogen oder Telefonisten wurden, gehören der Vergangenheit an. Inzwischen sind sie Informatiker, Mathematiker, Webdesigner, Informationskaufleute, Architekten, Ingenieure oder studieren Philosophie und Biologie. Ursula Michalke Verständigung mit Gebärdensprache am PC Foto: istock Tastatur mit Braillezeile Foto: istock


15 Thema Leben ohne Internet – geht´s noch? Kann man denn nur noch online buchen? Verträge können häufig nur noch digital abgeschlossen werden oder der Abschluss auf dem Papierweg ist mit mehr Kosten verbunden. Aus den Schilderungen der Befragten wird deutlich, dass sie sich dadurch ausgegrenzt und diskriminiert fühlen. Dringend gewünscht und benötigt werden weiterhin klassische Zugangswege: telefonisch, postalische und persönliche Erreichbarkeit und gedruckte Materialien und Formulare. „Wer möchte, dass ältere Menschen sich souverän durch das Gesundheits- und Pflegesystem bewegen, durch Techniknutzung länger selbstbestimmt und autonom leben können und als Bürgerinnen und Bürger gut informiert an Gesellschaft und Politik partizipieren, der muss einfache und verständliche digitale Lösungen entwickeln wie auch nicht-digitale Zugänge aufrechterhalten. Die Umfrage wurde von der BAGSO von Mai bis Juli 2022 durchgeführt. Kern der Befragung war die offene Frage nach Situationen im Alltag, die ohne Internet Schwierigkeiten bereiten. Der Ergebnisbericht kann unter der Telefonnummer 0228/ 24 99 93–0 oder online bestellt werden. Er kann zudem unter www.bagso.de heruntergeladen werden. BAGSO Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, stoßen in nahezu allen Lebensbereichen auf Schwierigkeiten. Das ist das Ergebnis der Umfrage „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, an der mehr als 2.300 Menschen ab 60 Jahre teilgenommen haben. Die BAGSO-Studie gibt erstmals einen umfassenden Einblick, welche subjektiven Erfahrungen von Ausgrenzung ältere Erwachsene ohne Zugang zum Internet machen und welche Lebensbereiche betroffen sind. Besondere Schwierigkeiten bereitet demnach die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und von Bürgerdiensten sowie des Bankensektors. Betroffen sind nicht nur Ältere, die das Internet gar nicht nutzen, sondern auch diejenigen, deren digitale Kompetenzen für die oft komplexen Anforderungen nicht ausreichen. Die Digitalisierung wird auch im Gesundheits- und Pflegebereich als belastend erlebt. Dies betrifft zum Beispiel Arztpraxen, die zur Terminvergabe nur noch schwer telefonisch erreichbar sind. Im Freizeit- und Kulturbereich sind Ticketbuchungen ohne Internet kaum noch möglich, genau wie die Buchung von Fahrkarten sowie Fahrplanauskünfte im Bereich Mobilität. Soziale Medien - Fluch und Segen zugleich Die junge Musikerin Mary-Anne äußert sich: Auch ich nutze Social Media täglich, sowohl in meiner Freizeit, aber auch für meinen Job. Für Musiker*innen ist Social Media mittlerweile einer der wichtigsten Orte, um die eigene Musik bekannt zu machen. Auch ich und meine Band versuchen über die sozialen Medien täglich neue Fans zu akquirieren und auf unsere Musik aufmerksam zu machen. Ansonsten versuche ich, durch meine Veröffentlichungen vor allem jungen Frauen Mut zu machen, so zu sein, wie sie sind und ihnen die Angst vor dem Anderssein zu nehmen. Hier erkannte ich schnell die Chancen, die Social Media bieten kann. Trotzdem merkt man mit steigender Follower*innen- Zahl schnell die Risiken, die Social Media bergen. Menschen aus aller Welt haben hier die Möglichkeit völlig anonym ihre Meinung kundzugeben. Man kann leider nicht genau nachvollziehen, wo man überall Spuren hinterlässt und weiß deshalb nicht, wer diese Infos vielleicht zum Nachteil ausnutzen kann. Außerdem macht das Internet Beleidigungen und Diffamierungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Ich habe schon mehrere kleine „Shit Storms“ gehabt. Menschen, die mich nicht schön finden oder anderer Meinung sind als ich. Wenn man hier keine starken Nerven beweist, wird es schnell heftig. Auch deshalb sollte man nicht zu viel Privates auf Social Media teilen. Das Problem ist: Was einmal im Internet steht, lässt sich nicht mehr so leicht entfernen Ein weiteres Problem, was ich bei Social Media sehe, sind die ganzen Filter, die gerade junge Frauen dort benutzen können. Keiner sieht mehr aus, wie man in natura aussieht. Man optimiert sich immer mehr, durch Filter, die z.B die Lippen größer erscheinen lassen oder man dünner wirkt. Für mich persönlich sind die Social Media als Plattformen Fluch und Segen zugleich. Man muss aufpassen, dass das eigene Leben nicht nur noch auf Social Media stattfindet. Manchmal hilft es schon, das Handy mal auszulassen und den Moment zu genießen.


16 Thema Smartwatch – der Mini-Computer am Handgelenk Künstliche Intelligenz – Utopie oder Wirklichkeit? Künstliche Intelligenz, kurz KI genannt, hat wenig damit zu tun, was wir aus den Science-Fiction Filmen oder Büchern kennen. Sie ist der Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen und ihm damit Intelligenz zu verleihen. Vom Menschen programmiert, lernt die KI eigenständig, wie sie die einprogrammierte Aufgabe erfüllt. Sie kann Informationen aus zahlreichen und komplexen Daten ziehen, die ein Mensch, vor allem in dieser Geschwindigkeit und diesem Umfang, nicht erfassen kann. Die Künstliche Intelligenz besitzt jedoch keinen gesunden Menschenverstand. Sie kann Daten verarbeiten und Muster erkennen, aber nur Antworten auf die spezifischen Fragen geben, für die sie programmiert wurde – verstehen kann sie sie nicht. Die KI ist die angesagteste Technologie der Digitalisierung. Auf der Basis von Daten und Algorithmen kann sie Betriebszustände verbessern oder Fehler und Störungen vorhersagen – zum Beispiel in Produktionsprozessen, im Stromnetz und in der Logistik. Firmen versprechen sich davon mehr Produktivität und weniger Stillstand. Die Bundesnetzagentur geht von einer Wertschöpfung von 430 Milliarden Euro bis 2030 aus. Fast unbemerkt hat die Künstliche Intelligenz längst Einzug in unseren Alltag gehalten und macht unser Leben komfortabler. Staubsaugerroboter reinigen unsere Böden, und nutzen Algorithmen, um ihre Umgebung zu erkennen. Als die ersten vollelektronischen Datenverarbeitungsanlagen im 20. Jahrhundert entwickelt wurden, waren es in ihren Ausmaßen monströse Anlagen, die nur einen Bruchteil der Rechenleistung besaßen, die heute jeder herkömmliche PC aufweist. Dank der Erfindung des Mikroprozessors ist eine extreme Leistung auf kleinstem Raum, wie dem Smartphone oder der Smartwatch möglich. Ist die Smartwatch, eine Uhr, die nicht nur die Zeit anzeigt, sondern viele Funktionen besitzt, nur etwas für technikaffine junge Leute? Weit gefehlt, gerade auch für ältere Menschen kann eine Smartwatch sinnvoll sein. Neben einigen praktischen Funktionen wie die Anzeige von eingehenden E-Mails oder WhatsApp (wenn man die Uhr mit dem Smartphone koppelt), einem Wecker und Timer, ermittelt sie Bewegungsdaten und erinnert daran, dass es wieder Zeit wäre, etwas für die Gesundheit zu tun und beispielsweise einen Spaziergang zu machen. Vor allem aber kann sie ein wertvoller „Gesundheitshelfer“ sein. Sie liefert relativ genaue Daten zum Pulsschlag, überwacht den Herzrhythmus und warnt, wenn er auffällig wird. Das Vorhofflimmern ist in Deutschland die häufigste Herzrhythmusstörung mit dem Risiko eines Schlaganfalls. Die EKG-Funktion der Smart-Watch kann feststellen, ob die obere und untere Herzkammer denselben Rhythmus haben, die Daten können sogar per E-Mail an den Arzt gesendet werden. Die Uhr überwacht, wie konstant die durchschnittliche Atemfrequenz beim Schlafen ist. Bei „Schlafapnoe“ (Atemaussetzer) meldet die Uhr, dass zu wenig Sauerstoff im Blut ist. Sie kann auch an die Medikamentenaufnahme erinnern. Eine weitere wichtige Funktion ist die Sturzerkennung. Für diesen Fall kann eine Notrufnummer eingestellt werden, beispielsweise ein naher Verwandter oder die 112. Die Uhr ortet bis auf etwa zehn Meter genau, wo die Person gestürzt ist, und schickt die Anfrage, ob Hilfe benötigt wird. Kommt keine Rückmeldung, startet sie automatisch den Notruf. Die smarte Uhr ist nur ein Hilfsmittel, das manchmal sehr wertvoll sein kann, auf das man sich aber nicht blind verlassen sollte und das keinen Arzt ersetzen kann. Ursula Michalke


17 Thema In Fahrzeugen erleichtern uns viele Funktionen das Fahren: Abstandsregler, Notbremsassistent und automatische Einparkhilfe, die Gefahren und Hindernisse von Schatten o. a. unterscheiden können. Navigationssysteme weisen uns den richtigen Weg. Echtzeitinformationen wie Staus, Baustellen, Unfälle werden durch KI-Systeme analysiert, neue Routen vorgeschlagen. Spracherkennung und Sprachassistenz ist die weitverbreitetste Form von Künstlicher Intelligenz. Alexa, Siri, Cortana & Co. sind zwar nicht ganz fehlerfrei, aber durch maschinelles Lernen erkennen die Sprachassistenten gewisse Muster in gespeicherten Daten. So können sie immer präzisere Antworten geben oder Befehle ausführen, beispielsweise das Stellen eines Weckers per Sprachbefehl, Abfragen von Wetterinformationen, Notieren einer Einkaufliste, Abspielen der Lieblingsmusik und vielen weiteren Informationen auf Zuruf. Im „smart home“ kann man per Sprachsteuerung schon die Lichtverhältnisse und die Temperaturen anpassen, Kaffee automatisch kochen lassen und die Rollläden schließen. Und diese KI lernt ständig dazu. Sobald sie mit genügend Daten über die Bewohner gefüttert wurde, passt die Künstliche Intelligenz die Raumtemperatur oder Beleuchtung nach Vorlieben des Bewohners auch automatisch an. Auch Übersetzungsprogramme – Google Translate, Deepl und ähnliche – basieren auf Künstlicher Intelligenz. Waren es anfangs oft sinnentstellte Übersetzungen, so sind sie in den letzten Jahren immer besser geworden. Die Programme sind aufgrund von maschinellem Lernen inzwischen auch in der Lage, sogar spezifische Redewendungen problemlos in verschiedenste Sprachen zu übertragen. Auch wer Übersetzungsprogramme noch nicht benutzt hat, ist sicher schon damit in Berührung gekommen, beispielsweise durch einen Klick auf die Option „Übersetzen“ im Nachrichtenfeld vieler Websites. Künstliche Intelligenz kann uns in vielen Bereichen unterstützen, sollte aber nicht dazu führen, alles kritiklos zu akzeptieren und das eigene Denken auszuschalten. Ursula Michalke Phishing Täglich versuchen Kriminelle, E-Mails mit gefährlichen Links oder Anhängen zu verschicken, um sich Zugangsdaten oder persönliche Daten zu beschaffen. Die Betrugswege beschränken sich mittlerweile nicht nur auf E-Mails, sondern auch auf SMS oder WhatsApp. Wie erkenne ich betrügerische Mails, die oft täuschend echt wirken? • Grundsätzlich ist Vorsicht geboten, wenn der Text merkwürdig und in fehlerhaftem Deutsch geschrieben ist, selbst wenn die Nachricht (angeblich) von einer bekannten Person stammt. • Eine fehlende Anrede ist verdächtig, aber auch bei einer namentlichen Anrede oder echt wirkenden Logos kann man nicht sicher sein, ob es sich um eine E-Mail des Anbieters handelt, da Kriminelle diese mittlerweile täuschend echt nachbauen. • Meist wird dringender Handlungsbedarf gefordert. Den Link in der Nachricht nicht anklicken und einen Anhang nicht öffnen, denn Betrüger verstecken dahinter oft ein Schadprogramm. • Niemals persönliche Kennwörter (Passworte), Kreditkarten oder Transaktionsnummern mitteilen, keine Bank fordert diese per Mail an. • Software-Update auf PC und Handy aktualisieren, sobald eine neue Version verfügbar ist Seien Sie lieber einmal zu oft misstrauisch als einmal zu wenig. Wenn Sie nicht einschätzen können, ob eine E-Mail, SMS oder WhatsApp echt ist oder nicht, fragen Sie bei der Person oder beim echten Anbieter nach. Aber Achtung: Klicken Sie nicht direkt auf „Antworten“ bei der verdächtigen E-Mail, sondern schreiben Sie eine neue. Birgit Potthoff-Karl Zoom war ursprünglich hauptsächlich für Unternehmen gedacht, die Videokonferenzen mit mehreren Teilnehmern abhalten wollen, die von verschiedenen Orten aus arbeiten. Da viele Mitarbeiter auch nach dem Lockdown im Home Office arbeiten, wird Zoom immer beliebter. Auch viele Lehrer und Schüler nutzen Zoom für den virtuellen Schulunterricht und auch Sportvereine, Verbände und Co. greifen für regelmäßige Video-Meetings mittlerweile auf Zoom zurück. Nicht nur im Roboter Pepper, sondern in vielen Programmen steckt Künstliche Intelligenz. Foto: Pexels-Alex-Knight


18 Thema David Hockney - Malerei in der digitalen Welt Mit neuen Werkzeugen trägt der Brite David Hockney, 1937 im Nordosten Yorkshires geboren, die Wunder der Natur und die Werte der Malerei in die Zukunft. Wie gelingt das dem über 85-Jährigen? Mit dem iPad im Skizzenbuchformat und einem speziellen Malprogramm, einer von seinen Mitarbeitern für ihn erstellten Software. Zunächst per Daumen auf dem iPhone, ist Hockney schon seit 2007 mit einem Grafikstift auf das iPad umgestiegen. So wurde ihm auch das Malen in der Dunkelheit möglich. Zum Beispiel für Sonnenaufgänge in Yorkshire, vom Bett aus durch´s Fenster erlebt und gemalt. Ein fertiges Bild kann außerdem sofort in der digitalen Welt unterwegs sein. Ganz gleich, ob in einem Brief an Freunde oder als Lieferung eines Auftrags für ein Kirchenfenster. In der Kunst steht das Werk des Malers, Grafikers, Fotografen eher für die großen Formate. Bekannt wurde er als Vertreter der britischen Pop Art durch seine Pool-Bilder, die in den 60er bis 70er Jahren in Kalifornien entstanden. „A Bigger Splash“ von 1967 machte ihn weltberühmt. Schon zu dieser Zeit war Hockney offen für neue Techniken der Vervielfältigung. Er arbeitete mit dem Fotokopierer, dem Faxgerät, mit der Polaroidkamera und später per 3D Digitaldruck. Als zweitteuerster lebender Künstler stand Hockney 2018 in den Schlagzeilen, als sein „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“ für über 90 Millionen Dollar von Christie‘s in New York versteigert wurde. Als der Künstler 80 wird, sucht er zunächst in seiner Heimat Yorkshire nach ländlicher Ruhe, um ohne großen Alltagsbetrieb die Natur erleben zu können; mit ihren Mondnächten, ihren Sonnenauf- und untergängen. 2018 zieht er weiter in die Normandie. Auf einem Jahrhunderte alten Bauernhof an einem kleinen Fluss zwischen Obstbäumen findet er sein Paradies. Kurz nach dem Umzug wird mit dem ersten Lockdown während der Covid-19-Pandemie im Frühling 2020 allgemeine Isolation verordnet. Das aber steht den Plänen des Künstlers, die Ankunft des Frühlings in der Normandie tagebuchartig festzuhalten, nicht im Wege. Im Gegenteil: In 95 Tagen entstehen im März, April und Mai 116 Bilder und halten Ausbruch und Fortschritt des eiligen Frühlings fest. Das grün werdende Gras, die Obstblüte von der Kirsche über die Birne bis zum Apfel. Die Blüten im Schlehengebüsch und der Weißdornhecke nicht zu vergessen und die sich füllenden Kronen der Bäume! Dank der elektronischen Werkzeuge ist Hockney im Alter noch extrem produktiv. Er malt Tag für Tag und kennt kein Wochenende. Mit seinem iPad kann der Künstler schnell sein. Voller Optimismus benutzt er farbenfroh die Skala von sonnigem Gelb über knalliges Grün bis zu grellem Pink und überträgt seine Lebensfreude auf den Betrachter. „Im Hier und Jetzt leben. Es ist das Jetzt, das ewig ist.“ lautet David Hockneys Credo. Den „Lockdown im Paradies“ nutzt der Maler als Chance und erweitert sein Frühlings-Tagebuch zusammen mit seinem Freund, dem Kunsthistoriker und -kritiker Martin Gayford, zu einem weiteren Kunstbuchprojekt: „Frühling wird es sicher wieder“ (2021 bei Prestel mit 142 Abbildungen). Aus der Sicht des langjährigen Freundes und im Dialog mit dem Künstler wird der Bogen weit gespannt. Die ansteckende Liebe zur Natur und zum Leben stehen immer im Zentrum. Hockneys neue Werke werden in größere Kunstzusammenhänge gestellt. Der Himmel – üppiges Schwarz und subtiles Grün – alles fließt – gekräuselte Linien und musikalische Räume sind die Themen einiger Kapitel. Ständige Bezüge zur Vergangenheit der Malerei entstehen, wenn Werke von Bruegel, Van Gogh, Monet, Picasso und viele andere Werke im Gespräch herangezogen werden. Wenn David Hockney gegen Ende seines Buches über Picasso, Proust und Bilderserien nachdenkt, geht er über das kleine iPad-Format weit hinaus. Er denkt an doppelreihig aufgehängte groß ausgedruckte Landschaften, zunächst verwirklicht er es im Atelier, dann denkt er an Galerien oder Museen. Dazu zitiert er Cézanne, der gesagt hat, dass ein Kilo Grün einfach grüner sei als ein halbes. Hockney träumt auch von Experimenten mit vielschichtigem Ausdruck. In jeder Hinsicht ist der Künstler bemüht, herauszufinden, was die Malerei in der digitalen Zukunft sein kann. Edda Glinka David Hockney, „No. 180“, 11. April 2020, iPad-Zeichnung © David Hockney


Rätsel 19 Im Heft 4/2022 war die 1950 in Bagdad geborene Architektin Zaha Hadid gesucht, die schon als Kind die Einrichtung ihres Kinderzimmers komplett neu gestaltete. Ein Tischler fertigte nach ihrem Muster weitere Kinderzimmer-Einrichtungen an. Die Liste ihrer Projekte und fertig gestellter Gebäude ist lang. Ihr Baustil beruht auf fließenden Bewegungen. Zaha Hadid formulierte ihre Abneigung gegen den rechten Winkel so: “Das Wichtigste ist die Bewegung, der Fluss der Dinge, eine Geometrie, in der sich nichts wiederholt: eine Neuordnung des Raums.” Dieses Prinzip ist auch beim Innovation Tower, einem Fakultätsgebäude in Hongkong, verwirklicht. Entworfen hat Zaha Hadid auch die Stationen der Hungerburg-Bahn, die die Innenstadt von Innsbruck mit dem knapp 300 Meter höher gelegenen Stadtteil Hungerburg verbindet. Die Liste ihrer Ehrungen und Preise ist ebenfalls lang. Zusätzlich zu den über 100 Auszeichnungen wurde ihr 2004 als erster Frau der prestigeträchtige Pritzker-Preis für Architektur zuerkannt. Zaha Hadid lehrte als Architektur-Professorin an verschiedenen Universitäten und betätigte sich auch als Designerin für Möbel und Gebrauchsgegenstände. Sie hat sich ausschließlich ihren architektonischen und künstlerischen Projekten gewidmet, war nie verheiratet und hatte keine Kinder. Damit hat sie stereotype Rollenbilder überwunden. Zaha Hadid galt als die bestbezahlte Architektin der Welt. Im März 2016 starb sie mit nur 65 Jahren in einem Krankenhaus in Miami an einen Herzinfarkt. R.Z. cher-Zeile, mit der ich nicht einverstanden war, zum Bruch. Gelernt habe ich dort sehr viel, z.B. wie man Botschaften in nur 25 Zeilen anstatt auf fünf Seiten vermittelt. Nach einigen Stationen bei verschiedenen Fernsehsendern arbeitete ich ab 1979 als Reporterin eines Hamburger Wochen-Magazins in Israel, ab 1985 war ich Korrespondentin in den USA. Politisch engagiert habe ich mich für die Partei mit dem Kandidaten und späteren Kanzler, von dem die Losung „Mehr Demokratie wagen“ stammt. Ich war befreundet mit ihm; alles darüber Hinausgehende ist eine von den Medien erfundene Legende. Zutreffend ist, dass ich mit dem Kanzler des Kniefalls im Juni 1973 während seiner Israelreise in seiner Hotelsuite über Politisches und Persönliches sprach, über das ich Stillschweigen bewahrt habe. Als Resümee meines langen journalistischen und schriftstellerischen Berufslebens kann ich feststellen, dass ich auch ohne Studium oder langwierige formale Ausbildungen zu einer kritischen und umtriebigen Journalistin geworden bin. Sie werden mich längst erkannt haben, ohne dass ich Ihnen noch etwas über die Kaufmannsfamilie erzählen muss, der ich entstamme oder über meinen 1944 als Mitwisser des gescheiterten Attentats auf Hitler hingerichteten Vater. R.Z. Eigentlich fand ich den Job als „Nachrichten-Sprechpuppe“ im Fernsehen, den ich vor über 50 Jahren angenommen hatte, langweilig; zudem war er schlecht bezahlt. Die Texte anderer Schreiber ohne meine eigenen Kommentierungen vorzulesen, war meine Sache nicht. Schnell merkte ich aber, dass ich damit Türen für andere Frauen aufgestoßen hatte, die nicht wieder zufallen sollten. Wie vielen Politikern und anderen Herren ich „lästig“ war, weiß ich nicht. Noch zickiger verhielten sich die Frauen. Die verlangten, ich soll nach Hause gehen und mich um meinen Mann und meine Kinder kümmern. Nicht mit mir! Wegen meiner Neigung, die Dinge mit wenigen klaren Worten auf den Punkt zu bringen, sagte man mir eine hanseatisch-kühle und brüske Umgangsart nach. Meine Bildungslaufbahn war das, was man heute eine „gebrochene Biografie“ nennt. Ich besuchte verschiedene Internate und machte das Abitur in Berlin. In Hamburg begann ich ein Studium der Geschichte und Politikwissenschaften, das ich 1960 abbrach. Stattdessen nahm ich eine Volontariats-Stelle bei der wohl bis heute auflagenstärksten Hamburger Tageszeitung an, die mir damals das höchste Gehalt bezahlte. Auch hier kam es wegen einer politischen AufmaDoch nun zu einer weiteren bedeutenden Persönlichkeit:


20 Für Sie gelesen Vivaldi Peter Schneider (Jahrgang 1940), als einer der profiliertesten politischen Schriftsteller bekannt, erweist sich nun auch als hervorragender Musikkenner. Gemeinsame Pläne mit dem Regisseur Volker Schlöndorff und dem Kameramann Michael Ballhaus waren der Auslöser für sein aktuelles Buch über Vivaldi. Schneider hat aufwendig über Antonio Vivaldi (1678-1741), den Schöpfer der „Jahreszeiten“ recherchiert. Er präsentiert ein facettenreiches Lebensbild, das ins barocke Venedig führt: Vivaldi wurde hier „prete rosso“, „roter Priester“ genannt, wegen seiner Haarfarbe, die er wie die Musikalität von seinem Vater, einem Violinvirtuosen, geerbt hatte. In den Mittelpunkt stellte Vivaldi die Musik auch als Geistlicher: im Ospedale della Pietà, einem Waisenhaus für Mädchen. Die Talentiertesten unter ihnen formierte er zu einem Gesangsensemble – dem ersten weiblichen Chor Europas! Ebenso spannend: Er erschließt Werk, Wirkung und die Wiederentdeckung verloren geglaubter Partituren. Peter Schneider „Vivaldi und seine Töchter“. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2019 (288 Seiten) U.M. Kurzreportagen aus der Metropol-Region RUHR Ein ganzes Jahr, von Oktober 2019 bis September 2020, arbeitet der Philosoph und Publizist Wolfram Eilenberger auf Einladung der Brost-Stiftung als Metropol-Schreiber RUHR. Sein Auftrag: zu ergründen, ob die Metropol-Region Ruhr mit rund fünf Millionen Einwohnern in 53 Städten ihm eine Liebeserklärung abringen kann. Der Autor kommt mit allen Erkennungszeichen der einstigen MontanRegion in Kontakt, wo durch die rasante industrielle Entwicklung Menschen aus halb Europa ein neues Zuhause gefunden haben: mit ehemaligen Bergbau-Kumpels und Currywurst essenden Fußballfans, mit den täglichen Verkehrsinfarkten, mit einer reizvollen Kultur-Landschaft, mit der bis heute lebendigen Kiosk- und Sprachschätze Die DUDEN-Redaktion hat eine Reihe herausgegeben, die sich „Sprachschätze“ nennt und Geschichten rund um den Ursprung unserer Lieblingswörter erzählt. Die nach Themenbereichen gegliederten Bände sind überraschend aufschlussreich und erzählen von Menschen, von vergangenen Zeiten und fernen Ländern. Der neueste Band befasst sich mit der Herkunft der Wörter aus Sprache und Medien. Wussten Sie, dass die Bezeichnung »Lexikon« aus dem Lateinischen stammt und ursprünglich »auflesen, sammeln, auswählen« bedeutete? Dass »Film« zur Wortgruppe um »Fell« gehört und eigentlich »dünnes Häutchen« heißt? Und dass der »(Zeitungs-) Kiosk« einmal ein »Gartenpavillon« war und persischen Ursprungs ist? Tauchen Sie ein in die Geschichte unserer Wörter! Sprachschätze – Sprache & Medien, Dudenverlag, Berlin, 2022, 128 Seiten U.M. Von Liebesschwüren und Transportkisten Sie zählen zu den berühmtesten Paaren der Literaturgeschichte, spiegeln beide das literarische und kulturelle Leben ihrer Zeit wider und sind uns allen auch durch ihre Werke in der Schule begegnet. Der 2022 erschienene Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch ist wahrlich eine Sensation: Sorgfältig ediert, mit einem fast 300 Seiten langen Stellenkommentar, einer Zeittafel etc. versehen, eröffnen uns die Briefe intimste Einblicke in die von 1958 bis zum Jahreswechsel 1962 dauernde Beziehung der beiden Ausnahmeliteraten. Das Bild vom bösartigen Womanizer Max Frisch und der zartbesaiteten Ingeborg Bachmann verschiebt sich von Brief zu Brief. Teilweise voyeuristisch verfolgt man, mit welcher literarischen Kraft der aktuelle Beziehungsstatus von beiden beschrieben wird, und gleichzeitig fast in jedem Brief die Wertschätzung des Anderen als literarischem Ratgeber und Lektor sichtbar wird. Die im Brief von Bachmann an Frisch vom 16.03.1965 verfasste detaillierte Aufstellung der Gegenstände, die die Spedition von der Wohnung in Rom ins Haus ihres Freundes Hans Werner Henze transportieren soll, letzte Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, eingepackt in Transportkisten. Zeugen einer das Unmögliche einfordernden Paarbeziehung, einer Liebe mit tragischen Dimensionen. Ingeborg Bachmann/Max Frisch; „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel. 1038 Seiten G.W-S. Zauber der Schrift Die Autografensammlung von Pedro Corrêa do Lago zählt zu den größten der Welt. Sie umfasst heute über 100.000 Handschriften berühmter Persönlichkeiten aus neun Jahrhunderten. Dieser Band zeigt einige der interessantesten, geschichtsträchtigsten davon, von mittelalterlichen Päpsten bis Frida Kahlo und Stephen Hawking. Zauber der Schrift, Sammlung Pedro Corrêa do Lago, 464 Seiten Kneipen-Tradition. Eilenberger zieht die in den ersten Nachkriegsjahrzenten in den Textwerkstätten des Ruhrgebiets entstandenen Protokolle aus der industriellen Arbeitswelt zu Rate. Er erkundet einige der zu Kulturstätten umfunktionierten Industrieanlagen. Erst 1962 bekommt das Ruhrgebiet in Bochum seine erste Universität. Mittlerweile ziehen 22 Hochschulen aller Fachrichtungen Studierende aus aller Welt an. Die fünf kenntnisreichen und kurzweiligen Kapitel sind eine Erzählung über die einstige Energie-Herzkammer Deutschlands, deren Bewohner sich weiterentwickeln und es gelernt haben, Widersprüche und Gegensätze ausgleichend zu verbinden. Wolfram Eilenberger: Das Ruhrgebiet – Versuch einer Liebeserklärung, Tropen Sachbuch Stuttgart 2021 144 Seiten . R.Z.


21 Aktuelle Kunstausstellungen Max Beckmann – Departure Pinakothek der Moderne, München bis 12. März.2023 Die groß angelegte monografische Ausstellung widmet sich erstmals dem Thema der Reise, das für Max Beckmann (1884– 1950) in einem biografischen wie symbolischen Sinn von existentieller Bedeutung war. Sein Leben war geprägt durch tragische Erfahrungen von Krieg und Entwurzelung, von Transit und Exil, aber auch von mondänen Urlaubsreisen, von Freiheitsdrang und Reisesehnsucht. Italien vor Augen Städel Museum, Frankfurt 23. Februar bis 3. September 2023 Seit Generationen träumen die Menschen sich in den mediterranen Süden. Mit der Erschließung des Landes durch Eisenbahnen im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein reger Tourismus. Das Museum präsentiert in einer Ausstellung mit 90 Werken eine Auswahl der frühen Italienfotografie der Jahre 1850 bis 1880 aus der eigenen Sammlung. FEMME FATALE Blick – Macht – Gender Hamburger Kunsthalle bis 10. April 2023 Das »klassische« Bild der Femme fatale speist sich vor allem aus biblischen, mythologischen und literarischen Frauenfiguren (wie Judith, Salome, Medusa, Salambo oder die Sirenen), die in der Kunst zwischen 1860 und 1920 als »verhängnisvolle Frauen« vielfältig rezipiert wurden. Im Fokus der Schau stehen die künstlerischen Erscheinungsformen des Themas vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Surreale Welten Lehmbruck Museum, Duisburg bis 7. Mai 2023 Die Kunst des Surrealismus erfreut sich bis in die Gegenwart größter Beliebtheit. Mit Meisterwerken von Künstlern wie Max Im Kaleidoskop der Moderne Bundeskunsthalle Bonn 1. April bis 30. Juli 2023 Die 1920er Jahre gelten als Umbruchphase und Experimentierfeld der westlichen Moderne. In der Bundeskunsthalle werden die prägenden Phänomene dieser Epoche – Globalisierung, Geschwindigkeit, Experimentierlust, Hinterfragung der Geschlechterrollen, urbane Lebenswelten, die Vielfalt künstlerischer Konzepte, veränderte Sehgewohnheiten, Technisierung, Massenkommunikation – erfasst und ein differenzierter Einblick in das Kaleidoskop der Moderne gewährt. Gerhard Richter. 100 Werke für Berlin Neue Nationalgalerie, Berlin 23. März 2023 – 2026 Gerhard Richter hat der Nationalgalerie 100 Werke als langfristige Dauerleihgabe überlassen. Der in Köln ansässige Künstler wird seinen Zyklus „Birkenau“, „Besetztes Haus“ (1989), „6 Stehende ScheiFigur! – Meisterwerke der Skulptur Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal 18. März bis 20. August 2023 Erstmals werden ausgewählte Hauptwerke aus der Skulpturensammlung des Von der Heydt-Museums im Skulpturenpark Waldfrieden und somit in einem neuen Kontext präsentiert. In Kooperation zwischen den beiden Wuppertaler Institutionen entsteht eine Ausstellung, die sich auf die menschliche Figur aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er Jahre konzentriert. Mehr Licht. Die Befreiung der Natur Kunstpalast Düsseldorf bis 7. Mai 2023 Wolken, Wellen, Wind und Licht – ab 1820 wurde das Flüchtige der Natur von den Maler:innen in der neuen Technik der Ölstudie erfasst. Künstler:innen der Düsseldorfer Malerschule aber auch Caspar David Friedrich und Camille Corot nutzten schnell trocknende Farben, um ihr Naturerlebnis direkt vor dem Objekt umzusetzen. Mit zahlreichen noch nie öffentlich gezeigten Werken aus europäischen Sammlungen präsentiert die Schau den Blick von Künstler:innen auf die Natur im Zeitalter der Romantik. Leopold Museum, Wien Highlights der Sammlung Würth 5. April bis 10. September 2023 Die Sammlung Würth umfasst mehr als 18.200 Werke moderner und zeitgenössischer Kunst sowie ein bedeutendes Konvolut spätmittelalterlicher Malerei und Skulptur. Der Bestand an österreichischer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in der Sammlung Würth stellt die wohl umfangreichste Sammlung österreichischer Kunst außerhalb Österreichs dar. Inge Kellersmann Lotte B. Prechner, Die Jazztänzerin 1929, Bonn, LVR-LandesMuseum Bonn © Foto: Jürgen Vogel Ernst, Salvador Dalí und René Magritte zeigt die Sammlungspräsentation ausgewählte Werke, die uns mit psychologisch aufgeladenen, verrätselten Darstellungen und fantasievollen Objekten magische Welten eröffnen. ben“ (2002) und „4.900 Farben“ (2007) sowie ein großes Konvolut übermalter Fotografien in Berlin ausstellen.


Aus dem Verband 22 Bundestagung in Mannheim Herzliche Einladung an alle Verbandsmitglieder zur Bundestagung 2023 in Mannheim vom 23. bis 24. April 2023 im Maritim Parkhotel Mannheim anlässlich der satzungsgemäßen Jahreshauptversammlung Sonntag, 23. April Anreise im Laufe des Vormittags, Gelegenheit zum Spaziergang rund um den Wasserturm und Mittagessen in der Umgebung 14.30 Uhr Führung/en in der Kunsthalle Mannheim bzw.Gelegenheit zur Fahrt nach Ladenburg und Besichtigung des Automuseums Dr. Carl Benz (s. nähere Angaben auf der nächsten Seite) 17.00 Uhr Sektempfang im Großen Saal des Maritim Hotels 17.45 Uhr Musikalischer Gruß mit Werken der Komponistin Emilie Mayer 18.20 Uhr Begrüßung durch die 1. Vorsitzende der Gruppe Ludwigshafen/Mannheim, Dr. Wiltrud Banschbach-Hettenbach, anschl. Präsentation der Metropolregion (u.a. Mannheim, Ludwigshafen und die Pfalz) von Gerda Bindewald Grußworte von der Bundesvorsitzenden Frau Dr. Elisabeth Kessler-Slotta Festrede der Bürgermeisterin der Stadt Mannheim, Frau Prof. Dr. Diana Pretzell 19.30 Uhr festliches Abendessen und gemütliches Beisammensein im Parkrestaurant des Maritim Hotels Montag, 24. April 9.00 Uhr Beginn der ordentlichen Mitgliederversammlung im Salon Kiel mit Kaffeepause und Mittagsimbiss Alle Teilnehmer müssen sich bitte selbst im Maritim Parkhotel anmelden. Es steht ein Zimmer-Abruf-Kontingent für unseren Verband unter dem Stichwort Frau und Kultur bis zum 25.02.2023 zur Verfügung. Tel. Reservierung 0621 1588-834, www.maritim.de, Mail: [email protected]. Kosten für die Übernachtung im EZ 103,- € und 138.-€ im DZ. Zur Teilnahme melden Sie sich bitte bei der Vorsitzenden Ihrer Verbandsgruppe an. Tagungspauschale 85,- € Das elegante Maritim Parkhotel Mannheim liegt direkt gegenüber dem Wasserturm, dem Wahrzeichen der Stadt. Blick in das traditionsreiche Hotel im Zentrum Mannheims Das Park-Restaurant im Maritim Hotel, Mannheim


Aus dem Verband 23 in das rund 15 km entfernte Ladenburg zu fahren, um dort das Automuseum Dr. Carl Benz zu besuchen. Da ein solches Herrenprogramm für uns Neuland ist, gibt es keine Erfahrungswerte zur Zahl der Mitglieder oder Begleitpersonen, die diese Variante wählen werden. Um den Besuch im Automuseum besser planen zu können, bittet die Gruppe Ludwigshafen/Mannheim um Anmeldung bis zum 25. Februar an die Vorsitzende der Gruppe, Frau Dr. Banschbach-Hettenbach, unter [email protected] Nachruf Frau Barbara Bergemann ist Ende November gestorben. Sie ist 1983 in den Verband eingetreten. 1986-2005 war sie Vorsitzende der Gruppe Ludwigshafen-Mannheim und richtete im Jahre 2003 die 100-JahrFeier in Ludwigshafen aus.2005 wurde Frau Bergemann zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Sie organisierte neben ihrer vielfältigen Aufgabe als Vorsitzende mehrere Mehr-Tages-Exkursionen u. a. eine Reise nach Krakau- und nach Irland. H.B. Automuseum in Ladenburg Der Verein Frau und Kultur ist heute kein reiner Frauenverein mehr, einzelne Gruppen haben mittlerweile auch männliche Mitglieder. Bei der Jahrestagung 2023 bietet die Gruppe Ludwigshafen / Mannheim ein „Herrenprogramm“ an, an dem natürlich auch Damen teilnehmen können. Alternativ zum Besuch der Kunsthalle Mannheim direkt neben dem Tagungshotel besteht die Möglichkeit, Kunsthalle Mannheim Neben herausragender Kunst dürfen sich die Besucher*innen der Kunsthalle Mannheim auf eine beindruckende Architektur freuen: Der historisch gewachsene Komplex am schönsten Platz Mannheims, dem Friedrichsplatz, umfasst Hermann Billings Jugendstil-Bau von 1907 sowie den 2017 fertiggestellten Hector-Bau des Hamburger Büros gmp – von Gerkan Mark und Partner. Insgesamt bietet die Kunsthalle 5.700 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Die Kunsthalle Mannheim, als Museum eröffnet im Jahr 1909, ist eine der ersten Bürgersammlungen der Moderne weltweit. Epochale Schlüsselwerke der Malerei von Édouard Manet bis Francis Bacon sowie eine herausragende Skulpturensammlung von der Moderne bis zur Gegenwartskunst prägen das Profil des Museums. Das Ausstellungsprojekt „1,5 GRAD. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik“, das am 07. April 2023 eröffnet wird, beleuchtet das komplexe Zusammenwirken von Mensch, Natur und Technik und zeigt mit einem bewusst vielstimmigen Ansatz, wie die Klimakrise auf alle Lebensbereiche Einfluss nimmt. Übrigens, von 14. April bis 08. Oktober 2023 ist Mannheim Gastgeber der Bundesgartenschau. Als Partner der Bundesgartenschau BUGA 23 bewegt sich die Kunsthalle Mannheim mit „1,5 GRAD“ räumlich über die eigenen Museumsgrenzen hinaus: Die Künstler Olaf Holzapfel und Fabian Knecht realisieren im Rahmen der Ausstellung auf dem Spinelli-Gelände begehbare und ortsspezifische Installationen, die das Publikum zu sozialer Teilhabe einladen. Die BUGA 23 findet auf dem ehemaligen Kasernengelände „Spinelli-Barracks“ im Nordosten Mannheims und in Teilen des Luisenparks statt. Mehr als 62 Hektar Fläche des Spinelli-Geländes werden entsiegelt und neu gestaltet. Der sehenswerte Luisenpark war 1975 schon einmal Veranstaltungsort der Bundesgartenschau. Damals wurden er und der Herzogenriedpark mit einer Schwebebahn verbunden. 2023 können Gäste mit einer zwei Kilometer langen Seilbahn über den Neckar vom Spinelli-Gelände zum Luisenpark und zurück schweben. Vielleicht ein Anreiz, noch einen Tag länger in Mannheim zu verweilen. I.K. Luftaufnahmen von Mannheim mit dem Wasserturm, rechts davon die Kunsthalle und das Maritim Hotel . Foto: @ Kunsthalle Mannheim/ HG Esch


Aus dem Verband 24 Leider hat sich die Gruppe Düsseldorf im Dezember mit einem Abschluss-Fest aufgelöst. "Für die Mitglieder, für den Vorstand und für mich war es eine interessante Zeit. Ich möchte diese Zeit nicht missen, denn sie brachte mir viel. Und ich ermutige jedes Mitglied, sich für ein Amt im Vorstand einzusetzen, damit diese Aktivitäten weiterleben! Nun sagen wir „Auf Wiedersehen “, ich werde dem „Verband Frau und Kultur“ treu bleiben und in einer anderen Gruppe in der Region Mitglied werden." Monika Schäfer,Gruppe Düsseldorf Zum Jahresende 2022 haben drei Gruppen dem Bundesvorstand ihre Auflösung mitgeteilt: Berlin, Düsseldorf und Kamp-Lintfort. Somit scheiden sie aus dem Verband aus, dessen Mitgliederzahl sich dezimiert wie auch die Zahl der Mitgliedsgruppen nunmehr auf achtzehn sinkt. Diese Entwicklung ist schmerzlich und betrüblich, konnten wir doch im Oktober 2021 noch frohgemut und stolz das 125-jährige Jubiläum in Berlin mit der Zahl von 21 Gruppen und über 200 Mitgliedern feiern. Leider haben unterschiedliche Gründe diesen finalen Schritt verursacht: der hohe Altersdurchschnitt, der generell unter den Mitgliedern herrscht, fehlender Nachwuchs, der durch die gesellschaftlich veränderten Aufgaben speziell von Frauen in Beruf und Familienleben entstanden ist, die zusehends mangelnde Bereitschaft, Verantwortung in den Gruppen zu übernehmen, aber auch vor allem in den Großstädten das attraktive Bildungs- und Sozialangebot mit seinem immensen Konkurrenzdruck. Zur Gründungszeit unseres Verbandes war dies völlig anders. Vereine stellten im ausgehenden 19.Jahrhundert willkommene Treffpunkte gleichgesinnter Frauen dar, die nur durch die Mitgliedschaft in einem Verein der häuslichen Enge entfliehen konnten. Rückblickend verbinden sich mit der Gründung unseres Verbandes, dem „Verein für die Verbesserung der Frauenkleidung“, im Zuge der deutschen Frauenbewegung positive Aufbruchsjahre, die Gruppenstärke stieg bis zum Ende der 1920er Jahre auf mehr als 80 an, Krisen wurden engagiert und beherzt gemeistert. Nach der menschenverachtenden Ägide des Naziregimes und des II. Weltkrieges folgten der befreiende Wiederaufbau und das allgemeine Wiederaufleben der Gruppenaktivitäten in unserem Verband. Beglückende und ausgefüllte Jahre liegen hinter uns, in denen die Gruppen bis heute mit ihren vielfältigen Kulturangeboten und Kulturerlebnissen das Gemeinschaftsleben ganz neu ausrichten und entwickeln konnten. Schon zur Gründungszeit ging es mit dem Anspruch auf Mode und Bildung um die Befreiung der Frau aus den gesellschaftlichen Zwängen und damit um ihre politische Stellung, das allgemeine Wahlrecht verschaffte 1919 auch Frauen Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe, indess ein langwieriger Prozess, der trotz der Grundgesetzverabschiedung der BRD 1949 bis heute keine volle Gleichberechtigung regelt. Allerdings ist Vieles in Bewegung geraten, Frauen können selbstbestimmt agieren, männerdominierte Aufgaben übernehmen und vielfältige gesellschaftliche Aufgaben meistern. Seit 2017 ist es im Zuge der Gleichberechtigung auch Männern ermöglicht worden, Mitglied bei „Frau und Kultur“ zu werden, eine in einigen Gruppen realisierte Entwicklung. Wir alle sind sehr traurig, dass das Engagement der Damen Helga Kudiabor in Berlin, Monika Schäfer in Düsseldorf und Christa Aumann in Kamp-Lintfort durch die Kündigung ihrer Gruppen nun ein Ende gefunden hat. Sie alle haben sich intensiv für die Bildungsvermittlung, der Kernaufgabe des Verbandes, eingesetzt und ihren Mitgliedern einen lebendigen Ort der Kommunikation und der Gemeinschaft geschaffen. Gerne denken wir an unsere lieben Kolleginnen Frau Kudiabor, Frau Schäfer und Frau Aumann zurück und bedanken uns für ihre engagierte und ehrenamtliche Tätigkeit. Schließen will ich mit dem Hinweis, dass mit diesem Heft 1/2023 unserer Zeitschrift eine Neuerung auf Seite 31 einsetzt: Dort sind von nun an die Namen der Gruppenvorsitzenden mit ihren jeweiligen Telefonnummern und E-Mail-Adressen zur schnellen Kontaktaufnahme vermerkt. Ihnen allen, liebe Mitglieder, wünsche ich ein gutes Neues Jahr mit Frohsinn und Zuversicht. Ihre Elisabeth Kessler-Slotta Auflösung von drei Gruppen: Berlin, Düsseldorf und Kamp-Lintfort


Aus dem Verband 25 Kunstseminar 2023 Kunst und Kultur der 1920er Jahre Literaturseminar 2023 Inselträume Heute sehen wir vor allem die glanzvollen Aspekte der 1920er Jahre, die sich nach dem I. Weltkrieg in einer neuen Freiheit entfalten konnten. Der Zeitraum zwischen den beiden Weltkriegen steht für eine Aufbruchsstimmung in Kunst und Kultur. Die Zeit brachte so unterschiedliche Stile wie den Nachkriegs-Expressionismus, die Neue Sachlichkeit, das Bauhaus und den Surrealismus hervor. Mancher Künstler oder manche Künstlerin dachte politisch und formulierte die Missstände der Zeit scharf. Neben der großstädtischen Avantgarde existierte aber auch eine bürgerliche Kultur, die weiter ihre Ideale pflegte.Der Blick in die Historie eröffnet die Möglichkeit, die heutige Weltlage vor diesem Hintergrund zu betrachten. Das Seminar unter der Leitung der Kunsthistorikerin Ulrike Kuschel findet statt im Tagungskloster Frauenberg, Am Frauenberg 1, 36039 Fulda, Tel: 0661-1095 116, E-Mail: [email protected]. Freitag, 07.07.2023, 16:00 Uhr bis Sonntag, 09.07.2023, 13:00 Uhr, Kosten: 295.-€ inkl. Übernachtung Anmeldung bei Frau Renate Szymanek unter [email protected] bis zum 31. Mai Sehnsuchtsorte in der Literatur - Von Tahiti bis Hiddensee, von Utopia bis Atlantis – Sehnsuchtsort Insel - Die Eroberung der Welt, die Entdeckung der Insel – Inseln und Kolonialismus - Schiffbruch, Einsamkeit und die Begegnung mit dem Fremden - (Alp-)Traum Insel Das Seminar unter der Leitung von Dr. Christiane Dahms, Literaturwissenschaftlerin, RUB Bochum findet statt in Zusammenarbeit mit: Deutscher Verband Frau und Kultur e.V. Freitag.01.09.2023, 17:00 Uhr bis Sonntag., 03.09.2023, 13 Uhr Tagungsbeitrag: 160 €/130 € Übernachtung im 2-Bettzimmer: 50 €, im Einzelzimmer: 70 € Tagungsnr. 708 WT Anmeldung: Franz Hitze Haus - Frau Gudrun Hopp-Schiller E-Mail: [email protected] Kardinal-von-Galen-Ring 50, 48149 Münster Telefon +49 251 9818-416 Die Gruppe Kamp-Lintfort wurde im Jahr 1990 von zwölf Frauen gegründet. Die damalige 1. Vorsitzende Elisabeth Ploch ist unser Ehrenmitglied. Die Gruppe bestand 2020 noch aus 67 Mitgliedern. Das 30-jährige Jubiläum der Gruppe Kamp-Lintfort sollte im April 2020 stattfinden. Wegen Corona wurde die Jahrestagung auf den 18./19. Oktober verschoben. Aber dann waren die Zahlen schon wieder angestiegen, sodass viele Mitglieder den Weg in die niederrheinische Stadt nicht antraten. Schade! Denn Frau Aumann und ihre Gruppe haben die Tagung mit viel Energie und Zeit liebevoll vorbereitet. Eine Führung in der Klosteranlage, die Terrassengärten, der Festabend im Wellings Parkhotel mit einem exzellenten Dinnerbuffet sowie die Unterhaltung mit der Kleinkunstgruppe „Kleine Welten“ bleiben unvergesslich. i.K. Helga Kudiabor und Monika Brüll bei der 125-Jahrfeier im Maritim Hotel in Berlin. Nach langen Jahren erfolgreicher Führung durch Karin Bischof übernahmen im Juni 2021 Helga Kudiabor als 1. Vorsitzende und Monika Brüll als Stellvertreterin die Leitung der kleinen Berliner Gruppe mit derzeit 35 Mitgliedern. Viele Programme wurden coronabedingt nur gekürzt durchgeführt oder mussten ausfallen. Aber es gab trotz allem solche Highlights wie die Busfahrt nach Neuruppin „Auf den Spuren von TheodorFontane“ und später nach Ribbeck.Themenbezogene Ausstellungen in Berliner Museen zur Stadtgeschichte fanden immer großen Anklang. Das nahe Potsdam lockte natürlich auch ins Palais Barberini unter kundiger Führung zu den Impressionisten.


Aus dem Verband 26 Besuch des Zukunftsmuseums Die Nürnberger Altstadt ist um eine Attraktion reicher: Seit dem Sommer 2021 befindet sich auf dem Areal des ehemaligen Augustinerhofs eine Zweigstelle des Deutschen Museums München, das Zukunftsmuseum. Mit großer Spannung betraten wir das große Museumsgebäude, dessen hohe Unterhaltskosten momentan sehr umstritten sind. Auf 2.900 Quadratmetern präsentiert das Museum die Zukunft mit viel Diskussionsbedarf. Wie werden wir in zehn, 20 oder 50 Jahren leben? Wie entwickelt sich Technik weiter – und vor welche Herausforderungen stellt uns das als Gesellschaft? Es gibt fünf ausgewählte Themenfelder, die bei unseren persönlichen Lebensumfeldern beginnen und bis zum Reisen durch Raum und Zeit führen. Während der eineinhalbstündigen Führung mussten wir uns auf zwei Gebiete – Arbeit und Alltag und Körper und Geist – beschränken. Es wurden konkrete Projekte aus der aktuellen Forschung vorgestellt, die möglicherweise schon morgen unser Leben beeinflussen und auch fiktive. Mit unserer Führerin diskutierten wir die Chancen verschiedener Technologien – aber auch die Konsequenzen für unseren persönlichen Alltag und die Gesellschaft. Was wünschen wir uns? Welche Befürchtungen haben wir? Und welche Visionen und teilweise kuriosen Ideen von früGruppen berichten von ihren Veranstaltungen her sind Realität geworden oder gescheitert? Wie wird aus einer Idee eine Erfindung – und wie aus einer Erfindung eine Innovation? Nicht immer begeistern uns Roboter. Als „Kuscheltier“ getarnt könnten wir ihn uns gut vorstellen, wie den flauschigen Robben-Roboter, der die Augen öffnet, Töne von sich gibt und in Kliniken eingesetzt wurde, auch bei der Unterstützung im Haushalt oder bei der Bombenentschärfung. Uns aber von einem Roboter pflegen zu lassen, schreckt uns noch ab. Ähnlich sieht es bei der Nahrung aus. Wenn die Fläche für den Getreideanbau u.a. nicht mehr ausreichen wird, werden wir Lebensmittel, die beispielsweise aus Würmern oder Insekten hergestellt werden, essen wollen? Auch die Möglichkeiten der Gentechnologie und die Option, künftig lebensfähige Organe zu züchten oder im Biodrucker herzustellen, werden beleuchtet. Wiederum stellt sich die Frage: Welches Leben wollen wir in Zukunft noch zulassen? Dürfen wir in das menschliche Erbgut eingreifen, um Krankheiten wie Trisomie 21 noch vor der Geburt auszulöschen? Die Welt wird digital: Roboter, Künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Social Media und das Internet machen unser Leben interessanter und teilweise leichter, nehmen uns Arbeit ab. Aber vielleicht nehmen sie uns auch die Arbeit weg, sammeln unsere Daten und überwachen uns? Das Zukunftsmuseum ist ein Museum zum Ausprobieren und Mitmachen. Es regt zum Nachdenken und Diskutieren an. Ursula Michalke, Gruppe Nürnberg „Nur eine kleine Maulbeere. Aber sie wog schwer.“ Im wunderschönen Garten des Tibet Kailash-Hauses in Freiburg bot uns im Juli 2022 bei Kaffee/Tee und Kuchen Manuel Herder eine Lesung aus dem Buch der japanischen Kaiserin Michiko „Nur eine kleine Maulbeere. Aber sie wog schwer.“ Großer Dank an Herrn Wilfried Pfeffer, den Leiter des TibetKailash-Hauses, für die ganze Organisation. Es war das Sommerhighlight der Gruppe Freiburg. Manuel Herder ist ein deutscher Verleger. Er war von 1999 bis Februar 2021 geschäftsführender Gesellschafter des HerWährend unseres Besuchs im Mai konnten wir AMECA erleben, den weitentwickeltsten humanoiden Roboter der Welt, hergestellt in Großbritannien, der erstmals öffentlich in Deutschland zu sehen war. Mit 52 Motoren – davon sind allein 17 im „Gesicht“ verbaut – erreicht er eine täuschend echte Darstellung von menschlicher Mimik und Gestik. Wir waren fasziniert! Fotos: Ursula Michalke


Aus dem Verband 27 der Verlags und leitete diesen in sechster Generation. Zum 1. März 2021 zog er sich aus der operativen Geschäftsführung des Verlags zurück. "Nur eine kleine Maulbeere. Aber sie wog schwer" enthält die schönsten Gedichte der japanischen Kaiserin Michiko. Diese edle Originalausgabe schlägt eine literarische Brücke zwischen Ost und West und bringt uns die jahrhundertealte Tradition der japanischen Waka-Dichtkunst näher. Die 50 exklusiv ausgewählten Gedichte der Kaiserin sind in japanischer Kalligrafie mit deutscher Übersetzung gedruckt. Zu vielen Texten gibt es Kommentare und Anmerkungen, das Vorwort ist von Manuel Herder verfasst. Wir tauchten mit diesem Gedichtband in die Welt des japanischen Kaiserhofs ein. Das Buch stellt einen gewichtigen Höhepunkt in den über zweihundert Jahren der Verlagsgeschichte dar. Er wolle mit guten Büchern ins Leben eingreifen, schrieb der Gründer Bartholomä Herder, der 1798 das erste Herder-Buch verlegte. Vier und fünf Generationen später sahen sein Großvater und sein Vater nach dem zweiten Weltkrieg eine wichtige Aufgabe ihrer verlegerischen Arbeit darin, den Dialog zwischen den Weltreligionen voranzubringen und ein besseres gegenseitiges Verständnis der großen Kulturen zu ermöglichen. Diesen Weg hat der Verlag Herder in den letzten Jahrzehnten fortgesetzt und so auch viele Dutzend Bücher zur japanischen Kultur, zu japanischer Religion und Philosophie herausgebracht. Er selbst habe das große Glück, ein Jahr seines Studiums in Japan, in der Partnerstadt seiner Heimatstadt Freiburg, also in Matsuyama, auf der Insel Shikoku verbracht zu haben. In Matsuyama und bei seinen Reisen durch Japan habe er ungeheuer viel gelernt – und unglaublich viel Schönes gesehen: Bergtempel, Zen-Gärten und Blumenkunst, die Teezeremonie, die Schönheit des Porzellans und der Keramik, die Schönheit der Möbel und der Wohnkultur, der Tuschebilder, der Kalligrafie, der Gedichte und von vielem mehr. Das Wichtigste aber waren ihm die Begegnungen mit den Menschen. Es sind Begegnungen, die Verständnis schaffen. Ein Bild von der sehr privaten Zeremonie durfte nicht gemacht werden, aber eine kleine Sensation war das wohl trotzdem: Michiko, die Kaiserin von Japan, hatte tatsächlich Manuel Herder im Tokioer Kaiserpalast empfangen, der ihr während der persönlichen Audienz ein Exemplar ihres bei Herder erschienenen Gedichtbandes „Nur eine kleine Maulbeere. Aber sie wog schwer“ überreichen konnte. Der Freiburger Verleger hatte als Gast an der Japanreise von Bundespräsident Steinmeier teilgenommen und wurde nach dessen Abreise von der Kaiserin im Kaiserpalast empfangen. Die Gedichte von Kaiserin Michiko zu verlegen, ist ihm eine große Ehre. Möge die Übersetzung dieser kostbaren Kurzgedichte dazu beitragen, die japanisch-deutsche Freundschaft auszuweiten und zu vertiefen. Wir können dieses wunderschöne Vers-Buch sehr empfehlen! Claudia Schall, Gruppe Freiburg Marion Lagoda: Ein Garten über der Elbe Buchvorstellung von Gerlinde Curth Unter den zahlreichen Aussichtspunkten der Hamburger Elbvororte nimmt der „Römische Garten“, ein kleiner Park am Hochufer der Elbe, eine Sonderstellung ein. Als ehemaliger Privatbesitz erfuhr er einst eine vollendete formale Gestaltung, die heute noch erkennbar ist. Wie ein Schwalbennest hängt er 30 Meter über der Elbe bei Blankenese. Nach Süden ausgerichtet, geschützt und nur über versteckte und verschlungene Treppen und Wege erreichbar. Der Hamburger Bankier Moritz M. Warburg erwarb 1897 die südländisch anmutende „Römische Terrasse“, um seinen im selben Jahr gekauften Kösterberg-Landsitz Richtung Elbe zu vergrößern und bezog die Anlage in den Park für seine Familie ein. Warburg hat die Gestaltung mit Zedern, Zypressen und einer Girlandenhecke gefallen. Der Kösterberg war als ländlicher Sommersitz und gemeinsamer Treffpunkt für seine in Deutschland, Amerika und England lebenden Kinder und Enkel für einige Zeit des Jahres gedacht. Als Moritz Warburg 1910 starb, übernahm sein Sohn Max (1867 – 1946) das Kösterberg-Anwesen, eine im englischen Landschaftsstil gestaltete Parkanlage. Die Gartenanlagen sollten nun einen anderen Charakter bekommen. Mit seiner Frau Alice ließ sich Max Warburg von der Römischen Terrasse inspirieren. Im Frühjahr 1899 hatten beide auf ihrer Hochzeitsreise Italien über Florenz und Neapel bis nach Sizilien bereist. Im wunderschönen Garten des Tibet Kailash-Hauses in Freiburg bot uns im Juli 2022 bei Kaffee/Tee und Kuchen Manuel Herder eine Lesung aus dem Buch der japanischen Kaiserin Michiko „Nur eine kleine Maulbeere. Aber sie wog schwer.“


Aus dem Verband 28 Im Frühjahr 1913 stellte Max Warburg die 28-jährige Else Hoffa (1885 – 1964) als neue Obergärtnerin, die erste Frau in dieser Position, für die ausgedehnten Gartenanlagen mit zwölf Treibhäusern ein. Während einer Hospitation in der Königlichen Gärtnerlehranstalt zu Berlin-Dahlem 1912 / 13 begeisterte sie sich für die moderne Gartenplanung im architektonischen Stil und die neuen Gestaltungsideen mit Stauden. Diese Vorstellungen übertrug sie auf den Kösterberg, als sie die „Römische Terrasse“ erweiterte. Max Warburg widmete sich besonders den Blumen. Er ließ seiner Obergärtnerin freie Hand und folgte begeistert ihren Planungen. Sie leitete bis zu 17 Personen – Gärtner und fünf Helferinnen – bei der Gartengestaltung und -pflege an. Eine zehnprozentige Zulage („Ärger-Prämie“) zu ihrem Gehalt war der Ansporn von Max Warburg, ihn niemals mit Sorgen zu behelligen. Auf der tiefer im Elbhang liegenden neuen Terrasse entstand ein Naturamphitheater, das 1924 eingeweiht wurde. Ein Jahr später kam ein geometrischer Rosengarten mit streng geformten Rosenbeeten im Stil von Villengärten der italienischen Renaissance hinzu. Historische Sorten aus aller Welt wurden gepflanzt. Max Warburg spazierte frühmorgens mit seiner Obergärtnerin Else Hoffa oder mit einem seiner fünf Kinder durch die weitläufigen Parkanlagen. Römische Terrasse, Rosengarten und Naturamphitheater dienten in den 1920er und 1930er Jahren der weit verzweigten Familie Warburg sowie deren Freunden als abgeschirmte repräsentative Freiluft-Kulisse für sommerliche Feste, Spiele und private Theateraufführungen mit musikalischer Begleitung. Vier Jahrzehnte bewohnten und prägten die Warburgs den Kösterberg, als der Nationalsozialismus Max und Alice Warburg im Spätsommer 1938 zwang, Bank und Landsitz zurückzulassen und in die USA zu emigrieren. Sie sahen Hamburg nie wieder. Nach 25 Jahren im Dienst der Familie Warburg verließ Else Hoffa im selben Jahr Deutschland und ging nach England. Seit 1946 leitete sie dort als Obergärtnerin „Lady Herbert’s Garden“ im Stadtzentrum von Coventry. Im November 1956 ging die als höchst bescheiden geschilderte Else Hoffa mit 72 Jahren in den Ruhestand und zog nach London, wo sie am 08. Januar 1964 starb. Nach ihrem Tod würdigte Eric M. Warburg, der Sohn von Max Warburg, die langjährige Obergärtnerin des Kösterberges: „Ihr Leben galt anderen Menschen und der Natur. Das Andenken an sie wird weiterleben wie ihre Gärten“. Die Hamburger Journalistin und Autorin Marion Lagoda, die zahlreiche Gartenbücher verfasst hat und Gartenreportagen für verschiedene Magazine schreibt, war von der Lebensgeschichte Else Hoffas inspiriert und hat das Leben in ihrem kenntnisreich und lebendig geschriebenen Roman „Ein Garten über der Elbe“ gezeichnet. Der Roman ist 2022 bei Bertelsmann erschienen. Er orientiert sich an Else Hoffas biografischen Daten, ist ansonsten aber fiktiv. Die Obergärtnerin, kritisch von den ausschließlich männlichen Kollegen beäugt, heißt im Roman Hedda Herzog, die jüdische Bankiersfamilie trägt den Namen Clarenburg, mit Ludwig Clarenburg als Familienoberhaupt und Chef der Obergärtnerin. Vor dem Hintergrund des 1. Weltkrieges und der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen mit dem aufkommenden Antisemitismus spielt dieser lesenswerte Roman, der nicht nur Gartenliebhabern gefallen wird. Sibylle Weitkamp, Gruppe Hannover Constanze Mozart geb. Weber (1762-1842) Vortrag von Monika Pfützenreuther, Münster „Niemand ist mit seinem Weib so glücklich wie ich“, soll Wolfgang Amadeus Mozart über seine Gattin Constanze gesagt haben. Ebenso bezeugen unzählige Briefe Mozarts, worin er seinem „lieben Weibchen“ immer wieder seine Liebe aufs Neue beteuert. Über Constanze Mozart geb. Weber wird heute unterschiedlich berichtet. Manche Quellen sprechen von einer dummen, vergnügungssüchtigen und verschwenderischen Frau ohne Bedeutung; andere von einer klugen und gescheiten Gefährtin, aus einer gebildeten, hoch musikalischen Familie, nicht nur gesanglich ausgebildet, sondern neben ihrer Muttersprache Deutsch auch ausgezeichnet Französisch und Italienisch spricht. Ihr wirklicher Charakter wird immer ein Rätsel bleiben. Leopold Mozart jedenfalls hat keine gute Meinung von den vier Töchtern aus dem Hause Weber in Mannheim. Er ist gegen die Verbindung seines Sohnes mit Constanze, der wiederum sie Der Römische Garten zählt zu den kleinen Perlen Hamburgs. Ein Spaziergang dort ist die perfekte Unternehmung für einen schönen Sonntagnachmittag. Im Sommer locken Theateraufführungen unter freiem Himmel. Foto: Hamburg.de


Aus dem Verband 29 auf das Höchste lobt und schreibt: „Ich muss dich mit dem Charakter meiner lieben Constanze besser vertraut machen. Ihre ganze Schönheit besteht aus zwei kleinen schwarzen Augen und einer hübschen Figur. Sie mag es, ordentlich und sauber gekleidet zu sein und die meisten Dinge, die eine Frau braucht, kann sie selbst machen; und sie macht sich jeden Tag ihre eigenen Haare. Ich liebe sie und sie liebt mich von ganzem Herzen. Sag mir, ob ich mir eine bessere Frau wünschen kann.“ Zu bedenken gibt dann wiederum, dass Constanzes jüngste Schwester Sophie Mozart bis zu seinem Tod gepflegt hat und dem Schwager Nissen zur Biographie eine Schilderung der letzten Stunden Mozarts schreibt. Constanze wird am 5. Januar 1762 in Zell im Wiesental, damals noch Vorderösterreich, heute Landkreis Lörrach in BadenWürttemberg, geboren. Musik und Theater sind ihr von klein auf vertraut. Der Vater Fridolin Weber arbeitet als Bassist, Kopist und Souffleur am Theater Mannheim, sein Halbbruder ist der Vater des Komponisten Carl Maria von Weber. Die beiden älteren Töchter Aloysia und Josepha treten später bei der Uraufführung einiger Mozartwerke auf. Josepha ist die erste „Königin der Nacht“ in der Zauberflöte. Constanze und Wolfgang lernen sich 1777 bei einem Gastspiel Mozarts in Mannheim kennen. 1781 treffen sie sich in Wien wieder. Die Familie Weber war nach Wien übergesiedelt, und Constanzes Mutter, gerade Witwe geworden, nimmt ihn auf. Ein Glücksfall für ihn, denn die Familie besitzt ein Klavier! „Nur eine Woche wollte er dort bleiben“, verliebt sich aber in die 19-jährige Constanze und bleibt stattdessen mehrere Monate, bis er „wegen des Geredes der Leute“ die Wohnung wechseln muss. Wolfgang A. Mozart und Constanze Weber heiraten 1782 in Wien, er ist 26 und sie 20 Jahre alt. Constanze wird ihm Ehefrau und Muse, singt mit ihrem lyrischen Sopran viele seiner Werke ein. Wir hören die wunderbare Konzertarie „Ch‘io mi scordi di te?“ KV 505 und das Sopransolo aus der Großen Messe c-Moll, gesungen von Gundula Janowitz. In der knapp zehnjährigen Ehe kommen sechs Kinder zur Welt, von denen aber nur die beiden Söhne Carl Thomas (1784- 1858) und Franz Xaver Wolfgang (1791-1844) das Erwachsenenalter erreichen. Carl Thomas wird österreichischer Staatsbeamter. Er ist sein Leben lang bemüht, das Andenken seines Vaters zu fördern. Franz Xaver Wolfgang erbt das musikalische Talent seiner Eltern und wirkt viele Jahre in Lemberg/Galizien als Klaviervirtuose, Komponist und Pädagoge. Der Legende zum Trotz: Mozart verdient gut mit seinen Auftragsarbeiten. Selten ist er mittellos. Es fehlt jedoch das geregelte Einkommen. Er schließt sich den Freimaurern an, zockt in Hinterstuben und verliert. So hat Constanze mit dem Tod Mozarts 1791 eine Flut von Notizen zu sortieren und riesige Schulden. Als einziger Ausweg bleibt ihr der Verkauf von Manuskripten ihres Mannes. Sie ist klug und verkauft nur einen Teil für 3.100 Thaler, sodass sie mit ihren Kindern erst einmal leben kann. Es gelingt ihr, vom Kaiser eine Rente zu erhalten und gewinnbringende Gedenkkonzerte mit ihrer Schwester Aloysia zu organisieren. 1795 unternehmen die beiden Frauen eine Konzertreise. Um die beiden Mozart-Kinder kümmert sich in der Zeit der ihnen befreundete Musiker Franz-Xaver Niemetschek in Prag. Constanze hat Mozarts Werke möglichst zusammengehalten – und wieder geheiratet. Spätestens seit 1798 wohnt der dänische Diplomat Georg Nikolaus Nissen (1771-1826) im Hause der Witwe Constanze Mozart. Die beiden heiraten aber erst 1809. Er schreibt eine der ersten Biografien über Wolfgang Amadeus Mozart mit rund 800 Seiten, in der zu lesen ist: „In seiner Ehe mit Constanze Weber lebte Mozart vergnügt. Er fand an ihr ein gutes, liebevolles Weib. Er liebte sie wahrhaft“. Wir lernten eine kluge Frau kennen. 1842 stirbt sie im Alter von 80 Jahren in Salzburg. Marlene Szymanek, Gruppe Hamm La Palma: Grüne Insel im Bann der Vulkane Vortrag von Dr. Stefan Rogggenbuck Unser Referent besuchte die Kanarische Insel „La Palma“ im Juni 2022. Es ist ja bekannt, dass alle Kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs sind. Doch erst, als die 14 km lange Vulkankette Cumbre Vieja (1.949 m hoch) am 19. September 2021 ausbrach, wurde die wirkliche Vulkangewalt deutlich. Der neue Vulkan kam erst im Dezember 2021 zur Ruhe. Es wurden 2.748 Gebäude zerstört. Es entstanden Schäden von einer Milliarde Euro, und sehr viele Menschen verloren ihr Hab und Gut. Der Besitz vieler Einheimischer ist nicht versichert. Wie durch ein Wunder kam kein einziger Mensch zu Tode. Dr. Roggenbuck machte mit uns in Bildern eine Rundfahrt über La Palma, auch Isla Verde genannt. Die Insel umfasst 708 qkm, besteht zu 40 Prozent aus Wald, ihre Berge sind bis zu 2.426 m hoch. Die Insel ist 1,5 Millionen Jahre alt, hat insges. ca. 83.000 Bewohner, davon 10 % Deutsche. 100.000 Touristen besuchen La Palma mit ihrer Hauptstadt Santa Cruz pro Jahr. Porträt von Constanze Mozart (1762-1842), von ihrem Schwager Joseph Lange, 1782


Aus dem Verband 30 Der Ort Fuencaliente bildet die Südspitze der Insel. Von dort sieht man die kleine Vulkaninsel „El Hierro“. Der Vulkan San Antonio, 632 m hoch, brach vor Jahrhunderten aus. Man kann auch einen Blick in den Vulkan Teneguia (428 m hoch) werfen, der 1971 ausbrach. In der Nähe gibt es ein Weinbaugebiet mit Bodegas. Der Referent präsentierte uns ebenfalls Bilder aus dem Dorf Villa de Mazo mit Dorfkirche und Friedhof. Die Gräber sind mit schwarzer Lava-Asche bedeckt. Vorhanden ist ein Kunsthandwerkermarkt und eine schöne, von Auswanderern erbaute Villa, heute ein Museum. Auf allen Kanarischen Inseln gibt es Emigrantenmonumente. Doch viele Auswanderer kehrten auf Grund von Wirtschaftskrisen auf die Inseln zurück. Inzwischen leben auf der Insel zahlreiche Einwanderer aus Kuba und Venezuela. Auf La Palma lebt man vor allem von der Fischerei und vom Tabakanbau. Die Zigarren sind von ganz besonderer Qualität. Es gibt Naturschwimmbecken aus Lava, der Strand besteht aus dunklem Sand. Von La Palma aus erkennt man den Vulkan Teide auf Teneriffa, deren Hauptstadt Santa Cruz ist, das sich in eine Unter- und eine Oberstadt teilt. Das Rathaus beherbergt eine Dali-Ausstellung. La Palma war im 16. Jahrhundert die bedeutendste kanarische Insel mit vielen maurischen Elementen, insbesondere der maurischen Kachelkunst. Es existieren noch viele Gebäude der Kolonialzeit. In Santa Cruz (Heiliges Kreuz) befindet sich der Konvent San Francisco. Die Stadt ist auch bekannt für ihre Balkonhäuser. Es gibt ein deutsches Konsulat und eine Festung sowie eine Markthalle in den blau-weißen Farben der Kanarischen Inseln. Im Juni herrschen nachts Temperaturen um 19 Grad, am Tage um 23 Grad. Das Klima ist mild. La Palma ist auch bekannt für seine Blaukehleidechsen (Dorf San Andreas). Auf ihrem Weg zum Meer verglühte die Lava auf La Palma neben Häusern und Straßen auch die Bananenpflanzungen, mal in dichter Monokultur, mal in einfachen Gewächshäusern aus Plastikplanen, mal „Bio“ in Form von einem dem Regenwald ähnlichen Wildwuchs. Auch die lebensnotwendigen Bewässerungsleitungen sind zerstört. Wie auf La Gomera gibt es auch auf La Palma Lorbeerwälder. Übrigens wird auch Rohrzucker angebaut. An der Nordküste führt eine spektakuläre Straße an Wasserfällen entlang nach Santo Domingo de Garcia. Dort bewundert man einen der größten Drachenbäume. Im Hochgebirge bewegen sich Gleitschirmflieger in 1.800 m Höhe. Im Planetarium bestaunt man einen höchst seltenen Sternenhimmel. Der Roque de los Muchachos ist der höchste Berg (2.426 m). Seinen Höhepunkt bildet ein riesiger Krater. Die Insel ist ein Paradies mit unbändiger Natur – aber dort zu leben, ist nicht ungefährlich. Renate Hoinko, Gruppe Bochum Hoffnung für 2023 Es gibt aus Gießen Positives zu vermelden: keine Veranstaltung musste 2o22 ausfallen, die Mitgliederzahl ist nahezu konstant geblieben, da wir neun relativ „junge“ Damen begrüßen konnten. Woran das liegt nach zwei Jahren ohne Zugänge kann ich nicht sagen – ob an unserer verstärkten Werbung, unserem neuen Abend-Angebot oder einfach nur daran, dass die ganz große Corona-Angst verflogen ist. Sagen wir doch einfach: Es lag an all den guten Ideen, die wir in Münster ausgetauscht haben. Für das 1. Halbjahr 2023 gibt es bei uns wieder „das volle Programm“, sogar für das 2. Halbjahr sind schon die ersten Referent*innen angeschrieben. Wir hoffen, alles realisieren zu können. Auch unsere Studienfahrt im August stößt auf großes Interesse. Brigitte Sekula, 1. Vorsitzende der Gruppe Gießen Suchen Sie noch ein Geschenk? Schenken Sie doch ein Abonnement dieser Zeitschrift Frau und Kultur Jahresbezugspreis für vier Hefte 12,- Euro inkl. Porto Informationen und Bestellung bei Frau Anke Linsa, Apollinarisstraße 20, Bad Neuenahr-AW, Tel. 02641-90 610 10, e-mail: [email protected] Eruptionskrater mit Lavafluss in Richtung El Paraiso (20. September 2021) Foto: Wikimedia / Eduardo Robaina


Aus dem Verband 31 Frau und Kultur Zeitschrift des Deutschen Verbandes Frau und Kultur e.V. – Heft 1/2023 Herausgeber: Deutscher Verband Frau und Kultur e.V. www.verband-frau-und-kultur.de Bundesvorsitzende: Dr. Elisabeth Kessler-Slotta, Uhlandstr. 55, 44791 Bochum, Tel. 0234-580356, E-Mail: [email protected] Redaktionsteam: Inge Kellersmann, Fischergasse 39,89073 Ulm Tel. 0731-1439 5643, mobil 0171-3278372, E-Mail: [email protected] Impressum Ursula Michalke E-Mail: [email protected] Renate Zimmer, E-Mail [email protected] Gabriela Weber-Schipke E-Mail: weber-schipke@web-de Litho und Druck: Druckerei Plettner, Schwabacher Straße 512a, 90763 Fürth Fotos: S.3 statista.com; S.16 pexels-karolinagrabowska; pexels-pxabay; S. 22 Maritim-Hotelgesellschaft; S. 25 Silke Mayer; S.29 Constanze_Mozart_by_Lange_1782 Bezugspreis: 12,– € inkl. Porto für 4 Hefte jährlich Abos für Nichtmitglieder und Geschenkabos sowie Adressänderungen und Neuanmeldungen: Anke Linsa, Apollinarisstr. 20, 53474 Bad Neuenahr-AW, Tel. 02641 90 610 10 E-Mail: [email protected] Zahlungen zur Verbandsabgabe und Abos an: Deutscher Verband Frau und Kultur e.V. Postbank Essen IBAN: DE91 3601 0043 0611 9184 39 Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge stellen nicht in jedem Fall die Auffassung der Herausgeber dar. Gedruckt auf säurefreiem Papier mit FSC-Zertifikat ohne optische Aufheller und hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Kontaktaufnahme zu den Gruppen Aachen, 1. Vors. Prof. Ulla Dohmann, Tel. 02406-3736, E-Mail: [email protected] Bad Neuenahr-Ahrweiler, 1. Vors. Anke Linsa, Tel. 02641-90 610 10, E-Mail: [email protected] Bochum, 1. Vors. Renate Ruhlig-Schulte, Tel. 0234-67126, E-Mail: [email protected] Bremen, 1. Vors. Christa Zoch, Tel. 0151-11966730, E-Mail: [email protected] Delmenhorst, 1. Vors.Marianne Huismann, Tel. 04221-18848, E-Mail: [email protected] Dortmund , 1. Vors. Elke Cronau, Tel. 0231-136200, E-Mail: [email protected] Dresden, 1. Vors. Elke Fischer, Tel.0351-2020507 E-Mail: [email protected] Essen, 1. Vors. Dr. Ulrike Köcke, Tel. 0201-779440, E-Mail: [email protected] Freiburg, 1. Vors. Claudia Schall, Tel. 0761-288258, mobil: 0170-8044141, E-Mail: C.Schall-FuK-Freiburg@web Gießen, 1. Vors. Brigitte Sekula, Tel. 06403-74851, E-Mail: [email protected] Hamm, 1. Vors. Marlene Szymanek, Tel. 02381-34623, E-Mail: [email protected] Hannover, 1. Vors. Sibylle Weitkamp, Tel. 0511-221723, E-Mail:[email protected] Herne, 1. Vors. Rita Gaese, Tel. 02323-56321, E-Mail: [email protected] Ludwigshafen/Mannheim. 1. Vors. Dr. Wiltrud BanschbachHettenbach, Tel. 06234-929744, E-Mail: [email protected] Lübeck, 1. Vors. Lore Evers, Tel. 0173-6061998, E-Mail: [email protected] Moers, 1. Vors. Anne Helmich, Tel. 02801-6881, mobil: 01765- 5724642, E-Mail: [email protected] Münster, 1. Vors. Gisela Externest, Tel. 0251-393566, mobil 0157-39105661, E-Mail: [email protected] Nürnberg, 1. Vors. Barbara König, Tel. 0911-21086279, E-Mail: [email protected]


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