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Published by thomas.pleiner, 2021-07-10 16:28:24

2021-06-09-DC-Bildbiographie-LESEPROBE

2021-06-09-DC-Bildbiographie-LESEPROBE

Dietrich Clarenbach

FRITZ KOENIG
Eine Bildbiografie

3. Auflage 2021

1

Dietrich Clarenbach

Fritz Koenig · Eine Bildbiografie

3

Vorwort
Fritz Koenig übernahm 1964 den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten inner-
halb der Architekturfakultät der Technischen Universität München, an dem
ich bereits als Dozent tätig war.
Die Bildbiografie ist ein Resümee einer über 50-jährigen Teilnahme am
Leben und der ebenso langen Beschäftigung mit dem Werk Fritz Koenigs
und wurde im Dialog mit dem Künstler erarbeitet.
Der erste Teil der Bildbiografie in dieser komprimierten Form entstand
als Beitrag zum Katalog der Ausstellungen »Fritz Koenig. Skulptur und
Zeichnungen«. 1989 in der Neuen Pinakothek in München und 1990 in der
Akademie der Künste Berlin, erschienen im Prestel-Verlag München. Die
Ergänzung für die Jahre 1989 bis 1998 wurde als Sonderdruck anlässlich
der Eröffnung des Skulpturenmuseums im Hofberg von der Stadt Landshut
herausgegeben.
Die Fortsetzung für die Jahre ab 1998 wurde noch gemeinsam begonnen
und auf Koenigs ausdrücklichen Wunsch hin von mir weitergeführt.
Mein Dank gilt dem Grafiker Thomas Pleiner, der mein Layout in digitale
Form brachte, dem Fotografen Toni Ott für seine Unterstützung bei der
Zusammenstellung und Aufbereitung der Fotos aus seinem Archiv, der
langjährigen Museumsleiterin Dr. Stefanje Weinmayr und dem Freundes-
kreis Fritz Koenig e. V. Landshut für dessen Initiative zur Aufbereitung
einer druckgerechten Neuauflage.
Mein Dank gilt der Stadt Landshut für die finanzielle und organisatorische
Unterstützung.
D. C.

5

22.11.1926 Durch den Gymnasiallehrer Lud-­ aus kurzer Kriegsgefangenschaft Als Soldat, Rumänien 1944, Bleistift
wig Renner und den Landshuter nach Landshut zurück.
Fritz Koenig wird 1924 als erstes Maler Franz Högner erfährt Koenig Von 1946 an studiert Koenig an
Kind der Eheleute Maximilian und kritisch-fördernde Betreuung. der Akademie der Bildenden Künste
Gertrud Koenig in Würzburg gebo­- Der Achtzehnjährige beendet in München. Er findet dort bald zu
ren. Spielerische Äußerungen und eine unerfreuliche Schulzeit, wird dem Bildhauer Anton Hiller. Vor­-
Wünsche des Kindes sind auf das Soldat und kommt an die Ostfront übergehend hat er Zweifel, ob Bild­-
Pferd gerichtet, das er schon als nach Rußland. hauerei die für ihn geeignete künst-­
Zweijähriger zeichnet. Frühzeitig – die Großmutter lerische Ausdrucksform ist. Hiller
väterlicherseits war Russin – war stellt sich seinem Versuch, auszu-­
seine Neugierde auf dieses Land weichen, in den Weg.
geweckt und die Phantasie ange-­ Schon in den Zeichnungen aus
regt worden. Als einfacher Frontsol­- der Kriegszeit und nun in den Arbei-­
dat sucht und findet er Zeit, um zu ten aus der Studienzeit klingen The-­
zeichnen. men an, die im Verlaufe des weite-
Mehrmals krank und verwundet, ren Schaffens immer wiederkehren:
kommt er gleich nach Kriegsende Angst, Verlust, Einsamkeit,

Verwundetes Pferd, Rußland 1943, Bleistift

Zerstörtes Haus,
Rußland 1943,
Feder laviert

Überall Tod, 1945, Kohle

unten:
Straße, Landshut 1942,
Aquarell

6 Noch während der Studienzeit beim Wettbewerb ›Der unbekannte Begegnung, 1952, Bronze
heiratet Koenig. politische Gefangene‹, der 1952
Kleines Paar, 1948, Bronze Aufträge für Baureliefs, Brunnen, vom Institute of Contemporary Arts 1953 kann Koenig ein Atelier
Schmerz, Flucht: Motivationen aus Grab- und Gedenksteine helfen, in London ausgeschrieben worden beziehen, das der Architekt Hans
dem eigenen Erlebnis- und Erfah­- Lebensunterhalt und Studium zu war. Hofbauer in seinem Haus »An der
rungsbereich. finanzieren. Nach Beendigung des Studiums Länd« in Landshut für ihn einbaut. Er
Niederbayerisches religiöses und Das erste Auslandsstipendium, arbeitet Koenig in einem Schuppen arbeitet hier so lange, bis der Archi-­
profanes Brauchtum übt eine starke das die Akademie nach dem Krieg auf dem elterlichen Anwesen in der tekt den Raum für den eigenen
Faszination auf ihn aus, die später vergibt, erhält Koenig 1951 für Hofmark Aich an ersten großen Bedarf benötigt und Koenig sich ein
zu einer intensiven Beschäftigung einen Aufenthalt in Frankreich. Aufträgen, die er – häufig unter kleines Atelier als Anbau an das
Im Musee de l’Homme in Paris Mitarbeit des Studienkollegen Karl elterliche Haus in der Hofmark Aich
begegnet er zum ersten Mal afrika-­ Reidel – in Stein ausführt. Die Arbeit errichten kann.
nischer Kunst; sie hinterlässt einen mit diesem Material fasziniert ihn
vorübergehend, ist aber im Grunde
Gertrud und Christine, 1947, Kohle seinem Temperament nicht gemäß.
Koenig versucht für klassische
bildnerische Anliegen neue Formu­-
lierungen zu finden. Die Ver­-
anschaulichung zwischenmensch­-
licher, umfassender, zwischenkrea­-
türlicher Beziehungen und ihrer
Konflikte führt zu veränderter Kör­-
peranatomie und Deformation. Die
Thematik des Zusammenlebens und
-wirkens, die Symbiose zwischen
Menschen sowie zwischen Mensch
und Tier, die miteinander ver-­
schmelzen, führt zu ›Mischwesen‹
und weist bereits auf den späteren
Pferdezüchter hin.
Einige Themen werden – oft nach
Jahren – immer wieder aufgegrif-

Flucht, 1950, Bronze

Der unbekannte politische Gefangene, Wettbewerbsmodell, 1952 In diese Zeit fallen erste Kontakte
zu dem Architekten Alexander von
mit dem Themenkreis Votiv, Kreuz starken Eindruck und weckt seine fen, neu formuliert und gedeutet. Branca, der wiederholt mit Koenig
und Epitaph führt. Sammelleidenschaft. Er kauft in Diese Schaffensweise, adäquat dem zusammenarbeiten wird.
Frühe Plastiken – noch früher Paris die erste alte Skulptur aus Wandel der Dinge selbst, dem pro­- Gemeinsam mit Karl Reidel fährt
Zeichnungen – lassen die Neigung Schwarz-Afrika. zessartigen Vorgang des Erfassens er 1955 mit dem Motorrad über
zu physiognomischer Anonymität In das letzte Studienjahr, inzwi­- und der persönlichen Befindlichkeit, Griechenland nach Ägypten.
erkennen: Individualität wird durch schen als Hillers Meisterschüler, fällt ergibt eine kontinuierliche Entwick­- Die gesuchte Begegnung mit dem
Körpersprache zum Ausdruck die erste berufliche Anerkennung, lung der Thematik und der formalen arabischen Pferd im Wüstengestüt
eine internationale Auszeichnung Erscheinung. EI Zahra in der Nähe von Kairo
gebracht.
stärkt seinen Wunsch, in den Besitz
solcher Pferde zu gelangen.
1956 heiratet Koenig in zweiter
Ehe Maria Haselbeck.
Als erste sog. ›Mengenplastik‹ zur
Verbildlichung elementarer Aus­-
drucksformen darstellender und
mitteilender Funktion entsteht Gol­

gatha. Das skulpturale Kontinuum
der unter Kreuz und Kruzifix ver­-
sammelten Menge stellt gegenüber
der Zeichnung weniger das Ereignis
dar, macht vielmehr seine Bedeu-­
tung im Sinne von ›communicatio‹,
Erwartung und Verheißung, bild-­
haft.

7

später den Gondeln zu einer Viel-­
zahl von Fassungen führt.
Das Szenarium als flache über­-
schaubare Skulptur, von Koenig

›Bodenrelief‹, ›Draufsichtrelief‹ und
›Bodenskulptur‹ genannt, erlangt
auch beim Liegenden Paar, später

Golgatha, 1956, Feder Reitergruppe, 1956, Bronze

Nach Gruppen in sich verzahnter verschiedenen Landschaften und Golgatha, 1956, Bronze
Reiter verdichtet sich bei Koenig der noch später den Epitaphen Bedeu­-
Wunsch, Tierherden darzustellen. tung.
Im Anschluß an eine Reise in die Der Architekt Franz Hart beginnt,
Camargue beginnt er, klar gegen­- sich für Koenigs Arbeit zu interes-­
einander abgesetzte gleichförmige sieren. Im Innenhof des Deutschen
Tierkörper durch rhythmische Glie-­ Patentamtes in München entsteht
derung zu einem gestalthaften Gan­- 1956/57 der Quellbrunnen.
Für seine Reitergruppe erhält
zen zu formen, ein Vorgehen, das Koenig 1957 seinen ersten Kunst-
bei den Kontiguen der Camargue,

In der Camargue, 1956 Camargue, 1956, Bronze

1955 bei der Pyramide des Snofru, preis, den ›Kunstpreis Böttcher­-
Medum
straße‹ der Stadt Bremen. Im selben
Jahr wird er zum ersten Mal zur Teil-­
nahme an einer der großen interna­-
tionalen Ausstellungen eingeladen.

Auf der 4. Biennale voor Beeld-­
houwkunst im Middelheim-Park bei
Antwerpen werden acht Arbeiten
von ihm gezeigt.
Während eines halbjährigen Auf- ­
enthaltes als Stipendiat der Villa
Massimo in Rom – die 1957 in deut-­
sche Hände zurückgegeben worden
war – löst die Begegnung mit dem
Thema der Quadriga die erste pla­-
stische Formulierung des seit frühe-­
ster Kindheit existierenden Interes­-
ses an Pferd und Wagen aus. Mit

dem Zwei- bzw. Viergespann greift
Koenig ein Gruppenmotiv auf, das
in vielfältiger Gestalt als Vorbild exi-

8

Koenig gewinnt den 1957 unter
deutschen Bildhauern ausgeschrie-­
benen Wettbewerb zum Thema
›Mutter und Kind‹ und erhält durch
die Bundesbaudirektion den Auftrag
für die Skulptur Maternitas beim
Deutschen Pavillon auf der Weltaus­-
stellung in Brüssel. Seit 1967 steht
die Bronze im Park des Kanzler-­
Bungalows in Bonn.

Hand, 1958, Bronze Große Maternitas, 1958, Bronze

Sowohl bei der ›Mengenplastik‹ den tektonischen Aufbau einzelner
als auch bei Einzel- und Doppelfigu­- plastischer Elemente zu einer über­-
ren wird der Ausdruck für Anony-­ geordneten Gestalt konkretisiert.
mität in der Gemeinschaft durch Zeichnungen zeigen dagegen die

Atelier in der Villa Massimo Rom, Sommer 1957 Reiter, 1958, farbige Kreide

Biga, 1958, Bronze Quadriga, 1957, Kohle

stiert. In seinen Darstellungen der
Biga und Quadriga und ähnlicher
symbiotischer Themen verschmel­-
zen im Laufe verschiedener Fassun­-
gen Mensch, Tier und Wagen so
weitgehend zu einem untrennbaren
Ganzen, daß auf natürliche Anato­-
mie oder Vollständigkeit zugunsten
eines gesteigerten Ausdrucks für
Dynamik des Geschehens verzichtet
wird. Der skulpturalen Ausformung
geht die fiktive Verkörperung des
Geschehens aufgrund eines ausge-­
prägten Vermögens voraus, sich in
Bewegungsabläufe und Körper­-
organisationen hineinzuversetzen.
Peggy Guggenheim kauft die
erste Fassung einer Biga für ihre
Sammlung in Venedig.

Paolo und Francesca, 1958, Bronze Gondelherde, 1958, Bronze erhalten bei Koenig eine eigen-­ 9
Skelettierung der Motive; sie wer­ willige Gestalt; Mensch und Tier
den mit bandartigen, sich überla-­ Venedigs Gondeln inspirieren zu werden – auch beim Nächtlichen Große Mensa, 1959, Bronze
gernden Kohlestrichen umrissen. plastischer Formulierung. Ritt und weiteren Fassungen der
1958 stellt Koenig auf der Während der Ausstellung ›Het Quadriga – reliefartig in Frontal-­ Im gleichen Jahr Teilnahme an
XXIX. Biennale in Venedig im Deut-­ Beeld in de Stad‹ wird 1958 in Ant­- ansichten gedrängt. der II. documenta in Kassel und der
schen Pavillon zusammen mit O. H. werpen im Stadtzentrum am Hafen Koenigs wachsendes Interesse an 5. Biennale im Middelheim-Park.
Hajek und einer Gruppe informeller der Steigende Reiter aufgestellt, der der bildnerischen Darstellung der Die zunehmende Zahl von Wett-­
Maler aus und erhält für Golgatha später in Landshut seinen Platz fin­- Figur im Raum findet deutliche bewerbserfolgen und damit verbun­-
den Skulpturpreis des Internationa­- det. Formulierung im Einsamen Paar. den größeren Aufträgen veranlasst
len Liturgischen Instituts Rom. In dem kleinen Bronzerelief Sockelsituationen unterstützen büh­- Koenig, nach neuem Arbeitsraum
Kreuzweg deutet sich eine Schreib­- nenartig das Thema. zu suchen.
Hiob, 1959, Feder laviert struktur an, die einen Großteil frü­- Günther Franke richtet Koenig 1959 Kauf der ersten eigenen
Liegendes Paar, 1958, Bronze her und späterer Zeichnungen 1959 in·seiner Galerie im ehemali-­ Pferde, zwei Vollblutaraberstuten.
bestimmt. gen großen Atelier der Villa Stuck in Der New Yorker Galerist George
Fasziniert von Körper- und München die erste Einzelausstellung W. Staempfli, der Koenigs Arbeiten
Gebärdensprache, zusätzlich ein. Sie wird ein großer Erfolg. Es auf der Weltausstellung in Brüssel
geprägt durch die frühe Kenntnis entwickelt sich eine freundschaft­- und der Biennale in Venedig gese­-
Rodinscher Hände, zeichnet und liche Verbindung zwischen Galerist hen und ihn daraufhin in Landshut
modelliert Koenig immer wieder und Bildhauer. aufgesucht hatte, beteiligt ihn 1959
Hände. Später hält er als Lehrer an der Ausstellung ›14 European
Architekturstudenten zum Studium Einsames Paar, 1959, Bronze Sculptors‹ in seiner Galerie und lädt
der eigenen Hand an. ihn zu einer Einzelausstellung ein.
Mischwesen griechischer Mytho-­ 1959 entstehen Skulpturen, die
logie wie Kentaur und Poseidon Koenig – in Anlehnung an die von
Brauchtum geprägten Bitt-, Dank­-
und Erinnerungszeichen – Votive
nennt.
Der Wunsch, im weiteren
Umkreis von Landshut geeignete
alte Bausubstanz zu finden, ließ sich
nicht erfüllen. Dagegen bietet sich

Kreuzweg, 1958, Bronze

10

Drachensaat, 1960, Bronze

in Ganslberg bei Landshut die Gele­- Votiv, 1959, Bronze, in Ganslberg 1962
genheit zum Kauf eines großen
landschaftlich reizvollen Grundstü-
ckes.
Beginn einer intensiven zeichneri­-
schen Tätigkeit.
Verbundenheit, thematisch be­-
gründet, findet als Gruppe, als Fel­-
sennest und in vieldeutiger Misch­-
gestalt als Drachensaat oder als
Flucht (1963) in einem Kontinuum
skulpturaler Form Ausdruck.

Anfang 1961 erste Einzelausstel-­
lung in der Staempfli Gallery. Ange-­
regt durch den Aufenthalt in New
York entstehen verschiedene Fas­-
sungen von Manhattan als skulp-­
turaler Ausdruck des Stadterlebnis-

Säulen mit Figurenköpfen, 1961, Kohle ses: architektonisch-anthropomorph Seit 1961 lebt und arbeitet Koenig
in Ganslberg. Auf einem Höhenrü-
strukturierte Figurengruppen. cken über dem Pfettrachtal in der
1961 Teilnahme an der ›2.Exposi-­ Nähe von Landshut wächst über
tion Internationale Sculpture Con-­ Jahre hinweg ein Ensemble aus
temporaine‹ im Musee Rodin in Wohnhaus, Werkstätten und Stäl­-
len, umgeben von Wiesen, Feldern
Paris und an der 6. Biennale im Mid-­ und Wald.
delheim-Park bei Antwerpen. Eine Vollblutaraberzucht wird
Als ›Figuren im Raum‹ darge­- aufgebaut. Koenig sieht Pferde­-
stellt, finden sich erste Zeichnun-­ zucht und Bildhauerei als seine Aus-­
drucksmöglichkeiten eines bildneri­
gen zu Säulenfiguren. schen Grundanliegens.
Die Kunstakademie in Düsseldorf
Ganslberg, Maria Koenig und die Fuchsstute Jaribah lädt Koenig zu einem Gespräch über
die Nachfolge Ewald Matarés ein.
Arnold Bode will ihn an die Werk­- Nächtlicher Ritt, 1959, Bronze
kunstschule nach Kassel holen.
Koenig kann sich zu einem Orts­-
wechsel nicht entschließen.
Begegnung mit dem Verleger

Quadriga, 1960, Bleistift

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Rolf Becker, der Koenig als Freund – meist in Schüben als Aus­bruch
und Sammler verbunden bleibt. aus der langwierigen Arbeit an der
Der Benediktiner Urban Rapp als Skulptur – entspricht der Fülle sich
theologischer und künstlerischer aufdrängender Formvor­stellungen
Berater für den Bau der Gedächtnis-­ und Bewegungsabläufe. Die Ord-
kirche Maria Regina Martyrum in nungsstruktur erinnert an zeilenar-
Berlin-Plötzensee bringt Koenig in tige Scherenschnitte des Fünfjäh-
Kontakt mit dem Projekt. Er erhält- rigen mit Figuren, Reitern, Pferd
1962 den Auftrag für das Apokalyp- und Wagen. Bilderschriften, die

Apokalyptisches Weib, Arbeit am Gipsmodell, Ganslberg 1962

Palmsonntag in Ganslberg 1962, im Jahr nach der Besiedlung

tische Weib an der Außenwand auch als Psychogramme bet­rachtet
über dem Eingang der Kirche. Für werden können, ziehen sich durch
das ganze Werk Koenigs, auch als
die Unterkirche modelliert er nach begleitende Formulierungen zu
gewonnenem Wettbewerb eine verschiedenen Skulpturen.
Pietà. Erprobte bildnerische For- Vielgestaltig – im Dialog mit dem
befreundeten Volkskundler Lenz
Kriss-Rettenbeck – entstehen über Mischwesen, 1963, Bleistift
Jahre hinweg weitere Votive, mo-­ Erste Fassung von Manhattan, 1961, Bronze
tiviert durch die bedrohte Existenz
des Menschen, erfahren an der
eigenen Person, lesbar jedoch als
allgemeingültige Interpretation.

Gruppe, 1960, Bronze

mulierungsvorstellungen führen bei
diesem Werk zu Kreuzung und
Durchdringung der beiden Körper.
Reise nach Südfrankreich zu den
steinzeitlichen Felsmalereien in der
Höhle von Lascaux.
Erste Bilderschriften entstehen. In
endloser Folge – zusätzlich angeregt
durch die Linien auf den Seiten al-
ter lnventarbücher – werden zeilen-
ge­bunden Paare, Paarungen, Reiter
und Mischwesen auf Blätter ›ge-
schrieben‹. Diese Art zu zeich­nen

12 mens – zur Verräumlichung der Pla­- Karyatide II, 1965, Bronze
stik – der Stellung der Figur inmitten
Große gerahmte Figuren, 1962, Bronze, Deutsche Botschaft Washington von ›Wänden‹ – wird die Skulptur
Pietà, 1962/63, Bronze zur Bühne, zum Modell architek-
tonischer oder geoplastischer Situa-­
tion.
1964 Teilnahme an der III. docu­-

menta in Kassel und der 1. Interna­-
tionale der Handzeichnung in
Darmstadt.
Zweite Einzelausstellung bei
Günther Franke in seiner neuen
Galerie im Arco-Palais in München.

Marino Marini kommt zusammen
mit Günther Franke und Kurt Martin
zum ersten Mal nach Ganslberg. Im
Vordergrund der Begegnung zwi-
schen den beiden Bildhauern steht
das gemeinsame Anliegen ›Pferd‹.

Ikarus, 1963, Bronze

Domus, 1963, Bronze Poseidon, 1963/64, Bronze

Strukturelemente des Bauens – Seit der Berufung 1964 auf den
Rahmen, Fenster, Portal, Scheibe, Lehrstuhl für Plastisches Gestalten
Säule, Block, Doppel-T-Träger­– in der Architekturabteilung der
erhalten in Verbindung mit der Technischen Universität München
menschlichen Figur oder anthropo-­ wechselt Koenigs Alltag zwischen
morphen Formation Bedeutung. ländlicher Abgeschiedenheit und
Mit mehreren Werktiteln wird auf Großstadt, zwischen Gestütsbe-­
Topoi aus dem Bereich des Bauens trieb, Arbeit im eigenen Atelier und
hingewiesen. Der ausgeprägte Sinn Lehrverpflichtung.
für Tektonik bestimmt die architek­- Kurt Martin, den mit Koenig auch
tonisch definierten Rahmungen, mit das Interesse an primitiver Kunst,
denen Figuren einseitig oder allsei- speziell afrikanischer Skulptur ver-­
tig so weitgehend Bindung erfah-­ bindet, fördert seine Arbeit als
ren, daß sie von diesen aufgesogen Privatmann sowie als Generaldirek­-
bzw. als ihre Träger erscheinen. tor der Bayerischen Staatsgemälde­-
Wände und Rahmen stehen für sammlungen.
reale und fiktive, spezielle und allge-­ 1965 Einzelausstellungen in einer
meine, freigewählte und diktierte Reihe amerikanischer Galerien und
›Ordnungen‹. Dieses Bild tendiert Museen, im Kunstverein Braun­-
bei den Votivstelen zu Ausweg-­ schweig und Karl-Ernst-Osthaus­-
losigkeit und Tod. Mit dem Wechsel Museum Hagen.
vom Relief – der Stellung der Figur Das erste Augenvotiv entsteht in
in der Öffnung des flächigen Rah-­ Zusammenhang mit Störungen der
eigenen Sehkraft.
Mit den Karyatiden greift Koenig
das Motiv der Trägerfigur auf, das

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schon in den Gerahmten Figuren
und Votiven anklang. Sie werden
nicht in einen baulichen Zusammen­-
hang gestellt und sind nicht nach
traditionellem Vorbild geformt, son-­
dern veranschaulichen, freigestellt,

in abstrahierender Formulierung das
Thema des Tragens, Lastens und
Gedrücktwerdens. Verwundene,
wuchshafte Formen treten – an
Stelle der Figur in den Votiven –
zwischen strenge kubische Formen
und markieren nun die Zonen von
Kraftausstrahlung, Kräfte- und
Richtungswechsel.

Großes Votiv K, 1963/64, Bronze, vor dem Anwesen in Ganslberg

Ganslberg, Mai-Altar in der Tenne Auf Anregung des Architekten evangelische Versöhnungskirche
Sep Ruf entsteht die große Fassung auf dem Gelände des ehemaligen
Aus Würfel und Stütze, mitein­- von Kreuz V für den Innenhof des Konzentrationslagers Dachau ein
ander verbunden durch eine vege-­ Direktionstraktes im Germanischen Kreuz von Koenig. Der Dialog mit
tabile Formzone, werden Säulen­- Nationalmuseum in Nürnberg. dem Architekten führt zu Kreuz VI,
karyatiden gebildet. Einige werden Helmut Striffler wünscht sich für das, abweichend von den übrigen
die nach seinen Plänen gebaute Kreuzen dieser Reihe, als Würfel-
Votivstele II, 1964,Bronze
Arbeit am Tonmodell für das Hauptportal des Würzburger Domes im Atelier in der
Technischen Universität München, 1965

Augenvotiv I, 1965, Bronze

– groß ausgeführt – architektur-­
bezogen aufgestellt.
Seit dieser Werkgruppe kommt es
meist dann zu Aufträgen, wenn
Auftragsanliegen und gegenwärtige
Werkthematik in Einklang gebracht
werden können.
1966 zweite Ausstellung bei
Staempfli in New York. Im
Kulturzentrum von Wolfsburg
werden Zeichnungen, bei Otto
Stangl in München erneut Arbeiten
gezeigt.
An die Karyatiden schließen sich
thematisch und formal Kreuze an,
die zunächst Karyatidenkreuze
genannt werden.
Kreuz II dient im Skulpturengar­-
ten Nelson Rockefellers als Erinne-­
rungszeichen für dessen in Neugui-­
nea als Ethnologe umgekommenen
Sohn.
Der Industrielle Kurt Egger be-­
ginnt mit Kreuz V seine seitdem
kontinuierlich erweiterte Sammlung
von Arbeiten Koenigs.

14

Kreuze, 1966, Kohle

Große Säulenkaryatide M, 1965/66, Bronze, Patio der Deutschen Botschaft in Madrid

Kreuz VI für Dachau, 1967, Bronze

Großes Kreuz IV, 1966/74, Bronze, in Ganslberg

Große Säulenkaryatide R, 1966/68,
Bronze, Universität Regensburg

Großes Kreuz V, 1966/68, Bronze

15

Kugelkaryatiden, 1967,
Kohle und Aquarell

Augenvotiv II, 1967, Bronze

kreuz gestaltet und von Anfang an Landschaften, breitgelagerte, chen und in der Stadt Utrecht archi-­ George Staempfli vermittelt
zweck - und situationsbestimmt ist. vegetativ organisierte Skulpturen tekturbezogen, im Park von Schloß den Kontakt zu dem Architekten
Eine kleine Fassung dieser Arbeit entstehen. Sie werden später im Wolfsgarten bei Darmstadt und im Minoru Yamasaki. Er führt 1967
und eine Säulenkaryatide werden Bereich der Universität Regensburg, Hofgarten der Stadt Landshut land-­ zum Entwurfsauftrag für die große
1967 im Deutschen Pavillon auf der der Technischen Universität Mün- schaftsbezogen aufgestellt. Brunnenanlage auf der Plaza vor
Weltausstellung in Montreal ge-­
zeigt.
1967wird das Domhauptportal in
Würzburg installiert. Koenig hatte
1962 den Wettbewerb dafür
gewonnen und den Auftrag zur
Ausführung erhalten.
Ausstellung von Skulpturen und
Zeichnungen in der Otto-Richter-­

Halle in Würzburg.

Große Kugelkaryatide, Gerüstbau für das Gipsmodell auf der Drehscheibe Arbeit am Gipsmodell

16

Gleichzeitig wird im Institut für In New York folgen 1972 Auf­-
Hydraulik und Gewässerkunde der stellung und Montage der me-­
Technischen Universität München chanisch drehbaren Skulptur im
die komplizierte Wassertechnik der Zentrum des steinernen Brunnen­-
Anlage experimentell ermittelt. tisches von 25 Metern Durch-­
Im Sommer 1969 ist die Arbeit am messer.
Gipsmodell beendet, im Herbst be­- 1968 wird Koenig zum ordent-­
ginnen in der Bronzegießerei von lichen Mitglied der Akademie der
Hans Mayr in München – der schon Künste Berlin und der Bayerischen
immer für Koenig arbeitet – die Akademie der Schönen Künste
Gußarbeiten. München gewählt.

Arbeit am Großen Rufzeichen IV für Hannover, 1970/72 Die fertige Bronze vor der Werkstatt in Ganslberg, 1971

dem World Trade Center in New Zeichnerisch wird das Kugel-­ Votiv 68 ist die letzte Version die­-
York. Aus der Notwendigkeit, dieser thema intensiv um- und eingekreist. ser Werkgruppe, bei der eine zen-­
Architektur mit den Mitteln des 1971 ist die Große Kugelkaryatide trale Figur als Interpretation von
Bildhauers zu begegnen, sich von N. Y. fertig. In transportfähige Teile Belastung und Belastbarkeit von
ihrem Formcharakter abzusetzen, zerlegt, wird sie zur endgültigen einer Rahmung gefaßt ist, die von
findet Koenig zur Kugel, entwickelt Montage und dem anschließenden ihr auch getragen wird.
als Zentralplastik für die Brunnen­- Transport über See auf ein Werft­- Während der Arbeit an der
anlage eine Kugelkaryatide. 1968 gelände im Hafen von Bremen Kugelkaryatide entstehen 1968
stellt er seinen endgültigen Entwurf geschafft. Skulpturen, die noch der Gruppe
vor und erhält von der Port Autho-­
rity New York den Auftrag zur Aus-­ World Trade Center New York
führung.
Auf dem Gelände seines Anwe­-
sens wird ein Werkstattbau errich-­
tet, der dem Auftrag räumlich und
technisch gewachsen ist. Noch im
Winter 1968/69 beginnt Koenig die

F. K. und Josef Plankensteiner bei der
Fertigstellung des Gipsmodells

Säulenfiguren und Kugelrelief
in der Werkstatt

Arbeit am großen Gipsmodell, zu-­
sammen mit Josef Plankensteiner,
einem Bildhauer aus Südtirol, der
ihm bei der Ausführung von gros­-
sen Auftragsarbeiten als techni­-
scher Mitarbeiter zur Verfügung
steht, sowie dem ständigen Helfer
in Werkstatt, Haus und Stall,
Hugo Jahn.

schriftkugel entsteht 1970 für das 17
Foyer in der von Hans Scharoun
entworfenen Deutschen Botschaft tees für Deutschland und als Premio
in Brasilia. Große Fassungen folgen lnternazionale Accademia Musicale
für Außenbereiche öffentlicher Siena, die an Journalisten bzw. Inter-
Gebäude. preten verliehen werden.
Varianten kleiner Bilderschrift­- Die Kugel mit den figurativen Zei-­
kugeln in Silber gestaltet Koenig als chen spielerischer, kämpferischer
Rundfunk- und Fernsehpreis des und tänzerischer Bewegungsabläufe
Nationalen Olympischen Kommi- wird zum Symbol auf Umlaufbahnen
rund um die Welt gebrachter ›Bot-
schaften‹ unterschiedlichster Art.

Erste Fassung eines Kranzvotivs, 1968, Bronze

der Votive zugeordnet werden, verwendet. Kugelrelief II wird als Große Bilderschriftkugel, 1977, Bronze, Schulzentrum Wuppertal
obwohl mit ihnen die Motivation Supraporte für das Abgeordneten­-
der übrigen Votive überwunden Hochhaus in Bonn in Aluminium
wird. Bei den Kranzvotiven ändert ausgeführt.
sich das Verhältnis zwischen rah-­ Verschieden große Kugeln und
mender und eingeschlossener, zwi­- die Schnittflächen von Halbkugeln
schen aktiver und passiver Form: werden mit Bildzeichen ›beschrie­-
Die Mitte wird zum Kraftzentrum. ben‹. Eine erste größere Bilder-

Votiv 68, 1968, Bronze

War die Kugelform schon in den
Augenvotiven, im Bouquet (1967)
und in den Kranzvotiven enthalten,
so wird sie nun zum zentralen
Motiv. Sie erscheint illustrativ in
Landschaften und wird in teilweise
doppelseitigen, auch verstellbaren
Kugelreliefs und Paravents (1969)

Kore I, 1967, Bronze,
auf der Waldkoppel 1973

18

Ganslberg, Kore I, an der Auffahrt 1969 kommt der Schimmel Nuri gelegten im Querschnitt halbierten als Kreuz wie als anthropoide Figur
Schalan als Zuchthengst nach Walze wählt Koenig die Bezeich­- lesbar – werden religiöse Vorstel­-
Scheibenfigur I, 1969/72, Bronze, Ganslberg. Der Gestütsbetrieb regt nung Kugelkopfkreuz (1972/73). lungen eschatologischer Erwartung
XX. Olympische Spiele München Koenig anhaltend zu zeichnerischer Mit dieser symbiotischen Gestalt – skulptural zum Ausdruck gebracht.
Betätigung an, führt aber nur zu
kleinen und kleinsten plastischen Große Doppelkaryatide N, 1970, Bronze, auf der Waldkoppel
Formulierungen, die in tragbarem
Schmuck münden und seine Vor­-
liebe für die Miniatur erkennen
lassen.

Stute mit Fohlen, 1970, Gold

Die Verbindung von Säulen mit
Kuben, Kugeln und Zylindern ergibt
Säulenfiguren. Figuren-›Köpfe‹
werden angeschnitten, eingeschnit­-
ten, aufgespalten oder bleiben
unversehrt, assoziieren Formen
weiblichen, floral-anthropoiden
Charakters und werden Kore,
Kugelkopfsäule, Scheibenfigur,
Flora und Mona genannt. Kleinen
und mittleren Fassungen folgen
großformatige Ausführungen,
soweit sich eine geeignete Zusam­-
menführung von Skulptur und
Architektur bietet.
Für die Verbindung der schlanken
Mona I mit einer ihr in den Nacken

19

In den Gesten der Säulenfiguren Interpretation des persönlichen
und deren Umkehrung als Rufzei­ Befindens zu distanzieren, wechselt
chen spiegelt sich Koenigs zuneh­- die Darstellung vom Individuellen
mend entspanntes physisch-psychi-­ zum Typischen, tritt Schematisie­-
sches Befinden. rung, tektonische Straffung und
Nach verschiedenen Fassungen Reduzierung der Formdetails in
des Motivs einer Doppelkaryatide Erscheinung.
entsteht die Große Doppelkarya­- Mit Kugeln, Kugelhälften und
tide N, deren Erscheinungsform konisch zulaufenden Säulen, die
menschlich-animalische Assoziatio-­ sich ohne jede vermittelnde Zwi-­
nen weckt und das Karyatiden­- schenzone berühren , findet die The-­
thema zu einem Abschluß bringt. matik des Paares skulpturale Form.

Votiv 59 und Flora II, 1970 vor dem Haus

Ross-Ställe in Ganslberg Rein numerisch Zwei genannt, wird der Säulenfiguren ergibt und auf die
dieses Motiv in einem weitgespann-­ Architektur des gotischen Umfeldes
1970 Ausstellung der Zeichnun­- ten Bogen variiert. Bezug nimmt.
gen in der Albrecht Dürer Gesell-­ 1972 Reise zu polnischen Araber­- Aus den verschiedensten Anläs­-
schaft in Nürnberg. gestüten. sen schneidet Koenig immer wieder
1971 reist Koenig mit seiner Frau George Staempfli zeigt 1972 in Medaillen und Plaketten, 1972 u. a.
durch die Sowjetunion zum Staats­- seiner Galerie anläßlich der Aufstel-­ im Auftrag der UNESCO die Plaket-
gestüt Tersk im Kaukasus und lung der Großen Kugelkaryatide in te Pro Ecclesia, deren Verkaufserlös
kommt mit drei Vollblutaraberstu-­ New York erneut eine Ausstellung für die Restaurierung der Kirche
ten zurück, die später große Bedeu- ­ mit Koenigs Arbeiten. S. Bartolomeo in Venedig bestimmt
tung für seine Zucht erlangen. Das In der Altstadt von Landshut wird ist, und die Offizielle Teilnehmer- ­
ein Brunnen aufgestellt, dessen medaille der XX. Olympischen
eigene Gestüt wird durch den Kauf Gestalt sich aus dem Formvokabular Spiele in München.
von Gelände und den Bau weiterer
Ställe vergrößert. Paarungszeit im Gestüt
Mit Koenigs zunehmender Fähig­-
keit, sich von der bildnerischen

Paarung, 1969, Kohle

20

Im Hofraum Kugel, Kreuz und Zylinder mit Nuri Schalan, 1973, Bronze Große Zwei IX wird an der Stau-­
dammstraße der Vilstalstaustufe bei
Kugelkopf, 1972/73, Granit Eisenwerth 1973 den Künstler und Marklkofen in Niederbayern neben
Züchter auch als Sammler und Pho­- der Fahrbahn aufgestellt. Für den
Durch zwei Kleine Kastenvotive tograph vor. Vorüberfahrenden ergänzen sich
(1971) mit den ›Zeichen‹ für Leben Auf der 12. Biennale voor Beeld­- dargestellte und konkrete Bewe­-
und Tod werden in knappster Form houwkunst 1973 im Middelheim-­ gung, so daß sich immer neue Ver­-
die beiden Pole veranschaulicht, Park bei Antwerpen werden die schiebungen und Überschneidun-­
zwischen denen sich Koenigs Schaf-­ Große Doppelkaryatide N und die gen ergeben, die dem Betrachter
fen bewegt – Beschwörungszeichen Große Steinrose gezeigt. von einem festen Standpunkt aus
des Schutzes vor und der Abwehr Die Staatsgalerie Moderner Kunst verborgen bleiben.
von Vergänglichkeit. München unter der Generaldirek­- Einige Skulpturen dieser Werk­-
Die Schädelhand weist auf ein tion von Erich Steingräber richtet gruppe veranschaulichen den
neues Motiv. Während der Arbeit Koenig 1974 eine umfassende Ausdruck größter Gelöstheit und
an den Zwei entstehen erste Epita­- Retrospektive ein. beanspruchen gestisch gegenüber
phe als skulpturaler Ausdruck für die Dagmar Damek dreht 1974 einen früheren Arbeiten mehr Aktions­-
erneute Auseinandersetzung mit Fernsehfilm über das Arbeitsfeld raum.
der Thematik des Todes. Ganslberg. Das Gelände der Waldkoppel bie-­
Mit einem Kalender der Edition Die Gruppe der Zwei wird 1975 tet ideale Bedingungen für die Auf-­
Wittemann ›Rösser – aus Werkstatt, durch neue Fassungen erweitert. stellung von Skulpturen in offener
Stall und Sammlung des Bildhauers Landschaft, um sie im Wechsel der
Fritz Koenig‹ stellt J. A. Schmoll gen. Die Waldkoppel mit Säulenfiguren Tages- und Jahreszeiten zu beob­-
achten und dabei ihre Qualitäten zu
erfahren .
Das Zusammenspiel von Statuarik
und bewegtem animalischen Trei-­
ben fasziniert Koenig und regt ihn
an. Vorstellungen von einer endgül-­
tigen Unterbringung seiner Skulptu­-
ren, soweit sie für eine Aufstellung

Steinrose, 1971/72, im Hof einer ehemaligen Klosteranlage in Utrecht

21

tion wird die interpretierende Ver­-
bindung gewählt. Die bei diesen
Versionen in den Vordergrund tre-­
tende horizontale Ausrichtung weist
auf die Thematik der Epitaphe.
Einer ganzen Reihe von Zeich-­
nungen, die um das Thema ›Toten­-
tanz‹ und ›Tod und Reiter‹ kreisen,
folgen skulpturale Formulierungen
als Tod und Mädchen und Dach­-
reiter.
Im Stadtzentrum von Landshut
erwirbt Koenig 1976 ein herunterge-­
kommenes gotisches Handwerker-­
haus und stellt es unter Bewahrung
der originalen Reste nach eigenen
Vorstellungen in jahrelanger Arbeit
wieder her.
Das Thema des Paarlaufes ist
nicht erschöpft, auch 1977 erweitert

Rufzeichen IV und Doppelkaryatide N auf der Waldkoppel Kleine Kastenvotive, 1971, Bronze

in freier Landschaft geeignet sind, Die Balanceakte der Paar-Darstel- ­ gekippte, verschobene und ver­- Koenig diese Werkgruppe. Einige
verdichten sich. lungen werden immer gewagter drehte Sockelteile werden in Stel-­ Fassungen werden für bestimmte
Erste Gerüchte von einer geplan­- formuliert und führen zu fallenden lungen fixiert, die sich in der Realität architektonische Situationen weiter-­
ten Autobahntrasse mitten durch und stürzenden Bewegungen, durch ungehinderte Einwirkung entwickelt. Wettbewerbserfolge
dieses Gelände kommen auf und wobei der Sockelung eine größere physikalischer Kräfte nicht ergeben bringen viel Arbeit in die Werkstatt.
trüben die Unternehmungslust. Bedeutung zukommt. Geknickte, würden: statt ›realistischer‹ lllustra- Koenig beteiligt sich immer selte-

Große Zwei VI, 1973/82, Bronze,
Krankenhaus München-Bogenhausen

Großes Epitaph für Zwei II,
1973/78, Granit

22

Ganslberg, Kleine Werkstatt, 1975, mit Fassungen der Werkgruppe Zwei Zwei XVI, 1975, Kohle und Aquarell
Zwei x Zwei, 1976, Bronze

23

Große Zwei XXV, auf dem Mittelstreifen Erfolg und die Absicht des Bild­- Große Flora V, 1977/78, Bronze, Hans Leinberger-Gymnasium, Landshut
der Autobahn Hamburg-Berlin beim hauers, hier später auf Dauer seine Arbeit an der Flora D für die Westdeutsche Landesbank in Dortmund
damaligen Grenzübergang Gudow Skulpturen aufzustellen, wird
zunichte gemacht. Der Verlust des
ner an Ausstellungen und nimmt halben Geländebesitzes macht den
immer seltener teil am öffentlichen Bau einer großen Bewegungshalle
Kunstleben. für Pferde notwendig. Ihm folgt als
In der Ausstellung ›Idee – Kon­- Ergänzung ein im äußeren Erschei­-
zept – Werk‹ von Mitgliedern der nungsbild identischer Holzbau, der
Akademie der Künste Berlin wer­- sich überraschend für die Unterbrin­
den von Koenig Zeichnungen und gung der umfangreichen Sammlung
Plastiken aus dem Themenkreis
Votiv/Epitaph gezeigt. von Skulptur aus Schwarz-Afrika als
geeignet erweist.
In den folgenden Jahren wendet
sich Koenig fast ausschließlich der
Thematik des Epitaphs zu, das er­–
wie bereits das Votiv – wieder ins
Bewußtsein künstlerischer Gestal-­
tungsmöglichkeit bringt. Die Ab-
sicht der Stadt Regensburg, 1979 im
Rahmen ihrer 1800-Jahr-Feier in der
Minoritenkirche des Stadtmuseums
Skulpturen von Koenig auszustellen,
fördert als von außen kommender
Anlaß die innere Motivation. Die
Auseinandersetzung mit dem Raum
der gotischen Pfeilerbasilika und
den Grabsteinen und Sarkophagen
aus Gotik, Renaissance und Barock
wirkt inspirativ auf die weitere For-­
mulierung der Thematik.
Koenig fährt zu den Grabdenk­-
mälern der französischen Könige in
der Abteikirche von St. Denis bei
Paris.

Marino Marini 1976 in Ganslberg mit Nuri Schalan und F. K.

1977/78 fällt die Entscheidung,
dass die Trasse der geplanten Auto-­
bahn München-Deggendorf in
einem vierzig Meter tiefen Ein­-
schnitt durch den Hügelrücken von
Ganslberg geführt wird. Dabei wird
der schönste Teil von Koenigs
Besitz, die große Waldkoppel, auf
der sich Pferde und Skulpturen zu
einer reizvollen Symbiose zusam­-
men fanden, zerstört. Koenigs
jahrelanger Widerstand bleibt ohne

24

Epitaph für Zwei III, 1976, Eisen Tod und Mädchen, 1976, Kohle

Nach modellierten, in Bronze und und Rundstäben reduziert. Vor­- Ausgrabung und offengelegten
Aluminium gegossenen Epitaphen gefertigte Elemente werden zu Gräbern hervor. Sie finden Anschluß
und Versuchen in Stein führt Koenig Figurenzeichen zusammengelegt. an die Figurationen exhumierter
alle weiteren Epitaphe in Eisen aus Sie werden zwischen stereometri­- Schädel und Gebeine in Karnern
und überläßt sie dem Vorgang des schen Formteilen eingezwängt, lie­- und Grabkapellen früherer Zeiten.
Rostens. Mit den modellierten Epi­- gen auf horizontalen Flächen, In Zusammenhang mit den Vorbe-
taphen endet die zur Verbildlichung Schrägen, Absätzen, Stufen, Trep- reitungen der Ausstellung in Regens-
burg dreht Percy Adlon in Ganslberg
einen Dokumentarfilm.
Als Auftragsarbeit entsteht für die
Westdeutsche Landesbank in Dort­-
mund im Dialog mit dem Architek- ­
ten Harald Deilmann Flora D, die
innerhalb der verschiedenen Formu-­
lierungen zu diesem Thema eine
singuläre Stellung einnimmt, da ihr
ein Säulenschaft fehlt.
1979 Ausstellung in der Galerie
der Engelhornstiftung in München-­
Neuperlach mit dem Titel ›Die Rös­-
ser von Ganslberg‹: Plastiken,
Zeichnungen und Fotografien um
das Pferd.

Tod und Mädchen, 1976, Eisen

Hiob, 1976/77, Eiche, an der Auffahrt

Ausstellung in der Minoritenkirche in Regensburg, Epitaph VII,1979 und
Epitaph II, 1972

gedanklicher Interpretation genutz- ­ pen, zwischen aufgeworfenen Plat-
te Verbindung von Formen unter-­ ten, auf Graten, in Kerben, Nischen
schiedlichen Charakters. Die folgen­- und Gruben, ruhend , gleitend, halt-­
den Skulpturen zeigen eine einheit- ­ suchend, als Einzelne, Paare oder
liche Formensprache. zur Menge zusammengeworfen.
In letzter Konsequenz werden Die Epitaphe rufen Bilder von
Figuren zu einem Kürzel aus Halb- ­ Aufbahrung, Grablegung, Grab und
kugel, Kugel, Viertel-, Halbrund- Massengrab, in weiterer Folge von

25

Beim Auftrag für eine Plastik vor
dem Neubau der Deutschen Bot-­
schaft in London greift Koenig auf
die Thematik der Säulenfiguren
zurück. Anläßlich der Aufstellung
der Großen Flora L zeigt Fischer Fine
Art 1978 in London in einer Ausstel­-
lung Skulpturen und Zeichnungen.
Koenig folgt einer Einladung
Henry Moores nach Much Hadham.
Nach jahrelangen zermürbenden
Verhandlungen wird die Waldkop-­
pel von der Autobahnbehörde nicht
als künstlerisches Aktionsfeld – Frei-­
lichtarbeits- und Aufstellungsraum
– anerkannt und für diesen ideellen
Wert eine Entschädigung verwei­-
gert.

Mona III, 1978, Bronze, am Lake Staempfli
in Ganslberg

Gipsmodell der Flora L für die Bronze vor der Deutschen Botschaft in London, 1977

Zeichnung zum Venezianischen Epitaph für Zwei, 1979, Kreide

Weiterreiten, 1983, Bronze
Epitaph V, 1978/79, Granit

26

Epitaphen gegenüber den Figura-­ Paolo und Francesca, 1980, Eisen
tionen.
Epitaphe für Ikarus, Paolo und
Francesca oder Epitaph für Madeira
sind mythologischen und literari­-
schen Figuren oder dem Andenken
einer Stute gewidmet. Alle anderen
sind nicht an bestimmte Namen
gebunden, sondern richten sich an
den Menschen in seiner Anony­-
mität.

Vergittertes Paar II, 1981, Eisen Mit den für die Epitaphe verwen-­ Epitaph für Zwei V b, 1979, Syenit Von der Bayerischen Numismati- ­
Bodenkreuz I, 1980, Eisen deten Figurenelementen entstehen schen Gesellschaft kommt 1981 der
in rascher Folge Vergitterte Figuren Koenigs Epitaphe unterscheiden Auftrag für eine Medaille zu ihrer
und Vergitterte Paare, Tell­ er, sich vom namentlich oder örtlich Hundertjahrfeier.
Bodenkreuze und – auf Halbk­ ugeln ›gebundenen‹ Erinnerungsmal und Die Ganslberger Vollblutaraber
angeordnet – mehrere Fas­sungen erfüllen viel mehr die Bedeutung sind inzwischen weltbekannt. Rös-
zu Paolo und Francesca. von ›memento mori‹. Koenig weicht
Bei weiteren Epitaphen liegen die von traditionellen Vorstellungen ab
Figuren auf Flächenwinkeln als und gibt seinen Epitaphen – wie
Winkelepitaph, mit Flügelelemen­- den Votiven, Karyatiden und Kreu- ­
ten ergänzt als Winkelepitaph zen – eine erweiterte Sinnfülle,
Ikarus, häufig auf Absätzen stehen­- findet Formulierungen, die nicht
der und liegender Keilformen. vorausgegangenen Konventionen
Vorstellungen von Geborgenheit, entsprechen, in ihrer Komplexität
Bergung und Behausung führen zu aber nur von diesen ausgehend ver­-
Raum für Zwei, Epitaph für Zwei im standen werden können.
Gehäuse, Urnenepitaph für Zwei,
Gerahmtes Epitaph für Zwei, Ka­-

stenepitaph für Zwei. Die Bühne –

künstliche Landschaft, architekto­-
nisch geprägter Rahmen, Raum und
Gehäuse als Bild und Ausdrucksträ-­
ger – dominiert bei einer Reihe von

Gerahmtes Epitaph für Zwei, 1981,
Eisen

ser dieser Zucht haben in den USA
und Kanada Nationalchampionate,
in Paris Weltchampionate gewon-­
nen. Mit diesen Erfolgen verbinden
sich für Koenig viele Reisen, die im
Wechselspiel den Bildhauer wie den
Züchter ›bewegen‹.
1982 unternimmt er zusammen
mit befreundeten Pferdeliebhabern
einen sechzehntägigen Packride in
die Bergwildnis von Wyoming in den
USA.

Großer Janus, 1983/84, Eisen

27

Die Stadt Regensburg beauftragt
Koenig nach langen turbulenten
Debatten mit der Ausführung des
Albrecht-Altdorfer-Brunnens am
Blumenmarkt.
1982 gewinnt Koenig den Wett­-
bewerb für das Mahnmal der Bun-­
desrepublik Deutschland auf dem
Gelände des ehemaligen Konzen­-
trationslagers Mauthausen in Ober­-
österreich. Nicht erst mit diesem
großen Auftrag verlagert sich die
Arbeit von der eigenen Werkstatt in
eine Schlosserei im benachbarten
Altdorf. Durch die Begegnung mit
Maschinenarbeit entdeckt Koenig
an sich technisch-kreative Fähig­-
keiten, die an seine Herkunft als
Ururenkel des Erfinders der Druck-­
maschine, Friedrich Koenig, erin­-
nern.
In Zusammenhang mit dieser
Aufgabe wird Koenig auch zu wei-

Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland, Mauthausen/Oberösterreich, 1982/83

Rosshalle und ›Negerhalle‹ in Ganslberg Epitaph Ikarus II, 1982, Eisen

teren Fassungen des Epitaphs für
Viele angeregt.
Die Vorstellung des liegenden
Kreuzes wird weiterverfolgt und
ergibt neue Fassungen des Boden­-
kreuzes und ein Pultkreuz.
Ein Wettbewerb für eine Skulptur
auf der Autobahn Hamburg-Berlin
führt 1983 zum Auftrag für die
Bronze Große Zwei XXV, die hoch-­
gesockelt auf dem Mittelstreifen der
Fahrbahnen beim damaligen Grenz-
übergang Gudow aufgestellt wird.
Im selben Jahr folgt der Auftrag
für die große Ausführung von
Zwei XXII auf hoher schlanker Säule
im Zugangsbereich der Bayerischen
Sparkassenakademie in Landshut­-
Schönbrunn.

Die ›Negerhalle‹ mit der Sammlung

28

Mit Architekturstudenten an der Technischen Universität München

Als Doppelfigur findet im Vier- Die Arbeit mit Architekturstuden-­ In den Ausdruck technoider Härte
kantpfeiler die Doppelgesichtigkeit ten an der Technischen Universität dieser Skulpturen bringt der Vor-
des Janus skulpturale Gestalt. Flügel-­ bleibt bewußt getrennt von der gang des Rostens Spuren fortwir-­
figur – ein Werktitel, der schon 1961 Arbeit in der Bildhauerwerkstatt. kender Vergänglichkeit und zusätz-
für eine Skulptur gewählt wurde – Die ständige Herausforderung, lich Leben durch ein wechselndes
und Janus unterliegen in allen Teilen sich zusammen mit Architekturstu-­ Farbenspiel. Koenig selbst spricht
und ihrer Fügung architektonischen denten an der Universität mit Form- ­ vom Rost als »seinem Mitarbeiter«.
Ordnungsvorstellungen. problemen auseinanderzusetzen,
Im Festzug des Historienspieles der
›Landshuter Fürstenhochzeit 1475‹

Großes Epitaph für Zwei, 1985, Eisen

Alte Votivglieder in der Tenne

die sich dem Bildhauer wie dem
Architekten gleichermaßen stellen,
trägt in steigendem Maß dazu bei,
daß Koenig im eigenen Werk die
tektonische Form immer mehr der
konstruierten annähert.

Kl. Paar, 1962, Bronze

29

Kleiner Ikarus, 1985, Eisen Bei den Würfelepitaphen dringen
Figurenelemente partiell in die
Masse des Kubus ein oder treten
aus ihr hervor.
Koenig greift das Thema Ikarus
wieder auf und formuliert es neu.
1985 Reise nach Japan auf Ein-­
ladung des Verbandes der Metall-­
bildhauer Japans anläßlich einer
japanisch-deutschen Gemein-­
schaftsausstellung in Tokio. Besuch
der ehemaligen Kaiserstadt Kyoto.
Koenig empfindet bei der Begeg­-
nung mit dieser Kultur gleichzeitig
große Fremde und große Nähe zu
ihr.
Unter dem nachhaltigen Eindruck
des Aufenthaltes in Japan entsteht
im Auftrag der Bayerischen Vereins-­
bank die Große Torfigur für den
Zugangsbereich des Direktions-­
gebäudes am Tucherpark in Mün­-
chen. Sie hat die Erscheinungsform

Großes Würfelepitaph I und II, 1985, Eisen Große Torfigur, 1985/86, München, Tucherpark, Bronze
eines ›Mischwesens‹ aus Architek-­
tur und Figur und erinnert in ihrer
räumlichen Begehbarkeit an frühere
Arbeiten wie Domus, Torflügel und
verschiedene Doppelkaryatiden.
In der Phase ausklingender skulp-­
turaler Formulierung einer Thematik
erwacht nach Jahren wieder die Lust

Hand F.K., 1986, Bleistift/Farbstift

Menagerie Ganslberg

30 am Zeichnen. 1986 und 1987 ent­- Unter dem Eindruck dieser Aus-­
Hengststreit zwischen Nuri Schalan und Nahbay, Ganslberg 1987 stehen Blattfolgen von Paarungen stellung entwickeln sich bei Koenig
und Kreuzungen und von Zeich-­ Vorstellungen von einer unterirdi-­
nungen der eigenen zeigenden schen Beherbergung des plasti-­
Hand. Während bei der Skulptur schen Werkes in Landshut. Im
die ›Konstruktion‹ vorherrscht, Sommer 1989 finden die Idee und
wird im Bereich der Zeichnung ein erstes Konzept des Bildhauers
weiterhin ›modelliert‹. für ein Museum am Fuße des Hof-­
Adäquat den kantigen Formen bergs, in Verbindung mit einem
der Epitaphe entstehen neben Teilstück der alten Stadtmauer, die
Zeichnungen, die sich bestimmten spontane Zustimmung und Unter-­
Skulpturen zuordnen lassen, Kar­- stützung des Oberbürgermeisters
tonreliefs. Josef Deimer.

Kreuzungen, 1987, Bleistift / Farbstift

Im Winter 1987/88 bietet sich Mit dem Entschluß von Fritz und
während der Umgestaltung der Maria Koenig, ihren gesamten
Kellerräume des Landshuter Rat­- Besitz in Form einer Stiftung der
hauses überraschend die Möglich­- Stadt Landshut zu übergeben,
keit, Eisenskulpturen und Zeich-­ erklärt sich diese bereit, für das
nungen aus dem Themenkreis der künstlerische Gesamtwerk des
Epitaphe auszustellen. Bildhauers und seine Kunstsamm­-
lungen ein Museum zu errichten.
Zwei, 1987, Kartonrelief
Ausstellung der Epitaphe in den Kellerräumen des Landshuter Rathauses, 1987/88

31

Eine große Fassung des Wand-
epitaphs (1983) wird 1988 – in
Kalkstein ausgeführt und mit den
Würdezeichen in Bronze
versehen – in der Seitenkapelle
über der Bischofsgruft im Dom zu
Eichstätt aufgestellt.

Hiob, 1991, Eisen

1991 entstehen als Mischform
zwischen Papierschnitt und -fal­-
tung erste, als ›Schnittfaltungen‹
bezeichnete Arbeiten.

Bischofsgrablege, Dom zu Eichstätt 1988

Ausstellung in der Neuen Pinakothek München, 1988

Eine umfangreiche Ausstellung Das Erscheinungsbild der
in der Neuen Pinakothek in Mün­- Brunnenanlage vor dem BMW-­
chen vereint 1988 Skulpturen, Forschungs - und Ingenieurzentrum
Zeichnun­gen und Kartonreliefs in München assoziiert Rad und
zur Thematik des Epitaphs und als Bewegung. Die Fassung des run-
verwandt anzusehender Motive d­ en Beckens ergibt sich aus der
aus den Jah­ren 1972 bis 1987. Summierung eines technoiden
Um eine Auswahl von Bilder­- halbkreisförmigen, radial gestellten
schriften erweitert, wird diese Aus-­ Elementes aus Edelstahl.
stellung im Frühjahr des folgenden
Jahres in der Akademie der Künste Großer Teller IV, Yokohama Business Park
in Berlin gezeigt. Klaus Dörries
dreht nach der Idee von Koenig BMW-Forschungszentrum München, 1990
und in Zusammenarbeit mit ihm in
den Ausstellungsräumen den Film
»Memento. Eisenskulpturen von
Fritz Koenig«, der 1991 beim 4. In-­
ternationalen Kunstfilm-Festival in
Asolo mit dem Grand Premio aus­-
gezeichnet und von der Jury als ein
»Film der Kunst über die Kunst von
einem Künstler« bezeichnet wird.
1989 gibt der amerikanische
Architekt John Portman eine
große Bilderschriftkugel für das
Embarcadero Center in San Fran-­
cisco in Auftrag, und eine japani-
sche Gutachterkommission wählt
in Ganslberg die Eisenskulptur
Gr. Teller IV (1985) zur Aufstellung
im Lichthof des Norma Tower
Central im Yokohama Business
Park aus.

32 Die Galerie Pels-Leusden zeigt in Prädestiniert durch die intensive Bischofsgrablege im Bamberger Dom:
der Villa Grisebach in Berlin eine Auseinandersetzung mit der The­- Bischof Otto, Kopf des imaginären
Nahbay, 1993, Silber Auswahl von Skulpturen, Zeich­- matik des Epitaphs wird der Ent­- Bildnisses, 1994, Bronze
Die Ganslberger Vollblutaraber-­ nungen, Kartonreliefs und Schnitt-­ wurf aus Motiven dieser Werk-­
zucht erfährt erneut Bestätigung: faltungen. gruppe entwickelt und von der
in Paris wird der im Gestüt gezo-­ Zu den bisherigen Auszeichnun- Jury unter 528 eingereichten Arbei-­
gene Hengst Nahbay zum Welt­- gen kommen 1993 die Mitglied- ten mit dem 3. Preis ausgezeich-­
champion gekürt. schaft im Bayerischen Maximilian- net.
orden für Wissenschaft und Kunst, Das Wettbewerbsergebnis hat
zwei Jahre später das Große eine weltweite Diskussion über
Bundesverdienstkreuz. Der Bundes-­ Sinn und Form eines solchen
präsident läßt im Park von Schloß Denkmals ausgelöst, die 1997 zu
Bellevue in Berlin eine Große Flora einer neuerlichen Ausschreibung
aufstellen. unter den Preisträgern und weite-­
Im Jahr ihres 100-jährigen Beste­- ren hinzugeladenen Künstlern
hens verleiht die Deutsche Gesell-­ führt. Koenig lehnt eine noch-­
schaft für christliche Kunst den malige Beteiligung ab.
Gebhard-Fugel-Preis als Jubiläums-­ Während und in der Folge der
preis an Koenig und richtet ihm Beschäftigung mit dieser Aufgabe
aus diesem Anlaß eine Ausstellung entstehen Tuschpinselzeichnungen,
mit dem Titel ›Kreuzungen‹ aus. die sich in ihrer Art von den bishe-

Seit 1993 arbeitet Koenig mit
dem Architekten Alexander von
Branca an der Gestaltung der
neuen Bischofsgrablege unter dem
Bamberger Dom, die im Spätherbst
1996 geweiht wird.

Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 60 x 70 m, Entwurfsmodell in Eisen
M 1:10, 1994

Große Flora, Schloß Bellevue, Berlin Auf persönliche Einladung rigen Zeichnungen abheben:
beteiligt sich Koenig zusammen ›Landschaften‹ mit einer Boden­-
mit dem Architekten Christoph struktur aus der unübersehbaren
Hackelsberger an dem öffentlich Anhäufung anthropomorpher
ausgeschriebenen künstlerischen Artefakte.
Wettbewerb ›Denkmal für die 1994 wird mit dem Bau des
ermordeten Juden Europas‹, das in Skulpturenmuseums im Hofberg
Berlin errichtet werden soll. begonnen.

Erdbeben, 1994, Schnittfaltung

Holocaust, Tryptichon, 1995, Kohle/Tuschpinsel

Vor dem Verwaltungstrakt der Tech­
nischen Universität, im Akademiehof
in Weihenstephan wird der Große
Brunnenstein installiert.

33

Das künstlerische Schaffen kon­-
zentriert sich weiterhin auf Zeich­-
nung und Papierschnitt. Es ent-­
steht ein umfangreicher Teil des
zeichnerischen Werkes mit der
weiteren Auffächerung und mit
neuen Sichtweisen der Grund-­
thematik und ihrer bildnerischen
Darstellung.

Begegnung, 1994, Kohle Klagebalken (Rückseite), Olympiagelände München, 1995, Granit

gemeinsame Auftrag der Bundes­-
republik, des Freistaates Bayern
und der Stadt München für das
Denkmal für die Opfer des Terror­-
anschlags während der XX. Olym­-
pischen Spiele in München. Der
Klagebalken, ein 10 Meter breiter
Granitmonolith, der auf seiner dem
Sportgelände zugewandten Seite
eingemeißelt die Namen der Opfer
trägt, wird am nördlichen Brücken-­
kopf der breitflächigen, über den
Mittleren Ring zum Olympiasta­-
dion führenden Fußgängerbrücke,

Magdalena, 1993, Bronze Onan, 1997, Bronze

Nach 30 Jahren endet mit dem lichkeit, eine konstruierte Form, in bringen. Die Universität erinnert
Sommersemester 1995 Koenigs Montagetechnik hergestellt, zu mit der Aufstellung dieses Bild­-
Lehrtätigkeit an der Technischen bildhaftem, in diesem Fall vegeta­- werkes an ihre Verbundenheit mit
Universität. tiv-assoziierendem Ausdruck zu Werner von Siemens.
Als Erinnerungszeichen an ihren
verstorbenen Mann läßt Gräfin Große Blattfigur, 1996, Stahl, Technische Universität München
Arco-Zinneberg 1995 im Schloß-­
bereich von Moos in Niederbayern Kultstab, Gurunsi, Burkina Faso, Eisen
aus freundschaftlicher Verbunden­-
heit ihrer Familie zu Koenig die unter dem großen Spannseil des
große Fassung des Bouquets III Zeltdachs platziert.
aufstellen. Mit der Blattfigur im Innenhof
Die 1951 begonnene kontinuier-­ der Technischen Universität wird
liche Sammeltätigkeit hat im Laufe ein Beispiel gegeben für die Mög-
der Jahre zu einer bedeutenden
Sammlung Afrikanischer Plastik ge-­
führt, aus der 1995 einzelne Stücke
als Leihgabe in der weltweit Auf-­
sehen erregenden Ausstellung
›Africa, the Art of a Continent‹ in
der Royal Academy in London
gezeigt wurden.
Auf Vorschlag des Ehrenpräsi­-
denten des Nationalen Olympi-­
schen Komitees für Deutschland,
Willi Daume, und des Architekten
des Olympiageländes und des Zelt­-
dachs, Günter Behnisch, folgt der

34

Atelier in Ganslberg
Fritz Koenig und Dietrich Clarenbach, 2008
Arbeit an der Bildbiografie für die Zeit ab 1998

35
Vogelmensch, 1999, Bronze

Altarkreuz B, 1995, Bronze

Altarensemble Hl. Geist Spitalkirche, 1998

Als Auftragsarbeiten entstehen Neben der Arbeit mit geo-
1998/99 der Altarbereich in der metrischen und stereometrischen
renovierten spätgotischen Spital- Formen modelliert Koenig weiter-
kirche Hl. Geist in Landshut, als hin.
Wettbewerbsergebnis die Boden-
skulptur Kreuzbreite – ein neues Durchstich, 1998, Granit
Bild für die alte Vorstellung von
Wegkreuz – an der Wegführung Kreatur, 1999, Bronze Trieb, 1998, Granitstele
gleichen Namens im Freigelände Kreuzbreite, 1998, Eisen
des Wissenschaftszentrums der
Technischen Universität München
in Weihenstephan und parallel zum
Bauvorgang des Hofbergtunnels in
Landshut die Granitskulptur Durch­
stich.

Diese Skulptur hat, wie auch
die – nach einem 1993 bei einer
Wettbewerbseinladung für eine
Skulptur im Bereich der Fakultät für
Landwirtschaft und Gartenbau in
Weihenstephan erfolglos gebliebe-
nen Entwurf ausgeführte – Granit-
stele Trieb, nicht am ursprünglich
vorgesehenen Standort, sondern
auf dem Freigelände vor dem Skulp-
turenmuseum in Landshut ihre
endgültige Aufstellung gefunden.

36

Innenhof Ganslberg
Dreiseithofanlage mit Wohngebäude und Atelier, Tenne, Heustock und Ställen

Penalba, 1983, Gold

Niassa, 1982/83, Bronze

Maria Koenig –
guter Geist und Hüterin des Ganslbergs

Ross-Sprung, 1971, Gold

Lebensgemeinschaft am Ganslberg,
4. Juni 1981, Eisen

37

Im gesamten Werk, dem plasti-­
schen wie dem zeichnerischen,
dokumentiert sich kontinuierlich
Koenigs Lebensweise – der Wech­-
sel zwischen barocker Fülle und
archaischer Strenge.
Diese Polarität veranschaulicht
auch das allmählich gewachsene
Environment von Ganslberg aus
Wohn-, Arbeits- und Gestüts-­
bereich, der Art der Bauten und
Freiräume, den Tieren, Skulpturen
und Sammlungsobjekten.
1998 wird das vom Künstler
konzipierte und nach seinen Vor­-
stellungen gebaute Skulpturenmu­-
seum im Hofberg mit einem Teil
der umfangreichen Stiftung, einer
Auswahl seines Werks, eröffnet.
Der Umzug der Arbeiten vom
Ganslberg in den Hofberg, der
Wechsel vom privaten in den
öffentlichen Bereich, bedeutet für
den Künstler eine große Verände­-
rung in der Beziehung zu seinem
Werk.

Ganslberg, Skulpturen im Freigelände

Ganslberg, Votivkästchen, 1986, Pfauenfedern und Kentaur, Silber Medaillenhand, 1981, Bronze

Skulpturenmuseum im Hofberg, historische Stadtmauer

Der Gedanke sowohl an Bergung
als auch an schmerzhafte Empfin-
dung bei der Trennung kommt bild-
haft im Paradoxon aus Amputation
und Sockelung der menschlichen
Figur zum Ausdruck.

Gesockelte Figur, 1999, Bronze

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Skulpturenmuseum im Hofberg

Medaille zur Eröffnung 1998 wird mit der ersten Aus-
des Museums, Bronze stellung im Skulpturenmuseum im
Hofberg – »Fritz Koenig. Skulptur
und Zeichnung. 1942 – 1997.« – in
einer Auswahl das zeichnerische
und plastische Werk des Künstlers
gezeigt.

Grundriss des Museums

Dem Museum im Hofberg mit
der historischen Stadtmauer als
Fassade liegt der Studienentwurf
einer im WS 1988/89 gemeinsam
vom Lehrstuhl für Städtebau und
Entwerfen von Fred Angerer und
Koenigs Lehrstuhl für Plastisches
Gestalten an der Technischen Uni-
versität München gestellten Aufga-
be zugrunde, der den Vorstellungen
des Bildhauers am nächsten kam.
Der Architekt Peter Gehring zog die
ehemalige Architekturstudentin
Meike Gerchow bei der weiteren
Planung als Mitarbeiterin hinzu.

Blick in die Ausstellung

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Anstelle der Lebendigkeit des
landschaftlichen Raumes wird die
Skulptur mit den konstanten Gege-
benheiten des architektonischen
Raumes konfrontiert. Gegenüber
Weiträumigkeit, der Möglichkeit,
die einzelne Skulptur isoliert zu
betrachten und Abstand zu ihr zu
nehmen, ergibt die Aufstellung im
Museum unausweichliche Nähe.
Aus der überschaubaren Genese
des Gesamtwerks wird die Position
des einzelnen Werks verständlich;
es kann in diesem Kontext Bestä-
tigung finden, aber auch in Frage
gestellt werden. Die objektive
Sicht dominiert gegenüber dem
subjektiven Erlebnis, das sich aus
der Vielfalt von Begegnungsmög-
lichkeiten mit der Skulptur im
atmosphärischen Wechselspiel
des elementaren Naturgeschehens
ergibt.

Blick in die Ausstellung

Museumsleiterin Stefanje Weinmayr im Gespräch mit Jugendlichen Der Stifter mit OB Josef Deimer, dem Initiator und unermüdlichen
Förderer des Museumsbaus

Bilderschriftkugel, 1970, Silber
Blick in die Ausstellung

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Unter dem Titel »Mein Afrika« Kopf einer nomoli-Figur, Sierra Leone
zeigt Koenig 2000 im Skulpturen-
museum in Landshut einen Teil der
im Laufe der Jahre immer umfang-
reicher gewordenen und inzwischen
Weltruhm genießenden Sammlung
von Masken, Figuren, Gebrauchsge-
genständen und Textilien.
Herkunft und Bedeutung der Dinge
interessierten den Sammler nicht
so sehr. Mit seinen Worten: »Die
Dinge kommen in eine Sammlung,
in der sie nicht mehr Verwendung
finden im Sinne der ursprünglichen
Bedeutung. Auf diese Weise ‚lahm-
gestellt‘ sind sie auf die besitzer-
greifende Habgier ästhetischer
Zuneigung angewiesen, unter der
sie eine neue Wirksamkeit entfal-
ten können.«

Weiblicher Torso, Dogon, Mali Armreif, Bamum/Grasland, Kamerun

Steinfigur atal/akwanshi, Bakor,
Nigeria/Kamerun

Textil, Dida, Elfenbeinküste Blick in die Ausstellung

»Der handgreifliche Umgang mit
den Bildwerken, das ständige An-
schauen und Angeschaut-Werden
gibt mir als gestalterisch tätigem
Menschen viele Möglichkeiten
eines gedanklichen und haptischen
Nachempfindens ihrer Entstehungs-
und Daseinsbedingungen.«

Eingeflochtener Affenschädel,
Vili, Kongo

Goldgewicht, Ashanti, Ghana

Der Sammler mit
einer Aufsatzmaske der Ekoi

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Gesichtsmaske, Dan, F. K. bei einer Führung durch die Ausstellung
Elfenbeinküste/Liberia Türflügel vom Gehöft eines regionalen Herrschers, Igala, Nigeria

Menschliche Figur, Moba, Togo

Schild, Sudan, Kongo

Reiterfigur, Niger-Binnendelta, Mali

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Koenig fliegt im Oktober 2001
nach New York, um bei der Ber-
gung seiner schwer beschädigten
Großen Kugelkaryatide aus den
Schuttmassen der Twin Towers
dabei zu sein.

Der Filmemacher Percy Adlon,
seit vielen Jahren Koenig freund-
schaftlich verbunden, begleitet ihn
mit seiner Kamera. Er dreht aus
seinem Material den Film »Koenigs
Kugel« – die Geschichte der Skulp-
tur.

Beben XI, 1994, Papierschnitt

Fritz und Maria Koenig 1972 zu
Besuch in New York

Ein halbes Jahr nach dem Anschlag F.K. 2002 in New York
wird in Koenigs Anwesenheit und
unter seiner Mitwirkung die in
Teile zerlegte, demolierte Skulptur
wieder zusammengesetzt und
»Zum Gedenken an die Opfer des
Terrors« im Battery Park in Lower
Manhattan aufgestellt.

Terroranschläge der Terrororganisation al-Quaida zerstören
am 11. September 2001 das World Trade Center.

New York, Battery Park, 2002

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O.T., 1998, Kohle O.T., 2001, Farbkreide

Rückblickend erscheint die Ka- Die persönliche Betroffenheit
tastrophe bereits zeichnerisch und des Künstlers bringen zeich-
als Papierschnitt formuliert. nerische Formulierungen zum
Ausdruck, die über Jahre hinweg
wiederholt und variiert werden.

11.9.2001, 2002, Farbkreide Votiv World Trade Center, 2002, Papier, Bronze
Mit einem als Votiv bezeichneten Werk wird 2002 das Ereignis des
Terroranschlags reflektiert.

O.T., 2002, Farbkreide

Votiv N.Y., 2002, Bronze

Mahnmal World Trade Center, Wettbewerbsmodell, 2003

Zur Beteiligung am Wettbewerb für ein Mahnmal auf dem Gelände
des ehemaligen WTC aufgefordert, schlägt Koenig die Rückführung der
Skulptur vom Battery Park auf ihren ursprünglichen Standort in Ground
Zero vor; auf einer zwei Meter hohen Sockelscheibe von 25 m Durchmes-
ser sollten die Namen der 2791 Opfer eingraviert werden. Der Vorschlag
findet keine Zustimmung.

2017 kehrt die vom Terror geprägte Skulptur ins wiedererstandene
WTC zurück und bekommt im Liberty Park ihren endgültigen Platz mit
Blick über das Gelände des »National September 11 Memorials«.

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2001 erhält Koenig die für
besondere Verdienste um Wis-
senschaft und Kunst verliehene
Auszeichnung »Pro meritis scien-
tiae et litterarum« des Bayerischen
Staatsministeriums für Wissen-
schaft, Forschung und Kunst.

Umschattete Figur, 1995, Kohle/Tusche

Einen Querschnitt durch das künstlerische Werk zeigt 2001 Theo van
Scholten, leidenschaftlicher Sammler moderner und zeitgenössischer
Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, seit Jahren Koenig verbunden, in
dem von ihm gegründeten Museum Beelden aan Zee in Scheveningen.

Scheibenfigur, 1990, Kartonrelief

Ikarus II, 1992, Papierschnitt

2002 gibt die Retrospektive der letzten Jahre eine besondere
»Fritz Koenig. Zeichnungen. Papier- Berücksichtigung.
schnitte. Kartonreliefs« im Skulp-
turenmuseum einen Überblick Der Überblick endet mit Kentau-
über das umfangreiche graphische ren, die Koenigs Vorstellung von
Werk. Dabei finden die Farbkreide- Mischwesen als Rossmenschen
zeichnungen auf schwarzem Papier von Anfang an begleiten und in
den folgenden Jahren eines der
Einsames Paar VII, 1991, Papierschnitt Hauptmotive des Zeichners bleiben
werden.

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IMPRESSUM

3. Auflage 2021
© 2021

Herausgeber: Stadt Landshut

Layout: Dietrich Clarenbach

Lektorat: Hannelore Scharrer

Digitalisierung: Thomas Pleiner | mtp-studio.de | Landshut

Fotos: Dietrich Clarenbach, Kurt Faltlhauser, Hubertus Hierl, Stefan Klein, Fritz Koenig, Koenig-Archiv,

Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung, Eberhard Mestwerdt, Toni Ott, Karl Heinz Steppe, Marta Wilke, Franz Wimmer

Satz & Typografie: Thomas Pleiner | mtp-studio.de | Landshut

Druck & Bindung: mgo360 Gmbh & Co. KG • Bamberg

ISBN 3-00-002529-4

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Urheberrechtsinhaber ist es nicht gestattet,
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