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Published by tintenbaron, 2015-12-06 20:14:23

Kulturerbe

Landestrachten- und Volkstanzverband
Schleswig-Holstein

Wissen. Können. Weitergeben.

Da ergibt sich für den Landestrachten- und Volkstanzverband
Schleswig-Holstein eine ganz neue Perspektive im SHHB,
nun ist der Volkstanz immaterielles Kulturerbe geworden.

Volkstanzbewegung in ihren regionalen Ausprägungen in Deutschland

(Aufnahmejahr: 2015)

Die Volkstanzbewegung ist durch vielfältige Erscheinungsformen geprägt, die
sich historisch auf die Vielstaatigkeit Deutschlands zurückführen lassen.
Landestypische Musik, gesellschaftliche Rahmenbedingungen und örtliche
Bräuche prägten die jeweiligen Formen und Praktiken. Die Übermittlung der
Tänze vollzog sich über Jahrhunderte mündlich und durch körperliche
Nachahmung.

Heute sind in Deutschland zahlreiche Tanzgruppen aktiv, die als eingetragene
Vereine oder Interessengemeinschaften in der Regel in regionalen oder
überregionalen Verbänden organisiert sind. Zusammenkünfte auf örtlichen
Festen und Veranstaltungen bieten Gelegenheit für eine gemeinschaftliche
tänzerische Betätigung von Aktiven und Interessierten. Der bedingungslose
Zugang sowie der ausgeprägte soziale Effekt sind herausragende
Charakteristika der Volkstanzbewegung. Generationenübergreifend tanzen
Profis, Amateure und Anfänger aus allen Berufs- und Altersgruppen sowie
sozialen Schichten gemeinsam. Seine Wirkung hat der Volkstanz als lebendige
Praxis insbesondere durch die Gruppendynamik.

Das Zusammentreffen und der Austausch der Volkstänzerinnen und Volkstänzer
aus verschiedenen deutschen Regionen und aus anderen Ländern gehört
ebenfalls zur Praxis. Die heute entstehenden Neuschöpfungen leben von der
Integration neuer und multikultureller Elemente in Musikstil, Schritten und
Choreografien. Das Volkstanzgut verändert sich so stetig weiter.

Wir haben für euch einmal den offiziellen Wortlaut
der deutschen Unesco-Kommission e.V. in die nächsten Seiten
gestellt, es wurden im Jahre 2015 nur 7 Kulturformen aufgenommen,

darunter unser schönes Hobby „Volkstanzen“.

Landestrachten- und Volkstanzverband
Schleswig-Holstein

Wissen. Können. Weitergeben.

Was versteht die UNESCO unter immateriellem Kulturerbe?

Kulturelles Erbe umfasst nicht nur Baudenkmäler, sondern auch lebendige
kulturelle Ausdrucksformen. Hierzu zählen mündliche Traditionen, darstellende
Künste, soziale Praktiken, Rituale, Feste, Wissen und Praktiken im Umgang mit
der Natur und dem Universum oder Fachwissen über traditionelle
Handwerkstechniken. Auch die damit verbundenen Instrumente, Objekte,
Artefakte und Kulturräume, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls
Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen, gehören zum
immateriellen Kulturerbe (Artikel 2 des Übereinkommens).

Immaterielles Kulturerbe wird entscheidend von menschlichem Wissen und
Können getragen. Immateriell bedeutet "nicht greifbar". Eine kulturelle
Ausdrucksform ist nicht "dinglich" wie Baudenkmäler, Kultur- oder
Naturlandschaften. Sie ist trotzdem wichtiger Teil unseres kulturellen Erbes.
Immaterielles Kulturerbe ist eine lebendige Form unseres Erbes, das ständig neu
geschaffen wird und neu entsteht, wenn Praktiken und Traditionen veränderten
Umständen und Zeiten angepasst werden. Menschen, meist kollektiv innerhalb
von Gemeinschaften oder Gruppen, spielen dabei die Schlüsselrolle.

Die Ausdrucksformen des immateriellen Kulturerbes werden von Generation zu
Generation weitergegeben. Sie stiften Identität und ein kulturelles
Zugehörigkeitsgefühl. Immaterielles Kulturerbe stärkt den sozialen
Zusammenhalt in der Gemeinschaft.

Immaterielles Kulturerbe ist:

zugleich traditionell, zeitgenössisch und lebendig
Es repräsentiert nicht nur geerbte Traditionen, sondern zeitgenössische
Praktiken, an denen verschiedene kulturelle Gruppen teilnehmen – Laien wie
Profis und alle Zwischenstufen.

inklusiv
Es vermittelt ein Zugehörigkeitsgefühl und trägt zur sozialen Kohäsion bei. Die
kulturelle Ausdrucksform steht im Einklang mit den universell gültigen
Menschenrechten und mit nachhaltiger Entwicklung.

gemeinschaftsbasiert
Immaterielles Kulturerbe kann nur als solches gelten, wenn es von der jeweiligen
Gemeinschaft oder Gruppe, die es schafft und lebt, als ihr gemeinsames Erbe
anerkannt ist.

Während beim UNESCO-Welterbe Baudenkmäler und Naturstätten und beim
"Memory of the World"-Programm das Dokumentenerbe im Zentrum des
Interesses stehen, ist es beim immateriellen Kulturerbe die praktizierte
Ausdrucksform und ihre Bedeutung für die jeweiligen Gemeinschaften.

Landestrachten- und Volkstanzverband
Schleswig-Holstein

Wissen. Können. Weitergeben.

Warum ist es wichtig, immaterielles Kulturerbe zu erhalten?

Immaterielles Kulturerbe bewirkt, dass Menschen sich einer Gemeinschaft
zugehörig fühlen. Die kulturelle Ausdrucksform vermittelt ein Gefühl von
Kontinuität und Identität und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Insbesondere
vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist die Bewahrung
traditioneller und zugleich zeitgenössischer kultureller Ausdrucksformen eine
wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Im Zeitalter der Globalisierung und in
Anbetracht des schnellen gesellschaftlichen Wandels ist die positive
Wertschätzung des "Alten" und der "Älteren" eine eigene Herausforderung.
Immaterielles Kulturerbe ist immer auch durch Improvisation und Veränderung
gekennzeichnet, insbesondere auch durch kreative Anwendungen und
Veränderungen durch junge Generationen. Die Beschäftigung mit immateriellem
Kulturerbe fördert den interkulturellen Dialog und den Respekt für andere
Kulturen.

Immaterielles Kulturerbe hat aber nicht nur eine soziale, sondern auch eine
wirtschaftliche Bedeutung: Einerseits sind das über Generationen überlieferte
Wissen und die damit verbundenen vielfältigen Fertigkeiten, zum Beispiel Kunst-
und Handwerkstechniken oder eine bestimmte Aufführungspraxis, wichtige
kulturelle Ressourcen. Sie sind Ausdruck von Kreativität, Inspiration und
Erfindergeist einer Gesellschaft. Als gewachsene und tradierte Formen der
Kreativität bilden sie die Basis für neue Ideen und Entwicklungen. Andererseits
geht es auch um das Produkt dieser Kenntnisse und Fähigkeiten, wie z.B.
Naturheilprodukte, und die kommerzielle Nutzung durch Verkauf der Produkte,
Eintrittskarten für eine Aufführung oder eine Dienstleistung im Handwerk.

Ein Verlust des immateriellen Kulturerbes führt zu sozialer und kultureller
Verunsicherung oder Ausgrenzung, zu Identitätsverlust und sozialen Konflikten,
oft mittel- und langfristig auch mit ökonomischen Auswirkungen: Wie viel geht
verloren, wenn ein jährlich stattfindendes Festival, das zahlreiche Besucher von
außerhalb anzieht, nicht mehr stattfindet? Was wäre notwendig für die
Wiedererlangung des Wissens und der Fähigkeiten zur Organisation des
Festivals? Oder: Was geht verloren durch die Zerstörung traditioneller
landwirtschaftlicher Bewässerungssysteme, wenn kurzfristige Marktorientierung
die Anbauweisen dominiert?

Die Konvention aus dem Jahr 2003 betont den besonderen Charakter des
immateriellen Kulturerbes, das – im Gegensatz zum materiellen Erbe – an den
Menschen und die aktive Überlieferung gebunden ist. Dadurch unterliegt das
immaterielle Kulturerbe sehr stark gesellschaftlichen Transformationsprozessen
und ist weniger dauerhaft.

Die natürlichen Veränderungsprozesse der Traditionen sollen durch die
Konvention und ihre Mechanismen (Verzeichnisse, Listen, Erhaltungsprojekte
usw.) in keiner Weise behindert werden.

Landestrachten- und Volkstanzverband
Schleswig-Holstein

Wissen. Können. Weitergeben.

Warum ist zur Erhaltung immateriellen Kulturerbes eine Konvention nötig?

Die Verabschiedung der Konvention zur Erhaltung des immateriellen
Kulturerbes durch die UNESCO-Generalkonferenz im Jahr 2003 ist das Ergebnis
langjähriger Bemühungen der UNESCO-Mitgliedstaaten, rechtliche,
administrative und finanzielle Rahmenbedingungen zu schaffen, die der
Erhaltung dieses Erbes dienen. Das Übereinkommen ist ein schriftlicher Vertrag
zwischen Staaten und damit internationalem Recht unterworfen. Staaten, die
das Übereinkommen ratifizieren, willigen ein, daran gebunden zu sein. Wenn sie
das tun, werden sie zu Vertragsstaaten. Sie genießen damit alle Rechte und
übernehmen alle Pflichten, die das Übereinkommen festlegt. Hauptziele der
Konvention sind, immaterielles Kulturerbe zu erhalten, die Achtung vor dem
immateriellen Kulturerbe der jeweiligen Gemeinschaften zu gewährleisten, das
Bewusstsein für seine Bedeutung zu schärfen und internationale
Zusammenarbeit und Unterstützung zu fördern.

Das Übereinkommen rückt über Jahrhunderte überlieferte Traditionen, welche
unmittelbar von menschlichem Wissen und Können getragen werden, in den
Blickpunkt.

Quelle: https://www.unesco.de/kultur/immaterielles-kulturerbe/in-
deutschland.html


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